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Werner Schneidratus 10 September 1908 in Karolinenhof bei Berlin 6 Februar 2001 in Berlin war ein deutsch sowjetischer Bauingenieur Architekt und Hochschullehrer Er war der Sohn des Architekten Oswald Schneidratus und dessen Ehefrau Elisabeth Schneidratus geb Kamischke und emigrierte 1924 im Alter von 16 Jahren zusammen mit seiner Familie in die UdSSR Werner Schneidratus 1962 1 Von 1928 bis 1932 studierte Werner Schneidratus Architektur und Bauingenieurwesen an der Moskauer Technischen Hochschule MWTU arbeitete als Architekt in verschiedenen Stadten der UdSSR und war seit 1934 Oberstleutnant der Reserve in der Sowjetischen Armee 1937 wurde er im Zuge des Grossen Terrors unmittelbar nach der Hinrichtung seines Vaters verhaftet und zu zehn Jahren Arbeitslager im fernostlichen Kolymagebiet verurteilt Zwei Jahre nach seiner 1947 erfolgten Entlassung wurde er erneut verhaftet und lebenslanglich nach Sibirien verbannt wo er die ebenfalls verbannte Ukrainerin Jaroslawa Salik heiratete und wo auch ihr Sohn Oswald Schneidratus im Jahre 1951 geboren wurde Nach seiner Rehabilitierung 1955 siedelte er mit Familie in die DDR uber Werner Schneidratus wurde hier ein renommierter Architekt Hochschullehrer und Mitglied der Bauakademie der DDR Inhaltsverzeichnis 1 Biografie 1 1 Bildung und akademische Laufbahn 1 2 In Deutschland 1908 bis 1924 und 1932 1933 1 2 1 Legale und illegale antifaschistische und politische Tatigkeit 1 3 In der UdSSR 1924 bis 1955 1 4 Verhaftungen und Verurteilungen in der UdSSR 1937 und 1949 1 5 Architekturprojekte in der UdSSR Auswahl 1 5 1 1933 bis 1937 1 5 2 1937 bis 1947 wahrend der Lagerhaft 1 5 3 1947 bis 1949 1 5 4 1949 bis 1954 wahrend der Verbannung 1 5 5 1954 bis 1955 1 6 In der DDR und in der BRD 1955 bis 2001 2 Mitgliedschaften Auswahl 3 Auszeichnungen Auswahl 4 Zur Familie 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseBiografie BearbeitenBildung und akademische Laufbahn Bearbeiten 1914 1923 Berlin Grundschule und Gymnasium Relegation wegen verbotener kommunistischer Tatigkeit 1924 Stadt Engels Hauptstadt der Autonomen Sozialistischen Sowjetrepublik der Wolgadeutschen Abendschule mit Abitur 1924 1928 Berufsausbildung und Tatigkeit als Fraser im Werk Dynamo in Moskau 1928 1932 Studium an der Moskauer Technischen Hochschule MWTU Fakultat Bauwesen Abschluss als Diplomingenieur fur Industriebau 2 1934 18 November 1937 Aspirantur und Assistenzprofessur an der Allunionsakademie fur Architektur Moskau Verhaftung zehn Tage vor dem geplanten Verteidigungstermin seiner Dissertation 1954 Berufung zum Mitglied der Sowjetischen Akademie fur Architektur 1956 Bund der Architekten der DDR BdA DDR Mitglied des Bundesvorstands 1962 Ernennung zum Professor und zum ordentlichen Mitglied der Bauakademie der DDR In Deutschland 1908 bis 1924 und 1932 1933 Bearbeiten Werner Schneidratus wurde 1908 in Berlin Karolinenhof geboren Als Kind erlebte er die Leiden der Zivilbevolkerung und die Hungersnote im Ersten Weltkrieg in Berlin Etwas Erleichterung verschafften die Besuche einschliesslich Mittagessen beim Grossvater Oswald Schneidratus der als leitender Kartograf des Deutschen Generalstabs eine