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Die Malkunst ist ein Gemalde des Delfter Malers Jan Vermeer 1632 1675 entstanden um 1664 1668 oder 1673 das durch seine Licht und Schattenmalerei von hochster Qualitat als eines der Hauptwerke des Kunstlers gilt Das Motiv wird als eine Allegorie der Kunst gesehen 1 Dargestellt ist eine detailreiche Innenraumszene im Mittelpunkt sitzt der Maler selbst vor einer Staffelei und wendet dem Betrachter den Rucken zu Das Modell steht im Fluchtpunkt des Bildes und wird durch einfallendes Licht meisterhaft akzentuiert Feiertaglichkeit Stille und Abgeschiedenheit charakterisieren das Gemalde Das Werk wurde im Verlauf seiner Provenienzgeschichte mit verschiedenen Titeln bezeichnet wie De Schilderconst Allegorie der Malerei oder Der Kunstler in seinem Atelier Mit den Massen von 120 Zentimetern Hohe und 100 Zentimetern Breite ist es auch in seinem Format eines der grosseren Bilder Vermeers Seit 1946 wird das Gemalde im Kunsthistorischen Museum in Wien ausgestellt Die Eigentumsverhaltnisse waren umstritten da Adolf Hitler es 1940 nach einem Fuhrervorbehalt von den osterreichischen Grafen Czernin gekauft hatte und wurden am 18 Marz 2011 durch den Kunstruckgabebeirat zugunsten des Museums entschieden Die MalkunstJan Vermeer um 1666 1668Ol auf Leinwand120 100 cmKunsthistorisches MuseumVorlage Infobox Gemalde Wartung Museum Inhaltsverzeichnis 1 Bildbeschreibung 2 Entstehung und Datierung 3 Deutungen 3 1 Der Maler 3 2 Das Modell 3 3 Die Landkarte 4 Provenienz 5 Ruckgabeanspruche 6 Verwendete Titel 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Weblinks 10 NachweiseBildbeschreibung BearbeitenDas Gemalde zeigt im Mittelpunkt eines Raumes den auf einem Schemel sitzenden Maler der dem Betrachter den Rucken zuwendet Vor sich hat er eine Staffelei mit aufgestellter grau grundierter Leinwand die noch nahezu unbemalt ist Im Fluchtpunkt des Bildes und mit abgedecktem Tageslicht erhellt steht das Modell eine junge Frau in einem weit geschnittenen blauen Gewand mit Lorbeer bekranzt einem Buch in der linken und einer Trompete in der rechten Hand Der Kunstler hat mit seiner Arbeit gerade erst begonnen allein der blaugrune Lorbeerkranz des Madchens ist skizziert die Korperhaltung des Mannes wie seine vor der Leinwand verharrende Hand auf einen Malstock gestutzt deuten darauf hin dass er konzentriert sein Modell betrachtet Vermeer hat den Moment eingefangen in dem der Kopf des Malers aus der Richtung des lebenden Modells zur Leinwand zuruckkehrt um das mit dem Sehsinn wahrgenommene Aussenbild mit demjenigen in seiner Imagination zu kombinieren 2 Auffallig ist die Kleidung des Malers insbesondere das Barett das Schlitzwams und die Heerpauke stellen einen Mann von Bildung und Stand dar Zwischen Maler Modell und Vorhang ist ein Tischstillleben arrangiert von dem einfallenden Licht werden zentral eine ubergrosse Maske und ein Skizzenbuch hervorgehoben Im oberen Bereich des Bildes hangt von einer holzvertafelten Decke ein Messingleuchter in dem das Licht reflektiert und dessen Aufhangung aus einem doppelkopfigen Adler besteht Hinter dem Modell nach rechts ausgerichtet hangt an der ruckwartigen Wand eine Landkarte die leichte Falten aufwirft und deutliche Risse tragt Sie ist an der oberen Einfassung beschriftet mit der Bezeichnung Nova XVII Provinciarum Germaniae inferioris descriptio et accurata earundem de novo emendata rectissime edita per nicolaum piscatorem Die Darstellung orientiert sich an einer von