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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Bastard Begriffsklarung aufgefuhrt Bastard ist eine seit dem Mittelalter ubliche und jahrhundertelang keineswegs als ehrenruhrig empfundene Bezeichnung fur ein uneheliches Kind eines Adligen Der Begriff war ursprunglich ein fester Terminus des Feudalwesens zur Bezeichnung eines vom adligen Vater rechtlich anerkannten Kindes 1 Wenn die Bestatigung des Vaters fehlte oder dieser nicht adlig war nannte man ein uneheliches Kind Bankert 2 oder Kegel Der Ausdruck Bastard wurde erst viel spater auch als Schimpfwort benutzt In der Biologie und im Zuchtwesen ist Bastard eine veraltete Bezeichnung fur eine Hybride 3 Inhaltsverzeichnis 1 Begriff und Rechtsstellung 2 Beispiele 3 Abwertender Sprachgebrauch 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseBegriff und RechtsstellungDas Wort Bastard geht uber mittelhochdeutsch bast h art zuruck auf altfranzosisch bastard abgeleitet vom lateinischen bastum Packsattel 4 Die weitere Wortherkunft ist nicht eindeutig geklart 5 aber das franzosische Synonym fur batard lautet fils de bast und deutet auf Kind vom Sattel hin also das Kind eines Durchreisenden Die Bezeichnung betraf vor allem Sohne die mit Frauen niedrigeren Standes gezeugt wurden mit denen der adelige oder hochadelige Vater nicht verheiratet war Bastarde sind daher zu unterscheiden von Morganaten den Kindern aus nicht ebenburtigen Ehen nbsp Wappen des Bastard von Orleans Jean de Dunois mit Bastardfaden Bastarde behielten im Abendland normalerweise den Stand ihrer Mutter und hatten nicht die Privilegien der ehelichen Kinder Sie konnten vom adligen Vater aber rechtlich anerkannt legitimiert werden und waren dann in der Regel auch berechtigt dessen Wappenbild zu fuhren aber nur unter Beifugung eines Bastardfadens oder eines entsprechenden die Unehelichkeit anzeigenden Beizeichens wie etwa dem Einbruch 6 Bastardwappen 7 Sofern der Vater die Mutter spater heiratete wurden die zuvor geborenen Kinder nach Adels und katholischem Kirchenrecht aber nicht nach angelsachsischem Recht nachtraglich als ehelich legitimiert lat legitimatio per matrimonium subsequens Legitimation durch nachfolgende Eheschliessung und waren damit keine Bastarde mehr So heiratete der Stauferkaiser Friedrich II seine langjahrige Geliebte Bianca Lancia kurz vor ihrem und seinem Tod um die drei gemeinsamen Kinder zu legitimieren und damit die Anzahl seiner legitimen Nachkommen und moglichen Nachfolger zu erhohen 8 was sich spater durch die Thronbesteigung Manfreds von Sizilien auch realisierte Wenn jedoch die Gemahlin eines Adligen unfruchtbar war oder alle seine Nachkommen vorzeitig verstarben konnte ein Bastard oft die Erbfolge antreten jedenfalls bei Allodialgutern Der Vater konnte aber auch andere Verwandte als Erben einsetzen Bei Lehnsgutern war die Lehnsnachfolge jedoch fur Bastarde in aller Regel ausgeschlossen sie waren nicht lehnsfahig andere adlige Verwandte konnten mit besserem Recht beim Lehnsherrn die Belehnung fordern Dies galt erst recht fur Reichslehen die Lehen der weltlichen Reichsstande also Kurfursten Reichsfursten und regierende Grafen und die damit verbundenen Regierungsfunktionen Diese konnten weder auf Bastarde noch auf morganatische Kinder ubergehen Bastarde gehorten nach Adelsrecht auch nicht dem Adelsstand an ausser wenn sie neben der Legitimation durch den Vater einen Adelsbrief vom Kaiser oder Landesherrn erhielten Bei ausserehelichen Kindern von Angehorigen regierender Furstenhauser hoher Adel war dies oft der Fall beim niederen Adel nur selten wenn aber auch die Mutter der Bastarde selbst dem Adel angehorten wurden den Kindern in der Regel Adelstitel verliehen Wenn die Ehefrau eines Adligen wahrend der Ehe von einem anderen Mann ein