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Das Mineral Magnesio Lucchesiit ist ein sehr seltenes Ringsilikat aus der Turmalingruppe mit der idealisierten chemischen Zusammensetzung CaMg3Al6 Si6O18 BO3 3 OH 3O 4 Magnesio LucchesiitAllgemeines und KlassifikationIMA Nummer 2019 025 1 IMA Symbol Mlcc 2 Andere Namen Oxy Uvit 3 Chemische Formel CaMg3Al6 Si6O18 BO3 3 OH 3O 3 4 Mineralklasse und ggf Abteilung Silikate und Germanate RingsilikateSystem Nummer nach Strunz 9 Aufl 9 CK 05 5 Ahnliche Minerale Dravit Elbait Fluor Uvit Uvit SchorlKristallographische DatenKristallsystem trigonal 3 4 Kristallklasse Symbol 3 mVorlage Kristallklasse Unbekannte Kristallklasse 3 4 Raumgruppe R3m Nr 160 Vorlage Raumgruppe 160 3 4 Gitterparameter a synthetisch 15 927 3 6 naturlich 15 9910 3 A c synthetisch 7 184 3 6 naturlich 7 2224 2 A 3 4 Formeleinheiten Z 3 3 4 Physikalische EigenschaftenMohsharte 7 bis 8 4 Dichte g cm3 berechnet 3 168 3 175 4 Spaltbarkeit Bruch Tenazitat muschelig 4 Farbe naturlich schwarz 4 synthetisch farblosStrichfarbe Bitte erganzen Transparenz Bitte erganzen Glanz Glasglanz 4 KristalloptikBrechungsindizes nw 1 668 3 bis 1 665 5 4 ne 1 644 3 bis 1 645 5 4 Doppelbrechung d 0 024 bis 0 020Optischer Charakter einachsig negativ 4 Magnesio Lucchesiit kristallisiert mit trigonaler Symmetrie und bildet schwarze unregelmassige Korner oder prismatische Kristalle von wenigen Millimetern Grosse Anhand ausserer Kennzeichen ist Magnesio Lucchesiit nicht von anderen schwarzen Turmalinen zu unterscheiden Im Dunnschliff zeigt dieser Turmalin einen starken Pleochroismus von grunlich blau oder dunkelbraun nach gelblich braun bis farblos 4 Wie alle Minerale der Turmalingruppe ist Magnesio Lucchesiit pyroelektrisch und piezoelektrisch Gebildet wird Magnesio Lucchesiit meist bei der Kontaktmetamorphose basischer bis ultrabasischer calcium und magnesiumreicher Gesteine z B durch die Reaktion von Aktinolith Magnesio Hornblende oder Mineralen der Serpentingruppe mit borreichen Losungen Typlokalitat ist der Randbereich eines Lamprophyr Gangs in der Nahe des O Grady Batholith in den Nordwest Territorien Kanada Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie und Geschichte 2 Klassifikation 3 Chemismus 4 Kristallstruktur 5 Bildung und Fundorte 5 1 Kontaktmetamorphe Metabasite 5 2 Calcit Dolomit Marmore 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseEtymologie und Geschichte BearbeitenDie erste vollstandige Charakterisierung eines naturlichen Oxy Uvit Oxy Dravit Mischkristalls aus Ostafrika publizierte eine Arbeitsgruppe um Frank C Hawthorne von der University of Manitoba 1995 7 In der 1999 zusammen mit Darrell James Henry vorgestellten Klassifikation der Minerale der Turmalingruppe fuhrt Hawthorne den Oxy Dravit und den Oxy Uvit als hypothetische Endglieder auf 8 Als solche werden sie auch in der 2009 veroffentlichten IMA Klassifikation nach Strunz gefuhrt 9 Die ersten Synthesen von Oxy Uvit gelangen Gabriela von Gorne im Jahr 2000 an der Technischen Universitat Berlin 6 16 Jahre spater publizierten E J Berrymann und Mitarbeiter vom