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Dieser Artikel behandelt den Wahlspruch A E I O U zu anderen Bedeutungen der Abkurzung siehe AEIOU A E I O U ist ein habsburgischer Wahlspruch den Kaiser Friedrich III 1415 1493 als Signatur bzw Devise auf seinem Besitz anbringen liess Buchmalerei in der Handregistratur Konig Friedrichs IV 1446 Inhaltsverzeichnis 1 Verbreitung 2 Bedeutung 2 1 En Amor Distichon 2 2 Populare Deutungsversuche 3 Literatur 4 Weblinks 5 Einzelnachweise 6 Sehe auchVerbreitung BearbeitenMan findet die Devise auf Friedrichs Tafelgeschirr seinem Wappen sowie auf Bauwerken wie der Burg in Wiener Neustadt dem Linzer Schloss sowie an Dom und Burg in Graz wobei letztere bereits wahrend seiner Regentschaft als Herzog der Steiermark angebracht wurde Auch in Triest und Meran und anderen ehemals habsburgisch beherrschten Gebieten Europas ist sie zu finden Selbst in Rom existiert ein Wappenstein an einem zum Komplex von Santa Maria dell Anima gehorenden Gebaude der neben dem kaiserlichen Wappen das A E I O U Friedrichs zeigt und den Kaiser so in der Ewigen Stadt verewigt Allein in Wiener Neustadt ist die Devise nicht weniger als 57 Mal auf Gebauden und Gegenstanden nachgewiesen 1 Auch im Aachener Dom ist die Inschrift abgebildet Die Devise hat seit dem 16 Jahrhundert immer wieder das Interesse der Gelehrtenwelt gefunden und ist auch in jungerer Zeit Gegenstand einer teils sehr regen Forschungsdiskussion Unter Erzherzogin Maria Theresia wurde dieser Wahl und Eignungsspruch auch im Wappen und auf dem Gebaude der weltaltesten Militarakademie 1752 in Wiener Neustadt angebracht Er ziert noch heute das Wappen der Akademie und die Siegelringe ihrer Absolventen der Jungoffiziere Des Weiteren ziert er als Intarsie gemeinsam mit den Wappen Osterreichs das Kreisky Zimmer im Bundeskanzleramt am Ballhausplatz 2 Aufgrund ihrer haufigen Verwendung kann die Buchstabenfolge als nationales Symbol Osterreichs angesehen werden Sie gilt zudem als die vielleicht bekannteste Devise des Mittelalters und der Fruhen Neuzeit Bedeutung BearbeitenEn Amor Distichon Bearbeiten Die Interpretation als koniglich richterliche Kanzleidevise mit biblischem Bezug amor electis iniustis ordinor ultor wurde von Konstantin Langmaier vertreten Da sie das Hofgerichtssiegel und damit ein Reichssymbol zierte schloss er im Zusammenhang mit Rechtsdokumenten popularere Deutungsmoglichkeiten inoffizieller Art aus die einen ausschliesslichen Bezug zur Herrschaft in Osterreich herstellen 3 Im Marz 2023 prasentierte er weitere Forschungen zum Distichon Er verzichtete dabei bewusst auf die Vorstellung einer weiteren These Vielmehr ging er indirekt vor indem er ausfuhrlich auf die Uberlieferungslage einging welche die Authentizitat des Distichons bei den Zeitgenossen des 15 Jahrhunderts belegt So sind sieben Handschriften und ein Druck nachweisbar in denen das Distichon uberliefert ist Entstehungszeitraum 1437 bis 1494 Drei dieser Quellen waren in der Forschung nicht berucksichtigt worden andere wurden falsch wiedergegeben Das Kurzel besteht demnach aus den Initialen von funf Worten welche in einen langeren lateinischen Satz zur Legitimation eingebettet sind 4 En amor electis iniustis ordinor ultor sic Fridericus ego mea iura rego Seht zur Liebe bin ich den Erwahlten den Ungerechten zum Bestrafer eingesetzt so ube ich Friedrich meine Rechte aus Diese Deutung war schon langer bekannt sie wurde aber von dem Philologen Johann Huemer sowie dem einflussreichen osterreichischen Mittelalterforscher Alfons Lhotsky als eine selbstandige Erfindung des Znaimer Notars Nikolaus Petschacher eines vermeintlichen Rates von Kaiser Friedrich III eingestuft der das Distichon 1445 im Auftrag mahrischer Stadte in einem Gedicht verwendet hatte Langmaier hingegen konnte