Sonderversorgung mit Nahrungsmitteln erhielt Legale und illegale antifaschistische und politische Tatigkeit Bearbeiten Sein Vater der Architekt Oswald Schneidratus war im Ersten Weltkrieg als Kriegsgegner zum Dienst an der Westfront verurteilt worden Er beteiligte sich an der Novemberrevolution 1918 wurde Vorsitzender des Arbeiter und Soldatenrates Berlin Schoneberg Friedenau trat 1919 in die KPD ein wurde KPD Stadtverordneter in Berlin Friedenau und Regionalkommandeur Kommandeur Gr IV des illegalen M Apparats der KPD nbsp Werner Schneidratus Bescheinigung der Jugendorganisation Moskau 1928 Russisch 3 Werner Schneidratus beteiligte sich bereits als Jugendlicher aktiv an der legalen und illegalen Tatigkeit der KPD Eine am 7 August 1928 vom Buro der Kommunistischen Jugendinternationale in Moskau ausgestellte Bescheinigung bestatigt die Tatigkeit fur den Kommunistischen Jugendverband Deutschland KJVD in Berlin Friedenau den Einsatz als illegaler Kurier im Oktober 1923 wahrend der Aufstandsvorbereitungen zum Deutschen Oktober Teilnahme am Hamburger Aufstand er lernte hierbei Ernst Thalmann kennen die illegale Tatigkeit 1924 als Mitglied der Initiativgruppe der KJVD Zelle in Berlin Friedenau was zur Relegation vom Gymnasium fuhrte Nach der Flucht in die UdSSR 1924 war Werner Schneidratus in den Jahren 1932 1933 wieder in Berlin und hier im Ingenieurburo der sowjetischen Handelsvertretung tatig Am 27 Februar 1933 dem Tag des Reichstagsbrands wurde er von einem SA Trupp verhaftet und in das Polizeiprasidium am Alexanderplatz alte Stadtvogtei gebracht konnte von dort jedoch fliehen Versteckt auf einem Handelsschiff gelangte er von Danzig nach Leningrad In der vom Reichssicherheitshauptamt RSHA vor Kriegsbeginn und in der Anfangszeit des Zweiten Weltkriegs zusammengestellten Sonderfahndungsliste UdSSR wurden aufgefuhrt 136 Schneidratus Elise geb Kamischke 26 2 90 Berlin RSHA IVA1 137 Schneidratus Oswald 13 8 81 Berlin Bauingenieur RSHA IVA1 138 Schneidratus Werner 10 9 08 Berlin RSHA IVA1 Die in diesen Listen aufgefuhrten Personen waren beim Einmarsch zu verhaften und gegebenenfalls zu erschiessen Zum Zeitpunkt der Erstellung dieser Liste war Oswald Schneidratus bereits in der UdSSR erschossen worden Elisabeth falscher Vorname in der Liste und ihr Sohn Werner Schneidratus zu Lagerhaft verurteilt Nach der Ruckkehr in die DDR erfolgte 1959 die offizielle Anerkennung von Werner Schneidratus als Verfolgter des Naziregimes und Kampfer gegen den Faschismus Als Burge bestatigte Robert Siewert dessen illegale antifaschistische Tatigkeit In der UdSSR 1924 bis 1955 Bearbeiten nbsp Zentrale der Aktiengesellschaft Orga Metall Moskau errichtet 1927 1928 1924 drohte in Berlin die Verhaftung seines Vaters und Werner Schneidratus emigrierte gemeinsam mit den Eltern und seiner jungeren Schwester Ilse im August 1924 in die UdSSR Wahrend seines Studiums beteiligte sich Werner Schneidratus im Rahmen seiner Diplomarbeit fur den Studiengang Industriebau an der Moskauer Technischen Hochschule MWTU an der Errichtung des Gebaudes fur die Zentrale der AG Orga Metall Dieser von seinem Vater Oswald Schneidratus 1927 1928 projektierte Bau war das erste Gebaude in der Formensprache des Bauhauses