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Aegyptiaca altgriechisch Aἰgyptiaka ist der ubliche lateinische Titel einer von Manetho verfassten Chronik zur altagyptischen Politik Religion und Geschichte Der Autor Manetho war wohl ein Priester aus Sebennytos in Unteragypten der wahrscheinlich unter den Pharaonen Ptolemaios I Ptolemaios II und Ptolemaios III lebte Georgios Synkellos setzte Manethos Wirken gleichzeitig mit oder etwas spater als Berossos in die Regierungszeit von Ptolemaios II 285 246 v Chr unter welchem er die Aegyptiaca verfasst haben soll Manethos Motive durften einerseits in der ptolemaischen Unkenntnis der altagyptischen Sprache und andererseits im Widerlegen von Herodots Berichten uber die altagyptische Geschichte begrundet sein 1 Papyrus Baden 4 59 Verso funftes Jahrhundert n Chr Vermutete Teilabschrift der Epitome basierend auf den AegyptiacaDie Aegyptiaca bestanden ursprunglich aus drei Buchern die von spatantiken Gelehrten und Historikern in Teilen abgeschrieben und ubersetzt wurden Das Fehlen der Originalschriften Manethos veranlasste unter anderem auch die Agyptologie zu kritischen Untersuchungen der vorliegenden Abschriften da ohne eine genaue Analyse ein falsches Bild uber die tatsachlichen Inhalte entsteht Unter Berucksichtigung dieser gebotenen Vorsicht werden Manethos Berichte als Grundpfeiler hinsichtlich der altagyptischen Geschichte angesehen da Manetho die durchgehende Herrscherabfolge in 30 Dynastieabschnitte aufteilte die in der Agyptologie das chronologische Gerust bilden Inhaltsverzeichnis 1 Hintergrunde 1 1 Die Abschriften 1 2 Mogliche Quellen 2 Die drei Bucher Manethos 2 1 Buch 1 Ara der Gotter und Totengeister sowie Konige bis zur 11 Dynastie 2 2 Buch 2 Konige von der 12 bis zur 19 Dynastie 2 3 Buch 3 2 3 1 Konige von der 20 bis zur 31 Dynastie 2 3 2 Abschluss des dritten Buches 2 4 Georgios Synkellos und abweichende Angaben 3 Moderne Forschung und Rezeption 4 Historiografie 5 Literatur 6 EinzelnachweiseHintergrunde BearbeitenDie Abschriften Bearbeiten Da Manethos Werke fruhzeitig verschollen sind stellt sich die Frage welche Teile der manethonischen Verzeichnisse die auf der uberlieferten Version eines unbekannten Verfassers des ersten Jahrhunderts v Chr basieren historisch korrekt wiedergegeben wurden Die so ubernommenen Auszuge Epitomen Herrschernamen und Fragmente fanden in den Werken der Geschichtsschreiber Flavius Josephus Iulius Africanus und Eusebius Berucksichtigung wobei zweifelsfrei grossere Passagen der Aufzeichnungen nicht von Manetho selbst stammen Georgios Synkellos ubersetzte im achten Jahrhundert n Chr einige der erhalten gebliebenen Abschriften der Abschriften Uber Eusebius Fragmente hinaus existiert zusatzlich noch eine armenische Ubersetzung die jedoch zusatzlich weitere frei erfundene Aussagen enthalt Epitomen der Geschichte Manethos wurden zu einem fruheren Zeitpunkt verfasst aber nicht durch Manetho selbst auch wenn es in Form von Listen der Dynastien und der herausragenden Konige oder besonderen Ereignisse denkbare Grunde fur diese Annahme gibt Das Hauptanliegen der judischen Historiker wie beispielsweise Flavius Josephus und der christlichen Chronisten bestand darin Inhalte der Bibel mit der altagyptischen Geschichte zu harmonisieren um historische Beweise hinsichtlich der Authentizitat des Alten Testamentes zu erhalten Die manethonisch uberlieferten Epitomen waren daher eine willkommene Grundlage Aussagen hinzuzufugen oder zu verfalschen So berichten die Aegyptiaca beispielsweise sehr ausfuhrlich von der Schreckensherrschaft der Hyksos Biblische Vergleichsversuche schlagen sich besonders in