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Heinz Brandt 16 August 1909 in Posen 8 Januar 1986 in Frankfurt am Main war kommunistischer Widerstandskampfer gegen den Nationalsozialismus in der DDR zunachst SED Funktionar und spater politischer Haftling 1979 war er Grundungsmitglied der Grunen Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Schriften 3 Ehrungen 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben Bearbeiten nbsp Berliner Gedenktafel am Haus Neumannstrasse 50 in Berlin PankowDer Sohn einer judischen Posener Familie studierte Volkswirtschaft in Berlin 1931 trat er der KPD bei wo er zur innerparteilichen Oppositionsstromung der sogenannten Versohnler gehorte 1933 nach der Machtubernahme durch die NSDAP gab er die illegale kommunistische Betriebszeitung Siemens Lautsprecher mit heraus 1934 wurde er zu sechs Jahren Zuchthaus verurteilt nach deren Verbussung wurde er 1940 in das KZ Sachsenhausen uberstellt Von dort wurde er 1942 ins KZ Auschwitz deportiert Im KZ Auschwitz beteiligte sich Brandt an der Dokumentierung des Vernichtungsprozesses die Unterlagen konnten spater aus dem Lager herausgeschmuggelt werden und gelangten so in die Hande der Alliierten Nach der Evakuierung des KZ Auschwitz im Januar 1945 wurde Brandt in das KZ Buchenwald verbracht und erlebte dort die Befreiung Brandt gelangte nach Berlin und bekam eine Anstellung bei der Stadtverwaltung als Mitarbeiter des unter der Leitung von Karl Raddatz stehenden Hauptausschusses Opfer des Faschismus Ende 1945 wurde er Abteilungsleiter fur Pressearbeit bei der KPD in Berlin und nach der Zwangsvereinigung der SPD mit der KPD fur die SED 1949 50 besuchte er die Parteihochschule Karl Marx und wurde anschliessend Sekretar der SED Bezirksleitung Berlin zustandig fur Propaganda Schulung und spater fur Agitation Wahrend des Streiks am 16 Juni 1953 erwirkte Brandt eine Herabsetzung der hohen Arbeitsnormen die im Zuge des Neuen Kurses der SED nicht herabgesetzt waren Wahrend des Aufstandes vom 17 Juni 1953 versuchte Brandt die Demonstrationen zu kanalisieren da er sie als Tragodie empfand Der vorher eingeleitete Neue Kurs der SED war gefahrdet Walter Ulbrichts Machtposition erneut gestarkt Im Zuge der Zaisser Herrnstadt Affare wurde er von seinem Posten als Sekretar im August 1953 entbunden und erneut als Abteilungsleiter fur die Westberlin Arbeit der SED eingesetzt Am 4 August 1954 erhielt er eine strenge Ruge wegen unmoralischen Verhaltens und ein Jahr Funktionsverbot Er wurde zu einem Verlag versetzt 1956 nahm Brandt uber alte Bekannte im Westen Verbindung mit dem Ostburo der SPD auf Bis zu seiner Flucht 1958 berichtete er uber oppositionelle Stromungen in der DDR die er durch die Zusammenarbeit mit dem Ostburo der SPD starken wollte Nach dem XX Parteitag der KPdSU konnte Brandt nach Moskau reisen um dort das Schicksal seiner Geschwister zu erkunden Er erfuhr dass sein Bruder den Stalinschen Sauberungen zum Opfer gefallen und seine Schwester nach Sibirien verbannt worden war Im September 1958 floh Brandt in die Bundesrepublik da er eine Verhaftung zu befurchten hatte Er fand eine Anstellung als Redakteur beim IG Metall Organ Metall Im Oktober 1960 bekommt die inoffizielle Mitarbeiterin des MfS der DDR Anna Wessel den Auftrag an Brandts Entfuhrung mitzuwirken Ein Kollege von Brandt der ebenfalls heimlich fur das MfS arbeitet arrangiert dass sich Wessel