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Czernin von und zu Chudenitz tschechisch Cernin z Chudenic ist der Name eines alten bohmisch osterreichischen Grafengeschlechts Stammwappen der Czernin von Chudenitz Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Herkunft 1 2 Legende 2 Besitzungen und Bauten 3 Wappen 4 Personlichkeiten 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Altes Schloss Chudenitz BohmenDie Familie die aus dem Dorf Chudenitz bei Klattau stammt sass dort nachweisbar von 1193 bis zur teilweisen Vertreibung und Enteignung nach dem Zweiten Weltkrieg Die erste schriftliche Erwahnung von Chudenice erfolgte 1291 als Besitz des Drslav Czernin von Chudenitz Die Familie Czernin von Chudenitz erwarb in West und Mittelbohmen zahlreiche weitere Guter und teilte sich im 15 und 16 Jahrhundert in die Chudenitzer Radnitzer Taschlowitzer und Nedrahowitzer Linien die sich im Laufe der Zeit weiter verzweigten und ihren Stammsitz Chudenice ohne Unterbrechung bis zum Jahre 1945 hielten Nach 1678 fiel das Gut Chudenice dem Neuhauser Zweig der Familie Czernin von Chudenitz zu der 1693 noch das erloschene Geschlecht der Slavata von Chlum und Koschumberg beerbte Die Grafen Czernin von und zu Chudenitz erweiterten das Gut im 17 und 18 Jahrhundert durch Zukaufe zu einer ausgedehnten Herrschaft Am 18 Mai 1607 wurde die Familie von Kaiser Rudolf II in den Reichsfreiherrenstand erhoben mit dem Titel Freiherr von und zu Chudenitz Am 15 Marz 1623 folgte durch Kaiser Ferdinand II die Erhebung in den erblichen Reichs und alten Grafenstand mit dem Titel Reichsgraf Czernin von und zu Chudenitz Im Jahre 1716 bekam Franz Josef Graf Czernin von und zu Chudenitz von Kaiser Karl VI die Bewilligung sich und seine erstgeborenen Nachkommen Regierer des Hauses Neuhaus und Chudenitz zu nennen Die Angehorigen der Familie Czernin von Chudenitz leben heute in Deutschland Osterreich und Tschechien Herkunft Bearbeiten Als Stammvater der Czernin wird Heinrich III von Znaim jungerer Bruder des Herzogs Konrad von Znaim Sohn des Herzogs Heinrich II von Znaim gestorben 1150 und Agnes Herzogin von Karnten Vetter des Konigs Premysl Ottokars I Konig von Bohmen gesehen Er war der erste Trager des Namens Czernin oder Cyrnin tschechisch cerny der Schwarze Es wird vermutet dass er wegen seiner dunklen Haarfarbe zu diesem Namen kam Jedenfalls war der Name Czernin ursprunglich ein Vorname und hat sich erst im Laufe der Zeit als Familienname des Geschlechtes durchgesetzt Die erste Erwahnung des Namens auf einer Urkunde war im Jahr 1193 welche das Stift Brevnov noch bewahrt Im Jahre 1212 wurde er verbannt und konnte erst 1231 nach dem Tod des Konigs wieder nach Bohmen zuruckkehren Er baute in Chudenitz Chudenice eine Burg die spater zu einem Schloss umgebaut wurde und bis zur Vertreibung der Familie Czernin im Jahre 1945 ununterbrochen im Besitz der Familie war 1 Legende Bearbeiten In Bohmen gibt es eine Legende uber die Herkunft des Namens der Familie Czernin Es wird berichtet dass vor ungefahr eintausend Jahren der Konig mit einem bohmischen Standesherren im Streit lag Der Konig war so erbost uber diesen dass er seine Truppen in dessen Schloss schickte die alle Familienmitglieder toten sollten Das Kindermadchen aber versteckte den Jungsten in einem Kessel in der Kuche Als die Soldaten abgezogen waren horten die Einwohner das Kind im