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Die Evangelische Kirche in Ettingshausen einem Ortsteil von Reiskirchen Hessen ist eine Saalkirche aus dem 13 Jahrhundert mit einem Chorturm im Osten Das hessische Kulturdenkmal steht stilistisch an der Ubergangszeit zwischen Romanik und Gotik 1 Nordseite der KircheInnenraum mit Blick Richtung OstenDie Kirchengemeinde die mit Hattenrod und Harbach pfarramtlich verbunden ist gehort zum Dekanat Giessener Land in der Propstei Oberhessen der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Architektur 3 Ausstattung 4 Orgel 5 Gelaut 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenKirchlich war Ettingshausen im Spatmittelalter dem Archidiakonat St Johann in der Erzdiozese Mainz zugeordnet Im Jahr 1507 war der Ort wahrscheinlich bei der Mutterkirche Munster Lich eingepfarrt 2 Mit Einfuhrung der Reformation wechselte der Ort zum evangelischen Bekenntnis und wurde 1606 eigenstandige Pfarrei Als erster evangelischer Pfarrer wirkte hier Johannes Vigelius Hausmann von Nidda von 1612 bis 1618 3 Im 17 Jahrhundert erfolgten eine Erhohung des Dachs und der Einbau einer holzernen Langstonne und der Emporen In den 1730er Jahren wurden in die sudliche Wand grossere Fenster eingebrochen 4 Daniel Hisgen schuf in den 1770er Jahren die Olgemalde in den Emporenbrustungen 5 Uber dem Chorbogen wurde eine Empore eingebaut auf der die Orgel ihren Standort fand 1 Von 1878 bis 1880 folgte eine Innenrenovierung bei der eine neue Orgelempore eingebaut wurde auf der 1880 eine neue Orgel ihren Standort fand 6 Im Zuge einer weiteren Innenrenovierung im Jahr 1899 wurde der Chor freigelegt indem die dortigen Banke fur die mannlichen Konfirmanden entfernt und die Orgelempore auf Eisentragern erhoht wurden Eine Gipsdecke ersetzte die bisherige Leinwand die uber die Holzbretter gespannt war Uber dem Chorbogen wurde der Spruch Friede sei mit Euch und uber dem Ostfenster Ehre seit Gott in der Hohe angebracht Der Fussboden wurde mit neuen Platten belegt und ein Ofen eingebaut Pfarrer Nies stiftete 1911 einen Kronleuchter 1917 wurde der Turmgiebel erneuert 1919 die Kirche elektrifiziert 7 Bei einer umfassenden Innenrenovierung 1959 bis 1961 wurden der Innenraum dem modernen Zeitgeschmack entsprechend neu gestaltet Einrichtungsstucke ersetzt und die Emporen erneuert 8 Die Gemalde wurden entfernt und landeten auf dem Bauschutt vor der Kirche Auf Bitte des Bauingenieurs Peter Weyrauch rettete der Kirchenmaler Kurt Scriba sieben der ursprunglich zwolf Bilder Nach der Restaurierung 1979 1980 wurden sechs Bilder im unteren Bereich der Kirche angebracht ein siebtes Oberkirchenrat Joachim Petri aus Darmstadt geschenkt Das Bild mit der Weihnachtsszene diente Scriba als Vorlage fur ein neues Gemalde in der Rimbacher Kirche 9 Die eiserne Wendeltreppe die den Zugang zu Orgel und Kanzel gewahrte wurde beseitigt Seit 1959 ermoglichen die angebaute Sakristei und ein spitzbogiger Wanddurchbruch den Zutritt zur Kanzel Die Empore mit dem Aufgang zum Glockenturm fuhrt seitdem zur Orgel Aufgrund des neuen Wandputzes gingen die beiden Bibelspruche im Chor verloren Die Dacher von Kirchenschiff und Turm wurden neu gedeckt