Nicolaes Visscher im Jahr 1636 geschaffenen Karte der Niederlande mit den Siebzehn Provinzen vor dem Waffenstillstand mit Spanien im Jahr 1609 3 Im ornamental ausgearbeitetem Rahmen sind am linken und am rechten Rand jeweils zehn damals niederlandische Stadte abgebildet Bei diesen sogenannten Kartuschen handelt es sich links um die Stadte Brussel Luxemburg Gent Bergen Hennegau Amsterdam Namen Namur Leeuwarden Utrecht Zutphen und Den Haag sowie auf der rechten Seite um Limburg Nijmegen Arras Dordrecht Middelburg Antwerpen Mechelen Deventer Groningen und nochmals Brussel 4 Die Signatur I Ver Meer befindet sich auf dem unteren Randstreifen sie ist seine grosste Signatur uberhaupt Der Fussboden ist durch schwarzweisse Marmorfliesen dargestellt und zeigt Vermeers Vorliebe fur die Perspektive und zugleich deren Beherrschung 5 Der Fluchtpunkt liegt vor dem Modell knapp unter der Holzkugel der Kartenstange Eine Rontgenaufnahme des Bildes ergab dass sich dort unter der Farbe verborgen ein kleines Loch befindet Vermeer setzte eine Nadel an diese Stelle um mit Faden und Kreide Hilfslinien zu zeichnen Den vorderen linken Bildteil beherrscht ein uppig gewebter in weichem Wurf fallender Vorhang schattig darin verschmelzend steht ein Stuhl Dieses Repoussoir dunkelt etwa ein Drittel des Bildes ab wahrend die weiteren zwei Drittel des Bildes Licht durchflutet wirken und das Hauptgeschehen beinhalten Mit dem dadurch angewandten Goldenen Schnitt wird die in sich geschlossene kunstlerische Einheit gebildet Wie bei einem Schauspiel ist der schwere Vorhang zur Seite geschoben und der Betrachter eingeladen auf dem zurecht geruckten Stuhl Platz zu nehmen um an der malerischen Offenbarung mit eigenen Augen teilzunehmen 2 Entstehung und Datierung Bearbeiten nbsp Jan Vermeer Ansicht von Delft um 1660Zu Lebzeiten Vermeers hat das Gemalde dessen Atelier nicht verlassen vermutlich gab es keinen Auftraggeber sondern war eine Selbsterfullung des Malers in der im Bild angelegten Darstellung seiner Kunst selbst und diente als Schaustuck fur potentielle Kaufer 6 Der besondere personliche Bezug wurde nach Vermeers Tod im Jahr 1675 auch von seiner Frau Catharina Bolnes herausgestellt die zur Schuldenregulierung auf ihr Erbteil verzichten musste Sie erklarte am 24 Februar 1676 das Werk ihrer Mutter Maria Thins als Pfand zur Sicherung eines Darlehens von 1 000 Gulden uberlassen zu haben 7 So versuchte sie zu verhindern dass das Gemalde in einer am 15 Marz 1677 geplanten Auktion unter der Leitung des Nachlassverwalters Antoni van Leeuwenhoek 1632 1723 versteigert wurde Die Provenienz des Gemaldes jedoch ergibt dass ihr dies nicht gelang Die kalifornische Kunsthistorikerin Svetlana Alpers vertrat 1985 die These dass das Gemalde ursprunglich fur den grossen Saal der Lukasgilde in Delft bestellt war deren Vorsitzender Vermeer zeitweilig war 8 Sie untermauerte ihre Ansicht mit der Feststellung dass die Sparten die in der Lukasgilde vereinigt waren im Bild reprasentiert werden Dem Gildenbuch der Delfter Meistermaler Graveure Glaser Skulpteure Topfer im 17 Jahrhundert kann man folgende Aufzahlung entnehmen nbsp Die Lukasgilde in Delft Volgens Ordonnantie behoorden tot dat gild Alle degeenen die haar generen met de schilderkunst hetzij met pencelen of andersints in olye of waterverwen als oock glaseschryvers glasemakers glasverkoopers plattielbackers tapissiers borduurwerckers plaetsnyders beeldsnyders werkende in hout ende steen ofte andere substantie scheemakers konstdruckers