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Josef Orlopp 29 August 1888 in Essen 7 April 1960 in Ost Berlin war ein deutscher Gewerkschafter FDGB Funktionar in der DDR und Mitglied des Nationalrates der Nationalen Front Josef Orlopp 1953 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Ausbildung und erster Kontakt mit der Gewerkschaft 1 2 Im Ersten Weltkrieg 1 3 Wahrend der Weimarer Republik 1 4 Zeit des Nationalsozialismus 1 5 Werdegang in der DDR 2 Werke Auswahl 3 Ehrungen 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenAusbildung und erster Kontakt mit der Gewerkschaft Bearbeiten Josef Orlopp wurde als Sohn eines Tischlers geboren Seine Erziehung begann 1895 mit dem Besuch einer katholischen Volksschule in Essen Als guter Schuler konnte er eine Klasse uberspringen und 1902 die Volksschule abschliessen Danach war Orlopp drei Jahre Schuler einer Fortbildungsschule auf freiwilliger Basis Mit 15 Jahren trat er eine Lehre als Dreher in Essen an Nach Beendigung der Lehrzeit 1907 arbeitete Orlopp kurzfristig als Geselle in einer Kunstwerkerhutte in Steele wo er von einem Altgesellen fur die Ideen des Sozialismus gewonnen wurde So trat Orlopp 1907 in den Deutschen Metallarbeiter Verband DMV ein Er ging noch im gleichen Jahr auf Wanderschaft die ihn uber Hessen die Pfalz Baden Wurttemberg die Schweiz bis nach Osterreich fuhrte und ihm die Situation der einfachen Leute im Ausland deutlich werden liess Im Oktober 1910 nahm Orlopp eine Tatigkeit in der 9 Mechanischen Werkstatt der Kruppschen Betriebe in Essen auf wo er schnell zum Werkmeister und Kalkulator aufstieg Gleichzeitig wurde er Mitglied der SPD dem 1911 der Kirchenaustritt folgte 1912 wahlte man Orlopp zum Obmann des DMV In dieser Eigenschaft nahm er als Delegierter an der 13 ordentlichen Generalversammlung des DMV vom 27 bis 30 Juni 1917 in Koln teil Im Ersten Weltkrieg Bearbeiten Im Ersten Weltkrieg entwickelte sich Orlopp zum aktiven Kriegsgegner und schloss sich 1917 der USPD an Im April 1917 war er Angehoriger des Streikkomitees der Munitionsarbeiter der Essener Krupp Werke Nach der Ausrufung der Republik 1918 wurde Orlopp in den Arbeiter und Soldatenrat seiner Heimatstadt gewahlt Wahrend der Weimarer Republik Bearbeiten Am 2 Marz 1919 erfolgte dann die Wahl als USPD Vertreter in die Essener Stadtverordnetenversammlung der er bis 1925 angehorte In dieser Zeit betatigte sich Orlopp als Handelspolitiker in verschiedenen Ausschussen Finanzen Kunst Ausschuss der Gas und Wasserwerke Ausschuss fur Badeanstalten und dem Schlacht und Viehhof Aufgrund seiner Redegewandtheit stieg Orlopp rasch zum dominierenden Debattenredner der Unabhangigen Sozialisten auf besonders als Verfechter der kulturpolitischen Interessen der arbeitenden Bevolkerung Sein weiterer politischer Werdegang brachte ihn am 18 September 1920 in den rheinischen Provinziallandtag wo er Mitglied der Kommission fur die Provinzial Heil und Pflegeanstalten und die Provinzial Arbeitsanstalt Brauweiler wurde Nach sechs Jahren trat er von diesem Amt zuruck Da im Juni 1919 der Verband der Gemeinde und Staatsarbeiter in Essen die Stelle eines besoldeten Filialleiters ausgeschrieben hatte ubernahm Orlopp auf Anraten der ortlichen USPD Vertreter diesen Dienst fur die organisierten Gemeindearbeiter am 15 Juni 1919 Wahrend des Kapp Putsches 1920 organisierte Orlopp als 2 Vorsitzender des Vollzugsrates in Essen die Aktionen der streikenden Arbeiter mit Als es 1920 um die politische Zukunft der USPD ging erreichte eine