www.wikidata.de-de.nina.az
Heinrich Ludwig Ferdinand Erdmann Deodatus Prinz zu Schoenaich Carolath Reichsgraf und Reichsfreiherr von Schoenaich 24 April 1852 auf Schloss Amtitz bei Guben 20 Juni 1920 in Berlin war ein deutscher Politiker sowie Freier Standes und Majoratsherr auf Schloss Amtitz Er wirkte als Landrat des Kreises Guben als Mitglied des Preussischen Herrenhauses und des Reichstages Heinrich zu Schoenaich Carolath auf der Titelseite der Berliner Illustrirten Zeitung vom 18 Januar 1892 Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 1 1 Herkunft Kindheit und Jugend 1 2 Landrat 1 3 Mitglied des Herrenhauses und Reichstagsabgeordneter 1 4 Familie 2 Literatur 2 1 Sekundarliteratur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseLeben und Wirken BearbeitenHerkunft Kindheit und Jugend Bearbeiten Heinrich Prinz zu Schoenaich Carolath stammt aus der niederlausitzischen uradeligen Familie Schoenaich Carolath die 1700 in den Grafenstand erhoben wurde Ein Zweig der Familie wurde 1741 in den preussischen Furstenstand nach dem Erstgeburtsrecht aufgenommen Der jeweilige Familienchef fuhrte den Titel Furst zu Carolath Beuthen die anderen wurden Prinzen zu Schonaich Carolath genannt Als jungster Sohn von Ludwig Ferdinand Karl Erdmann Alexander Deodatus Prinz zu Schoenaich Carolath 26 Juni 1811 in Colmchen 22 Januar 1862 in Amtitz und Wanda Grafin Henckel von Donnersmarck 1 November 1826 in Breslau 11 Februar 1907 in Florenz wurde Heinrich Prinz zu Schoenaich Carolath am 24 April 1852 auf Schloss Amtitz sudostlich von Guben geboren Sein Bruder Karl Ludwig Erdmann Ferdinand Prinz zu Carolath Beuthen 14 Februar 1845 in Dresden 6 Juli 1912 in Homburg vor der Hohe erbte den Furstentitel vom 1864 verstorbenen Onkel des Vaters des Generals Heinrich Karl Wilhelm Furst zu Carolath Beuthen 29 November 1783 14 Juli 1864 Nach der Scheidung seiner Eltern wuchs er ab seinem sechsten Lebensjahr bei seiner Grossmutter Grafin Julie Henckel von Donnersmarck in Breslau auf Ab 1862 verlebte er seine Jugend wieder bei der Mutter Sie kummerte sich wenig um seine Erziehung Stattdessen musste er sie auf Reisen in die Schweiz nach Nizza und nach Paris begleiten Sein Vormund seit dem Tod seines Vaters Furst Hatzfeldt zu Trachenberg sah sich schliesslich genotigt den Jungen von der Mutter zu nehmen und ihn am 1 August 1867 in die Ritterakademie in Liegnitz zu schicken Diese besuchte er von der Untertertia bis zur Untersekunda nach der er die Anstalt im Ostern 1870 verliess um sich auf den Heeresdienst vorzubereiten Als Fahnenjunker trat er 1870 in das preussische Husaren Regiment Nr 15 in Dusseldorf ein Mit diesem nahm er am Deutsch Franzosischen Krieg teil focht u a in der Schlacht bei Spichern Am 31 Dezember 1870 wurde er zum Sekondeleutnant befordert Nach dem Krieg folgte er seinem Regiment in die neue Garnison nach Wandsbeck und Itzehoe Im Mai 1875 verliess er die Husaren er holte das fehlende Reifezeugnis durch eine Nachprufung nach und studierte als Leutnant a la suite von 1875 bis 1877 Rechtswissenschaft an der Universitat Bonn Landrat Bearbeiten Anschliessend beschaftigte sich Schoenaich Carolath kurze Zeit mit der Verwaltung seiner Standesherrschaft Amtitz Im November 1878 wurde