und der Aussenputz erneuert 10 1961 wurden die Ziffernblatter und Zeiger entsprechend den barocken Vorlagen ersetzt und 1985 ein elektronisch gesteuertes Uhrwerk in den Turm eingebaut 11 Da Feuchtigkeit und Salzausbluhungen auftraten musste der Aussenputz 1990 wieder abgeschlagen und ein atmungsaktiver Putz angebracht werden Nachdem der Entwurf von Roger Hertzfeld fur die Neugestaltung des Innenraums vom Kirchenrat nicht angenommen wurde folgte im Jahr 1996 eine Innenrenovierung Die neue Farbkonzeption des Altarraums orientierte sich an der gotischen Fassung um 1300 und die des Kirchenschiffes an der Spatgotik um 1450 wahrend die moderne Farbgebung zuruckgenommen wurde Die vorreformatorischen Sakramentsnischen im Chorraum und der Lungstein im unteren Bereich des Chorbogens der aus einem Steinbruch in Nonnenroth stammen konnte wurden bis zu den Kampfern freigelegt Zudem wurden die Bilder gereinigt und in neuen Rahmen wieder an der Empore angebracht 12 Architektur Bearbeiten nbsp Kirche von Westen nbsp Kirche von SudenDie geostete einschiffige weiss verputzte Saalkirche auf rechteckigem Grundriss ist inmitten eines ummauerten Friedhofs im Nordosten des alten Dorfzentrums mit wehrhaftem Charakter errichtet 1 Der niedrige Turm auf quadratischem Grundriss reicht in seinem unteren Teil nur zwei Meter uber das Schiff hinaus 1 Er hat an der Nordseite die ursprunglichen spitzbogigen Schlitzfenster 0 18 Meter 1 20 Meter im Osten und Suden spatgotische Fenster ohne Masswerk Das bunt bemalte Bleiglasfenster in der Ostwand das der Kunstler Beiler aus Heidelberg im Jahr 1902 bemalte zeigt den auferstandenen Christus Der Chorraum hat seit gotischer Zeit ein Kreuzgewolbe mit gekehlten Rippen die auf Konsolen ruhen Der runde Schlussstein ist mit einer Rose belegt Symbol fur Maria Der Triumphbogen ist spitzbogig und hat eine Kampferplatte uber einer Kehle 13 Das vierseitige verschieferte Pyramidendach aus spatgotischer Zeit ist zweistufig und wird in der Mitte durch ein vierseitiges Glockengeschoss mit zwei Schalllochern an jeder Seite unterbrochen Die kleinen Gaupen wurden in den 1920er Jahren aufgesetzt Bekront wird das Dach von einem Turmknopf Kreuz und Wetterhahn 14 Das Schiff hat im Westen ein Schopfwalmdach Der Innenraum wird durch zwei grosse Rundbogenfenster des 18 Jahrhunderts in der Sudseite und zwei sehr kleine rundbogige Fenster aus romanischer Zeit 0 16 Meter 0 70 Meter an der Nordseite belichtet Das spitzbogige Westportal 1 34 Meter breit in einer spitzbogigen Nische 2 12 Meter breit stammt aus der Erbauungszeit der Kirche und dient als Haupteingang Der Nordeingang ist ebenfalls spitzbogig und ursprunglich 14 Ausstattung Bearbeiten nbsp Brustungsbild von Daniel Hisgen Adam und Eva nbsp Kanzel mit den 12 ApostelnDer Innenraum des Schiffs wird von einer Holztonne abgeschlossen die Gurtrippen und Kreuzrippen hat die in holzernen Schlusssteinen munden Die moderne Winkelempore an der Nord und Westseite hat in sechs Fullungen der holzernen Brustung Bilder von Daniel Hisgen mit biblischen Szenen An der Ostseite uber dem Triumphbogen ist eine tribunenartige Empore aus dem Jahr 1959 fur die Orgel eingebaut Die achteckige holzerne Kanzel