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Die evangelische Stiepeler Dorfkirche im Suden Bochums im Stadtteil Stiepel gelegen ist ein Kulturdenkmal des Ruhrgebietes welches mit seiner uber tausendjahrigen Geschichte zu den altesten noch erhaltenen Bauwerken Bochums zahlt Die Bedeutung der Kirche liegt vor allem in den ungewohnlich umfangreichen mittelalterlichen Wandmalereien 1 Im Jahre 1988 wurde die Kirche mit dem sie umgebenden historischen Kirchhof von der Stadt Bochum unter Denkmalschutz gestellt Stiepeler DorfkircheEingangsbereichGrundriss 1909 Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Geschichte 3 Architektur 3 1 Kirchenschiff und Turm 3 2 Wandmalerei 3 3 Orgel 3 4 Kirchhof 4 Sonderbriefmarke 5 Siehe auch 6 Quellen 7 Literatur 8 Media 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseLage BearbeitenDie Kirchenanlage befindet sich in Stiepel dem sudlichsten Stadtteil von Bochum Westlich des Kemnader Sees und unweit des Flusses Ruhr liegt die Kirche mit 110 m u NN etwa 30 Meter uber der Talsohle und ist somit im Ruhrtal zwischen Bochum und Hattingen weithin sichtbar Geschichte BearbeitenAm 27 April 1001 vergab Otto III den zum karolingisch ottonischen Reichsgut gehorenden Haupthof der zur bereits um 900 n Chr im Heberegister des Benediktinerklosters Werden erwahnten villa stipula 2 gehorte an den Grafen Liutger aus dem sachsischen Geschlecht der Billunger nbsp Blick in die Vierung des HauptschiffesSieben Jahre spater erhielt Graf Liutgers Frau Imma die dem Geschlecht der Immedinger entstammte durch die Vermittlung von Kaiser Heinrich II die Erlaubnis auf der Schenkung eine Eigenkirche zu errichten Die Erlaubnis vom Kolner Erzbischof Heribert vermutlich am 6 April 1008 per Stiftungsbrief s unten erteilt beinhaltete auch das Recht uneingeschrankt die Seelsorge auszuuben Die Kirche soll von Grafin Imma zu Stiepel wie sie ebenfalls genannt wurde zu Ehren der Jungfrau Maria des Papsts Cornelius und des Heiligen Cyprianus gestiftet worden sein 3 Nach Liutgers Tod am 26 Februar 1011 ging Imma nach Bremen wo sie selbst am 3 Dezember 1038 verstarb Noch zu Lebzeiten schenkte sie den Hof stiplaga auf dem sich auch die Kirche befand der bremischen Bischofskirche Von dort kam der Hof in den Besitz der Adeligen des Hauses Lippe Vom Stiftungsbrief der im Original nicht mehr vorhanden ist gab es zwei Abschriften die in den Jahren 1451 und 1708 angefertigt wurden Da auch diese Abschriften nicht mehr existieren konnte sich die Geschichtsforschung bisher lediglich auf Uberlieferungen von Johann Dietrich von Steinen aus dem Jahre 1757 4 und von Pfarrer Ostheide aus dem Jahre 1872 5 stutzen Wahrend in fruheren Darstellungen der Geschichte der Kirche die uberlieferten Texte der angeblichen Stiftungsurkunde stets unkritisch ubernommen wurden wurden aber spatestens ab 1956 Zweifel an der Echtheit der Texte laut 6 Dass der uberlieferte Stiftungstext mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit eine Falschung ist kann man der in 2008 vorgenommenen Analyse des Historikers Stefan Patzold entnehmen 7 welche allerdings nicht die zeitliche Entstehung der Stiepeler Dorfkirche in Frage stellt Am Ende des 13 Jahrhunderts wurde die Stiepeler Kirche in einem Indulgenzbrief des Papstes Bonifatius VIII vom 22 April 1295 mit acht papstlichen Ablasstagen ausgezeichnet die jeweils an den