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Walter Friedrich Walther Otto Ernst Friedrich 1 25 Dezember 1883 in Salbke bei Magdeburg 16 Oktober 1968 in Berlin war ein deutscher Biophysiker Er wirkte unter anderem als Professor und Rektor an der Universitat Berlin sowie als Direktor eines Forschungsinstituts und als Prasident der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin Walter Friedrich 1962 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Wurdigungen 3 Familie 4 Publikationen 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenWalter Friedrichs Eltern waren Dorothee Friedrich und der Ingenieur Carl Friedrich auch Karl Friedrich Sein Vater forderte fruh das naturwissenschaftliche Interesse seines Sohns So schenkte er Anfang des 20 Jahrhunderts seinem Sohn einen gebrauchten Rontgenapparat 2 Bereits als Gymnasiast rontgte er auf Wunsch von Arzten gegen Entgelt Knochenbruche Friedrich besuchte das Gymnasium Stephaneum in Aschersleben Hier musste er zweimal eine Klasse wiederholen Er zeigte zwar hervorragende Leistungen in Physik und Mathematik war aber an Fachern wie Sprachen und Geschichte ganzlich uninteressiert Auch war er musisch begabt und spielte Geige Uber langere Zeit trug er sich mit dem Gedanken eine musische Laufbahn einzuschlagen Sein Vater riet jedoch zur Wissenschaft 1905 erlangte er das Abitur Walter Friedrich studierte ab 1905 zunachst Musik 3 und Physik an der Universitat Genf wobei er das Musikstudium jedoch abbrach Auf Genf als Studienort war die Wahl gefallen da Friedrich beim bekannten Geigenspieler Jacques Thibaud lernen wollte 4 Er wechselte nach Munchen wo er sich dem Corps Guestphalia anschloss 5 1911 wurde er an der Universitat Munchen promoviert Seine Dissertation trug den Titel Raumliche Intensitatsverteilung der X Strahlen die von einer Platina Antikathode ausgehen An der Universitat Munchen hatte er sechs Jahre unter Wilhelm Conrad Rontgen gearbeitet und am Institut von Arnold Sommerfeld experimentiert 1912 begann er einer vom Dozenten Max Laue geausserten Vermutung nachzugehen wonach die Interferenz von Rontgenstrahlen an Kristallen experimentell nachgewiesen werden konnte Da sowohl Sommerfeld als auch Rontgen dies fur unmoglich hielten forschte Friedrich gemeinsam mit dem Doktoranden Paul Knipping heimlich Tatsachlich gelang ihm der experimentelle Nachweis Dies war von grosser wissenschaftlicher Bedeutung da damit der Wellencharakter der Rontgenstrahlung und die Gitterstruktur von Kristallen nachgewiesen wurden Die Arbeit wurde 1912 veroffentlicht Max Laue bearbeitete den theoretischen Teil und erhielt fur die Entdeckung 1914 den Nobelpreis wobei er offentlich auf die Verdienste Friedrichs und Knippings hinwies und ankundigte die Geldzuwendung mit den beiden zu teilen 6 Ab 1914 arbeitete er an der Universitatsklinik der Universitat Freiburg an der er drei Jahre spater Privatdozent und 1921 Professor fur Physik wurde Er wandte sich somit als Physiker der Medizin zu Er leitete in Freiburg das Laboratorium der Universitatsfrauenklinik Er arbeitete mit dem Gynakologen Bernhard Kronig zusammen mit dem er auch gemeinsame Forschungsergebnisse veroffentlichte und etablierte die erste universitare Forschungsstelle fur Biophysik Inhaltlich beschaftigten sich seine wissenschaftlichen Arbeiten mit der Krebsforschung 7 Im spanischen Granada hielt er 1922 Gastvorlesungen Ab 1923 wirkte er als ordentlicher Professor fur medizinische Physik an der Universitat Berlin Gegen erhebliche Voreingenommenheiten gegenuber seinem neuen Fach ankampfend plante er ab 1927 den Umbau eines Wohnhauses am Robert Koch Platz zum Sitz des von ihm als Direktor geleiteten Instituts fur Strahlenforschung welcher dann am 1 Januar 1929 eingeweiht wurde Mit Hilfe dieses staatlichen Instituts gelang es Friedrich seine Vorstellung einer Zusammenarbeit von Physikern Medizinern Chemikern und Biologen umzusetzen Er wurde 1929 Dekan der medizinischen Fakultat der Universitat Berlin ubernahm 1928 die Prasidentschaft der Deutschen Rontgengesellschaft und 1930 der Deutschen Gesellschaft fur Lichtforschung In der Zeit des Nationalsozialismus arbeitete Friedrich weiter in seinem Institut In Veroffentlichungen aus der DDR Zeit wird betont dass er von etwa 200 Veroffentlichungen wahrend seiner Arbeit