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Der Wiener Neustadter Altar in der Domkirche St Stephan zu Wien der auch Friedrichsaltar genannt wird ist ein Pentaptychon ein Wandelaltar mit einem Hauptschrein zwei beweglichen Aussen und zwei beweglichen Innenflugeln Der Schrein ist mit Skulpturen versehen die Vorderseiten der Innenflugel sind mit Reliefs die ubrigen Flugelseiten mit Gemalden geschmuckt Die Schnitzarbeiten sind teils farbig gefasst teils vergoldet Der Altar ist ein Marien und ein Allerheiligenretabel Festtagsseite des Wiener Neustadter Altars Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Beschreibung 2 1 Geschlossene Schauseite Alltagsseite 2 1 1 Flugel 2 1 2 Predella 2 2 Schauseite mit geoffneten Aussenflugeln Sonntagsseite 2 3 Schauseite mit geoffneten Innenflugeln Festtagsseite 2 3 1 Hauptschrein 2 3 2 Flugel 2 3 3 Predella 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Der Wiener Neustadter Altar befindet sich im Frauenchor des Wiener Stephansdoms seit 1952 nbsp Die Werktagsseite vom AltarDer Altar gilt als Stiftung von Konig Friedrich IV dem spateren Kaiser Friedrich III fur die Kirche des Zisterzienserstifts Neukloster in Wiener Neustadt Auf der Predella des Altars ist zweifach die Aufschrift 1447 A E I O U angebracht Mit der Datierung auf 1447 ist er der alteste Doppelflugelaltar der in Osterreich noch erhalten ist A E I O U ist ein habsburgischer Wahlspruch den Konig Friedrich IV als Signatur verwendete Friedrich hatte seine Residenz in Wiener Neustadt und ist auch Stifter des Zisterzienserklosters Die Forschung geht davon aus dass das Retabel mit seiner Schreinarchitektur den Skulpturen und Gemalden um 1447 in der Werkstatt des Friedrichsmeisters gefertigt wurde die wohl in Wiener Neustadt zu lokalisieren ist 1 Der Friedrichsaltar blieb bis ins 19 Jahrhundert an seinem ursprunglichen Aufstellungsort Wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten wurde das Neukloster 1881 dem Stift Heiligenkreuz inkorporiert Dessen Abt Heinrich Grunbeck entschloss sich zum Verkauf des Retabels an das Domkapitel von Sankt Stephan in Wien um es vor dem Verfall zu retten So kam der Altar 1884 in den Wiener Stephansdom wo er nach einer Restaurierung 1885 zuerst im Apostelchor aufgestellt wurde Nach dem Zweiten Weltkrieg war der Dom schwer beschadigt und der Wiener Neustadter Altar fungierte im Osten des Langhauses als Hochaltar Im Jahre 1950 wurde er erneut restauriert und 1952 in den Frauenchor des Domes versetzt Bei diesen beiden Renovierungen wurde aufgrund mangelhafter Kenntnisse der Originalzustand des Retabels verandert das harmonische Aussehen erheblich beeintrachtigt Die letzte Restaurierung dauerte von 1986 bis 2004 kostete 1 300 000 Euro und hatte zum Ziel den Originalzustand wiederherzustellen Beschreibung BearbeitenDer Wandelaltar hat zwei bewegliche Aussen und zwei bewegliche Innenflugel die einen Wechsel zwischen drei Schauseiten ermoglichen Sowohl die Aussenflugel als auch die Ruckseiten der Innenflugel sind bemalt Die Vorderseiten der Innenflugel und der Hauptschrein sind mit Schnitzwerk versehen Die Schnitzfiguren des Retabels bestehen aus Lindenholz die Architekturteile aus Fichtenholz Die Hohe des Retabels einschliesslich