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Die Herz Jesu Kirche anhoren ist die alteste nachreformatorische katholische Kirche in Erlangen Sie entstand aus einem Bethaus von 1790 in zwei Bauphasen 1849 50 und 1895 1963 66 und 2008 wurden bei Sanierungsarbeiten jeweils tiefgreifende Veranderungen im Innenraum und an der Ausstattung vorgenommen Seit 2006 gehort die Pfarrei zusammen mit St Bonifaz und St Sebald zum Pfarreienverbund Erlanger Mitte im Dekanat Erlangen des Erzbistums Bamberg 1 Aussenansicht der Herz Jesu Kirche von Sudwesten Katholischer Kirchenplatz Innenraum Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Geschichte 3 Architektur 3 1 Aussenbau 3 2 Innenraum 4 Kunst 5 Orgel 6 Literatur 7 Einzelnachweise 8 WeblinksLage BearbeitenDie Herz Jesu Kirche befindet sich am Katholischen Kirchenplatz am nordostlichen Rand der Erlanger Altstadt der nach Westen hin einen ausgedehnten parkahnlichen Vorplatz bildet Unmittelbar ostlich des Gotteshauses liegt der Maximiliansplatz um den sich zahlreiche Einrichtungen der Friedrich Alexander Universitat und des Universitatsklinikums sowie der Schlossgarten gruppieren Geschichte Bearbeiten nbsp Bethaus von 1788Im 16 Jahrhundert gehorte Erlangen zum Furstentum Bayreuth und wurde zusammen mit diesem lutherisch Katholischer Gottesdienst wurde erst im 18 Jahrhundert schrittweise wieder zugelassen nachdem durch Zuwanderung langsam eine kleine katholische Gemeinde entstanden war Diese wurde von dem Pfarrer von Buchenbach und Hannberg betreut Erst im Jahr 1784 gestattete Markgraf Karl Alexander von Bayreuth den Katholiken die private Religionsausubung So konnte am 11 April 1784 im Altstadter Rathaussaal die erste heilige Messe gefeiert werden Am 6 Mai 1784 wurde die Gemeinde zur Kuratie erhoben und sie erhielt die Genehmigung zum Bau eines Bethauses also einer turmlosen Kirche in Form eines Wohnhauses ausserhalb der damaligen Stadt Die Grundsteinlegung erfolgte am 20 Marz 1787 die Weihe auf den Namen Maria Schmerzen konnte im Jahr 1790 vorgenommen werden Es handelte sich um ein neunachsiges Haus das sich nur durch die aufwandige Portalgliederung und den Giebel mit der Inschrift Soli Deo Gloria Allein Gott sei Ehre von den Burgerhausern unterschied Die Plane von 1786 zeigen uberdies den Innenraum als einfachen Saalraum an dessen Ostseite ein Altar mit vorgelagerten Halbsaulen stand 2 3 4 Am 24 Februar 1813 nunmehr unter koniglich bayerischer Regierung wurde das Religionsexertitium in Erlangen zur Pfarrei erhoben und die offentliche Ausubung der pfarrlichen Rechte und Funktionen gestattet Zu dieser Zeit waren etwa drei Prozent der Einwohner katholisch Der Zuzug hielt an und verstarkte sich infolge der Industrialisierung 1910 machten die Katholiken etwa ein Drittel der Einwohnerschaft aus In diesem Jahr war auch zum ersten Mal eine Fronleichnamsprozession ausserhalb des Kirchengebaudes gestattet Aufgrund des raschen Gemeindewachstums wurden in den Jahren 1854 1887 und 1906 Kaplansstellen errichtet Der Pfarrsprengel umfasste damals die Stadt Erlangen mit Alterlangen und Sieglitzhof Atzelsberg mit Rathsberg Bubenreuth Buckenhof Kleinseebach mit Baiersdorfermuhle Mohrendorf mit Oberndorf und Spardorf 4 5 1849 50 entstand auf den Grundmauern des Bethauses eine Kirche ein geosteter Saalbau mit einem schlanken Glockenturm mit polygonalem Obergeschoss und Kegelspitze im Westen Fenster und Wandgliederungen haben den Stil der Munchner Neuromanik den sogenannten Rundbogenstil am Ubergang vom Klassizismus zur Neuromanik Die Plane durfte der Ansbacher Zivilbauinspektor Andreas Schulz e erstellt haben Sie wurden allerdings vom Munchner Baukunstausschuss unter der Leitung Leo von Klenzes sowie von den Regierungsbaubehorden in Ansbach und Nurnberg uberarbeitet An den Entwurfen fur die Ausstattung