Pasch Pfingst und vier Marienfesten zelebriert wurden Ein Zeichen dafur dass die alte Stiepeler Wallfahrtskirche schon sehr fruh in hohem Ansehen stand wie es die Zisterzienser des Marienwallfahrtsklosters in Stiepel interpretieren 8 was historisch aber nicht belegbar ist 9 1393 ubernahm Wennemar Ducker von Simon III zur Lippe den Hof Stiepel in Verbindung mit dem Haus Kemnade gefolgt von Dietrich von Romberg zu Massen der beide Guter als Mitgift bekam Nach dem Besitzwechsel zu Hermann von der Recke 1418 blieb Stiepel und Kemnade uber 200 Jahre im Familienbesitz der von der Recke und ging schliesslich 1652 per Heirat uber an Johann Georg von Syberg 10 in dessen Familie das Lehen bis zum Ende der Feudalherrschaft beendet durch den im Jahr 1810 im Grossherzogtum Berg eingefuhrten Code civil bestand Die Reformation begann in Stiepel im Jahre 1596 Doch erst 1610 soll sich der damalige Pfarrer Henricus Cluvenbeck von der romisch katholischen Kirche ganzlich losgesagt haben und zum lutherischen Glauben ubergetreten sein 11 Seit dieser Zeit ist die Stiepeler Dorfkirche evangelisch nbsp Blick in das nordliche SeitenschiffArchitektur BearbeitenDie Baugeschichte und die einzelnen Entstehungsphasen der Kirche sind durch Grabungen des Landesdenkmalamtes Westfalen Lippe in den Jahren 1952 1965 und 2001 weitestgehend geklart worden Kirchenschiff und Turm Bearbeiten Die Stiepeler Dorfkirche stellt heute von ihrem Bautyp her eine Hallenkirche mit zwei Seitenschiffen dar In ihrer Grundungsphase jedoch wurde die Kirche als eine Saalkirche ausgefuhrt und erst im spaten 12 Jahrhundert zu einer Basilika um und neugebaut Ende des 15 Jahrhunderts erfolgte dann der letzte Umbau zur Hallenkirche wobei der Chor gotisch umgebildet wurde die Seitenschiffe eine Vergrosserung erfuhren und der Ostgiebel des Kirchenschiffes u a eine Fachwerkmauer bekam Der Turm wurde aufgestockt und durch einen Treppenaufgang an der Nordseite erganzt Das gesamte Mauerwerk des Bauwerks besteht weitestgehend aus dem fur die Gegend typischen Ruhrsandstein Die Mauerung ist mit bearbeiteten Bruchsteinen ausgefuhrt Die Fenster der Kirche sind am Kopf des Hauptschiffes gotisch und romanisch im Turm ausgefuhrt Die romanischen Fenster der Seitenschiffe wurden beim letzten Umbau den gotischen Fenstern des Hauptschiffes angepasst Das Gelaut besteht heute aus insgesamt funf Glocken Bis 1998 befanden sich im Turm zwei Bochumer Gussstahlglocken und zwei mittelalterliche Bronzeglocken Glocke Schlagton Masse ca kg Durchmesser mm Giesser GussjahrMaria f 2 908 1136 Fa Rincker 1998Cornelius g 2 520 0 unbek Johann Sluick 1575Martin Luther as 3 640 0 988 Fa Rincker 1998Lamm Gottes c 2 348 0 804 Fa Rincker 1998Messglocke g 5 0 60 0 unbek unbek 1481Wandmalerei Bearbeiten nbsp Vierung und ChorDie Stiepeler Dorfkirche ist mit Wandmalereien aus dem Hoch und Spatmittelalter geschmuckt Die Malereien 1698 als Ausdruck einer neuen Andachtshaltung mit weisser Farbe ubertuncht wurden bei Restaurierungsarbeiten im Jahre 1952 wiederentdeckt aber nur unzulanglich aufgedeckt und teilweise wieder ubermalt Zwischen 1963 und 1965 wurden dann samtliche noch erhaltenen Malereien freigelegt restauriert und konserviert Letzte Restaurierungsarbeiten fanden 2002 statt Seitdem gibt die Kirche eine Gesamtvorstellung aller ursprunglichen Ausmalungen des 12 bis 16 Jahrhunderts die in dieser