www.wikidata.de-de.nina.az
Der Halsbandsittich Psittacula krameri auch Kleiner Alexandersittich genannt ist eine Vogelart die zur Familie der Altweltpapageien Psittacidae gehort Es ist die am weitesten verbreitete Papageienart Er kommt sowohl in Afrika sudlich der Sahara als auch in Asien beginnend mit Pakistan und Indien vor Als Neozoon lebt er unter anderem in Europa und Nordamerika Die Haufigkeit ist aufgrund der uneinheitlichen klimatischen Bedingungen jedoch regional verschieden HalsbandsittichHalsbandsittich Psittacula krameri SystematikUnterklasse Neukiefervogel Neognathae Ordnung Papageien Psittaciformes Familie Altweltpapageien Psittaculidae Unterfamilie PsittaculinaeGattung Edelsittiche Psittacula Art HalsbandsittichWissenschaftlicher NamePsittacula krameri Scopoli 1769 Inhaltsverzeichnis 1 Unterarten 2 Merkmale 2 1 Afrikanischer Halsbandsittich Psittacula krameri krameri 2 2 Indischer Halsbandsittich Psittacula krameri manillensis 2 3 Abessinischer Halsbandsittich Psittacula krameri parvirostris 2 4 Neumanns Halsbandsittich Psittacula krameri borealis 3 Ursprungliche Verbreitung 3 1 Afrikanischer Halsbandsittich 3 2 Abessinischer Halsbandsittich 3 3 Indische Halsbandsitticharten 4 Halsbandsittich und Mensch 4 1 Indische Kultur 4 2 Griechische Kultur 4 3 Romische Kultur 4 4 Christliche Kultur 4 5 Erforschung und Taxonomie 5 Neozoon 5 1 Halsbandsittich in Deutschland 5 2 Beobachtungen in Deutschland 6 Ziervogel 7 Trivia und Rezeption 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseUnterarten BearbeitenDer Halsbandsittich hat neben der Nominatform drei Unterarten die quer durch Asien und Afrika vorkommen und damit ein grosses naturliches Verbreitungsgebiet aufweisen Die Unterschiede in den Arten sind als minimal zu bezeichnen und werden unter Merkmale dargelegt Die vier allgemein anerkannten Unterarten lauten Afrikanischer Halsbandsittich Psittacula krameri krameri Scopoli 1769 Abessinischer Halsbandsittich Psittacula krameri parvirostris Souance 1856 Neumanns Halsbandsittich Psittacula krameri borealis Neumann 1915 Indischer Halsbandsittich Psittacula krameri manillensis Bechstein 1800 Merkmale Bearbeiten nbsp Afrikanischer Halsbandsittich mit dunklerem Oberschnabel fotografiert in Nigeria Afrikanischer Halsbandsittich Psittacula krameri krameri Bearbeiten Der afrikanische Halsbandsittich ist uberwiegend von der Farbe her grasgrun Der Unterschwanz ist hellgelb Die beiden langsten Schwanzfedern sind blau mit gelber Spitze Der Oberschnabel ist dunkelrot bis fast schwarz mit schwarzer Spitze der Unterschnabel ist grosstenteils schwarz Ein adultes Mannchen farbt etwa im zweiten Jahr ein Halsband aus das vorne schwarz und im Nacken rosa ist Manchmal erhalten die Mannchen dieses Band bereits nach einem Jahr Mannchen haben auch einen Augenstreifen sogenannte Zugel Das Halsband weist oft oberhalb der schwarzen Farbung einen leicht blaulichen Schleier auf Die Augen sind schwarz mit leichtgelber Iris Die Farbe der Beine ist graulich mit dunklen Krallen Die gesamte Korperlange betragt zirka 40 cm Die Weibchen unterscheiden sich von den Mannchen nur durch das fehlende schwarz rosafarbene Halsband und den fehlenden Zugel Im Nacken ist auf Hohe des mannlichen Halsbandes eine leicht grune Abtrennung zu erkennen Die Farben sind leicht matter und der Unterschnabel ist schwarzer Indischer Halsbandsittich Psittacula krameri manillensis Bearbeiten nbsp Indische Halsbandsittiche mit rotem Oberschnabel fotografiert in Dhaka Der indische Halsbandsittich die Unterart die als kleiner Alexandersittich auch als Neobiota die hochste Verbreitung hat unterscheidet sich von der Nominatform durch die Grosse und den roten Oberschnabel Der Unterschnabel ist grosstenteils schwarz mit leicht roter Spitze Die Korperlange ist durchschnittlich bei 42 cm wobei das Schwanzgefieder einen erheblichen Teil einnimmt Die Unterart ist uberwiegend von der Farbe her