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Ernst Goldenbaum 15 Dezember 1898 in Parchim 13 Marz 1990 in Berlin war ein deutscher Politiker Zunachst Funktionar der KPD und SED wurde er 1948 Vorsitzender der Demokratischen Bauernpartei Deutschlands DBD einer Blockpartei in der DDR die er bis 1982 fuhrte Von 1949 bis 1950 war er zudem Minister fur Land und Forstwirtschaft von 1950 bis 1963 Vizeprasident der Volkskammer sowie von 1976 bis 1982 Stellvertretender Vorsitzender des Staatsrates der DDR Ernst Goldenbaum zu Besuch bei einer Einheit der Volkspolizei die das Brandenburger Tor nach dem Mauerbau sichert 22 August 1961 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Kindheit und Jugend 1 2 Weimarer Republik 1 3 Nationalsozialismus 1 4 Nachkriegszeit 1 5 Funktionar der Bauernpartei 1 6 Weitere Funktionen in der DDR 1 7 Privates 2 Ehrungen 3 Schriften 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenKindheit und Jugend Bearbeiten Ernst Goldenbaum kam als sechstes von acht Kindern einer Arbeiterfamilie 1898 in der mecklenburg schwerinschen Kleinstadt Parchim zur Welt 1905 wurde er eingeschult und besuchte bis zur achten Klasse die Elementarschule in Parchim 1913 wurde er zunachst Kuhhirte dann Knecht Als im Ersten Weltkrieg sein Bruder Willi fiel versuchte er sich der drohenden Einberufung zu entziehen wurde jedoch auf dem Weg nach Danemark in Schleswig Holstein verhaftet und zunachst inhaftiert Gegen eine Strafzahlung von 20 Mark wurde er entlassen und kam zuruck nach Parchim Dort wurde er am 17 September 1917 zum 1 Grossherzoglich Mecklenburgischen Grenadier Regiment Nr 89 eingezogen Nach nur drei Tagen an der Westfront erlitt Goldenbaum im Marz 1918 eine Verwundung und kam ins Lazarett nach Schwerin wo er sich spater der Novemberrevolution anschloss 1 Weimarer Republik Bearbeiten Im Fruhjahr 1919 kehrte Goldenbaum nach Parchim zuruck Dort arbeitete er zunachst als ziviler Wachmann in einem Kriegsgefangenenlager fur russische Soldaten dann jedoch als Fabrikarbeiter unter anderem im Marmorwerk Parchim und in der Lederfabrik Neustadt in Mecklenburg 1919 trat Goldenbaum in die USPD ein im Dezember 1920 mit den meisten Parteimitgliedern Mecklenburgs geschlossen in die KPD 1920 wahlte man ihn in den ortlichen Vorstand des Fabrikarbeiterverbands und zum Delegierten des Gewerkschaftskartelles Noch im selben Jahr wurde er ortlicher Vorsitzender des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes ADGB Wahrend des Kapp Luttwitz Putsches im Marz 1920 fuhrte Goldenbaum die lokale USPD Streikleitung und beteiligte sich fuhrend an einer Arbeiterwehr die gegen Mitglieder des Freikorps Rossbach kampfte 1922 und 1923 wurde Goldenbaum aufgrund Landesfriedensbruches und Radelsfuhrerschaft mit Gefangnis bestraft Bereits ab 1921 ruckte Ernst Goldenbaum zum Mitglied der erweiterten ab 1923 der engeren Bezirksleitung der KPD Mecklenburgs auf Von 1923 bis 1925 war er Stadtverordneter von Parchim und von 1924 bis 1926 sowie 1929 bis 1932 Landtagsabgeordneter von Mecklenburg Schwerin Von 1927 bis 1932 war er leitender Redakteur der KPD Zeitung Volkswacht in Rostock 1927 zog er mit seiner Familie nach Wismar um 1931 nach Rostock Zudem wirkte er als Lehrgangsleiter an der Bezirksparteischule Dort war er fur den Bereich Leninismus verantwortlich Hermann Duncker fur Marxismus Aufgrund politischer Differenzen mit der Bezirksparteileitung wurde Goldenbaum 1932 als Redakteur der Volkswacht abgelost Im September 1932 musste Goldenbaum erneut eine Haftstrafe antreten nachdem er mehrfach wegen seiner politischen Arbeit fur die KPD und wegen Pressevergehen vor Gericht stand Aufgrund einer