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Ernst Ludwig Karl Albrecht Wilhelm von Hessen und bei Rhein 25 November 1868 in Darmstadt 9 Oktober 1937 in Schloss Wolfsgarten bei Langen war von 1892 bis 1918 der letzte Grossherzog von Hessen Ernst Ludwig von Hessen 1905 Inhaltsverzeichnis 1 Biographie 1 1 Kindheit und Jugend 1 2 Ehen und Familie 1 3 Haus Hessen Darmstadt 1 3 1 Vorfahren 1 3 2 Nachkommen 1 4 Ausbildung 1 5 Militarische Range 1 6 Politik 1 7 Furstenenteignung 1 8 Entlarvung der falschen Zarentochter 1 9 Tod 2 Werke 3 Ehrungen 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseBiographie BearbeitenKindheit und Jugend Bearbeiten nbsp Ernst Ludwig mit seiner Mutter Alice vor 1877Ernst Ludwig entstammte der jungsten Linie des Hauses Hessen Seine Eltern waren Grossherzog Ludwig IV und dessen Frau Alice von Grossbritannien und Irland Seine Grosseltern mutterlicherseits waren die britische Konigin Victoria und Prinz Albert von Sachsen Coburg und Gotha 1 Ernst Ludwig von der Familie Ernie genannt wuchs mit seinen Geschwistern Viktoria Elisabeth Irene Friedrich Alix und Marie in Darmstadt auf Grossherzogin Alice war karitativ tatig und nahm ihre Kinder mit zu Besuchen in Krankenhausern und zu Wohltatigkeitsorganisationen nbsp Ernst Ludwig im Feb 1879 mit seiner Grossmutter Victoria seinem Vater Ludwig IV und seinen Schwestern Viktoria Elisabeth Irene und AlixIm Jahr 1873 erlebte der damals Funfjahrige den Tod seines jungeren Bruders Friedrich Frittie aus unmittelbarer Nahe mit Die Jungen hatten ein Spiel gespielt als Friedrich der an Hamophilie litt durch ein Fenster auf den dreissig Meter tiefer gelegenen Balkon fiel 2 Ernst Ludwig war untrostlich und sagte zu seiner Gouvernante Wenn ich sterbe mussen auch Sie und alle anderen sterben Warum konnen wir nicht alle zusammen sterben Ich mochte nicht allein sterben wie Frittie 1878 grassierte in Darmstadt die Diphtherie Ernst Ludwig sein Vater und seine Geschwister mit Ausnahme von Elisabeth die sich bei den Grosseltern vaterlicherseits aufhielt steckten sich an Grossherzogin Alice pflegte ihre Kinder und ihren Ehemann Die jungste Tochter Marie starb an den Folgen der Erkrankung am 16 November Alice hielt Maries Tod fur einige Wochen vor ihren Kindern geheim bis Ernst Ludwig der ein inniges Verhaltnis zu seiner Schwester hatte nach ihr fragte Als sie Maries Tod offenbarte war er von Trauer uberwaltigt Alice trostete ihren trauernden Sohn und steckte sich so bei ihm an Durch die Erkrankung und die Trauer starb die Grossherzogin erst funfunddreissigjahrig am 14 Dezember 1878 2 Nach den Ereignissen wuchsen Ernst Ludwig und seine Schwestern grosstenteils bei der Grossmutter Konigin Victoria in England auf die sich ihrer Enkel annahm 2 Ehen und Familie Bearbeiten nbsp Ernst Ludwig und Victoria Melita am Tag ihrer Hochzeit 1894Am 19 April 1894 heiratete Ernst Ludwig auf Schloss Ehrenburg in Coburg seine Cousine Victoria Melita von Edinburgh 1876 1936 genannt Ducky die Tochter seines Onkels Herzog Alfred von Sachsen Coburg und Gotha und Maria Alexandrowna Romanowa Der Weg zur Ehe wurde massgeblich von Konigin Victoria geebnet die von einer Verbindung zwischen ihren beiden Enkeln sehr angetan war Auch seitens der Familie der Braut wurde die Heirat begrusst Ernst Ludwig und Victoria Melita hielten weniger