war unter anderem Eduard Burklein beteiligt der fur den Hochaltar verantwortlich zeichnete 3 Dem weiteren Gemeindewachstum wurde in den Jahren 1895 96 mit einer Uminterpretation des bisherigen Baus zum Querschiff und einem geraumigen Anbau quer dazu Rechnung getragen Dieses neue Langhaus mit reprasentativem Portal im Suden wurde stilistisch der vorhandenen Kirche angepasst weist also ebenfalls neuromanische Formen auf Der Altbau wurde zum Querhaus an der Nordseite entstand eine neue Apsis fur den Altarraum an der Sudseite zur Strasse hin eine Schaufront Damit ergab sich der bis heute erhaltene kreuzformige Grundriss Die Plane hierfur stammten von Friedrich Wilhelm Scharff der auch ohne Studium lange Jahre Erlanger Universitatsarchitekt war nicht zu verwechseln mit Friedrich Scharff der von 1878 bis 1880 Oberburgermeister von Erlangen war Bei der Neuweihe erhielt die Kirche das Patrozinium Herz Jesu Als erste von zahlreichen Tochtergemeinden wurde 1908 St Peter und Paul in Bruck abgepfarrt Es folgten 1940 St Bonifaz 1964 St Josef in Bubenreuth und St Heinrich in Alterlangen sowie 1979 St Theresia in Sieglitzhof 3 4 nbsp Taufstein 1830 Die tiefgreifenden Strukturveranderungen und Bevolkerungsverschiebungen des 20 Jahrhunderts wirkten sich massstablich auf die Gemeindestruktur von Herz Jesu aus und bildeten sich auch in Veranderungen des Kircheninneren ab So blieb zwar der Aussenbau im Zustand von 1896 erhalten der Innenraum aber wurde zwischen 1963 und 1966 komplett umgestaltet wobei nur wenige Ausstattungsstucke darunter der im Jahr 1830 von J C Knab gestiftete Taufstein und einige Glasgemalde erhalten blieben 3 6 Bei einer weiteren Umgestaltung im Jahre 2008 die von den Erlanger Architekten Rossner und Waldmann durchgefuhrt wurde entstand ein heller aber fast schmuckloser Raum in dem die zentralen Orte der Liturgie unverstellt zur Geltung kommen und in einen Dialog mit den temporaren Exponaten treten 7 Architektur Bearbeiten nbsp Westfront nbsp SudportalAussenbau Bearbeiten Die Herz Jesu Kirche in ihrem heutigen Zustand der im Wesentlichen auf den neuromanischen Umbau von 1895 zuruckgeht ist ein kreuzformiger Zentralbau dessen Hauptachse an der Nord Sud Linie ausgerichtet ist Der ursprungliche Bau eine einschiffige nach Osten ausgerichtete Saalkirche dient heute als Querhaus Beide Kirchenschiffe besitzen Satteldacher die an der Vierung aufeinanderstossen Aufgrund der historischen Entwicklung besitzt Herz Jesu heute zwei Chorraume den Rechteckchor des ursprunglichen Kirchenbaus am ostlichen Ende des Querhauses und die 1895 erbaute halbkreisformige Apsis nordlich der Vierung Der Aussenbau der Sandsteinkirche wird gegliedert von hochrechteckigen Fensteroffnungen die oben mit Rundbogen abschliessen flachen Pilastern und einem Rundbogenfries der sich entlang der Dachtraufe um den gesamten Bau zieht Der Westturm der ursprunglichen Kirche wurde bei dem Umbau 1895 beibehalten Dadurch besitzt die Pfarrkirche Herz Jesu einen fur ihre Ausmasse eher zu kleinen Turm der am westlichen Ende des Querhauses angebaut ist Der Turm ist uber einem quadratischen Grundriss errichtet und geht knapp oberhalb der Firsthohe mittels eines auskragenden Gesimses in einen mit gefasten Kanten versehenen Oberbau uber Bekront wird er von einem Spitzhelm Der Turm wird von Lisenen und Friesbandern unterhalb des Gesimses und des Helmes gegliedert Im Erdgeschoss befindet sich ein Portal das mit seinem profilierten Gewande an Portale romanischer Kirchenbauten erinnert Daruber befinden sich ein kleines Rundfenster und ein hochrechteckiges Rundbogenfenster Auf der Sudseite also zur Strasse hin befindet sich das aufwandiger gestaltete Hauptportal Es wird von zwei Rundsaulen auf niedrigen Sockeln flankiert die ein an den Seiten verkropftes aufwandig profiliertes Gesims