der Predella betragt viereinhalb die Breite bei geoffneten Flugeln etwa funfeinhalb Meter Damit ist es eines der grossten gotischen Flugelretabel in Osterreich Ursprunglich hatte der Altar mit Mensa und Gesprenge eine Gesamthohe von etwa zehn Metern Das Gesprenge ist verloren gegangen die Mensa steht noch in der Neuklosterkirche in Wiener Neustadt Grundlegendes Programm fur die Ausgestaltung des Altares ist die Allerheiligenlitanei 2 Das wird vor allem an der Alltags und der Sonntagsseite deutlich wo auf 72 Platzen mehr als 72 Heilige dargestellt werden Die Litanei beginnt mit der Anrufung der Dreifaltigkeit und Mariens Das Retabel das der Heiligsten Dreifaltigkeit geweiht ist zeigt auf der Festtagsseite Tod Aufnahme Mariens in den Himmel durch Christus und neben der Kronung Mariens durch Gottvater eine trinitarische Marienkronung Geschlossene Schauseite Alltagsseite Bearbeiten Flugel Bearbeiten nbsp Schema der AlltagsseiteDie geschlossenen Flugel sind in acht rechteckige Tafeln unterteilt Je Flugel sind es vier Tafeln im Querformat die mit Darstellungen von Heiligen bemalt sind Jede Tafel beherbergt eine Dreiergruppe Auf der Alltagsseite dominieren die Farben Vergoldungen kommen nur sparlich vor Infrarotuntersuchungen der Flugelgemalde bei der letzten Restaurierung zeigten dass die ursprunglich in schwarzer Schrift angegebenen Heiligennamen weiss ubermalt worden sind Dabei wurden die Namen in der Gruppe der drei ungarischen Herrscher vertauscht Von links nach rechts sind also nicht Emmerich Konig Stephan I und Konig Ladislaus I dargestellt sondern Ladislaus I Emmerich und Stephan I der auch an seinem Wappen erkennbar ist Katharina Helena Margareta 17 Apollonia Barbara Dorothea 18 Lucia Anna selbdritt Maria Magdalena 19 Kunigunde Ursula Afra 20 Odilia Elisabeth von Thuringen Cacilia 21 Leodegar Unbekannter Heiliger Erhard von Regensburg 22 Ladislaus I Konig von Ungarn Emmerich ungarischer Prinz Stephan I Konig von Ungarn 23 Jodok Einsiedler und Pilger Unschuldige Kinder Theobald von Provins Einsiedler 24 Predella Bearbeiten Die geschlossenen Flugel der Predella sind mit gemalten Szenen aus der Passion Christi geschmuckt Christus am Olberg 29 Kreuzigung Jesu 30 Geisselung Jesu 31 Dornenkronung Jesu 32 Schauseite mit geoffneten Aussenflugeln Sonntagsseite Bearbeiten nbsp Schema der SonntagsseiteDie Flugel sind in 16 rechteckige Tafeln gegliedert die mit Gemalden von Aposteln und Heiligen in Dreiergruppen versehen sind Mit den acht Tafeln der Alltagsseite sind es 24 Tafeln also 72 Platze fur Heilige Dass die Zahl der Platze nicht mit der Zahl der Heiligen ubereinstimmt liegt an drei Ausnahmen Im Feld 15 besteht die Gruppe aus vier Heiligen mit Anna selbdritt im Feld 19 gibt es eine Funfergruppe und die unschuldigen Kinder im Feld 24 lassen eine zahlenmassige Festlegung gar nicht zu Durch Infrarotaufnahmen konnten viele Heilige sicher identifiziert werden unter anderen Heinrich II und Sigismund von Burgund Einige muss man immer noch mit Fragezeichen versehen andere sind ganzlich unbekannt geblieben 3 Abgesehen von einer Ausnahme gibt es Probleme mit der Identifizierung nur in der dritten Reihe von oben also bei den Tafeln 9 bis 12 21 und 22 da es in diesem Bereich