GeoForschungsZentrum in Potsdam Kristallstrukturuntersuchungen synthetischer Turmaline mit unterschiedlichen Kationen auf der X Position 10 Ferdinando Bosi beschrieb 2017 mit Mitarbeitern aus Schweden Italien und Tschechien einen Oxy Feruvit aus Indien und benannte das neue Mineral der Turmalingruppe Lucchesiit nach seinem im Jahr 2010 verstorbenen Kollegen Sergio Lucchesi 11 Zwei Jahre spater beschrieb Emily D Scribner von der Clemson University in South Carolina mit Mitarbeitern aus Kanada Italien Tschechien und Schweden das Magnesium Analog von Lucchesiit Sie benannten diesen neuen Turmalin nach seiner Zusammensetzung Magnesio Lucchesiit 3 4 Klassifikation BearbeitenIn der strukturellen Klassifikation der International Mineralogical Association IMA gehort Magnesio Lucchesiit zusammen mit Lucchesiit zur Untergruppe 3 der Calciumgruppe in der Turmalinobergruppe 12 13 Die 8 Auflage der Mineralsystematik nach Strunz kennt den Magnesio Lucchesiit noch nicht Auch im Lapis Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiss das sich im Aufbau noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet wird der Magnesio Lucchesiit noch nicht aufgefuhrt Stand 2018 14 Die von der IMA zuletzt 2009 aktualisierte 9 9 Auflage der Strunz schen Mineralsystematik fuhrt den Magnesio Lucchesiit noch als das hypothetische Endglied Oxy Uvit in der Klasse der Silikate und Germanate und dort in der Abteilung der Ringsilikate auf Diese ist weiter unterteilt nach der Grosse Verknupfung und Verzweigung der Silikatringe so dass das Mineral entsprechend seinem Aufbau in der Unterabteilung Si6O18 12 Sechser Einfachringe mit inselartigen komplexen Anionen zu finden ist wo es zusammen mit Ferri Feruvit Ferri Uvit Fluor Chromdravit Fluor Schorl Fluor Dravit Fluor Elbait Fluor Foitit Fluor Mg Foitit Fluor Olenit Fluor Rossmanit Hydroxy Buergerit heute Buergerit Hydroxy Feruvit heute Feruvit Hydroxy Liddicoatit heute Liddicoatit Hydroxy Uvit heute Uvit Oxy Chromdravit heute Oxy Chrom Dravit Oxy Dravit Oxy Elbait heute Darrellhenryit Oxy Ferri Foitit Oxy Feruvit heute Lucchesiit Oxy Foitit Oxy Liddicoatit Oxy Mg Ferri Foitit Oxy Mg Foitit Oxy Rossmanit und Oxy Schorl zu den hypothetischen Endgliedern der Turmalingruppe mit der System Nr 9 CK 05 gezahlt wird Auch die von der Mineraldatenbank Mindat org weitergefuhrte Strunz Klassifikation hier Strunz mindat ordnet den Magnesio Lucchesiit in die Unterabteilung Si6O18 12 Sechser Einfachringe mit inselartigen komplexen Anionen hier Si6O18 12 6 membered single rings with insular complex anions mit der System Nr 9 CK 05 5 Die vorwiegend im englischen Sprachraum gebrauchliche Systematik der Minerale nach Dana kennt den Magnesio Lucchesiit ebenfalls nicht Chemismus BearbeitenMagnesio Lucchesiit ist das Mg2 Analog von Lucchesiit bzw das Oxy Analog von Uvit und Fluor Uvit und hat die idealisierte Zusammensetzung X Ca Y Mg2 3 Z Al6 T Si6O18 BO3 3 V OH 3 W O wobei X Y Z T V und W die Positionen in der Turmalinstruktur sind 4 Fur die Kristalle aus der Typlokalitat und von der Insel Elba wurden folgende empirischen Zusammensetzungen