der Erzahlung der Moses Geschichte nieder Aber auch andere legendenhafte Erzahlungen scheinen die Autoren interessiert zu haben so zum Beispiel die Legende vom Pharao Bocchoris der von seinem Nachfolger oder Gegenkonig Schabaka lebendig verbrannt worden sein soll Das Weglassen bestimmter historischer Begebenheiten hingegen ist tatsachlich nur im Buch der Sothis nachweisbar Der Begrunder der christlichen Chronologie Julius Africanus dessen Werk Historiae griechisch Kestoi kurz nach 221 n Chr verfasst wurde uberliefert die Epitome in einer akkurateren Form wahrend Eusebius dessen Werk aus der Zeit um 325 n Chr datiert verantwortlich fur grossere unberechtigte Anderungen der ursprunglichen Vorlage ist Selbst aus der schlussigen Erklarung der Ubertragungen von Manethos Texten wird ersichtlich dass weiterhin viele Probleme bestehen und dass es extrem schwierig ist Sicherheit in Bezug auf das zu erlangen was wirklich manethonisch und was unecht oder unvollstandig ist 2 Wenn also heute in der Agyptologie gegebenenfalls von Manetho Josephus Manetho Africanus oder Manetho Eusebius die Rede ist dann ist mit dem jeweiligen zweiten Namen in der Klammer der zitierende Autor der eigentlichen Aussage des agyptischen Priesters Manetho gemeint Mogliche Quellen Bearbeiten Im Zusammenhang der Aussagen Manethos die von grossem Interesse fur Agyptologen und Historikern sind bleibt die Frage woher Manetho seine Informationen bezog Die vergottlichte und mystifizierte Vorgeschichte die er teilweise erdachte und verfasste ist zweifellos auf fur Manethos Epoche typische politisch religiose Weltanschauungen zuruckzufuhren Schwierig wird es jedoch im Falle der sogenannten Konigsliste Manetho weiss in seinen Erzahlungen bei bestimmten Konigen von ganz besonderen Vorkommnissen zu berichten bei denen sofern sie auf Wahrheiten beruhen deutlich wird dass es sich um Detailwissen handelt zu dem einfache Schreiber und Beamte keinen Zugriff hatten Manetho hatte offensichtlich damals unschatzbare Vorteile um eine exzellente Geschichte Agyptens verfassen zu konnen Er muss Zugang zu allen nur erdenklichen Aufzeichnungen gehabt haben Papyri aus den Tempel Archiven hieroglyphische Tafeln Wandskulpturen und unzahlige Reliefinschriften Zu diesen Aufzeichnungen hatten im alten Agypten nur Hohepriester Zugang und diese Tatsache lasst daher den Schluss zu dass Manetho ein solcher Hohepriester war Insgesamt scheint das Werk vollkommen in der Tradition altagyptischer Annalen zu stehen die Ereignisse auflisten ohne sie weiter kritisch zu analysieren Mehrmals kommt der Verdacht auf dass auch volkstumliche Erzahlungen ohne grossen historischen Wert in die Darstellungen eingeflossen sind 3 Die drei Bucher Manethos BearbeitenDer Aufbau der Konigslisten ist von der Strukturierung und vom Satzbau her stets gleich Jede Dynastie wird mit der Benennung des neuen Konigshauses eingeleitet darauf folgen Name und Regierungsdauer eines jeden Herrschers Im Anschluss folgt bei manchen Regenten beispielsweise Necherophes eine Anekdote zu einem besonderen Ereignis das unter dem jeweiligen Konig stattgefunden haben soll Bei einigen Dynastien wurde auf eine Namensauflistung verzichtet und stattdessen die gesamte Dynastie in einem Satz zusammengefasst Die Namen der Konige werden stark grazisiert wiedergegeben und sind daher oft nur schwer zuzuordnen Buch 1 Ara der Gotter und Totengeister sowie Konige bis zur 11 Dynastie Bearbeiten nbsp Der griechische Gott Typhon als Gleichsetzung mit dem altagyptischen Gott Seth Detailansicht von einer schwarzfigurigen chalkidischen Hydria um 550 v Chr Im ersten Buch beschreibt Manetho zunachst die