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Der Friedensrat der DDR war eine gesellschaftliche Organisation in der Deutschen Demokratischen Republik DDR die statutgemass fur den Weltfrieden Entspannung fur friedliche Koexistenz von Staaten unterschiedlicher Gesellschaftsordnungen fur Abrustung Freiheit nationale Unabhangigkeit und fur die Abschaffung von Neokolonialismus sowie Rassismus und fur antiimperialistische Solidaritat eintrat Der Friedensrat der DDR war nicht Teil der unabhangigen Friedensbewegung sondern eine von der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands SED gesteuerte und abhangige Organisation die die Rustungs und Kriegspolitik der Sowjetunion nicht in Frage stellte Ihm gehorten etwa 300 Personen an zumeist Funktionare der SED der Blockparteien und Massenorganisationen der Nationalen Front sowie Personen aus dem kulturellen und politischen Leben und aus den Kirchen Briefkopf mit FriedenstaubeInnerhalb der SED war der Friedensrat seit 1975 der ZK Abteilung Auslandsinformation zugeordnet die seit 1966 von Manfred Feist Schwager von Erich Honecker geleitet wurde 1 Der Friedensrat der DDR war Mitglied des Weltfriedensrates 2 und entsandte Vertreter in die Nationale Front Signet des Friedensrates war die Friedenstaube Picassos Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Rolle in der DDR 3 Finanzierung und Aktivitaten 4 Herausgebertatigkeit 5 Medaillen und Auszeichnungen 6 Organisation 7 Literatur 8 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Gebaude des Komitees der Kampfer fur den Frieden fruheres Allianz Gebaude in der Berliner Taubenstrasse im Februar 1951Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die am 9 November 1892 gegrundete Deutsche Friedensgesellschaft DFG in den Westzonen Deutschlands neu konstituiert In der Sowjetischen Besatzungszone SBZ und spater der DDR wurden die Antrage auf Zulassung nicht bewilligt 3 Aus dem Organisationskomitee und aus dem Kreis der Tagungsteilnehmer fur den 1 Weltfriedenskongress 1949 wurde dort am 10 Mai 1949 das Deutsche Komitee der Kampfer fur den Frieden gebildet aus dem der Friedensrat der DDR hervorging Im Laufe der Jahre wurde sein Name mehrfach geandert 4 10 Mai 1949 Konstituierung in Berlin als Deutsches Komitee der Kampfer fur den Frieden Dezember 1950 Deutsches Friedenskomitee Januar 1953 Deutscher Friedensrat zum Prasidium gehorte Emil Fuchs 5 Juni 1963 Friedensrat der DDR 1990 Der Friedensrat wurde im wiedervereinten Deutschland als Deutscher Friedensrat e V neu gegrundet Nach dem zentralen Komitee der Kampfer fur den Frieden dem der katholische Kirchenhistoriker Erzpriester Max Rauer und der Schweriner Domprediger Karl Kleinschmidt angehorten 6 kam es zu Grundungen von Friedenskomitees in den Landern spater Bezirken Kreisen und Gemeinden der DDR Diese gingen spater in die Friedensrate der Lander bzw Bezirke und Kreise uber Die zunehmend dominierende Rolle der Nationalen Front bei der allseitigen Propagierung staatlicher Friedenspolitik fuhrte 1962 63 zur Umstrukturierung des Friedensrates zum Friedensrat der DDR zur Auflosung aller nachgeordneten Gliederungen und ihrer Verschmelzung mit den entsprechenden ortlichen Ausschussen der Nationalen Front Der Friedensrat wurde damit zu einem blossen