Kind gebar hing es von der Reaktion des Ehemannes ab was aus dem Kind wurde Er konnte es stillschweigend als eigenes behandeln dann galt es als von ihm ehelich geboren wie etwa bei Dorothea von Sagan Falls dennoch Zweifel aufkamen wie bei der Geburt des spanischen Konigs Alfons XII konnten diese seine Stellung gefahrden Der Ehemann konnte das Kind aber auch als ausserehelich zuruckweisen Wenn er nicht reagierte wie Wilhelm der Schweiger als seine getrennt lebende Frau die Tochter Christine von Diez gebar und offentliche Zweifel aufkamen wurde das Kind als Bastard behandelt Doch wurden aussereheliche Verhaltnisse von Ehefrauen schon deshalb nicht geduldet und oft streng geahndet wie beim Skandal um den Tour de Nesle oder der Konigsmarck Affare weil die Legitimitat der Dynastie in Frage stand Beispiele nbsp Wilhelm der Eroberer William I von England Guillaume le Batard Teppich von Bayeux In manchen Regionen Europas gab es allerdings in der Zeit vor der Entstehung des Briefadels also im Fruh und Hochmittelalter Ausnahmen in denen Bastarde die Erbfolge antraten und ohne weitere Rechtsakte allgemein anerkannt wurden Der Bastard Karl Martell erkampfte sich die machtige Stellung als frankischer Hausmeier gegen seine legitimen Halbbruder und ihre Sohne Wilhelm der Eroberer William I auf den das britische Konigshaus seine Abstammung und seine englischen Thronanspruche zuruckfuhrt wurde zeitgenossisch auch als Guillaume le Batard bezeichnet da er aus nicht kirchlicher polygamer Beziehung des normannischen Herzogs Robert I mit der Tochter eines Lohgerbers stammte Johann I von Portugal ein unehelicher Sohn Konig Peters I 1367 verteidigte die Unabhangigkeit Portugals gegen Kastilien und begrundete das Haus Avis Sein eigener nichtehelicher Sohn Alfons von Braganza 1461 begrundete als Nebenlinie das Haus Braganza und wurde zum Herzog erhoben 1640 folgte das Haus Braganza dem erloschenen Haus Avis auf den Thron und regierte bis 1853 Auch im schottischen Clan Douglas etwa wurde die Erbfolge im Spatmittelalter immer wieder durch Bastarde fortgefuhrt so von den beiden Sohnen des James Douglas 2 Earl of Douglas zu deren Nachfahren die spateren Dukes of Queensberry gehoren oder mit dem Bastard George Douglas 1 Earl of Angus dem Begrunder der machtigen Roten Douglas Ahnliches geschah etwa bei den Scaligern als Stadtherren in Oberitalien Der Nepotismus am Heiligen Stuhl begunstigte nicht nur Neffen sondern oft auch papstliche Bastarde wie Cesare Borgia oder Pier Luigi Farnese Kaiser Karl V erkannte von einer grosseren Zahl unehelicher Kinder nur zwei an Margarethe von Parma und Juan de Austria die beide eine herausragende Rolle spielen sollten In Frankreich verheiratete Ludwig XIV seine Bastarde in die eigene Familie da sie trotz hoher Titel weder auf internationaler Ebene noch in den stolzen franzosischen Adel vermittelbar waren So fiel seine Schwagerin Liselotte von der Pfalz zeitweise in Ungnade als sie sich vehement gegen die erzwungene Heirat ihres Sohnes Philippe mit Ludwigs XIV ausserehelicher Tochter Francoise Marie de Bourbon wehrte die sie als Bastard aus doppeltem Ehebruch bezeichnete 9 Etliche britische Herzogsfamilien stammen von Bastarden englischer und schottischer Konige ab Vom mittelalterlichen Konigshaus Plantagenet die Dukes of Beaufort von Bastarden des Konigshauses Stuart leiten sich her Duke of Grafton Duke of St Albans Duke of Buccleuch Duke of Richmond und Fitz James Duke of Berwick and Albemarle Ein weiterer der Duke of Monmouth versuchte 1685 sogar mittels einer Rebellion gegen seinen Onkel Jakob II auf den Thron zu kommen was ihn den Kopf kostete Wahrend das Haus Stuart nach franzosischem Vorbild und in demonstrativer Gleichgultigkeit gegenuber seinen politischen Gegnern aus den Reihen der religiosen Puritaner recht