Zeit der Gotter und Totengeister Dazu verwendete er die griechischen Entsprechungen der altagyptischen Gotter Insbesondere nahm Manetho Ruckgriff auf jene altagyptische Mythologie die sich erst im Verlauf der altagyptischen Geschichte herausbildete Besonderes Interesse zeigte Manetho einerseits hinsichtlich der mystisch gottlichen Fruhgeschichte sowie andererseits fur die heldenhaften Abenteuer von Osiris und Horus 4 Der Erste Gott in Agypten war Hephaistos Ptah der fur die Agypter das Feuer offenbarte Von ihm war Helios Re Nach ihm war Agathodaimon Schu Nach ihm war Kronos Geb Nach ihm war Osiris und dann Typhon Seth Bruder des Osiris Nach ihm war Orus Horus Sohn von Osiris und Isis Diese regierten zuerst uber die Agypter Nach ihnen setzte sich die Monarchie fur 13 900 Jahre bis Bidis Wadjnadj fort Nach diesen Gottern regierten die Nachkommen der Gotter fur 1 255 Jahre und in dieser Weise auch andere Konige fur 1 817 Jahre Nach ihnen folgten fur 1 790 Jahre aus Memphis 30 Konige Nach diesen dann fur 350 Jahre andere Konige von This Und dann folgte fur 5 813 Jahre die Herrschaft der Totengeister und ihrer Nachkommen Armenische Version des Eusebius 5 nbsp Die Souphis Pyramide Cheops Pyramide Im Anschluss beginnt die fur Agyptologen und Historiker so wichtige und vielzitierte Konigsliste die in den Abschreibevarianten samtlicher antiker Autoren einhellig mit einem Konig namens Menes beginnt Manetho berichtet im ersten Buch uber den Zeitraum von der koniglichen 1 bis zur 11 Dynastie und versucht alle Herrscher Agyptens zu erfassen Die Souphis Pyramide datierte Manetho als grosse Pyramide 4 300 Jahre vor Kambyses 529 522 v Chr in die Regierungszeit von Cheops 4 Dynastie 6 Fur das Alte Reich gelang die Zuordnung der Konige noch sehr gut Auffallend sind dagegen die teils gravierenden Unterschiede in den jeweiligen Abschriften zu den Angaben uber die Regierungszeit bestimmter Konige Eusebius beispielsweise schreibt Konig Uenephes 42 Jahre zu in der Version von Africanus ist von 23 Jahren die Rede Mit der ersten Zwischenzeit begann fur Manetho erschwerend eine Zeit der Wirren die ihn vor grosse chronologische Probleme stellte So bleibt er eine eindeutige Zuordnung der Herrscher aufgrund der ihm wohl nur bruchstuckhaft vorliegenden Quellen schuldig Das Mittlere Reich zeigte schliesslich wieder eine Beruhigung und neue Stabilitat die Manetho dazu veranlasste von einer Koharenz der Konigslinie auszugehen 4 Die Fassung von Africanus nennt fur die ersten elf Dynastien 130 Konige mit einer gesamten Regierungslange von 2 261 Jahren zusatzliche 70 Konige wurden zwar fur die 7 Dynastie angegeben doch ist die dazugehorige Gesamtregierungslange von 70 Tagen nur symbolisch als Interregnum zu verstehen das die Unsicherheiten hinsichtlich der Konigszuordnungen kenntlich macht Auffallig sind ausserdem jene Angaben von Africanus die von den tatsachlich genannten Dynastie Einzeldaten abweichen So werden beispielsweise fur die 5 Dynastie in der einleitenden Bemerkung die acht Konige aus Elephantine dieser Dynastie erwahnt die Liste der 5 Dynastie fuhrt dagegen neun Konige auf die eine Gesamtregierungslange von 218 Jahren aufweisen Die in der Schlussbemerkung fur die 5 Dynastie berichteten summarischen 248 Jahre schliessen die 30 Regierungsjahre von Konig Othoes der 6 Dynastie mit ein die dort anschliessend mit ihm als Begrunder der 6 Dynastie aus Memphis nochmals mitgezahlt werden 7 Buch 2 Konige von der 12 bis zur 19 Dynastie Bearbeiten nbsp Statue von Amenemhet III Agyptisches Museum Berlin Manetho berichtet im zweiten Buch von den Konigen der 12 bis zur 19 Dynastie Er beschreibt die sich