Propagandainstrument der SED 7 um die Stellung der DDR im Systemvergleich aufzuwerten 8 Rolle in der DDR BearbeitenIm Friedensrat war die partei und regierungsnahe Friedensbewegung institutionell gebunden 9 Seine politische Zielrichtung war die Gegnerschaft zur NATO Als SED Frontorganisation sollte er oppositionelle Bewegungen in der Bundesrepublik Deutschland im Sinne der sowjetischen Sicherheitspolitik beeinflussen Die SED wollte mit der Hilfe des Friedensrats Einfluss auf die Protestbewegung gegen die Wiederbewaffnung erlangen 10 1955 fuhrte der Deutsche Friedensrat erste Gesprache mit der Deutschen Friedensgesellschaft DFG der Bundesrepublik und entwickelte in der 1957 eingerichteten Deutschlandkommission Vorschlage fur die Losung der Berlin und Deutschlandfrage deren Grundlage bis in die 1960er Jahre das Ziel der Wiedervereinigung auf einer Verstandigungsbasis bildete Die Partei und Staatsfuhrung der DDR sah sich selbst als Fuhrerin der Friedensbestrebungen im Lande an Dies gipfelte in der Behauptung die zur allgegenwartigen Losung wurde Wer den Sozialismus starkt der starkt den Frieden Diese einseitig ausgerichtete Friedenspropaganda wurde in der DDR zum Instrument der Unterwerfung 11 Grosse Krisen der Glaubwurdigkeit traten ein insbesondere durch den Mauerbau 1961 durch die Einfuhrung der Wehrpflicht in der DDR 1962 und durch die gewaltsame Niederschlagung des Prager Fruhlings durch Truppen des Warschauer Pakts 1968 12 Der Friedensrat war eine von der SED gesteuerte 13 und abhangige Organisation 14 und unterlag Weisungen aus dem Politburo der SED Angeleitet wurde der Friedensrat bis 1981 vom Politburomitglied Albert Norden 15 Mitarbeiter des Friedensrats wurden vom MfS verstarkt kontrolliert da der Friedensrat auch zu westlichen Friedensgruppen Kontakte hatte Die Stasi argwohnte dass die offiziellen Reprasentanten der politisch ideologischen Diversion des Westens ausgesetzt sein konnten Zustandig war von 1953 bis 1981 das Referat III Hauptsachgebiet 2 das auch fur alle Massenorganisationen der Nationalen Front zustandig war 16 Das MfS erhielt durch die Zusammenarbeit beider Organisationen auch alle Briefe die der Friedensrat aus dem Westen bekam Der Friedensrat diente dem MfS als Deckadresse fur Westkontakte und lieferte Informationen uber westliche Friedensgruppen 17 Der Friedensrat diente der SED als Finanzdrehscheibe um Devisen an das Hauptquartier des Weltfriedensrates in Helsinki weiterzureichen 15 Kritik an der Rustungs und Verteidigungspolitik der Sowjetunion und des Warschauer Paktes war ihm ebenso wenig moglich 18 wie ein Eintreten fur Burgerrechte im Ostblock Mit dem Erstarken der oppositionellen Friedensbewegung die von der SED als storend und friedensfeindlich bezeichnet wurde 19 geriet der Friedensrat ins politische Abseits 20 Finanzierung und Aktivitaten BearbeitenDer Friedensrat finanzierte sich durch staatliche Mittel und uber Spenden Der Friedensrat organisierte oder beteiligte sich unter anderem an folgenden Aktivitaten Aktionen zu den jahrlichen Weltfriedenstagen Unterschriften Kampagne fur den am 19 Marz 1950 verabschiedeten Stockholmer Appell zur Achtung der Atomwaffen Konferenzen des Christlichen Arbeitskreises mit Pfarrern und Theologen erstmals 1952 zur Vorbereitung des Wiener