und Brandt in einer Kneipe kennen lernen Wessel stellt sich dabei als Eva Walter vor Anschliessend umgarnt sie ihn und schickt ihm Briefe Am 16 Juni 1961 reist Brandt nach West Berlin trifft Wessel in einem Cafe und begleitet sie anschliessend in ihre Wohnung in Berlin Steglitz Dort mischt sie ihm Betaubungsmittel in seinen Whisky worauf er beim Verlassen der Wohnung zusammenbricht Auf der Strasse wartende MfS Angehorige entfuhren ihn bewusstlos nach Ost Berlin Es soll mehrere Tage gedauert haben bis sich Brandt von den Wirkungen des Betaubungsmittels erholt hatte 1 2 Spater ausserte er in einem Interview Ich wurde dann von den Staatssicherheitsleuten in Ostberlin erwartet und die drangen auf mich ein ich sollte erklaren ich sei freiwillig gekommen angewidert von den Kriegsvorbereitungen in der Bundesrepublik Offenbar wollten sie mich als Kronzeugen missbrauchen fur die Notwendigkeiten des Mauerbaus Heinz Brandt Nach rund einjahriger Isolationshaft und Verhoren in der Untersuchungshaftanstalt Berlin Hohenschonhausen wurde er 1962 wegen schwerer Spionage in Tateinheit mit staatsgefahrdender Propaganda und Hetze im schweren Fall zu 13 Jahren Zuchthaus verurteilt Es folgten zwei Jahre Haft in der Sonderhaftanstalt Bautzen II 2 Eine weltweite Kampagne der IG Metall von Linkssozialisten Amnesty International und Bertrand Russell fuhrte 1964 zu seiner Freilassung Nach der Ruckkehr in die Bundesrepublik stritt Brandt fur einen humanen Sozialismus Ein enger Kontakt bestand zu seinem Grosscousin Erich Fromm Beide betonten die Notwendigkeit einer moralischen Linken die uberall gegen Unterdruckung und Entrechtung eintritt Auf dem Bundeskongress 1968 wurde Brandt in den Vorstand des Verbands der Kriegsdienstverweigerer gewahlt 3 Als IG Metall Redakteur hatte Brandt eine gewisse Diskursmacht in den spaten 1960er Jahren und den 1970er Jahren Allerdings verhielt er sich weitgehend organisationsloyal erst nach seiner Pensionierung 1974 agierte Brandt sehr offen in der sozialistischen Linken 1977 kritisierte Brandt die Pro Atomkrafthaltung vieler Gewerkschafter und grundete gemeinsam mit anderen DGB Mitgliedern die gewerkschaftliche Anti Atomkraft Initiative Aktionskreis Leben was ihm ein Ausschlussverfahren seitens des IGM Vorstandes einbrachte welches jedoch schnell auch bedingt durch eine breite innergewerkschaftliche Solidaritatskampagne eingestellt wurde Zusammen mit seinem Freund Rudi Dutschke beteiligte sich Brandt an dem langen Grundungsprozess der Grunen Er hoffte in einer breiten Sammlungspartei eine okologische Katastrophe zu verhindern Nachdem diese Vorstellungen jedoch gescheitert waren trat Brandt aus den Grunen wieder aus Er verstand sich als unabhangiger Marxist der die Linke kritisierte vor allem bezuglich einer zu positiven Bewertung der Sowjetunion Brandts politische Position in seinen letzten Lebensjahren kommt in einem Brief zum Ausdruck den er am 5 Juli 1984 an die Humanistische Union Landesverband Berlin richtete Wer nicht alluberall vorbehaltlos fur Menschenrechte und Menschenwurde unsere verfassten Grundrechte und burgerlichen Freiheiten fur Freiheit und Demokratie uberhaupt eintritt ist auch kein glaubwurdiger Anti Nationalsozialist schon gar nicht ein besonders radikaler moge er sich auch noch so heftig als Anti Faschist bezeichnen was Schlimmes ahnen lasst Schriften BearbeitenEin Traum der nicht entfuhrbar ist Mein Weg