am Berliner Institut 30 mit judischen Mitarbeitern veroffentlicht habe Ausserdem sei es ihm nach 1933 gelungen die Deportation zweier judischer Forscher in ein Arbeitslager beziehungsweise nach Theresienstadt zu verhindern 8 1936 war er Prasident des dritten internationalen Kongresses fur Lichtforschung in Wiesbaden und wurde Ehrenprasident des Comite International de la Lumiere In den Jahren 1935 und 1936 war der Physiker Erich Fischer bei Friedrich Lehrassistent Etwa in dieser Zeit gehorte auch der Strahlenphysiker Rudolf Schulze zu seinen Assistenten Aufgrund der Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg verlagerte Friedrich Teile des Inventars des Instituts nach Thuringen Ende 1944 wurde das Institut bei Bombenangriffen beschadigt 9 Friedrich schuf in einem von ihm in Affinghausen bei Diepholz angemieteten Bauernhof eine weitere Ausweichstelle und grundete dort die Gesellschaft fur Agrikultur und Technik deren Sinn jedoch vor allem darin bestanden haben soll Friedrich eine dauerhafte sichere Ruckzugsmoglichkeit zu geben 8 Auch nach Ende des Zweiten Weltkrieges blieb Friedrich zunachst auf dem angemieteten Hof Das Institutsgebaude in Berlin war kurz vor Kriegsende vollig zerstort worden 1947 erhielt er ein Angebot zur Berufung an die Universitat Marburg Die im sowjetischen Sektor liegende Berliner Universitat unterbreitete dann jedoch ein besseres Angebot welches das Achtfache des Marburger Etats enthielt 10 Friedrich ging 1947 nach Berlin Zunachst war Friedrich mit wenigen Mitarbeitern auf dem Gelande der landwirtschaftlichen Fakultat in der Invalidenstrasse tatig Von 1949 bis 1952 war er Rektor der Berliner Universitat seit 1949 Humboldt Universitat zu Berlin 1948 wurde er Direktor und 1955 Prasident des Instituts fur Medizin und Biologie in Berlin Buch sowie 1961 Prasident des aus dem Institut entstandenen Medizinisch Biologischen Forschungszentrums der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin Unter seiner Leitung entstanden Laboratorien Untersuchungsstatten die Geschwulstklinik die als Robert Rossle Klinik bekannt wurde und Stalle fur Versuchstiere In einem Neubau wurden Untersuchungsstatten mit Abteilungen fur Neutronenphysik Biophysik Mikrobiologie Biochemie Genetik Pharmakologie und biologische Krebsforschung eingerichtet 10 nbsp Walter Friedrich als Gast auf dem IV Parteitag der SED im Jahr 1954Der Akademie der er ab 1949 angehorte stand er von 1951 bis 1956 als Prasident vor anschliessend war er bis 1958 Vizeprasident Er begann sich politisch zu engagieren Von 1950 bis zu seinem Tod war er Vorsitzender des Deutschen Friedenskomitees Ausserdem gehorte er ab 1951 dem Prasidium des Weltfriedensrats an Auch war er von 1950 bis 1954 fur den Kulturbund Mitglied der Volkskammer der DDR sowie zuvor der provisorischen Volkskammer Trotz der Nahe seiner Aktivitaten zur Staatsdoktrin der DDR trat er jedoch keiner Partei bei Er lebte in Zeuthen 11 Wurdigungen Bearbeiten nbsp Buste Friedrichs in Berlin BuchWalter Friedrich gilt als Mitbegrunder der Biophysik Schwerpunkt seiner Forschung war die Strahlentherapie von Krebserkrankungen Im Jahr 1950 erhielt er den Nationalpreis der DDR 1952 wurde er zum Ehrenburger von Aschersleben ernannt Der Vaterlandischen Verdienstorden in Gold wurde ihm 1954 bei der erstmaligen Ordensverleihung von Wilhelm Pieck uberreicht 12 1958 erfolgte die Verleihung des Goethepreises der Akademie der Wissenschaften woruber eine Gratulationszeichnung von Walter Buhe existiert Daruber wurde ihm 1953 der Ehrentitel Hervorragender Wissenschaftler des Volkes verliehen Die FDJ ernannte ihn zum Forderer der Jugend und zum FDJ Ehrenmitglied 13 Von 1989 bis 2000 trug das Stadtische Krankenhaus in Magdeburg Neu Olvenstedt seinen Namen Zu DDR Zeiten wurden zahlreiche Strassen nach ihm benannt so die Walter Friedrich Strasse im Neubaugebiet in Berlin Buch die Dr Walter Friedrich Strasse in Hohenmolsen und die Prof Dr Walter Friedrich Strasse in Aschersleben Auf dem Campus in Berlin Buch befindet sich eine Walter Friedrich darstellende Bronzebuste von Maria Schockel Rostowskaja 1966 schuf der Portraitmaler Bert Heller ein grossformatiges Olgemalde Walter Friedrichs Familie BearbeitenFriedrich war zweimal verheiratet Beide Frauen starben an Krebs Auf leibliche Kinder