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Dieser Artikel behandelt die Burg in Aichach Schwaben Siehe auch Burg Hienheim Neustadt an der Donau Die Burg Wittelsbach war eine Burganlage in Oberwittelsbach heute einem Stadtteil von Aichach im Landkreis Aichach Friedberg im heutigen Bayerisch Schwaben WittelsbachDie gotische Marienkirche auf der KernburgDie gotische Marienkirche auf der KernburgStaat DeutschlandOrt Aichach OberwittelsbachEntstehungszeit um 1000Burgentyp OrtslageErhaltungszustand Reste in neueren TeilenStandische Stellung GrafenGeographische Lage 48 28 N 11 11 O 48 4686 11 1762 515 Koordinaten 48 28 7 N 11 10 34 3 OHohenlage 515 m u NNBurg Wittelsbach Bayern Die ursprungliche Veste wurde bereits um 1000 urkundlich erwahnt Im Jahre 1119 zog der Scheyerner Graf Otto V von Scheyern von der Burg Scheyern in die neue Burg Wittelsbach Der Burgname Witilinesbach erscheint jedoch bereits 1115 in einer Urkunde Konig Heinrichs V als Herkunftsort des Grafen Otto IV Seit 1120 nannten sich die Grafen von Scheyern Pfalzgrafen von Wittelsbach Daher gilt die Burg als Stammsitz der Wittelsbacher Im Jahr 1209 wurde die Burg zerstort und nicht wieder aufgebaut An der Stelle der Burg wurde eine Kirche errichtet Die angrenzende Ortschaft Oberwittelsbach war bis 1978 selbstandig Auf dem Burghugel in Oberwittelsbach erinnern die Marienkirche uber Mauerresten der Burg das neugotische Nationaldenkmal und ein Erinnerungsstein an die Burg Wittelsbach Im Andenken an die Burg wird der betreffende Teil des Landkreises Aichach Friedberg als Wittelsbacher Land bezeichnet Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Beschreibung 3 Siehe auch 4 Literatur 5 WeblinksGeschichte BearbeitenDie erste Wehranlage ca 35 45 Meter auf dem ostlichen Sporn des Burghugels wurde nur durch einen Abschnittswall unbekannter Zeitstellung gesichert dem sicherlich ein Graben vorgelagert war Im Hochmittelalter errichtete man auf der Wallkrone eine Schildmauer und verbreiterte den Halsgraben Dieser Graben endete ungefahr an der Westmauer der spateren Suhnekirche Gleichzeitig entstand eine steinerne Ringmauer um die Hauptburg Als die Grafen von Scheyern die Burg Anfang des 12 Jahrhunderts ubernahmen wurde der alte Halsgraben zugeschuttet Auch die Schildmauer verschwand die Ringmauer wurde verstarkt teilweise erneuert und nach Westen erweitert Die neue Kernburg hatte ungefahr die doppelte Ausdehnung der alten Wehranlage Im Vorfeld legte man zwei geraumige Vorburgen an Der Halsgraben dieser Burg ist noch erhalten Der Name der Burg soll auf einen Dienstmann Vitilo bzw Vitilis der Grafen von Scheyern zuruckgehen Dieser Ministeriale diente den Grafen angeblich auf den Burgen Wartenberg bei Erding und der neuen Burg bei Aichach als Burghauptmann Die Pfalzgrafen und spateren Herzoge von Bayern konnten sich also nach einem ihrer Vasallen benannt haben Tatsachlich erscheint um 1110 ein Vitilo von Aichach als Burghauptmann in einer Schriftquelle Allerdings ist diese Deutung eher unwahrscheinlich Erstens wegen der zeitlichen Zuordnung und zweitens weil der Ort sonst heute etwa Wittelsburg heissen wurde Der Ort Wittelsbach ist aber mindestens so alt wie die dort bereits um das Jahr 1000 bestehende Burg Sein Name ebenso wie die alte Form Vitelinesbac leitet