von dem Vorhaben fugten sich dann aber auf Druck der Familie Auf der Hochzeit verlobte sich Ernst Ludwigs jungere Schwester Alix mit dem spateren russischen Zaren Nikolaus II 2 1895 wurde das erste Kind Tochter Elisabeth geboren Im Jahr 1900 brachte Victoria Melita einen totgeborenen Sohn zur Welt Victoria Melita die als unkonventionell galt gab wahrend ihrer Ehe mit Ernst Ludwig haufig Hauspartys bei denen auf Formalitaten verzichtet wurde um sich ausgelassener amusieren zu konnen Ein Cousin Prinz Nikolaus von Griechenland erinnerte sich spater an einen Aufenthalt bei ihnen als die lustigste frohlichste Hausparty auf der ich je in meinem Leben gewesen bin Diese Vergnugungen entsprachen eher Victoria Melitas Neigungen und verdeutlichten die unterschiedlichen Charaktere und Temperamente der Eheleute Aufgrund dieser Unterschiede wurde die Ehe zunehmend unglucklicher 2 Hinzu kam dass Victoria Melita keine Erfullung in ihrer Rolle als Landesmutter fand und es vermied den entsprechenden Tatigkeiten ihrer Position nachzugehen Sie liess die Korrespondenz unbeantwortet und schob Besuche bei alteren Verwandten deren Gesellschaft sie nichts abgewinnen konnte auf Bei offiziellen Anlassen ignorierte sie Leute hohen Ranges die sie als langweilig empfand und sprach nur mit Menschen die sie mochte und die sie unterhielten Ihre Unaufmerksamkeit gegenuber ihren Pflichten loste weitere Spannungen mit ihrem Ehemann aus Es kam zu lautstarken Streitereien die manchmal auch korperlich wurden nbsp Ernst Ludwig mit seiner Tochter Elisabeth ca 1901Uber George William Buchanan den britischen Geschaftstrager in Darmstadt horte Konigin Victoria von den Schwierigkeiten in der Ehe doch zog sie aufgrund der gemeinsamen Tochter Elisabeth eine Scheidung nicht in Betracht Auch Ernst Ludwig hielt sich aus diesem Grund mit Scheidungsplanen zuruck Bemuhungen die Ehe zu retten scheiterten Nach der Totgeburt des Sohnes im Mai 1900 trennte sich das Paar nicht nur raumlich voneinander 3 Victoria Melita verreiste vermehrt und Ernst Ludwig verbrachte viel Zeit mit seiner Tochter Elisabeth Diese entwickelte zu dieser Zeit eine enge Bindung zu Ernst Ludwig der seine Tochter verehrte und ihr viel Zuneigung und Aufmerksamkeit schenkte Das Kind erwiderte dies und zog ihren Vater der Mutter vor 3 Inzwischen verbrachte Victoria Melita einen Grossteil des Jahres in Sudfrankreich und gab Unsummen in den Casinos von Monte Carlo aus Mit Konigin Victorias Tod im Januar 1901 wurde die Opposition gegen eine Scheidung beendet 2 Kaiser Wilhelm II erfuhr von seinem Bruder Prinz Heinrich von den Scheidungsplanen und ihrer Ursache Er war emport nicht so sehr uber Ernst Ludwigs Homosexualitat sondern vielmehr dass dieser trotz seiner Veranlagung geheiratet hat und dass er jetzt statt sich damit zu arrangieren durch seine Scheidung die Institution der Ehe in Misskredit bringen wurde 4 Ernst Ludwig und Victoria Melita wurden am 21 Dezember 1901 wegen unbesiegbarer gegenseitiger Antipathie durch ein Urteil des Obersten Gerichtshofs von Hessen geschieden Nach Geruchten in Darmstadt soll Ernst Ludwig aussereheliche Verhaltnisse mit Frauen und Mannern unterhalten haben 5 Nach der Scheidung soll Victoria Melita einigen nahen Verwandten mitgeteilt haben dass er homosexuell sei Sie habe ihren Mann mit einem mannlichen Bediensteten