Volkerkongresses Teilnahme am Volkerkongress 1952 in Wien und an Friedenskonferenzen 1953 in Budapest 1954 und 1956 in Stockholm 1955 in Helsinki 1957 in Tokio und 1958 in Prag Organisation des Weltfriedenstages 1984 in Ost Berlin Im Januar 1960 reisten Robert Havemann und Gerald Gotting im Auftrag des Friedensrates gemeinsam zu Albert Schweitzer nach Gabun 21 Aufruf gegen die Politik der Johnson Regierung in den Vereinigten Staaten und der Erhard Regierung in der Bundesrepublik Deutschland im Vietnamkrieg und gegenuber der Dominikanischen Republik gegen die Militarisierung der BRD 22 In den 1970er Jahren Beteiligung in der Bewegung Free Angela zur Befreiung der kommunistischen Burgerrechtlerin Angela Davis USA aus dem Gefangnis Benennung einer Potsdamer Schule am 1 September 1987 mit dem Namen Dean Reed Umbenennung nach der Wende 23 Herausgebertatigkeit BearbeitenDer Friedensrat war Herausgeber von Stimme des Friedens periodische Mitteilungen des Deutschen Friedensrates Friedenswacht Internationale Zeitschrift im Kongress Verlag Berlin 24 und mehrerer Bucher unter anderem Fritz Kohler Frieden Wissenschaft und die Verantwortung der Gelehrten Friedensrat der DDR Berlin ca 1969 25 Dokumente der Weltfriedensbewegung Oktober 1962 bis Dezember 1974 26 Medaillen und Auszeichnungen BearbeitenDer Friedensrat vergab unter anderem folgende Medaillen und Auszeichnungen Abzeichen Fur die Starkung der Friedensbewegung in Silber um 1950 Carl von Ossietzky Medaille Medaille Fur Verdienste um den Frieden spater Deutsche Friedensmedaille Arnold Zweig Plakette Walter Friedrich Plakette Emil Fuchs PlaketteOrganisation BearbeitenDie Leitung hatte ein Sekretariat mit zeitweise etwa 50 hauptamtlichen Mitarbeitern das die Arbeit nach den Vorgaben der Parteifuhrung der SED organisierte und uber das die Kontrolle durch die ZK Abteilung Befreundete Parteien und Organisationen erfolgte Insbesondere die zentralen Funktionen des Sekretariats waren mit SED Funktionaren besetzt 27 Ausserdem arbeiteten dort etwa zehn inoffizielle Mitarbeiter IM der Staatssicherheit 17 1990 gab es 23 Personen die in der DDR Anspruch auf Zusatzversorgung durch ihre direkte Beschaftigung im Friedensrat hatten 28 Innerhalb der Organisation des Friedensrates existierte ein Christlicher Arbeitskreis 29 Sekretar und fur die Anleitung des Christlichen Arbeitskreises zustandig war von 1955 bis 1967 der Theologe und CDU Funktionar Walter Bredendiek 30 der fur dessen Pragung eine wichtige Rolle spielte 31 Prasidenten 1949 1950 Johannes R Becher Anna Seghers Arnold Zweig 1950 1968 Walter Friedrich 1968 1990 Gunther DrefahlVizeprasidenten Frank Bochow 1984 1990 Georg Bohm 1982 1990 Hartmut Konig 1982 1988 Horst Kreter 1982 1990 Greta Kuckhoff 1958 1981 Gerhard Lindner 1982 1990 Gerhard Lotz 1965 1981 Heide Linde Mehlitz 1982 1988 Margarete Muller 1977 1984 Josef Orlopp 1958 1960 Max Schmidt 1982 1990 Johanna Topfer 1973 1977 Gert Wendelborn 1982 1990 Deba Wieland 1977 1990 Alfred Wilke 1965 1973 Hans Joachim Willerding 1988 1990 Benito Wogatzki 1984 1990 Generalsekretare 1953 1966 Heinz Willmann 1966 1990 Werner RumpelLiteratur BearbeitenWalter Bredendiek Emil Fuchs und die Anfange des Christlichen Arbeitskreises im Friedensrat der Deutschen Demokratischen Republik