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Zeremonien des Erntegebets sind von Asien uber Europa bis Amerika verbreitet Ursprunglich ist das Erntegebet die an Gott oder eine spezifische Natur Landwirtschafts bzw Fruchtbarkeitsgottheit gerichtete Bitte um eine gute Ernte die in bauerlichen Gesellschaften vor allem im Fruhjahr gebrauchlich war Sie ist es vielfach bis heute wofur es eigene Festtage oder Wochen gibt In Europa sind das einerseits die Bitttage die Rogate Sonntage der Osterzeit und regionale Brauche andererseits die Erntedankfeste In Sud und Ostasien haben sich viele Riten zu Volksfesten gewandelt manche weisen Beziehungen zum Wetterzauber auf Das Kenka Matsuri Erntefest in JapanIsidor Schutzpatron der Bauern Vinazer Schule 1750 St Peter SudtirolInhaltsverzeichnis 1 Einfuhrung 2 Altes Europa 3 Afrika und Kanaren 4 Mittel und Sudamerika 5 Judentum 6 Sud und Ostasien 7 Japan 8 Siehe auch 9 EinzelnachweiseEinfuhrung BearbeitenWahrend sich die Gebete in polytheistisch gepragten Kulturraumen hauptsachlich an Fruchtbarkeits oder Wettergotter richten bisweilen auch an Ahnen gibt es im Juden und Christentum oder Islam 1 eigene oft lokal gepragte Riten und auch liturgisch gestaltete Feiern In unwettergefahrdeten Landstrichen sind Wettersegen Hagel oder Bittprozessionen Tradition in sakularer Form Brauche wie Hagelschiessen oder ahnliches Auch einige Heilige und Schutzpatrone werden um gute Ernte oder zur Abwendung landwirtschaftlicher Schaden angerufen etwa St Leonhard St Norburga der heilige Isidor von Madrid oder im Weinbau St Veit Manche Regionen kenne eigene Wallfahrten wie die Leonhardifahrt zum Gedeihen des Viehs und des Grunfutters Altes Europa BearbeitenBei den Altgermanen wurden regional verschiedene Fruchtbarkeitsgottheiten angerufen im altnordischen Skirnismal Mythos etwa die Vanen Vielfach waren die Konige fur die Erntegebete und auch fur deren Erfolg zustandig Am Stentoftenstein von Blekinge Audschweden ist vermerkt dass Hadulf ein gutes Jahr gegeben habe offenbar als erfolgreicher Vermittler zwischen der Fruchtbarkeitsgottheit und seinem Stamm Besonders ausgepragt war solches Sakralkonigtum in Uppland wo sich die Dynastie der Ynglinger vom Gott Yngvi Freyr ableitete Die Ynglinga saga berichtet sogar dass ein Konig Domald geopfert wurde um wiederholten Missernten ein Ende zu bereiten 2 nbsp Fruhjahr und Ernte Jorg Breu d A um 1510Wahrend die Erntegebete vorwiegend im Fruhjahr stattfanden gab es auch spater angesetzte Riten etwa die Mittsommerfeste zur Sonnenwende wohl auch zur Abwendung von Unwettern In Finnland feierte man Juhannus zu Ehren der Gottheit Ukko den Gott des Wetters der Ernte und des Donners In Irland wurde in der Sommermitte Lughnasadh gefeiert um fur eine gute Ernte zu beten Auch manche griechischen Dionysos Feste kreisten um Vegetation und Ernte 3 Generell war in der griechischen Mythologie aber zunachst Priapos ein Sohn des Dionysos und der Aphrodite als Gott der Fruchtbarkeit Beschutzer von Feldfruchten Vieh und Fischen Am abendlichen Sommerhimmel wurde dem Sternbild Jungfrau ein guter Einfluss fur das Einbringen der Ernte zugeschrieben In der slawischen Mythologie war ursprunglich Veles Volos einer der Hauptgotter Patron der Fruchtbarkeit Beschutzer des Viehs und der Ernte Spater wurde diese Funktion auf den heiligen Blasius ubertragen In der altromischen Religion galt die Gottin Ops ahnlich wie die griechische Rhea als Personifikationen der Natur und stand daher fur Erntesegen und die Fruchtbarkeit Spater wandte sich die romische Mythologie an Ceres die Gottin des Ackerbaus der Fruchtbarkeit und der Ehe Afrika und Kanaren BearbeitenDas Hauptfest der Guanchen Ureinwohner der kanarischen Inseln war das Erntefest Benesmen im Sommer bei dem gesungen und getanzt wurde Bis heute ist ihr Tanz canario mit seinen kurzen zugigen Schritten uberliefert Zur Zeremonie gehorte ein Festessen guatativoa