er zum Landrat des Gubener Kreises ernannt nachdem er bereits seit Oktober 1877 den bisherigen Landrat Kurt von Reventlou vertrat Er fuhrte die Kreisordnung von 1872 ein regelte 1881 die Ausgliederung der Stadt Guben aus dem Landkreis liess Dorfstrassen pflastern 57 km neue Chausseen anlegen und sorgte fur Hilfe bei Uberschwemmungen an Neisse Oder und Lubst so auch von Schiedlo das fast jahrlichem Hochwasser ausgesetzt war und einige Jahre spater ganz aufgegeben wurde Als er 1890 sein Amt niederlegte wandten sich mehr als 4000 Bewohner seines Landkreises in einer Bittschrift an ihn seinen Posten nicht zu verlassen Als Anerkennung seiner Leistungen erhielt der scheidende Landrat die Ehrenburgerwurde der Stadt Guben Mitglied des Herrenhauses und Reichstagsabgeordneter Bearbeiten nbsp Der deutsche Reichstag in Wort und Bild von Julius Braatz 1892 Oben in der Mitte Heinrich zu Schoenaich Carolath Unter den weiteren Reichstagsabgeordneten ist auch Furst von BismarkEr war durch Erbe Herr auf Amtitz und erweiterte den Besitz um die Herrschaft Starzeddel sowie die Guter Raubart und Vettersvelde Der Besitz der Standesherrschaft Amtitz berechtigte Schoenaich Carolath zu Sitz und Stimme im Preussischen Herrenhaus an deren Sitzungen er erstmals am 14 Marz 1883 teilnahm und in deren Ausschuss fur den Staatshaushalt er 1891 gewahlt wurde Oft erschien er aber nicht zu den Sitzungen weil er dem Herrenhaus mangelnde Wirkung beschied erst recht nachdem er von den Konservativen zu den Liberalen wechselte Ausserdem war er Mitglied des Kommunallandtages der Niederlausitz Bereits seit der Wahl 1881 gehorte er als Freikonservativer dem Reichstag an wo er den Wahlkreis Guben Lubben von Jesco von Puttkamer ubernahm Seit 1890 war er Mitglied der nationalliberalen Partei Er blieb Angehoriger des Reichstages bis 1918 Heinrich zu Schoenaich Carolath engagierte sich fur die lebendige Frauenbewegung um 1900 Mit zahlreichen prominenten Zeitgenossen darunter Wilhelm Dilthey Minna Cauer Heinrich Rickert oder Adolf Harnack gehorte er der 1893 von Helene Lange gegrundeten Vereinigung zur Veranstaltung von Gymnasialkursen fur Frauen an die sich fur ein Recht der Frauen auf ein Universitatsstudium einsetzte 1 Schoenaich Carolath gehorte 1918 zu jenen Abgeordneten die sich fur das Frauenwahlrecht einsetzten und mit einer die Mehrheit bildenden Parteienkoalition stellte er einen entsprechenden Antrag der jedoch wegen der ausbrechenden Revolution nicht mehr zur Abstimmung kam 2 Er unterstutzte die Sozialgesetzgebung von Otto von Bismarck lehnte aber dessen Sozialistengesetz ab 3 Er wurde daher auch Roter Prinz genannt Mit Wilhelm I kam es zu einem offenen Konflikt in Militarfragen Er lehnte das kaiserliche Gnadenrecht in Militarfragen ab Heinrich zu Schoenaich Carolath wurde daher 1885 aus dem inaktiven Militardienst entfernt Aus diesem Grund wurde ihm auch sein Gesuch um den Titel Durchlaucht verweigert 4 Auch ein entsprechendes Gesuch von 1906 blieb erfolglos Im Jahr 1897 war er aktiv bei der Spendensammlung fur die Opfer der Uberschwemmungen in Schlesien Ihm wurde vorgeworfen dies zur Wahlagitation genutzt zu haben 5 Im Herrenhaus gehorte er zu einer liberal konservativen Gruppe Die kritische Haltung auch