www.wikidata.de-de.nina.az
Der Gurnwandkopf ist ein 1691 m u NHN hoher Berg er gehort zu den Chiemgauer Alpen und ist dank seiner Wetterstein Wande ein sehr markanter Gipfel zwischen Ruhpolding und Reit im Winkl Sein ostlicher Nachbargipfel ist die 1684 Meter hohe Horndlwand Der Berg liegt unmittelbar an einer sehr bedeutenden Deckenstirn GurnwandkopfDer Gurnwandkopf gesehen von der Horndlwand im Osten im Hintergrund links das Kaisergebirge rechts der GeigelsteinHohe 1691 m u NHNLage Bayern DeutschlandGebirge Bayerische Alpen Chiemgauer Alpen Dominanz 4 3 km DurrnbachhornSchartenhohe 811 m 1 8 km westl des GipfelsKoordinaten 47 42 21 N 12 34 44 O 47 70596 12 57892 1691 Koordinaten 47 42 21 N 12 34 44 OGurnwandkopf Bayern Gestein Wettersteinkalk Raibler SchichtenAlter des Gesteins 230 Millionen JahreNormalweg Seehaus Branderalm Ostertal Horndlwandscharte Gurnwandkopf Inhaltsverzeichnis 1 Geographie 2 Zugang 3 Geologie 3 1 Pleistozane Vereisungen 4 Bergbauliche Aktivitaten 5 Geotop 6 Okologie 7 Photogalerie 8 Literatur 9 EinzelnachweiseGeographie BearbeitenDer Gurnwandkopf oft auch nur Gurnwand bildet zusammen mit der Horndlwand ein Ostnordost streichendes Massiv im Sudwesten der Gemeinde Ruhpolding Zu diesem Massiv gehoren auch der sudlich vorgelagerte Hochkienberg der Seehauser Kienberg und die Schlosselschneid 1416 m weiter im Osten Der Gurnwandkopf wird vom Hochkienberg durch das Elsental abgetrennt ein verkarstetes Hochtal auf rund 1400 bis 1500 Meter Hohe Naturliche Begrenzungen des Bergstocks sind im Sudwesten das Tal des in den Weitsee fliessenden Grossen Wappbachs Abtrennung vom 1474 Meter hohen Massiv der Hochscharten im Westen und Nordwesten die Talniederung der Rothelmoosalm und im Norden der Sulzenmoosgraben Auf der Sudseite liegt das Dreiseengebiet mit Weitsee Mittersee und Lodensee zu dem hin Hochkienberg und Seehauser Kienberg steil abfallen Im Osten erhebt sich die Horndlwand die vom Gurnwandkopf durch die Horndlwandscharte abgetrennt wird Etwa 500 Meter sudlich des Gipfels befindet sich auf 1520 Meter Hohe die Hochkienbergalm Der Gurnwandkopf ist ein schoner Aussichtsberg mit Blick insbesondere uber die Wettersteinkette Horndlwand Rauschberg Hochstaufen auf Sonntagshorn und Durrnbachhorn auf die Steinplatte auf Reiter Alm und Watzmann auf die Loferer Steinberge auf das Kaisergebirge auf den Geigelstein den Hochgern und den Hochfelln Zugang BearbeitenDer Zugang zum Gurnwandkopf erfolgt gewohnlich von Seehaus oder aus dem Dreiseengebiet Von Seehaus aus wird vorrangig die Horndlwand bestiegen entweder uber das Ostertal oder uber die Horndlalm und den Jagersteig Beide Varianten erreichen die auf 1630 Meter gelegene Einsattelung zwischen Horndlwand und Gurnwandkopf dessen Latschenbestandener und flach nach Suden abfallender Gipfel von hier aus dann problemlos durch Latschengassen zu erklimmen ist Etwas abgesetzt vom 1691 Meter hohen Hauptgipfel mit dem Kreuz immer noch ohne Querbalken und dem Gipfelbuch ist der Ostgipfel mit dem Obinger Kreuz Die Anstiege aus dem Dreiseengebiet verlaufen alle uber die Hochkienbergalm und erlangen nach Durchqueren relativ flachen freien Gelandes des Gipfelstocks die Einsattelung an der Horndlwandscharte Ausgangspunkte sind hierbei die Parkplatze am Lodensee oder am Weitsee Eine selten benutzte West Variante beginnt im Grossen Wappbachtal am Sudende der Rothelmoosalm Nach Erreichen einer auf 1019 Meter gelegenen Quelle quert sie unterhalb der Nordwande des Westsporns in dessen Gerollfeldern mittels Serpentinen zur Hochkienbergalm und sodann weiter zum Gipfel Geologie BearbeitenDer Gurnwandkopf baut sich im Gipfelbereich aus ladinischem Wettersteinkalk auf der hier die Deckenstirn der Staufen Hollengebirgs Decke des Tirolikums bildet 1 und mit rund 30 in sudliche Richtung einfallt Die Deckenstirn wird am Gurnwandkopf von der Hochscharten Horndlwand Schuppe reprasentiert die weniger als 500 Meter breit und wahrscheinlich steil nach Suden ruckuberschoben ist Die Deckenaufschiebung erfolgte mittels sehr steil nach Suden einfallender