dunkler und hat einen erkennbaren blaugrauen Schleier im Brustgefieder Das Rosa im Nacken auf Hohe des Halsbandes sowie der blaue Schleier oberhalb des Halsbandes ist besser sichtbar und dunkler als in der Nominatform Die Weibchen nehmen dieselben fehlenden Merkmale wie in der Nominatform auf haben also weder Halsband noch Zugel Abessinischer Halsbandsittich Psittacula krameri parvirostris Bearbeiten Der Abessinische Halsbandsittich wird oft mit der Nominatform verwechselt da die Unterschiede minimal sind Die abessinische Unterart unterscheidet sich durch ihr grunes Gefieder das einen durchgangig blauen Schleier aufweist und einen kleineren Schnabel Das Blau oberhalb des Halsbands im Nacken ist kraftiger und reicht als Farbverlauf fast bis zu den Augen an den Vorderkopf Die Korperlange ist wie in der Nominatform zirka 40 cm Die Weibchen nehmen dieselben fehlenden Merkmale wie in der Nominatform auf das Blau ist leicht matter als beim Mannchen dieser Unterart Neumanns Halsbandsittich Psittacula krameri borealis Bearbeiten Der Neumannsche Halsbandsittich entspricht fast der indischen Unterart unterscheidet sich primar aber in Grosse und Schnabelform Der Unterschnabel ist rotlich gefarbt statt schwarz Das gesamte Gefieder hat im Vergleich einen graugrunen Schleier Die Korpergrosse ist im Durchschnitt mit 43 cm die grosste aller Halsbandsittich Arten Die Weibchen nehmen dieselben fehlenden Merkmale wie in der Nominatform auf der Grauschleier ist leicht matter als beim Mannchen dieser Unterart Ursprungliche Verbreitung Bearbeiten nbsp Naturliches VerbreitungsgebietDas naturliche Verbreitungsgebiet der Halsbandsittich Arten erstreckt sich in einem nordlich des Aquators liegenden Streifen quer durch den afrikanischen Kontinent sowie uber den gesamten indischen Subkontinent Mit fast 10 Millionen Quadratkilometern hat die Art damit innerhalb der Gattung Psittacula die grosste naturliche Flachenausdehnung also bereits abgesehen von den zusatzlichen Gebieten als Neozoon 1 Alle Unterarten haben gemein dass sie in abszissiven Lebensraumen die von Halbwusten bis zu leichtem Sekundardschungel durchzogen sind leben Kommt die afrikanische Nominatform meist im Tiefland vor konnen die asiatischen Unterarten bis zu 4000 Meter im Himalaya Gebiet und die abessinische Unterart bis zirka 2000 Meter uber Normalnull an Randgebieten des Gambela Nationalparks vorgefunden werden nbsp Ein Schwarm indischer Halsbandsittiche auf gelagertem Getreide Das naturliche Habitat umfasst damit Savannen oder Steppenklima mit offenem Buschland Die indischen Arten halten sich im Himalaya Gebiet in Kiefernzonen der Emodi Kiefer auf bevorzugen offenes Ackerland mit verstreuten Baumen und sind oft auch in Getreidehofen anzutreffen 2 Afrikanischer Halsbandsittich Bearbeiten Der afrikanische Halsbandsittich kommt ursprunglich in insgesamt 14 Landern vor Beginnend im sudlichen Senegal Gambia Guinea Bissau Guinea sudlichen Mali Burkina Faso sudlichen Niger nordlichen Ghana und Togo Benin nordlichen Nigeria sudlichen Tschad und Sudan und nordlichen Sudsudan vor Somit ist die gesamte Grosslandschaft Sudan bis zum athiopischen Hochland im Osten die Heimatregion Abessinischer Halsbandsittich Bearbeiten Der abessinische Halsbandsittich schliesst sich an das ostliche Verbreitungsgebiet der Nominatform an Das Verbreitungsgebiet geht durch Athiopien bis nach Dschibuti und Somalia 3 Indische Halsbandsitticharten Bearbeiten In Asien leben die Unterarten P k borealis und P k manillensis in einem Gebiet das den gesamten indischen Subkontinent sowie Pakistan Bangladesch Myanmar und Sri Lanka umfasst Halsbandsittich und Mensch BearbeitenDie Domestikation der ersten Papageienarten begann vermutlich bereits in der Bronzezeit Erste Belege von Kafigen wurden fur die Zeit zwischen 2000 und 800 v Chr gefunden 4 Der Halsbandsittich gehort zu den ersten Papageien die nach Europa gebracht worden sind Vor mehr