gegenuber Wilhelm II wird dadurch deutlich dass Heinrich zu Schoenaich Carolath gegenuber Journalisten andeutete dass der Kaiser bei Personalentscheidungen seinen spiritistischen Neigungen nachkommen wurde Der Kaiser seinerseits bezeichnete ihn als Butter Heinrich 6 Neben seinen politischen Mandaten war er Vorsitzender der Gesellschaft fur Verbreitung von Volksbildung und Vizeprasident der Comenius Gesellschaft Auch war er Aufsichtsratsmitglied der Schlesischen AG fur Bergbau und Zinkhuttenbetrieb Heinrich zu Schoenaich Carolath war aktiver Freimaurer und Grossmeister der Grossen Loge von Preussen genannt Royale York zur Freundschaft 1891 wurde er Ehrenmitglied der Niederlausitzer Gesellschaft fur Anthropologie und Altertumskunde Familie Bearbeiten Er heiratete am 4 Oktober 1888 die Prinzessin Margarita von Schonburg Waldenburg 18 Juli 1864 in Droyssig 21 Januar 1937 in Starzeddel heute Starosiedle Gemeinde Gubin Tochter von Hugo zu Schonburg Waldenburg 1822 1897 7 Aus der Ehe gingen keine Kinder hervor Erbe der Herrschaft Amtitz 8 wurde nach dem Genealogischen Handbuch des Adels Prinz Ferdinand von Schonaich 5 April 1913 17 Oktober 1973 Sohn des Johann Georg von Schonaich Carolath Mellendorf und der Hermine von Schonaich Carolath geb Prinzessin von Reuss Greiz Prinz Ferdinand wurde 1945 vertrieben und enteignet lebte zuletzt in Hessen Er selbst wurde Journalist war dreimal verheiratet Auch das Amtitzer Schloss wurde abgebrannt und spater vollig beseitigt Literatur BearbeitenHerrmann A L Degener Wer ist s 4 Ausgabe Degener Leipzig 1909 Reichstags Handbuch 5 13 Wahl Periode Berlin 1881 1912 mit Bild Digitalisat Ludwig Maenner Prinz Heinrich zu Schoenaich Carolath Ein parlamentarisches Leben zur wilhelminischen Zeit 1852 1920 Deutsche Verlags Anstalt Stuttgart und Berlin 1931 mit zwei Bildern ein Portrat mit faksimilierter Unterschrift und Schloss Amtitz Hermann Kalkoff Hrsg Nationalliberale Parlamentarier 1867 1917 des Reichstages und der Einzellandtage Schriftenvertriebsstelle der nationallib Partei Deutschlands Berlin 1917 Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Furstlichen Hauser Hofkalender 1942 Letztausgabe Justus Perthes Gotha 1941 Abt III A Zugleich Adelsmatrikel der Deutschen Adelsgenossenschaft S 378 Wilhelm Kosch und Eugen Kuri Biographisches Staatshandbuch Francke Bern u a 1963 DNB DNB zu Carolath Heinrich Prinz Reichsgraf zu Schonaich In Max Schwarz MdR Biographisches Handbuch der Reichstage Verlag fur Literatur und Zeitgeschehen Hannover 1965 S 287 Werner Herzog Prinz Heinrich von Schoenaich Carolath 1852 1920 Freimaurer und Politiker im deutschen Kaiserreich 1 Auflage Stock amp Stein Schwerin 1999 ISBN 3 932370 58 9 Rudolf Knaack Schonaich Carolath Heinrich Prinz zu In Friedrich Beck und Eckart Henning Hrsg Brandenburgisches Biographisches Lexikon Einzelveroffentlichung der Brandenburgischen Historischen Kommission e V Band 5 Verlag fur Berlin Brandenburg Potsdam 2002 S 354 355 ISBN 978 3 935035 39 2 Sekundarliteratur Bearbeiten Hermann Christern Deutsches Biographisches Jahrbuch Uberleitungsband 2 1917 1920 Deutsche Verlagsanstalt Stuttgart Berlin u a 1928 Niederlausitzer Mitteilungen Band 15 Guben 1922 S 1 2 Band 20 Guben 1931 S 246 249 DNB