auf dem Territorium der UdSSR und steht nach seiner Sanierung unter Denkmalschutz Nach seinem Studium in Moskau war Werner Schneidratus als Architekt und Stadtplaner sowie als Assistenzprofessor an der Moskauer Allunionsakademie fur Architektur tatig Hohepunkte seines Wirkens als Architekt nbsp Generalbebauungsplan Moskau Projekt des Architektur und Projektierungsburos des Bezirks Nr 4 Ostankino 1934 1937 4 1934 1937 Teilnahme an der Umsetzung des Generalplans zur Rekonstruktion Moskaus Leiter der Architektur und Projektierungswerkstatt des Bezirks Nr 4 Ostankino Architektenverband der UdSSR Leitung der Sektion fur auslandische Architekten Nach Angaben von Kurt Junghanns zahlte die Sektion Auslandischer Architekten im Sowjetischen Architektenverband zwischen 1933 und 1936 etwa 800 bis 1000 Mitglieder Etwa die Halfte der auslandischen Architekten seien Deutsche gewesen Ernst May Hannes Meyer Bruno Taut Fred Forbat Johann Wilhelm Lehr Eugen Kaufmann Kurt Liebknecht Margarete Grete Schutte Lihotzky Gerhard Kosel und andere nbsp Gedenktafel fur Werner Schneidratus in Tscherkassy Ukraine 2014 5 1938 1941 Werner Schneidratus wurde als Lagerhaftling mit der Leitung der Projektierung und Baudurchfuhrung von vier Werkhallen und des Kraftwerks des Werks zur Produktion von Bergbauausrustungen in Orotukan beauftragt einem der Zentren der Goldforderung des Kolymagebietes Selbst Strafgefangener hatte er mehrere Tausend inhaftierter und freier Projektanten Ingenieure und Arbeiter anzuleiten 1947 1949 Teilnahme am Wiederaufbau von Kiew Bezirksarchitekt des Gebietes Shitomir Ukraine 1954 1955 Werner Schneidratus erarbeitete als Chefarchitekt der ukrainischen Stadt Tscherkassy den Generalbebauungsplan dieser Stadt Bei der Errichtung des in der Nahe befindlichen Krementschuker Staudamms und Wasserkraftwerks war ein grosser Teil dieser Stadt im Krementschuker Stausee versunken und musste an anderer Stelle neu errichtet werden Verhaftungen und Verurteilungen in der UdSSR 1937 und 1949 Bearbeiten In der Nacht zum 1 November 1937 wenige Tage vor der geplanten Verteidigung seiner Dissertation wurde Werner Schneidratus im Zuge des Grossen Terrors verhaftet In seinem Antrag an die Generalstaatsanwaltschaft der UdSSR zur Uberprufung seines Falls aus dem Jahr 1953 beschreibt er die Verhore Wahrend achtmonatiger Ermittlungen wurde ich schweren korperlichen Folterungen ausgesetzt zu endlosen Verhoren mit Anwendung korperlicher Gewalt gebracht und schliesslich korperlich und geistig vollstandig gebrochen jeweils 2 bis 3 Personen nahmen an meiner physischen Bearbeitung teil gezwungen eine offensichtliche Absurditat zu unterschreiben ich hatte an einen vor mir verhafteten deutschen Bekannten Informationen uber die Stimmungen der sowjetischen Intelligenz und uber den 10 Jahres Plan zur Rekonstruktion Moskaus weitergegeben 6 Entsprechend dem neu ins Strafrecht eingefuhrten Straftatbestand der Kontaktschuld wurden ausserdem die Kontakte zu seinem Vater Oswald zu diesem Zeitpunkt bereits erschossen und zum deutschen Architekten Kurt Mayer verhaftet und verurteilt 1936 als strafverscharfend gewertet Auf der Grundlage des erfolterten Gestandnisses wurde Werner Schneidratus am 26 Mai 1938 von der