als 2300 Jahren wurde er unter der Gefolgschaft von Alexander dem Grossen aus Asien nach Griechenland gebracht daher auch die Bezeichnung Kleiner Alexandersittich neben dem etwa gleichzeitig eingefuhrten Grossen Alexandersittich 5 Indische Kultur Bearbeiten nbsp Der Streitwagen des Liebesgottes Kamadeva wird von zwei Papageien gezogen In Indien war die Domestikation der Halsbandsittiche so weit fortgeschritten dass bereits zwischen 200 und 300 n Chr im ersten Buch Der Lebensstil des Lebemannes des beruhmten Lehrbuchs Kamasutra von Vatsyayana Mallanaga als eine der 64 zu beherrschenden Fertigkeiten fur einen Mann der reichen Oberschicht verzeichnet war einem Halsbandsittich das Sprechen beizubringen 6 Papageien durften im Maurya Reich durch die Edikte des Konigs Ashoka weder verzehrt noch uberhaupt getotet werden Diese Edikte gelten mit als die ersten Tierschutzrechte der Menschheitsgeschichte 7 Der Halsbandsittich galt im altindischen Volksglauben als Liebesvogel und wurde so auch als Paradiesvogel im Europa des Mittelalters adaptiert Kurtisanen die in der indischen Kunst dargestellt wurden trugen als Erkennungszeichen meist einen Halsbandsittich auf der Hand Der hinduistische Liebesgott Kamadeva pflegte auf Halsbandsittichen zu reiten oder seinen Wagen von ihnen ziehen zu lassen Auch wenn es in altindischer Literatur darum geht Intelligenz oder uberragende List zu verkorpern ist der Held haufig ein Papagei so zum Beispiel in dem Schauspiel Avimaraka das der Sanskrit Dramatiker Bhasa um 300 n Chr geschrieben hat oder in dem Buch Vikramodaya einer Sammlung von indischen Verserzahlungen basierend auf dem legendaren Konig Vikramaditya In der romantischen Sanskrit Novelle Kadambari des Sanskrit Dichters Baṇabhaṭṭa tritt ein weiser Papagei als Geschichtenerzahler auf Der chinesische Pilgermonch Xuanzang der von ca 630 bis 643 in Indien weilte erwahnte in seinen 656 buddhistischen Texten das Zusammenleben von Sittich und Mensch am Hof des Chalukya Herrschers Pulakesi II 8 Griechische Kultur Bearbeiten nbsp Griechisches Mosaik eines Alexandersittichs etwa 1 Halfte des 2 Jahrhunderts v Chr Palast V in PergamonNachdem der griechische Konig von Makedonien und Hegemon Alexander der Grosse im Fruhjahr 326 v Chr mit seinem Heer den Indus uberschritten hatte kamen diese mit den von den Indern gezahmten und zum Sprechen abgerichteten Sittichen haufiger in Kontakt So wurden diese laut Plinius dem Alteren 23 24 79 n Chr in der Umgangssprache der Inder siptace oder sittace genannt Daher stammen auch die wissenschaftlichen Namen wie Psittaciformes Psittacus und Psittacula Die Griechen ubernahmen die Bezeichnung in der Form psittakos psittakos und einigen Varianten was die Romer spater zu psittacus latinisierten Schon vor dem Feldzug hatte Ktesias von Knidos 5 Jahrhundert und fruhes 4 Jahrhundert v Chr in seinem Werk Indika den Begriff nach dem indischen Namen fur einen Vogel aufgezeichnet und bezeichnete damit hochstwahrscheinlich einen Sittich 9 Vermutlich gelang es dem griechischen Geschichtsschreiber Onesikritos der Alexander auf dem indischen Feldzug begleitete im Jahr 325 v Chr als erstem Europaer Halsbandsittiche bis zum Euphrat uber den Seeweg zu befordern und anschliessend auch noch in lebendigem Zustand nach Griechenland zu bringen 10 Fur den griechischen Geographen Strabon 63 v Chr 20 n Chr scheint eine stetige Population des Halsbandsittiches in Griechenland schon gegeben zu sein da er selbst in seiner Geographika mitteilt dass er viele gesehen habe und weiss dass auch andere den Vogel kennen 11 In der Zeit nach Alexander waren es zunachst Handelsreisende die Halsbandsittiche als kostbare Gastgeschenke mit nach Griechenland brachten 1886 konnten deutsche Archaologen bei Ausgrabungen im Altargemach des Konigspalastes von Pergamon Teile eines farbigen Fussbodenmosaiks bergen welches auf die Mitte des 2 Jahrhunderts vor Christus datiert wird