aus dem 18 Jahrhundert die im Jahr 1733 bereits vorhanden war oder eingebaut wurde hat in den drei Kanzelfeldern jeweils vier Fullungen mit Darstellungen der zwolf Apostel 4 Das barocke Altarkreuz ist ein Kruzifix des Dreinageltypus das seit 1961 wieder am Altar angebracht ist Die beiden Leuchter wurden 1879 gefertigt Das moderne Gestuhl lasst einen Mittelgang frei Rechts der Kanzel fand ein Grabstein seinen Aufstellungsort Er tragt die Inschrift Leich Text im Lazarus unser Freund schlaft aber ich gehe hin dass ich ihn aufwecke Da sprachen seine Junger schlaft er so wird es besser mit ihm Joh 11 11 12 LUT 15 Der Chor ist gegenuber dem Schiff um zwei Stufen erhoht Der Blockaltar aus rotem Sandstein mit Platte steht mittig im Chorraum An der Nord und Sudseite des Chors sind in niedriger Hohe quadratische Sakramentsnischen aus vorreformatorischer Zeit eingelassen die mit einem schmiedeeisernen Gitter verschlossen sind Orgel Bearbeiten nbsp Forster Orgel von 1880Im Jahr 1703 erhielt die Kirche eine barocke Orgel die wahrscheinlich von Florentinus Wang aus Hadamer gebaut wurde Das Instrument verfugte uber acht Register auf einem Manual und uber kein Pedal Johann Georg Forster baute 1880 auf der neu errichteten Empore ein einmanualiges Werk mit acht Registern und mechanischen Kegelladen Eine grossere Reparatur erfolgte 1938 durch Forster amp Nicolaus die 1996 die Prospektpfeifen aus Zink durch Zinnpfeifen ersetzten und das Gehause mit Bierlasur neu fassten 16 Der Prospekt wird durch Lisenen in drei Pfeifenfelder gegliedert Die Disposition lautet wie folgt 17 Manual C f3Principal 8 Bourdon 8 Salicional 8 Octave 4 Flote 4 Quinte 3 Mixtur 1 1 3 Pedal C d1Subbass 16 Koppeln I PGelaut BearbeitenDer Glockenstuhl beherbergt ein Dreiergelaut Im Jahr 1806 gab es eine mittelalterliche Glocke und zwei aus dem Jahr 1806 der Firma Otto aus Giessen die alle 1917 zu Rustungszwecken abgeliefert werden mussten Die Firma Rincker lieferte 1920 als Ersatz drei neue Glocken von denen zwei im Zweiten Weltkrieg abgetreten wurden Die kleine Glocke blieb erhalten und wurde 1953 mit derselben Inschrift umgegossen 1952 goss Rincker die grosse Glocke Die mittlere Leihglocke von Lorentz Kokeritz aus dem Jahr 1678 ist die alteste Sie stammt ursprunglich aus dem schlesischen Babin Im Jahr 1964 wurde das Gelaut elektrifiziert 18 Nr Gussjahr Giesser Gussort Schlagton Inschrift Bild1 1952 Rincker Sinn ZUR ANDACHT RUFE ICH UM FRIEDEN BITTE ICH DEN HERRN PREISE ICHUNSEREN GEFALLENEN ZUM ANDENKEN 1914 1918 1939 1945 nbsp 2 1678 Lorentz Kokeritz HERRN HANS HINRICH V FLEMIG HAUPTMANN ZU COLBATZ H FRIDRICH HOLTZENS PASTORISDANIEL SPCKEN SCHULTZ BERND NIESEN UND JOCHEN WEND KIRCHENVORSTEHER ZU BABINLORENTZ KOKERITZ GOS MICH ANNO 1678 nbsp 3 1920 Rincker RUFE MICH AN IN DER NOTPSALM 50 15 nbsp Literatur BearbeitenGeorg Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Hessen I Regierungsbezirke Giessen und Kassel Bearbeitet von Folkhard Cremer und anderen Deutscher Kunstverlag Munchen Berlin 2008 ISBN 978 3 422 03092 3 S 225 Wilhelm Diehl Baubuch fur die evangelischen Pfarreien der Souveranitatslande und der acquirierten Gebiete Darmstadts Hassia sacra 8 Selbstverlag