bestimmt 4 O Grady Batholith X Ca0 6Na0 39K0 01 Y Mg2 2 02Fe2 0 62Fe3 0 09Ti4 0 25V3 0 01Cr3 0 01 Z Al5 31Fe3 0 69 T Si5 98Al0 02 6O18 BO3 3 V OH 2 59O0 41 W O0 78F0 22 San Piero in Campo X Ca0 88Na0 12 Y Mg2 1 45Fe2 0 40Fe3 0 36Al0 79 Z Al6 T Si5 05Al0 95 O18 BO3 3 V OH 2 90O0 10 W O0 98F0 02 Angegeben ist jeweils die geordnete Verteilung von Kationen und Anionen wie sie fur eine Klassifikation benotigt wird Magnesio Lucchesiit bildet Mischungsreihen mit einem hypothetischen Magnesio Adachiit Uvit Fluor Uvit Lucchesiit und dem hypothetischen Oxy Magnesio Foitit entsprechend der Austauschreaktionen Y Mg2 Y Fe2 Lucchesiit 4 Z Al3 W O2 Z Mg2 W F Fluor Uvit 4 Z Al3 W O2 Z Mg2 W OH Uvit 7 T Si4 W O2 T Al3 W OH Magnesio Adachiit 4 X Ca2 2 Y Mg2 X 2 Y Al3 Oxy Magnesio Foitit 6 Kristallstruktur BearbeitenMagnesio Lucchesiit kristallisiert mit trigonaler Symmetrie in der Raumgruppe R3m Raumgruppen Nr 160 Vorlage Raumgruppe 160 mit 3 Formeleinheiten pro Elementarzelle Die Gitterparameter des Magnesio Lucchesiit aus der Typlokalitat sind a 15 9910 3 A c 7 2224 2 A 4 Die Struktur ist die von Turmalin Calcium Ca2 wird auf der von 9 Sauerstoffen umgebenen X Position eingebaut und Silicium Si4 besetzt die tetraedrisch von 4 Sauerstoffionen umgebene T Position Magnesium Mg2 und Aluminium Al3 verteilen sich relativ gleichmassig auf die oktaedrisch koordinierten Y und Z Positionen Die Anionenposition V ist mit OH Gruppen belegt die W Position enthalt O2 4 Bildung und Fundorte BearbeitenGebildet wird Magnesio Lucchesiit bei der hydrothermalen Uberpragung von magnesiumreichen Gesteinen durch borreiche Losungen Bislang 2021 sind zwei verschiedene Typen des Auftretens beschrieben worden 4 15 Kontaktmetamorphe Metabasite Bearbeiten Hier bildet sich Magnesio Lucchesiit bei der Reaktion von magnesiumreichen Silikaten mit borreichen Losungen In der Typlokalitat dem Randbereich eines Lamprophyr Gangs in der Nahe des O Grady Batholith in den Nordwest Territorien Kanada tritt Magnesio Lucchesiit in schmalen Zonen am Rand von grosseren Turmalinkristallen auf Begleitminerale sind hier die Minerale des Lamprophyrs Aktinolith und Magnesio Hornblende bei deren Abbau er sich gebildet hat Plagioklas Kalifeldspat Quarz Titanit Diopsid Apatit Allanit Ce und Zirkon sowie sekundarer Klinochlor Neben dem seltenen Magnesio Lucchesiit enthalten die Turmalinaggregate noch Dravit Uvit Fluor Uvit und Feruvit 4 Im zweiten Vorkommen unmittelbar sudlich von San Piero in Campo auf der Insel Elba in Italien tritt Magnesio Lucchesiit in feinen hydrothermalen Gangen und Rissen im Meta Serpentinit der Kontaktaureole der Monte Capanne Monzonitintrusion auf Begleitminerale sind hier neben anderen calciumreichen Turmalinen Uvit Chlorit Hellglimmer Titanit und teilweise oxidierter Pyrit 4 Calcit Dolomit Marmore Bearbeiten In den Marmoren bei Cerna in Sudbohmen Tschechien tritt Magnesio Lucchesiit zusammen mit Dravit Fluor Uvit Calcit Dolomit Kalifeldspat Plagioklas Epidot und Apatit auf Er bildete sich bei der Regionalmetamorphose von Kalksilikatgesteinen mit evaporitischen Anteilen 