Reichenhaller Schichten und hat in der auf der Nordseite des Berges anschliessenden Lechtal Decke des Bajuvarikums eine Stauchung der Strukturen bewirkt mit zwei sehr engen und steil stehenden Muldenzugen Horndlalm Mulde und Sulzgrabenkopf Mulde plus Internaufschiebung Ausserdem ist ein Schubspan aus Hauptdolomit zwischen Muldenzugen und Aufschiebung eingequetscht Die sehr stark aneinander gepressten und Nord vergenten Muldenzuge mit nahezu parallel stehenden Flanken besitzen einen Kern aus Unterkreide gefolgt von Oberjura Dogger Unterjura und Hauptdolomit flankenwarts Der Jura in den Muldenzugen ist tektonisch sehr stark reduziert insbesondere bei Annaherung an die Wetterstein Uberfahrung Uber Hauptdolomit und weissen Oberrhatkalken folgen hier konkordant 8 bis 10 Meter machtige dunngebankte dunkelgraue Kieselkalke des Lias sodann hellgraue gefleckte Hornstein und Mergelkalke mit Mergellagen mit Lias Epsilon Schiefer weitere 20 Meter machtige Hornsteinkalke mit schwarzen Mergelzwischenlagen im Liegenden und schliesslich Radiolarit der Ruhpolding Formation und Knollenflaserkalk des Malms Anstelle der Kieselkalke konnen auch sehr dunnmachtige rote Spatkalke und rote Mergel im Lias auftreten Direkt an der Aufschiebung fehlen die Radiolarite Mit Erreichen der Rothelmoosalm beruhigen sich die Strukturen so liegt der Almtalboden uber der Oberwossener Mulde die recht sanft eingesattelt und auch relativ harmonisch aufgebaut ist In ihrem Kern enthalt sie die unterkretazische Schrambach Formation Im Umfeld der Hochkienbergalm auf der Sudseite folgt unmittelbar auf die vermutete Ruckuberschiebung eine weitere Uberfahrung jedoch in nordlicher Richtung sowie anschliessend der Hochkienbergsattel dessen Sudflanke aus Wettersteinkalk recht steil zum Dreiseengebiet abtaucht Dieser relativ flache Almbereich wird von karnischen Raibler Schichten eingenommen die aber nach Norden einfallen und somit die Nordflanke des Hochkienbergsattels bilden Die Raibler Schichten sind ab der Hochkienbergalm in Richtung Osten ins Ostertal an der Horndlwand und bis in den Vorderen Zettelgraben aufgeschlossen 2 Im Elsental zeigen sie eine vollstandige Ausbildung als Kalk Dolomit Folge mit drei Schieferton Niveaus und erreichen immerhin eine Machtigkeit von 330 Metern Fur den gesamten weit mehr als 700 Meter machtigen Wettersteinkalk davon mindestens 300 Meter aufgeschlossen typisch ist seine Verkarstung mit einer Vielzahl von Karsthohlformen Die Formation gestattet eine Dreigliederung in Unteren Mittleren und Oberen Wettersteinkalk Der nur wenige Zehnermeter machtige Untere Wettersteinkalk ist geschichtet und enthalt mehrere dunkle Dolomitlagen Wettersteindolomit sowie so genannte Grossoolithen Der Mittlere Wettersteinkalk ist massig kompakt und wird bis zu 650 Meter machtig Der Obere Wettersteinkalk erreicht 100 Meter es handelt sich um einen gut gebankten Kalk wobei die einzelnen Kalkbanke 2 bis 5 Meter Machtigkeit aufweisen und durch dunne Dolomitbander abgetrennt werden Die obersten beiden Meter unterhalb der Raibler Schichten bilden Rhythmite mit Kalk Dolomit Wechsellagerung 3 Strukturell tritt der Wettersteinkalk in zwei sehr unterschiedlichen Bereichen auf einmal in der unmittelbaren Deckenstirn und sodann im Hochkienberg Sattel der eine gewohnliche Sattelstruktur aufweist Pleistozane Vereisungen Bearbeiten Wie auch die ubrigen Alpen war der Gurnwandkopf wahrend des Pleistozans mehrfach stark vereist Insbesondere die Vereisungsspuren der Riss und der Wurm Kaltzeit lassen sich nachweisen wobei die Riss Kaltzeit die Wurm Kaltzeit an Intensitat noch ubertraf Das Dreiseengebiet wurde damals von einem Abzweig des Tiroler Achen Gletschers durchflossen der am Seekopf die Wettersteinbarriere durchbrach und dann als Seetraun Gletscher in den Ruhpoldinger Talkessel einstromte Der Tiroler Achen Gletscher entsandte ferner einen Abzweig durchs Grosse Wappbachtal der sich im Tal der Rothelmoosalm mit einem nordlich der Hochscharten heruberziehenden Seitenast vereinigte und sodann als Urschlauer Achen Gletscher