an die 11 Dynastie anschliessende Phase als Starkung der Stabilitat Konig Amenemhet III Lamares Lampares soll sein Grab als Labyrinth im arsenoitischen Gau 8 am Moeris See erbaut haben Ob Manetho sich hierbei auf die Erwahnungen von Herodot stutzte bleibt unklar da Herodot in diesem Zusammenhang eine Verbindung zu einem Konig Moeris als Begrunder des Labyrinths herstellte 9 Mit dem Niedergang des Mittleren Reiches folgte die unubersichtliche Zweite Zwischenzeit die Manetho erneut vor die Probleme stellte die Konige den jeweiligen Dynastien zuzuordnen Aus diesen Grunden entfallt wohl auch eine namentliche Nennung von Herrschern der Dynastien 13 14 16 und 17 denen er insgesamt nur eine Gesamtzahl von Regierungsjahren zuweist Die 15 Dynastie der grossen Hyksos ist in den manethonischen Fassungen wahlweise als 15 oder 17 Dynastie aufgefuhrt ein Beleg fur die verwirrende Quellenlage jener Epoche Insbesondere die begleitenden Erklarungen zu den Hyksos zeigen eine Zunahme von griechischen judischen und christlichen Nachbearbeitungen der manethonischen Fassungen weshalb die Historiker grosse Schwierigkeiten haben die tatsachlichen Aussagen Manethos herauszufiltern 10 Die 18 Dynastie lasst das Zeitalter des Neuen Reiches beginnen Manetho kehrt aufgrund der beendeten Hyksos Besetzung Agyptens zu einer klaren und stabilen Struktur der Konigsliste zuruck Fur den Zeitraum von der 12 bis zur 19 Dynastie zeigen die drei manethonischen Fassungen mit 2 121 Jahren eine erneute Ubereinstimmung wobei Africanus mit 96 Konigen vier Herrscher mehr aufweist als die angegebenen 92 Konige von Eusebius beziehungsweise der armenischen Version 11 Buch 3 Bearbeiten Konige von der 20 bis zur 31 Dynastie Bearbeiten nbsp Nessos Amphora etwa 620 610 v Chr Herakles im Kampf mit dem Kentaur Nessos Manetho bezeichnete Osorcho Osorthon als Herakles Das dritte Buch berichtet von der 20 bis zur 31 Dynastie Die mit der 21 Dynastie beginnende dritte Zwischenzeit 1070 664 v Chr stellte Manetho augenscheinlich vor erneute Zuordnungsprobleme da er Petubastis I Petoubates als Begrunder der tanitischen 23 Dynastie mit Petubastis II verwechselte Wahrend der Regierung von Petoubates fand die erste Olympiade statt 776 773 v Chr Petubastis II wird jedoch in keiner Konigsliste erwahnt Auf Petoubates folgte gemass Manetho der Pharao Osochor Osorthon den die Agypter Herakles nannten Dieser Satz fuhrte bezuglich des dahinterstehenden Konigs zu kontroversen Diskussionen in der Agyptologie Jurgen von Beckerath vermutet Osorkon IV hinter Herakles 12 was jedoch der Datierung von Petubastis I widerspricht Als weiterer moglicher Konig wird Scheschonq IV in Betracht gezogen da in der manethonischen Fassung als dritter Konig der 23 Dynastie Osorkon III Psammous Phramus folgte 13 Das Ende der 25 Dynastie die nubische Herrscher aus Napata beinhaltete leitete den Ubergang in die Spatzeit 664 332 v Chr ein Mit der sich an die 25 Dynastie anschliessende Saiten Dynastie erlebte Agypten eine Renaissance altagyptischer Traditionen die durch die persische Eroberung 27 Dynastie ein plotzliches Ende fand Die Pharaonen der Dynastien 28 29 und 30 konnten sich fur etwa 60 Jahre von der persischen Herrschaft befreien 404 342 v Chr ehe die 31 Dynastie kurzfristig von 342 332 v Chr Agypten nach einer erneuten erfolgreichen persischen Invasion zehn Jahre regierte Abschluss des dritten Buches Bearbeiten nbsp Alexander Buste des Lysipp romische Kopie eines Originals von etwa 330 v Chr Es ist nicht restlos geklart ob Manetho oder ein anonymer Autor die 31 Dynastie im dritten Buch niederschrieb da der armenische Historiker Moses von Chorene berichtet