bouckverkoopers hoedanig die souden mogen zijn 9 Dem entgegen setzte der deutsche Kunsthistoriker Hermann Ulrich Asemissen dass die auf dem Gemalde abgebildeten Attribute mit den Berufen die in der Gilde mit der Malerei verbunden waren zu tun haben konnten jedoch waren die drei Glaserberufe und die Topfer der Delfter Ware damals wichtige Mitglieder dieser Gilde nicht einbezogen 10 Auch der niederlandische Kunsthistoriker Eric Jan Sluyter widerspricht Alpers und meint dass die Gildebruder so ein grossartiges Werk nicht abgewiesen haben wurden zumal Vermeer einer ihrer Vorsitzenden war 11 Die zeitliche Einordnung der Gemalde von Vermeer ist ein grundsatzliches Problem fur die Kunstgeschichtsschreibung weil der Maler selbst nur drei seiner Gemalde datiert hat Bei der Kupplerin 1656 Der Astronom 1668 und Der Geograph 1668 1669 Die Datierungen aller ubrigen Bilder konnen nur vermutet werden da die wenigen vorhandenen Angaben keine ausreichenden Anhaltspunkte fur eine zeitliche Einordnung bieten 12 Die Malkunst wurde lange um etwa 1665 1666 datiert der Kunsthistoriker Walter Liedtke grenzt die Entstehung des Gemaldes auf die Jahre 1666 1668 ein wahrend neben anderen der Autor Arthur K Wheelock vermutet dass es erst 1673 entstand also nach dem Rampjaar Katastrophenjahr von 1672 13 Deutungen Bearbeiten nbsp Detail aus Vermeer Bei der Kupplerin 1656 Die unterschiedlichen Meinungen uber Entstehung und Datierung setzen sich in den mannigfachen Titeln und Auslegungen des Gemaldes fort Bei der Regelung des Nachlasses nannte Catharina Bolnes das Bild De Schilderconst wortlich ubersetzt ins Deutsche Die Malerkunst Ein Vermerk durch den Nachlassverwalter in den Notariatsakten beschrieb een stuck schilderie waerin wert uytgeheelt de Schilderkonst ein Stuck Malerei in dem die Malerkunst dargestellt wird 14 Dass es bis auf die Bemerkung im Notariatsvertrag keinerlei schriftliche Quellen zu dem Bild gibt dass Entstehungsgeschichte eventueller Auftraggeber oder Bestimmungsort sowie die Datierung dieses ungewohnlich grossen und komplexen Bildes nicht bekannt sind fuhrte zu verschiedenen Deutungen und kontroversen Auseinandersetzungen unter Kunsthistorikern Der Maler Bearbeiten Aufgrund des Motivs wurde das Gemalde lange Zeit als Selbstbildnis betrachtet so nannte es der franzosische Kunsthistoriker Theophile Thore 1807 1869 Vermeer dans son Atelier Vermeer in seiner Werkstatt und der Schriftsteller Andre Malraux 1901 1976 schlicht Atelier 15 Insbesondere die Ahnlichkeit der ebenfalls mit Barett und Schlitzwams bekleideten Figur auf dem Vermeer Gemalde Bei der Kupplerin legt eine Selbstdarstellung nahe Auch bei Thieme Becker ist das Bild mit dem Titel Der Maler im Atelier aufgefuhrt doch der Eintrag weist nachdrucklich darauf hin dass es sich um eine Allegorie handelt und geht von einer Phantasie Selbstdarstellung aus Schein und Wirklichkeit in unubertrefflicher Weise vereinigend 1 In der Ikonografie hat sich diese Annahme durchgesetzt die Darstellung wird als Uberhohung des Genrebilds Maler im Atelier zu einem Sinnbild angenommen Sie wurde damit ins Verhaltnis gestellt zu dem zwischen 1671 und 1674 entstandenen Vermeer Gemalde Die Allegorie des Glaubens das deutlicher noch als die Schilderkunst die Personifikation des abstrakten Begriffs vermittelt Das Modell Bearbeiten nbsp Detail aus Die Malkunst Allegorie der Geschichte oder der Poesie nbsp Zwei Barocktrompeten aus dem 17 JahrhundertDie dargestellte junge Frau ist Ausgangspunkt fur vielfaltige