tragen Daruber setzt ein Rundbogen mit profilierter Ausschragung an Das von diesem eingeschlossene Tympanon ist mit Blendmasswerk verziert Das Portal wird von zur Mitte hin ansteigenden Arkaden bekront deren Verlauf sich an einem kleinen Dreieckgiebel oberhalb davon orientiert Auch dieser hebt das Portal baulich besonders hervor Daruber befinden sich eine Rosettenfenster und ein Kreuz auf dem Dachfirst Innenraum Bearbeiten Betritt man das Kircheninnere durch das Hauptportal so gelangt man zunachst in einen geraumigen durch eine Glaswand abgetrennten Windfang zwei Fensterachsen umfassend durch den drei doppelflugelige Turen in das Mittelschiff fuhren Dieser Vorraum wurde bei der jungsten Umgestaltung geschaffen Das Kirchengestuhl in dem durch sieben Fensterachsen hell und freundlich wirkenden Raum gliedert sich in zwei Blocke zu beiden Seiten eines Mittelgangs In dessen hinterem Bereich wurde 2008 der historische Taufstein von 1830 platziert In den beiden Querhausarmen befinden sich weitere Bankreihen Im ruckwartigen Bereich des Westarmes ist die Orgelempore eingezogen Der etwas erhohte Bereich des Ostchors der Vorgangerkirche wurde bei der jungsten Umgestaltung mittels einer Holzbrustung abgetrennt hier konnen zum Beispiel Werktagsgottesdienste gefeiert werden Im alten Presbyterium das mittels eines runden Chorbogens abgetrennt ist steht der Tabernakel Da an der Nordseite des Querhauses auf Fenster verzichtet wurde ist es hier deutlich dunkler als im Mittelschiff Im Bereich der Vierung befindet sich die Altarinsel mit Volksaltar und Ambo die auf drei Seiten von Bankreihen umgeben ist und somit nicht nur im ubertragenen Sinne den Mittelpunkt des Gotteshauses darstellt Die Nordapsis ist ebenfalls mittels eines runden Chorbogens vom Kirchenschiff abgetrennt An dem Bogen hangt es grosses gusseisernes Kreuz Der Bereich dahinter also der fruhere Hauptchor wird heute praktisch nicht mehr genutzt Zu beiden Seiten des Chorbogens befinden sich Altarfiguren des Kunstlers Paul Plontke von 1951 darunter der Gute Hirte Kunst Bearbeiten nbsp Gruppenausstellung waste and void 2019 v l n r Sebastian Wanke PRAY Jorg Brinkmann Simulation Sebastian Hertrich Glanz und Elend Weltenburg Ein Nutzungsschwerpunkt des Gotteshauses besteht seit der letzten Renovierungsmassnahme in der Ausstellung zeitgenossischer Kunst 8 In wechselnden Ausstellungen werden kunstlerische Positionen in den Ausdrucksformen der Bildenden Kunst gezeigt die sich im Spannungsfeld zwischen religiosem und profanem Leben mit zeitgeschichtlichen Fragen befassen nbsp Gruppenausstellung waste and void 2019 Rest in Peace von Andrian Mechernich iPhone Grabplatte aus Holz Orgel BearbeitenDie erste Orgel der Herz Jesu Kirche wurde im Jahr 1789 errichtet obwohl Markgraf Alexander 1785 in seinem Konzessionsdekret verfugt hatte dass in dem katholischen Bethaus weder eine Glocke aufgehangen noch ein Orgel Werk aufgerichtet werden durfe Die Orgel wurde gebraucht von einem Kaufmann Troster ubernommen Obwohl sich die katholische Gemeinde hiermit uber das Verbot der Obrigkeit hinweggesetzt hatte durfte sie die Orgel behalten Im Jahr 1804 wurde eine eigens fur das Bethaus bestimmte neue Orgel beschafft Dabei war die Witwe des Markgrafen Furstin Sophie Caroline eine wichtige Fursprecherin der katholische Gemeindedie und ubernahm sogar Halfte der Kosten Das Instrument war jedoch bereits um 1850 nicht mehr bespielbar sodass 1852 eine neue Orgel von Bittner in Nurnberg beschafft werden musste Unter Verwendung einiger Register der Bittner Orgel erbaute G F Steinmeyer aus Oettingen 1893 eine neue Orgel fur die Herz Jesu Kirche 1903 wurde erstmals ein elektrisches Windwerk eingebaut sodass die Orgel nicht mehr von Hand uber Blasebalge mit Wind versorgt werden musste Die heutige Orgel wurde 1973 von E F Walcker