auf Basis quellenkritischer Argumente belegen dass die En amor Wortfolge ein Distichon bereits ab 1437 in Handschriften Herzog Friedrichs erscheint Die Behauptung Huemers stellte sich somit als unbegrundet und folgenschwer fur die weitere Diskussion heraus da der terminus post quem des Distichons von der Forschung implizit auf 1445 angesetzt wurde Langmaier zeigte dass das en amor nicht zeitlich beschrankt sondern uber die gesamte Regierungszeit Friedrichs Verwendung fand Es war Gegenstand eines bewusst vollzogenen kontinuierlichen Rezeptions bzw Uberlieferungvorganges der sich nicht zufallig abspielte sondern teilweise gelenkt vonstattenging und sich damit nicht grundlos in zahlreichen Quellen niederschlug ein Umstand der aus seiner Sicht den Autentizitatscharakter des A E I O U bei den Zeitgenossen Friedrichs sehr wahrscheinlich macht So trug der Kaiser das Distichon 1437 auf der zweiten Seite seines privaten Notizbuches ein also bald nach dessen Anlage Ferner wies Langmaier auf Zeitzeugenberichte des 15 Jahrhunderts hin die das Vokalzeichen entsprechend deuteten Ein unbekannter dem Hof Friedrichs nahestehender Chronist habe um das Jahr 1440 das entsprechende Distichon auf einem Prachtschrank des Kaisers gesehen und dies als die richtige Deutung bezeugt Friedrich habe alternative Lesarten stets zugelassen die offizielle Variante jedoch ins Gedachtnis rufen lassen wenn seinem Ruf nicht zutragliche Auslegungen kursierten Langmaier verwies zudem auf eine Textstelle in einem vorher in diesem Zusammenhang nicht beachteten Druck dem Marienpsalter des Klosters Zinna in der Mark Brandenburg Dieser entstand im Rahmen der Ausbreitung der mehrere tausend Mitglieder umfassenden Kolner Rosenkranzbruderschaft deren prominentestes Mitglied der Kaiser war Der Druck war von der kaiserlichen Kanzlei 1493 94 autorisiert bzw zensiert worden die das A E I O U selbst auf ihren Siegeln fuhrte und somit ein elementares Interesse an dessen richtiger Auslegung haben musste Da Friedrich III die Drucklegung zwar noch bewilligte bzw mitbegleitete bald darauf jedoch hochbetagt verstarb stellt die Vorrede des Werkes einen Nachruf eine Zusammenfassung seines Lebens und damit ein Resume der Herrschaftsauffassungen des Kaisers dar Im Vorwort des an eine breitere Offentlichkeit gerichteten Druckes werden die Tugenden und Vorzuge des Kaisers gepriesen welche dieser zu Lebzeiten an den Tag legte In diesem Zusammenhang wird die Devise als Wappenspruch propagiert 5 Entscheidend dabei ist dass es sich dabei um die einzig bekannte historische Quelle handelt die das A E I O U offiziell erklart Nicht zuletzt daraus folgert auch Gernot Peter Obersteiner dass es sich bei Lhotskys Erkenntnis um einen fur den weiteren Forschungsdiskurs folgenschweren Forschungsirrtum gehandelt hatte 6 7 Von einem mystischen Ratselspruch sei nicht auszugehen sondern von der Adaption franzosisch burgundischer Vorbilder Langmaier stellte zudem die Vermutung auf dass die um 1440 entstandene im Notizbuch Friedrichs III belegte Auslegung Austriae est imperare omni universo von Friedrichs eigenem Protonotar Heinrich Leubing stammte der anlasslich seiner Wahlrede fur Friedrich davon gesprochen hatte dass die Herrschaft uber den gesamten Erdkreis dem Haus Osterreich zufalle mit Verwendung der exakt gleichen lateinischen Worter allerdings in anderer Reihenfolge Der Wappenzusatz sei u a deshalb notwendig geworden weil sich die Habsburgerdynastie stark verzweigt hatte und der habsburgische Bindenschild als Unterscheidungsmerkmal nicht mehr ausreichte Da im personlichen Notizbuch Friedrichs nur drei Auslegungsmoglichkeiten eingetragen wurden von denen zwei auf die universale Konigsherrschaft des Hauses Osterreich anspielen terminus post quem 1440 bleibt das Distichon als einzige