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Otto Lubarsch 4 Januar 1860 in Berlin 1 April 1933 ebenda war ein deutscher Pathologe Otto Lubarsch vor 1930 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Medizinische Forschung 3 Politische Tatigkeit 4 Schriften Auswahl 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenDer Sohn eines judischen Getreidehandlers und Bankdirektors studierte Philosophie Naturwissenschaften und Medizin an der Universitat Leipzig der Ruprecht Karls Universitat Heidelberg der Universitat Jena der Friedrich Wilhelms Universitat Berlin dann wieder in Heidelberg und zuletzt an der Kaiser Wilhelms Universitat Strassburg Im Sommersemester 1880 wurde er Mitglied der Burschenschaft Allemannia Heidelberg 1 Max Weber wurde sein Leibfuchs 2 Als er zum Sommersemester 1881 nach Jena wechselte nahm ihn die antisemitisch gesinnte Kartellburschenschaft Teutonia Jena nur ausserst widerwillig auf Zum Ende des Semesters legte man Lubarsch nahe Jena wieder zu verlassen und das Band der Teutonia abzulegen was er auch tat 3 1883 promovierte er in Strassburg zum Dr med Zwischen 1885 und 1899 war er Assistent zunachst am Physiologischen Institut bei Hugo Kronecker in Bern dann an den Pathologischen Instituten in Giessen Breslau und Zurich wo er 1890 Privatdozent wurde 1894 wurde er ausserordentlicher Professor fur Anatomie und Pathologie in Rostock 4 1899 ubernahm er die Leitung der Pathologisch Anatomischen Abteilung am Hygienischen Institut in Posen Daneben war er im WS 1903 04 Lehrbeauftragter fur Medizin an der Koniglichen Akademie zu Posen 5 1905 wurde er Direktor des Instituts fur Pathologie und Bakteriologie in Zwickau Zwei Jahre spater erhielt Lubarsch eine o Professur an der neuen Medizinischen Akademie zu Dusseldorf 1913 wechselte er auf den Lehrstuhl der Christian Albrechts Universitat zu Kiel Von 1917 bis 1928 war er als Nachfolger von Johannes Orth schliesslich als Leiter des von Rudolf Virchow gegrundeten Pathologischen Instituts und Inhaber des Lehrstuhls fur Pathologie an der Charite in Berlin tatig 6 Ebenfalls als Nachfolger von Orth ubernahm er gemeinsam mit David Paul von Hansemann die Herausgabe der medizinischen Fachzeitschrift Virchows Archiv und leitete diese nach von Hansemanns Tod 1920 allein 7 Mit Friedrich Henke 1868 1943 war er Herausgeber des Handbuchs Henke Lubarsch Handbuch der Speziellen Pathologischen Anatomie und Histologie 12 Bde 1924 1952 Die Planung von Henke begann schon 1912 Bis 1931 war Otto Lubarsch Herausgeber dann bis 1955 Robert Rossle und danach Erwin Uehlinger 8 Mit dem Veterinar Robert von Ostertag grundete er 1896 die Zeitschrift Ergebnisse der allgemeinen Pathologie und pathologischen Anatomie der Menschen und der Tiere Zu seinen Schulern gehorten der judische Bakteriologe und Pathologe Max Kuczynski sowie der spatere Nobelpreistrager Werner Forssmann 9 Im Jahr 1932 wurde Lubarsch zum Mitglied der Leopoldina gewahlt Er starb an einem Herzinfarkt 7 nbsp GrabstatteEr ist auf dem Alten Garnisonfriedhof in Berlin Mitte bestattet Medizinische Forschung Bearbeiten nbsp Karzinoid in der Wand des DunndarmsOtto Lubarsch beschaftigte sich mit verschiedenen Fragestellungen der Anatomie Pathologie und Histologie Dabei fokussierte er sich auf die Untersuchung von Geschwuren und Tumoren und