Hefte aus Burgscheidungen Nr 112 Burgscheidungen 1964 Es lebe die Deutsche Demokratische In Der Spiegel Nr 35 1984 online 27 August 1984 Ulf Rathje Christoph Stamm Einheit von Sozialismus und Frieden Zur Entstehung und Entwicklung des Friedensrates der DDR Bestand DZ 9 In Mitteilungen aus dem Bundesarchiv 12 2004 Heft 2 S 62 71 Einzelnachweise Bearbeiten Michael Ploetz Hans Peter Muller Ferngelenkte Friedensbewegung DDR und UdSSR im Kampf gegen den NATO Doppelbeschluss LIT Verlag Munster 2004 ISBN 3 8258 7235 1 S 288 Appell des Friedensrates der DDR vom 28 Juni 1965 Geschichte des DFG Memento vom 16 Januar 2008 im Internet Archive aufgerufen am 15 November 2009 Anne Hartmann Wolfram Eggeling Sowjetische Prasenz im kulturellen Leben der SBZ und fruhen DDR 1945 1953 Akademie Verlag Civilization 1998 ISBN 3 05 003089 5 S 89 Georg Wilhelm Die Diktaturen und die evangelische Kirche S 384 Emil Fuchs und die Anfange des Christlichen Arbeitskreises im Friedensrat der Deutschen Demokratischen Republik Ehrhart Neubert Geschichte der Opposition in der DDR 1949 1989 S 197 http germanhistorydocs ghi dc org sub document cfm document id 1125 amp language german http www dhm de magazine plakate schluss damit institutioneller hintergrund htm Clemens Vollnhals Die Kirchenpolitik von SED und Staatssicherheit eine Zwischenbilanz S 157 Ehrhart Neubert Geschichte der Opposition in der DDR 1949 1989 S 96 Clemens Vollnhals Die Kirchenpolitik von SED und Staatssicherheit eine Zwischenbilanz S 158 DDR Thron und Altar In Der Spiegel Nr 50 1986 online Ehrhart Neubert Geschichte der Opposition in der DDR 1949 1989 S 96 a b Michael Ploetz Hans Peter Muller Ferngelenkte Friedensbewegung DDR und UdSSR im Kampf gegen den NATO Doppelbeschluss LIT Verlag Munster 2004 ISBN 3 8258 7235 1 S 289 MfS Handbuch Hrsg BStU Berlin 2008 S 59 aufgerufen am 5 Marz 2014 a b Udo Baron Kalter Krieg und heisser Frieden der Einfluss der SED und ihrer westdeutschen Verbundeten auf die Partei Die Grunen S 31 Erstes Treffen In Der Spiegel Nr 16 1985 online Michael Ploetz Hans Peter Muller Ferngelenkte Friedensbewegung DDR und UdSSR im Kampf gegen den NATO Doppelbeschluss LIT Verlag Munster 2004 ISBN 3 8258 7235 1 S 318 Karl Heinz Baum Innerer Friede von aussen gesehen Archivierte Kopie Memento vom 11 November 2010 im Internet Archive http germanhistorydocs ghi dc org pdf deu Chapter12Doc1NEW1 pdf aufgerufen am 24 Februar 2008 Dean Reed Website aufgerufen am 13 Dezember 2009 Internationale Friedenswacht http www worldcat org oclc 74087406 Erscheinungsjahr 1976 320 Seiten http www friedenspaedagogik de datenbank detail php id 24280 Clemens Vollnhals Die Kirchenpolitik von SED und Staatssicherheit eine Zwischenbilanz S 156 Antrag der Gruppe der PDS auf Versorgungsanspruche Deutscher Bundestag Drucksache 13 7118 vom 28 Februar 1997 Walter Bredendiek Emil Fuchs und die Anfange des Christlichen Arbeitskreises im Friedensrat der Deutschen Demokratischen Republik Hefte aus Burgscheidungen Nr 112 Burgscheidungen 1964 Clemens Vollnhals Die Kirchenpolitik von SED und Staatssicherheit eine Zwischenbilanz S 156 Dirk Menzel Liberale Religionspadagogik und freier Protestantismus S 91 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Friedensrat der DDR amp oldid 236831076