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Die Kommunistische Partei Estlands estnisch Eestimaa Kommunistlik Partei war von 1920 bis 1990 die fuhrende kommunistische Partei in Estland Wahrend der sowjetischen Besetzung und Annexion Estlands fungierte sie als estnische Unterorganisation der KPdSU Eestimaa Kommunistlik Partei EKP Kommunistische Partei EstlandsPartei vorsitzender Karl Sare 1940 1943 Nikolai Karotamm 1943 1950 Johannes Kabin 1950 1978 Karl Vaino 1978 1988 Vaino Valjas 1988 1990 Grundung 1920Grundungs ort TallinnVerbot 1990 Eesti Demokraatlik Toopartei ab 1992 Haupt sitz TallinnJugend organisation KomsomolAus richtung KommunismusMarxismus Leninismus Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Revolution in Russland 3 Oktoberrevolution 4 Zwischenkriegszeit 5 Sowjetische Besetzung und Annexion 6 Nach 1990 7 Literatur 8 Filme 9 AnmerkungenVorgeschichte BearbeitenSozialistisch revolutionares Gedankengut erreichte angesichts politischer Unterdruckung die baltischen Provinzen Russlands relativ spat Erst Ende des 19 Jahrhunderts breiteten sich marxistische Ideen in Estland und Livland aus die damals zum russischen Zarenreich gehorten Um die Jahrhundertwende bildeten sich wie in den anderen Teilen Europas verschiedene marxistische Zirkel Einfluss auf die Entwicklung im Baltikum ubte insbesondere die Entstehung der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Russlands Rossijskaya social demokraticheskaya rabochaya partiya aus die 1898 in Minsk in der Illegalitat entstanden war 1902 wurde die Partei noch einmal im Londoner Exil gegrundet In Narva Tartu und Parnu grundeten daraufhin linksgerichtete Esten im Untergrund Unterorganisationen der Partei Nach der Spaltung der Partei in zwei Lager auf dem Parteitag 1903 die Bolschewiki Mehrheitler und Menschewiki Minderheitler nannte sich die bolschewistische Fraktion unter Lenin Sozialdemokratische Arbeiterpartei Russlands Bolschewiki RSDAP B Die Fraktion konstituierte sich 1912 als eigenstandige Partei Revolution in Russland BearbeitenMit der Russischen Revolution von 1905 versuchte die Sozialdemokratische Arbeiterpartei Russlands ihre Anhangerschaft auch im Baltikum zu vergrossern Die Mitgliederschaft wuchs dort trotz Verfolgung durch die zaristischen Behorden auf etwa tausend an Gleichzeitig spalteten auch in Estland unterschiedliche ideologische Positionen zwischen einzelnen Flugeln immer wieder die marxistischen Gruppen Auf der Konferenz der estnischen Sektion der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Russlands vom 2 bis zum 4 Marz 1907 im damals finnischen Terijoki bei Sankt Petersburg setzten sich in Estland endgultig die radikaleren Bolschewiki gegen die Menschewiki durch Daraufhin spalteten sich die Menschewiki unter dem Namen Estnische Sozialdemokratische Arbeiterpartei Eesti Sotsiaaldemokraatlik Tooliste Partei unter Fuhrung von August Rei Mihkel Martna und Karl Ast von den Bolschewiki ab Oktoberrevolution BearbeitenMit der Oktoberrevolution im November 1917 in Russland versuchten auch in Estland und Nord Livland die Bolschewiki die alleinige Macht zu ubernehmen Die Staatsgewalt wurde dort vom November 1917 bis Februar 1918 vom Kriegs Revolutionskomitee Estlands Eestimaa Soja Revolutsioonikomitee ausgeubt Dessen Vorsitzender war Iwan Rabtschinski sein Stellvertreter Viktor Kingissepp Die Regierungszeit der Kommunisten war begleitet von der Ermordung Oppositioneller im nordlichen Livland und Estland unter anderem der orthodoxe Bischof