im Bett erwischt als sie 1897 von einem Besuch ihrer Schwester Konigin Marie von Rumanien zuruckkehrte Sie machte ihre Anschuldigung nicht offentlich sagte aber zu einer Nichte dass kein Junge in Sicherheit sei von den Stallburschen bis zur Kuchenhilfe Er schlief ganz offen mit ihnen allen Elisabeth blieb nach der Scheidung in der Obhut ihres Vaters der sich ihr nun ganz widmete und sich um ihre Erziehung kummerte Ernst Ludwig beauftragte 1902 den osterreichischen Architekten Joseph Maria Olbrich mit dem Bau des sogenannten Prinzessinnenhauses 3 eines Spielhauses im Park von Schloss Wolfsgarten das ganz nach den Bedurfnissen eines Kindes eingerichtet ist Dieses existiert noch heute Im Herbst 1903 heiratete Ernst Ludwigs Nichte Prinzessin Alice von Battenberg in Darmstadt Prinz Andreas von Griechenland 2 An den Feierlichkeiten nahmen auch seine Schwester Alix und ihr Ehemann Nikolaus teil die ihn und Elisabeth einluden sie nach Polen auf deren Jagdschloss in Skierniewice zu begleiten Ernst Ludwig und Elisabeth reisten einige Tage spater nach Polen und planten einen langeren Aufenthalt Elisabeth verbrachte viel Zeit mit ihren russischen Cousinen und schien guter Gesundheit zu sein Am Morgen des 15 Novembers klagte sie uber Halsschmerzen die jedoch im Laufe des Tages wieder abklangen Da es Elisabeth besser ging besuchten Ernst Ludwig und das Kaiserpaar am Abend eine Theaterauffuhrung Nach ihrer Ruckkehr ging es Elisabeth jedoch zusehends schlechter sie hatte Brustschmerzen und Atembeschwerden und wurde bewusstlos Herbeigerufene Arzte diagnostizierten Typhus woran Elisabeth am 16 November 1903 mit acht Jahren um sieben Uhr morgens verstarb 3 nbsp Ernst Ludwig und seine Familie im Liwadija Palast auf der Krim im Fruhjahr 1912In ihrer letzten Handlung als Eltern begleiteten Ernst Ludwig und die nachgereiste Victoria Melita den Sarg ihrer verstorbenen Tochter zuruck nach Darmstadt Dort fand am 19 November 1903 ein Trauerzug auf die Rosenhohe statt wo die kleine Prinzessin beerdigt wurde Der Bildhauer Ludwig Habich schuf eine Engelsfigur die das Grab bewacht Ernst Ludwig konnte den Tod seines Kindes nie ganz verwinden Mehr als dreissig Jahre spater erklarte der noch immer trauernde Vater wie die Stunden des Trauerzuges ihm in Erinnerung geblieben waren Meine liebste Elisabeth war mein einziger Sonnenschein sagte er 3 Nach dem Tod seiner Tochter pflegte Ernst Ludwig die Forderung und den Ausbau der Darmstadter Kunstlerkolonie die er bereits 1899 gegrundet hatte Durch sein Mazenatentum wurde Darmstadt zu einem Treffpunkt wichtiger Architekten Bildhauer Kunstler und Handwerker und zur deutschen Hauptstadt des Jugendstils 3 Im selben Jahr begegnete er auch seiner zweiten Frau Eleonore zu Solms Hohensolms Lich 1871 1937 die er am 2 Februar 1905 heiratete Die Ehe galt als ausgesprochen glucklich 2 Eleonore wurde als loyal und warmherzig beschrieben Sie erfullte die Aufgaben ihrer Rolle mit Ernsthaftigkeit folgte dem Beispiel ihrer Schwiegermutter Alice und wurde karitativ tatig indem sie beispielsweise im Ersten Weltkrieg Krankentransporte fur Verwundete organisierte 3 und Wohltatigkeitsbasare veranstaltete Aus der Ehe gingen der 1906 geborene Erbgrossherzog Georg Donatus sowie dessen Bruder Ludwig 1908 1968 hervor Die grossherzogliche Familie genoss zu dieser Zeit