Kessel weinen Sie fanden es und priesen Gott fur seine Gute Sie nannten den Jungling Czernin der Schwarze da der Kessel auf ihn abgefarbt hatte Sie erzogen ihn zu einem guten Aristokraten Als der Konig von allem erfuhr war er so geruhrt uber die Loyalitat der Burger ihrem Herren gegenuber dass er dem jungen Czernin vergab und ihm seinen Namen bestatigte 1 Besitzungen und Bauten BearbeitenZum Czerninschen Fideikommiss gehorten neben dem Stammsitz Chudenitz zahlreiche weitere Guter nbsp Schloss Petrohrad Petersburg 1620 erwarb Hermann Czernin von Chudenitz seit 1623 Reichsfreiherr und ab 1627 Reichsgraf Schloss und Herrschaft Petrohrad Petersburg im Rakonitzer Bergland das seine Nachfahren ebenfalls bis 1945 behielten Das Schloss wurde zwischen 1697 und 1703 durch Giovanni Battista Alliprandi umgebaut 1621 erwarb Hermann ausserdem einige im Zuge des Prager Umsturzes konfiszierte Guter anderer Adelsfamilien darunter die Herrschaft Giesshubel mit Buchau Schonau der Engelsburg und der Burg Hartenstejn 1731 wurde Giesshubel von Franz Joseph Czernin wieder verkauft Im Lauf der Jahre erwarb Graf Hermann insgesamt uber 99 Besitze 1639 grundete er den Familien Fideikommiss zu dem neben der Herrschaft Petersburg bis 1945 mit Pladen Neudek bis 1810 und Scheles ab 1646 auch Schloss Melnik bis 1753 ab 1649 Schloss Schonhof bis 1945 und ab 1650 Schloss Kosmonosy bis 1738 sowie ab Ende des 17 Jahrhunderts die Burg Kost bis 1798 und Schmiedeberg im Riesengebirge gehorten nbsp Palais Czernin in PragHermanns Neffe Graf Humprecht Johann Czernin von Chudenitz 1628 1682 machte sich unter Zeitgenossen einen Namen als Kunst und Architekturkenner Er wirkte als Bauherr auf seinen Besitzen in Kosmonosy und Schloss Melnik erbaute das Schloss Humprecht bei Sobotka als Jagd und Lustschlosschen und begann 1669 mit dem Bau des Palais Czernin auf dem Prager Hradschin Der Palast ist eines der grossten Barockgebaude der Stadt Jedoch wurde er zu Lebzeiten des Grafen nicht fertiggestellt und hatte ihn fast in den Ruin getrieben Das Palais sollte ursprunglich auch die Gemaldesammlung des Grafen beherbergen die er in Venedig angelegt und seitdem kontinuierlich ausgebaut hatte Die Sammlung umfasste bei Humprechts Tod etwa 750 Gemalde und war bis 1733 auf uber 1100 Werke angewachsen Humprechts Erben verkauften sie nach und nach und losten sie um 1778 ganz auf Heute befindet sich im Palais Czernin das Aussenministerium der Tschechischen Republik nbsp Schloss Jindrichuv Hradec Neuhaus 1693 erbte Hermann Jakob Czernin von Chudenitz der mit Maria Josefa Slawata verheiratet war von der Familie seiner Frau die Herrschaft Jindrichuv Hradec Neuhaus Das Schloss Jindrichuv Hradec ist neben der Prager Burg und dem Schloss Cesky Krumlov eines der grossten Schlosser Bohmens Da die Familie jedoch uberwiegend in ihren Palasten in Prag und Wien lebte wurde es als Residenz selten genutzt Dort wurde jedoch das Czernin sche Familienarchiv untergebracht das mit den Archiven der Familien von Neuhaus und Slawata vereint zum zweitgrossten Adelsarchiv Bohmens wurde Unter Graf Franz Josef Czernin von und zu Chudenitz der zwischen 1710 und 1730 neben der Herrschaft Chudenitz auch die Herrschaften und Guter Schonhof Kost Welchau Kosmanos Schwihau Unterholz Austraschin Petersburg Neudek Kamaik Mallichau Winor Kostenblatt Sedschitz Miltschowes Stepanow Engelsburg Giesshubl