und Wettkampfe wie Steinheben oder Stockfechten Vorlaufer des heutigen Juego del Palo Ob auch die ratselhaften Queseras der altkanarischen Majos als rituelle Opferplatze dienten ist noch ungeklart Mittel und Sudamerika BearbeitenIn Mittelamerika deuten archaologische Forschungen darauf hin dass zu den Maya der Azteken und verwandter Volker bei einigen Stufentempeln um gute Ernte und Verschonung von Unwettern gebetet wurde So war etwa Chaac als Regen und Gewittergott bei den Mayas verantwortlich fur Fruchtbarkeit und Ackerbau aber auch der Sternen und Windgott Huracan Bei den Azteken wurden im Fruhling dem Fruchtbarkeitsgott Xipe Totec Menschenopfer fur eine gute Maisernte gebracht An Pfahle gefesselte Kriegsgefangene wurden mit Pfeilen durchbohrt und ihnen die Haut abgezogen die 20 Tage vom Priester getragen wurde So sollte das grune Kleid des Fruhlings symbolisiert werden und das Rascheln des Gewands an den Mais erinnern Uber die alten Fruhlingsriten in Sudamerika ist relativ wenig bekannt auch uber jene der Inka Fruchtbarkeitsgottin Mama Allpa In der Chimu Kultur die zwischen 1250 und 1470 den Norden Perus dominierte schrieb man dem Mond und den Gezeiten das Gedeihen der Pflanzen und der Ernten zu Eine beliebte Opfergabe in den Kustengebieten Ekuadors war die glanzende Spondylus Muschel die als Sinnbild von Meer Regen und des Meeres und des Regens und damit als Fruchtbarkeitssymbol nbsp kl Pachama Statue mit Opfergaben Originalbilder gibt es keine Bei den Quechua sprechenden indigenen Volkern im Andenraum Sudamerikas war und ist Pachamama oder Mama Pacha die als Gottheit verehrte personifizierte Mutter Erde oder auch Mutter Welt die Leben in vielfacher Hinsicht schenkt Sie gilt heute auch als Hoffnung auf gesamtheitliches Leben und wurde 2008 als Symbol dieses Prinzips in die neue Verfassung von Ecuador aufgenommen In der Volksreligion vermischt sich die Gestalt teilweise mit Maria der Mutter Gottes Uber das ganze Jahr mit Ausnahme der Karwoche pflegt man regional verschiedene Riten auch entsprechend dem Agrarzyklus Man bedankt sich fur alles was man erhalten hat und bittet um eine gute Ernte Kleine Opfergaben sind z B Cocablatter oder der erste Bissen jeder Mahlzeit Auf der Basis der Reziprozitat und der Ausgewogensein mit dem gesamten Universum zielen die Riten und Gebete darauf das Gleichgewicht der Krafte in der Natur zu erhalten bzw immer wiederherzustellen Judentum BearbeitenEines der Erntefeste im Judentum ist das Fest der Erstlingsfrucht Es markierte die Zeit in der man das Opfer der Erstlingsfrucht bringen sollte um fur die Beendigung der Erntesaison zu danken Als Symbol dafur wurden Weintrauben Korn Ol Wein und das erste Vlies dem Priester ubergeben und von diesem als Opfer dargebracht um JHWH fur Regen und Fruchtbarkeit zu preisen Weil laut Apostelgeschichte das Erscheinen des Heiligen Geistes zum Zeitpunkt dieses Festes geschah wird es i a dem christlichen Pfingstfest zugeordnet 4 Das Darbringen der Erstlingsfruchte und die Bitte um Gottes Huld wird schon im Tanach bei Kain und Abel beschrieben und im 3 Buch Mose beim Einzug Israels ins Gelobte Land rituell geregelt Sud und Ostasien Bearbeiten nbsp Halle des Erntegebets Teil des Himmelstempels von Peking nbsp Hōnen Matsuri am Tagata Schrein JapanSehr viele Kulte zum Erntegebet existieren seit jeher in Sudasien China und Japan besonders in den dicht bevolkerten Landstrichen In Indien und dem umgebenden Regionen tragt der Hinduismus wesentlich zur Vielfalt der Riten bei da er zahlreiche regionale Fruchtbarkeitsgottheiten kennt Die indische Volksreligion erbittet eine gute Ernte nicht nur von den Gramadevatas ortliche Gottheiten sondern auch von Bhutas oder Naturgeistern Die in Sudindien und auf Ceylon lebenden Tamilen kennen mehrtagige Gebetszeiten die gegen Jahresende ins Erntedankfest Pongal munden Die indischen Gebetstage des Makar Sankranti wenn Mitte Januar