ausserordentliche Popularitat Im Monat nach seinem Tod im Oktober 1937 starben bei einem Flugzeugungluck nahe Ostende seine Frau und sein Sohn Georg Donatus sowie dessen Gattin Cecilia mit den Kindern Ludwig und Alexander Sie alle sind in einer Gemeinschaftsgrabstatte im Park Rosenhohe in Darmstadt begraben Haus Hessen Darmstadt Bearbeiten Vorfahren Bearbeiten Ahnentafel Grossherzog Ernst Ludwig von Hessen und bei RheinUrurgrosseltern GrossherzogLudwig I von Hessen und bei Rhein 1753 1830 1777Luise Henriette Karoline von Hessen Darmstadt 1761 1829 Karl Ludwig von Baden 1755 1801 1774Amalie von Hessen Darmstadt 1754 1832 LandgrafFriedrich V von Hessen Homburg 1748 1820 1785Karoline von Hessen Darmstadt 1746 1821 KonigFriedrich Wilhelm II von Preussen 1744 1797 1769Friederike von Hessen Darmstadt 1751 1805 HerzogFranz von Sachsen Coburg Saalfeld 1750 1806 1777 Grafin Auguste Reuss zu Ebersdorf 1757 1831 HerzogAugust von Sachsen Gotha Altenburg 1772 1822 1797Luise Charlotte zu Mecklenburg 1779 1801 KonigGeorg III von Grossbritannien und Irland 1738 1820 1761Sophie Charlotte von Mecklenburg Strelitz 1744 1818 HerzogFranz von Sachsen Coburg Saalfeld 1750 1806 1777 GrafinAuguste Reuss zu Ebersdorf 1757 1831 Urgrosseltern GrossherzogLudwig II von Hessen und bei Rhein 1777 1848 1804Wilhelmine von Baden 1788 1836 Wilhelm von Preussen 1783 1851 1804Maria Anna Amalie von Hessen Homburg 1785 1846 Herzog Ernst I von Sachsen Coburg und Gotha 1784 1844 1817Luise von Sachsen Gotha Altenburg 1800 1831 Edward Augustus Duke of Kent and Strathearn 1767 1820 1818Victoire von Sachsen Coburg Saalfeld 1786 1861 Grosseltern Karl von Hessen Darmstadt 1809 1877 1836Elisabeth von Preussen 1815 1885 Albert von Sachsen Coburg und Gotha 1819 1861 1840 Konigin Victoria von Grossbritannien und Irland 1819 1901 Eltern Grossherzog Ludwig IV von Hessen und bei Rhein 1837 1892 1862Alice von Grossbritannien und Irland 1843 1878 Grossherzog Ernst Ludwig von Hessen und bei Rhein 1868 1937 nbsp Der Grossherzog und die Grossherzogin von Hessen mit ihren Kindern 1912Siehe auch Stammliste des Hauses Hessen Nachkommen Bearbeiten Aus der Ehe mit Victoria Melita von Sachsen Coburg und Gotha Elisabeth Marie Alice Victoria 11 Marz 1895 in Darmstadt 16 November 1903 in Skierniewice Totgeborener Sohn 25 Mai 1900 Aus der Ehe mit Eleonore zu Solms Hohensolms Lich Georg Donatus Wilhelm Nikolaus Eduard Heinrich Karl 8 November 1906 in Darmstadt 16 November 1937 bei Ostende Ludwig Hermann Alexander Chlodwig 20 November 1908 in Darmstadt 30 Mai 1968 in Frankfurt am Main Ausbildung Bearbeiten nbsp Ernst Ludwig im Jahr 1885 als Seconde LeutnantFur die Ausbildung des Prinzen Ernst Ludwig war zunachst Hans von Dadelsen und ab Marz 1879 Moritz Muther verantwortlich Die Erzieher ubernahmen auch die schulische Bildung Diese erfolgte gemass dem Lehrplan des Darmstadter Realgymnasiums Diejenigen Facher die Moritz Muther nicht abdecken konnte wurden von den Fachlehrern des Realgymnasiums abgedeckt So gab der Rektor des Realgymnasiums Ludwig Munch das Fach Chemie Der Musikunterricht wurde durch den Hofkapellmeister Willem de Haan erteilt Von Mai 1889 bis Sommer 1890 studierte er an der Universitat Leipzig Rechtswissenschaften Er wurde von Gustav Romheld begleitet der spater der Kabinettschef Ernst Ludwigs werden sollte Zum