sich eher ab vom lateinischen vitellus adjektivisch vitellinus und bedeutet damit soviel wie Kalberbach in Analogie zum nahegelegenen Ort Kuhbach der auch alter ist als das dort erst 1011 gegrundete Kloster Auch die Namen anderer Orte in der naheren Umgebung leiten sich von Tiernamen ab So z B Bernbach Barenbach Sainbach Sauenbach Gallenbach gallina Huhn Aresing aries Widder Woresbach verres Eber etc Diese Veste der Wittelsbacher wurde im Jahre 1209 durch Schleifung zerstort als Reaktion auf die Ermordung des romisch deutschen Stauferkonigs Philipp von Schwaben durch den bayerischen Pfalzgrafen Otto VIII von Wittelsbach am 21 Juni 1208 in Bamberg Die archaologischen Grabungen der Jahre 1978 bis 1980 ergaben hierfur aber keine eindeutigen Nachweise Die Ruinen wurden offensichtlich eher langsam zur Gewinnung von Baumaterial abgetragen Brandschutt konnte nicht gefunden werden die Burg wurde wohl nur geraumt und verlassen Daran beteiligt war Ottos Cousin der bayerische Herzog Ludwig I der Kelheimer selbst dem Hause Wittelsbach entstammend der auf der Seite der Staufer stand nbsp Blick in den Chor der Burgkirche nbsp Gelandeplan Infotafel an der Kirche nbsp Das neugotische Nationaldenkmal uber dem inneren Halsgraben nbsp Gedenkstein im Westen der HauptburgNach der Auflassung der Burg diente das Gelande kirchlichen Zwecken Ob hier ein Zusammenhang mit der ehemaligen Burgkapelle besteht ist vollig spekulativ Es fehlen jegliche schriftliche und mundliche Uberlieferungen uber die Anfange dieser Umnutzung Im 15 Jahrhundert entstand die erhaltene spatgotische Katholische Filialkirche Maria vom Siege auf dem Burgplatz Der Uberlieferung nach soll es sich hierbei um eine Suhnekirche der Wittelsbacher Ludwig der Kelheimer zur Wiedergutmachung der Bamberger Bluttat handeln Allerdings finden sich hierzu keine Hinweise in den Quellen Wohl ab dem 16 Jahrhundert siedelten sich einige Kleinbauern und Soldner auf dem Burggelande an Die bescheidenen Anwesen wurden im 19 Jahrhundert beseitigt um das neugotische Wittelsbacher Nationaldenkmal errichten zu konnen Das Denkmal wurde am 25 August 1834 vor den Augen hunderter Zuschauer eingeweiht Insgesamt sollen sich in und um Aichach uber zwanzigtausend Festbesucher aufgehalten haben darunter 1 000 berittene Bauern Der Regent Ludwig I liess sich allerdings durch den Regierungsprasidenten Franz Arnold Ritter von Linck vertreten Als Stammsitz des Konigshauses entwickelte sich Oberwittelsbach zum beliebten Ausflugsziel das auf zahlreichen Stichen und Lithographien dargestellt wurde Am 9 September 1857 besuchte mit Konig Max II erstmals wieder ein Wittelsbacher das Gelande der Stammburg seiner Ahnen Im Zuge der Vorbereitungen der Ausstellung Wittelsbach und Bayern begannen die Planungen einer archaologischen Grabung auf dem Burggelande die von 1978 bis 1980 unter der Tragerschaft des Bezirkes Schwaben durchgefuhrt wurde Anschliessend mauerte man einige Fundamente uber das Bodenniveau auf Die heute sichtbaren Mauerzuge sind auf diese Arbeiten zuruckzufuhren Beschreibung BearbeitenEtwa 150 Meter nordostlich der Kernburg liegt die kleine Turmhugelburg Klingenberg auf einer Gelanderippe deren Funktion und genaue Zeitstellung unklar ist Die beiden Burgplatze werden durch ein Bachtal getrennt Die Burg