Sonderversammlung des NKWD wegen konterrevolutionarer Tatigkeit zu 10 Jahren Arbeitslager im Gebiet des sibirischen Flusses Kolyma verurteilt Die Haftjahre unterteilten sich in folgende Phasen von Februar 1937 bis Mai 1938 Untersuchungshaft von Juni 1938 bis September 1938 Transport in Viehwaggons von Moskau zum Straflager von Oktober 1938 bis Marz 1943 Hauer in Schachten verschiedener Goldgruben im Permafrostboden erschwerte Bedingungen von April 1943 bis Juli 1945 Holzfaller im Waldeinschlag von Juli 1945 bis November 1947 Polier einer Baubrigade fur Industrie und Schachtbauten nbsp Werner Schneidratus mit Ehefrau Jaroslawa geb Salyk und Sohn Oswald 1951 7 Zwei Jahre nach seiner 1947 erfolgten Entlassung wurde Werner Schneidratus erneut verhaftet sechs Monate in Einzelhaft gehalten und am 30 Juli 1949 von der Sonderversammlung des Ministeriums fur Staatssicherheit der UdSSR wegen der gleichen Anschuldigungen wie 1937 zu einer lebenslanglichen Verbannung in das Gebiet Krasnojarsk in Sibirien verurteilt Am 19 September 1955 wurden die Urteile gegen Werner Schneidratus durch das Militargericht des Moskauer Gebiets aufgehoben und seine Freilassung angeordnet In der Urteilsbegrundung wird darauf verwiesen dass eine Spionagetatigkeit nicht nachgewiesen werden konnte und bei den Vernehmungen von Schneidratus offensichtlich ungesetzliche Methoden angewandt wurden 8 In einem Brief den er 1964 an den Ersten Sekretar des Zentralkomitees der KPdSU Nikita Sergejewitsch Chruschtschow zu dessen 70 Geburtstag sandte heisst es Werter Nikita Sergejewitsch das Allerschlimmste fur uns war nicht die Haft an sich Nein das Schlimmste war dass wir unter den Handen der sozusagen eigenen Leute der Wachmannschaften der Gefangniswarter und der Untersuchungsrichter verendeten die sich Sowjetburger nannten und zum grossen Teil sogar Parteigenossen 9 Die fur Werner Schneidratus sehr wichtige Mitgliedschaft in der KPdSU und im sowjetischen Architektenverband wurde nach der Verhaftung annulliert und erst nach der Rehabilitierung 1955 wiederhergestellt Architekturprojekte in der UdSSR Auswahl Bearbeiten Quelle 10 1933 bis 1937 Bearbeiten Verwaltungsgebaude und Erholungsheim der Gesellschaft Prometheus in Moskau am Zubovsky Boulevard beziehungsweise in Ilyinskaya bei Moskau 1933 drei Bergwerke der Kupferhutte in Chimkentsk 1934 Montagewerk der Lokomotivfabrik in Orsk 1934 Wohnhaus mit 60 Wohnungen fur die Arbeiterwohngenossenschaft Weltoktober Moskau Kalugaer Chaussee 1934 Parkanlage Chapilov Teich in Moskau 1935 Bebauungsplan der 1 Meschtschanskaja Strasse in Moskau 1935 Umgestaltung des Sukharevski Platzes in Moskau 1935 Bebauungsplan des Moskauer Zakrestovsky Bezirks 1936 Bebauungsplan der Nord Sud Magistrale in Moskau 1936 Teilnahme am Generalplan der Rekonstruktion Moskaus 1934 bis 1937 Zentralkaufhaus in Taschkent 1937 Typenprojekte fur Landwarenhauser mit 8 12 und 16 Verkaufern 19371937 bis 1947 wahrend der Lagerhaft Bearbeiten Projektierung des Wiederaufbaus havarierter Goldwaschanlagen die im Kolymagebiet eine betrachtliche Grosse erreichten Auf der Kolyma wurde in dieser Zeit die grosste Menge Gold in der UdSSR gefordert etwa 10 aller sowjetischen Gulaghaftlinge waren dort