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Die im antiken Griechenland entwickelte Astronomie ist einerseits die Basis der heutigen Himmelskunde andererseits stellt sie den Beginn der Naturwissenschaft uberhaupt dar Sie fusste zwar auf den Vorstellungen und Daten der mesopotamischen Astronomie ging aber durch eine echte wissenschaftliche Deutung der Himmelsphanomene und die Entwicklung spezieller Messinstrumente weit uber sie hinaus Es gibt nur wenige direkte Quellen antiker Astronomen doch werden viele Arbeiten in den Schriften griechischer Naturphilosophen zitiert oder blieben als arabische Ubersetzungen erhalten wo sie einen Ausgangspunkt der arabischen Astronomie bildeten Inhaltsverzeichnis 1 Ionische Naturphilosophie 2 Geozentrisches Weltsystem 3 Weitere Theorien und Erkenntnisse 4 Physikalische Aspekte 5 Siehe auch 6 Literatur 7 EinzelnachweiseIonische Naturphilosophie BearbeitenDie Anfange der griechischen Astronomie sind mit den Forschungen der ionischen Naturphilosophen anzusetzen Ihr bekanntester Vertreter war Thales von Milet 8alῆs ὁ Milhsios ca 624 547 v Chr Der Mathematiker und Astronom gilt als der erste Philosoph und Wissenschafter der abendlandischen Tradition Seine astronomischen Kenntnisse erwarb er vermutlich auf einer Studienreise nach Mesopotamien und oder Agypten Denn eine seiner hervorragenden Leistungen war die genaue Vorhersage der Sonnenfinsternis vom 28 Mai 585 v Chr in Kleinasien wahrend der die vorgewarnte lydische Armee den langjahrigen Krieg gegen die Meder fur sich entscheiden konnte Den Saroszyklus mit dem sich Finsternisse aller 18 03 Jahre wiederholen hatten wahrscheinlich bereits altbabylonische oder zumindest chaldaische neubabylonische Priesterastronomen entdeckt In die fruhgriechische Astronomie gingen auch mesopotamische Daten weiterer Himmelszyklen ein wie der synodische Monat mit 29 53062 Tagen wahrer Wert 29 53059 Tage die genaue Jahreslange und Ekliptikschiefe und die Umlaufzeiten der damals 5 bekannten Planeten Fur Venus und Mars waren sie auf beachtliche 0 2 Stunden bzw 1 Stunde genau Die hohe Prazision dieser Zahlenwerte basiert auf Messdaten uber 25 Jahrhunderte von denen noch tausende Tontafeln gefunden wurden 1 Durch Griechenland vermittelt ubernahm Europa auch die agyptische 24 Stunden Zahlung die 360 der Winkelmessung und mathematischen Methoden zur Vorausberechnung von Mond und Planetenortern siehe Ephemeriden Thales Schuler und Nachfolger Anaximander hatte den revolutionaren Gedanken dass die Erde frei im Raum schwebe wahrend sie vorher als Insel auf dem Urmeer gedacht wurde Dadurch und mit der von Pythagoras postulierten Kugelform der Erde eroffnete sich die Moglichkeit ein erstes geozentrisches Weltbild zu entwickeln Darin steht die Erde im Zentrum des Weltalls und wird von Mond Sonne und den funf mit blossem Auge sichtbaren Planeten auf konzentrischen durchsichtigen Spharen umkreist 2 Die ausserste Kugelschale mit dem Sternhimmel dreht sich ganz gleichmassig in 23 Stunden 56 Minuten In der popularen Vorstellung besorgt dies eine Gottheit siehe Mythos vom Sonnenwagen wahrend es spater fur den Universalgelehrten Aristoteles 384 322 v Chr die Wirkung des Weltenschopfers Unbewegter Beweger ist Geozentrisches Weltsystem