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Das Kriegerehrenmal der Sankt Marien Gemeinde zu Lubeck wurde am Totensonntag des Jahres 1929 zum Gedenken der im Ersten Weltkrieg Gefallenen der Gemeinde eingeweiht GranitblockDie in Kreuzform aufgelisteten 318 Kriegsopfer der St Mariengemeinde zu Lubeck Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Denkmal 2 1 Granitblock 2 2 Ehrentafel 3 Einweihung 4 Literatur 5 Archive 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseVorgeschichte BearbeitenDie Einleitung zur Schaffung eines Ehrenmals in St Marien geht schon auf die Kriegsjahre selbst zuruck Man plante den Ausbau einer der grosseren Seitenkapellen zu einer Ehrenhalle Auch andere Vorschlage die mit dem Ehrenfriedhof in Verbindung standen wurden gemacht Die weiteren Hauptkirchen Lubecks schufen im Laufe der Jahre Gedenktafeln oder kapellen fur die aus den Reihen der Gemeindeglieder im Ersten Weltkrieg Gefallenen Im Jahre 1920 leitete auch die Marien Gemeinde die Vorarbeiten zur Schaffung eines Ehrenmals ein Hier befanden sich bereits eine 1942 zerstorte Tafel mit den 38 Namen der Gefallenen der Stadt in der Hanseatischen Legion 1813 sowie das Ehrenmal fur die 108 Gefallenen der Stadt im Deutsch Franzosischen Krieg 1870 71 Anders als bei den Denkmalen des 19 Jahrhunderts in der Kirche die auf die gesamte Stadt bezogen waren ging es hier nur noch um die Toten dieser Kirchengemeinde Das hatte zum einen praktische Grunde es waren allein 318 Namen nur fur die Mariengemeinde zum anderen spiegelte sich darin die Trennung von kommunaler Gemeinde und Kirchengemeinde nach dem Ende des Landesherrlichen Kirchenregiments wider Auf die offentliche Ausschreibung unter den in Lubeck geborenen oder hier wirkenden Kunstlern oder Kunstgewerblern wurden 48 Entwurfe von 38 Bewerbern eingereicht die in der Burgermeisterkapelle der Kirche offentlich ausgestellt wurden Von der aus Mitgliedern des Kirchenvorstandes und mehreren hiesigen und auswartigen Kunstsachverstandigen gebildeten Jury wurden im Juni 1921 drei Entwurfe zur Pramierung vorgeschlagen und zwar 1 Preis Konzept Niemand hat grossere Liebe Architekt Gustav Blohm und Bildhauer Oscar E Ulmer aus Hamburg 2 Preis Konzept Pyramide der Toten Architekten Alfred Runge und Wilhelm Lenschow aus Lubeck und Bildhauer Richard Kuohl aus Hamburg 3 Preis Konzept Deutsches Schwert Architekt Max Meyer aus Lubeck Von diesen Entwurfen wurde indes keiner zur Ausfuhrung gewahlt vielmehr zerschlugen sich die Verhandlungen mit den an erster Stelle genannten Bewerbern Der Entwurf von Ludwig Gies der einen expressionistischen Christus am Kreuz zeigte und den Gies auf Anregung von Carl Georg Heise ausfuhrte wurde im Lubecker Dom gezeigt was zu einem Skandal und der Enthauptung der Christusfigur fuhrte 1 Eine lange Unterbrechung trat ein und erst im Jahre 1927 wurde die Frage der Erschaffung eines Ehrenmals durch eine Projektierung des Bildhauers Kuohl Hamburg erneut aufgenommen In einem beschrankten Wettbewerb entschied sich der Kirchenvorstand fur ein vor der Kirche aufzustellendes Ehrenmal nach dem Entwurf des aus Lubeck stammenden Bildhauers Hermann Joachim Pagels in Berlin und eine im Innern der Kirche aufzustellende Ehrentafel mit den Namen der Gefallenen fur die der ebenfalls aus Lubeck stammende Bildhauer Hans Schwegerle in Munchen einen Entwurf in Kreuzesform geliefert hatte Schwegerles Entwurf 2 sollte spater das Ehrenmal der Nikolai Gemeinde in der Nikolai Kirche zu Stralsund werden Ein weiterer nicht zur Ausfuhrung gelangter Entwurf bezog sich auf den Ausbau der nordlichen Turmkapelle zu einer Ehrenhalle unter Uberfuhrung aller in der Kirche befindlichen Kriegerehrenmale und Fahnen in diese Kapelle Nach weiteren langen Verhandlungen die sich auf die endgultige Ausfuhrung bezogen gelang es durch in den letzten Wochen besonders beschleunigte Arbeit beide Kriegerehrungen bis zum Sonntag dem 24 November 1929 3 bis auf kleine Nacharbeiten