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Der frankisch arabische Konflikt 720 759 begann mit einem arabischen Eroberungs oder Beutezug ab 720 von Suden her in das bis dahin expandierende Frankenreich Viele Orte und Kloster wurden geplundert Doch nachdem der frankische Hausmeier Karl Martell den arabischen Militarfuhrer Abd ar Rahman bei Poitiers 732 geschlagen und getotet hatte zogen sich die Araber nach uber dreissigjahriger Behauptung nordlich der Pyrenaen bis 759 wieder zuruck Ein militarhistorisches Ergebnis war die Bedeutung der Kavallerie die die Franken von den Arabern abschauten Dies mundete im frankischen Panzerreiter und langerfristig im Ritterstand Im 9 und 10 Jahrhundert gingen von der Berberfestung Fraxinetum weitreichende Raubzuge und Ansiedlungen aus Frankisches Reich im Fruhmittelalter Inhaltsverzeichnis 1 Verlauf 1 1 8 Jahrhundert 1 2 9 und 10 Jahrhundert 2 Archaologie 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelbelegeVerlauf Bearbeiten8 Jahrhundert Bearbeiten Im Zuge der arabischen Expansion fiel nach dem Ubergang uber Gibraltar 711 die iberische Halbinsel Al Andalus schnell den Invasoren zu auf der auch das Westgotenreich unter dem letzten Konig Roderich unterging und bereits 713 die Hauptstadt Toledo eingenommen wurde Von dort gelenkt besetzte ein arabisches Heer unter as Samh ibn Malik al Chaulani erst Barcelona dann westgotische Besitzungen im Sudwesten Galliens Im Jahr 720 fiel Narbonne die Hauptstadt des Territoriums Septimania an die muslimischen Truppen die Septimania wurde von ihnen bis 759 gehalten die immer wieder auf frankisches Gebiet vordrangen in die Pyrenaen einruckten und Aquitanien bedrohten Herzog Eudo von Aquitanien konnte 721 das weitere Vordringen in der Schlacht von Toulouse abwehren 1 Sein Heer vereinte Soldaten aus Burgund Neustrien Aquitanien und dem Baskenland As Samh starb in der Schlacht die Truppen kehrten nach Spanien zuruck Trotz der Niederlage drangen die Araber und Berber unter ʿAnbasa ibn Suhaim al Kalbi kurze Zeit spater weiter vor erst ohne Erfolg doch nach einer Umbildung konnten sie 724 Carcassonne und wenig spater Nimes einnehmen Tausende fluchteten ins Frankenreich Im August 725 oder 731 wurde Autun in Burgund geplundert und zerstort es blieb der ostlichste Punkt dieses Zuges nbsp Sens Tours Poitiers Bordeaux Angouleme Toulouse Carcassonne Narbonne Arles Avignon Nimes Autun Dijon Chalon sur Saone Marseille Paris Lyon nbsp Arabische Zuge in Gallien um 731 rot 732 grun Karl Martell grau Liutprand braun Angesichts der arabischen Expansion verbundete sich Eudo um 730 mit dem rebellischen Berberfursten Munnuz als sich zunehmende Spannungen zwischen Berbern und Arabern abzeichneten 1 Munnuz der zudem die Tochter Eudos heiratete wurde aber vom Araber Abd ar Rahman dem Statthalter des Kalifen in Spanien besiegt und nahm sich das Leben Abd ar Rahman zog im Fruhjahr 731 mit seinen maurischen Truppen im Osten die Rhone und Saone hoch bis zu den fuhrenden und reichen Abteien Luxeuil und St Beze die nach der Plunderung fur Jahrzehnte nicht mehr weiterbestanden Sie brandschatzten auch die Stadte Chalons sur Saone Dijon und Langres mit einer zweiten Spitze scheiterte erst bei Sens die Belagerung Dann gingen sie moglicherweise im Winter kurzzeitig zuruck nach Spanien um ihre Beute und die gemachten Sklaven zu sichern und neue Krafte zu gewinnen 2 nbsp Karl Martells Grab in St DenisIm folgenden Jahr drang Abd ar Rahman wieder vor fugte Eudo 732 an der Garonne eine schwere Niederlage zu und eroberte Bordeaux Daher musste dieser Karl Martell um Hilfe bitten Die Araber zogen schliesslich in Richtung der Loire nach Tours wo die Grabstatte des heiligen Martin von Tours bedroht war der als der Patron der Franken galt Beim eroberten Poitiers schlug Abd ar Rahman Eudo vernichtend Karl zog ihm mit einem schnell aufgestellten Heer aus Franken und Burgundern entgegen Im Oktober 732 kam es zur Schlacht von Tours und Poitiers ad Pectavis in der Nahe von Chatellerault an der Vienne in der Abd ar Rahman fiel Die Bedeutung der Schlacht wurde lange Zeit als epochal eher uberschatzt zumal es sich wohl nur um einen begrenzten Raubzug Razzia gehandelt hat Die Araber und Berber verliessen das Land allerdings nicht