inhaftiert Projektierung und Baudurchfuhrung Chefingenieur und Bauleiter von vier Werkhallen und Kraftwerk der Schwermaschinenfabrik Bergbauausrustungen in Orotukan1947 bis 1949 Bearbeiten Zusammenarbeit mit dem namhaften russischen Architekten Alexander Wassiljewitsch Wlassow beim Wiederaufbau der kriegszerstorten ukrainischen Hauptstadt Kiew Wiederaufbau des Verwaltungsgebaudes des Innenministeriums in Korosten Ukraine 1948 Wiederaufbau der Wohnsiedlung der Musikinstrumentenfabrik in Schitomir 1948 Kino mit 500 Platzen in Novograd Volynsky 19491949 bis 1954 wahrend der Verbannung Bearbeiten Arbeiterwohnsiedlungen in Chandalsk und Potschet 1950 1951 drei Verwaltungsgebaude in Dolgi Most 1951 1952 Klub mit Saal fur 500 Zuschauer in Chandalsk 1952 Krankenhauskomplex mit 800 Betten in Nischny Ingasch 1953 Hotel mit 400 Betten in Abakan 19541954 bis 1955 Bearbeiten Generalbebauungsplan TscherkassyIn der DDR und in der BRD 1955 bis 2001 Bearbeiten nbsp Werner Schneidratus Bescheinigung zur Rehabilitierung 1955 Russisch 11 Nach seiner volligen Rehabilitierung beantragte Werner Schneidratus die Ausreise in die Deutsche Demokratische Republik DDR Er traf im November 1955 im Alter von 47 Jahren zusammen mit seiner Ehefrau und seinem 1951 in Dolgi Most wahrend der Verbannung geborenen Sohn Oswald in Ost Berlin ein Die Regierung der DDR hatte die Umsiedlung der Familie Schneidratus in die DDR gegenuber der sowjetischen Regierung beantragt Gemass dem verordneten Schweigen uber das Leben wahrend der Repressionen in der UdSSR wurde unmittelbar nach der Ankunft in Berlin im Zentralkomitee der SED eine Legende fur diesen Lebensabschnitt erarbeitet wonach Werner Schneidratus bei der kriegsbedingten Verlegung sowjetischer Fabriken nach Sibirien eingesetzt war Von 1956 bis 1958 arbeitete Werner Schneidratus im Ministerium fur Aufbau als Leiter der Verwaltung Stadtebau und Entwicklung Anschliessend war er bis 1962 verantwortlicher Sekretar der Kommission fur Bauwesen beim Rat fur gegenseitige Wirtschaftshilfe RGW mit Sitz in Berlin Von 1962 bis 1964 leitete er als stellvertretender Direktor das Institut fur Typenprojektierung Im Jahr 1964 wurde er zum stellvertretenden Leiter des Bereichs Stadtebau und Architektur der Bauakademie der DDR ernannt in dieser Funktion wirkte bis 1966 er massgeblich an den Planungsarbeiten fur Leipzig Karl Marx Stadt Magdeburg und Greifswald mit Ab 1966 amtierte er als stellvertretender Vorsitzender der Sektion Stadtebau und Architektur des Plenums der Bauakademie Als Leiter der Arbeitsgruppe Generalbebauungsplan war er an der Entwicklung der wissenschaftlichen Grundlagen fur das 1971 verabschiedete Wohnungsbauprogramm der DDR unmittelbar beteiligt Zur Uberwindung der immer noch existierenden Wohnungsnot sollte mit industriellen Technologien z B Fertigbau mit Grossplatten ein deutlich hoheres Tempo des Bauens erreicht werden Bis zu 3 Millionen Wohnungen mit der gesamten umliegenden sozialen Infrastruktur Schulen Kindergarten Sportanlagen Kliniken Einkaufsmoglichkeiten Restaurants Kinos usw sollten gebaut oder modernisiert werden Seine berufliche Tatigkeit beendete Werner Schneidratus mit der Leitung der Regierungskommission fur den Wiederaufbau