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Robert Rossle 19 August 1876 in Augsburg 21 November 1956 in Berlin war ein deutscher Pathologe Er beschrieb 1914 die allergische Entzundung und pragte 1933 den Begriff Pathergie Robert Rossle um 1950 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Leistungen 3 Ehrungen 4 Schriften 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenRossle war Sohn des Direktors der Kammgarnspinnerei Heinrich Rossle in Augsburg Er wuchs zweisprachig auf weil seine elsassische Mutter nicht auf das Franzosische verzichten wollte Er besuchte das humanistische Gymnasium bei St Anna Augsburg Nach der Reifeprufung studierte er an der Ludwig Maximilians Universitat Munchen der Christian Albrechts Universitat zu Kiel und der Kaiser Wilhelms Universitat Strassburg Medizin Wahrend seines Studiums wurde er Mitglied des AGV Munchen 1 Mit einer Doktorarbeit bei Franz von Winckel wurde er 1900 in Munchen zum Dr med promoviert 2 Er legte das medizinische Staatsexamen ab und kehrte an das Pathologische Institut der Universitat Kiel zuruck Es folgten dann Arbeitsaufenthalte bei Richard Hertwig am Zoologischen Institut und bei Max von Gruber am Hygiene Institut der Ludwig Maximilians Universitat Munchen sowie eine Weltreise 1902 03 1904 habilitierte er sich in Kiel fur Allgemeine Pathologie und Pathologische Anatomie 3 Es folgte die Umhabilitation nach Munchen wo Rossle am Pathologischen Institut bei Otto von Bollinger bis zu dessen Tod blieb Er wurde im selben Jahr zum ausserordentlichen Professor ernannt und war dort bis 1910 als Prosektor tatig 1911 bis 1921 ubernahm er das Ordinariat fur Allgemeine Pathologie und Pathologische Anatomie an der Universitat Jena In dieser Zeit spielte er eine entscheidende Rolle im Disziplinarverfahren gegen den damaligen Leiter der Universitatsfrauenklinik Max Henkel 4 Von 1922 bis 1929 hatte Rossle das entsprechende Ordinariat in Basel inne und wurde 1929 als Nachfolger von Otto Lubarsch auf den Lehrstuhl fur Pathologie an der Charite in Berlin berufen wo er als Direktor des Pathologischen Instituts bis 1948 blieb In der Zeit des Nationalsozialismus war Rossle Mitwirkender bei der von Gunther Just und Karl Heinrich Bauer ab 1935 herausgegebenen Zeitschrift fur menschliche Vererbungs und Konstitutionslehre Am 18 August 1942 berief ihn Adolf Hitler in den wissenschaftlichen Senat des Heeressanitatswesens Rossle beteiligte sich an der auf Menschenversuchen basierenden Luftwaffenforschung uber Die pathologisch anatomischen Veranderungen bei Druckfallkrankheit und Luftstossschaden Im Jahr 1944 wurde Rossle in den Wissenschaftlichen Beirat des Generalkommissars fur das Sanitats und Gesundheitswesen Karl Brandt berufen 5 Da Rossle nicht in die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei eingetreten war 5 lehrte er nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs weiterhin an der Humboldt Universitat zu Berlin Nach der Emeritierung war er noch vier Jahre bis 1953 als Prosektor am Stadtischen Wenckebach Krankenhaus in Berlin tatig Danach betrieb er experimentelle Studien am Institut fur Gewebeforschung Robert Rossle heiratete 1904 Ingegerd Kjelland Das Paar hatte zwei Kinder Per 1906 und Grete 1908 6 Leistungen Bearbeiten nbsp Buste Rossles vor der Robert Rossle KlinikIn seiner Habilitationsschrift befasste sich Rossle zunachst mit Pigmentierungsvorgangen im Melanom Ausgehend von Fragen der zellularen Immunitat im Blut wandte er sich der Erforschung der Ursachen der Leberzirrhose zu Hepatitis Hepatosen wobei ein entzundungsbedingter Parenchymverlust der Leber als eine Hauptursache erkannt wurde Auf Rossle gehen wichtige Erkenntnisse zur Unterscheidung primarer und sekundarer Leberzirrhosen zuruck Ein weiterer Schwerpunkt seiner Arbeit war die Entzundung