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Giershagen ist ein Ortsteil der Stadt Marsberg im ostlichen Sauerland mit rund 1300 Einwohnern und liegt etwa 410 m u NN Die Flache des Ortes betragt 15 7 km Das Dorf ist grossteils umgeben vom Landschaftsschutzgebiet Freiflachen um Giershagen GiershagenStadt MarsbergWappen von GiershagenKoordinaten 51 24 N 8 50 O 51 40531 8 82606 410 Koordinaten 51 24 19 N 8 49 34 OHohe 410 m u NNFlache 15 73 km Einwohner 1336 31 Dez 2022 1 Bevolkerungsdichte 85 Einwohner km Eingemeindung 1 Januar 1975Postleitzahl 34431Vorwahl 02991Luftbild 2013 Luftbild 2013 Katholische Kirche St Fabian und SebastianInhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Fruhe Geschichte 1 2 Zweiter Weltkrieg 1 3 Nach 1945 2 Wappen 3 Wirtschaftliche Verhaltnisse 4 Bauwerke 5 Sohne und Tochter des Ortes 6 Literatur 7 Einzelnachweise 8 WeblinksGeschichte BearbeitenFruhe Geschichte Bearbeiten Das Dorf Giershagen stellt die jungere Bezeichnung fur die alteren wust gewordenen Siedlungen Ober und Niederupsprunge sowie von Teilen Esbikes und Ekesbikes dar Diese Siedlungen durften zwischen 500 und 800 gegrundet worden sein Eine erste Urkundliche Erwahnung fur die Siedlung Upsprunge datiert aus 948 als Konig Otto I dem Grafen Haold verschiedene Guter im Ittergau darunter auch das Gut Upspringun auch Upspringung schenkte 2 3 Seit 1223 wird zwischen Ober und Niederupsprunge unterschieden Die damalige Wustung Niederupsprunge ist in der Gegend um die Kluskapelle Oberupsprunge als heutiger Ort Giershagen zu finden Siebenjahriger KriegIm Siebenjahrigen Krieg kam es am Morgen des 5 August 1761 vor dem Kloster Bredelar zu einer kleinen Schlacht zwischen Truppen aus Frankreich und Preussen Die Kampfe verlagerten sich im Laufe des Tages Richtung Giershagen in den Bereich der Diemelbrucke Die Franzosen mussten sich vermutlich wegen Munitionsmangel zuruckziehen Rund 350 Soldaten wurden bei der Schlacht getotet Die Kluskapelle wurde stark beschadigt u a wurde der Kirchturm zerstort Noch 1932 fand man bei Strassenbauarbeiten im Bereich der Diemel zahlreiche Graber von Soldaten 4 20 JahrhundertAm 1 April 1900 verlor Giershagen ein Gebiet mit einer Flache von 18 36 km2 zur Bildung der neuen Gemeinde Bredelar 5 Zweiter Weltkrieg Bearbeiten Mitte Februar 1945 wurde eine Abteilung der Organisation Todt nach Giershagen verlegt 6 Die Manner arbeiteten am Bau der Hydrieranlage Taube II bei Bredelar Am Abend des 28 Marz und die ganze Nacht zogen vor der anruckenden US Army fliehende Wehrmachts Verbande durch das Dorf in Richtung Norden Einige machten in der Nacht Quartier im Dorf Ein Hauptmann starb an einer Verwundung und wurde am 1 April auf dem Dorffriedhof begraben Als am 29 Marz das Anrucken der US Truppen aus Richtung Adorf gemeldet wurde ruckten die letzten deutschen Soldaten Richtung Bredelar ab Ein deutsches Fahrzeug wurde von einem US Panzerspahwagen in Brand geschossen die Fahrzeugbesatzung ergab sich unverletzt Durch das Dorf rollten nun endlose Kolonnen von Panzern und anderen Fahrzeugen der Amerikaner Das Ende der Kolonne scherte in Richtung Obermarsberg aus da der Bahnubergang Bredelar von einem Zug versperrt war Diesen Personenzug mit angehangtem Flakzug hatte die Spitze der US Truppen von der Hoppeckebrucke aus unter Beschuss genommen und durch Treffer an der Lokomotive gestoppt Bald wurden 600 gefangene Deutsche nach Giershagen zuruckgebracht und bei Fobbes Hof ein Gefangenenlager eingerichtet Darunter waren viele Sanitater Arzte und Rotkreuzschwestern welche sich im gestoppten Personenzug befanden Auf Befehl der Amerikaner mussten viele Hauser innerhalb von zwei Stunden geraumt werden und wurden dann von ihnen genutzt Zwei Zivilisten aus dem Dorf wurden irrtumlich verhaftet und kamen erst nach Wochen bzw Monaten zuruck Am 1 April wurden die Gefangenen mit LKW nach Bredelar gebracht Ab dem 17 April mussten 150 ehemalige Gefangene aus