soll er aus Sorge vor moglichen Schadigungen durch seine Tatigkeit im Bereich der Strahlenforschung verzichtet haben Ein Kind hatte er adoptiert 8 Publikationen BearbeitenPhysikalische und biologische Grundlagen der Strahlentherapie Munchen 1918 Die Interferenz der Rontgenstrahlen Leipzig 1923 als Mitautor Die methodischen Grundlagen beim Arbeiten mit spektral zerlegtem Licht Berlin 1931Literatur BearbeitenDieter Hoffmann Friedrich Walter In Wer war wer in der DDR 5 Ausgabe Band 1 Ch Links Berlin 2010 ISBN 978 3 86153 561 4 Friedrich Walter In Werner Hartkopf Die Berliner Akademie der Wissenschaften Ihre Mitglieder und Preistrager 1700 1990 Akademie Verlag Berlin 1992 ISBN 3 05 002153 5 S 105 Biographien Walter Friedrich In Heinz Bielka Geschichte der medizinisch biologischen Institute Berlin Buch Zweite Auflage Springer Berlin Heidelberg 2002 ISBN 978 3 540 42842 8 S 172 173 Eike Schierhorn Walter Friedrich Biographien hervorragender Naturwissenschaftler Techniker und Mediziner Band 69 B G Teubner Verlagsgesellschaft Leipzig 1983 Walter Friedrich Leben und Wirken Friedensrat der Deutschen Demokratischen Republik Hrsg Berlin 1963Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Walter Friedrich Sammlung von Bildern Literatur von und uber Walter Friedrich im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten Ancestry de Magdeburg Deutschland Geburtsregister 1874 1903 In ancestry de Abgerufen am 8 April 2022 Maximilian Scheer Der musische Wissenschaftler in Walter Friedrich Leben und Wirken Friedensrat der Deutschen Demokratischen Republik Hrsg Berlin 1963 S 15 f Klaus Buchmuller Walter Friedrich und sein Institut fur Strahlenforschung in Walter Friedrich Leben und Wirken Friedensrat der Deutschen Demokratischen Republik Hrsg Berlin 1963 S 61 Robert Rompe Bahnbrecher der Biophysik in Walter Friedrich Leben und Wirken Friedensrat der Deutschen Demokratischen Republik Hrsg Berlin 1963 S 130 Anschriftenliste des Weinheimer SC Darmstadt 1928 S 281 Maximilian Scheer Der musische Wissenschaftler in Walter Friedrich Leben und Wirken Friedensrat der Deutschen Demokratischen Republik Hrsg Berlin 1963 S 16 f Maximilian Scheer Der musische Wissenschaftler in Walter Friedrich Leben und Wirken Friedensrat der Deutschen Demokratischen Republik Hrsg Berlin 1963 S 20 a b c Maximilian Scheer Der musische Wissenschaftler in Walter Friedrich Leben und Wirken Friedensrat der Deutschen Demokratischen Republik Hrsg Berlin 1963 S 21 Klaus Buchmuller Walter Friedrich und sein Institut fur Strahlenforschung in Walter Friedrich Leben und Wirken Friedensrat der Deutschen Demokratischen Republik Hrsg Berlin 1963 S 65 a b Maximilian Scheer Der musische Wissenschaftler in Walter Friedrich Leben und Wirken Friedensrat der Deutschen Demokratischen Republik Hrsg Berlin 1963 S 22 Heinz Willmann Walter Friedrich und die Friedensbewegung in Walter Friedrich Leben und Wirken Friedensrat der Deutschen Demokratischen Republik Hrsg Berlin 1963 S 31 Neues Deutschland Ausgabe vom 8 Mai 1954 Heinz Willmann Walter Friedrich und die Friedensbewegung in Walter Friedrich Leben und Wirken Friedensrat der Deutschen Demokratischen Republik Hrsg Berlin 1963 S 26Rektoren der Humboldt Universitat zu Berlin Eduard Spranger 1945 Johannes Stroux 1945 1947 Hermann Dersch 1947 1949 Walter Friedrich 1949 1952 Walther Neye 1952 1957 Werner Hartke 1957 1959 Kurt Schroder 1959 1965 Heinz Sanke 1965 1967 Karl Heinz Wirzberger 1967 1975 Helmut Klein 1976 1988 Dieter Hass 1988 1990 Heinrich Fink 1990 1992 Adolf Zschunke 1992 Prasidenten der Akademie der Wissenschaften der DDR Johannes Stroux 1946 1951 Walter Friedrich 1951 1955 Max Volmer 1955 1958 Werner Hartke 1958 1968 Hermann Klare 1968 1979 Werner Scheler 1979 1990 Horst Klinkmann 1990 1992 Siehe auch Vorlage Navigationsleiste Prasidenten der BBAW und ihrer Vorgangerakademien Normdaten Person GND 118535935 lobid OGND AKS LCCN n85375355 VIAF 32787976 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Friedrich WalterALTERNATIVNAMEN Friedrich Walther Otto ErnstKURZBESCHREIBUNG deutscher Biophysiker und Politiker MdVGEBURTSDATUM 25 Dezember 1883GEBURTSORT Salbke bei MagdeburgSTERBEDATUM 16 Oktober 1968STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Walter Friedrich Biophysiker amp oldid 236896615