und auf dem ein Grosser Alexandersittich abgebildet war Insgesamt blieben die Alexandersittiche aber eine Seltenheit in der griechischen Kultur Romische Kultur Bearbeiten nbsp Brunnenmosaik mit Halsbandsittich in Pompeji Ptolemaios II pflegte bereits im Jahr 273 v Chr freundschaftliche Beziehungen zur Romischen Republik Um den Sieg im ersten der sechs syrischen Kriege zu feiern liess Ptolemaios II Philadelphos diesen mit einem Umzug kronen auf dem laut Kallixeinos von Rhodos in seinem Werk Peri Alexandreias uber tausend Tiere mitbefordert wurden darunter eine Anzahl indischer Alexandersittiche aus dem Zoo den die Ptolemaer in Alexandria eingerichtet hatten Hier kam eine grossere Anzahl von Menschen der romischen Oberschicht vermutlich erstmals in Kontakt mit dem Halsbandsittich In der Casa della Fontana Piccola und anderen Gebauden welche zusammen mit dem restlichen Pompeji durch den Vulkanausbruch des Vesuvs bereits im Jahr 79 n Chr verschuttet wurden konnten Fresken und Schmuckgegenstande wie Ringe mit Halsbandsittichen als Motiv gefunden werden Christliche Kultur Bearbeiten nbsp Zeichnung aus dem Skizzenbuch des franzosischen Kunstlers Villard de Honnecourt 13 Jh Der Untergang des Romischen Reiches im vierten und funften Jahrhundert nach Christus der am Ende zum Verfall der Antike fuhrte liess auch Alexandersittiche aus dem Abendland verschwinden Erst ab zirka 1050 bis 1250 im Hochmittelalter lassen sich wieder erste Zeugnisse der Arten in Europa finden Die Sittiche wurden in Gedichten und Liedern besungen und kamen sogar als Wappentiere an europaischen Hofen vor so wie beim Elmpter oder Berlepscher Adelsgeschlecht und der Gemeinde Niederkruchten Der franzosische Baumeister Villard de Honnecourt um 1200 1235 zeichnete in sein Skizzenbuch eine Gauklerin die einen Vogel auf der Hand tragt Nach aktuellem Stand ist dies die fruhste Zeichnung im europaischen Mittelalter nbsp Kolorierter Halsbandsittich damals noch psittacus uiridis aus dem hochmittelalterlichen Werk De arte venandi cum avibusFriedrich II von Hohenstaufen 1194 1250 unterhielt in Italien prunkvolle Tiergehege Fasanerien und Volieren Mit der erklarten Absicht die Dinge sichtbar zu machen so wie sie sind schrieb er zwischen 1244 und 1250 das Werk De arte venandi cum avibus Unter den im ersten Teil des Werkes als Beutevogel dargestellten Vogelarten ist auch der Halsbandsittich als Miniatur abgebildet Das Werk wurde vom Historiker Michael Menzel als Urknall ornithologischen Wissens bezeichnet 12 Im Verlauf wurde der Halsbandsittich vor allem den europaischen Gelehrten mit Kontakt zu Adelsgeschlechtern und Konigshausern immer bekannter So berichtet Albertus Magnus in sieben der 26 Bande seines Werks De animalibus libri XXVI vom Halsbandsittich und erganzt altgriechische Arbeiten wie von Plinius mit eigenen Erfahrungen 13 Bereits in der ersten deutschsprachigen Naturgeschichte Buch der Natur von Konrad von Megenberg 1309 1374 wurde in mittelhochdeutscher Sprache uber den Halsbandsittich berichtet wenn auch mit vielen Fabeln versehen nbsp Halsbandsittich in Albrecht Durers Kupferstich Sundenfall Adam und Eva 1504Der Halsbandsittich nahm immer mehr die europaische Versinnbildlichung des Vogels aus dem Paradies ein was auch in Kupferstichen wie Albrecht Durers Sundenfall Adam und Eva aus dem Jahre 1504 bildlich dargelegt ist In der Malerei bestimmte das Christentum weitgehend die Richtung Kunstler wie der spatgotische Martin Schongauer um 1445 1491 zeigten den Halsbandsittich bereits um 1470 in Handzeichnungen auf der Hand des Christuskinds Auf Durers Paumgartner Altar wird der Halsbandsittich auf dem Wappen der Familie Paumgartner von Holenstein dargestellt Aus alten Chroniken geht hervor dass Anton Paumgartner im Jahr 1458 dem Rat der Stadt Nurnberg fur 25 Goldgulden einen Sittich uberliess als Geschenk fur den Erzbischof von Mainz Dietrich Schenk von Erbach Zwei Jahre danach