Form nur in ganz wenigen Kirchen Westfalens zu finden sind 12 Die Ausmalungen die heute frei zu besichtigen sind bestehen aus Ornamenten Heiligenbildern und zum Teil aus Biblischen Geschichten Der uberwiegende und alteste Teil der Malereien stammt aus der Erbauungszeit der Basilika 1180 90 und ist der romanischen Epoche der Wandmalerei zuzuordnen Dazu gehoren der Bethlehemische Kindesmord die Flucht nach Agypten der segnende und richtende Christus zwischen Kain und Abel und die Paradiesstrome Weitere Ausmalungen stammen aus dem fruhen 13 Jahrhundert so wie der des Drachenkampfes des Heiligen Georgs aus dem 15 Jahrhundert der der gotischen Malerei zuzuordnen wird und die Jungsten Christus bei den Pharisaern die Paradiesgeschichte und Christi Geburt aus dem 16 Jahrhundert um nur einige zu nennen 13 Orgel Bearbeiten nbsp Prospekt der Kirschner Orgel von 2004Die erste Orgel der Kirche soll laut Uberlieferung Anfang des 16 Jahrhunderts aufgestellt worden sein 1710 folgte die zweite Orgel mit einem Tonumfang uber 4 Oktaven die auf einer Empore vor dem Turm uber dem Haupteingang stand 1878 wurde die dritte Orgel installiert die nach der Zerstorung im Zweiten Weltkrieg erneut ersetzt werden musste Die letzte Orgel die entfernt wurde musste wegen der 1998 begonnen umfangreichen Sanierungsarbeiten weichen Die Empore wurde entfernt Die Orgel die heute zur kirchlichen Andacht den Raum erfullt stammt aus der Werkstatt von Harm Dieder Kirschner Weener und wurde 2004 in den Rundbogen uber dem Eingang eingepasst Sie verfugt uber 15 Register und gilt als eine Besonderheit da die Orgelpfeifen nach einer alten Methode in Sand gegossen und spater gehammert wurden Die Orgel wurde am 30 Oktober eingeweiht 14 und wird seitdem nicht nur zur kirchlichen Andacht eingesetzt sondern auch zu regelmassig stattfindenden Orgelkonzerten 15 I Hauptwerk C f31 Principal 8 2 Hohl Floit 8 3 Viola da Gamba 8 4 Octav 4 5 Nassat 3 6 Octav 2 7 Mixtur8 Trommet 8 II Positiv C f39 Gedackt 8 10 Quer Floit 8 11 Spitz Floit 4 12 Walt Floit 2 13 Sesquialter14 Vox Humana 8 Kanaltremulant Pedal C f115 Gross Bass 16 16 Principal Bass Nr 1 8 17 Trommet Bass Nr 8 8 Koppeln II I I P II P nbsp Teil des KirchhofesKirchhof Bearbeiten Auf dem Kirchhof der von einer Mauer umsaumt wird befinden sich noch 72 aus Ruhrsandstein gefertigte Grabsteine Sie entstammen alle aus Zeit von 1600 bis 1709 Da die Gemeinde Stiepel bis 1595 noch katholisch war kann man davon ausgehen dass nach der Reformation alle fruheren Grabsteine entfernt wurden Ein Lageplan von 1852 wies rund um die Kirchen 112 Graber aus Die Epitaphe die am Hofeingang und auf dem Kirchhof zu besichtigen sind entstammen der Zeit von 1360 bis 1744 und konnen trotz der teilweise fortgeschrittenen Verwitterung noch den jeweiligen Gerichts und Patronatsherren von Stiepel zugeordnet werden Sonderbriefmarke BearbeitenAm 7 Februar 2008 gab die Deutsche Post eine Sonderbriefmarke heraus um das Jubilaum 1000 Jahre Dorfkirche in Bochum Stiepel zu wurdigen Siehe auch BearbeitenHaus KemnadeQuellen Bearbeiten1000 Jahre Dorfkirche Bochum Stiepel Evangelische Kirchengemeinde Stiepel Bochum 2008 ISBN 3 930466 08 2 Johann Dietrich von Steinen Westphalische Geschichte Bande 1 4 Verlag Meyer Lemgo 1755 1760 1000 Jahre Geschichte Blaue Linie 20 Stadt Bochum abgerufen am 28 November 2009 Winfried Schonefeld Dorfkirche