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Das Lied von Skirnir altnordisch Skirnismal kurz Skm auch Fǫr Skirnis genannt ist ein Gotterlied der Lieder Edda Es wird fruhestens in das spate 12 Jahrhundert datiert Besonders die Verwendung der Runennamen spricht fur eine sehr spate Entstehung Seite aus den Skirnismal Handschrift AM 748 I 4to Inhaltsverzeichnis 1 Aufbau 2 Inhalt 3 Deutungen 4 Figuren der Dichtung 5 Literatur 5 1 Textausgaben 5 2 Forschungsliteratur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseAufbau BearbeitenDas eigentliche Gedicht besteht aus 42 Strophen die im eddischen Versmass Ljodahattr verfasst sind Diese prasentieren die ganze Handlung als einen Dialog zum grossten Teil zwischen Skirnir und Gerdr Eine Kurzform dieses Dialogs hat Snorri in die Gylfaginning aufgenommen Gylf 36 Inhalt BearbeitenEine aus wenigen Satzen bestehende kurze Prosaeinleitung ahnlich derjenigen der Grimnismal schildert die Ausgangssituation Freyr erblickt von odins Hochsitz Hlidskjalf der es erlaubt die ganze Erde zu uberschauen die schone Riesentochter Gerdr in die er sich verliebt Aus dieser Liebe erwachst ihm eine tiefe Depression da er Gerdr nicht besitzen kann Freys Vater Njordr beauftragt dessen Diener Skirnir seinen Sohn zu bewegen seine Sorgen mitzuteilen In der Folge erhalt Skirnir dann den Auftrag nach Jotunheimr aufzubrechen um fur Freyr um die Riesin zu werben und wird dafur mit dessen Schwert und Pferd sowie einigen Geschenken ausgestattet Das Lied selbst berichtet von einer aussergewohnlichen Brautwerbung wahrend der Skirnir fur Freyr um Gerdr freit deren Einwilligung aber letztlich nur durch magischen Zwang erreichen kann Nachdem Gerdr die Geschenke Freyrs elf goldene Apfel und den Ring Draupnir abgelehnt hat droht Skirnir ihr unter anderem mit Gewalt der Ermordung ihres Vaters und dem Zorn der Gotter bis er zu seinem letzten Mittel greift und eine Verfluchung mit THurs Runen androht die er ritzen will um sie in Schande und Irrsinn zu stossen Strophe 36 Daraufhin willigt Gerdr ein Freyr nach neun Nachten zu treffen Skirnir reitet zuruck und uberbringt Freyr die Nachricht Dieser klagt daruber dass er derart lange warten musse Deutungen BearbeitenMagnus Olsen sah darin 1909 die Darstellung der Wiedererweckung der Erdgottin die im Winterschlaf ruht und im Fruhjahr von der Sonne wieder zum Leben erweckt wird um zu ergrunen zu bluhen und Fruchte zu tragen Freyr Herr der Gott der Fruchtbarkeit mochte sich mit Gerdr die Umzaunte der Gottin der Erde vermahlen schafft es jedoch nicht sie zu erwecken Daher bittet er Skimir die Sonnenstrahlung hier als Naturkraft Thurse Riese dargestellt um Hilfe Skimir schafft es Gerdr zu erwecken die sich daraufhin mit Freyr vermahlen kann und fruchtbar wird 1 Diese Art der gottlichen Vereinigung wird auch Heilige Hochzeit oder Hieros gamos genannt In den 1970er und 1980er Jahren deuteten andere Forscher diesen Mythos als Beispiel hochmittelalterlicher Liebesdichtung die die Spannung zwischen der Ehe als gesetzlicher Institution und der Liebe zwischen Mann und Frau als individuelle Leidenschaft zum Ausdruck bringe 2 Lotte Motz geht davon aus dass diese Mythe eine Reprasentation des AEsir Vanir Krieges sein konnte Hierbei seien die AEsir vertreten durch Freyr die Vanir hingegen durch Gerdr 3 In der altnordischen Mythologie tritt Freyr aber nirgendwo als Eroberer auf selbst in den Skirnismal benotigt er ein alter ego und auch der Liebesschmerz und die Depression passen nicht recht in diese Deutung Gro Steinsland deutete diese Dichtung ausgehend von der Konigsideologie Freyr hat sich zu Beginn auf dem Hochsitz niedergelassen und tragt die Herrschaftsinsignien Ring Apfel und Stab Szepter bei sich die er dann Skirnir mitgeben wird Auch die Herleitung eines Konigsgeschlechtes aus einer Heiligen Hochzeit ist gangige Konigsideologie so entstammt der Ynglinga saga Kapitel 10 zufolge Fjolnir der erste Konig der Ynglinger der Verbindung zwischen Freyr und Gerdr im Wald Barre Das Motiv der Gewalt in den Skirnismal deutet Steinsland als das Bild fur die Unterwerfung des