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Das Institutum Judaicum Delitzschianum abgekurzt IJD ist ein Institut der Universitat Munster Seine Forschungsschwerpunkte sind das Judentum des Zweiten Tempels also der Zeitraum von etwa 515 v Chr bis 70 n Chr und der christlich judische Dialog Im Institut werden Vorlesungen und Seminare zur wissenschaftlichen Disziplin Judaistik abgehalten Lehrplane 1929 und 1935Die Grundung des Instituts erfolgte auf Initiative des Alttestamentlers Franz Delitzsch im Jahr 1886 Ursprunglich sollte das Institutum Judaicum Delitzschianum so wie ahnliche Institute die Judenmission fordern Seit der Nachkriegszeit ist dies kein Anliegen mehr Inhaltsverzeichnis 1 Instituta Judaica 2 Das von Delitzsch gegrundete Institut 3 Veroffentlichungen 4 Literatur 5 Weblinks 6 Einzelbelege Instituta Judaica BearbeitenIm Jahr 1728 grundete Johann Heinrich Callenberg zur Forderung der Mission ein Institutum Judaicum et Muhammedicum in Halle einem Zentrum des Pietismus Erst anderthalb Jahrhunderte spater entstanden in Deutschland vergleichbare Einrichtungen 1883 grundete der Alttestamentler Hermann L Strack in Berlin ein solches Institutum Judaicum er war ein hervorragender Kenner des judischen Schrifttums und verfasste u a eine Einleitung in den Talmud 1887 Sein Institut eine Art Spezialseminar zog aber nur wenige Studenten an 1 Die Zeit des Nationalsozialismus und der Holocaust fuhrten zu grundlegenden Haltungsanderungen in Deutschland auch im Verhaltnis zum Judentum Bemuhungen der Judenmission werden seither oft als uberheblich eingestuft und von Instituten zur wissenschaftlichen Erforschung des Judentums ferngehalten Im Jahr 1957 wurde in Tubingen durch die Initiative von Otto Michel ebenfalls ein Institutum Judaicum gegrundet 2 Michel als Leiter vermied den Zusammenhang mit der Judenmission und suchte auch keine Zusammenarbeit mit Judenchristen aber mit judischen Gelehrten 3 Forschungsschwerpunkt wurde die Edition der Geschichte des judischen Krieges von Flavius Josephus die Michel gemeinsam mit seinem Kollegen Otto Bauernfeind durchfuhrte Das von Delitzsch gegrundete Institut Bearbeiten nbsp Mitgrunder Franz Delitzsch nbsp Ehemaliges Haus der Schwedischen Israelmission in Wien Hier wurde nach 1935 der Lehrbetrieb des Institutum Judaicum Delitzschianum vorubergehend fortgefuhrt Delitzsch und Strack gelten als die bedeutendsten protestantischen Forscher im deutschen Sprachraum die im 19 und fruhen 20 Jahrhundert an der Erforschung des nachbiblischen Judentums mitwirkten 4 Ahnlich wie sein Schuler Strack in Berlin engagierte sich Franz Delitzsch in Leipzig fur die Erforschung des judischen Schrifttums Dazu gehorte auch das Widerlegen antisemitischer Fehleinschatzungen Auf das ein Zerrbild vermittelnde Buch Der Talmudjude 1871 des katholischen Alttestamentlers August Rohling reagierte Delitzsch mit einem kritischen in der protestantischen Theologie einflussreichen Buch Rohling s Talmudjude beleuchtet 1881 aufgrund dieser Kritik hatte das Buch des Katholiken Rohling kaum Wirkung im protestantischen Bereich 5 Darauf antwortete Rohling noch im selben Jahr mit seinem Buch Franz Delitzsch und die Judenfrage So wie Delitzsch der christlichen Mehrheitsbevolkerung ein korrektes Bild vom Judentum vermitteln wollte versuchte er auch umgekehrt Juden zu einem Zugang zum christlichen Glauben zu verhelfen Aus diesem Anliegen heraus veroffentlichte er 1877 seine Ubersetzung des Neuen Testaments ins Hebraische Delitzsch grundete in Leipzig 1871 den Evangelisch Lutherischen Centralverein