Darmstadt 1935 S 217 f Landesamt fur Denkmalpflege Hessen Hrsg Karlheinz Lang Red Kulturdenkmaler in Hessen Landkreis Giessen I Hungen Laubach Lich Reiskirchen Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland Theiss Stuttgart 2008 ISBN 978 3 8062 2177 0 S 590 f Hartmut Miethe Werner Viehl Forderkreis Kunst Mensch Kirche Hrsg Chronik der Pfarrei Ettingshausen und Hattenrod Kirchengeschichtliche Hefte aus dem Archiv der Pfarrei Ettingshausen Hattenrod 2 Ettingshausen 1995 Hartmut Miethe Werner Viehl Forderkreis Kunst Mensch Kirche Hrsg Die Kirche Ettingshausen Kirchengeschichtliche Hefte aus dem Archiv der Pfarrei Ettingshausen Hattenrod 3 Ettingshausen 1996 Heinrich Walbe Die Kunstdenkmaler des Kreises Giessen Bd 3 Sudlicher Teil ohne Arnsburg Hessisches Denkmalarchiv Darmstadt 1933 S 32 34 Peter Weyrauch Die Kirchen des Altkreises Giessen Mittelhessische Druck und Verlagsgesellschaft Giessen 1979 S 46 f Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Evangelische Kirche Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Internetprasenz der Kirchengemeinde auf der Website des Dekanats Ettingshausen Historisches Ortslexikon fur Hessen In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Hessisches Institut fur Landesgeschichte abgerufen am 14 Juli 2014 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d Landesamt fur Denkmalpflege Hessen Hrsg Kulturdenkmaler in Hessen 2010 S 591 Weyrauch Die Kirchen des Altkreises Giessen 1979 S 46 Ettingshausen Historisches Ortslexikon fur Hessen In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Hessisches Institut fur Landesgeschichte abgerufen am 14 Juli 2014 a b Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Hessen I 2008 S 225 Diehl Baubuch fur die evangelischen Pfarreien 1935 S 217 Miethe Viehl Hrsg Chronik der Pfarrei Ettingshausen und Hattenrod 1995 S 48 Miethe Viehl Hrsg Die Kirche Ettingshausen 1996 S 8 Weyrauch Die Kirchen des Altkreises Giessen 1979 S 47 Pierre Bouvain Das Altarbild der Rimbacher Kirche abgerufen am 15 Juli 2014 Miethe Viehl Hrsg Die Kirche Ettingshausen 1996 S 10 Miethe Viehl Hrsg Die Kirche Ettingshausen 1996 S 35 Miethe Viehl Hrsg Die Kirche Ettingshausen 1996 S 9 Walbe Die Kunstdenkmaler des Kreises Giessen 1933 S 32 a b Walbe Die Kunstdenkmaler des Kreises Giessen 1933 S 33 Miethe Viehl Hrsg Die Kirche Ettingshausen 1996 S 11 Miethe Viehl Hrsg Die Kirche Ettingshausen 1996 S 39 Franz Bosken Hermann Fischer Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins Beitrage zur Mittelrheinischen Musikgeschichte Band 29 1 Band 3 Ehemalige Provinz Oberhessen Teil 1 A L Schott Mainz 1988 ISBN 3 7957 1330 7 S 295 Miethe Viehl Hrsg Die Kirche Ettingshausen 1996 S 33 Kirchen in der Gemeinde Reiskirchen Evangelische Kirche Bersrod Evangelische Kirche Burkhardsfelden Evangelische Kirche Ettingshausen Evangelische Kirche Hattenrod Evangelische Kirche Lindenstruth Evangelische Kirche Reiskirchen Evangelische Kirche Veitsberg Evangelische Kirche Winnerod Evangelische Kirche Wirberg 50 559711 8 905711 Koordinaten 50 33 35 N 8 54 20 6 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Evangelische Kirche Ettingshausen amp oldid 230524892