praferierte Variante mit dem terminus ante quem 1440 ubrig Der Mittelalterhistoriker Jorg Schwarz der wenige Monate zuvor eigene Forschungsergebnisse zum A E I O U auf einer Fachtagung der Monumenta Germaniae Historica vorgestellt hatte ohne den Druck zu kennen zog die Ergebnisse Langmaiers in einem FAZ Artikel mit dem Titel Alle Entschlusselung Ist Offenbar Ungewiss in Zweifel Obwohl der Beleg im Zinnaer Druck nicht uninteressant ist wird man bezweifeln durfen dass mit ihm der Nachweis erbracht wurde dass es sich bei den wiedergegebenen Versen um die ursprungliche Absicht Friedrichs III handelt denn die Auflosung der Vokalfolge durch En amor sei u a durch das Notizbuch Friedrichs schon lange vorher bezeugt Es habe seit der Erstellung des Notizbuches Friedrichs also seit 1437 die Austriae est imperare und Alles Erdreichvariante als Alternativen gegeben Ferner folgte er der bisherigen Forschung indem er die Datierung des A E I O U in die 1440er Jahre verlegte Er behauptete zudem dass der Nachweis dass das en amor keine Erfindung Petschachers sei fur die Forschungsdiskussion irrelevant sei Er bezweifelte dass die Erwahnung bzw Erklarung des A E I O U im von der romischen Kanzlei Friedrichs zensierten wortlich cancelleria examinatum Zinnaer Druck die ursprungliche und offiziell gultige Auslegung gewesen sei Auch musse uberpruft werden ob Eintragungen des en amor in Friedrichs Buchern und Handschriften tatsachlich von diesem selbst stammten Als Losung schlug er vor dass der Bedeutungsgehalt des A E I O U variabel gewesen sei U a kame auch die Auslegung omnia temporum tempus habent 8 alles hat seine Zeit als Auflosung des Akronyms in Frage Populare Deutungsversuche Bearbeiten Bereits Zeitgenossen Friedrichs so Conrad Grunenberg um 1480 beschaftigte die Deutung der Zeichen 9 Vom Historiker Alfons Lhotsky stammt eine Zusammenstellung von 86 der uber 300 bekannt gewordenen Deutungen einige davon lauten wie folgt Austriae est imperare orbi universo es ist Osterreich bestimmt die Welt zu beherrschen Austria erit in orbe ultima Osterreich wird bestehen bis ans Ende der Welt Austria est imperio optime unita Osterreich ist durch sein Reich bestens vereint 10 Austria est imperium optime unitum Osterreich ist ein aufs Beste geeinigtes Reich 11 Augustus est iustitiae optimus vindex der Kaiser ist der beste Beschutzer der Gerechtigkeit Alles Erdreich ist Osterreich untertan 16 17 Jahrhundert Aller erst ist Osterreich verdorben Austria est imperatrix omnis universi Osterreich ist die Beherrscherin der ganzen Welt Wahrend der Besetzung Wiens unter dem ungarischen Konig Matthias Corvinus 1485 pflegten die Wiener folgende Interpretation Aller erst ist Osterreich verloren 12 Eugen Rosenstock Huessy 1888 1973 bot 1951 die Lesart Austria Europae Imago Onus Unio Osterreich als Europas Ebenbild Belastung und Zwang zur Einigung nbsp Inschrift an der Grazer Burg 1453 nbsp Ruprechtskirche Wien 1439 nbsp An einer Sonnenuhr in Meran nbsp Schriftzug auf der Predella des Wiener Neustadter Altars nbsp Das Motto an der Theresianischen Militarakademie Wiener Neustadt nbsp Abzeichen der Theresianischen Militarakademie Wiener Neustadt mit Grundungsdatum nbsp Miniatur Kaiser Friedrich III stehend mit Insignien links die Initialen AEIOU nbsp Friedrich III Monogramm mit der Devise AEIOU nbsp Linzer Schloss Wappenstein auf dem Friedrichstor AEIOU links oben im Monogramm und mittig unter dem WappenLiteratur BearbeitenHeinrich Koller Zur Bedeutung des Vokalspiels AEIOU In Osterreich in Geschichte und Literatur Band 39 1995 S 162 170 Konstantin M Langmaier Zur Devise Kaiser Friedrichs III 1415 1493 In Zeitschrift des Historischen Vereins fur Steiermark Band 113 2022 S 7 32 steiermark at PDF Alfons Lhotsky A E I O U Die Devise Kaiser Friedrichs III und