Amnestie kam er jedoch noch vor dem Jahresende wieder in Freiheit 2 Nationalsozialismus Bearbeiten Schon wahrend der Verhaftungswelle nach dem Reichstagsbrand im Februar 1933 verhafteten die Nationalsozialisten Ernst Goldenbaum und liessen ihn erst im Juni wieder frei 1935 zog er sich als Landwirt nach Parchim zuruck Im Juli 1944 wurde er zusammen mit anderen Kommunisten verhaftet ihm gelang jedoch der Ausbruch aus dem Amtsgefangnis Parchim Daraufhin versteckte er sich mehrere Wochen auf Heuboden und in Scheunen in der Ackerburgerstadt bis er wieder gefasst und ins KZ Neuengamme deportiert wurde Er war einer der wenigen Uberlebenden beim Untergang der Cap Arcona auf die die SS die Haftlinge bei Kriegsende getrieben hatte 3 Nachkriegszeit Bearbeiten Nach dem Untergang der Cap Arcona in der Lubecker Bucht schlug sich Ernst Goldenbaum in seine Heimatstadt durch Der sowjetische Stadtkommandant setzte ihn umgehend als Burgermeister ein zudem wurde er Chef der KPD im Kreis Parchim Im September 1945 wechselte er auf den Posten des Geschaftsfuhrers der Landeskommission fur die Bodenreform die Johannes Warnke leitete Er gehorte ab Januar 1946 der KPD Landesleitung an Bis 1949 war er als Abteilungsleiter im mecklenburgischen Landwirtschaftsministerium tatig Mit der Zwangsvereinigung von KPD und SPD wurde Goldenbaum Mitglied der SED Er gehorte dem SED Landesvorstand an 1946 47 fungierte Goldenbaum als Landesvorsitzender der VdgB Von 1946 bis 1952 war er Landtagsabgeordneter im Mecklenburgischen Landtag fur die VdgB 4 Funktionar der Bauernpartei Bearbeiten nbsp Aufruf zu einer DBD Kundgebung mit Goldenbaum in Bernburg 1949Im Februar 1948 traf sich der SED Vorsitzende Wilhelm Pieck mit Goldenbaum um ihn fur die Fuhrung einer zu grundenden Bauernpartei zu gewinnen Eine Woche spater stimmte er zu Letztlich fiel aber auf Bestreben der Sowjetischen Militaradministration SMA am 18 April 1948 der Startschuss zur Bildung der Demokratischen Bauernpartei Deutschlands DBD in Wismar bei der auch Goldenbaum anwesend war Die SMA und die SED waren bestrebt den gesteuerten Charakter der Parteigrundung nicht deutlich werden zu lassen Demzufolge stellte sich die Grundung der DBD nach aussen hin als ein Bestreben von unten dar Die Ziele bestanden darin die Landbevolkerung fur den Sozialismus zu gewinnen und das Potenzial der burgerlichen Parteien CDU und LDP zu schwachen In Schwerin fand am 29 April 1948 die Grundungsversammlung statt Goldenbaum wurde Vorsitzender der DBD Mecklenburgs Am 2 Juni 1948 stellte er den Antrag auf Zulassung der Partei fur die Sowjetische Besatzungszone bei der SMA Goldenbaum wurde nun auch pro forma zum ersten Vorsitzendern der Bauernpartei gewahlt da er schon zuvor als solcher agierte 5 Mit der Grundung der DDR ubernahm Goldenbaum eines der wichtigsten Amter seine Karriere er wurde Minister fur Land und Forstwirtschaft der DDR Mitte 1950 sturzte die SED Paul Merker Staatssekretar im Landwirtschaftsministerium dem Sektierertum in der Weimarer KPD und spater in der SED vorgeworfen wurde In diesen Zusammenhangen ist Goldenbaums Abberufung von seiner Funktion als Landwirtschaftsminister am 15 November 1950 zu sehen Die Ablosung geschah auf direkte Veranlassung des SED Generalsekretars Walter Ulbricht und des Ministerprasidenten Otto Grotewohl Fur Goldenbaum bedeutete die Ablosung einen starken personlichen Machtverlust und die DBD Mitglieder empfanden sie als Niederlage der Partei Zwar wurde mit Paul Scholz ebenfalls ein DBD Kollege Nachfolger im Amt des Ministers jedoch war dieser nicht Goldenbaums Wunschkandidat 6 Nach seiner Demissionierung als Landwirtschaftsminister machten sich