der Dresdner Semperoper die im Februar 1945 wie die ganze Dresdener Innenstadt zerstort worden war und nach dem Wiederaufbau im Jahr 1985 eroffnet wurde nbsp Werner Schneidratus an seinem 92 Geburtstag 2000 Den Beitritt der DDR zur Bundesrepublik Deutschland am 3 Oktober 1990 erlebte Werner Schneidratus im Alter von 82 Jahren Bei klarem Verstand gehorte er nicht zu denjenigen die die Grunde fur den Zusammenbruch des real existierenden Sozialismus primar Verratern in den eigenen Reihen oder verschiedenen Gegnern zuschrieben Vor allem versuchte er jene Widerspruche des eigenen Gesellschaftssystems zu erkennen die letztendlich zu dessen Untergang gefuhrt hatten Er erlebte zudem eine verbreitete Negierung von Lebensleistungen auch auf dem Gebiet der Architektur Er empfand es hierbei als ungerecht dass die Jahre seiner Lagerhaft bei der Rentenberechnung nur mit der niedrigsten Punktezahl fur unqualifizierte Hilfsarbeiten berucksichtigt wurden und versuchte vergeblich gegen andere willkurliche Rentenkurzungen Kappungen zu prozessieren Die Abschaffung der Ehrenpension fur Kampfer gegen den Faschismus und ihren Ersatz durch eine deutlich reduzierte Entschadigungsrente empfand er auch unter Verweis auf die Pensionshohe ehemaliger Nazirichter in Deutschland als Verhohnung aller Opfer und aktiven Kamper gegen den Faschismus 12 Werner Schneidratus starb 2001 nach einem wechselvollen Leben im Alter von 92 Jahren im Kreis seiner Familie in seiner Geburtsstadt Berlin Mitgliedschaften Auswahl Bearbeiten1 Mai 1923 Kommunistischer Jugendverband Deutschlands KJVD 13 1925 bis 1928 KOMSOMOL UdSSR 1925 Gewerkschaft der Bauarbeiter UdSSR April 1928 Aufnahme in die Kommunistische Allunions Partei Bolschewiki WKP B Parteiausschluss nach der Verhaftung des Vaters im Juni 1937 Wiederaufnahme im September 1955 Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes Ab 1955 Sozialistische Einheitspartei Deutschlands SED Mitglied des Prasidiums des Architektenverbandes der DDR Ab 1956 Freier Deutscher Gewerkschaftsbund FDGB Ab 1956 Deutsch Sowjetische Freundschaft DSF Internationale Foderation der Kampfer gegen den Faschismus Federation Internationale de Resistance Militarische TatigkeitAb 1934 Oberstleutnant der Reserve Pionierbataillon der Nishni Nowgoroder Division Sowjetarmee Degradierung zum Soldaten bei der Verhaftung 1937 14 Seine hohe militarische Qualifikation hatte er dadurch erreicht dass er auch Militarbauwesen studierte und spater in Vorbereitung auf einen Einsatz in Spanien Militar Sonderkurse absolvierte 1936 Meldung als Freiwilliger der Internationalen Brigaden im Spanischen Burgerkrieg Ausreise durch Verhaftung 1937 verhindert Ab 1956 Kommandeur in den Kampfgruppen der DDRAuszeichnungen Auswahl BearbeitenEhrenburgerwurde des Stadtbezirks Berlin Lichtenberg Medaille fur die Teilnahme an den bewaffneten Kampfen der deutschen Arbeiterklasse in den Jahren 1918 bis 1923 Medaille fur Kampfer gegen den Faschismus 1933 bis 1945 Stern der Volkerfreundschaft Gold Karl Marx Orden 1979 Vaterlandischer Verdienstorden Gold Silber Bronze Ehrenspange Banner der Arbeit 1 Stufe Schinkel Medaille Silber Medaille fur hervorragende Leistungen im Bauwesen der DDR Gold Jubilaumsmedaille 70 