der Wittelsbacher bestand aus der langlichen Kernburg im Osten und den beiden Vorburgen im Westen Wall und Graben nordlicher Auslauf erhalten der inneren Vorburg sind grosstenteils planiert und uberbaut Landwirtschaftliche Anwesen neugotisches Benefiziatenhaus die Erdwerke der ausseren Vorburg besonders im Bereich des Spielplatzes noch gut zu verfolgen Die Strasse nach Aichach verlauft im ehemaligen Grabenbereich Hinter dem zugeschutteten Graben der ersten Burg erhebt sich die spatgotische Burgkirche ein einschiffiger Backsteinbau mit Satteldachturm und eingezogenem Chor Die Westfassade wurde im 19 Jahrhundert verandert auch die Masswerke stammen aus dieser Zeit Die seitlich und ostlich sichtbaren Mauerzuge sind Aufmauerungen der 1980er Jahre Uber dem nordlichen Auslauf des Halsgrabens steht seit 1834 das Wittelsbacher Nationaldenkmal Das hohe neugotische Fialenturmchen geht auf einen Entwurf Joseph Daniel Ohlmullers zuruck Das Bauwerk wurde als partikularstaatliches Denkmal fur die bayerische Nation errichtet und sollte in diesem Zusammenhang die Rolle des Hauses Wittelsbach wurdigen das seit Jahrhunderten die Herrscher von Bayern stellte Die Widmungsinschrift lautet Seinem tausendjahrigen Regentenstamme das treue Bayern Der Grundriss der Gesamtanlage verlauft bogenformig Die Hange der Kernburg fallen etwa 20 Meter steil ins Tal Im Suden sind hier zwei Hanggraben vorgelagert die man eigentlich eher dem fruhmittelalterlichen Burgenbau zuordnen wurde Michael Weithmann sah deshalb einen moglichen Zusammenhang mit einer Ungarnschutzburg des 10 Jahrhunderts Derartige Schutzburgen und Truppensammelplatze haben sich im Augsburger Umland in ungewohnlich hoher Konzentration erhalten Nur einige Kilometer entfernt liegt bei Aichach Ecknach ein sehr weitlaufiges Bodendenkmal dieses Typs Schwedenschanze bei Nisselsbach im Blumenthaler Holz Fruhmittelalterliche Befestigungskonzepte wurden allerdings noch bis ins fruhe Hochmittelalter verwendet Die meisten Forscher datieren die Anlage der Burg nicht vor das Jahr 1000 Weithmann interpretierte die Burg Wittelsbach bereits 1984 85 in seinem Inventar der Burgen Oberbayerns als mogliche grossere Ungarnschutzburg Die versteckte Lage und die typologischen Merkmale lassen diese Deutung durchaus plausibel erscheinen Im Umfeld der grossen Ungarnwalle im Bistum Augsburg wurden im Hochmittelalter jeweils Turmhugelburgen bzw Ansitze errichtet Haldenburg Ringwall Buschelberg Schanze Wagesenberg Auch unmittelbar neben der Burg Wittelsbach liegt mit dem Klingenberg Klingsberg ein solcher Burgsitz Eine ungarnzeitliche Zeitstellung des Bodendenkmales bleibt jedoch weiterhin spekulativ Die Pfalzgrafen scheinen allerdings bevorzugt fruhmittelalterliche Burgplatze reaktiviert zu haben Auf solche alteren Vorgangerburgen konnten auch die ungewohnlich tiefen Grabensysteme der Burgen Sand und Friedberg hindeuten Die Burg war insgesamt ungefahr 200 Meter lang Kernburg etwa 115 Meter und im Vorburgbereich 90 Meter breit Bei den Ausgrabungen kam im Bereich des ersten Halsgrabens vor der Kirche ein runder Zisternenschacht aus Backsteinen zum Vorschein dessen Boden mit Teilen mehrerer Mahlsteine ausgelegt war Der zugehorige Sickerschacht war mit Steinschutt gefullt Kurz vor der Aufgabe der Burg durfte die