Eugen Lennhoff Oskar Posner Dieter A Binder Internationales Freimaurerlexikon Erw Auflage Original 1932 Herbig Munchen 2000 ISBN 978 3 7766 2161 7 S 171 Bernd Haunfelder Die liberalen Abgeordneten des Deutschen Reichstags 1871 1918 Ein biographisches Handbuch Aschendorff Munster 2004 S 364 365 ISBN 978 3 402 06614 0 Acta Borussica Die Protokolle des Preussischen Staatsministeriums 1817 1934 38 Band 7 8 Januar 1879 bis 19 Marz 1890 Neue Folge 1 Reihe Hrsg Jurgen Kocka Wolfgang Neugebauer Protokolle des preussischen Staatsministeriums Band 7 Berlin Brandenburgische Akademie der Wissenschaften Berlin 2006 S 456 DNBWeblinks BearbeitenHeinrich zu Schoenaich Carolath in der Datenbank der Reichstagsabgeordneten Vita Heinrich Ludwig Ferdinand Erdmann Deodatus zu Schoenaich Carolath Siegfried Kohlschmidt Heinrich von Schonaich Carolath Bismarcks Roter Prinz war Ehrenburger von Guben Memento vom 16 Oktober 2007 im Internet Archive In Lausitzer Land und Leute Beilage zur Grunen Heimatzeitung Ausgabe 7 April 2002Einzelnachweise Bearbeiten Angelika Schaser Helene Lange und Gertrud Baumer Eine politische Lebensgemeinschaft in L homme Schriften Band 6 Bohlau Koln Weimar Wien 2010 S 72 ISBN 978 3 412 09100 2 Antrag der Mehrheitsparteien im Reichstag zum Wahlrecht Nr 2002 S 3153 Drucksachen Bd 325 1918 Reichstagsprotokolle 1914 18 21 2 1 2017 vgl die Reichstagsrede von Heinrich Prinz zu Schoenaich Carolath veroffentlicht in Stenographische Berichte uber die Verhandlungen des Reichstags VII Legislaturperiode V Session 1889 90 Band 2 Norddeutsche Buchdruckerei und Verlags Anstalt Berlin 1890 52 Sitzung Sonnabend den 25 Januar 1890 S 1241 1243 und 1247 s Reichstagsrede von Heinrich Prinz zu Schoenaich Carolath am 25 Januar 1890 Protokolle des preussischen Staatsministeriums Band 7 Nr 343 S 245f Sitzung vom 27 Oktober 1888 Digitalisat PDF Datei 2 83 MB Protokolle des preussischen Staatsministeriums Band 8 II S 634 Digitalisat PDF Datei 2 19 MB John C G Rohl Wilhelm II Der Aufbau der Personlichen Monarchie C H Beck Munchen 2001 S 671 ISBN 3 406 48229 5 Teildigitalisat genealogy euweb cz Ernst Seyfert Hans Wehner Alexander Haussknecht GF Hogrefe Niekammer s Landwirtschaftliches Guter Adressbucher Mit Unterstutzung von Staats und Kommunalbehorden sowie des Brandenburgischen Landbundes zu Berlin sowie der Kreislandbunde In Paul Niekammer GAB 4 Auflage Band VII Landwirtschaftliches Adressbuch der Ritterguter Guter und Hofe der Provinz Brandenburg Letzte Ausgabe Niekammer Reihe Reg Bez Frankfurt a O Kreis Guben Verlag Niekammer s Adressbucher GmbH Leipzig 1929 S 208 martin opitz bibliothek de abgerufen am 16 August 2022 Verzeichnis samtlicher Ritterguter Guter und Hofe von ca 20 ha aufwarts Normdaten Person GND 116859873 lobid OGND AKS VIAF 72156159 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Schoenaich Carolath Heinrich zuALTERNATIVNAMEN Schoenaich Carolath Heinrich Ludwig Ferdinand Erdmann Deodatus Prinz zu vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Politiker NLP Landrat MdRGEBURTSDATUM 24 April 1852GEBURTSORT Schloss Amtitz bei Guben heute GebiceSTERBEDATUM 20 Juni 1920STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Heinrich zu Schoenaich Carolath amp oldid 237237518