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Die ehemalige Komturei Lietzen des Templerordens ist ein Gebaudeensemble in Lietzen im Landkreis Markisch Oderland in Brandenburg Sie wird von der Familie von Hardenberg genutzt Die Kirche gehort zu den Offenen Kirchen 1 Komturei LietzenKomtureikirche links das HerrenhausSpeichergebaudeInnenansicht der KircheInnenansicht nach WestenAltar Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Lage 3 Komtureikirche 3 1 Architektur 3 2 Ausstattung 4 Komtureigebaude 4 1 Herrenhaus 4 2 Speichergebaude 5 Park 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie Komturei Lietzen wird 1244 erstmals urkundlich im Zehntvertrag mit dem Bischof von Lebus erwahnt existierte jedoch vermutlich bereits 1229 Nach der Auflosung des Templerordens im Jahr 1312 wurde dessen Lietzener Besitz 1318 vom Johanniterorden ubernommen Die letzten nachweislich residierenden Komture waren Friedrich Albert Albrecht von Schwerin und Friedrich Wilhelm Graf von Schwerin 2 Mit der Sakularisation kam die Komturei 1812 in den Besitz des Konigreichs Preussen 1814 ubereignete Konig Friedrich Wilhelm III von Preussen das Rittergut als Schenkung seinem Staatskanzler Furst Karl August von Hardenberg fur dessen Verdienste Die Komturei wurde als klassisches Rittergut im Gesamtguterkomplex der Standesherrschaft Neuhardenberg gefuhrt Lietzen beinhaltete 1929 also kurz vor der grossen Wirtschaftskrise 1949 ha Davon waren 849 ha Forsten Die Komturei wurde von einem Oberinspektor geleitet und war zugleich Wohnsitz vom Oberverwalter zumeist ein Ober Amtmann 3 Aufgrund der Beteiligung von Carl Hans Graf von Hardenberg am Attentat und Staatsstreich vom 20 Juli 1944 wurde der Gutshof der Familie sowie der gesamte Grundbesitz von den Nationalsozialisten beschlagnahmt Nach Kriegsende wurden im Zuge der Bodenreform in der sowjetischen Besatzungszone Junkerland in Bauernhand die Hardenbergs 1945 in der SBZ endgultig enteignet Zu DDR Zeiten wurde die Komturei spater zum VEG Lietzen Volkseigenes Gut und Schweinezuchtbetrieb Da die Familie von Hardenberg bereits im Dritten Reich wegen ihrer Beteiligung am Attentat vom 20 Juli 1944 de facto enteignet worden war konnte sie nach der deutschen Wiedervereinigung im Rahmen der Ruckubertragung ihre Anspruche auf die Komturei Lietzen geltend machen Seit 1993 ist die Komturei wieder privater Familienbesitz derer von Hardenberg die die Komturei und den dazugehorigen landwirtschaftlichen Betrieb wieder bewirtschaften Das Gelande der Komturei sowie die Komtureikirche sind offentlich zuganglich Lage BearbeitenDer ehemalige Tempelhof Lietzen mit der Komtureikirche steht auf erhohtem Platz mit einem sudostlich vorgelagerten vermutlich kunstlich angestauten Fischteich Kuchensee Die Anlage zeigt Parallelen zu den anderen Grundungen des Ritterordens Teile der aus Feldsteinquadern gesetzten Umfassungsmauern der unter Furst von Hardenberg ausgebauten Hofanlage stammen noch aus dem spaten 13 Jahrhundert Das gesamte eingefriedete Komtureigelande hat eine Flache von etwa 20 ha 4 Komtureikirche BearbeitenArchitektur Bearbeiten Die Kirche ist eine zu grossen Teilen aus Feldsteinmauerwerk erbaute Saalkirche von drei Jochen und einem funfseitig schliessenden Chor mit einem wohlgestalteten spatgotischem Sterngewolbe Die westlichen Teile wurden als sorgfaltig gefugter Feldsteinbau im ersten Drittel des 13 Jahrhunderts erbaut An der Sudseite ist ein spitzbogiges Stufenportal eingefugt die ursprunglichen von Quadern eingefassten