keinerlei Namensinschriften gibt Petrus Andreas Paulus 1 Johannes Evangelist Johannes der Taufer Clemens von Rom 2 Jakobus der Altere Bartholomaus Judas Thaddaus 3 Sebastian Georg Veit 4 Florian Wenzel Koloman 5 Oswald Kaiser Heinrich II Ludwig IX von Frankreich 6 Christophorus Karl der Grosse Sigismund von Burgund 7 Rupert Urban I Blasius 8 Erasmus Sixtus II Ulrich 9 Unbekannter Heiliger Nikolaus Unbekannter Heiliger 10 Wolfgang Martin Unbekannter Heiliger 11 Unbekannter Heiliger Unbekannter Heiliger Unbekannter Heiliger 12 Fridolin Erzengel Michael Achatius 13 Benedikt Antonius Bernhard von Clairvaux 14 Mauritius Stephan Thomas Matthias 15 Leonhard Sebaldus Agidius 16 Schauseite mit geoffneten Innenflugeln Festtagsseite Bearbeiten Hauptschrein Bearbeiten nbsp Schema der FesttagsseiteDer Hauptschrein ist waagerecht geteilt Im oberen Feld I wird die Kronung Mariens durch die Dreifaltigkeit thematisiert In der Mitte des unteren Teils II sitzt Maria mit dem Jesuskind auf dem Schoss auf einem Thron flankiert von zwei Engeln die auf den Armlehnen knien Marias Fusse ruhen auf dem Halbmond dessen versilbertes Gesicht dunkel oxydiert ist Wahrend uber den anderen Szenen der Festtagsseite Kielbogen angebracht sind befinden sich Maria und die beiden weiblichen Heiligen die zu beiden Seiten des Throns stehen unter mit Masswerk verzierten Rundbogen Unter den Fussen der linken Heiligen liegt ein mit einem Bogen bewaffneter gekronter Mann Bei der Restaurierung 1885 wurde die Heilige durch die Beigabe eines Turmes als Barbara gekennzeichnet Zur gleichen Zeit erhielt die andere Heilige ein Schwert und wurde durch dieses Attribut zur Heiligen Katharina 4 An beiden Seiten des Schreinrahmens sind je drei Apostelfiguren angebracht Von oben nach unten sind links Johannes Simon und Jakobus der Altere rechts Petrus Paulus und Andreas zu sehen In der Masswerkzone uber der Marienkronung befinden sich vier Figuren Von links nach rechts sind es die Statuen von Benedikt von der Gottesmutter als Schmerzensmaria von Christus als Schmerzensmann und von Bernhard von Clairvaux Flugel Bearbeiten Auf den geoffneten Innenflugeln sind Reliefs mit Motiven aus dem Leben von Maria und Jesus angeordnet Kronung Mariens durch Gottvater A Geburt Christi C Tod Mariens und ihre Aufnahme in den Himmel durch Christus B Anbetung der Konige D nbsp Linker Seitenflugel oben Kronung Mariens durch Gottvater nbsp Hauptschrein oben Kronung Mariens durch die Dreifaltigkeit nbsp Rechter Seitenflugel oben Tod Mariens nbsp Linker Seitenflugel unten Geburt Christi Linker Predellenflugel Maria Verkundigung und Maria Heimsuchung nbsp Hauptschrein unten Hl Barbara Maria mit Kind Hl Katharina nbsp Rechter Seitenflugel unten Anbetung der Konige Rechter Predellenflugel Geburt Christi und Anbetung der KonigePredella Bearbeiten Nach Offnung der Flugel ist der figurlose Schrein der Predella sichtbar Er weist acht gotische goldumrahmte Masswerkfenster auf rotem Hintergrund auf hinter denen Reliquien aufbewahrt wurden Die Jahreszahl 1447 und der Schriftzug A E I O U sind zweimal in schwarzer Schrift auf kleinen weissen Tafeln oben in der Mitte zu erkennen nbsp vergrossern und Informationen zum Bild anzeigen nbsp Schrein der Predella Die