Kampfabstimmung unter Leitung von Orlopp die Ruckkehr der Rest USPD zur SPD Orlopp initiierte in Essen in Zusammenarbeit mit der ortlichen Volkshochschule und der Stadtbibliothek ein Bildungsprogramm mit dem Schwerpunkt Betriebs und Volkswirtschaft das im Verband als vorbildlich galt 1924 erfolgte Orlopps Wahl zum 1 Vorsitzenden des Allgemeinen Deutschen Gewerkschafts Bundes ADGB in Essen Im September 1925 berief man ihn in die Zentrale nach Berlin Am 15 November 1925 grundete der Verbandsvorstand gestutzt auf die Beschlusse des Frankfurter Verbandstages vom August 1925 eine besondere Fachgruppe fur die Arbeitnehmer der Gas Elektrizitats und Wasserwerkarbeiter GEW Arbeiter deren Leitung Orlopp anvertraut wurde Damit ubertrug man dem gelernten Metallarbeiter die Betreuung der wichtigsten Arbeitergruppe innerhalb der Organisation die Sektion umfasste 1928 58 275 Mitglieder d h 73 4 aller in den GEW Werken beschaftigten Arbeiter Einen Arbeitsschwerpunkt Orlopps bildete der Kampf gegen die Privatisierung der Versorgungsbetriebe in den deutschen Grossstadten Das private Kapital will den Stadten gern die Zuschussbetriebe uberlassen Die gewinnbringenden Unternehmungen der offentlichen Hand dagegen sollen der privatkapitalistischen Ausbeutung uberlassen werden Weitere Etappen des Werdegangs von Orlopp sind Mitinitiator der Reichskonferenz der Betriebsrate des Verbandes der Gemeinde und Staatsarbeiter am 28 und 29 November 1927 in der Stadthalle zu Mainz dessen Sekretar er 1928 wurde Leitung der Reichssektion der GEW Arbeiter Fuhrung der Betriebsrateabteilung Vertreter des Verbands im Aufsichtsrat des Gas Koks Syndikats 1929 auch Mitglied des Aufsichtsrats der Wirtschaftlichen Vereinigung deutscher Gaswerke und Mitglied des Ausschusses des Gesamtverbandes der deutschen Gaswirtschaft Fur die neu erscheinende Fachzeitschrift Wirtschaft und Technik verfasste Orlopp zentrale Beitrage Weitere Positionen waren stellvertretender Reichsabteilungsleiter der neuen Reichsabteilung A Gemeindebetriebe und Gemeindeverwaltungen mit 225 000 Mitgliedern ab 1929 Mitarbeit am Handbuch der offentlichen Wirtschaft Berlin 1930 das zentrale Nachschlagewerk des Gesamtverbandes Auftritt auf der 1 Internationalen Konferenz des Personals der GEW 1 Internationale Energiearbeiter Konferenz in Kiel vom 29 bis 30 August 1930 Delegation in den Vorlaufigen Reichswirtschaftsrat vom 23 August 1932 Wahl zu einem der beiden Reichsabteilungsleiter der Gemeindebetriebe und verwaltungen 5 Tagung vom 18 bis 20 November 1932 Zeit des Nationalsozialismus Bearbeiten Nach der nationalsozialistischen Machtergreifung pladierte Orlopp fur Widerstandsaktionen arbeitete aber bis Juni 1933 aktiv in der Gewerkschaft dem gleichgeschalteten ehemaligen Verbandsorgan mit dann wurde er aus dem Reichsamt entlassen gemassregelt Um sich als aktiver Gewerkschafter vor Verfolgungen zu schutzen verliess er die deutsche Hauptstadt eroffnete ein Elektrogeschaft in Hannover und betrieb von 1934 bis 1935 eine eigene Obstfarm in Bad Harzburg Doch 1935 kehrte Orlopp nach Berlin zuruck wurde Inhaber eines Buttergeschaftes im Bezirk Wedding und verhielt sich bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges politisch neutral nbsp Josef Orlopp 1945 im Magistrat Werner hintere Reihe dritter von links nbsp Josef Orlopp Mitte bei der Unterzeichnung des Berliner Abkommens uber den Interzonenhandel am 20 September 1951Werdegang in der DDR Bearbeiten Im Mai 1945 trat Orlopp in die SPD ein gehorte bald zu den Kraften die