ebenfalls gen Ruhpolding vorstoss Die maximalen Ferneisstande der Riss Kaltzeit betrugen gemass Klaus Doben 1970 mehr als 1200 Meter uber NHN sowohl im Dreiseengebiet als auch im Grossen Wappachtal 1 Der Gurnwandkopf trug sogar einen kleinen Lokalgletscher der unterhalb der Wande des Westsporns nach Nordwesten zum Sudende der Rothelmoosalm hin abfloss Der Gipfel ragte damals knapp 500 Meter aus den ihn umgebenden Ferneismassen Bergbauliche Aktivitaten Bearbeiten nbsp Der Gurnwandkopf von der Rothelmoosalm im Norden Auf der Schulter links ragt gerade noch die Horndlwand hervor rechts der Westsporn uber dem Grossen Wappbachtal Ahnlich wie der Rauschberg oder der Hochstaufen so zeigt auch der Gurnwandkopf Vererzungsspuren im Wettersteinkalk Westlich der Hochkienbergalm befindet sich im Oberen Wettersteinkalk ein verlassener Bergbaustollen das so genannte Goldloch Es wurde nach den Angaben bei Mathias von Flurl aus dem Jahr 1792 4 wahrscheinlich in den ersten Jahren des 18 Jahrhunderts von Wossener Bauern zum Abbau von Bleiglanz und Zinkblende angelegt Das stratigraphische Niveau des Stollens liegt hochstens 100 Meter unter den von der Erosion entfernten Raibler Schichten 5 Geotop BearbeitenDie Hochkienbergalm unterhalb des Gurnwandkopfes wurde vom Bayerischen Landesamt fur Umwelt LfU unter der Nummer 189R033 als 550 000 Quadratmeter grosses Geotop ausgewiesen um die vorhandene Uvala und die vielen Kleindolinen unter Schutz zu stellen Die Uvala ist unterhalb des Gurnwandkopfs in Raibler Dolomit als eine langgestreckte abflusslose Senke ausgebildet Sie markiert wahrscheinlich den Verlauf einer vom Ende des Ostertals heruberkommenden Westsudwest streichenden Storung An der Hochkienbergalm verschwindet ausserdem ein Quellbach nach kurzer Fliessstrecke im Ponor einer Doline Die Dolinen treten sowohl in den Raibler Schichten als auch im Wettersteinkalk am Sudrand des Hochplateaus auf Okologie BearbeitenDer Gurnwandkopf liegt vollstandig am Westrand des nahezu 100 Quadratkilometer grossen und 1955 eingerichteten Naturschutzgebiets Ostliche Chiemgauer Alpen Nummer NSG 00069 01 Photogalerie Bearbeiten nbsp Horndlwandgipfel mit Gurnwandkopf im Hintergrund Seltene Fohnlage mit Saharastaub 21 Februar 2004 nbsp Weitsee Obersee mit Blick nach Nordosten zum Hochschlag dem Sudwestfuss des Gurnwandkopfs nbsp Gurnwandkopf von der Rothelmoosalm im NordenLiteratur BearbeitenKlaus Doben Erlauterungen zum Blatt Nr 8241 Ruhpolding In Geologische Karte von Bayern 1 25 000 Bayerisches Geologisches Landesamt Munchen 1970 R Henrich Der Wettersteinkalk am Nordwestrand des tirolischen Bogens in den nordlichen Kalkalpen der jungste Vorstoss einer Flachwasserplattform am Beginn der Obertrias In Geol et Palaeont Band 17 Marburg 1983 S 137 177 H O Hellerer Geologie des Hochkienbergs und seiner Umgebung in den Chiemgauer Alpen In Unveroff Diplom Arb TH Munchen Munchen 1964 S 64 E Spengler Versuch einer Rekonstruktion des Ablagerungsraumes der Decken der Nordlichen Kalkalpen 11 Teil Der Mittelabschnitt der Kalkalpen In Jb Geol Bundesanst Band 99 Wien 1958 S 1 74 Alexander Tollmann Tektonische Karte der Nordlichen Kalkalpen 2 Teil Der Mittelabschnitt In Mitt Geol Ges Wien Band 61 Wien 1969 S 124 181 Einzelnachweise Bearbeiten a b Klaus Doben Erlauterungen zum Blatt Nr 8241 Ruhpolding In Geologische Karte von Bayern 1 25000 Bayerisches Geologisches Landesamt Munchen 1970 G Schuler Lithofazielle sedimentologische und palaogeographische Untersuchungen in den Raibler Schichten zwischen Inn und Salzach Nordliche Kalkalpen In Erlanger geol Abh H 71 Erlangen 1968 S 60 Hellerer H O Geologie des Hochkienbergs und seiner Umgebung in den Chiemgauer Alpen Unveroff Diplom Arb TH Munchen Munchen 1964 S 64 M Flurl Beschreibung der Gebirge von Baiern und der oberen Pfalz Munchen 1792 S 642 A Poschl Der geologische Bau des Gebietes zwischen Urschlauer Ache und Seen Tal in den Chiemgauer Alpen In Unveroff Diplom Arb Univ Munchen Munchen 1962 S 61 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gurnwandkopf amp oldid 224620267