fertigzustellen Denkmal Bearbeiten nbsp Anlandungsort samt Kran nbsp Ankunft des von sechzehn Pferden gezogenen Granitsteines nbsp Der Haupt Granitblock zum Kriegerehrenmal auf dem DenkmalsplatzGranitblock Bearbeiten Das Denkmal besteht aus einem auf einem Stufenunterbau ruhenden auf Wunsch des Denkmalrates ruhenden Hauptblock der ursprunglich unterhalb des Fensters der Burgermeisterkapelle stand Nachdem man sich zuerst hierfur weder mit bayrischen badischen noch sachsischen Granitsteinbruchen einig wurde sie alle sagten wegen der Transportschwierigkeiten auf dem Landwege ab erhielten im Herbst 1928 als die schwedischen Karlshalla Werke bei Karlshamn den Zuschlag Der aus Gotlander Granit bestehende Hauptblock erreichte an Bord des Motorseglers Henny am 25 Juni nach dreitagiger Fahrt den Lubecker Hafen unter dem grossen 40 Tonnen Kran auf der Spitze der Wallhalbinsel Dort wurde er von der Steinhauerfirma Ludwig Bruhn bearbeitet Das Gestein entspricht etwa dem aus dem 13 Jahrhundert stammenden Grundstein der Kirche selbst Obwohl es 1929 noch heller als jenes war kalkulierte man das Nachdunkeln im Laufe der Zeit zu der Farbe jenes Grundsteines ein Bei naherer Betrachtung zeigt der zu dem Ehrenmal verwandte Granit eine hellgraue Farbung untermischt mit Glimmer In den Abendstunden werden durch diesen Reflexe hervorgerufen Am Sonnabend dem 5 Oktober 1929 legte der Kirchenvorstand von St Marien die Urkunde in der die Vorgeschichte des Ehrenmals fur die 318 Kriegsopfer der St Mariengemeinde zu Lubeck mitgeteilt wird in den Stufenunterbau des Denkmals unterhalb des Fensters der Burgermeisterkapelle und am Dienstag den 8 Oktober erfolgte die Beforderung des Hauptblocks des Denkmals vom Hafen zum Standport Der Granitstein der 23 000 kg wiegt und mit den Seitenlangen von 1 80 m 2 70 m 1 57 m ein Volumen von ca 7 6 Kubikmetern hat wurde mit einem Kesselwagen der Firma Joachim Parbs und einem Gespann von 16 Pferden transportiert In den folgenden Wochen wurden die Bildhauerarbeiten durch den Berliner Bildhauer Moserker auf beiden Seiten des Granitblocks eingehauen und die Schrift durch die Steinmetzen der Firma Bruhn fertiggestellt Im Anschluss wurde die mit einem Dornenkranz umzogene Weltkugel welche gleichsam die Trauer der ganzen Welt um die Kriegsopfer andeutet und das Bronzekreuz als Zeichen des christlichen Glaubens und Hoffens aufgesetzt Das Denkmal tragt auf der Vorderseite den Bibelspruch 1 Korinther 13 13 EU als Inschrift Nun aber bleibet Glaube Hoffnung Liebe sowie Die Sankt Marien Gemeindeihren Toten1914 1918 nach dem Zweiten Weltkrieg erganzt um und1939 1945 nbsp Werkzeichen der St Marien Gemeinde zu Lubeckund auf der Ruckseite das Werkzeichen von St Marien Die nach Westen gekehrte Schmalseite tragt das Bildnis des Drachentoters St Jurgen mit der Inschrift Gott unsere Zuversicht Auf der nach Osten gekehrten Schmalseite das Bildnis des Schutzpatrons der Deutschen St Michael der den Drachen der Zwietracht symbolisch getotet hat mit der Inschrift 4 Herr mach uns frei Der Granitblock der auf Kirchengrund steht ist das einzige Ehrenmal fur Gefallene an einem offentlichen Platz in Lubeck Nachdem es in den 1990er Jahren zu einem Treffpunkt fur Punks geworden war wurde es durch ein schmiedeeisernes Gitter vom Marienkirchhof abgetrennt Ehrentafel Bearbeiten Auf den Flachen des Granitblocks waren die Namen der 318 Kriegsopfer von St Marien schon wegen seines allgemeinen Charakters nicht anbringbar Aus diesem Grund wurde im Inneren der Kirche eine grosse von Prof Schwegerle modellierte Bronzetafel in Kreuzform aufgestellt Ursprunglich war ihr Platz in der sudostlichen Chorumgangskapelle fur das Ehrenmal vorgesehen gewesen Auf dem in Erz gegossenen Kreuz wurden in goldenen Lettern die Namen der 318 verzeichnet Sie wurde am selben Tage eingeweiht Neben ihr hangt die Ehrentafel mit den Namen der Gefallenen des Lubecker Lehrerseminars Die Tafel uberstand den Luftangriff auf Lubeck