fluchtartig sondern zogen weiter plundernd durch das Limousin Karl baute nun die frankische Herrschaft im Suden aus Als Eudo 735 starb setzte Karl Martell dessen Sohn Hunold als Lehensmann ein 3 Obwohl die Franken die arabische Reiterei mit ihren Fusssoldaten besiegen konnten begann Karl mit der Aufstellung erster schwerer Panzerreiter die auch die Erfindung des Steigbugels begunstigte Der dux der Provence Maurontus versuchte einen Aufstand und ging ein neues Bundnis mit den Muslimen ein Unter Yusuf ibn Abd ar Rahman al Fihri setzten sich diese in Avignon fest doch konnte Karl die Stadt mit Hilfe seines Halbbruders Childebrand in der Schlacht bei Avignon einnehmen Nimes folgte bald konnte aber nicht gehalten werden Vergeblich belagerte der Hausmeier 737 Yusuf al Fihri in Narbonne doch gelang es ihm das Entsatzheer der Araber in der Schlacht an der Berre vollstandig zu besiegen Auf dem Ruckmarsch nach Austrasien verwustete Karl die Stadte Beziers Agde Maguelone und Nimes Im Jahre 738 fielen die Araber und Berber erneut in die Provence ein als Karl gerade auf einem Feldzug in Sachsen war Fur seine Interessen ruckte daher der Langobardenkonig Liutprand mit einem Heer aus Italien an das die Invasoren ohne Schlacht vertrieb Erst die Aufstande der Berber im Maghreb sowie Auseinandersetzungen in Spanien zwischen Arabern und Berbern beendeten vorerst weitere arabische Zuge Ab 752 schlugen die nachfolgenden Frankenherrscher Pippin III und spater Karl der Grosse bis 778 die Araber uber die Pyrenaen zuruck Auch die Septimania kam im Jahr 759 als Herzogtum an das Frankische Reich nachdem Pippin Narbonne erobert hatte Vorher hatte er dem ortlichen Adel zugesichert die ihm eigenen westgotischen Gesetze zu respektieren 4 Der letzte muslimische Gouverneur von Narbonne Abd ar Rahman ibn Uqba 756 759 behielt nur noch Territorien in Spanien von denen aber weitere Seeraubzuge ausgingen Auch unter Karl dem Grossen wurde etwa Narbonne erneut verwustet 793 durch einen Feldzug von Hischam I wahrend der Awarenkriege an der Ostgrenze 5 9 und 10 Jahrhundert Bearbeiten nbsp Hoch und Niederburgund im 9 und 10 Jahrhundert nbsp In Ketten gelegte Araber volkstumliche Deutung als Trager Portalskulptur der Kathedrale von Oloron Sainte MarieDas sudliche Frankenreich wurde im 9 Jahrhundert in der Provence Burgund und Italien die nach der Teilung 843 zu Lotharingien gehorten erneut durch arabische Piraten und Truppen von der See her uberfallen zunachst Nizza 813 859 sowie 880 Araber besetzten 806 die Insel Pantelleria bei Sizilien deren Monche als Sklaven nach Spanien verschleppt wurden Karl der Grosse sorgte selbst fur ihre Freilassung 6 Westgotische Fluchtlinge aus Spanien Hispani wurden durch grosszugige Privilegien gelockt freies Land zu roden und zu besiedeln 7 Andalusische Muslime vermutlich eher Berber machten in der geschwachten Kustenregion Fraxinetum bei Frejus 888 zum sicheren Stutzpunkt von wo aus sie zu Plunderzugen an der Kuste und im Landesinnern aufbrachen 926 rief der Konig von Italien Hugo I die Araber sogar ins Land um gegen lokale Rivalen vorzugehen 934 und 935 wurden Genua und La Spezia uberfallen 942 wieder Nizza In Piemont stiessen die Piraten bis Asti sowie Novi Ligore vor im Rhonetal und an der Westseite der Alpen nach Norden 930 bis Grenoble 939 bis zum Kloster St Gallen nur wenige Jahre nach den Ungarn Nach Erfolgen gegen Burgund drangen sie 942 965 weiter nach Savoyen und 952 960 bis in Teile der heutigen Schweiz 8 vor wo sie den Sankt Bernhard Pass besetzten Kontrolle uber Passageabgaben Um 939 uberquerten sie die Alpen sudwarts griffen in Oberitalien ein und zerstorten die Abtei Agaune im Wallis Das Haupt der Cluniazensischen Reformbewegung Abt Maiolus von Cluny wurde im Juli 972 bei Orsieres von Sarazenen entfuhrt und kam erst nach einer Losegeldzahlung wofur viele Kultobjekte und Teile des Kirchenschatzes eingeschmolzen werden mussten wieder frei Der Graf der Provence Wilhelm I ging danach gegen den Stutzpunkt vor gewann die Schlacht von Tourtour und vertrieb die Bewohner von Fraxinetum Sie hatten standig Beziehungen zu den spanischen Muslimen gehabt Doch horten die Plunderungen 1002 von Genua und 1004 von Pisa noch nicht auf die von Sarazenen in Korsika ausgingen 9 10 