dass Manetho Nechtanebos als letzten Konig der Agypter bezeichnete Ahnlich uberliefert Hieronymus den Historiker Eusebius dessen drittes Buch nach Nektanebos schliesst 14 In der manethonischen Africanus Fassung und der armenischen Version enden Manethos Aufzeichnungen dagegen mit dem Tod von Dareios III Dareios den Alexander von Mazedonien totete Ende des dritten Buches von Manetho 15 Georgios Synkellos kommentierte das dritte Buch von Africanus Manetho schrieb bis in die Zeit von Nektanebo und Ochus eine Auflistung von 31 Dynastien 16 Die ubereinstimmende Struktur der drei Bucher spricht fur eine Einteilung in 31 Dynastien durch Manetho 17 Die von Alexander begrundete mazedonisch ptolemaische 32 Dynastie folgte zudem der 31 Dynastie und hatte bis Manethos Tod weiterhin Bestand 17 Eine Jahresangabe fur den Zeitraum im dritten Buch fehlt bei Eusebius und in der armenischen Version Die von Africanus genannte Dauer von 1 050 Jahren ist falsch bei Addition seiner Regierungsjahre ergeben sich nur 850 Jahre 16 Da nur in der Africanus Fassung eine Jahreszahl vorhanden ist wurden die entsprechenden Angaben wahrscheinlich von griechischen Schreibern nachgetragen 14 Georgios Synkellos und abweichende Angaben Bearbeiten Die in den manethonischen Fassungen gemachten Angaben hinsichtlich der Anzahl der Konige und deren Regierungszeiten widersprechen sich ebenso oft wie die Kommentare von Georgios Synkellos der beispielsweise Manethos Aufzeichnungen bezuglich der Jahresangaben korrigierte Die 113 Generationen in diesen drei Buchern unterteilt in 30 Dynastien ergeben eine Gesamtanzahl von 3 555 Jahren beginnend mit dem Jahr 1586 Annus mundi 3924 v Chr und endend mit dem Jahr 5147 Annus Mundi 363 v Chr 15 Jahre vor Alexanders Welteroberung Ecloga Chronographica Georgius Syncellus 97 14 Moderne Forschung und Rezeption BearbeitenWie bereits angemerkt sind die Aegyptiaca beziehungsweise ihre erhaltenen Fragmente fur die Rekonstruktion und das Verstandnis um die Vergangenheit Agyptens von grosser Bedeutung da sie einen gewissen Leitfaden bieten mit dem sich die Chronologie Agyptens in Dynastien aufteilen lasst Mag das Dynastieverstandnis heute ein anderes sein so hat Manetho mit seinem Werk durchaus einen Grundpfeiler fur eine sinnvolle Zeiteinteilung geschaffen Dennoch bleiben gewisse Probleme und Widerspruche Ein solcher Widerspruch des Inhaltes von Manethos Historie ist der Umstand dass es eigentlich gar nicht zu den agyptischen Traditionen und Gepflogenheiten gehorte Geschichte zu schreiben Das war eine Eigenart der griechischen Kultur Die Agypter beschrankten ihre Chroniken auf Widmungen und Inschriften die an den Konig Pharao oder eine Gottheit adressiert waren Das Erstellen eines Zeit und Handlungsgerustes zwecks Erfassung und Gestaltung einer Historie wie Manetho es tat verrat dass er sich an griechischen statt agyptischen Vorbildern orientierte als er die Aegyptiaca verfasste obwohl ihm der kulturelle und traditionelle Widerspruch gewiss aufgefallen war Daher stellt sich berechtigterweise die Frage wie viel Unwahres bereits in Manethos ursprungliches Werk eingeflossen war 18 Ein weiterer Nachteil besonders in den Abschriften der spateren Historiker liegt darin dass diese von nachchristlichen Theologien und Weltanschauungen gepragt und beeinflusst sind Moderne Agyptologen ubernehmen zwar weiterhin die Dynastieaufteilung Manethos die jeweiligen Anekdoten zu einzelnen Herrscher aber betrachten sie mit Skepsis Toby A H Wilkinson schreibt dazu Die Aufzahlungen Herodots und Manethos wurden letztlich zweieinhalb tausend Jahre spater nach den Ereignissen der Fruhen Dynastien