BearbeitenIm homozentrischen System des Eudoxos von Knidos ca 395 340 v Chr erfolgen alle Bewegungen auf Kreisbahnen um das Erdzentrum 3 Doch wahrend die Sonne noch relativ gleichmassig allerdings 23 5 schrag zum Himmelsaquator um die Erde kreist mussen bei der Mondbahn drei merkliche Ungleichheiten ins Rechenmodell einfliessen spater wurden dafur sogar 12 weitere Parameter eingefuhrt Bei den Planeten wird es noch schwieriger denn sie beschreiben jedes Jahr unter den Sternen eine mehrmonatige Schleife Bei den ausseren Planeten ist sie durch die raschere Erdbahn um die Sonne erklarbar wie 1543 Kopernikus erkannte 4 Fur diese Zusatzbewegungen nahmen Apollonios von Perge 262 190 v Chr und Hipparchos von Nikaia 190 120 v Chr exzentrische Kreisbahnen mit aufgesetzten Epizykeln zu Hilfe Die hochste Prazision der Geozentrik erreichte hingegen erst 300 Jahre spater Claudius Ptolemaus ca 100 160 n Chr Er fuhrte weitere Bahnneigungen der Hilfskreise sowie Ausgleichspunkte um fiktive exzentrisch gelegene Punkte ein und bestimmte die Mondbahn als Eilinie in durchschnittlich 60 Erdradien Entfernung Dieses Standardmodell konnte alle freiaugig messbaren Himmelsbewegungen erklaren und galt unangefochten bis ins 16 Jahrhundert womit Ptolemaus als bedeutendster Astronom aller Zeiten anzusehen ist Das 1543 von Kopernikus publizierte heliozentrische Weltsystem konnte namlich erst 1838 durch Friedrich Wilhelm Bessel endgultig bewiesen werden Denn dass hinter der Saturnbahn eine ungeheure Leere von mehr als 4 Lichtjahren herrschen sollte erschien auch vielen Wissenschaftlern der Neuzeit unglaubwurdig Ein fruher Vorganger des Kopernikus war Aristarch von Samos 310 230 v Chr der die Erde um die Sonne kreisen liess Er wurde der Gottlosigkeit angeklagt und busste seine Hartnackigkeit mit mehreren Jahren Verbannung Ein Zwischenmodell geht auf Herakleides Pontikos ca 390 320 v Chr zuruck bei dem die inneren Planeten Merkur und Venus um die Sonne kreisen die sich ihrerseits wie Mond und Fixsternsphare um die zentrale Erde drehen Einen ahnlichen Kompromiss zwischen geo und heliozentrischem System vertrat um 1590 auch Tycho Brahe Weitere Theorien und Erkenntnisse BearbeitenIn der Schule der Pythagoreer wurde statt des sich drehenden Sternhimmels uber eine mogliche Erdrotation spekuliert Diese Theorie des Hiketas von Syrakus entstand aus philosophischen und mechanistischen Uberlegungen setzte sich aber nicht allgemein durch Philolaos stellte sich die Bewegung der Erde gemeinsam mit einer Gegenerde der Sonne und aller Planeten um ein mythisches Zentralfeuer vor Die Gegenerde sei unsichtbar weil sie der Erdkorper vor unserem Blick verdecke Dieses pyrozentrische System begrundet Philolaos u a mit der heiligen Zehn fur die Anzahl der beteiligten Himmelskorper Platon formulierte eine gottliche Weltschopfung nach dem Idealbild von Kreis und Kugel Es wirkte weit uber die Antike hinaus und bescherte noch Johannes Kepler langjahrige Zweifel ob die Planetenbahnen wirklich Ellipsen sein konnten Platon und die Neuplatoniker philosophierten auch uber das Licht und eine mogliche Lichtmysthik Sein Schuler Aristoteles entwickelte die Grundlagen der antiken Physik die bis zum Beginn der Neuzeit vorherrschte Das Universum besitze