amp Cie geschaffen Sie umfasst 29 Register auf zwei Manualen und Pedal Dabei wurde der Pfeifenbestand der Vorgangerorgel teilweise wiederverwendet und mit neuen Registern erganzt Die Orgel ist sehr platzsparend am nordlichen Rand der engen Orgelempore errichtet die dadurch noch einen Chor aufnehmen kann Klanglich entspricht das Instrument dem Ideal der Orgelbewegung was heute ein Alleinstellungsmerkmal in Erlangen und Umgebung darstellt Die Disposition lautet wie folgt 9 10 11 I Hauptwerk C g31 Pommer 0 16 2 Prinzipal 0 8 3 Rohrgedackt 0 8 4 Oktave 0 4 5 Gedecktflote0 0 4 6 Quinte 0 2 2 3 7 Oktave 0 2 8 Mixtur VI 0 1 1 3 9 Trompete 0 8 II Schwellwerk C g310 Hohlflote 0 8 11 Salicional 0 8 12 Prinzipal 0 4 13 Rohrflote 0 4 14 Schnabelflote0 0 2 15 Sifflote 0 1 1 3 16 Oktav 0 1 17 Sesquialter II18 Mixtur V19 Cymbel II20 Fagott 16 21 Rohrschalmei 0 4 Tremulant Pedal C f122 Prinzipalbass 16 23 Subbass 16 24 Oktavbass 0 8 25 Gedecktbass 0 8 26 Choralbass 0 4 27 Rauschpfeife0 0 2 2 3 28 Posaune 16 29 Trompete 0 8 Koppeln II I I P II P Spielhilfen 2 freie Kombinationen 1 freie PedalkombinationSeit Oktober 2014 besteht ein Orgelbauverein mit dem Zweck das Instrument aus den 1970er Jahren das neben seiner Wartungsanfalligkeit auch den heutigen Klangvorstellungen nicht mehr entspricht durch einen Neubau zu ersetzen Dieser soll folgende Disposition erhalten 10 12 I Hauptwerk C g30 1 Quintade 0 16 0 2 Prinzipal 0 8 0 3 Gedackt 0 8 0 4 Oktav 0 4 0 5 Rohrflote 0 4 0 6 Oktav 0 2 0 7 Quinte 0 2 2 3 0 8 Terz 0 1 3 5 0 9 Mixtur IV10 Trompete 0 8 II Brustwerk C g311 Gemshorn 0 0 8 12 Salizional 0 8 13 Hohlflote 0 4 14 Waldflote 0 2 15 Sesqu 0 2 2 3 16 Scharff IV17 Oboe 0 8 Tremulant Pedalwerk C f118 Prinzipalbass 0 16 19 Subbass 16 20 Gedackt 0 8 21 Violon 0 8 22 Oktav 0 4 23 Mixtur IV24 Posaune 16 Literatur BearbeitenChristoph Friedrich Bertold Freiherr von Haller Andreas Jakob Hrsg Erlanger Stadtlexikon W Tummels Verlag Nurnberg 2002 ISBN 3 921590 89 2 Gesamtausgabe online Einzelnachweise Bearbeiten Kath Pfarrei St Sebald Erlangen www st sebald erlangen de Memento vom 24 Oktober 2011 im Internet Archive abgerufen am 10 Marz 2018 Robert Leyh Kath Pfarrkirche St Bonifaz in Erlangen Kirchenfuhrer Erlangen 1998 a b c d Christian Hecht Herz Jesu In Erlanger Stadtlexikon a b c Josef Urban Herz Jesu kath Gemeinde In Erlanger Stadtlexikon Erlanger Nachrichten 1000 Jahre Erlangen Online auf www fen net de abgerufen am 10 Marz 2018 Erlanger Tourismus und Marketing Verein e V Herz Jesu Kirche Online auf www erlangen marketing de abgerufen am 10 Marz 2018 Architekten Rossner Waldmann Bilder vom Innenraum nach der Neugestaltung 2008 Memento vom 3 Juli 2015 imInternet Archive Online auf www architekten roessner waldmann de Memento vom 6 April 2016 im Internet Archive abgerufen am 10 Marz 2018 Kath Pfarrei Herz Jesu Erlangen Kunst und Kirche Memento vom 4 Marz 2016 imInternet Archive Online auf www herzjesu erlangen de abgerufen am 24 Februar 2018 Walter Opp Orgeln In Erlanger Stadtlexikon a b Orgelbauverein Herz Jesu Erlangen e V Unsere Orgel Online auf orgelbauverein herz jesu de abgerufen am 5 November 2022 Katholischer Seelsorgebereich Erlangen Orgeln im Seelsorgebereich Online auf seelsorgebereich erlangen de abgerufen am 9 Februar 2022 Orgelbauverein Herz Jesu Erlangen e V Disposition Online auf orgelbauverein herz jesu de abgerufen am 5 November 2022 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Stadtpfarrkirche Herz Jesu Erlangen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Internetprasenz der Pfarrei Herz Jesu in Erlangen49 60125 11 00902 Koordinaten 49 36 4 5 N 11 0 32 5 O Normdaten Korperschaft GND 10083054 7 lobid OGND AKS VIAF 132329320 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Herz Jesu Kirche Erlangen amp oldid 235478368