kaufte der Rat der Stadt Nurnberg einen Halsbandsittich fur Johanna von Rosental Konigin von Bohmen fur 50 Pfund 12 Schilling und 2 Heller Zur damaligen Zeit kostete ein Pferd zirka 10 Gulden Schliesslich hielt der Halsbandsittich auch Einzug in die alltagliche Kultur durch das ab dem 14 Jahrhundert bezeugte Papageienschiessen meistens in Verbindung mit Fruhlings oder Erntedankfesten Am Geschichtsfries des Neuen Rathauses in Hannover ist ein Halsbandsittich abgebildet und bezeugt das Papageienschiessen in Hannover nbsp Der Sundenfall Adam und Eva von Rubens erstmals mit Neuweltpapageien als Paradiesvogel 1628Mit der Entdeckung der Neuen Welt und der aufkommenden Seefahrt kamen neben vielen anderen exotischen Dingen auch zahlreiche Papageien in den Hafen Europas an Das Bild des Paradiesvogels anderte sich und das Interesse am seit Jahrhunderten bekannten Halsbandsittich ging zuruck er wurde meist durch sudamerikanische Papageienarten wie den in Peter Paul Rubens 1577 1640 abgebildeten Scharlachara ersetzt Erforschung und Taxonomie Bearbeiten Da in Europa vor allem der Halsbandsittich die erste bekannte und damit vorherrschende Papageienart gewesen war von der zwar viele Gelehrte wussten die aber bisher kaum jemand tatsachlich gesehen hatte wurde er nun Papagei der Alten genannt Man bezog sich damit auf die Schriften der Antike und fugte gegebenenfalls hinzu was durch heimgekehrte Seefahrer aus Indien in Erfahrung gebracht werden konnte Der Zurcher Stadtarzt und Universalgelehrte Conrad Gesner 1516 1565 bezeichnete den Halsbandsittich in seinem Werk Historia animalium noch als Psittacus Torquatus und Psittacus torque minaceo Papagei mit zinnoberrotem Halsreif und merkte dazu an Dieser soll vor allen Papageyen zu erst auss India in Europam kommen und schon vor Alters zu des grossen Alexanders und Neronis Zeiten bekant gewesen sein 14 Durch die Vielfalt der neuen Arten kam es zu einem Wildwuchs der lateinischen Namen Erst im 18 Jahrhundert entsann man sich wieder des Alexanderzugs Carl von Linne 1707 1778 brachte den Namen Psittacus Alexandri ins Spiel fur diese mitgefuhrte Art nach Griechenland Wissenschaftler gingen daraufhin zunachst dazu uber alles was den Alexandersittichen einigermassen ahnlich war oder so im Schrifttum dargestellt wurde diesem Namen zuzuordnen Erst als sich die Nomenklaturregeln begannen durchzusetzen wurde eine Ordnung in die als Alexandersittich bezeichneten Arten gebracht nbsp Illustration des P k manillensis von John Gerrard KeulemansDie Artbezeichnung krameri wurde vom Tiroler Arzt und Naturforscher Giovanni Antonio Scopoli 1723 1788 im Jahr 1769 zu Ehren des osterreichischen Landsmannes und Naturforschers Wilhelm Heinrich Kramer 1724 1765 fur den afrikanischen Halsbandsittich gewahlt Scopoli ubernahm von Kramer einen Grossteil der Beschreibung und generierte einen gultigen Namen Kramer hat einen grunen Papagei mit schwarzem Schnabel beschrieben der in der kaiserlichen Menagerie in Osterreich lebte Da kein Typusexemplar existiert ist die Interpretation hier sehr offen Spatere Benennungen wurden verworfen Der seit Jahrhunderten in Europa beschriebene und teilweise gehaltene indische Halsbandsittich wurde erst im Jahr 1800 offiziell in die Wissenschaft eingefuhrt durch den Forstrat und Naturforscher Johann Matthaus Bechstein 1757 1822 Weil Bechstein glaubte der Halsbandsittich ware auf den Philippinen verbreitet wahlte er die irrefuhrende Bezeichnung Psittacus Manillensis Da Linne davon ausging der eigentliche Papagei der Alten ware der Rosenbrustbartsittich behielt dieser den lateinischen Namen des historischen Alexandersittichs Fur die wissenschaftlichen Namen des wirklichen Alexandersittichs kann die Bezeichnung indessen nicht mehr verwendet werden weil eine Artbezeichnung innerhalb einer Gattung nur einmal vorkommen darf und bei mehreren die alteste und damit erstbeschriebene Vorrang hat Neozoon Bearbeiten source