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Die Evangelische Kirche in Reiskirchen im Landkreis Giessen Hessen ist eine Saalkirche von 1771 mit einem spatgotischen Chorturm aus der Zeit um 1300 Stilistisch steht das Kirchenschiff an der Ubergangszeit von Spatbarock zum Klassizismus Die Kirche ist hessisches Kulturdenkmal 1 Kirche von NordwestenKirche von OstenDie Kirchengemeinde gehort zum Dekanat Giessener Land in der Propstei Oberhessen der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Architektur 3 Ausstattung 4 Orgel 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenEine Vorgangerkirche liess Richolf im 10 Jahrhundert als Eigenkirche errichten nach der Reiskirchen seinen Namen erhielt Sie war im Jahr 1226 Pfarrkirche als es zu einem Streit uber das Patronatsrecht kam Im spaten Mittelalter gehorte der Ort zum Sendbezirk Buseck und war dem Dekanat Amoneburg von St Stephan im Bistum Mainz zugeordnet Mit Einfuhrung der Reformation wechselte die Kirchengemeinde zum evangelischen Bekenntnis Erster protestantischer Pfarrer war vor 1591 Joh Mengel 2 Als 1613 der gesamte Ort von einem Grossfeuer heimgesucht wurde war die Kirche oben herab was vom Geholz daran gewesen abgebrandt bis uf das Gewolbe 3 Offensichtlich wurde sie bis zum Beginn des Dreissigjahrigen Kriegs wiederhergestellt In der Mitte des 18 Jahrhunderts wurde die Kirche baufallig sodass 1769 bis 1771 das Schiff neu errichtet wurde 4 Der Turm erhielt 1859 einen neuen Helmaufbau Im Zuge einer umfassenden Renovierung in den Jahren 1898 1899 wurde das Dach abgenommen Ein vierwochiger Regen zerstorte daraufhin Teile der Inneneinrichtung Im Chor wurden die Emporen und die Orgel entfernt die Emporen im Schiff erneuert und die Brustungsbilder wieder freigelegt Eine neue Orgel fand auf der neuen Westempore ihren Standort 5 1934 folgten eine Innen und Aussenrenovierung und der Einbau einer Heizungsanlage 1993 eine weitere Renovierung Architektur Bearbeiten nbsp Innenraum mit Blick nach Osten nbsp WestportalDer nur ungefahr geostete verputzte Saalbau ist erhoht am nordostlichen Ortsrand errichtet nbsp Zweibahniges Masswerkfenster mit Vierpass aus dem 15 Jahrhundert an der Sudseite des TurmsDer Chorturm an der Ostseite auf quadratischem Grundriss hat einen Sockel mit Schrage Eckquaderung und Hauptgesims aus Lungstein Das Erdgeschoss hat im Osten und Suden je ein zweibahniges Masswerkfenster im Suden mit Dreipass im Kreis im Osten mit Vierpass in einer Raute wahrend im Norden ein Schlitzfenster eingelassen ist 0 25 Meter Breite 1 40 Meter lichte Hohe 6 Die Fenster im Turm stammen aus dessen Erbauungszeit nur das Sudfenster geht auf das 15 Jahrhundert zuruck Das Obergeschoss hat drei kleine Spitzbogenfenster 0 25 Meter breit 1 00 Meter hoch 1879 wurden unter dem Helm an jeder Seite zwei kleine Rundbogenfenster ohne Gewande eingebrochen Der Altarraum im Erdgeschoss des Turms hat ein Kreuzgewolbe dessen gekehlte Rippen auf Konsolen ruhen und in einem runden Schlussstein enden Der niedrige Chorbogen ist spitzbogig und hat Kampferplatten uber Kehlen 3 Der zweistufige verschieferte Helmaufbau datiert von 1859 Ein flaches und leicht geschweiftes Zeltdach fuhrt in der Mitte zu einem achtseitigen Glockengeschoss dem ein oktogonaler Spitzhelm aufgesetzt ist Er wird von Turmknauf und Kreuz bekront Der Wetterhahn wurde 1899 entfernt Die vier Glocken datieren von 1694 Johannes Henschel 1794 Friedrich Wilhelm