fur Mission unter Israel 6 In Verbindung damit wurde 1886 in Leipzig unter der Beteiligung von Delitzsch das Institutum Judaicum gegrundet 7 Sein Anliegen war es Kandidaten der Theologie fur den Missionsberuf vorzubilden sowie diejenigen die im kirchlichen Amte die Judenmission pflegen wollten uber das Judentum zu informieren 7 In der Auseinandersetzung daruber ob die Mission Einzelne bekehren oder das Judentum als Ganzes im Fokus haben sollte verliess Johannes Muller das Institut 8 Eine Besonderheit des Instituts war dass hier von Beginn an auch judische Lehrer unterrichteten 9 Ausserdem sollten durch die Tatigkeit des Instituts auch umgekehrt Juden uber den christlichen Glauben informiert werden Zur Namenserweiterung des Instituts kam es 1890 nach dem Tod von Delitzsch in Anerkennung seiner Verdienste Seither heisst es Institutum Judaicum Delitzschianum 10 Die Leitung ubernahm Gustaf Dalman er verfasste ein siebenbandiges Werk Arbeit und Sitte in Palastina und grundete in Greifswald 1920 das spater nach ihm benannte Gustaf Dalman Institut Von 1903 bis 1935 wurde Otto von Harling Leiter des Instituts das erst 1928 aus seinen beengten Verhaltnissen an der Adresse Markt 2 in Leipzig ausziehen konnte 11 Zu den Lehrern am Institut gehorten in der Zeit bis 1933 Israel Kahan Jechiel Lichtenstein Paul Levertoff und Paul Fiebig Die Zahl der Schuler war eher gering ein Verzeichnis der Studierenden aus den ersten funfzig Jahren ist nicht uberliefert 11 Willem ten Booms Leipziger Dissertation Die Entstehung des modernen Rassen Antisemitismus besonders in Deutschland erschien 1928 als Heft 5 der Schriften der Institutum Delitzschianum zu Leipzig 12 11 Das IJD musste im nationalsozialistisch regierten Deutschen Reich 1935 geschlossen werden 13 die Bibliothek mit 3600 Banden wurde am 11 Februar 1938 in die Bibliothek des Reichssicherheitshauptamtes nach Berlin uberfuhrt 14 Der Leiter des IJD Hans Kosmala ubersiedelte nach Wien wo er im Haus der Schwedischen Israelmission den Lehrbetrieb weiterfuhren konnte 15 Nach dem Anschluss Osterreichs an das Deutsche Reich emigrierte Kosmala 1939 nach Grossbritannien womit auch die Tatigkeit des Instituts zunachst beendet war 1948 wurde das IJD unter Mitwirkung von Karl Heinrich Rengstorf der u a die Tosefta edierte an der Universitat Munster neu gegrundet und dort der Evangelisch Theologischen Fakultat eingegliedert 16 Veroffentlichungen BearbeitenSeit 1993 wird die wissenschaftliche Buchreihe Schriften des Institutum Judaicum Delitzschianum herausgegeben oft zitiert wird aus dieser Reihe 6 1 und 6 2 Ausgabe und Ubersetzung des Werkes Uber die Ursprunglichkeit des Judentums Contra Apionem von Flavius Josephus hrsg 2008 von Folker Siegert der das Institut in den Jahren 1996 bis 2012 leitete daneben gibt es noch weitere Reihen Munsteraner judaistische Studien Franz Delitzsch Vorlesungen Juden in Westfalen Literatur BearbeitenKarl Heinrich Rengstorf Die Delitzsch sche Sache Berlin Hamburg 1967 Karl Heinrich Rengstorf 85 Jahre Institutum Judaicum Delitzschianum In Reinhard Dobbert Hrsg Zeugnis fur Zion Festschrift zur 100 Jahrfeier des Evangelisch Lutherischen Zentralvereins fur Mission unter Israel e V Erlangen 1971 S 30 68 Paul Gerhard Aring Christen und Juden heute und die Judenmission Geschichte und Theologie protestantischer Judenmission in Deutschland dargestellt und untersucht am Beispiel des Protestantismus im mittleren Deutschland Haag Herchen Frankfurt am Main 1987 Gunter Stemberger Judaistik darin Abschnitt Instituta Judaica In TRE Bd 17 1988 S 293 f