innerhalb der Sozialdemokratie Kurs auf eine Verschmelzung mit den Kommunisten nahmen Zu diesem Zweck gab es ein erstes Zusammentreffen mit Walter Ulbricht am 30 April 1945 Orlopp wurde ab 2 Mai 1945 Mitglied des Magistrats und Stadtrat fur Handel und Handwerk in Berlin im Marz 1946 wahlte man ihn zum Stellvertreter des Oberburgermeisters und er war von 1946 bis 1948 Stadtverordneter in Berlin Orlopp war Delegierter des Berliner Parteitages der SPD der am 21 April 1946 den Zusammenschluss mit der KPD beschloss sowie Delegierter des 2 bis 4 Parteitages der SED Weiterhin war er ab 1946 Mitglied der Landes bzw Bezirksleitung der SED von Gross Berlin bis Januar 1949 auch Mitglied des Kreisvorstandes der SED Berlin Reinickendorf Von Mai bis Juli 1947 hatte Orlopp das Amt des Vizeprasidenten der Deutschen Zentralverwaltung fur Handel und Versorgung in der Sowjetischen Besatzungszone inne Seit Juli prasidierte er der Deutschen Zentralverwaltung fur Interzonen und Aussenhandel und seit 1948 der Hauptverwaltung fur Interzonen und Aussenhandel bei der Deutschen Wirtschaftskommission Am 25 November 1947 unterzeichnete er fur die Sowjetische Besatzungszone das erste Berliner Interzonenabkommen das Warenlisten in Hohe von 312 Millionen Mark vorsah 1948 wurde Orlopp Mitglied des Deutschen Volksrates 1949 Angehoriger der Provisorischen Volkskammer der DDR Vom 7 Oktober 1949 dem Tag der Grundung der DDR bis 1951 arbeitete er als Hauptabteilungsleiter im Ministerium fur Innerdeutschen Handel Aussenhandel und Materialversorgung der DDR MIA Der westdeutschen Wirtschaft stellte Orlopp eine schlechte Prognose trotzdem oder gerade deshalb war er bis 1953 Regierungsbevollmachtigter fur Innerdeutschen Handel Den Aufbau einer wirkungsvollen Organisation konnte er aber nicht erreichen Am wachsenden Handel mit den kommunistischen Staaten hatte Orlopp jedoch einen wesentlichen Anteil Im August 1953 schied er aus gesundheitlichen Grunden aus dem Ministerium fur Innerdeutschen Handel Aussenhandel und Materialversorgung aus behielt jedoch reprasentative Funktionen ehrenamtliches Mitglied des Kollegiums im Ministerium sowie des wissenschaftlichen Beirats fur Aussenhandel In der ubrigen Politik war Orlopp weiterhin aktiv seit 1957 Mitglied des Prasidiums und Sekretar des Bundesvorstandes des FDGB sowie Mitglied des Nationalrates der Nationalen Front Orlopp gehorte seit 1953 wieder der Volkskammer der DDR an war Vizeprasident des Deutschen Friedensrats und Mitglied des Weltfriedensrats Im September 1959 leitete er die FDGB Delegation des Bundesvorstandes nach Stuttgart der jedoch auf dem 5 DGB Kongress der Zutritt verwehrt wurde nbsp Die Grabplatte fur Josef Orlopp auf dem Rondell des Zentralfriedhofs FriedrichsfeldeJosef Orlopp starb am 7 April 1960 in Berlin an einem Herzinfarkt Seine Urne wurde in der Gedenkstatte der Sozialisten auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde in Berlin Lichtenberg beigesetzt Werke Auswahl Bearbeiten Rede In 40 Parteitag der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands am 19 und 20 April 1946 in Berlin Vorwarts Verlag Berlin 1946 S 24 26 Zusammenbruch und Aufbruch Berlin 1945 46 Berlin 1947 Eine Nation handelt uber Zonengrenzen Streifzug durch die Geschichte des innerdeutschen Handels Berlin 1947 Besser leben durch Export und Import Berlin 1948 Ost und West im deutschen Aussenhandel Berlin 1948 Der Handel zwischen der sowjetischen Besatzungszone und den westlichen Besatzungszonen Deutschlands Berlin 1949 Der Weg zum