Phylogenese der Entzundung die zur Pragung des wichtigen Begriffs Empfindung fur Gewebsfremdheit fuhrte der fur Allergie Anaphylaxie und Transplantatabstossung gleichermassen wichtig ist Im Jahr 1914 7 beschrieb er die allergische Entzundung Kernpunkt von Rossles Entzundungslehre ist die Hypothese dass Entzundung als pathologische Steigerung minimaler physiologischer Vorgange Exsudation Proliferation Phagozytose Zelluntergang Zellregeneration auf zellularer Ebene zu betrachten sei Rossle trug wesentlich zur Klarung des Allergiebegriffes bei Er setzte Allergie als erworbenes Reaktionsmuster mit der allergischen Reaktion gleich wobei von einer Normergie ausgehend Allergie als Hyperergie oder Anergie bzw Hyperergie als Anaphylaxie oder Immunantwort vorkommen kann Unter dem Aspekt der Konstitutionspathologie beschaftigte sich Rossle seit 1910 mit Wachstumsvorgangen und Alterung durchaus schon im Sinne der modernen Gerontologie Als Standardwerk fur die Obduktion galt seine Monographie Mass und Zahl in der Pathologie in der Normen definiert werden die die systematische und kontrollierte Bewertung pathologischer Befunde erlauben Die Monographie Pathologie der Familie stellt eine grosse Zahl pathologisch anatomischer Sektionsbefunde bei Verwandten Ehegatten Zwillingen und Drillingen vor und fuhrte zu der bemerkenswerten Feststellung dass erworbene Krankheiten Seuchen und Lebensstilfaktoren Genussgifte ungesunde Lebensgewohnheiten starker pathologisch wirksam sind als Vererbungsmechanismen Robert Rossle veroffentlichte mehr als 300 Originalarbeiten und zehn grosse Monographien Er war zudem bis 1956 als Herausgeber fur 39 Bande von Virchows Archiv verantwortlich Ehrungen Bearbeiten1929 und 1930 war er Prasident der Deutschen Gesellschaft fur Pathologie Er war Ehrenprasident der Berliner Medizinischen Gesellschaft des Finnischen Vereins fur Innere Medizin der Anatomisch Medizinischen Gesellschaft in Bukarest und der Deutschen Gesellschaft fur Allergieforschung 1936 wurde er in die Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina gewahlt 8 Rossle wurde 1949 mit dem Nationalpreis der DDR ausgezeichnet 5 Er war Korrespondierendes Mitglied der Societe anatomique de Paris Er erhielt mehrere Ehrendoktorwurden Dr med h c Dr med vet h c Dr rer nat h c war Ehrenmitglied von elf wissenschaftlichen Gesellschaften und ordentliches Mitglied der Preussischen Akademie der Wissenschaften in Berlin In Berlin Buch tragt eine Strasse seinen Namen 1952 erhielt er Bundesverdienstkreuz 1 Klasse vom Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland Das Zentralinstitut fur Krebsforschung Akademieinstitut wurde 1960 nach ihm benannt Das Pathologische Institut der Friedrich Schiller Universitat Jena tragt Rossles Namen seit 1988 Schriften BearbeitenUber das Altern In Naturwissenschaftliche Wochenschrift Bd 32 1917 H 18 S 241 247 Digitalisat Uber Entzundung In Verhandlungen der Deutschen Gesellschaft fur Pathologie Bd 19 1923 S 18 68 Innere Krankheitsursachen Allgemeine Pathologie der Zelle und Gewebe Schutzkorperbildung und Immunitat In Ludwig Aschoff Hrsg Lehrbuch der pathologischen Anatomie 6 Auflage Bd 1 Jena 1923 S 1 52 S 291 323 S 485 513 Classification des cirrhoses hepatiques In Annales d anatomie pathologique Bd 6 1929 S 875 894 Entzundungen der Leber In Henke Lubarsch Hrsg Handbuch der speziellen pathologischen Anatomie Bd 2 1 Berlin 1930 S 243 505 mit Frederic Roulet Mass und Zahl in der Pathologie Berlin 1932 Uber vereinfachte Handhabung der Kalorienwerte bei praktischen Ernahrungsfragen Munchen 1919 Allergie und Pathergie In Klinische Wochenschrift Bd 12 1933 S 574 581 Die Wurzburger Vorlesungen Rudolf Virchows uber Pathologie In Virchow s Archiv fur pathologische Anatomie und Physiologie Band 300 1937 S 4 30 Die pathologische Anatomie der Familie