innerparteiliche Machtkampfe in der DBD bemerkbar die bis zum Ende seiner 37 jahrigen Amtszeit als Vorsitzender immer wieder aufflammten So kritisierten andere Leitungskader der Bauernpartei seinen Fuhrungsstil In der Bevolkerung galt Goldenbaum jedoch als beliebt sodass die SED ihn trotz einiger Vorbehalte unterstutzte Die DBD liess auch keinen Zweifel daran dass sie der SED bedingungslos ergeben war was zum Beispiel bei der zwangsweisen Vollendung der Kollektivierung der Landwirtschaft zum Tragen kam und indem die Bauernpartei 1963 auf ihrem Parteitag das SED Programm ubernahm 7 Auf Grund zunehmender Alterserscheinungen musste Ernst Goldenbaum den Vorsitz der Bauernpartei 1982 an Ernst Mecklenburg ubergeben wurde jedoch mit dem Ehrenvorsitz belohnt Das Ende seiner Partei im Oktober 1990 erlebte er nicht mehr Am 13 Marz 1990 funf Tage vor der ersten und einzigen freien Volkskammerwahl in der DDR starb Ernst Goldenbaum Weitere Funktionen in der DDR Bearbeiten Goldenbaum war ab dem 7 Oktober 1949 Mitglied der provisorischen Volkskammer und nach der ersten Wahl am 15 Oktober 1950 auch Mitglied der Volkskammer der DDR Von 1950 bis 1958 fuhrte er den Ausschuss fur Land und Forstwirtschaft 1950 bis 1963 war Goldenbaum ausserdem Vizeprasident und 1963 bis 1976 Mitglied des Prasidiums der Volkskammer Er gehorte der Volkskammer bis zum Dezember 1989 an Ab 1950 fungierte Goldenbaum als Mitglied des Prasidiums des Nationalrats der Nationalen Front ab 1952 als Mitglied des Prasidiums des Deutschen Friedensrats 1954 bis 1984 war Goldenbaum stellvertretender Vorsitzender der VdgB BHG 1955 bis 1983 Mitglied des Prasidiums des Zentralvorstands der Deutsch Sowjetischen Freundschaft DSF ab 1956 Mitglied des Prasidiums der Zentralleitung des Komitees der Antifaschistischen Widerstandskampfer und ab 1961 Vizeprasident der Deutsch Nordischen Gesellschaft 1976 bis 1982 hatte Goldenbaum die Funktion eines stellvertretenden Vorsitzenden des Staatsrates inne 8 Privates Bearbeiten Zum ersten Mal heiratete Ernst Goldenbaum 1925 in Parchim Aus dieser Ehe mit Margarete Goldenbaum 1906 1973 entstammte Klaus Goldenbaum 9 Die Ehe wurde 1951 geschieden Aus der zweiten Ehe mit Kate Goldenbaum 1919 1994 gingen zwei Tochter hervor darunter die Philosophin Ursula Goldenbaum 10 Ehrungen Bearbeiten1955 Deutsche Friedensmedaille 1955 Vaterlandischer Verdienstorden in Silber und 1958 in Gold 1964 Orden Banner der Arbeit 1969 Grossen Stern der Volkerfreundschaft 1973 Karl Marx Orden 1958 Ehrenburger der Stadt Parchim 1959 Medaille fur Kampfer gegen den Faschismus 1933 bis 1945 1959 weihte er ein Denkmal fur die Opfer des Untergangs der Cap Arcona in Grevesmuhlen ein 1965 Ehrenspange zum Vaterlandischen Verdienstorden in Gold 1968 Ehrentitel Held der Arbeit 11 Schriften BearbeitenDie deutschen Bauern in Vergangenheit und Gegenwart Deutscher Bauernverlag Berlin 1950 3 Auflage 1954 Treue Kampfgefahrten und Mitgestalter auf den Bahnen des Sozialismus Aus Reden und Aufsatzen DBD Berlin 1978 Literatur BearbeitenTheresia Bauer Blockpartei und Agrarrevolution von oben Die Demokratische Bauernpartei Deutschlands 1948 1963 Studien zur Zeitgeschichte Bd 64 Oldenbourg Munchen 2003 ISBN 3 486 56703 9 Volltext digital verfugbar Michael Heinz Ernst Goldenbaum In Andreas Ropcke u a Hrsg Biographisches Lexikon fur Mecklenburg Band 8 Schwerin 2016 S 102 109 Siegfried Kuntsche Helmut Muller Enbergs Goldenbaum Ernst In Wer war wer in der DDR 5 Ausgabe Band 1 Ch Links Berlin 2010 ISBN 978 3 86153 561 4 Hermann Weber Andreas Herbst Deutsche Kommunisten Biographisches Handbuch 1918 bis 1945 2 uberarbeitete und stark erweiterte Auflage Dietz Berlin 