Wintersemester 1890 91 wechselte er zur hessischen Landesuniversitat Giessen wo er im Fruhjahr 1891 seine Studien beendete Militarische Range Bearbeiten Wie fur einen hohen Adligen ublich schlug auch Ernst Ludwig eine militarische Laufbahn ein Er erhielt eine Grundausbildung und wurde regelmassig in hohere Dienstgrade befordert ohne dass er eine nennenswerte militarische Tatigkeit ausgeubt hatte Datum Rang Einheit0 9 Juni 1884 Hessischer Sekondeleutnant a la suite 1 Grossherzoglich Hessisches Infanterie Leibgarde Regiment Nr 11521 April 1885 Preussischer Sekondeleutnant a la suite 1 Grossherzoglich Hessisches Infanterie Leibgarde Regiment Nr 11516 August 1888 Offiziersexamen in Berlin 00 9 Dezember 1889 Hessischer Premierleutnant a la suite 1 Grossherzoglich Hessisches Infanterie Leibgarde Regiment Nr 1150 1 April 1891 Preussischer Premierleutnant 1 Garde Regiment zu Fuss15 Marz 1892 Inhaber des Kaiserl Russ Dragoner Regiments Nr 18 Kliastizy 22 Marz 1892 Preussischer Oberst a la suite 1 Garde Regiment zu Fuss22 Marz 1892 Hessischer Oberst a la suite 1 Grossherzoglich Hessisches Infanterie Leibgarde Regiment Nr 11525 November 1892 Inhaber des 1 Grossherzoglich Hessisches Infanterie Leibgarde Regiment Nr 11515 Mai 1893 K u k Oberosterreichisches Infanterie Regiment Ernst Ludwig Grossherzog von Hessen und bei Rhein Nr 1421 November 1893 Inhaber des Bayr 5 Infanterie Regiments Grossherzog Ernst Ludwig von Hessen und bei Rhein 19 April 1894 Generalmajor a la suite 1 Garde Regiment zu Fuss18 August 1895 Chef des 1 Grossherzogliches Hessisches Garde Dragoner Regiment Nr 23 und des Grossherzogliches Hessischen Feldartillerie Regiment Nr 2527 Januar 1896 Generalleutnant a la suite27 Januar 1900 General der Infanterie16 Juni 1913 Chef des Infanterie Regiments Graf Barfuss 4 Westfalisches Nr 17 nbsp Mosaik auf der Mathildenhohe mit einem Zitat des Grossherzogs Habe Ehrfurcht vor dem Alten und Mut das Neue frisch zu wagen bleib treu der eigenen Natur und treu den Menschen die du liebst Politik Bearbeiten 1896 schloss Ernst Ludwig fur die Hessische Ludwigsbahn mit Preussen einen Vertrag uber eine Eisenbahngemeinschaft Mit dem Ziel Mein Hessenland bluhe und in ihm die Kunst grundete Ernst Ludwig 1899 die Darmstadter Kunstlerkolonie Mathildenhohe und forderte als Mazen unter anderem die namhaften Kunstler Peter Behrens Hans Christiansen Ludwig Habich Bernhard Hoetger Albin Muller und Joseph Maria Olbrich 1901 fand die erste Ausstellung der Kunstlerkolonie unter dem Titel Ein Dokument deutscher Kunst in Darmstadt statt Drei weitere Ausstellungen folgten 1904 1908 und 1914 nbsp 20 Mark aus dem Jahr 1900 nbsp Hessische Tapferkeitsmedaille mit dem Bild Ernst LudwigsNach der Novemberrevolution 1918 weigerte er sich abzudanken und wurde daher vom Darmstadter Arbeiter und Soldatenrat am 9 November 1918 abgesetzt Hessen Darmstadt wurde damit zum Volksstaat nbsp Ausschnitt aus einem von Ernst Ludwig gestifteten Fenster mit hessischem Wappen in der Stadtkirche FriedbergFurstenenteignung Bearbeiten Mit der Absetzung des Grossherzogs bestand die Notwendigkeit sein Privatvermogen vom Staatsvermogen zu trennen Zwischen dem Volksstaat Hessen und dem Grossherzog wurde hierzu am 9 Mai 1919 eine Vereinbarung getroffen 6 Die Prinzipien hierbei waren dass die Domanen Staatseigentum werden sollten