Interpretationen So hat der osterreichische Kunsthistoriker Hans Sedlmayr sie aufgrund des Attributs der Trompete 1951 als Fama gedeutet der romischen Verkorperung des unkontrollierbaren Geruchts 16 Der Kunstwissenschaftler Kurt Badt 1890 1973 widersprach Sedlmayr und gelangte zu der Auffassung dass das Modell Klio die Muse der Geschichte personifizieren solle erkennbar an den ihr eigenen Attributen Lorbeerkranz Trompete und Buch Sie inspiriert den Maler und verkundet den Ruhm der niederlandischen Malkunst 17 Grundlage dieser Deutung ist dass Vermeer sich auf das im 17 Jahrhundert unter Malern allgemein anerkannte und viel benutzte Standardwerk fur allegorische Darstellungen Iconologia von Cesare Ripa aus dem Jahr 1593 niederlandisch seit 1644 bezogen hat 18 Ripa beschrieb in seinem Werk bildliche Ubereinsetzungen der neun Musen mit den sieben Kunsten den vier damals bekannten Kontinenten sowie von Wissenschaft und Glauben Daraus leitet sich ab dass die Darstellung einer Muse in Verbindung mit einem Kunstler dessen Inspiration bedeutet der gottliche Funke der von ihr ausgeht springt auf den Maler uber 19 Sluyter vertieft diesen Aspekt und stellt dar dass es bei diesem Gemalde hauptsachlich um Ruhm Glorie und Ehre geht der Lorbeerkranz der zweifach abgebildet ist deute darauf hin Die Kunstler werden unsterblich wenn ihre Namen von Anderen im grossen Buch notiert sind 20 Andere Sichtweisen erlautern dass die junge Frau nicht Clio sondern die Poesie darstellen konne Die Trompete und der immergrune Lorbeerkranz sind nicht auf die Darstellung der Geschichte beschrankt und insbesondere das blaue Kleid als Hinweis auf die himmlische Kunst gehen zuruck auf die dichterische Allegorie wie sie Cesare Ripa dargestellt hat 21 In diesem Kontext schrieb der niederlandische Maler Gerard de Lairesse 1640 1711 in seinem Groot Schilderboek Historie und Poesie geben zu erkennen dass sie die vornehmlichsten Hilfsmittel der Kunst sind um ihr reiche Gedanken und geschickte Stoffe zur Ubung zu verschaffen und dieselben zierlich auszuschmucken 22 So fuhrt auch die Kunsthistorikerin Lida von Mengden entgegen den Deutungen von Sedlmayr und Badt aus dass nach dem Horaz schen Diktum ut pictura poesis ein Gedicht ist wie ein Gemalde das die Kunstler im Umkehrschluss im Sinne von ein Gemalde ist wie ein Gedicht verstanden wissen sollten die Ubernahme literarischer Vorlagen zu Vermeers Zeiten gebrauchlich war die Poesie auch auf die Malkunst bezogen galt und als weiteres Indiz die blaue Kleidung fur eine Darstellung der Clio der Muse des Ruhms unangemessen sei 23 Die Landkarte Bearbeiten Interpretationen die eine Einordnung der Bilderkunst in die Tradition der Paragone kritisieren beziehen die im Bild augenfallige Landkarte von Nicolaes Visscher in ihre Deutungen ein Da es sich um eine Darstellung der Niederlande vor dem Waffenstillstand mit Spanien im Jahr 1609 handelt die zum Zeitpunkt der Erstellung des Gemaldes geschichtlich uberholt war steht sie im Kontext mit Klio als Muse der Geschichte Der Kunsthistoriker Norbert Schneider stellt das Werk in einen historisch politischen Zusammenhang und deutet es als Huldigung Vermeers an Wilhelm III von Oranien Zudem sieht er in dem im Kronleuchter eingearbeiteten habsburgischen Doppeladler eine Anspielung auf das Heilige Romische Reich Den Bezug stellt Schneider im Bund Willems III mit dem habsburgischen Kaiser Leopold I in der Anfangszeit des Franzosisch Niederlandischen Krieges her er nimmt daher auch eine