2008 ISBN 978 3 320 02130 6 Online Christoph Wunnicke Ernst Goldenbaum In Die Blockparteien der DDR Kontinuitaten und Transformation 1945 1990 Berlin 2014 Schriftenreihe des Berliner Landesbeauftragten fur die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR Band 34 S 95 104 PDF 434 kB Theophil Gerber Personlichkeiten aus Land und Forstwirtschaft Gartenbau und Veterinarmedizin Biographisches Lexikon 4 erweiterte Auflage Verlag NoRa Berlin 2014 S 244 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Ernst Goldenbaum Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur uber Ernst Goldenbaum in der Landesbibliographie MV Literatur von und uber Ernst Goldenbaum im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten Michael Heinz Ernst Goldenbaum In Andreas Ropcke u a Hrsg Biographisches Lexikon fur Mecklenburg Band 8 Schwerin 2016 S 102 109 hier S 102 Michael Heinz Ernst Goldenbaum In Andreas Ropcke u a Hrsg Biographisches Lexikon fur Mecklenburg Band 8 Schwerin 2016 S 102 109 hier S 102 f Michael Heinz Ernst Goldenbaum In Andreas Ropcke u a Hrsg Biographisches Lexikon fur Mecklenburg Band 8 Schwerin 2016 S 102 109 hier S 104 Michael Heinz Ernst Goldenbaum In Andreas Ropcke u a Hrsg Biographisches Lexikon fur Mecklenburg Band 8 Schwerin 2016 S 102 109 hier S 104 f Theresia Bauer Blockpartei und Agrarrevolution von oben Die Demokratische Bauernpartei Deutschlands 1948 1963 Studien zur Zeitgeschichte Bd 64 Oldenbourg Munchen 2003 Michael Heinz Ernst Goldenbaum In Andreas Ropcke u a Hrsg Biographisches Lexikon fur Mecklenburg Band 8 Schwerin 2016 S 102 109 hier S 106 Michael Heinz Ernst Goldenbaum In Andreas Ropcke u a Hrsg Biographisches Lexikon fur Mecklenburg Band 8 Schwerin 2016 S 102 109 hier S 103 106 Michael Heinz Ernst Goldenbaum In Andreas Ropcke u a Hrsg Biographisches Lexikon fur Mecklenburg Band 8 Schwerin 2016 S 102 109 hier S 105 ff Traueranzeige im Neuen Deutschland vom 18 August 1973 Michael Heinz Ernst Goldenbaum In Andreas Ropcke u a Hrsg Biographisches Lexikon fur Mecklenburg Band 8 Schwerin 2016 S 102 109 hier S 102 Hermann Weber Andreas Herbst Hrsg Deutsche Kommunisten Biographisches Handbuch 1918 bis 1945 Berlin 2004 S 254 Michael Heinz Ernst Goldenbaum In Andreas Ropcke u a Hrsg Biographisches Lexikon fur Mecklenburg Band 8 Schwerin 2016 S 102 109 hier S 102 und 106 Minister fur Land Forst und Nahrungsguterwirtschaft der Deutschen Demokratischen Republik Ernst Goldenbaum DBD 1949 1950 Paul Scholz DBD 1950 1952 Wilhelm Schroder DBD 1952 1953 Hans Reichelt DBD 1953 Paul Scholz DBD 1953 1955 Hans Reichelt DBD 1955 1963 Georg Ewald SED 1963 1973 Heinz Kuhrig SED 1973 1982 Bruno Lietz SED 1982 1989 Hans Watzek DBD 1989 1990 Peter Pollack parteilos 1990 Landesvorsitzende der DBD Brandenburg Rudolf Albrecht 1948 1951 Arthur Pech 1951 1952 Mecklenburg Ernst Goldenbaum 1948 Franz Pilarski 1948 1949 Ernst Walter Beer 1949 1951 Sachsen Friedrich Martin 1948 1951 Fritz Petersohn 1951 1952 Sachsen Anhalt Richard Richter 1948 1951 Hermann Grafe 1951 1952 Thuringen Herbert Hoffmann 1948 1951 Albert Rodiger 1951 1952 Vorsitzende der DBD Ernst Goldenbaum 1948 1982 Ernst Mecklenburg 1982 1987 Gunther Maleuda 1987 1990 Ulrich Junghanns 1990 komm Normdaten Person GND 172100577 lobid OGND AKS LCCN n90647864 VIAF 245162049 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Goldenbaum ErnstKURZBESCHREIBUNG deutscher Politiker und Funktionar MdV Vorsitzender der DBD und Minister fur Land und Forstwirtschaft der DDRGEBURTSDATUM 15 Dezember 1898GEBURTSORT ParchimSTERBEDATUM 13 Marz 1990STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ernst Goldenbaum amp oldid 229530569