Otto 7 und zwei von 1958 8 Das 1771 fertiggestellte Schiff wird von einem flachen Walmdach abgeschlossen das an der Westseite einen Dreiecksgiebel aufweist Der Innenraum wird durch hohe Stichbogenfenster mit roten Sandsteingewanden belichtet je vier an den Langseiten und zwei an der Westseite Die Fenster erhielten 1899 ihren sechsteiligen gusseisernen Rahmen mit kleinen quadratischen Glasfeldern 9 Das Westportal hat eine Umrahmung aus rotem Sandstein im Stil des Klassizismus und prasentiert sich als Haupteingang Uber dem flachbogigen Sturz ist ein Feld mit Voluten verziert das in ovaler Kartusche die Inschrift ANNO 1769 tragt Ahnlich ist das Sudportal gestaltet dessen breite Umrahmung mit Ranken und Blumenketten verziert ist dessen Abschlussfeld aber leer ist Uber dem Westportal ist ein ovales Fenster eingelassen 8 Ausstattung Bearbeiten nbsp Sakramentsnische nbsp Konid David als Brustungsmalerei nbsp Epitaph fur Familie ReitDer Innenraum wird von einem Muldengewolbe abgeschlossen Ein grosser Teil der Inneneinrichtung stammt aus dem Jahr 1899 Auch der Altar aus weissem Marmor wurde zu dieser Zeit gestiftet An den dreiseitig umlaufenden Emporen die von schlanken eisernen Saulen mit korinthischen Kapitellen getragen werden hangen die unterschiedlich grossen Brustungsbilder die 1771 moglicherweise von Daniel Hisgen fur den Neubau geschaffen wurden Sie zeigen an der Nordempore 10 Bilder Jesus in Gethsemane seine Kreuzigung Auferstehung und Himmelfahrt die vier Evangelisten sowie Petrus und Paulus an der Sudempore 12 Bilder namlich 10 Apostel die von Jesu Taufe und Konig David mit Harfe flankiert werden 10 Ein bemaltes holzernes Epitaph fur Pastor Christian Reit 11 August 1606 seine Frau und seine Tochter 3 August 1606 in Altarnahe zeigt die Familie in einer idyllischen Landschaft unter einem Kruzifix kniend 11 Nachdem Pastor Reit erst seit 1605 den Dienst in Reiskirchen angetreten hatte starben sie alle im August 1606 an der Pest 12 Die spatgotische Sakramentsnische mit eisernem Gitter im Chor stammt moglicherweise aus dem Jahr 1519 Sie ist mit Rahmen 0 86 Meter breit und 1 12 Meter hoch Uber der profilierten Umfassung sind eine Spitzbogenblende mit der schwer zu deutenden Jahreszahl XVcXIX im Bogenfeld und daruber drei Fialen angebracht Eine kleine Nische ist rechts vom Altar in der Turmwand eingelassen die moglicherweise ebenfalls als Sakramentsnische diente 13 Die polygonale holzerne Kanzel von 1771 mit Fullungen in den Kanzelfeldern steht frei auf einem Fuss der mit Flachschnitzerei verziert ist Das holzerne Kirchengestuhl lasst einen Mittelgang frei Orgel Bearbeiten nbsp Forster Orgel von 1899Im Jahr 1740 schaffte die Gemeinde eine erste Orgel an Ob dieses Werk in die neue Kirche ubernommen wurde ist unbekannt Johann Georg Forster erhielt 1898 den Auftrag fur einen Neubau und lieferte sein Opus 85 im Mai 1899 fur 3000 Mark Die zweimanualige Orgel verfugt uber neun Register und eine pneumatische Traktur Im Jahr 2021 sanierte Forster amp Nicolaus Orgelbau das Instrument Die Disposition lautet wie folgt 14 I Manual C f3Principal 8 Hohlflote 8 Gambe 8 Octave 4 Cornettino II III 2 2 3 II Manual C f3Salicional 8 Still Gedeckt 8 Flauto dolce 4 Pedal C d1Subbass 16 Koppeln II I I P Superoktavkoppel Suboktavkoppel Oktavkoppel Pedal Spielhilfe Tutti als FusshebelLiteratur BearbeitenGeorg Dehio Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Hessen I Regierungsbezirke