Eberhard Rohm Jorg Thierfelder Juden Christen Deutsche Bd 1 1933 bis 1935 Calwer Taschenbibliothek 8 Calwer Verlag Stuttgart 1990 ISBN 3 7668 3011 2 Abschnitt Der Evangelisch Lutherische Zentralverein fur Mission unter Israel in Leipzig S 297 301 Arnulf Baumann Hrsg Auf dem Wege zum christlich judischen Gesprach 125 Jahre Evangelisch lutherischer Zentralverein fur Zeugnis und Dienst unter Juden und Christen Munsteraner judaistische Studien 1 LIT Verlag Munster 1998 Thomas Kuttler Umstrittene Judenmission Der Leipziger Zentralverein fur Mission unter Israel von Franz Delitzsch bis Otto von Harling Evangelische Verlagsanstalt Leipzig 2009 Weblinks BearbeitenWebseite des Institutum Judaicum DelitzschianumEinzelbelege Bearbeiten Ralf Golling Das ehemalige Institutum Judaicum in Berlin und seine Bibliothek Schriftenreihe der Universitatsbibliothek der Humboldt Universitat zu Berlin 57 PDF 11 0 MB Berlin 1993 S 6 f Universitat Tubingen Judaicum Matthias Morgenstern Reinhold Rieger Hrsg Das Tubinger Institutum Judaicum Beitrage zu seiner Geschichte und Vorgeschichte seit Adolf Schlatter Contubernium Tubinger Beitrage zur Universitats und Wissenschaftsgeschichte 83 Stuttgart 2015 Klaus Haacker Otto Michel 1903 1993 In Cilliers Breytenbach Rudolf Hoppe Hrsg Neutestamentliche Wissenschaft nach 1945 Hauptvertreter der deutschsprachigen Exegese in der Darstellung ihrer Schuler Neukirchen Vluyn 2008 S 341 352 dort 348 f Michael Brenner Propheten des Vergangenen Judische Geschichtsschreibung im 19 und 20 Jahrhundert Munchen 2006 S 116 Michel Weyer Kein Ruhmesblatt methodistischer Geschichte Die Judenfrage im deutschen Methodismus In Daniel Heinz Hrsg Freikirchen und Juden im Dritten Reich Kirche Konfession Religion Bd 54 V amp R unipress Gottingen 2011 S 103 126 dort 110 f Spaterer Name Evangelisch lutherischer Zentralverein fur Zeugnis und Dienst unter Juden und Christen a b Paul Gerhard Aring Christen und Juden heute 1987 S 221 f Ein kurzer Uberblick im Artikel Institutum Judaicum in Evangelisches Lexikon fur Theologie und Gemeinde Bd 2 Wuppertal Zurich 1993 S 959 Paul Gerhard Aring Christen und Juden heute 1987 S 231 235 Roland Deines Die Pharisaer Ihr Verstandnis im Spiegel der christlichen und judischen Forschung seit Wellhausen und Graetz WUNT Bd 101 Tubingen 1997 S 242 245 Kap Die Arbeit des Leipziger Institutum Judaicum von Franz Delitzsch bis Gustav Dalman 1880 1902 Jewish Virtual Library uber das IJD a b c Thomas Kuttler Umstrittene Judenmission 2009 S 67 78 Die Entstehung des modernen Rassen Antisemitismus besonders in Deutschland Bei DNB Volker Stolle Juden gegenuber weitgehend distanziert Die Selbstandigen evangelisch lutherischen Kirchen und die Juden im Dritten Reich In Daniel Heinz Hrsg Freikirchen und Juden im Dritten Reich Kirche Konfession Religion 54 V amp R unipress Gottingen 2011 S 215 244 dort 233 Anett Krause Cordula Reuss Hrsg NS Raubgut in der Universitatsbibliothek Leipzig Katalog zur Ausstellung in der Bibliotheca Albertina 27 November 2011 bis 18 Marz 2012 Universitatsbibliothek Leipzig Schriften aus der Universitatsbibliothek Leipzig 25 2011 S 66 ff Webseite des osterreichischen Koordinierungsausschusses fur christlich judische Zusammenarbeit uber Hans Kosmala 1903 1981 Memento vom 29 Oktober 2007 im Internet Archive Homepage des Instituts Geschichte des IJD eingesehen am 2 September 2013Normdaten Korperschaft GND 2014408 8 lobid OGND AKS LCCN n93091833 VIAF 122585812 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Institutum Judaicum Delitzschianum amp oldid 237925051