war 1888 nach Theodor Langhans einer der ersten der eine detaillierte Beschreibung von Karzinoiden des Dunndarms anhand von Beschreibungen der Tumore bei zwei Patienten vorlegte 10 11 Nach Lubarsch sind die Lubarsch Inseln und das Lubarsch Pick Syndrom benannt Politische Tatigkeit BearbeitenAls Protestant judischer Herkunft engagierte Lubarsch sich im Alldeutschen Verband und in der Deutschnationalen Volkspartei 1926 wurde er Vorsitzender des Reichsausschusses Deutschnationaler Hochschullehrer Dementsprechend profilierte Lubarsch sich als militanter Gegner der Weimarer Republik die er als Zeit der Parteiengewaltherrschaft charakterisierte 12 Sein Schuler Forssmann beschrieb ihn als fanatischen Monarchisten und Nationalisten alldeutscher Pragung der sich in seiner Deutschtumelei zu geradezu lacherlicher Sprachklitterung verstieg Dabei benannte er das Beispiel Hauptkorperschlagaderlustseuchenerweiterung das Lubarsch fur die Benennung eines durch die Syphilis entstandenen Aortenaneurysmas nutzte 9 Dieser Umgang mit der deutschen Sprache wurde auch in seinem Nachruf durch Robert Rossle betont und gelobt der Lubarschs Arbeit fur Virchows Archiv beschrieb Vor allem kommen darin seine aus einem heissen vaterlandischen Gefuhl entsprungenen Bestrebungen um eine saubere deutsche Sprache zum Ausdruck 7 Zugleich stellte Rossle jedoch auch dar dass sein Kampf gegen die Fremdworter manchem Mitarbeiter an Virchows Archiv gelegentlich Unbehagen verursachte 7 Zudem zeichnete sich Lubarsch nach Forssmanns Worten trotz seiner judischen Abstammung durch eine ausgepragte antisemitische Hetze und Unterstutzung der antisemitischen Ziele der nationalsozialistischen Bewegung aus 9 Kurt Tucholsky griff Lubarsch wegen seiner antisemitischen Ausfalle in dem 1927 veroffentlichten Gedicht Sektion an 13 Schriften Auswahl BearbeitenUeber dem primaren Krebs des Ileum nebst Bemerkungen uber das gleichzeitige Vorkommen von Krebs und Tuberculose Virchows Archiv fur pathologische Anatomie 111 1888 S 280 317 Untersuchungen uber die Ursachen der angeborenen und erworbenen Immunitat 1896 Zur Lehre von den Geschwulsten und Infektionskrankheiten 1899 Pathologische Anatomie und Krebsforschung 1902 Zur Frage der Hochschulreform 1919 als Hrsg mit Friedrich Henke Handbuch der speziellen pathologischen Anatomie und Histologie 12 Bande Springer Berlin 1924 1952 Allgemeine und spezielle pathologische Histologie der Strahlenwirkung 1928 Ein bewegtes Gelehrtenleben Erinnerungen und Erlebnisse Kampfe und Gedanken Springer Berlin 1931 Autobiografie Literatur BearbeitenLudwig Pick Otto Lubarsch zur Vollendung des 70 Lebensjahres In Munchener Medizinische Wochenschrift Jg 77 1930 Nr 8 21 Februar 1930 S 318 320 Manfred Skopec Lubarsch Otto In Neue Deutsche Biographie NDB Band 15 Duncker amp Humblot Berlin 1987 ISBN 3 428 00196 6 S 261 f Digitalisat Joseph Walk Hrsg Kurzbiographien zur Geschichte der Juden 1918 1945 Hrsg vom Leo Baeck Institute Jerusalem Saur Munchen 1988 ISBN 3 598 10477 4 Cay Rudiger Prull Lubarsch Otto In Werner E Gerabek Bernhard D Haage Gundolf Keil Wolfgang Wegner Hrsg Enzyklopadie Medizingeschichte De Gruyter Berlin New York 2005 ISBN 3 11 015714 4 S 868 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Otto Lubarsch Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien denkmaeler charite de site lubarsch denkmal www whonamedit com Otto Lubarsch Literatur von und uber Otto Lubarsch im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Ubersicht der Lehrveranstaltungen von Otto Lubarsch an der Universitat Zurich Sommersemester 1891 Einzelnachweise Bearbeiten Wolf Diedrich Reinbach Hrsg Goldenes Buch der Burschenschaft Allemannia zu Heidelberg Neubearbeitung zum 150 Stiftungsfest 2006 Offentliche Fassung Burschenschaft Allemannia Heidelberg 2006 S 226 227 Festschrift zum 150 Stiftungsfest Bd 1 Franz Egon Rode Die Universitatsburschenschaften im Kaiserreich In Christian Oppermann Hrsg Darstellungen und Quellen zur Geschichte der deutschen Einheitsbewegung im neunzehnten und zwanzigsten Jahrhundert Bd 23 Universitatsverlag Winter Heidelberg 2021 ISBN 978 3 8253 4727 7 S 489 Franz Egon Rode Die Universitatsburschenschaften im Kaiserreich In Christian Oppermann Hrsg Darstellungen und Quellen zur Geschichte der deutschen Einheitsbewegung im neunzehnten und zwanzigsten Jahrhundert Bd 23 Universitatsverlag Winter Heidelberg 2021 ISBN 978 3 8253 4727 7 S 343 Cay Rudiger Prull Lubarsch Otto In Enzyklopadie Medizingeschichte 2005 S 868 Christoph Schutte Die Konigliche Akademie in Posen 1903 1919 und andere kulturelle Einrichtungen im Rahmen der Politik zur Hebung des Deutschtums Verlag Herder Institut Marburg 2008 ISBN 978 3 87969 343 6 S 398 Materialien und Studien zur Ostmitteleuropa Forschung 19 Biografie Memento des Originals vom 20 Marz 2014 imInternet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot denkmaeler charite de auf den Seiten der Charite Abgerufen am 20 Marz 2014 a b c d Robert Rossle Otto Lubarsch Nachruf auf Otto Lubarsch in Virchows Archiv fur pathologische Anatomie und Physiologie und fur klinische Medizin 290 1 18 August 1933 S 1 2 Gotze Springer Verlag Band 2 Springer 1994 S 301 a b c Werner Forssmann Selbstversuch Erinnerungen eines Chirurgen Droste Verlag Dusseldorf 1972 S 47 Gastrointestinal Neuroendocrine Tumors NET Department of Surgery University of Wisconsin School of Medicine and Public Health Scott N Pinchot Kyle Holen Rebecca S Sippel Herbert Chen Carcinoid Tumors The Oncologist Dezember 2008 Volltext doi 10 1634 theoncologist 2008 0207 Michael Gruttner u a Die Berliner Universitat zwischen den Weltkriegen 1918 1945 Berlin 2012 Geschichte der Universitat Unter den Linden Bd 2 S 151 f Theobald Tiger Sektion In Die Weltbuhne vom 23 August 1927 Nr 34 S 304 online bei zeno orgPathologie Ordinarien der Christian Albrechts Universitat zu Kiel Ferdinand Weber 1851 1860 Wilhelm Muller 1861 1864 August Colberg 1864 1868 Julius Friedrich Cohnheim 1868 1872 Arnold Heller 1872 1913 Otto Lubarsch 1913 1917 Paul Dohle 1921 1923 Leonhard Jores 1918 1934 Martin Staemmler 1934 1935 Herbert Siegmund 1935 1942 Walter Bungeler 1942 1956 Wilhelm Doerr 1956 1963 Karl Lennert 1963 1989 Manfred Dietel 1989 1994 Gunter Kloppel 1995 2009 Christoph Rocken seit 2009 Normdaten Person GND 117252891 lobid OGND AKS LCCN n84805753 VIAF 73918130 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Lubarsch OttoKURZBESCHREIBUNG deutscher Pathologe und HochschullehrerGEBURTSDATUM 4 Januar 1860GEBURTSORT BerlinSTERBEDATUM 1 April 1933STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Otto Lubarsch amp oldid 236059231