Datierung des Gemaldes auf das Jahr 1673 an 24 Eine politische Interpretation hatte bereits Charles de Tolnay 1953 vorgenommen 25 wurde aber von anderen Kunsthistorikern abgelehnt 26 Provenienz Bearbeiten nbsp Gottfried van SwietenDas Gemalde befand sich bis zum Tod Jan Vermeers im Jahr 1675 in dessen Besitz direkte Erbin war seine Frau Catharina Bolnes Sie erklarte am 24 Februar 1676 das Werk ihrer Mutter Maria Thins als Pfand zur Sicherung eines Darlehens von 1 000 Gulden uberlassen zu haben Dennoch wurde es am 15 Marz 1677 auf einer Auktion in Delft versteigert Neuer Eigentumer wurde der Delfter Kunstsammler Jacob Abramsz Dissius der insgesamt 21 Gemalde von Vermeer besass 27 Am 16 Marz 1696 nach dem Tod Dissius im Jahr 1695 kam die gesamte Sammlung in dem Auktionshaus Coelenbier in Amsterdam zur Versteigerung Die Schilderconst stand nun als Bildnis des Vermeer in einem Raum mit viel Beiwerk von einer seltenen Schonheit von ihm selbst gemalt zum Verkauf mit einem Einstiegsgebot von 45 Gulden 28 Der Kaufer ist unbekannt geblieben die weitere Provenienz des Gemaldes ist erst ab Ende des 18 Jahrhunderts bekannt Zu der Zeit befand es sich im Eigentum des niederlandischen Diplomaten Baron Gottfried van Swieten 1733 1803 Sohn des Gerard van Swieten der 1700 in Leiden geboren wurde und 1745 mit seiner Familien aus den Niederlanden nach Wien ubersiedelte Zehn Jahre nach Gottfried von Swietens Tod erwarb Rudolf Graf Czernin 1813 das Bild von einem Wiener Sattler fur 50 Gulden 29 Es war nicht mehr bekannt dass es sich um ein Gemalde von Jan Vermeer handelte sondern wurde dem Maler Pieter de Hoogh 1629 1684 zugeschrieben Erst 1860 erkannte der Direktor der Koniglichen Gemaldegalerie Berlin Gustav Friedrich Waagen 1794 1868 das Meisterwerk Vermeers an 30 Das Gemalde blieb uber mehrere Generationen in der Familie Czernin von und zu Chudenitz Franz Jaromir Eugen Graf von Czernin 1857 1932 adoptierte im Jahre 1927 Eugen Graf Czernin 1892 1955 Eugen war der leibliche Sohn von Rudolf Graf Czernin von und zu Chudenitz und Morzin 1855 1927 sowie dessen erster Ehefrau Emma Grafin von Orsini Rosenberg 1858 1905 Als Franz Jaromir Eugen Graf von Czernin im Jahr 1932 starb erbten Eugen sowie dessen Neffe Jaromir Czernin 1908 1966 gemeinsam das Bild 31 32 Jaromir wollte es 1935 an den amerikanischen Sammler und ehemaligen Finanzminister Andrew W Mellon 1855 1937 verkaufen obwohl er wusste dass dies aufgrund des osterreichischen Ausfuhrverbotsgesetz von 1923 nicht moglich war Er setzte dabei ganz auf seinen Schwager den damaligen osterreichischen Kanzler Kurt Schuschnigg Dieser sollte ihm die notige Exportgenehmigung erteilen Schuschnigg tat jedoch Jaromir diesen Gefallen nicht da das Bild in Wien eine ausserordentliche Verehrung genoss und 1938 wurden die betreffenden Gesetze in Osterreich sogar noch verscharft sodass ein Verkauf ins Ausland nun ganzlich aussichtslos geworden war 32 Nach dem Anschluss Osterreichs an das Deutsche Reich eroffneten sich jedoch neue Perspektiven und Czernin fuhrte nun Verkaufsverhandlungen mit dem Hamburger Industriellen Philipp Reemtsma 1893 1959 weiterer Interessent war Hermann Goring Die Verkaufsverhandlungen wurden durch eine Anordnung Hitlers beendet mit dem Inhalt ohne seine personliche Genehmigung durfe keine Verfugung getroffen werden Als weitere Massnahme beauftragte er 1940 den Chef der Reichskanzlei Hans Heinrich Lammers das Gemalde zu erwerben Im Zuge dieser Vermittlung schalteten sich zudem der Leiter der