Zisterne als Abfallgrube benutzt worden sein Offenbar hatte sie ihren eigentlichen Zweck der Wassergewinnung nur unzureichend erfullt Die Sohle des Schopfschachtes Breite etwa 2 Meter liegt ungefahr 6 Meter unter dem heutigen Bodenniveau Die Ringmauer bestand aus Sandsteinbrocken die wohl aus ehemaligen ortlichen Vorkommen stammen die zum Burgenbau vollstandig abgebaut wurden Die Mauer war etwa 1 50 Meter breit die freigelegten Steinlagen bis zu 1 70 Meter hoch Im Bereich eines alteren Grabens sind noch 20 Steinlagen bis zur Hohe von 3 20 Meter vorhanden Nach Beendigung der Grabungsarbeiten wurden die Grabungsschnitte wieder verfullt Siehe auch BearbeitenListe von Burgen und Schlossern in BayernLiteratur BearbeitenPankraz Fried Hochadelige und landesherrlich wittelsbachische Burgenpolitik im hoch und spatmittelalterlichen Bayern In Die Burgen im deutschen Sprachraum Vortrage und Forschungen herausgegeben vom Konstanzer Arbeitskreis fur mittelalterliche Geschichte Band 19 1976 Teil 2 S 331 352 Robert Koch Ausgrabungen in der Burg Wittelsbach bei Aichach Ein Vorbericht uber die Ergebnisse bis Mai 1980 Augsburg 1980 Robert Koch Die Ausgrabungen in der Burg Wittelsbach bei Aichach 1978 1979 In Toni Grad Hrsg Die Wittelsbacher im Aichacher Land 1980 Robert Koch Die Ausgrabungen in der Burg Wittelsbach 1978 1980 Befunde und Funde Materialhefte zur Bayerischen Archaologie Bd 105 Kallmunz 2017 ISBN 978 3 7847 5405 5 Horst Lechner Wolfgang Brandner Aichach bei Wittelsbach Historische Ansichten aus vier Jahrhunderten Augsburg 1999 ISBN 3 89639 191 7 Helmut Rischert Burgstalle im Landkreis Aichach Friedberg In Heimatkundliche Beitrage aus dem Augsburger Raum 1 1975 Wilhelm Stormer Probleme der fruhen Wittelsbacher im Aichacher Raum Vortrage d Arbeitstagung am 25 26 April 1980 geh im Landratsamt Aichach im Auftr d Landkreises Aichach Friedberg Altbayern in Schwaben 1979 80 1980 Martin Strassburger Witilinesbac Archaologie der Burg Oberwittelsbach In Altbayern in Schwaben Jahrbuch fur Geschichte und Kultur 2015 S 7 29 Michael W Weithmann Inventar der Burgen Oberbayerns 3 uberarbeitete und erweiterte Auflage Herausgegeben vom Bezirk Oberbayern Munchen 1995 S 502 506 Michael Weithmann Ritter und Burgen in Oberbayern Streifzuge ins mittelalterliche Land zwischen Alpen Donau Lech und Salzach Dachau 1999 ISBN 3 89251 276 0 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Burg Wittelsbach Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Burgen und Schlosser im Landkreis Aichach Friedberg Schlosser Schloss Affing Schloss Blumenthal Schloss Friedberg Schloss Griesbeckerzell abgegangen Schloss Haslangkreit Schloss Hofhegnenberg Schloss Mergenthau Schloss Kuhbach Schloss Obergriesbach abgegangen Schloss Pichl Schloss Pottmes Schloss Gumppenberg Schloss Rapperzell Schloss Schmiechen Schloss Schorn Schloss Unterbaar Wasserschloss UnterwittelsbachBurgen und Ruinen alle abgegangen Burg Bach Burg Dasing Burg Schiltberg Burg Muhlhausen Burg WittelsbachTurmhugelburgen alle abgegangen Burgstall Adelzhausen Burg Bachern Burgstall Backerberg Burgstall Eurasburg Burgstall Fuchsberg Burg Kissing Burgstall Klingenberg Burg Rehling Burgstall WagesenbergBurgstalle abgegangene unbekannte Burgen 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