Herrschaftsgebietes 4 Helga Kress hingegen sieht die Vorgange in den Skirnismal schlicht als sexuelle Notigung Sie kritisiert an den Interpretationen als Fruchtbarkeitsmythos oder Liebesgedicht dass sie die weibliche Perspektive ausblenden 5 Figuren der Dichtung BearbeitenAEsir die Angehorigen des Pantheons der altnordischen Gotterfamilie vorwiegend Gotter des Krieges und der patrimonalen Herrschaft sie sind Gotter der Erhaltung und Ordnung der Schopfung Vanir die neben den AEsir zweite grosse Gotterfamilie die als germanische Fruchtbarkeitsgotter gelten und von der Bevolkerung um gute Ernte Sonne Regen und guten Wind gebeten wurden v a Njordr Freyr und Freyja die am Ende des AEsir Vanir Krieges als Geiseln zu den AEsir kamen Freyr Sohn des Njordr und Bruder der Freyja der in der Uberlieferung bedeutendste Gott der Vanir und vermutlich Fruchtbarkeitsgott in der germanischen Mythologie ihm gehoren das Schiff Skidbladnir und der Eber Gullinborsti Skirnir Diener und Bote des Gottes Freyr der fur diesen um die Riesentochter Gerdr wirbt Njordr einer der Gotter der Vanir der uber Wind das Meer reicher Fischfang aber auch uber das Feuer gebietet und Reichtum verleihen soll er ist der Vater des Geschwisterpaares Freyr und Freyja Gerdr die Tochter des Riesen GymirLiteratur BearbeitenTextausgaben Bearbeiten Gustav Neckel Hrsg Edda Die Lieder des Codex Regius nebst verwandten Denkmalern I Text 5 verbesserte Auflage von Hans Kuhn Heidelberg 1983 S 69 77 altnordischer Text Karl Simrock Die Edda Die altere und jungere Edda und die mythischen Erzahlungen der Skalden Essen 1851 S 97 103 inzwischen veraltete Ubersetzung ins Deutsche Felix Genzmer Die Edda Gotterdichtung Spruchweisheit und Heldengesange der Germanen Munchen 1996 S 85 91 Ubersetzung ins Deutsche von Anfang des 20 Jahrhunderts Forschungsliteratur Bearbeiten Carolyne Larrington What Does Woman Want Maer and munr in Skirnismal Alvissmal 1 1992 3 16 PDF Datei 252 kB Heinz Klingenberg For Skirnis Brautwerbungsfahrt eines Werbungshelfers Alvissmal 6 1996 21 62 PDF Datei 318 kB Anatoly Liberman Review of Klaus von See et al Skirnismal Modell eines Edda Kommentars In Alvissmal 6 1996 S 114 18 userpage fu berlin de PDF 156 kB Anne Heinrichs Der liebeskranke Freyr euhemeristisch entmythisiert In Alvissmal 7 1997 S 3 36 userpage fu berlin de PDF 280 kB Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Skirnismal Quellen und Volltexte nbsp Commons Skirnismal Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Skirnismal in altnordischer Sprache auf heimskringla no CyberSamurai Encyclopedia of Norse Mythology Skirnismal altnordisch Memento vom 26 Mai 2006 im Internet Archive Einzelnachweise Bearbeiten Magnus Olsen Fra gammelnorsk myte og kultus In Maal og Minne 1909 S 17 36 norwegisch Lars Lonnroth Skirnismal och den fornislandska aktenskapsnormen In Bent Christian Jacobsen et al Hrsg Opuscula septentrionalia Festskrift til Ole Widding 10 10 1977 Kopenhagen 1978 S 154 178 schwedisch Stephen Mitchell For Skirnis as Mythological Model frid at kaupa In Sven Benson et al Hrsg Arkiv for nordisk filologi ANF Folge 7 Band 5 Band 98 der Gesamtausgabe C W K Gleerups forlag Lund 1983 S 108 122 mehrsprachig journals lub lu se PDF Julie Randlev Skirnismal En tekst og dens udsagn digtning og tradition In Maal og Minne 1985 S 132 158 danisch Paul Bibire Freyr and Gerdr The story and its Myths In Rudolf Simek et al Hrsg Sagnaskemmtun Studies in Honour of Hermann Palsson Wien Koln Graz 1986 S 19 40 englisch Lotte Motz Gerdr A New Interpretation of the Lay of Skirnir In Maal og Minne 1981 S 121 136 Gro Steinsland Die mythologische Grundlage fur die nordische Konigsideologie In Heinrich Beck Detlev Ellmers Kurt Schier Hrsg Germanische Religionsgeschichte Quellen und Quellenprobleme Erganzungsbande zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Band 5 Berlin 1992 S 736 751 Helga Kress Mattugar meyjar Islensk fornbokmenntasaga Reykjavik 1993 S 73 islandisch online PDF abgerufen am 30 September 2021 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Skirnismal amp oldid 228807150