Flugel der geoffneten Predella zeigen ebenfalls Motive aus dem Leben von Maria und Jesus Verkundigung des Herrn 25 Maria Heimsuchung 26 Christi Geburt 27 Anbetung der Konige 28 Literatur BearbeitenLudwig von Baldass Der Wiener Schnitzaltar In Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien NF IX 1935 Otto Benesch Der Meister des Krainburger Altares In Wiener Jahrbuch fur Kunstgeschichte VII 1930 S 120 Otto Benesch Wallraf Richartz Jahrbuch In Westdeutsches Jahrbuch fur Kunstgeschichte NF 1 1930 S 66 Walther Buchowiecki Geschichte der Malerei in Wien In Geschichte der Stadt Wien Neue Reihe VIII S 24 Otto Demus Der Meister von Gerlamos In Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien NF XII 1938 S 103 Karl Garzarolli Thurnlackh Die steirischen Malerschulen bis zur Mitte des 15 Jahrhunderts In Das Joanneum 3 1943 S 217 Karl Oettinger Meister des Friedrichsaltares von 1447 In Jahrbuch der preussischen Kunstsammlung 58 1937 S 227 ff Otto Pacht Osterreichische Tafelmalerei der Gotik Augsburg u a 1929 S 71 Alfred Stange Deutsche Malerei der Gotik Band 11 Osterreich und der ostdeutsche Siedlungsraum von Danzig bis Siebenburgen in der Zeit von 1400 bis 1500 Munchen Berlin 1961 S 33 f Erich V Strohmer Die Malerei der Gotik in Wien In Richard Kurt Donin Geschichte der bildenden Kunst in Wien Band 2 Gotik Wien 1955 S 190 Marlene Zykan Der Stephansdom Wien Hamburg 1981 ISBN 3 552 03316 5 Rudolf Bachleitner Hrsg Der Stephansdom Geschichte Denkmaler Wiederaufbau Ausstellung veranstaltet von der Dom und Metropolitankirche zu St Stephan im Osterreichischen Museum fur angewandte Kunst Wien Sept Nov 1948 Wien 1948 S 63 Nr 199 200 Geschichte und Beschreibung des St Stephansdomes in Wien Bearbeitet von Hans Tietze Mit Planaufnahmen von Michael Engelhart Osterreichische Kunsttopographie 23 Wien 1931 S 273 ff Meister des Friedrich Altares von 1447 In Hans Vollmer Hrsg Allgemeines Lexikon der Bildenden Kunstler von der Antike bis zur Gegenwart Begrundet von Ulrich Thieme und Felix Becker Band 37 Meister mit Notnamen und Monogrammisten E A Seemann Leipzig 1950 S 108 biblos pk edu pl Osterreichische Galerie Belvedere Hrsg Der Wiener Neustadter Altar in St Stephan in Wien Wien 2004 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Wiener Neustadter Altar Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Der Wiener Neustadter Altar Unser Stephansdom Verein zur Erhaltung des Stephansdoms abgerufen am 11 September 2009 Alois Penall Gerhard Bittner Wiener Neustadter Altar im Dom von St Stephan Wien In Katalog des Niederosterreichischen Landesmuseums N F 29 Amt der Niederosterreichischen Landesregierung Kulturreferat S 401 abgerufen am 11 September 2009 Ausstellung Friedrich III Kaiserresidenz Wiener Neustadt 28 Mai bis 30 Oktober 1966 Einzelnachweise Bearbeiten Der Wiener Neustadter Altar in St Stephan in Wien S 7 Der Wiener Neustadter Altar in St Stephan in Wien S 9 Der Wiener Neustadter Altar in St Stephan in Wien S 15 Der Wiener Neustadter Altar in St Stephan in Wien S 17 Normdaten Werk GND 122883234X lobid OGND AKS 48 208333333333 16 372777777778 Koordinaten 48 12 30 N 16 22 22 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wiener Neustadter Altar amp oldid 233476987