source Halsbandsittich Gezwitscher in Koln nbsp Halsbandsittich in Heidelberg nbsp Verbiss an Rosskastanien sorgt fur eine geschlossene KroneAls Neozoon ist der Halsbandsittich zunehmend in stadtischen Gebieten der nordlichen Mittelmeerlander als Kulturfolger zu finden Teilweise wurde der Bestand erweitert durch Gefangenschaftsfluchtlinge und absichtliche Befreiungen Die Neozoen in Europa stammen laut genetischen Analysen von Herkunftspopulationen aus Nordindien Ausserdem existieren domestizierte und Neozoenformen die eine Mischung aus mehreren Unterarten sind vor allem aus P k borealis P k manillensis und P k krameri Es gibt Ansiedlungen in Paris in den grosseren Stadten Belgiens den Niederlanden sowie im Suden und Osten Englands wo er seit den 1930er Jahren bekannt ist In den Niederlanden lebten 2018 schatzungsweise 2 000 bis 2 300 Brutpaare 15 Zwischen den 1970er und 1990er Jahren gab es in Osterreich zwei Brutansiedlungen im Wiener Turkenschanzpark und im Innsbrucker Hofgarten die jedoch beide als wieder ausgestorben gelten Gefordert wurde eine langerfristige Ansiedlung in Innsbruck sowohl durch intensive menschliche Futterung im Winterhalbjahr als auch durch einen thermisch begunstigten Schlafplatz in unmittelbarer Nahe zum Hofgarten Der Wegfall dieser Faktoren und moglicherweise das Auftreten einer Infektionserkrankung fuhrten in Innsbruck zum Erloschen der Population 16 Er ist auch in stadtischen Raumen in Spanien zu finden wo die aktuell grosste Kolonie in Barcelona ausgemacht wurde 17 Im Maria Luisa Park in Sevilla steht eine Halsbandsittichkolonie in Verdacht die dort ansassige und vom Aussterben bedrohte Population von Riesenabendseglern im Wettbewerb um Bruthohlen zu verdrangen 18 In Italien wurden die Sittiche unter anderem in Rom Palermo und Genua nachgewiesen 19 Daruber hinaus gibt es eingeburgerte Vorkommen in den USA in Sudafrika und Japan Halsbandsittich in Deutschland Bearbeiten In Deutschland traten 1969 die ersten freilebenden Halsbandsittiche in Koln auf Im Jahre 2014 lebten dort geschatzt 3000 Exemplare Weitere unabhangige Vorkommen liegen entlang des Rheins besonders in Dusseldorf und Wiesbaden Zusammen mit Mainz wurden zirka 1500 Tiere im Sommer am Schlafplatz gezahlt 20 In Worms Mannheim Ludwigshafen am Rhein wurde an Schlafplatzen in Ludwigshafen vermutlich mit Sittichen aus Worms Frankenthal und den wenigen Tieren aus dem Rhein Neckar Gebiet im Sommer 2011 ein Bestand von 1640 Tieren gezahlt 20 Ausgehend von diesen bildeten sich neue Populationen in Bonn Mainz Speyer und Zweibrucken 21 Die Besiedlung des Halsbandsittichs im Rhein Neckar Raum begann vermutlich 1973 22 Die ersten Sichtungen in Frankfurt am Main stammen aus dem Jahr 2012 23 Festgestellt wurde dass sich Halsbandsittiche in Deutschland weiter nach Norden ausbreiten Seit 2019 werden sie regelmassig in Munster beobachtet 24 Das Populationswachstum kann mit Zahlen ab zirka 2006 dargelegt werden In Deutschland betrug im Jahr 2006 der Bestand 6000 7000 Individuen und 650 880 Brutpaare 25 Fur 2011 wurde die Bestandsgrosse fur Deutschland mit 7500 Tieren und rund 1500 Brutpaaren angegeben 26 das Bundesamt fur Naturschutz geht auf der Grundlage der Daten des Dachverbandes Deutscher Avifaunisten DDA von einem Bestand von 1700 2500 Brutpaaren fur die Jahre 2011 2016 aus 27 Beobachtungen in Deutschland Bearbeiten In Deutschland brutet der Halsbandsittich besonders gerne in Hohlen alter Baumbestande wie sie in Parks Friedhofen und grossen Garten vorkommen Dabei bevorzugt er Platanen die er auch als Schlafbaume nutzt Seit einigen Jahren bruten Halsbandsittiche v a in Heidelberg auch in der Styroporschicht der Aussenfassaden warmegedammter Gebaude Uber die Auswirkungen der Anwesenheit des Halsbandsittichs ist noch nicht genugend bekannt Befurchtet wird vor allem Konkurrenz zu anderen hohlenbrutenden Vogelarten und Nahrungskonkurrenz mit anderen fruchtfressenden