osteuropaischen Landern in Giershagen untergebracht werden Diese hatten schon seit Ende Marz in den Waldern ums Dorf gelagert Auslander und Deutsche aus dem Dorf beteiligten sich an der Plunderung des Depots im Kloster Bredelar Spater mussten Deutsche deshalb Hausdurchsuchungen und Ruckgabe der Plundergutes erleben Am 28 Mai wurden die Auslander im Dorf nach Hoppecke gebracht Im Dorf kam es seit Kriegsende immer wieder zu Uberfallen und Plunderungen durch ehemalige Gefangene Eine aufgestellte Ortpolizei konnte dies nicht verhindern Es wurden drei britische Soldaten im Dorf untergebracht da das Dorf nun zur britischen Besatzungszone gehorte Am Abend des 22 April erschien eine Truppe von 120 Mannern darunter SS Leute welche zum Werwolf gehoren sollten und zog spater nach Nahrungsversorgung weiter Am 10 Mai wurden elf bewaffnete Russen beim Dorf durch britische Soldaten verhaftet Im Zweiten Weltkrieg fielen 95 Giershagener als Soldaten davon die meisten an der Ostfront oder starben im Lazarett 7 Nach 1945 Bearbeiten Am 1 Januar 1975 wurde Giershagen in die neue Stadt Marsberg eingegliedert 8 Wappen Bearbeiten nbsp Wappen der ehemaligen Gemeinde GiershagenBlasonierung Von Schwarz und Silber gespalten vorn ein schraggestellter goldener Abtstab uberzogen von einem zweireihig rot weiss geschachteten Schraglinksbalken sog Zisterzienserbalken hinten ein stehender Monch in schwarzer Kukulle mit schwarzem Stab in der Rechten und schwarzem Kodex in der Linken Beschreibung In ahnlicher wohl als Vorlage dienender Form existiert eine Darstellung in einer Wappenkartusche welche sich am Scheitel des Mauerbogens auf der Orgelempore der Pfarrkirche befindet Insbesondere der linke Teil des Wappens erinnert wie oben bereits erwahnt an die ehemals starke Verbindung mit dem Zisterzienserorden Wappen des Bernhard von Clairvaux durch die ehemals auf dem Gebiet von Giershagen befindliche Abtei Bredelar welche im Ort uber Jahrhunderte die Gerichtsbarkeit ausubte und die Dorfpfarrer bestellte Der schwarze Monch kann als Verweis auf die Missionstatigkeit iroschottischer Benediktiner gesehen werden welche auch das heutige Giershagener Gebiet zur Zeit der Sachsenkriege der Karolinger um das Jahr 800 christianisierten Die amtliche Genehmigung des Wappens in seiner heute gultigen Form erfolgte am 13 Juni 1958 9 Wirtschaftliche Verhaltnisse BearbeitenIm 16 Jahrhundert lassen sich um Giershagen die Erzgruben am Teufelspfad im Eckfeld am Wartersberg am Arnstein im Lulingshohl am Beringshof und am Webel nachweisen Diese belieferten die metallverarbeiteten Hutten der Umgebung Im Radius von 25 km ums Dorf gab es 25 Schmelzhutten und 56 Hammerhutten Um 1800 kam der Bergbau zum Stillstand als alle Gruben wegen Mangel an Holzkohle geschlossen wurden Wegen des Bedarfs an Holzkohle waren in der Region die Walder kahlgeschlagen worden In einem Bericht uber die Hungersnot von 1810 ist vermerkt dass in den Dorfern Giershagen Padberg und Helminghausen Dreiviertel der Einwohner in der Montanindustrie arbeiteten Bis 1861 wurden 19 Erzgruben im Raum Giershagen und Adorf unter dem Namen Grubenfeld Christiane zusammengeschlossen Das Erz ging an die Theodorshutte in Bredelar Die ergiebigste das Grubenrevier Eckefeld gehorte aber schon seit 1848 zur Blucher AG aus Dortmund Die Blucher AG war das erste Unternehmen aus dem Ruhrgebiet welches im sauerlander Bergbau aktiv wurde Das Eisenerz mit bis zu 49 7 Eisengehalt wurde in Dortmund verhuttet Die 11 000 Tonnen Eisenerz aus der Grube Eckefeld wurden mit Pferdefuhrwerken zur nachsten Bahnstation nach Warburg gefahren 1871 wurde das Grubenfeld Christiane und die Theodorshutte von der Union AG in Dortmund ubernommen Die Industrie sorgte fur den Bau der oberen Rohrtalbahn welche 1873 in Betrieb ging 1874 wurde dann die Rhene Diemeltalbahn von Bredelar bis Adorf in Betrieb genommen Taglich wurden 25 Guterwagen mit Eisenerz von Bredelar ins Ruhrgebiet