rundbogigen Fensteroffnungen wurden spater vermauert Am Ende des 15 Jahrhunderts erfolgte eine Erweiterung nach Osten in Backstein mit Strebepfeilern fur das Gewolbe und die Anfugung einer Sakristei an der Nordseite Im Jahr 1624 wurden die Fenster verandert Im Jahr 1712 wurde ein Fachwerkturmchen mit offener Laterne aufgesetzt Nach Kriegsschaden wurde das Bauwerk restauriert Ausstattung Bearbeiten Das Hauptstuck der Ausstattung ist ein aus der Grundform einer Adikula entwickelter Kanzelaltar aus der Zeit um 1710 dessen vorgestellte Saulen mit Laubwerk dekoriert sind Das von Pilastern flankierte Gehause schliesst mit einem Segmentbogen ab Seitwarts sind die Figuren von Mose und Johannes des Taufers aufgestellt Das Rahmenwerk und die Altarbekronung sind ebenfalls aus Akanthus gestaltet mit den Familienwappen derer von Schlieben und von Wolff Am polygonalen durch Laubwerkspfeiler gegliederten Kanzelkorb sind die Figuren von Christus und der vier Evangelisten angeordnet Auf dem Schalldeckel steht ein Kruzifix Ein schwebender Taufengel wurde 1730 angefertigt Mehrere Epitaphien und Grabdenkmaler sind erhalten Dazu gehort eine Ritzgrabplatte aus Kalkstein fur Magister Johannes de Neundorf 1276 an der Sudwand die als altestes Zeugnis dieser Art in der Region hervorzuheben ist Ein Kindergrabstein fur Adolf von Thumen 1585 ist weiter zu erwahnen An den Wanden sind zwei wohlgestaltete Wappenschilde von 1544 und ein weiteres von 1595 angebracht Drei Glocken wurden 1698 von Johann Jakob Mangold aus Stettin gegossen Eine Turmuhr mit Steingewicht aus dem Jahr 1791 wurde von M Wangerin aus Kustrin geschaffen Das prachtvolle Wandepitaph des Feldmarschalls Georg Freiherr von Derfflinger 1695 war von 1975 bis 2006 hier untergebracht Es verdient als eine Berliner Arbeit unter dem Einfluss Schluters Beachtung Der Sandsteinaufbau war fruher von farbigen Stuckdraperien gefasst Der stilisierte Sarkophag mit einer Inschrift ist uber einem Wappensockel angeordnet und mit zwei seitlich darauf sitzenden Sklaven versehen Daruber befindet sich eine von Kriegstrophaen und fliegenden Putten umrahmte ovale Kartusche auf einem Volutensockel ehemals mit einer seit 1945 fehlenden Alabasterbuste Derfflingers Das Epitaph wurde wieder in die inzwischen instandgesetzte Kirche Gusow Platkow zuruckgebracht 5 Komtureigebaude BearbeitenHerrenhaus Bearbeiten Das Herrenhaus ist ein zweigeschossiger Feldsteinbau mit Walmdach ostlich neben der Kirche das 1690 unter Verwendung alterer Bausubstanz erbaut und nach 1814 umgebaut wurde Der durch hohe Rechteckfenster regelmassig gegliederte Baukorper ist in 7 3 Achsen gegliedert Im Innern ist ein durch zwei Geschosse fuhrendes Treppenhaus eingeordnet Alle Raume sind mit reich verzierten Rahmenstuckdecken und emblematischer Plafondmalerei mit Bezug 6 auf den Johanniterorden aus der Bauzeit des Hauses versehen Speichergebaude Bearbeiten Das Speichergebaude ist ein rechteckiger unterkellerter Feldsteinquaderbau mit einem hohen Satteldach aus der zweiten Halfte des 14 Jahrhunderts Die Traufseiten sind mit regelmassig angeordneten kleinen Rechteckfenstern versehen An der westlichen Giebelfront ist ein rundbogiges Stufenportal in einer Quaderblende angeordnet an beiden Giebelseiten sind im Dachgeschoss mehrere kleine teils spitzbogige Zwillingsfenster in einer rechteckigen Sandsteinblende eingebaut Das Speichergebaude wurde mehrfach durch Raub und Plunderung beschadigt und wiederhergestellt weshalb besonders der Ostgiebel vermutlich erst