Platon und lutherische Pastoren wie Walther Paucker und Traugott Hahn 1918 benannten sich die Bolschewiki in Kommunistische Partei Russlands B um Am 24 Februar 1918 wurde von demokratischen Kraften der burgerlich orientierten Provisorischen Regierung Estlands die unabhangige Republik Estland ausgerufen Diese stellte sich bewusst gegen die Bolschewiki Im anschliessenden Freiheitskrieg gegen Sowjetrussland verteidigte Estland seine Selbstandigkeit aber auch sein demokratisches Regierungssystem nach westlichem Muster Mit dem Friedensvertrag von Tartu vom 2 Februar 1920 musste Sowjetrussland die Selbstandigkeit Estlands anerkennen Allerdings setzte die bolschewistische Regierung in Russland alles daran Estland durch subversive Massnahmen in einen kommunistischen Staat zu verwandeln Die folgenden estnischen Regierungen verfolgten daher die estnischen Bolschewiki als angeblich bzw tatsachlich von Moskau gesteuerte Umsturzler Zwischenkriegszeit Bearbeiten nbsp Jaan Anvelt Photographie von 1925 Am 5 November 1920 wurde mit Unterstutzung der russischen Bolschewiki in Tallinn im Untergrund die Kommunistische Partei Estlands EKP 1 gegrundet Sie agierte konspirativ und in der Illegalitat Enge Kontakte unterhielt sie mit der Kommunistischen Partei Russlands KPR B 2 Der Glaube an die unmittelbar bevorstehende Weltrevolution war auch in der EKP stark verbreitet 1922 beschloss die Kommunistische Partei Estlands sich der Komintern anzuschliessen Der rechte Flugel der Partei lehnte dies ab und spaltete sich endgultig als Selbstandige Sozialistische Arbeitspartei Iseseisev Sotsialistlik Tooliste Partei von der EKP ab Die junge Republik Estland verfolgte immer harter die Kommunisten die sie als Handlanger der sowjetischen Regierung ansah Am 3 Mai 1922 nahm der estnische Verfassungsschutz Kaitsepolitseiamet den Grunder und Parteifuhrer der EKP Viktor Kingissepp der sich in Tallinn versteckt hielt fest Er wurde am selben Tag in einem Schnellverfahren zum Tode verurteilt und erschossen Seine Leiche wurde ins Meer geworfen 1923 wurde der fuhrende Kommunist Jaan Kreuks erschossen Vom 10 bis 27 November 1924 fand nach bereits bekannt gewordenen Umsturzplanen der sogenannte Prozess der 149 statt Darin wurden 149 angebliche Kommunisten wegen Spionage zu Gunsten der Sowjetunion angeklagt Einer wurde hingerichtet 141 zu teils lebenslangen Haftstrafen und Zwangsarbeit verurteilt Gleichzeitig spielten die kommunistischen Ideen in Estland zu keiner Zeit eine wichtige politische Rolle Am 1 Dezember 1924 versuchten Mitglieder der EKP mit materieller und personeller Hilfe der Sowjetunion einen Staatsstreich in Estland durchzufuhren Er wurde von den estnischen Kommunisten Jaan Anvelt und Karl Rimm geleitet Der gewaltsame Versuch die Macht an sich zu reissen brach allerdings noch am selben Tag wegen mangelnder Unterstutzung der estnischen Bevolkerung und des estnischen Militars zusammen Das estnische Staatsoberhaupt Friedrich Karl Akel entging knapp einem Mordversuch der Putschisten Von den etwa 350 Aufstandischen wurden 125 bei Kampfen getotet Einem Teil der Kommunisten unter ihnen Anvelt gelang die Flucht in die Sowjetunion andere wurden zu langjahrigen Haftstrafen verurteilt Sowjetische Besetzung und Annexion Bearbeiten nbsp Sportler verlangen den Anschluss Estlands an die Sowjetunion Tallinn 17 Juli 1940Mit dem Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde die Selbstandigkeit der baltischen Staaten sowie Finnlands immer mehr gefahrdet Im Sommer 1940 