Parteikanzlei Martin Bormann der vormalige Reichsstatthalter von Wien Arthur Seyss Inquart und der nachfolgende Reichsstatthalter Baldur von Schirach ein 33 Im Oktober 1940 kam der Kaufvertrag zwischen Hitler vertreten durch den bevollmachtigten Kunsthandler Hans Posse und der Czerninschen Gemaldegalerie zustande der Verkaufspreis betrug 1 65 Millionen Reichsmark und eine erlassene Steuer in Hohe von etwa 500 000 Reichsmark Die Zahlung wurde im Januar aus dem Sonderfonds Linz getatigt das Gemalde liess Hitler in das Atelier seines Berghofs bringen 34 Juristisch ist nicht eindeutig geklart ob das Gemalde von Hitler privat oder fur das geplante Fuhrermuseum in Linz gekauft wurde 33 Allerdings zierte das Bild eine Ausgabe von Kunst dem Volk von April Mai 1943 in welcher eindeutig am Cover sowie im Textinhalt auf eine Neuerwerbung fur die Galerie in Linz hingewiesen wird 35 36 nbsp Kunsthistorisches MuseumGegen Ende des Krieges wurde das Gemalde zur Sicherung im Bergungsort Salzbergwerk Altaussee eingelagert Dort konnte es im April 1945 von amerikanischen Soldaten sichergestellt und zunachst in den Central Collecting Point nach Munchen gebracht werden 1946 erfolgte die Restitution an die osterreichischen Behorden Seit 1952 ist es im Kunsthistorischen Museum in Wien ausgestellt Ruckgabeanspruche BearbeitenWahrend Eugen Graf Czernin und seine Erben nach dem Ende des Krieges keine Restitutionsanspruche mehr stellten 37 bemuhte sich Jaromir Graf Czernin bereits im November 1945 um die Ruckgabe da er das Gemalde angeblich zwangsweise an Hitler habe verkaufen mussen In insgesamt drei gerichtlichen Verfahren das letzte 1960 wurden seine Anspruche jeweils als unbegrundet abgewiesen Mit der veranderten Rechtslage durch die Washingtoner Erklarung aus dem Jahr 1998 wurde der Fall erneut gepruft Im September 2009 stellten die Erben der Familie Czernin einen weiteren Ruckgabeantrag 38 Nach Prufung des Falls durch die Kommission fur Provenienzforschung des Bundesministerium fur Unterricht Kunst und Kultur entschied der Kunstruckgabebeirat am 18 Marz 2011 einstimmig die Restitution nicht zu empfehlen 39 Er stellte fest dass Czernin den Verkauf an Hitler ohne Zwang abgeschlossen habe Zudem sei der Verkauf aktiv von Czernins Rechtsanwalten betrieben worden Hitler verfolgte hingegen den Erwerb des Gemaldes nicht aktiv Die Behauptung Czernins er sei politischen Repressionen unterlegen war laut Kunstruckgabebeirat nicht belegbar zumal der Antrag Czernins auf Aufnahme in die NSDAP vom April 1940 nicht fur eine distanzierte Haltung gegenuber dem NS Regime sprache Ein kausaler Zusammenhang zwischen antisemitischen Anfeindungen gegenuber Alix Czernin und dem Verkauf des Bildes durch ihren Ehemann an Hitler war laut Kunstruckgabebeirat nicht zu erkennen 40 Verwendete Titel BearbeitenDas Gemalde wurde im Laufe seiner Provenienzgeschichte unter verschiedenen Titeln gefuhrt In der Hauptsache unterscheiden sich diese je nach Deutungsgewichtung zwischen der Bezeichnung eines Genregemaldes Maler und Modell oder der einer Allegorie zur Malkunst Die folgende Tabelle fuhrt die haufig verwendeten Titel auf und ist nicht vollstandig Verwendeter Titel Jahresangabe AnmerkungDe Schilderconst 1675 Catharina Bolnes nach einer Notiz des Nachlassverwalters 7 deutsch Die Malkunst Malerei im heutigen Niederlandisch wird es De Schilderkunst geschriebenVermeer dans son Atelier um 1850 Theophile Thore deutsch Vermeer in seinem Atelier Der Maler im Atelier 1940 Ulrich Thieme Felix