niedergeschrieben Bei solch einer Distanz ist keine Akkuratesse mehr zu erwarten Wie bei allen Historien reflektiert das prasentierte Material die Anschauungen der Epoche des Chronisten Und weiter Allerdings sind die koniglichen Namen die von Manetho angegeben werden dauerhaft schwierig mit den aufgezeichneten Namen der fruhdynastischen Quellen gleichzusetzen Mehr noch einige der fantastischeren Details uber individuelle Konige scheinen aus dem Reich der Mythologie zu stammen und konnen nicht als historisch akkurat angesehen werden 19 Ein anschauliches Beispiel bietet die Erzahlung uber den fruhen Konig Kaiechos lateinisch Cechus der mit Nebre identifiziert wird Manetho berichtet unter diesem seien gewisse Tiere zu Gottern erhoben worden Eberhard Otto vermerkt hierzu Manethos Nachricht dass Apis Mnevis und der Bock von Mendes unter dem Konig Kaiechos 2 Dynastie zu Gottern erklart worden seien ist vielleicht damit zu erklaren dass der Name dieses Konigs in der Spatzeit als Stier der Stiere Kakau aufgefasst wurde Dass der Kult tatsachlich alter ist zeigt speziell fur Apis das Vorkommen seines Bildes auf einem Ostrakon mit einer Kunstlervorzeichnung aus einem Grab der 1 Dynastie in Sakkara dann aber auch die Uberlegung dass in einer Zeit in der den Agyptern bereits die anthropomorphe Gottervorstellung gelaufig war unmoglich ein Tierkult neu eingefuhrt worden sein kann Vielmehr gehoren alle Tierkulte ob wir sie so weit verfolgen konnen oder nicht sofern sie nicht auf spatere Kultubertragungen zuruckgehen wie die Verehrung des Apis in verschiedenen Serapeen ein und derselben religionsgeschichtlichen Entwicklungsstufe an die wir historisch nicht mehr zu erfassen vermogen Die Uberlieferung Manethos der ubrigens andere widersprechen kann fur uns nicht mehr besagen als dass man die Entstehung des Tierkultes zu seiner Zeit zu den fast sagenhaften Herrschern der ersten geschichtlichen Zeit hinaufverlegte 20 Andererseits gibt es Berichte die vielleicht tatsachlich auf wahren Begebenheiten beruhen konnten Manetho berichtet uber Konig Hetepsechemui den er Boethos nennt dass unter diesem eine Kluft aufging bei Bubastis und viele starben Diese Beschreibung konnte auf ein schweres Erdbeben deuten da die Region um Tanis das heutige Tell el Farain in einer seismologisch aktiven Zone liegt 21 Generell werden die Aegyptiaca auch kunftig Gegenstand intensiver Forschungen sein Historiografie Bearbeiten ManethoAegyptiaca Drei Bucher Textveranderungendurch pro und anti judische Schreibersowie durch judische Historiker Flavius JosephusContra Apionem Erstes Jahrhundert n Chr Epitome mit Dynastien erganzend mit zusatzlichen Informationenohne Bezug auf Manetho Eusebius von CaesareaChronicae Viertes Jahrhundert n Chr Uberliefert von Hieronymus Buch der Sothis Drittes Jahrhundert n Chr Sextus Iulius AfricanusHistoriae Drittes Jahrhundert n Chr Armenische Versiondes Eusebius Sechstes bis achtes Jahrhundert n Chr Eratosthenes Version Chronik altagyptischer Konige nach Josephus Papyrus Baden 4 59 Funftes Jahrhundert n Chr Literatur BearbeitenWolfgang Helck Untersuchungen zu Manetho und den agyptischen Konigslisten Untersuchungen zur Geschichte und Altertumskunde Aegyptens Band 18 Akademie Verlag Berlin 1956 Felix Jacoby Geschichte von Staedten und Voelkern Horographie und Ethnographie Band 2 Autoren ueber Einzelne Staedte Laender Nr 608a 856 Illyrien Thrakien Nr 709 856 Die Fragmente der griechischen Historiker FGrHist Band 3 Brill Leiden 1958 Band 1 Aegypten Geten Nr 608a 708 FGrHist Nr 609 S 5 112 Felix Jacoby Die Fragmente der griechischen Historiker FGrHist Band III C1 Nr 609 Griechische Texte mit