in der Zeit nach dem Dreissigjahrigen Krieg seine heutige Gestalt erhielt 4 Park BearbeitenDer Park wurde in der Zeit nach 1814 angelegt und war ehemals uber die an der Ostseite des Herrenhauses angelegte Freitreppe zuganglich Der Kuchensee und der Grosse See wurden in die Landschaftsgestaltung einbezogen Literatur BearbeitenGeorg Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Brandenburg Deutscher Kunstverlag Munchen Berlin 2012 ISBN 978 3 422 03123 4 S 625 Dirk Schumann Gebhard Graf von Hardenberg Ernst Badstubner Die Komturei Lietzen in Schlosser und Garten der Mark Heft 115 Hrsg Sibylle Badstubner Groger Deutsche Gesellschaft e V Berlin 2010 ISBN 978 3 941675 21 6 Heinrich Trost Beate Becker Horst Buttner Ilse Schroder Christa Stepansky Die Bau und Kunstdenkmale der DDR Bezirk Frankfurt Oder Henschelverlag Kunst und Gesellschaft Berlin 1980 S 273 276 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Komturei Lietzen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Ubersicht der Commendatoren zu Lietzen aus 1859 Eintrag zur Denkmalobjektnummer 09180518 in der Denkmaldatenbank des Landes Brandenburg Informationen zur Komturei Lietzen auf der Website des Forderkreises Alte KirchenEinzelnachweise Bearbeiten Informationen auf den Seiten des Forderkreises Alte Kirchen in Brandenburg Abgerufen am 11 September 2020 Ludwig Gollmert Wilhelm Graf von Schwerin Leonhard Graf von Schwerin Hrsg Geschichte des Geschlechts von Schwerin I Allgemeine Geschichte des Geschlechts von Schwerin Anhang 8 Liste der Ritter des Johanniter Ordens aus dem Geschlecht von Schwerin Wilhelm Gronau Berlin 1878 S 171 172 uni duesseldorf de abgerufen am 11 Oktober 2022 Ernst Seyfert Hans Wehner Alexander Haussknecht GF Hogrefe Niekammer s Landwirtschaftliches Guter Adressbucher Band VII Landwirtschaftliches Adressbuch der Ritterguter Guter und Hofe der Provinz Brandenburg 1929 Verzeichnis samtlicher Ritterguter Guter und Hofe von ca 20 ha aufwarts In Mit Unterstutzung von Staats und Kommunalbehorden sowie des Brandenburgischen Landbundes zu Berlin sowie der Kreislandbunde 4 Auflage Reg Bez Frankfurt a d O Kreis Lebus Letzte Ausgabe Paul Niekammer Reihe Verlag Niekammer s Adressbucher GmbH Leipzig 1929 S 200 202 martin opitz bibliothek de abgerufen am 12 Juli 2022 a b Komturei Lietzen auf den Routen der Romanik in Berlin und Brandenburg Abgerufen am 14 Januar 2021 Information zum Derfflinger Epitaph auf den Seiten des Museum Platkow Abgerufen am 12 September 2020 Adolf von Winterfeld Geschichte des Ritterlichen Ordens St Johannis vom Spital zu Jerusalem Mit besonderer Berucksichtigung der Ballei Brandenburg oder des Herrenmeisterthums Sonnenburg Hrsg Johanniterorden 4 Die innere Organisation der Ballei Brandenburg e Gorgast Martin Berendt Berlin 1859 S 783 784 uni duesseldorf de abgerufen am 11 Juli 2022 Normdaten Geografikum GND 7856395 1 lobid OGND AKS VIAF 242822907 Kommenden Komtureien und Ordens Amter des Johanniterordens der Ballei Brandenburg bzw der Protoballei Sachsen Brandenburg Kommenden Komtureien Braunschweig Burschen Gartow Goslar Gorgast Kraak Lagow Liebschau Lietzen Mirow Nemerow Quanthof Quartschen Rorchen Schivelbein Schlawe Schoneck Supplingenburg Stargard Tempelburg Tempelhof Werben Wietersheim Wildenbruch Zachan ZielenzigOrdensamter Gruneberg Friedland Rampitz Schenkendorf Schwiebus Sonnenburg 52 483768 14 335404 Koordinaten 52 29 1 6 N 14 20 7 5 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Komturei Lietzen amp oldid 226957056