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Dieser Artikel befasst sich mit dem Tal Bergell in der Schweiz Fur weitere Bedeutungen siehe Bergell Begriffsklarung Das Bergell im Bergeller Dialekt Val Bargaia italienisch Val Bregaglia ratoromanisch Val Bregaglia ist das Tal der oberen Mera im Bergeller Dialekt Maira zwischen dem Malojapass 1812 m u M und Chiavenna 333 m BergellBlick ins Bergell vom Malojapass ausBlick ins Bergell vom Malojapass ausLage Graubunden SchweizLombardei ItalienGewasser MeraGebirge Bergeller Alpen Ratische AlpenGeographische Lage 761276 133479 46 333333333333 9 5333333333333 1812 Koordinaten 46 20 0 N 9 32 0 O CH1903 761276 133479Bergell Kanton Graubunden Hohe 333 bis 1812 mVorlage Infobox Gletscher Wartung Bildbeschreibung fehlt Der obere und grossere Teil des Tals bildet die Gemeinde Bregaglia und liegt im Schweizer Kanton Graubunden der untere Teil besteht aus den Gemeinden Villa di Chiavenna und Piuro und gehort zur italienischen Provinz Sondrio Der Name Bergell leitet sich vom lateinischen Praegallia Vorgallien her Inhaltsverzeichnis 1 Geographie 1 1 Dorfer und Gemeinden im Bergell 2 Energieversorgung 3 Dialekt 4 Bilder 5 Geschichte 5 1 Vor und Fruhgeschichte 5 2 Mittelalter 5 3 Neuzeit 6 Kunst Kultur und Tourismus 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseGeographie Bearbeiten nbsp Tafel der Via BregagliaTeilweise wird auch nur der schweizerische Teil des Tals als Bergell bezeichnet und der italienische Teil zum Val Chiavenna gezahlt Das Tal fallt in drei Stufen vom Malojapass ab zunachst auf die Ebene von Casaccia die gleichzeitig den Zugang zum Septimerpass vermittelt dann in den Talgrund von Vicosoprano und Stampa Die burgbewehrte Talenge Porta unterhalb von Stampa trennt das Tal in die beiden Abschnitte Sopraporta und Sottoporta Auf einer Terrasse nordlich des Sottoporta liegt das Dorf Soglio Der obere Abschnitt das Sopraporta ist noch alpin gepragt mit Larchen Das Sottoporta zahlt bereits zur insubrischen Zone hier findet man Kastanienwalder und vereinzelte Palmen Das Bergell ist tief eingeschnitten zwischen den Bergeller Alpen im Suden und den Ratischen Alpen im Norden Schaustuck sind die Bergeller Alpen und dort insbesondere die Dreitausender uber dem Val Bondasca Piz Badile Piz Cengalo Gemelli und Sciora sowie die weiter ostlich sich erhebende Gruppe des Piz Bacun Drei Seitentaler munden aus den Bergeller Alpen von Suden her ins Bergell Val Forno Val da l Albigna und Val Bondasca Dorfer und Gemeinden im Bergell Bearbeiten Sopraporta Casaccia Vicosoprano StampaSottoporta Bondo mit Promontogno und Castelmur Castasegna SoglioItalien Villa di Chiavenna PiuroEnergieversorgung BearbeitenIm Albignatal wird der Albignasee durch eine Staumauer gesperrt die unter Ausnutzung der zweiten Talstufe der Stromerzeugung dient Die Konzession fur die Energieversorgung besitzt das Elektrizitatswerk der Stadt Zurich EWZ Betreiber der Kraftwerke Lobbia Bondo und Castasegna Die Fernleitungen Castasegna Vicosoprano und Vicosoprano Tinizong mochte das EWZ von 220 kV auf 380 kV ausbauen Dialekt BearbeitenDer Bergeller Dialekt das Bargaiot oder Bregagliot ist ein Dialekt des Lombardischen allerdings auf ratoromanischem Substrat Innerhalb des Bergells haben die Sopraporta die Sottoporta und der Ort Soglio je ihre eigene Untermundart Der Wortschatz und die Volkskultur des Bergells werden im Vocabolario dei dialetti della Svizzera italiana dokumentiert Dass man sich im 16 Jahrhundert fur das Italienisch als Amtssprache entschied ist den oberitalienischen