zwei physikalisch differierende Bereiche namlich den sublunaren unter dem Mond Bereich mit den Spharen der vier Elemente deren unterste die Erde ist und dem vom Element des Athers erfullten supralunaren uber dem Mond Bereich mit den Planeten zu denen auch Sonne und Mond zahlten und den Fixsternen in jeweils eigenen Spharen Die schweren Materialien sinken naturlicherweise zum Weltmittelpunkt tendieren also zum Geozentrum die leichten steigen empor Jede Kraft verursacht Bewegung anstatt Beschleunigung Dieses physikalische System wird erst durch Galilei revolutioniert Physikalische Aspekte BearbeitenEs ware ubertrieben der griechischen Antike bereits den Beginn einer Astrophysik zuzuschreiben Dennoch wurden wesentliche Uberlegungen hervorgebracht Die Etablierung des bis heute gultigen gleichformig rotierenden astronomischen Koordinatensystems und die Feststellung langsamer Sternbewegungen Eigenbewegungen in diesem System durch Hipparch die Entwicklung zahlreicher Messinstrumente wie Astrolabium und Gnomon Schattenstab Groma und Dioptra Winkelmesser mit Diopter Chorobates Nivelliergerat Triquetrum Armillarsphare usw das System der Sternhelligkeiten vom hellsten 1 Grosse bis zu den gerade noch sichtbaren Sternen 6 Grosse Nach ihm wurde im 19 Jahrhundert eine streng logarithmische Skala definiert die Entdeckung der Prazession einer langsamen Kegelbewegung der Erdachse analog den Kreiselgesetzen die Uberlegung was die Quelle der Sonnenenergie sein konnte Die Sonne muss heisser als die beste Kohle brennen wurde aber selbst dann nur begrenzte Zeit leuchten Anaxagoras 499 428 v Chr kam zu dem Schluss die Sonne musse mindestens so heiss wie ein gluhender Stein sein die Frage was das himmlische Band der Milchstrasse sein konnte Demokrit 460 371 v Chr halt sie fur eine Ansammlung von Sternen die einzeln unter der Sichtbarkeitsgrenze liegenSiehe auch BearbeitenAstronomie im Alten Agypten Zeittafel AstronomieLiteratur BearbeitenFriedrich Becker Geschichte der Astronomie Bibliogr Institut Mannheim 1968 Wolfgang R Dick Jurgen Hamel Hrsg Beitrage zur Astronomiegeschichte Bd 5 Acta Historica Astronomiae Harri Deutsch Frankfurt M 2002 ISBN 3 8171 1686 1 Jurgen Hamel Geschichte der Astronomie Kosmos Franckh Stuttgart 2002 ISBN 3 440 09168 6 Ernst Kunzl Himmelsgloben und Sternkarten Astronomie und Astrologie in Vorzeit und Altertum Theiss Stuttgart 2005 ISBN 3 8062 1859 5 Jean Meeus Astronomische Algorithmen Barth Leipzig 20002 ISBN 3 335 00400 0 Gunter D Roth Astronomiegeschichte Astronomen Instrumente Entdeckungen Kosmos Franckh Stuttgart 1987 ISBN 3 440 05800 X Bartel Leendert van der Waerden Erwachende Wissenschaft Bd 2 Anfange der Astronomie Birkhauser Basel 19802 Einzelnachweise Bearbeiten John M Steele A brief introduction to astronomy in the Middle East Saqi London 2008 ISBN 978 0 86356 428 4 Jurgen Mittelstrass Art Geozentrisch geozentrisches Weltsystem in HWPh Bd 3 S 329 ff O Becker 1957 Das mathematische Denken der Antike p 80 ff Wegen dieser bis ins Mittelalter ratselhaften Bewegungen hatten die Babylonier jedem Planeten eine Gottheit zugeordnet denen die heutigen lateinischen Planetennamen entsprechen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Astronomie der Antike amp oldid 232924356