Jahrestag der Oktoberrevolution UdSSR Verdienstmedaille der Kampfgruppen der ArbeiterklasseZur Familie BearbeitenDer Vater Oswald Schneidratus Architekt war verheiratet mit Elisabeth Schneidratus geb Kamischke 1890 1975 Der Ehe entstammten der Sohn Werner Schneidratus 1908 2001 und die Tochter Ilse Schneidratus 1913 1987 Oswald Schneidratus emigrierte im August 1924 mit seiner Familie in die UdSSR Er hat als erster Architekt zugleich das Gedankengut des Bauhauses in die UdSSR importiert 15 1937 wurde er im Zuge der sogenannten Deutschen Operation des NKWD wegen angeblicher konterrevolutionarer trotzkistischer Tatigkeit zum Tod verurteilt und am selben Tag auf dem militarischen Ubungsgelande Butowo bei Moskau hingerichtet 16 Die Mutter Elisabeth Schneidratus war unter anderem als Lehrerin an der deutschen Karl Liebknecht Schule in Moskau tatig Nach der damals verheimlichten Hinrichtung ihres Mannes im Jahre 1937 wurde sie zu einer mehrjahrigen Haftstrafe im Akmolinsker Lager fur Frauen von Heimatverratern ALZHIR in Akmol bei Astana Kasachstan verurteilt Danach lebte sie in Moskau und starb dort 1975 im Altersheim verdienter Bolschewiki Die Schwester Ilse Schneidratus 1913 1987 emigrierte ebenfalls 1924 im Alter von 11 Jahren gemeinsam mit den Eltern und dem alteren Bruder Werner in die UdSSR Sie absolvierte von 1935 bis 1940 ein Ingenieurstudium am Moskauer Luftfahrtinstitut und am Moskauer Institut fur Maschinenbau und erlangte ihren Abschluss als Diplomingenieurin Bereits zwei Jahre nach ihrem Studium wurde sie wegen ihrer deutschen Nationalitat von 1942 bis 1956 nach Oktjabrski und Sterlitamak in der Baschkirischen Autonomen Sowjetrepublik heute Baschkortostan zur Zwangsarbeit in der Arbeitsarmee mobilisiert Danach war sie bis 1973 als Ingenieurin im Lenin Schwermaschinenwerk in Sterlitamak tatig Sie starb in Ufa der Hauptstadt von Baschkortostan Der Grossvater Oswald Schneidratus um 1855 1934 war wahrend des Ersten Weltkriegs leitender ziviler Angestellter der kartografischen Abteilung des deutschen Generalstabs 1936 nahmen alle in der UdSSR lebenden Mitglieder der Familie Schneidratus die sowjetische Staatsburgerschaft an Vater Mutter Sohn und Tochter Literatur BearbeitenOswald Schneidratus Der Wiederaufbau der zerstorten Gebiete Vortrag gehalten in einer offentlichen Versammlung der Arbeitsgemeinschaft sozialistischer Techniker in Berlin am 28 August 1919 29 Seiten Schafer Berlin 1919 B Kaufmann E Reisener D Schwips H Walther Der Nachrichtendienst der KPD 1919 bis 1937 Dietz Verlag Berlin 1993 ISBN 3 320 01817 5 Oswald Schneidratus In Das Bauwesen in Moskau 12 Jahrgang 1927 russ Anatol Koop Foreign Architects in the Soviet Union during the first two five year plans In The Charnel House engl Werner Roder Hrsg Sonderfahndungsliste UdSSR Verlag fur Zeitgeschichtliche Dokumente und Curiosa Erlangen 1976 Kurt Junghanns Deutsche Architekten in der Sowjetunion wahrend der ersten Funfjahrplane und des Vaterlandischen Krieges In Wissenschaftliche Zeitschrift Hochschule fur Architektur und Bauwesen Weimar Heft 29 1983 A V Slabucha Architekten der Jenissej Region Sibiriens Ende XIX Anfang XXI Jahrhunderts russ Verlag Progress Tradizija Moskau ISBN 5 89826 154 0 