dem grossherzoglichen Haus hierfur jedoch eine Entschadigung zustand Massstab fur die Entschadigung war nicht der Wert der Domanen sondern die Hohe der Zivilliste abzuglich Staatsaufgaben z B die Finanzierung des Hoftheaters die der Monarch bisher daraus bestritten hatte Als Abfindung wurde eine Abfindungssumme von 10 Millionen Mark festgelegt die als Staatsanleihe mit 4 Zinsen geleistet wurde sowie eine Barzahlung von 900 000 Mark Als Schatullgut wurden das Schloss Seeheim das Neue Palais und das Schloss Tarasp vereinbart Die Domanen Hotensleben und Obisfelde in Sachsen und Schloss und Domane Fischbach in Schlesien verblieben ebenfalls als Schatullgut da sie ausserhalb Hessens lagen Reichsweit wurde die Behandlung der Vermogen der ehemaligen Herrscherhauser kontrovers diskutiert 1926 scheiterte eine Volksabstimmung die die entschadigungslose Furstenenteignung forderte In anderen Landern kam es zu landesrechtlichen Enteignungen die ein wegweisendes Urteil war das Urteil des Reichsgerichts vom 18 Juni 1925 bezuglich der Anspruche der Herzoge von Sachsen Gotha aufgrund der Eigentumsgarantie in Artikel 153 der Weimarer Verfassung aufgehoben wurden In der Folge kam es zu erneuten Verhandlungen die im Vertrag vom 6 Mai 1930 zwischen Land und Grossherzog endeten In diesem Vertrag wurden die Regelungen von 1919 weitgehend bestatigt und die Entschadigungssumme vor allem im Hinblick auf die Inflation auf 8 Millionen Goldmark festgesetzt 1934 wurde die Regelung mit der einzigen Anderung dass das Eigentum Ernst Ludwigs an Schloss Romrod in ein lebenslanges Wohnrecht geandert wurde per Landesgesetz final festgeschrieben 7 Entlarvung der falschen Zarentochter Bearbeiten Ernst Ludwig sollte in der Anna Anderson Affare noch eine wichtige Rolle spielen es ging um die Identifizierung der angeblichen Zarentochter Anastasia Am 17 Februar 1920 wurde eine junge Frau nach einem Selbstmordversuch aus dem Berliner Landwehrkanal gezogen und als Fraulein Unbekannt in die Nervenheilanstalt Dalldorf eingewiesen Sie galt als selbstmordgefahrdet und konnte keine Angaben zu Identitat Wohnort oder Familie machen Nach fast zwei Jahren Aufenthalt in Dalldorf tauchte das Gerucht auf sie sei eine Tochter des Zaren und hatte das Massaker an ihrer Familie im Juli 1918 uberlebt Auf dem Umschlagbild einer Zeitschrift die im Krankenzimmer auslag war ein Foto der Zarenfamilie abgebildet Eine der Pflegerinnen bemerkte dass Fraulein Unbekannt Ahnlichkeit mit den Tochtern des Zaren hatte woraufhin diese zugab tatsachlich eine davon zu sein Klara Peuthert ebenfalls Patientin der Nervenheilanstalt Dalldorf schickte Briefe an verschiedene russische Emigranten mit der Nachricht eine Zarentochter befande sich in der Anstalt Auch Ernst Ludwig erhielt mehrere Aufforderungen nach Berlin zu kommen Er war jedoch uberzeugt dass es sich bei der Unbekannten die sich inzwischen Anna Tschaikowski spater Anna Anderson nannte nicht um seine Nichte handeln konnte Sehr wahrscheinlich kannte er den Ermittlungsbericht Nikolai Sokolows der im Fruhjahr 1919 zu dem Ergebnis gekommen war dass die gesamte Familie ermordet worden war Die angebliche Anastasia behaupte daraufhin seine Weigerung sie als legitime Zarentochter anzuerkennen geschehe aus boser Absicht und sollte dazu dienen eigenes Fehlverhalten zu verschleiern Ihr