Glaubensfluchtlingen zuzuschreiben die im Bergell die Reformation einfuhrten und in italienischer Sprache predigten Als Reformator des Bergells gilt insbesondere Pietro Paolo Vergerio Bilder Bearbeiten nbsp Soglio nbsp Val Bregaglia historisches Luftbild von Werner Friedli Fotograf 1954 nbsp Bei Casaccia in Richtung Italien nbsp Bei PromontognoGeschichte BearbeitenVor und Fruhgeschichte Bearbeiten Im Bergell ist eine ur und fruhgeschichtliche Hohensiedlung nachgewiesen Das Bergell kam bereits um 100 v Chr unter romische Herrschaft und ist 46 n Chr als Bergale uberliefert Es war zunachst der Prafektur Como zugeteilt nach 350 der Provinz Raetia Prima eingegliedert Im 4 Jahrhundert erfolgte die Christianisierung durch Gaudentius der im Bergell Schutz vor den Arianern fand Ihm wurde die Kirche San Gaudenzio oberhalb Casaccia geweiht Ein spatromischer Wachtturm und ein Merkuraltar befanden sich auf dem Crep da Caslacc oberhalb von Vicosoprano Bei Castelmur wurde eine romische Station namens Murus ausgegraben zudem wurden Munzen Strassenfragmente und eine Strassenrampe in Malogin am Weg uber den Septimerpass entdeckt Mittelalter Bearbeiten 488 kam das Bergell unter ostgotische Herrschaft 568 unter jene der Langobarden und 803 zur Grafschaft Como In der Zeit der karolingischen Reichsteilung bildete das Bergell um 840 das churratische Ministerium Bregallia der Loverobach war die Sudgrenze Churratiens 960 schenkte Konig Otto I das Bergell dem Bischof von Chur der dadurch die Kontrolle uber den Septimerpass und den Julierpass gewann Das Bergell war damals eine Talgemeinde mit weitgehenden Freiheitsrechten Der Landesausbau war um 1100 bereits fortgeschritten Von okonomischer Bedeutung waren das Transportgewerbe und die Kastanienwirtschaft Die Eroffnung der Gotthardroute beeintrachtigte das Transportgewerbe und bewirkte eine Verlagerung auf die Landwirtschaft Die Hochebene um Maloja die Alpweiden im Avers und im Val Madris wurden erschlossen Grundeigentumer waren die Ministerialenfamilien von Salis Planta Prevost Castelmur Stampa und der Bischof von Chur Die Befestigung Castelmur war gegen Como errichtet worden das um 1219 die Unterporta besetzt hatte 1367 schloss sich das Bergell als Hochgericht dem Gotteshausbund an Der Bischof von Chur behielt den Zoll und die Heersteuer und wahlte den Podesta den Statthalter aus einem Dreiervorschlag 1387 liess er eine gepflasterte Strasse von Tinizong uber den Septimerpass nach Plurs errichten 1474 erhielt Unterporta ein eigenes Bussengericht 1489 ein beschranktes Zivilgericht In Obporta dem oberen Teil bildeten sich die vier Squadren San Cassiano Piazza Vicosoprano Coltura und Borgonovo sowie die halbautonome Settima Casaccia In Unterporta dem unteren Teil gab es die Terzieri Castasegna Soglio und Bondo Von 1496 an wurde der Podesta von je acht Wahlmannern und einem Amtsnotar aus Unter und Obporta gewahlt Das gesamte Tal war einem einzigen vom Churer Bischof gewahlten Pfarrer unterstellt der in der Hauptkirche Nossa Donna Castelmur in der Burg Castelmur residierte Um 1520 gab es im Tal neun Priester jeder von ihnen wurde von einem Kaplan unterstutzt der sich um die Gemeinde kummerte Neuzeit Bearbeiten 1524 schlossen sich die drei Bunde zum Freistaat zusammen und das Bergell wurde 1526 von allen bischoflichen Feudalrechten befreit 1535 regelte eine Ordnung das Gerichtswesen neu Das Kriminalgericht fur das ganze Tal tagte nun in Vicosoprano das Zivilgericht fur Unterporta in Soglio Der Bischof von Chur verlor durch die Einfuhrung der Reformation in der Obporta ab 1532 auch