grosszugig Herzogstitel an seine Bastarde verlieh ubte das nachfolgende Haus Hannover dessen dynastisches Erbrecht nicht unumstritten war in dem vom protestantischen Pietismus gepragten 18 und 19 Jahrhundert damit eher Zuruckhaltung indem es fur seine zahlreichen Bastarde keine Dukedoms kreierte und auch nur in seltenen Fallen Peerswurden Die unehelichen Sohne wurden stattdessen meist unter burgerlichen Namen in die Armee gesteckt nur wenige erhielten den Earl Titel Madchen wurden ofters mit Peers verheiratet teilweise auch bei Pflegeeltern versteckt Napoleon III werden acht aussereheliche Kinder mit verschiedenen Frauen zugeschrieben die er jedoch im pruden 19 Jahrhundert und angesichts seiner politisch ungesicherten Position allesamt nicht anerkannte und die bei ihren Muttern unter deren Namen aufwuchsen Beispiele deutscher furstlicher Bastarde sind etwa die acht ausserehelichen Kinder August des Starken um die er sich fursorglich kummerte darunter der Feldherr Moritz von Sachsen Ferner etwa die Fursten von Bretzenheim die Grafen Holnstein und Waldersee oder die Herren von Luneburg Furst Franz von Anhalt Dessau hatte zahlreiche Kinder aus verschiedenen ausserehelichen Verbindungen von denen einige geadelt wurden andere nicht Abwertender SprachgebrauchNoch in der Fruhen Neuzeit wurde die Bezeichnung keineswegs als ehrenruhrig oder anstossig empfunden Vielmehr wurde sie von den Vatern und auch von den betreffenden Personen die stolz auf ihre adelige Abstammung vaterlicherseits waren selbst benutzt 10 11 Das Wort wurde spater allgemein auf Menschen angewendet die als minderwertig empfunden wurden und entsprechend auch als Schimpfwort verwendet 5 Die Verwendung als Schimpfwort geht darauf zuruck dass Bastarde aus Sicht Adeliger unreinen Blutes waren also minderwertiger als echte Adelige Hinzu kommt dass aussereheliche Verbindungen insbesondere von der katholischen Kirche als sundig bewertet wurden siehe Ehebruch im Christentum Siehe auchBaster afrikaans fur Bastard Mamser Begriff im judischen Gesetz Liste bekannter Bastarde in der franzosischen Wikipedia Liste de batardsLiteraturAlfred Blomer Das uneheliche Kind in der Familienforschung In Mitteilungen der Westdeutschen Gesellschaft fur Familienkunde Band 45 Jahrgang 100 Heft 8 Oktober Dezember 2012 S 235 242 Weblinks nbsp Wiktionary Bastard Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenEinzelnachweise Duden Etymologie Herkunftsworterbuch der deutschen Sprache 2 vollig neu bearbeitete und erweiterte Auflage von Gunther Drosdowski Hrsg Der Duden Band 7 Mannheim Wien Zurich Dudenverlag 1989 ISBN 3 411 20907 0 S 66 Duden online Bankert Gerhard Wagenitz Worterbuch der Botanik Morphologie Anatomie Taxonomie Evolution 2 erweiterte Auflage Nikol Hamburg 2008 ISBN 978 3 937872 94 0 dem Ort der Zeugung der Unehelichen in den Kreisen der Maultiertreiber Bezeichnung fur die Nachkommen von zwei rasseverschiedenen Individuen also Rassemischling Taschenbuch fur Kriminalisten 1952 S 142 Verlag Deutsche Polizei GmbH Hamburg a b Duden online Bastard Eduard Freiherr von Sacken Katechismus der Heraldik Grundzuge der Wappenkunde Leipzig 1893 S 141 Bernhard Peter Der Bastardfaden und andere Kennzeichen illegitimer Geburt online abgerufen am 21 Juli 2014 Olaf B Rader Friedrich der Zweite Der Sizilianer auf dem Kaiserthron Munchen 2010 S 254 Dirk Van der Cruysse Madame sein ist ein ellendes Handwerck Liselotte von der Pfalz Eine deutsche Prinzessin am Hof des Sonnenkonigs Munchen 2001 S 382 388 Hans G Truper Unebenburtige Nachkommen von Bremer Domherren und Landadeligen im 16 und 17 Jahrhundert Johann Samuel Ersch Allgemeine Encyklopadie der Wissenschaften und Kunste Band 1 1822 S 61 Normdaten Sachbegriff GND 4112672 5 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bastard amp oldid 238474355