Vogelarten ferner Larmbelastigung und Verkotung unter Massenschlafplatzen 28 Im Fruhsommer ziehen die Tiere in Schwarmen von jeweils 10 30 Exemplaren wahrend der Nahrungssuche durchs Stadtgebiet und die Obstanbauflachen der Umgebung Ziervogel Bearbeiten nbsp Blaue Farbmutation des in der Wildform grunen HalsbandsittichsIn der Ziervogelhaltung sind durch Mutation Selektion und Zucht verschiedene andersfarbige Mutanten des Halsbandsittichs entstanden die in Volieren und als Haustiere gehalten werden nbsp Eier des HalsbandsittichsTrivia und Rezeption Bearbeiten2018 veroffentlichte Sarah Burrini einen Comic in dem ein Halsbandsittich von einem heimischen Vogel rassistisch beschimpft wird Dieser reagiert gelassen auf Kolsch und weist darauf hin dass er in Koln geboren ist 29 2020 veroffentlichte Maxim auf dem gleichnamigen Album das Lied Grune Papageien 30 2022 widmete die Kolsch Rock Band Kasalla zusammen mit Rapper Eko Fresh den Vogeln den Song Jrone Papajeie 31 Hierin stehen die Halsbandsittiche als Sinnbild fur die bunte Vielfalt und die Vielzahl der verschiedenen Kulturen innerhalb der Kolner Stadtgesellschaft 32 Literatur BearbeitenMichael Braun Detlev Franz Michael Schmolz Ausbreitungstendenzen nach Westen Halsbandsittiche in Rheinland Pfalz In Der Falke November 2011 S 460 461 M Braun Neozoen in urbanen Habitaten Okologie und Nischenexpansion des Halsbandsittichs Psittacula krameri SCOPOLI 1769 in Heidelberg Philipps Universitat Marburg 2004 uni heidelberg de PDF Diplomarbeit im Fachbereich Biologie U Ernst Afro asiatische Sittiche in einer mitteleuropaischen Grossstadt Einnischung und Auswirkung auf die Vogelfauna Universitat Koln 1995 Diplomarbeit D Franz T Krause Biologie und Verbreitung des Halsbandsittichs in Deutschland Teil 1 In Papageien Nr 5 2003 S 163 167 D Franz Papageien vor der Haustur 2004 papageien org T Krause Zur Verbreitung des Halsbandsittichs Psittacula krameri im Rheinland im Kontext der gesamten westeuropaischen Verbreitung Rheinische Friedrich Wilhelms Universitat Bonn 2001 Diplomarbeit am Geographischen Institut S Wegener GIS gestutzte Arealanalyse der Population der Halsbandsittiche Psittacula krameri in Heidelberg Ruprecht Karls Universitat Heidelberg 2004 Diplomarbeit Geographisches Institut D Zingel 25 Jahre frei lebende Papageien in Wiesbaden In Jahrbucher des Nassauischen Vereins fur Naturkunde Nr 121 2000 S 129 141 James A Jobling Helm Dictionary of Scientific Bird Names Christopher Helm London 2010 ISBN 978 1 4081 2501 4 Giovanni Antonio Scopoli Annus I historico naturalis Sumtib Christ Gottlob Hilscheri Leipzig 1769 biodiversitylibrary org Johann Matthaus Bechstein Naturgeschichte der Stubenthiere Carl Wilhelm Ettinger Gotha 1800 biodiversitylibrary org Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Halsbandsittich Psittacula krameri Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Psittacula krameri in der Roten Liste gefahrdeter Arten der IUCN 2008 Eingestellt von BirdLife International 2008 Abgerufen am 7 Januar 2009 Halsbandsittich Psittacula krameri auf eBird org Federn des Halsbandsittichs Die grunen PapageienEinzelnachweise Bearbeiten Eckhard Lietzow Jorg Ehlenbroker Renate Ehlenbroker Edelsittiche Arten Freileben Haltung Zucht Vererbung Enzyklopadie der Papageien und Sittiche Band 14 1 Auflage Horst Muller Verlag Bomlitz 2002 ISBN 3 923269 17 X Seite 13 Halsbandsittich Psittacula krameri Kurzsteckbrief des Halsbandsittich Deutscher Kanarien und Vogelzuchterbund abgerufen am 4 Februar 2023 Tony Juniper Mike Parr Parrots a guide to parrots of the world Yale University Press 1998 S 405 Hans Strunden Alexandersittiche die klassischen Papageien und Wegbereiter der Papageienkunde 1 Auflage Horst Muller Verlag Walsrode Bomlitz 1992 ISBN 3 923269 39 0 Seite 13 W Grummt H Strehlov Zootierhaltung Tiere in menschlicher Obhut Vogel 1 Auflage Verlag Harry Deutsch 2009 ISBN 978 3 8171 1636 2 