Becker 1 Die Kunstlerwerkstatt 1945 Sammlung Linz unter der Inventarnummer 1096a Collecting Point Munchen unter der Inventarnummer 1284Allegorie der Malerei 1948 A B de VriesL Atelier de Vermeer 1953 Charles de Tolnay deutsch Das Atelier von Vermeer Ruhm der Malkunst 1960 Hans SedlmayrModell und Maler 1961 Kurt BadtDie Malkunst 1988 Hermann Asemissen unter diesem Titel ist das Gemalde im Kunsthistorischen Museum Wien ausgestelltSiehe auch BearbeitenRaubkunst Restitution von RaubkunstLiteratur BearbeitenHermann Ulrich Asemissen Jan Vermeer Die Malkunst Aspekte eines Berufsbildes Fischer Frankfurt am Main 1988 ISBN 3 596 23951 6 Kurt Badt Modell und Maler von Vermeer Probleme der Interpretation Eine Streitschrift gegen Hans Sedlmayr Dumont Koln 1961 Neuausgabe 1997 ISBN 3 7701 4013 3 Sabine Haag Elke Oberthaler Sabine Penot Vermeer Die Malkunst Residenz Wien 2010 ISBN 978 3 7017 3187 9 Susanne Hehenberger Monika Loscher Die verkaufte Malkunst Jan Vermeers Gemalde im 20 Jahrhundert Schriftenreihe der Kommission fur Provenienzforschung Band 4 Bohlau Verlag Wien 2013 ISBN 978 3 205 78816 4 Norbert Schneider Vermeer 1632 1675 Samtliche Gemalde Verhullung der Gefuhle Taschen Koln 1996 ISBN 3 8228 6377 7 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Die Malkunst Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Die Malkunst Bildbeschreibung abgerufen am 23 Dezember 2009 Kunst amp Politik Die Malkunst Hintergrunde abgerufen am 26 Dezember 2009 Interview mit Susanne Hehenberger und Monika Loscher Provenienzforscherinnen im Auftrag der Kommission fur Provenienzforschung zur Uberlieferungsgeschichte des GemaldesNachweise Bearbeiten a b c Vermeer Johannes In Hans Vollmer Hrsg Allgemeines Lexikon der Bildenden Kunstler von der Antike bis zur Gegenwart Begrundet von Ulrich Thieme und Felix Becker Band 34 Urliens Vzal E A Seemann Leipzig 1940 S 269 a b Christiane Rambach Vermeer und die Scharfung der Sinne Weimar 2007 ISBN 978 3 89739 570 1 S 107 Kees Zandvliet Vermeer en de cartografie van zijn tijd In De wereld der geleerdheid rond Vermeer 1996 ISBN 90 400 9824 7 S 69 James A Welu The Map in Vermeer s Art of Painting In Imago Mundi 30 1978 S 19 Philip Steadman Vermeer s Camera Uncovering the truth behind the masterpieces Oxford University Press 2001 ISBN 0 19 215967 4 S 169 Das schwarz weisse Muster ist in acht weiteren Gemalden von Vermeer ausgefuhrt Das Madchen mit dem Weinglas 1659 1660 Die Musikstunde 1662 1665 Das Konzert 1665 1666 Der Liebesbrief 1669 1670 Briefschreiberin und Dienstmagd 1670 Allegorie des Glaubens 1671 1674 Die Stehende Virginalspielerein 1673 1675 Die sitzende Virginalspielerin 1673 1675 Jens Schroter Das Malen des Malens Malerische Darstellungen des Malprozesses von Vermeer bis Pollock In Kritische Berichte Nr 1 99 S 17 28 online verfugbar unter Theorie der Medien abgerufen am 25 Dezember 2009 a b John Michael Montias Vermeer and his Milieu A Web of Social History Princeton 1989 ISBN 0 691 00289 4 S 338 f teilweise online einsehbar unter google books abgerufen am 26 Dezember 2009 Svetlana Alpers Kunst als Beschreibung Hollandische Malerei des 17 Jahrhunderts Koln 1985 ISBN 3 7701 4445 7 S 165 167 Einer Ordnung folgend gehoren zu jener Gilde Zunft Alle diejenige die sich beschaftigen mit der Malkunst entweder mit Pinseln oder anderem mehr in Ol oder Wasserfarbe als auch Glasmaler Glasmacher Glasverkaufer Fayence Topfer Bildwirker Strickarbeiter Kupferstecher Bildhauer oder Bildschnitzer tatig in Holz oder