deutsch englischen Kommentierungen CD Version Brill Leiden 2005 ISBN 90 04 14137 5 Josef Karst Die Chronik Aus dem Armenischen ubersetzt Mit textkritischem Kommentar Deutsche Ubersetzung Hinrichs Leipzig 1911 Eberhard Otto Beitrage zur Geschichte der Stierkulte in Aegypten Untersuchungen zur Geschichte und Altertumskunde Agyptens Band 13 Hinrichs Leipzig 1938 Nachdruck Olms Hildesheim 1964 Dagmar Labow Flavius Josephus Contra Apionem Buch I Einleitung Text textkritischer Apparat Ubersetzung und Kommentar Kohlhammer Stuttgart 2005 ISBN 3 17 018791 0 Folker Siegert Flavius Josephus Uber die Ursprunglichkeit des Judentums Contra Apionem Mit Beitragen von Jan Dochhorn und Manuel Vogel Schriften des Institutum Judaicum Delitzschianum Deutsche Ubersetzung Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2008 ISBN 3 525 54206 2 Alden A Mosshammer Ecloga Chronographica Georgius Syncellus Bibliotheca Scriptorum Graecorum et Romanorum Teubneriana Teubner Leipzig 1984 Carolus Muller Fragmenta historicorum Graecorum 5 Bande Nachdruck der Ausgaben Paris 1938 Minerva Frankfurt a M 1975 Gerald P Verbrugghe John M Wickersham Berossos and Manetho introduced and translated Native traditions in ancient Mesopotamia and Egypt University of Michigan Press Ann Arbor Michigan 2000 ISBN 0 472 08687 1 William Gillian Waddell Manetho The Loeb classical Library Band 350 Harvard University Press Cambridge Mass 2004 Reprint ISBN 0 674 99385 3 Einzelnachweise Bearbeiten Folker Siegert Flavius Josephus Uber die Ursprunglichkeit des Judentums Contra Apionem Gottingen 2008 S 34 W G Waddell Manetho The Loeb classical library Band 350 S 14 21 Naguib Kanawati Conspiracies in the Egyptian Palace Unis to Pepy I London 2002 ISBN 0 415 27107 X S 11 12 a b Gerald P Verbrugghe John M Wickersham Berossos and Manetho Ann Arbor Michigan 2000 S 99 Gerald P Verbrugghe John M Wickersham Berossos and Manetho Ann Arbor Michigan 2000 S 130 131 Gerald P Verbrugghe John M Wickersham Berossos and Manetho Ann Arbor Michigan 2000 S 101 und 134 William Gillian Waddell Manetho The Loeb classical library Band 350 S 51 53 57 63 65 In der armenischen Version wurde nicht der Begriff Labyrinth verwendet sondern das Hohlenwendelgangformige gemass Ubersetzung Karst Gerald P Verbrugghe John M Wickersham Berossos and Manetho Ann Arbor Michigan 2000 S 138 Folker Siegert Flavius Josephus Uber die Ursprunglichkeit des Judentums Contra Apionem Gottingen 2008 S 113 Gerald P Verbrugghe John M Wickersham Berossos and Manetho Ann Arbor Michigan 2000 S 143 Jurgen von Beckerath Osorkon IV Herakles In Gottinger Miszellen Nr 139 Universitat der Stadt Gottingen Seminar fur Agyptologie und Koptologie Gottingen 1994 S 7 8 Gerald P Verbrugghe John M Wickersham Berossos and Manetho Ann Arbor Michigan 2000 S 201 a b c Gerald P Verbrugghe John M Wickersham Berossos and Manetho Ann Arbor Michigan 2000 S 152 Armenische Fassung gemass Gerald P Verbrugghe John M Wickersham Berossos and Manetho Ann Arbor Michigan 2000 S 152 a b William Gillian Waddell Manetho The Loeb classical library Band 350 S 184 185 a b Gerald P Verbrugghe John M Wickersham Berossos and Manetho Ann Arbor Michigan 2000 S 100 Folker Siegert Flavius Josephus Uber die Ursprunglichkeit des Judentums Contra Apionem Gottingen 2008 S 41 42 Toby Wilkinson Early Dynastic Egypt Routledge London New York 1999 ISBN 0 415 18633 1 S 64 Eberhard Otto Beitrage zur Geschichte der Stierkulte in Aegypten Dissertationsschrift Leipzig 1938 S 5 William Gillian Waddell Manetho The Loeb classical Library Band 350 S 35 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Aegyptiaca Manetho amp oldid 218320805