seine kirchlichen Rechte 1 Italienische Ketzer die der Inquisition entkommen waren brachten reformatorische Gedanken ins Tal Der erste Reformator im Bergell war Bartolomeo Maturo ehemaliger Prior des Dominikanerklosters von Cremona Seine Arbeit hatte noch nicht durchschlagenden Erfolg 1546 wurde das Italienische zur Amtssprache erhoben was die politische Selbststandigkeit forderte 1550 kam der ehemalige katholische Bischof von Koper Pier Paolo Vergerio und wurde in Vicosoprano reformierter Pfarrer Mit seinen Predigten forderte und festigte er den neuen evangelischen Glauben bei den Talbewohnern 2 Er zog bereits 1553 nach Tubingen weiter um beim Herzog von Wurttemberg als Diplomat ein grosseres Tatigkeitsgebiet anzunehmen 1552 wurde auch im unteren Bergell die Reformation eingefuhrt auch hier hatten evangelische Glaubensfluchtlinge aus Italien die ihr Land verlassen mussten massgeblich mitgewirkt 3 4 5 Im unteren Bergell ereignete sich am 4 September 1618 ein schwerer Bergsturz Vom Monte Conto losten sich infolge von Unterhohlungen durch Specksteinabbau grosse Felsmassen die das Stadtchen Piuro Plurs damals der wohlhabendste Ort Graubundens samt dem bergwarts liegenden Ortsteil Scilano Schilan unter Gesteinstrummern begruben Der Kommissar von Chiavenna Fortunat Sprecher nennt in seinem zweiten Bericht an die Bundner Regierung in Chur 930 Opfer 6 Sprechers Zeitgenosse der Historiker Benedetto Parravicini erhohte die geschatzte Zahl um 300 auf 1200 insgesamt 7 Gegenreformatorische Versuche der Dominikaner und Jesuiten unter Schutz der Familie Salis blieben erfolglos ebenso solche der Kapuziner 1622 unter dem Schutz papstlicher Truppen Notzeiten erlebte die Talbevolkerung wahrend der Bundner Wirren als es 1621 zu Verwustungen durch spanische Truppen kam Mit dem Verlust des Veltlins 1798 wurden der schweizerische Teil des Bergells fur Graubunden zur Randregion und das Italienische zur Minderheitensprache 1827 1828 wurde die Strasse uber den Malojapass gebaut was 1834 1840 zur Aufgabe des Saumwegs uber den Septimerpass fuhrte Das ehemalige Hochgericht Bergell ist seit 1851 ein Kreis des Bezirks Maloja 1803 zahlte das Schweizer Bergell noch 2170 Einwohner seither erlitt es eine starke Abwanderung 1990 lebten noch 1434 Bewohner hier Auch die pragende Berglandwirtschaft verlor an Bedeutung Wasserkraftnutzung und Tourismus brachten Geld und neue Arbeitsplatze ins Bergtal 8 Bis 2009 bestand das Schweizer Bergell aus den Gemeinden Bondo Castasegna Soglio Stampa und Vicosoprano die dann zur Gemeinde Bregaglia fusionierten Der Bregaglia zugehorige Kreis Bergell dessen einzige Gemeinde sie war wurde 2015 aufgelost Seit 2016 ist das Bergell Teil der Region Maloja Am 23 August 2017 kam es in der Val Bondasca einem Seitental zu dem seit Jahrzehnten schwersten Bergsturz in Graubunden der acht Menschenleben forderte Kunst Kultur und Tourismus BearbeitenIn der Nahe von Promontogno steht die Kirche Nossa Donna Castelmur in der die Barone von Castelmur begraben wurden In der Kirche San Martino in Bondo sind Fresken aus dem 15 Jahrhundert zu sehen In Castasegna Vicosoprano und Soglio stehen weitere reformierte Kirchen Das Bergell ist beruhmt geworden durch den italienischen Maler Giovanni Segantini und die Kunstlerfamilie Giacometti aus Stampa In den Kirchen von Borgonovo und Coltura befinden sich Werke des Kunstlers Augusto Giacometti 9 Auch die Kunstlerin Elvezia Michel Baldini wirkte im Bergell Der Dichter Rainer Maria Rilke lebte unter anderem in Soglio Der Palazzo Castelmur ist eines der Wahrzeichen des Bergells