Onkel Ernst sei wahrend des Kriegs unerlaubt nach Russland gereist um mit dem Zaren Friedensverhandlungen zu fuhren denn sie hatte ihn dort gesehen Gemeinsam mit Pierre Gillard dem fruheren Hauslehrer der Zarenkinder liess Ernst Ludwig Ermittlungen durch einen Detektiv durchfuhren Er fand heraus dass es sich bei der Unbekannten um die seit 1920 als vermisst gemeldete Arbeiterin Franziska Schanzkowski handelte Vor Gericht gelang es ihm jedoch nicht dies zu beweisen da Zeugenaussagen sich als zu vage herausstellten Pierre Gillard veroffentlichte die Ermittlungsergebnisse und andere Zeugenaussagen 1929 unter dem Titel La fausse Anastasie Erst 1994 erbrachte ein DNA Test den der britische Forensiker Dr Peter Gill durchfuhrte den Beweis dass es sich bei der angeblichen Anastasia um kein Familienmitglied der Zarenfamilie handeln konnte Durch den Vergleich einer Gewebeprobe von Anna Anderson mit der Blutprobe eines Neffen von Franziska Schanzkowski konnte er ausserdem nachweisen dass es sich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit um Franziska Schanzkowski handelte 8 Tod Bearbeiten Nach seinem Tod am 9 Oktober 1937 in Schloss Wolfsgarten bei Langen wurde Ernst Ludwig in Darmstadt beigesetzt und zwar seinem Wunsch entsprechend nahe seiner Tochter Elisabeth In der als Gemeinschaftsgrab auf der Rosenhohe gestalteten Anlage sind auch die aus dem Haus Hessen stammenden Toten des Flugunfalls von Ostende 1937 bestattet 9 Werke BearbeitenErnst Ludwig betatigte sich als Autor und auch als Komponist Unter dem Pseudonym E Mann wurde am 19 Dezember 1909 im Hoftheater Darmstadt das Kindertheaterstuck Bonifacius aufgefuhrt Das bis 1914 sieben Mal aufgefuhrte Stuck stammte aus der Feder des Grossherzogs die Musik stammte von Willem de Haan Mit Ostern schuf er 1919 Neuauflage 1921 ein weiteres Theaterstuck unter dem Pseudonym E K Ludhard Die Urauffuhrung erfolgte am 21 Marz 1921 am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg unter Paul Eger Der Gedichtband Verse erschien 1917 in Leipzig im Kurt Wolff Verlag Daruber hinaus hat er zwei Texte hinterlassen die nicht fur die Veroffentlichung bestimmt waren Eine Autobiografie Grossherzog Ernst Ludwigs Erinnerungen In Eckhart G Franz Hrsg Erinnertes Aufzeichnungen des letzten Grossherzogs Ernst Ludwig von Hessen und bei Rhein Darmstadt 1983 ISBN 3 7929 0131 5 S 19 162 Grundideen eines konstitutionellen Fursten In Eckhart G Franz Hrsg Erinnertes Aufzeichnungen des letzten Grossherzogs Ernst Ludwig von Hessen und bei Rhein Darmstadt 1983 ISBN 3 7929 0131 5 S 163 178 Er war auch Komponist einer Reihe von kleineren musikalischen Werken unter anderem der Suite Draussen Sechs Stimmungen fur Klavier die bei Schott in Mainz verlegt wurde 10 Ehrungen BearbeitenEin Gymnasium in Bad Nauheim und eine Grundschule in Worms nennen sich nach ihm Ernst Ludwig Schule Der Mainzer Ernst Ludwig Platz wurde nach ihm benannt Zudem tragen in mehreren Stadten und Gemeinden des ehemaligen Grossherzogtums Strassen noch seinen Namen Die Technische Hochschule Darmstadt heute Technische Universitat Darmstadt verlieh ihm am 6 Juli 1900 die Ehrendoktorwurde Doktor Ingenieur Er hatte der Hochschule zuvor am 25 November 1899 das Promotionsrecht verliehen 11 1918 wurde in seinem Beisein die Ernst Ludwig Hochschulgesellschaft gegrundet Literatur