zwischen Ost und West List Munchen 1967 spater Fischer Frankfurt am Main 1985 Ein Traum der nicht entfuhrbar ist Leben fur einen humanen Sozialismus Autonomie und Chaos Leipzig Berlin 2022 ISBN 978 3 945980 68 2 PDFEhrungen BearbeitenIm Dezember 1984 verlieh ihm die Universitat Osnabruck die Ehrendoktorwurde Nach ihm benannt ist die Heinz Brandt Schule eine Sekundarschule in Berlin Weissensee 4 Eine Strasse die 2005 2006 auf dem fruheren Mauerstreifen am Rande des Pankower Gewerbegebietes PankowPark eingerichtet wurde erhielt seinen Namen Am 16 August 2019 wurde an seinem ehemaligen Wohnort Berlin Pankow Neumannstrasse 50 eine Berliner Gedenktafel enthullt Literatur BearbeitenBruno Baum Widerstand in Auschwitz VVN Berlin 1949 5 Knud Andresen Verrater an Staat und Partei Heinz Brandt und das Ostburo der SPD 1956 bis 1958 In Internationale Wissenschaftliche Korrespondenz zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung 39 Berlin 2004 ISSN 0046 8428 S 505 524 Knud Andresen Heinz Brandt Ein streitbarer Intellektueller und die IG Metall In Mitteilungsblatt des Instituts fur soziale Bewegungen Heft 35 Bochum 2006 ISSN 0173 2471 S 121 136 Knud Andresen Widerspruch als Lebensprinzip Der undogmatische Sozialist Heinz Brandt 1909 1986 Dietz Bonn 2007 ISBN 978 3 8012 4170 4 Anja Mihr Die internationalen Bemuhungen von Amnesty International im Fall Heinz Brandt In Internationale Wissenschaftliche Korrespondenz zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung 37 Berlin 2001 ISSN 0046 8428 S 449 464 Bert Pampel Siegfried Reiprich Heinz Brandt Widerstand gegen Nationalsozialismus und Stalinismus In Gillian Purves Hg Damit wir nicht vergessen Erinnerung an den Totalitarismus in Europa Prag 2013 ISBN 978 80 87211 85 4 S 117 123 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Heinz Brandt Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Heinz Brandt im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Kurzbiografie Heinz Brandts beim Projekt deutsche und polen de Kurzbiographie Heinz Brandts bei der Gedenkstatte Bautzen Kurzbiografie Heinz Brandts bei der Gedenkstatte Berlin Hohenschonhausen Thomas Schmid Entfuhrt von der Stasi das Beispiel Heinz B In Welt 16 Juni 2011 umfangreicher bebilderter Artikel uber Heinz Brandt Kurzbiografie Heinz Brandts auf der Website der Heinz Brandt Schule Einzelnachweise Bearbeiten Maik Baumgartner und Ann Katrin Muller Die Unsichtbaren wie Geheimagentinnen die deutsche Geschichte gepragt haben 1 Auflage Deutsche Verlags Anstalt Munchen 2022 ISBN 978 3 421 04896 7 S 233 f a b Heinz Brandt schildert die Ereignisse rund um seine Entfuhrung Menschenraub ein vergessenes Kapitel deutscher Nachkriegsgeschichte Tondokument In SWR de 18 Oktober 2016 abgerufen am 12 Marz 2018 Der Bundeskongress 1968 Zivil 13 Jg Nr 6 Juni 1968 S 63 Zeitlebens unangepasst Vor 20 Jahren erhielt die Heinz Brandt Schule ihren heutigen Namen Abgerufen am 25 Juli 2021 Nur in dieser Ausgabe S 23 Name in den erw Ausgaben 1957 1962 entferntNormdaten Person GND 118514423 lobid OGND AKS LCCN no2007154825 VIAF 32787558 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Brandt HeinzKURZBESCHREIBUNG kommunistischer Widerstandskampfer gegen den Nationalsozialismus und SED FunktionarGEBURTSDATUM 16 August 1909GEBURTSORT PosenSTERBEDATUM 8 Januar 1986STERBEORT Frankfurt am Main 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