S 408 Vatsyayana Mallanaga Das Kamasutra Die vollstandige indische Liebeslehre Illustriert E Book AuraBoks Verlag 2012 ISBN 978 3 95516 390 7 Teil 1 3 Die Edikte des Konigs Ashoka Archiviert vom Original am 14 Marz 2007 abgerufen am 15 Marz 2007 Klaus Karttunen Ornithology and Poetry Ideas and Fancies Connected with Birds in Classical India In Carmen Brandt amp Hans Harder eds Wege durchs Labyrinth Festschrift zu Ehren von Rahul Peter Das CrossAsia eBooks 2020 DOI https doi org 10 11588 xabooks 642 Otto Schrader Sprachvergleichung und Urgeschichte Linguitisch historische Beitrage zur Erforschung des indogermanischen Altertums Nachdruck der Ausgabe von 1883 Hansebooks Verlag Norderstedt 2016 ISBN 978 3 7428 5573 2 S 270 Hans Strunden Alexandersittiche die klassischen Papageien und Wegbereiter der Papageienkunde 1 Auflage Horst Muller Verlag Walsrode Bomlitz 1992 ISBN 3 923269 39 0 Seite 31 Stefan Radt Hrsg Strabons Geographika Band 3 Buch IX XIII Text und Ubersetzung Vandenhoeck und Ruprecht Gottingen 2004 ISBN 978 3 525 25952 8 Marcel Schwarzenberger Staufer Kaiser erstaunt die Welt auf chronico de Hermann Stadler Hrsg Albertus Magnus De animalibus libri XXVI Nach der Colner Urschrift herausgegeben 2 Bande Munster in Westfalen 1916 1920 Beitrage zur Geschichte der Zoologie des Mittelalters Band 15 16 Digitalisat Hans Strunden Alexandersittiche die klassischen Papageien und Wegbereiter der Papageienkunde 1 Auflage Horst Muller Verlag Walsrode Bomlitz 1992 ISBN 3 923269 39 0 Seite 75 J Altenburg Erik van Winden Vogelatlas van Nederland broedvogels wintervogels en 40 jaar verandering Sovon Verlag Nijmegen 2018 ISBN 978 90 215 7005 1 M und J Pollheimer M Foger I Pack Vorkommen und Bestandsentwicklung des HalsbandsittichsPsittacula krameriin Innsbruck Tirol Osterreich 1978 bis 2006 PDF 2 5 MB Thomas Urban Lauter als alle anderen sz de 18 Februar 2019 Dailos Hernandez Brito Martina Carrete Carlos Ibanez Javier Juste Jose L Tella Nest site competition and killing by invasive parakeets cause the decline of a threatened bat population Royal Society Open Science 2018 https doi org 10 1098 rsos 172477 Michael Wink Julia Schroeder Michael P Braun Detlev Franz Tamer Albayrak Rose ringed Parakeet Populations and Numbers in Europe A Complete Overview In The Open Ornithology Journal Band 9 Nr 1 27 April 2016 doi 10 2174 1874453201609010001 openornithologyjournal com abgerufen am 6 Mai 2019 a b Braun Franz Schmolz 2011 S 461 1 Michael Braun Welchen Einfluss hat die Gebaudedammung auf die Brutbiologie tropischer Halsbandsittiche Psittacula krameri im gemassigten Mitteleuropa In Ornithologische Jahreshefte Baden Wurttemberg 23 2007 S 87 104 ogbw de Memento vom 24 Dezember 2013 im Internet Archive PDF Oliver Lingemann Halsbandsittiche in Frankfurt April 2012 auf nabu frankfurt de Memento vom 24 Dezember 2013 im Internet Archive Frankfurter Neue Presse Memento vom 25 Dezember 2013 im Internet Archive vom 22 Marz 2012 Exoten erobern Heddernheim Ergebnisse der Stunde der Wintervogel im Kreis Warendorf und der Stadt Munster vom 28 Januar 2020 Hans Gunther Bauer Friederike Woog Nichtheimische Vogelarten Neozoen in Deutschland Teil I Auftreten Bestande und Status In Vogelwarte Zeitschrift fur Vogelkunde 46 Jahrgang Nr 3 August 2008 S 157 194 do g de PDF abgerufen am 31 Oktober 2011 Braun Franz Schmolz 011 S 460 Gerlach et al 2019 S 33 Klemens Steiof Handlungserfordernisse im Umgang mit nicht heimischen und mit invasiven Vogelarten in Deutschland In Berichte zum Vogelschutz 47 48 2011 S 93 118 https sarahburrini com comic das leben ist kein ponyhof nestbeschmutzer https www stern de kultur musik album von maxim ich will die depression von beiden seiten zeigen 9348170 html Offizielles Video zu Jrone Papajeie bei Youtube Stadtvogel sind schuchtern Auf ksta de vom 14 April 2014 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Halsbandsittich amp oldid 237289136