die Wirkung der Sonnenwende Sakranti deutlich wird finden regional in verschiedensten Formen statt Der nach alter Hindu Tradition segenbringende Zeitabschnitt wird z B in Gebieten des Zuckerrohr Anbaus schon als Erntedank gefeiert Durch allgemeines Verschenken von Zuckerkuchen und den Spruch Nimm dieses susse Teil und sprich susse Worte sollen etwaige Feindschaften enden und der zyklische Wandels in der Natur die spirituelle Entwicklung des Einzelnen anregen Im Norden Indiens und im Pandschab wo dies die kalteste Jahreszeit ist feiert man hingegen Lohri mit Tanzen um ein Freudenfeuer In Chinas Hauptstadt Peking gibt es im Tempelbezirk des Himmelstempels eine eigene um 1420 erbaute Halle des Erntegebets In diesem 38 m hohen Bauwerk nach Art eines buddhistischen Stupa nahmen im Fruhjahr die Kaiser von China personlich die Riten zum Erntegebet vor Der Erntealtar in der Pekinger Kaiserstadt Huangcheng wurde 1421 in der Ming Zeit gegenuber dem Kaiserlichen Ahnentempel angelegt Japan BearbeitenIn Japan trifft man sich allerorts zu herbstlichen Gebeten und Riten anlasslich der Reisernte Diese Events hangen auch mit den Matsuri Volksfesten zusammen und finden uberwiegend am ortlichen Shintō Schrein oder bei buddhistischen Tempeln statt Wie andernorts gibt es auch Fruhlings Erntegebete im Februar von denen jene im Heiligtum von Ise am Schrein der Toyouke am bekanntesten sind 5 Nach dem Ise Festkalender beginnt eine Gebetswoche fur eine erfolgreiche Ernte am 17 Februar unter Teilnahme eines kaiserlichen Abgesandten die ihre Fortsetzung am 14 Mai und 4 August als Gebet fur milde Winde und mit Opfergaben fur ein der Ernte zutragliches Wetter findet Am Fruhlingsaquinoktium 20 Marz wird in den Misono Feldern des Heiligtums fur eine erfolgreiche Ernte gebetet und vom 15 bis zum 17 Oktober in der Kanname sa Zeremonie mit dort geernteten frischen Reisahren das Erntedankfest gefeiert Ein anderes Fruchtbarkeitsfest ist Hōnen Matsuri jap 豊年祭 was reiches Erntejahr bedeutet Diese Form des Matsuri ist in einigen Teilen Japans ein jahrlicher Feiertag am Sonntag vor dem 15 Marz Die zwei bekanntesten Feste finden beim Tagata Schrein in der Stadt Komaki nordlich von Nagoya statt bzw am Ōagata Schrein in Inuyama ebenfalls in der Prafektur Aichi Das Fest und seine Zeremonien feiern die Segnungen einer reichen Ernte den neuen Sake Reiswein und den aus der Fruchtbarkeit folgenden Wohlstand Zu traditioneller Gagaku Musik fuhrt danach eine Prozession traditionell gekleideter Teilnehmer zwei Gottersanften Mikoshi mit einer Statue des Gottes Takeinadane no mikoto und einem 2 Meter langen holzernen Phallus umher den die Trager unterwegs hin und her schwenken Shintō Priester sprechen Gebete segnen die Teilnehmer und uberschutten sie dann mit kleinen Reiskuchen Mochi In der Antike kannte auch Vorderasien zahlreiche Fruchtbarkeitszeremonien insbesondere in Mesopotamien siehe auch den Artikel Stufentempel Neben Gebets und Opferriten im Fruhling wurden im spateren Jahresverlauf wie auch im Judentum die Jahreserstlinge dankbar gefeiert Auf sumerisch hiessen die Feiern nesag auf akkadisch Nisannu und im Hebraischen bikkurim Das Alte Testament verwendet letztgenanntes Wort auch in Verbindung mit dem Viehopfer der Erstgeburt 6 Siehe auch BearbeitenErntedankfeste Kultstatte NaturheiligtumEinzelnachweise Bearbeiten Archivlink Memento des Originals vom 8 Januar 2013 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot dawah de Ynglinga saga Kap 15 Monatsbilder im Altertum Das Fest der Erstlingsfrucht ein Schlussel fur Segen Memento des Originals vom 20 Marz 2013 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www keyofdavid at Worterbuch der Mythologie Band 6 Gotter und Mythen in Ostasien Shinto Kulte p 94 Klett Cotta Stuttgart 1994 Fest der Jahreserstlinge in Mesopotamien und Israel Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Erntegebet amp oldid 236199015