Rabenstein an der Schnella und Schmiedeberg im Riesengebirge sowie als Pfand die Kronherrschaft Melnik besass erreichte der Grundbesitz der Grafen Czernin seine grosste Ausdehnung Als Sommersitz diente das in dieser Zeit errichtete Jagdschloss Chocomysl Nach dem Brand des Jagdschlosses Chocomysl liess Eugen Karl Czernin von und zu Chudenitz anstelle eines Badehauses in den Jahren 1821 1824 als neuen Sommersitz der Familie das Schloss Lazen St Wolfgang erbauen 1845 erwarb er das Gut Libedice nbsp Schloss Krasny Dvur Schonhof 1649 hatte Graf Hermann nach so vielen anderen Besitzen auch das Schloss Schonhof erworben Dieses wurde ab 1683 nach Entwurfen von Francesco Ceresolla erneuert und von 1720 bis 1724 im Barockstil durch den Architekten Frantisek Maximilian Kanka umgeandert und um zwei Seitenflugel erweitert Auftraggeber war Graf Fanz Josef der das Schloss als Jagdsitz nutzte Ab 1727 kam ein formeller Barockgarten hinzu fur den die Gartenarchitekten Matej Ivan Ledsebe und Jakub Halirek das Terrain veranderten 1735 kamen ein Feigenhaus und eine Reithalle hinzu und 1736 wurden drei Alleen gepflanzt die vom Schloss aus in die Landschaft fuhren 1783 93 liess Johann Rudolf Czernin einen 96 Hektar grossen Landschaftspark anlegen den ersten englischen Garten Bohmens 1945 wurde der Besitz enteignet Johann Adalbert Czernin von und zu Chudenitz liess Ende des 18 Jahrhunderts von bedeutenden Baumeistern das Jagdschloss Kozel bei Pilsen errichten Durch Erbschaft aus der Familie Morzin gelangte 1646 Schloss Vrchlabi Hohenelbe an einen Zweig der Familie Czernin der den Namen Czernin Morzin fuhrte und bis 1881 in Vrchlabi ansassig blieb 1845 erwarb Graf Eugen Karl die Herrschaft Mastov Maschau die bis 1945 im Familienbesitz blieb 1928 erwarb Carl Graf Czernin von Chudenitz das Schlossgut Rain in Grafenstein Karnten das sich bis heute im Besitz seiner Familie befindet Schloss Rosenhof im oberosterreichischen Muhlviertel kam 1973 uber Therese Kinsky an Josef Czernin Kinsky 1994 restituierte der tschechische Staat die Guter in Dymokury Dimokur im Bezirk Nimburg in Nordbohmen an Depolt Czernin 2006 gelang es Karl Eugen Czernin einen Teil eines Besitzes in Stepanovice u Ceskych Budejovic Stepanowitz im Bezirk Budweis in Sudbohmen zuruckzubekommen nbsp Jagdschloss Chocomysl nbsp Jagdschloss Humprecht bei Sobotka nbsp Jagdschloss Kozel bei Pilsen nbsp Schloss Vrchlabi Hohenelbe nbsp Schloss Mastov Maschau nbsp Schloss Rain in Grafenstein Karnten seit 1928 im Besitz der Familie nbsp Schloss Rosenhof Muhlviertel seit 1973 im Besitz der Familie nbsp Schloss Dymokury 1994 restituiert nbsp Palais Czernin Wien Das Palais Czernin in Wien wurde 1839 im Auftrag von Graf Eugen als Fideikommisspalais der Familie fertiggestellt Von dessen Todesjahr 1845 bis 1954 befand sich hier die von seinem Vater Johann Rudolf um 1800 begrundete zuletzt von Eugen Czernin Chudenitz 1892 1955 verwaltete Czernin sche Gemaldegalerie zu der vor allem Malereien hollandischer aber auch italienischer spanischer und franzosischer Kunstler des 17 Jahrhunderts gehorten insgesamt etwa 300 Gemalde u a von Rubens Anthonis van Dyck Ruisdael Paulus Potter Rembrandt van Huysum und Jan Vermeer 1980 1991 wurde die Sammlung von der Residenzgalerie Salzburg angekauft Eine weitere Restitution erhoffte sich ein Teil der Familie indes bezuglich des Gemaldes Die Malkunst von Johannes