BearbeitenLudwig Clemm Ernst Ludwig In Neue Deutsche Biographie NDB Band 4 Duncker amp Humblot Berlin 1959 ISBN 3 428 00185 0 S 613 f Digitalisat Eckhart G Franz Hrsg Haus Hessen Biografisches Lexikon Arbeiten der Hessischen Historischen Kommission N F Bd 34 Hessische Historische Kommission Darmstadt 2012 ISBN 978 3 88443 411 6 Nr HD 90 S 373 375 Eckhart G Franz Barbara Hauck Capriolen Die Mannerfreundschaften des letzten hessischen Grossherzogs Ernst Ludwig booy verlag de Bad Nauheim 2017 ISBN 978 3 9817809 2 5 Manfred Knodt Die Regenten von Hessen Darmstadt 3 Auflage Schlapp Darmstadt 1989 ISBN 3 87704 004 7 Manfred Knodt Ernst Ludwig Grossherzog von Hessen und bei Rhein Sein Leben und seine Zeit 3 Auflage Schlapp Darmstadt 1997 ISBN 3 87704 006 3 Kurt Vermehren Des Herzogs ratselvolle Reise In Die Zeit Nr 50 1960Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Ernest Louis Grand Duke of Hesse Sammlung von Bildern Literatur von und uber Ernst Ludwig im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Zeitungsartikel uber Ernst Ludwig in den Historischen Pressearchiven der ZBW Dr Markus Wurz Markus Rehnert Ernst Ludwig Tabellarischer Lebenslauf im LeMO DHM und HdG Ernst Ludwig Grossherzog von Hessen und bei Rhein Hessische Biografie Stand 14 Februar 2013 In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Hochzeit des Grossherzogs Ernst Ludwig mit Victoria MelitaEinzelnachweise Bearbeiten Ernest Louis grand duke of Hesse Darmstadt Abgerufen am 1 August 2019 englisch a b c d e f g h Scott Ernst Ludwig Grand Duke of Hesse and by Rhine In Unofficial Royalty 18 Marz 2015 abgerufen am 1 August 2019 amerikanisches Englisch a b c d e f g Ernst Ludwig Grand Duke of Hesse Blog amp Alexander Palace Time Machine Abgerufen am 1 August 2019 John C G Rohl Wilhelm II Der Weg in den Abgrund 1900 1941 C H Beck Munchen 2008 ISBN 978 3 406 57779 6 S 576 John van der Kiste Princess Victoria Melita Sutton Publishing ISBN 0 7509 3469 7 S 54 Vereinbarung zwischen dem vormaligen Grossherzog Ernst Ludwig von Hessen zugleich in Vertretung des Grossherzoglichen Hauses und dem Hessischen Staate vertreten durch das Gesamtministerium vom 6 Mai 1919 Gesetz uber die Auseinandersetzung zwischen dem Volksstaat Hessen und dem vormals regierenden Furstenhause vom 30 Januar 1934 Robert K Massie Die Romanows Das letzte Kapitel Berlin 1995 S 195 303 Grabstatten der grossherzoglichen Familie Stadtlexikon Darmstadt Peter P Pachl Siegfried Wagner Kompendium I Bericht uber das erste internationale Symposium Siegfried Wagner Koln 2001 2003 Auflage Centaurus Verlag amp Media Herbolzheim 2003 ISBN 978 3 8255 0401 4 S 236 Auftritt des Markenzeichens Dr Ing 1902 Technische Universitat Darmstadt abgerufen am 12 Januar 2013VorgangerAmtNachfolgerLudwig IV Grossherzog von Hessen 1892 1918 Normdaten Person GND 118530933 lobid OGND AKS LCCN n86042531 VIAF 20471635 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Ernst LudwigALTERNATIVNAMEN Ernst Ludwig Karl Albrecht Wilhelm vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG Grossherzog von Hessen und bei Rhein 1892 1918 GEBURTSDATUM 25 November 1868GEBURTSORT DarmstadtSTERBEDATUM 9 Oktober 1937STERBEORT Schloss Wolfsgarten bei Langen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ernst Ludwig Hessen Darmstadt Grossherzog amp oldid 232072668