wurde Estland gemass den Geheimvereinbarungen des Hitler Stalin Paktes von der Roten Armee besetzt Die EKP und ihre Funktionare fungierte von nun an als Unterorganisation der KPdSU Noch in den 1950er Jahren wurden zahlreiche estnische Kommunisten aus ihren Amtern vertrieben und durch russische Kommunisten estnischer Herkunft ersetzt 1940 wurde die EKP zur einzig zugelassenen Partei in der Estnischen Sozialistischen Sowjetrepublik erklart Den Stalinismus bekam die estnische Bevolkerung mit voller Harte zu spuren Die Verstaatlichung der Betriebe Enteignungen die Deportation grosser Teile der estnischen Elite nach Sibirien die Verfolgung politischer Gegner und die Russifizierung der estnischen Gesellschaft wurden von der EKP durchgefuhrt bzw unterstutzt Die estnische Wirtschaft wurde vollstandig in eine Planwirtschaft nach sowjetischem Muster umgestaltet Die Ersten Sekretare des Zentralkomitees der EKP fuhrten bis 1988 die Politik Moskaus in Estland aus Als Kaderpartei gehorten der EKP in der Zeit der sowjetischen Besetzung etwa 15 Prozent der estnischen Bevolkerung an Der Anteil der Esten innerhalb der EKP wird auf 40 bis 55 Prozent geschatzt Erste Sekretare des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Estlands wahrend der sowjetischen Besetzung Estlands waren Karl Sare 1940 1941 Nikolai Karotamm 1944 1950 Johannes Kabin 1950 1978 Karl Vaino 1978 1988 Vaino Valjas 1988 1995 3 Nach 1990 BearbeitenErst die Ara Gorbatschow und der Zusammenbruch der Sowjetunion brachten Ende der 1980er Jahre wieder politische Freiheit und Pluralismus nach Estland Die Einparteienherrschaft der EKP wurde schliesslich abgeschafft Kurz vor der Wiedererlangung der staatlichen Unabhangigkeit Estlands schwor die EKP auf einem Kongress am 25 Marz 1990 dem Kommunismus ab und erklarte sich zu einer sozialdemokratischen Partei Sie trat aus der KPdSU aus Daraufhin spaltete sich ein Teil der kommunistischen Altkader ab 4 Die EKP benannte sich im November 1992 in Demokratische Arbeitspartei Estlands Eesti Demokraatlik Toopartei um im Januar 1998 in Sozialdemokratische Arbeitspartei Estlands Eesti Sotsiaaldemokraatlik Toopartei und im Dezember 2004 im Estnische Linkspartei Eesti Vasakpartei Sie versucht sich seitdem mit einem Demokratischen Sozialismus zu profilieren Seit 2004 ist die Estnische Linkspartei Mitglied der Europaischen Linkspartei Politisch ist sie bedeutungslos Bei den estnischen Parlamentswahlen 2007 erhielt sie 0 1 der Stimmen Literatur BearbeitenKapitel Der Aufstand in Reval In A Neuberg Pseudonym fur Hans Kippenberger Michail Nikolajewitsch Tuchatschewski und Ho Chi Minh Der bewaffnete Aufstand Versuch einer theoretischen Darstellung Eingeleitet von Erich Wollenberg Europaische Verlags Anstalt Frankfurt am Main 1971 ISBN 3 434 45006 8 S 44 66 Originalausgabe Moskau 1928 unter der Legende Zurich Filme BearbeitenDecember Heat Internationaler Titel estnisch Detsembrikuumus Estland 2008 Regie Asko Kase mit Sergo Vares Historisches Drama uber den kommunistischen Aufstand am 1 Dezember 1924 in Reval Anmerkungen Bearbeiten bis 1923 Eestimaa Kommunistlik bolsevike Partei EK b P ab 1925 Kommunistische Allunions Partei WKP b ab 1992 Parteivorsitzender der Nachfolgepartei Demokratische Arbeitspartei Estlands Eesti Demokraatlik Toopartei Die altkommunistischen Abweichler blieben allerdings bedeutungslos und losten sich 1998 offiziell als Partei auf Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kommunistische Partei Estlands amp oldid 233098931