Das Gebaude geht auf den Baron Giovanni von Castelmur zuruck der einer der altesten Familien des Bergells entstammt sein Geld aber als Kaufmann in Frankreich und seinen Adelstitel vermutlich ebenfalls dort kauflich erworben hat 10 Heute gehort der Palazo der Gemeinde Stampa und ist als Museum offentlich zuganglich Im obersten Stockwerk befindet sich eine Ausstellung uber die Geschichte der Zuckerbacker Migration aus dem Bergell und dem Engadin beispielsweise wurde das beruhmte Cafe Josty in Berlin das man aus Erich Kastners Emil und die Detektive kennt von Migranten aus Sils Maria gegrundet Ebenfalls untergebracht ist im Palazzo das Historische Archiv des Bergells das von der Societa culturale di Bregaglia gepflegt wird und auch online zur Verfugung steht Viele Fotografien sind digitalisiert Das Bregaglia Quartett wurde 2004 anlasslich der Musiktage Bergell ital Incontro musicale Bregaglia in Vicosoprano unter der kunstlerischen Leitung Christian Sikorskis von der Musikhochschule Stuttgart gegrundet Durch das Bergell fuhren markierte Wanderwege der Via Bregaglia 11 Die sudlich des Bergells liegende Bergkette ist vor allem auch bei Kletterern beliebt mit der Fiamma als Wahrzeichen 12 Uber Ereignisse und Themen aus dem Bergell berichtet die Radiosendung Voci del Grigione italiano Literatur BearbeitenAdolf Collenberg Bergell In Historisches Lexikon der Schweiz Themenschwerpunkt Bergell In Berge Das internationale Magazin der Bergwelt Ausgabe Nr 29 April 1988 ISSN 0947 5958 Zum Dialekt Luigi Giacometti Dizionario del dialetto bregagliotto Variante di Sopraporta Traduzioni in italiano romancio tedesco Edizioni Casagrande Bellinzona 2012 Marco Ranzoni Hrsg Repertorio del dialetto bregagliotto a partire dai termini in italiano e in tedesco Edizioni Casagrande Bellinzona 2015 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Bergell Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Website Bregaglia Ritratto della Val Bregaglia nel 1972 italienisch auf lanostrastoria ch entries Bergell auf der Plattform ETHoramaEinzelnachweise Bearbeiten Berthold W Haerter Auf den Spuren der Reformation durchs Bergell im Zusammenhang mit dem Reformationsjubilaum und Moglichkeiten zum Gemeindeaufbau PDF Website bregaglia mit Site Kirchen des Bergells Memento vom 16 Mai 2016 im Internet Archive 450 Jahre Reformation im Bergell Artikel in der NZZ 8 August 2002 Simona Rauch La Riforma in Bregaglia Vicosoprano 5 Oktober 2014 Manfred Edwin Welti Kleine Geschichte der italienischen Reformation Schriften des Vereins fur Reformationsgeschichte Band 193 Gutersloher Verlagshaus Gerd Mohn Gutersloh 1985 digitalisiert 2006 University of Michigan ISBN 978 3 5790 1663 4 S 91 134 Das Exil Rapporto del 26 agosto 1618 5 settembre di Fortunat Sprecher al Governo di Coira Rapport von Fortunat Sprecher fur die Regierung in Chur und Descrizione dell evento del 1629 e 1691 Associazione Italo Svizzera per gli scavi di Piuro abgerufen am 22 August 2018 italienisch Antonio Colombo Piuro Sepolta L Ariete Milano 1969 SBN IT ICCU SBL 0367969 Adolf Collenberg Bergell In Historisches Lexikon der Schweiz Website bregaglia mit den Kirchen des Bergells Memento vom 16 Mai 2016 im Internet Archive Website des BERGELL BLOG Private Seite Wanderungen im Bergell Memento des Originals vom 6 Februar 2013 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www graubuenden ch in der Liste der Regionen Bregaglia Engadin auswahlen Klettern in der Schweiz Bergell Fiamma Graubunden Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bergell amp oldid 237171479