Archaologie BearbeitenFur die muslimische Besatzungszeit liegen archaologische Belege vor Im Languedoc gibt es Siegel die Arbunah Narbonne erwahnen 11 In Nimes sind 2006 2007 drei Soldatengraber gefunden worden vermutlich von Berbern aus der Omajadenarmee die eine Anwesenheit fruhmittelalterlicher Muslime in Frankreich beweisen 2016 wurden drei Skelette aus den Grabern in Nimes genetisch untersucht Sie stammen von Berbern aus Nordafrika vaterliche Haplogruppe E M81 die zwischen 20 und uber 50 Jahren alt waren 12 Literatur BearbeitenPaul Fouracre The Age of Charles Martel Longman Harlow 2000 ISBN 0 582 06476 7 Hugh N Kennedy The Early Arab Conquests Da Capo Press Philadelphia 2007 ISBN 978 0 306 81585 0 Ulrich Nonn 1 Poitiers Schlacht von In Lexikon des Mittelalters LexMA Band 7 LexMA Verlag Munchen 1995 ISBN 3 7608 8907 7 Sp 44 Annalena Staudte Lauber Carlus princeps regionem Burgundie sagaciter penetravit Zur Schlacht von Tours und Poitiers und dem Eingreifen Karl Martells in Burgund In Jorg Jarnut Ulrich Nonn Michael Richter Hrsg Karl Martell in seiner Zeit Beihefte der Francia 37 Sigmaringen 1994 ISBN 3 7995 7337 2 S 79 100 Digitalisat Felix Hinz Die weissen Zwerge des Geschichtsbewusstseins Die europaischen Rettungsmythen von Marathon Salamis und Poitiers Tours In Roland Bernhard u a Hrsg Mythen in deutschsprachigen Geschichtsschulbuchern Eckhardt Fuchs Hrsg Studien des Georg Eckert Instituts zur internationalen Bildungsmedienforschung Band 142 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2017 S 33 58 Digitalisat PDF Brian A Catlos al Andalus Geschichte des islamischen Spanien C H Beck 2019 ISBN 978 3 406 74234 7 google com abgerufen am 6 Februar 2022 Weblinks BearbeitenGeschichte Krafteverhaltnisse in der Schlacht von Tours und Poitiers 732 Abgerufen am 4 Februar 2022 Einzelbelege Bearbeiten a b Brian A Catlos Kingdoms of faith a new history of Islamic Spain New York N Y 2018 ISBN 978 0 465 05587 6 S 40 ff Herve Mouillebouche Un autre mythe historiographique le sac d Autun par les Sarrasins In Annales de Bourgogne revue historique trimestrielle publiee sous le patronage de l Universite de Dijon et de l Academie des sciences arts et belles lettres de Dijon Universite de Bourgogne Dijon 2011 abgerufen am 3 Februar 2022 Der Autor kommt zum radikalen Ende aus der mageren und widerspruchlichen Quellenlage Autun 725 oder 731 konne auch eine mogliche feindselige Erfindung des ganzen Zuges in spaterer Zeit erschlossen werden Das kann zunachst nur eine Einzelmeinung sein Ulrich Nonn Die Schlacht bei Poitiers 732 Probleme historischer Urteilsbildung In Beihefte der Francia Band 22 1990 S 37 56 perspectivia net PDF Andre Bonnery La Septimanie au regard de l histoire Loubatieres Portet sur Garonne 2005 ISBN 2 86266 462 6 S 109 Hans Werner Goetz Die Wahrnehmung anderer Religionen und christlich abendlandisches Selbstverstandnis im fruhen und hohen Mittelalter 5 12 Jahrhundert Walter de Gruyter 2013 ISBN 978 3 05 005939 6 google de abgerufen am 6 Februar 2022 Elke Goez Geschichte Italiens im Mittelalter ISBN 978 3 86312 653 7 S 59 Pierre Riche Die Welt der Karolinger 2 durchges Auflage Stuttgart 1999 ISBN 978 3 15 010463 7 S 165 f Markus Klinkner Der Islam in der Schweiz In Islam Wissen Islamologische Enzyklopadie Abgerufen am 5 Februar 2022 Christian Vogel Produkt unorganisierter Expansion Die Berber Enklave Fraxinetum In Transkulturelle Verflechtungen Gottingen University Press Gottingen 2016 ISBN 978 3 86395 277 8 S 197 202 uni goettingen de PDF Mohammad Ballan Fraxinetum An Islamic Frontier State in Tenth Century Provence In Comitatus A Journal of Medieval and Renaissance Studies Band 41 Nr 1 2010 ISSN 1557 0290 S 23 76 doi 10 1353 cjm 2010 0053 Marc Terrisse La presence arabo muselmane In Hommes amp Migrations no 1306 fevrier 2014 p 126 128 Yves Gleize Fanny Mendisco Marie Helene Pemonge Christophe Hubert Alexis Groppi Early Medieval Muslim Graves in France First Archaeological Anthropological and Palaeogenomic Evidence In PLOS ONE Band 11 Nr 2 24 Februar 2016 ISSN 1932 6203 S e0148583 doi 10 1371 journal pone 0148583 PMID 26910855 PMC 4765927 freier Volltext Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Frankisch arabischer Konflikt amp oldid 222236388