Giessen und Kassel Bearbeitet von Folkhard Cremer und anderen Deutscher Kunstverlag Munchen Berlin 2008 ISBN 978 3 422 03092 3 S 764 Wilhelm Diehl Baubuch fur die evangelischen Pfarreien der Landgrafschaft Hessen Darmstadt Hassia sacra 5 Selbstverlag Darmstadt 1931 S 264 266 Gustav Ernst Kohler Geschichte der Kirche von Reiskirchen in Oberhessen Heimatgeschichtliche Vereinigung Reiskirchen Reiskirchen 2007 Gustav Ernst Kohler Die Geschichte von Reiskirchen in Oberhessen Heimatgeschichtliche Vereinigung Reiskirchen Reiskirchen 2006 Landesamt fur Denkmalpflege Hessen Hrsg Karlheinz Lang Red Kulturdenkmaler in Hessen Landkreis Giessen I Hungen Laubach Lich Reiskirchen Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland Theiss Stuttgart 2008 ISBN 978 3 8062 2177 0 S 560 562 Otto Trapp Von der evangelischen Kirchengemeinde In Festschrift 1000 Jahr Feier der Gemeinde Reiskirchen 975 1975 Mittelhessische Druck und Verlagsanstalt Giessen 1975 S 76 88 Heinrich Walbe Die Kunstdenkmaler des Kreises Giessen Band 1 Nordlicher Teil Hessisches Denkmalarchiv Darmstadt 1938 S 307 310 Peter Weyrauch Die Kirchen des Altkreises Giessen Mittelhessische Druck und Verlagsgesellschaft Giessen 1979 S 154 f Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Evangelische Kirche Reiskirchen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Homepage der Kirchengemeinde Internetprasenz der Kirchengemeinde auf der Website des Dekanats Reiskirchen Historisches Ortslexikon fur Hessen In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Hessisches Institut fur Landesgeschichte abgerufen am 15 Juli 2014 Die Forster Orgel der Evangelischen Kirche Reiskirchen Beitrag auf dem Orgel VerzeichnisEinzelnachweise Bearbeiten Landesamt fur Denkmalpflege Hessen Hrsg Kulturdenkmaler in Hessen 2010 S 562 Reiskirchen Historisches Ortslexikon fur Hessen In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Hessisches Institut fur Landesgeschichte abgerufen am 15 Juli 2014 a b Walbe Die Kunstdenkmaler des Kreises Giessen 1938 S 307 Diehl Baubuch fur die evangelischen Pfarreien 1931 S 264 Trapp Von der evangelischen Kirchengemeinde 1975 S 77 Walbe Die Kunstdenkmaler des Kreises Giessen 1938 S 308 Robert Schafer Hessische Glockeninschriften PDF Datei 37 7 MB in Archiv fur Hessische Geschichte und Alterthumskunde 15 1884 S 475 544 hier S 531 a b Weyrauch Die Kirchen des Altkreises Giessen 1979 S 154 Landesamt fur Denkmalpflege Hessen Hrsg Kulturdenkmaler in Hessen 2010 S 561 Weyrauch Die Kirchen des Altkreises Giessen 1979 S 155 Walbe Die Kunstdenkmaler des Kreises Giessen 1938 S 310 Kohler Die Geschichte von Reiskirchen in Oberhessen 2006 S 20 Kohler Die Geschichte von Reiskirchen in Oberhessen 2006 S 13 Franz Bosken Hermann Fischer Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins Beitrage zur Mittelrheinischen Musikgeschichte Band 29 2 Band 3 Ehemalige Provinz Oberhessen Teil 2 M Z Schott Mainz 1988 ISBN 3 7957 1331 5 S 792 Kirchen in der Gemeinde Reiskirchen Evangelische Kirche Bersrod Evangelische Kirche Burkhardsfelden Evangelische Kirche Ettingshausen Evangelische Kirche Hattenrod Evangelische Kirche Lindenstruth Evangelische Kirche Reiskirchen Evangelische Kirche Veitsberg Evangelische Kirche Winnerod Evangelische Kirche Wirberg 50 59734 8 834554 Koordinaten 50 35 50 4 N 8 50 4 4 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Evangelische Kirche Reiskirchen amp oldid 235326129