Stein oder irgendeiner Substanz Scheidemacher Kunstdrucker Buchverkaufer und solche mehr In Zunftbuch der Delft Vorlagenmaler im siebzehnten Jahrhundert abgerufen am 23 Dezember 2009 Diese Website enthalt auch ein Bild des Gildehauses an der Voldersgracht Hermann Ulrich Asemissen Gunter Schweikhart Malerei als Thema der Malerei Berlin 1994 ISBN 3 05 002547 6 S 156 Eric Jan Sluyter Vermeer Fame and Female Beauty The Art of Painting In Ivan Gaskell Michiel Jonker Vermeer Studies National Gallery of Art 1998 S 278 Irene Netta Das Phanomen Zeit bei Jan Vermeer van Delft Hildesheim 1996 ISBN 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Edward A Maser Cesare Ripa Baroque and Rococo Pictural Imagery The 1758 1760 Hertel edition of Ripa s Iconologia with 200 engraved illustrations Toronto1971 ISBN 0 486 26595 1 S 183 eingeschrankt online verfugbar unter The Hertel Edition abgerufen am 25 Dezember 2009 im folgenden zitiert nach Gregor J M Weber Jan Vos Der Lobtopos des lebenden Bildes Jan Vos und sein Zeege der Schilderkunst von 1654 Hildesheim 1991 ISBN 3 487 09604 8 S 61 Lida von Mengden Vermeers De Schilderconst in den Interpretationen von Kurt Badt und Hans Sedlmayr Probleme der Interpretation Frankfurt Main 1984 ISBN 3 8204 8003 X S 48 Norbert Schneider Vermeer 1632 1675 Samtliche Gemalde Verhullung der Gefuhle Koln 1996 ISBN 3 8228 6377 7 S 81 ff Charles de Tolnay L Atelier de Vermeer Gazette des Beaux Arts X I 1953 S 265 272 Siehe dazu unter anderen Jan van Gelder De schilderkunst van Jan Vermeer een voordracht met commentaar van J A Emmens 1958 S 10 John Michael Montias Vermeer and his Milieu A Web of Social History 1989 S 265 ff John Michael Montias Vermeer and his Milieu A Web of Social History 1989 S 364 Robert Adrian Reinhard Braun Kunst amp Politik A network sculpture Besitzfolgen abgerufen am 26 Dezember 2009 Gustav Friedrich Waagen Handbuch der Deutschen und Niederlandischen Malerschulen Band II Stuttgart 1862 S 110 Die konkreten Erbschaftsverhaltnisse uber die Czerninsche Galerie waren dergestalt dass der Adoptivsohn Eugen Czernin die gesamte Sammlung erhielt sowie einen Anteil von einem Funftel an Vermeers Malkunst Jaromir Czernin besass somit vier Funftel des Gemaldes Vgl dazu Hitlers Vermeer Es moge Ihnen mein Fuhrer Freude bereiten Suddeutsche 15 Dezember 2009 abgerufen am 4 September 2018 a b The Painting s Afterlife Memento des Originals vom 18 Mai 2016 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www nga gov bei nga gov abgerufen am 14 Januar 2014 a b Gunnar Schnabel Monika Tatzkow Nazi Looted Art Handbuch Kunstrestitution weltweit Berlin 2007 ISBN 978 3 00 019368 2 S 307 f Jonathan Petropoulos Kunstraub und Sammelwahn Kunst und Politik im Dritten Reich Berlin 1999 ISBN 3 549 05594 3 S 234 Heinrich Hoffmann Kunst dem Volk Sonderausgabe Wien 1943 KUNST DEM VOLK In alien mur at Abgerufen im 1 Januar 1 The Painting s Afterlife Memento des Originals vom 18 Mai 2016 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www nga gov bei nga gov abgerufen am 14 Jan 2014 Hitlers Vermeer Es moge Ihnen mein Fuhrer Freude bereiten Suddeutsche 15 Dezember 2009 abgerufen am 4 September 2018 Heirs Claim for Hitler s Vermeer Rejected by Austrian Panel ein Artikel geschrieben von Catherine Hickley und veroffentlicht am 18 Marz 2011 bei Bloomberg com englisch wien orf at Vermeer Gemalde wird nicht restituiert wien orf at 18 Marz 2011 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Die Malkunst amp oldid 236986590