freien Handel zwischen Ost und West Berlin 1955 Eine Nation handelt uber Zonengrenzen Streifzug durch die Geschichte des innerdeutschen Handels Berlin 1957 Deutsche Gewerkschaftseinheit Hrsg von August Reitz Franz Scheffel Mitbegrundet von Josef Orlopp und Theodor Brylla Verlag Tribune Berlin 1 Mai 1959 1962 Fur den Sieg der Arbeiterklasse Lebenserinnerungen eine orthodoxe Interpretation der Arbeiterbewegung aus leninistischer Sicht nicht veroffentlicht Ehrungen Bearbeiten nbsp Der Rest des Denkmals fur Josef Orlopp vor der Schule in der Rudigerstrasse in Berlin LichtenbergAm 27 November 1951 eroffnete er die Fachhochschule fur Aussenhandel in Berlin die kunftig seinen Namen trug 1954 erhielt Orlopp den Vaterlandischen Verdienstorden der DDR in Silber anlasslich seines 70 Geburtstages wurde ihm der Karl Marx Orden verliehen Er war ausserdem Inhaber der Fritz Heckert Medaille 1956 der Ernst Moritz Arndt Medaille der Deutschen Friedensmedaille 1958 und der Medaille fur die Teilnahme an den bewaffneten Kampfen der deutschen Arbeiterklasse in den Jahren 1918 bis 1923 Am 19 August 1960 wurde die damalige Rittergutstrasse in Berlin Lichtenberg in Josef Orlopp Strasse umbenannt 1 In der Josef Orlopp Strasse 92 und der Rudigerstrasse 76 ebenfalls in Lichtenberg stand bis etwa 1990 jeweils ein Denkmal fur Josef Orlopp Das in der gleichnamigen Strasse stammte von dem Bildhauer A Wegwart es war eine bronzene Buste und wurde 1968 anlasslich des 80 Geburtstages von Josef Orlopp aufgestellt 2 Es symbolisierte den Ehrennamen des damaligen Walzlagerwerkes Es stand auf der Strasse rechts vor dem Gebaude in einer Mauernische Das Denkmal in der Rudigerstrasse wurde vor der nach Josef Orlopp benannten Polytechnischen Oberschule POS aufgestellt und verschwand wahrscheinlich mit der Umbenennung der Schule in Ludwig Erhard Oberschule um 1991 zu sehen ist jedoch noch der Sockel siehe Bild Im Seebad Bansin auf der Insel Usedom war ein FDGB Erholungsheim an der Strandpromenade nach Orlopp benannt Das Gebaude wurde spater abgerissen Die brache Flache wird in den Diskussionen um eine neue Bebauung als Orlopp Flache bezeichnet Literatur BearbeitenWerner Breunig Siegfried Heimann Andreas Herbst Biografisches Handbuch der Berliner Stadtverordneten und Abgeordneten 1946 1963 Schriftenreihe des Landesarchivs Berlin Band 14 Landesarchiv Berlin Berlin 2011 ISBN 978 3 9803303 4 3 S 204 205 Helmut Muller Enbergs Orlopp Josef In Wer war wer in der DDR 5 Ausgabe Band 2 Ch Links Berlin 2010 ISBN 978 3 86153 561 4 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Josef Orlopp Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Informationen der Friedrich Ebert Stiftung Portrataufnahmen des Politikers Josef Orlopp bei europeana eu Rudiger Zimmermann Teil 137 Biografisches Lexikon der OTV und ihrer Vorlauferorganisationen Nachlass BArch NY 4209Einzelnachweise Bearbeiten Josef Orlopp Strasse In Strassennamenlexikon des Luisenstadtischen Bildungsvereins beim Kaupert Angaben zum Orlopp Denkmal in der Orlopp Strasse Memento vom 22 Oktober 2010 im Internet Archive auf bildhauerei in berlin deNormdaten Person GND 106893289 lobid OGND AKS LCCN no2015127721 VIAF 52195504 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Orlopp JosefKURZBESCHREIBUNG deutscher FDGB Funktionar MdV und Mitglied des Nationalrates der Nationalen Front DDR GEBURTSDATUM 29 August 1888GEBURTSORT EssenSTERBEDATUM 7 April 1960STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Josef Orlopp amp oldid 231962396