geliefert Im Dorf arbeiteten 745 Menschen im Bergbau 60 der arbeitenden Bevolkerung Anfang 1892 kam es zu einem Bergarbeiterstreik weil die Lohne wegen Konkurrenzdrucks um 20 gesenkt wurden Bis 1900 wurden dann alle Gruben nach und nach stillgelegt In der ersten Halfte des 20 Jahrhunderts wurde nordlich der Ortschaft in der Coelestingrube Giershagen am Talausgang vom Muhlental in Schurfen und Pingen das Strontium Mineral Coelestin abgebaut Im Dorf gibt es noch den 1873 gegrundeten Knappenverein Gluck Auf den einzigen Knappenverein ostlich von Dortmund und seit 2011 den Rundwanderweg Giershagener Bergbauspuren 10 Uber viele Jahrhunderte uberwog in Giershagen die Landwirtschaft Die Mechanisierung der Landwirtschaft fuhrte in den letzten Jahrzehnten zu einem weiteren Ruckgang der bauerlichen Bevolkerung Nachdem sich ein Teil der Papierfabrik Paul Krengel Wepa Papierfabrik 1961 zunachst in der Schutzenhalle einrichtete und seit 1968 mit einer Papierfabrik vor den Toren Giershagens angesiedelt hat wurde Giershagen zur agrar gewerblichen Wohngemeinde Bauwerke BearbeitenIn der Liste der Baudenkmaler in Marsberg sind fur Giershagen 18 Baudenkmale aufgefuhrt Sohne und Tochter des Ortes BearbeitenHeinrich Papen 1645 1719 gehort zu den bedeutendsten Bildhauern des Barock in Westfalen Christoph Papen 1678 1735 war ein Bildschnitzer und Bildhauer des Barock Friedrich Gerlach 1856 1938 Bauingenieur Baubeamter in Berlin Hochschullehrer an der Technischen Hochschule Danzig und Abgeordneter des Preussischen Landtags Joseph Wenzeslaus Kinold OFM 1871 1952 Japanmissionar und zunachst Apostolischer Prafekt spater Grundungsbischof der entstehenden Diozese Sapporo Franz Joseph Bartmann 1950 Chirurg Prasident der Arztekammer Schleswig Holstein Literatur BearbeitenHugo Cramer Der Landkreis Brilon im zweiten Weltkriege 1939 1945 Erlebnisberichte vieler Mitarbeiter aus dem ganzen Kreisgebiet Josefs Druckerei Bigge 1955 Einzelnachweise Bearbeiten Stadt Marsberg Einwohnerentwicklung in den Orten der Stadt Marsberg PDF Abgerufen am 1 September 2023 Ulrich Bockshammer Altere Territorialgeschichte der Grafschaft Waldeck Elwertsche Verlagsbuchhandlung Marburg 1958 Seite 19 Ulrich Loer Das Erzbistum Koln Das adlige Kanonissenstift St Cyriakus zu Geseke S 70 71 ISBN 978 3 11 019923 9 Britta Melgert Schlacht bei Bredelar im Jahr 1761 Woll Ausgabe Arnsberg Sundern und Ense Winter 2020 S 10 11 Stephanie Reekers Die Gebietsentwicklung der Kreise und Gemeinden Westfalens 1817 1967 Aschendorff Munster Westfalen 1977 ISBN 3 402 05875 8 S 237 Hugo Cramer Der Landkreis Brilon im zweiten Weltkriege 1939 1945 1955 Abschnitt Medebach S 77 81 Hugo Cramer Der Landkreis Brilon im zweiten Weltkriege 1939 1945 1955 Ehrentafel Abschnitt Giershagen S 221 223 Statistisches Bundesamt Hrsg Historisches Gemeindeverzeichnis fur die Bundesrepublik Deutschland Namens Grenz und Schlusselnummernanderungen bei Gemeinden Kreisen und Regierungsbezirken vom 27 5 1970 bis 31 12 1982 W Kohlhammer Stuttgart Mainz 1983 ISBN 3 17 003263 1 S 332 Eduard Belke Alfred Bruns Helmut Muller Kommunale Wappen des Herzogtums Westfalen Arnsberg 1986 S 149 ISBN 3 87793 017 4 Reinhard Schandelle Auf den Spuren der Bergleute Sauerland 2011 3 175179Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Giershagen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Homepage Giershagen Giershagener Bergbauspuren Informationen zur Geschichte des Dorfes Giershagen im Kulturatlas Westfalen Paul Stanner Giershagen im winterlichen Hochsauerland Ein Dorf mit Zukunft Beitrag in der Reihe Deutschlandrundfahrt von Deutschlandfunk Kultur gesendet am 18 Februar 2018Stadtteile von Marsberg Beringhausen Borntosten Bredelar Canstein Erlinghausen Essentho Giershagen Heddinghausen Helminghausen Leitmar Meerhof Niedermarsberg Obermarsberg Oesdorf Padberg Udorf Westheim Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Giershagen amp oldid 236958701