Bochum Stiepel Evangelische Kirchengemeinde Stiepel Bochum 1994 Gunther Waschk Die Stiepeler Dorfkirche Evangelische Kirchengemeinde Stiepel Bochum 1957 H Ostheide Geschichte der Kirchengemeinde Stiepel Hattingen Hundt 1872 sammlungen ulb uni muenster de Literatur BearbeitenBeitrag zu den alten Dorfkirchhofen in Bochum in Gisela Wilbertz Stadtgeschichte uber Grabern Historische Friedhofe in Bochum Hrsg Stadt Bochum Presse und Informationsamt 3000 Auflage Bochum Dezember 1991 Scan der Broschure abgerufen am 5 Februar 2022 Media BearbeitenCD DVD Die Perle von Stiepel 1000 Jahre Dorfkirche Bochum Stiepel Evangelische Kirchengemeinde Stiepel Bochum 2008 Videos und Orgel Musik die Stucke sind 2004 auf der Kirschner Orgel aufgenommen worden Briefmarke 1000 Jahre Dorfkirche Bochum Stiepel auf briefmarken archiv de abgerufen am 24 November 2014 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Stiepeler Dorfkirche Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Dorfkirche Bochum Stiepel Evangelische Kirchengemeinde Stiepel abgerufen am 24 November 2014 Homepage Verein der Freunde und Forderer der Stiepeler Dorfkirche e V abgerufen am 29 November 2009 360 Panoramabild aus der Stiepeler Dorfkirche im Kulturatlas Westfalen benotigt Flash Player Einzelnachweise Bearbeiten Bernd Figgemeier in 1000 Jahre Dorfkirche Bochum Stiepel Evangelische Kirchengemeinde Stiepel Bochum 2008 S 111 villa lat Dorf Hof und stipula lat Halm Strohhalm Johann Dietrich von Steinen Westphalische Geschichte Band III Verlag Meyer Lemgo 1757 S 1068 Johann Dietrich von Steinen Westphalische Geschichte Band III Verlag Meyer Lemgo 1757 S 1140 H Ostheide Geschichte der Kirchengemeinde Stiepel Hattingen 1872 S 35 Friedrich Wilhelm Oedinger Die Regesten der Erzbischofe von Koln im Mittelalter Band I 313 1099 Publikationen der Gesellschaft fur Rheinische Geschichtskunde XXI Dusseldorf 1961 Stefan Patzold Der Stiepeler Stiftungsbrief von 1008 eine Falschung In Evangelische Kirchengemeinde Stiepel Hrsg 1000 Jahre Dorfkirche Bochum Stiepel Bochum 2008 S 29 54 Maximilian Heim Kloster Stiepel im Jahre 2008 im Lichte dreier Grundungsjubilaen Kloster Nachrichten Zisterzienser Kloster Bochum 2007 Jahrgang 16 Ausgabe 161 162 Winfried Schonefeld Dorfkirche Bochum Stiepel Evangelische Kirchengemeinde Stiepel Bochum 1994 S 3 Der Baron Johann Friedrich von Syberg und der Konkurs des Hauses Kemnade vor 200 Jahren Memento des Originals vom 27 Juni 2008 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www bochum de Bochum 6 Heimatbuch 1954 abgerufen am 28 November 2009 Winfried Schonefeld Dorfkirche Bochum Stiepel Evangelische Kirchengemeinde Stiepel Bochum 1994 S 4 Winfried Schonefeld Dorfkirche Bochum Stiepel Evangelische Kirchengemeinde Stiepel Bochum 1994 S 12 Bernd Figgemeier in 1000 Jahre Dorfkirche Bochum Stiepel Evangelische Kirchengemeinde Stiepel Bochum 2008 S 116 128 Die neue Orgel in der Stiepeler Dorfkirche Memento des Originals vom 4 Januar 2014 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www stiepel evkirchebochum de Ev Kirchengemeinde Stiepel abgerufen am 29 November 2009 Die Stiepeler Dorfkirche Veranstaltungen Ev Kirchengemeinde Stiepel abgerufen am 29 November 2009 51 416388888889 7 2352777777778 Koordinaten 51 24 59 N 7 14 7 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Dorfkirche Stiepel amp oldid 236731548