16 4 Weblinks BearbeitenMagnesio lucchesiite In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 9 April 2021 englisch Einzelnachweise Bearbeiten Malcolm Back Cristian Biagioni William D Birch Michel Blondieau Hans Peter Boja und andere The New IMA List of Minerals A Work in Progress Updated January 2023 PDF 3 7 MB In cnmnc main jp IMA CNMNC Marco Pasero Januar 2023 abgerufen am 26 Januar 2023 englisch Laurence N Warr IMA CNMNC approved mineral symbols In Mineralogical Magazine Band 85 2021 S 291 320 doi 10 1180 mgm 2021 43 englisch cambridge org PDF 351 kB abgerufen am 5 Januar 2023 a b c d e f g E D Scribner J Cempirek L A Groat R J Evans Magnesio lucchesiite IMA 2019 025 CNMNC Newsletter No 50 In Mineralogical Magazine Band 83 2019 doi 10 1180 mgm 2019 46 englisch a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z aa Emily D Scribner Jan Cempirek Lee A Groat R James Evans Cristian Biagioni Ferdinando Bosi Andrea Dini Ulf Halenius Paolo Orlandi Marco Pasero Magnesio Lucchesiite CaMg3Al6 Si6O18 BO3 3 OH 3O A New Species Of The Tourmaline Supergroup In American Mineralogist Band 106 Nr 6 2021 S 862 871 doi 10 2138 am 2021 7496 englisch a b Strunz mindat 2023 Classification Si6O18 12 6 membered single rings with insular complex anions In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 4 Oktober 2023 englisch a b c d G von Goerne G Franz Synthesis of Ca tourmaline in the system CaO MgO Al2O3 SiO2 B2O3 H2O HCl In Mineralogy and Petrology Band 69 2000 S 161 182 englisch a b Matthew C Taylor Mark A Cooper Fannk C Hawthorne Local Charge compensation in Hydroxyl deficient Uvite In The Canadian Mineralogist Band 33 2016 S 1215 1221 englisch rruff info PDF 595 kB abgerufen am 4 September 2021 Frank C Hawthorne Darrell J Henry Classification of the 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September 2021 Darrell J Henry Milan Novak Frank C Hawthorne Andreas Ertl Barbara L Dutrow Pavel Uher Federico Pezzotta Nomenclature of the tourmaline supergroup minerals In The American Mineralogist Band 96 2011 S 895 913 englisch rruff info PDF 617 kB abgerufen am 13 Dezember 2020 Darrell J Henry Barbara L Dutrow Tourmaline studies through time contributions to scientific advancements In Journal of Geosciences Band 63 2018 S 77 98 englisch jgeosci org PDF 2 2 MB abgerufen am 12 August 2020 Stefan Weiss Das grosse Lapis Mineralienverzeichnis Alle Mineralien von A Z und ihre Eigenschaften Stand 03 2018 7 vollkommen neu bearbeitete und erganzte Auflage Weise Munchen 2018 ISBN 978 3 921656 83 9 Fundortliste fur Magnesio Lucchesiit beim Mineralienatlas deutsch und bei Mindat englisch abgerufen am 4 September 2021 Lukas Krmicek Milan Novak Robert B Trumbull Jan Cempirek Stanislav Houzar Boron isotopic variations in tourmaline from metacarbonates and associated calc silicate rocks from the Bohemian Massif Constraints on boron recycling in the Variscan orogen In Geoscience Frontiers Band 12 Nr 1 2021 S 219 230 doi 10 1016 j gsf 2020 03 009 englisch Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Magnesio Lucchesiit amp oldid 239001120