Vermeer Adolf Hitler hatte das von ihm bewunderte Werk 1940 fur 1 65 Millionen Reichsmark von Jaromir Czernin gekauft Die Malkunst sollte ein Hauptwerk im fur Linz geplanten Fuhrermuseum werden 2 Der osterreichische Kunstruckgabebeirat entschied jedoch 2011 dass Czernin das Bild freiwillig verkauft hat und daher kein Fall fur die Ruckgabe vorliegt Wappen BearbeitenDas Stammwappen ist gespalten in rechts Rot und links sechsmal von Blau uber Silber geteilt in Blau drei silberne Balken Auf dem gekronte Helm mit blau silbernen auch mit links rot silbernen Decken ein wie die linke Schildhalfte bezeichneter Flug nbsp Stammwappen mit Stechhelm Aquarell um 1860 von Adalbert Ritter Kral von Dobra Voda 1844 1913 nbsp Wappen 1883 nach dem Grafendiplom von 1623 gezeichnet nbsp Wappen der Reichsgrafen Czernin von und zu ChudenitzPersonlichkeiten BearbeitenDiwisch Czernin von Chudenitz um 1565 1621 Hauptmann an der Prager Burg und der hochste Hofmeister des Friedrich von der Pfalz Humprecht Czernin von Chudenitz 1570 1632 gen der Altere Vertretender Kammerer des bohmischen Konigreichs Hermann Czernin von Chudenitz 1576 1651 bohmischer Adeliger Humprecht Johann Czernin von Chudenitz 1628 1682 Kaiserlicher Botschafter in Venedig Franz Joseph Czernin von Chudenitz 1697 1733 bohmischer Adliger k k Kammerer Erbmundschenk und Obersthoflehenrichter Theobald Martin Czernin von Chudenitz 1755 kaiserlicher General der Kavallerie Johann Rudolf Graf Czernin von und zu Chudenitz 1757 1845 Beamter legte die Czernin sche Gemaldegalerie in Wien an Eugen Karl Graf Czernin von und zu Chudenitz 1796 1868 osterreichischer Historiker und Topograph Eugen Czernin von und zu Chudenitz 1851 1907 Politiker in Osterreich Ungarn Eugen Jaromir Franz Graf Czernin von und zu Chudenitz 1851 1925 Politiker in Osterreich Ungarn Graf Ferdinand Czernin von Chudenitz 1903 1965 Schriftsteller Autor von This Salzburg Franz Jaromir Eugen Graf Czernin von und zu Chudenitz 1857 1932 tschechischer Grossgrundbesitzer Ottokar Graf Czernin von und zu Chudenitz 1872 1932 Diplomat und Politiker in Osterreich Ungarn Otto Graf Czernin von und zu Chudenitz 1875 1962 Diplomat Vera Czernin von Chudenitz 1904 1959 Ehefrau von Leopold Graf Fugger von Babenhausen und Kurt Schuschnigg Graf Manfred Czernin von und zu Chudenitz 1913 1962 RAF Pilot im Zweiten Weltkrieg und SOE Agent Franz Josef Czernin 1952 Lyriker Hubertus Czernin 1956 2006 Journalist und Verleger in Wien Tomas Czernin 1962 Politiker Senator fur den Bezirk Jicin seit 2016Literatur BearbeitenConstantin von Wurzbach Czernin von Chudenitz das Geschlecht Genealogie In Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich 3 Theil Verlag der typogr literar artist Anstalt L C Zamarski C Dittmarsch amp Comp Wien 1858 S 102 104 Digitalisat Karl Eugen Czernin Kommentierte Stammreihe Verlag Fassbaender 2007 ISBN 978 3 900538 98 9 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Czernin von und zu Chudenitz Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten a b Vgl Ignaz von Schonfeld Adels Schematismus Des Osterreichischen Kaiserstaates Band 1 Wien 1824 S 172 Hitlers bester Kunstkauf Frankfurter Rundschau vom 10 Marz 2010 S 219 Normdaten Person GND 12906405X lobid OGND AKS VIAF 65075730 Wikipedia Personensuche Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Czernin von und zu Chudenitz amp oldid 238898070