sein Notizbuch In Mitteilungen des Instituts fur Osterreichische Geschichtsforschung Band 60 1952 S 155 193 Henriette Peters AEIOV Versuch einer Deutung Beitrage zur Wiener Diozesangeschichte Beilage zum Wiener Diozesanblatt Jahrgang 34 Heft 2 Wien 1993 S 22 25 Roderich Schmidt aeiov Das Vokalspiel Friedrichs III von Osterreich Ursprung und Sinn einer Herrscherdevise In Archiv fur Kulturgeschichte 55 2 1973 391 431 Jorg Schwarz Alle Entschlusselung ist offenbar ungewiss Konstantin Moritz Langmaier legt eine neue Interpretation der Funf Vokal Signatur Kaiser Friedrichs III vor Ihr fehlt die palaographische Absicherung In Frankfurter Allgemeine FAZ vom 21 Juni 2023 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons A E I O U Sammlung von Bildern Martin Mutschlechner AEIOU In habsburger net Die Welt der Habsburger April 2023 abgerufen am 16 April 2023 Eintrag zu A E I O U im Austria Forum im AEIOU Osterreich Lexikon Jahrhundertealtes A E I O U Ratsel gelost In steiermark orf at ORF 30 Marz 2023 abgerufen am 16 April 2023 Einzelnachweise Bearbeiten Renate Kohn Die Inschriften der Stadt Wiener Neustadt Die Deutschen Inschriften 48 Wiener Reihe 3 2 Wien 1998 LVIII LIX Kreisky Zimmer In bundeskanzleramt gv at Archiviert vom Original abgerufen am 16 April 2023 mit einem Foto der Wappen und Insignien Osterreichs als Holzintarsien A E I O U in einem Schriftband unterhalb der abgebildeten Sonne Konstantin Langmaier Kaiser Friedrich III 1415 1493 des Reiches Erzschlafmutze Der schlafende Kaiser als Klischee In Zeitschrift des Historischen Vereins fur Steiermark Band 111 2020 S 129 188 hier S 175 f Konstantin M Langmaier Zur Devise Kaiser Friedrichs III 1415 1493 In Zeitschrift des historischen Vereins fur Steiermark Band 113 2022 S 11 13 16 18 29 steiermark at PDF Das auf Seite 22 abgebildete Blatt 11r des Marienpsalters zeigt in den Zeilen 9 10 die Zeichenkette A amor E electis I iniustis O ordinor U ultor Zur medialen Rezeption Jahrhundertealtes A E I O U Ratsel gelost In steiermark orf at 30 Marz 2023 abgerufen am 16 April 2023 Elisabeth Holzer Was bedeutet AEIOU wirklich Historiker will das Ratsel gelost haben In Kurier 30 Marz 2023 abgerufen am 16 April 2023 Nitzschewitz Hermannus Novum beatae Mariae virginis psalterium In digitale sammlungen de S 27 abgerufen am 18 April 2023 Latein Bayerische Staatsbibliothek Signatur 4 Inc s a 1521 Blatt 11r Zeile 9 10 dort wird der habsburgische Wahlspruch A E I O U erlautert Edwin Baumgartner Das Ratsel um A E I O U konnte gelost sein In Wiener Zeitung 31 Marz 2023 abgerufen am 16 April 2023 Steiermark A E I O U Des Ratsels Losung In regionews at 31 Marz 2023 abgerufen am 16 April 2023 Zitierfehler bei Schwarz eigentlich omnia tempora tempus h abent cf Edition Lhotsky Conrad Grunenberg Wappenbuch um 1480 S 7 All er ist Osterreich vntertann oder All ere ist ob vnns Abbildung The emblem In Homepage der Theresianischen Militarakademie Abgerufen am 7 Oktober 2022 englisch Jurende s Vaterlandischer Pilger Geschafts und Unterhaltungsbuch fur alle Provinzen des osterreichischen Kaiserstaates 1848 S 218 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Le Guide Vert Der grune Reisefuhrer Michelin Vienne franzosische Ausgabe 2007 S 156 siehe auch Julius Franz Schneller Staatengeschichte des Kaiserthums Oesterreich Dritter Theil Ostreich s und Steyermark s Alleinseyn Miller Gratz 1818 S 424 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Sehe auch BearbeitenFiat iustitia et pereat mundus Motto von Ferdinand I Plus ultra Personliches Motto von Karl V und auch heute Motto von Spanien Kaisertum Osterreich Universalmonarchie Liste der Erzherzoge von Osterreich Felix Austria Pax Austriaca Abgerufen von https de wikipedia org 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