Berlin 1940 Rezension zu Gunther Just Handbuch der Erbbiologie des Menschen In Klinische Wochenschrift Band 19 1940 S 720 f und Band 20 1941 S 426 mit Kurt Apitz Atlas der pathologischen Anatomie Stuttgart 1951 Rudolf Virchows Vorlesung uber Allgemeine Pathologische Anatomie und Pathologie im Jahre 1852 In Virchow s Archiv fur pathologische Anatomie und Physiologie Band 322 1952 S 233 239 Literatur BearbeitenIsidor Fischer Hrsg Biographisches Lexikon der hervorragenden Arzte der letzten funfzig Jahre Berlin 1932 Bd 2 S 1312 Kurschners Deutscher Gelehrten Kalender 1935 S 1138 1950 S 1689 1954 S 1932 Walther Fischer Robert Rossle 70 Jahre alt In Deutsche Medizinische Wochenschrift Bd 72 1947 S 40 f Werner Hueck Robert Rossle zum 80 Geburtstag In Munchner Medizinische Wochenschrift Bd 98 1956 S 1098 1100 Herwig Hamperl Robert Rossle zum 80 Geburtstag In Klinische Wochenschrift Bd 34 1956 S 880 Wilhelm Doerr Robert Rossle 80 Jahre alt In Deutsches medizinisches Journal Bd 7 1956 S 524 532 Andreas Werthemann In memoriam Prof Robert Rossle In Schweizerische Medizinische Wochenschrift Bd 87 1957 S 115 118 Helmut Klar Robert Roessle and his influence on pathology In Medico International Edition Bd 12 1963 S 17 22 Heinrich Bredt Robert Rossle In Hugo Freund Alexander Berg Hrsg Geschichte der Mikroskopie Bd 2 Frankfurt am Main 1964 S 333 340 Dietmar Eckert Personalbibliographien der Professoren und Dozenten der Pathologie an der Medizinischen Fakultat der Ludwig Maximilian Universitat in Munchen im ungefahren Zeitraum von 1870 bis 1945 Erlangen Nurnberg 1971 S 100 119 Wilhelm Doerr Zum 100 Geburtstag Robert Rossles In Virchows Archiv Bd 371 1976 S 1 4 Herwig Hamperl Robert Rossle in seinem letzten Lebensjahrzehnt Berlin 1976 Dieter Hoffmann Rossle Robert In Wer war wer in der DDR 5 Ausgabe Band 2 Ch Links Berlin 2010 ISBN 978 3 86153 561 4 Lutz Patzoldt und Gunther Wagner Der Pathologe Robert Rossle 1876 1956 Die Krebsforschungl in Christian Fleck Volker Hesse Gunther Wagner Hrsg Wegbereiter der modernen Medizin Verlag Dr Bussert amp Stadeler Jena Quedlinburg 2004 S 247 257 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Robert Rossle Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Robert Rossle im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Geschichte der Klinik Berlin Buch Memento vom 28 September 2007 im Internet Archive Onkologisches Zentrum Berlin Buch Geschichte Christian Faludi Robert Rossle in NDB online Einzelnachweise Bearbeiten Verband Alter SVer VASV Anschriftenbuch Mitgliederverzeichnis samtlicher Alten Herren Stand vom 1 Oktober 1937 Hannover 1937 S 175 Dissertation Cystenhygrome des Halses Habilitationsschrift Der Pigmentierungsvorgang im Melanosarkom Katrin Ratz Der Fall Max Henkel Das Dienststrafverfahren gegen den Jenaer Ordinarius der Frauenheilkunde und Geburtshilfe 1915 1918 Dissertation Friedrich Schiller Universitat Jena 2002 PDF Dokument 500 kB a b c Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 Fischer Taschenbuch Verlag Zweite aktualisierte Auflage Frankfurt am Main 2005 ISBN 978 3 596 16048 8 S 503 Wer ist s IX Ausgabe Verlag Hermann Degener Leipzig 1928 S 1285 Paul Diepgen Heinz Goerke Aschoff Diepgen Goerke Kurze Ubersichtstabelle zur Geschichte der Medizin 7 neubearbeitete Auflage Springer Berlin Gottingen Heidelberg 1960 S 56 Mitgliedseintrag von Robert Rossle bei der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina abgerufen am 23 Juni 2016 Normdaten Person GND 118602055 lobid OGND AKS LCCN no2014108783 VIAF 56674994 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Rossle RobertKURZBESCHREIBUNG deutscher PathologeGEBURTSDATUM 19 August 1876GEBURTSORT AugsburgSTERBEDATUM 21 November 1956STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Robert Rossle amp oldid 238110649