am 29 Marz 1942 verlor aber die Vergoldung der Namen Sie ist bis heute erhalten wenn auch durch eine davor als Dauerleihgabe aufgestellte Installation von Gunther Uecker schwer zu finden Einweihung BearbeitenWahrend der in Lubeck geborene Schwegerle der Veranstaltung beiwohnte war Pagels durch eine Verpflichtung in der Villa Hugel zu Essen verhindert Neben zahlreichen Senats und Burgerschaftsmitgliedern wie z B deren stellvertretender Wortfuhrer Dr Rudolf Keibel war der Kirchen sowie der Denkmalrat geschlossen zugegen Das Reichswehr Infanterie Regiment Nr 6 in dessen 8 Kompanie das Infanterie Regiment Lubeck 3 Hanseatisches Nr 162 fortbestand und der Landeskriegerverband sowie der Verein inaktiver Offiziere unter ihnen Otto Dziobek der nun in Hamburg lebende Verfasser der Lubecker Regimentsgeschichte waren vertreten Karl Dieffenbach sowie General von Rettberg s Zt Oberst konnten ihren Einladungen nicht nachkommen nbsp Ehrenmal vor dem BurgermeisterkapellenfensterDie Weihe der beiden Ehrenmale erfolgte feierlich in einem Trauergottesdienst am Totensonntag dem 24 November 1929 Zu jenem Akt gingen den Hinterbliebenen gesonderte Einladungen zu die ihnen Platze im Mittelschiff reservierten Die Predigt in der unter anderem die Namen der 318 gefallenen Gemeindemitglieder verlesen wurden wurde vom Hauptpastor Paul Denker 5 gehalten Nach Beendigung des Gottesdienstes sammelte sich im nordlichen Seitenschiff die Gemeinde um dem Kirchenvorstand den zahlreichen Abordnungen der Korperschaften sowie der Fahnen folgend um den Chorumgang herum an der Ehrentafel voruberziehen und aus dem Sudportal auf den Kirchplatz zu treten Unter Glockengelaut und dem von der Regimentsmusik gespielten Lied Ich hab mich ergeben wurde der Trauerzug auf dem Marienkirchhof empfangen Die Uhr schlug elf als die Feierlichkeiten mit einer stillen Andacht begannen Dann vollzog der Vorsitzende des Kirchenvorstandes Herr Dahms 6 die Enthullung des Denkmals wobei die Botschaft des Denkmals so zusammenfasste Moge es fur alle Zeit Zeugnis daruber ablegen dass unser Geschlecht der teuren Toten unausloschlich gedenkt Den Kranzniederlegungen z B von Senator Eckholdt 7 fur die Stadt oder Herrn Schmidt 8 fur den Landeskriegerverband folgte die Weiherede des Pastors Pautke 9 Mit dem Lied Ich hatt einen Kameraden schloss die Erinnerungs und Enthullungsfeier und ein langer Zug der Hinterbliebenen zog an dem Denkmal voruber ab Literatur BearbeitenEhrenmalweihe zu St Marien In Vaterstadtische Blatter Jahrgang 1929 30 Nr 5 Ausgabe vom 8 Dezember 1929 S 17 20 Einweihung des Ehrenmales von St Marien In Lubeckische Anzeigen Nr 275 Ausgabe vom 25 November 1929 Kriegerehrenmal zu St Marien In Vaterstadtische Blatter Jahrgang 1929 30 Nr 1 Ausgabe vom 13 Oktober 1929 S 3 4 Vom St Marien Ehrenmal In Vaterstadtische Blatter Jahrgang 1928 29 Nr 20 Ausgabe vom 7 Juli 1929 S 77 78 Lubecker Adressbuch des Jahres 1929 Archive BearbeitenStadtarchiv der Hansestadt LubeckWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Ehrenmal der Sankt Marien Gemeinde Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Jenns Eric Howoldt Der Kruzifixus von Ludwig Gies In Der Wagen 1988 ISBN 3 87302 048 3 S 164 174 Der Entwurf wurde in Von Lubecks Turmen der illustrierten Unterhaltungsbeilage des Lubecker General Anzeigers Ausgabe Nr 25 des Jg 38 vom 14 Dezember 1928 veroffentlicht den Totensonntag des Jahres 1929 Die Schlussworte von Wir treten zum Beten stellvertretender Vorsitzender des Kirchenvorstands der Gemeinde Eigentumer der Druckerei Gebruder Borchers die unter anderem die Lubeckischen Anzeigen oder die Vaterstadtischen Blatter druckte Er wurde 1933 zwangspensioniert und 1945 zum Burgermeister von Reinfeld ernannt Schmidt Romhild Kassenwart des Kirchenvorstands der Gemeinde53 867584 10 684871 Koordinaten 53 52 3 3 N 10 41 5 5 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ehrenmal der Sankt Marien Gemeinde Lubeck amp oldid 236636718