Ewald Henn Zum 80 Geburtstag von Prof Werner Schneidratus In Architektur der DDR Jahrgang 1988 Nr 9 Institut fur Geschichte der Arbeiterbewegung Hrsg In den Fangen des NKWD Deutsche Opfer des stalinistischen Terrors in der UdSSR Dietz Berlin 1991 ISBN 3 320 01632 6 S 207 f Verein Memorial Hrsg Erschiessungslisten Friedhof Donskoi Moskau 1935 1953 5065 unschuldig Exekutierte russ Verlag Prosveshenije Moskau 2005 ISBN 5 7870 0081 1 S 525 Alexander Vatlin Was fur ein Teufelspack Die Deutsche Operation des NKWD in Moskau und im Moskauer Gebiet 1936 bis 1941 Metropol Berlin 2012 ISBN 978 3 86331 090 5 Hans Coppi Die Familie Schneidratus In Ich kam als Gast in euer Land gereist Deutsche Hitlergegner als Opfer des Stalinterrors Familienschicksale 1933 1956 Ausstellungskatalog Lukas Verlag Berlin 2013 ISBN 978 3 86732 177 8 E V Konysheva Europaische Architekten in der sowjetischen Stadteplanung wahrend der Periode der ersten Funfjahresplane Konfliktpunkte russ Staatliche Universitat Sud Ural 2013 13 Nr 2 E V Konysheva Kommunist und Feind des Volkes Der Architekt Kurt Meyer in der UdSSR russ Staatliche Universitat Sud Ural Marz 2013 Nr 41 Alexander Vatlin Der Schiessplatz von Butovo Ort des Gedenkens an den Grossen Terror 1937 38 In Andreas Wirsching Jurgen Zarusky Alexander Tschubarjan Viktor Ischtschenko Hrsg Erinnerung an Diktatur und Krieg Brennpunkte des kulturellen Gedachtnisses zwischen Russland und Deutschland seit 1945 Quellen und Darstellungen zur Zeitgeschichte Band 107 de Gruyter Oldenbourg Berlin Boston 2015 ISBN 978 3 11 040476 0 S 249 257 Tobias Zervosen Architekten in der DDR Realitat und Selbstverstandnis einer Profession transcript Bielefeld 2016 Staatliches kulturhistorisches Gutachten zur Sanierung und Modernisierung des Architekturdenkmals Haus der Orga Metall AG Moskau 23 August 2016 russ Astrid Volpert Vom Traum der narrte bis zum Irresein Bauhaus Kunstler in der Sowjetunion In Berliner Debatte Initial 27 Jahrgang 2016 Heft 2 Andreas Petersen Die Moskauer Wie das Stalintrauma die DDR pragte Frankfurt am Main 2019 Oswald Schneidratus Alexander Baranovski Oswald und Werner Schneidratus Das Schicksal deutscher antifaschistischer Architekten Verlag Phoenix Kiew 2020 ISBN 978 966 136 759 2 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Werner Schneidratus Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Nachlass W Schneidratus im Eigentum von Oswald Schneidratus in Berlin Urheber unbekannt Diplom Nr 28 145 vom 9 Februar 1932 der Moskauer Technischen Hochschule MWTU russ Nachlass W Schneidratus Ubersetzung aus dem Russischen Moskau 7 August 1928 Bestatigung des Exekutivkomitees der Kommunistischen Jugendinternationale uber die Mitgliedschaft von Werner Schneidratus im Kommunistischen Jugendverband Deutschlands Zelle Berlin Friedenau seit Marz 1923 sowie die illegale Tatigkeit von Oktober 1923 bis 1924 Ausreise in die UdSSR Originaldokument Privatarchiv Schneidratus Aufbewahrung und Ubersetzung Oswald Schneidratus in Berlin Projekt des Architektur und Projektierungsburos des Bezirks Nr 4 Ostankino spater Standort des Moskauer Fernsehturmes im Rahmen des Generalplans zur Rekonstruktion Moskaus 1934 bis 1937 des damals grossten stadtebaulichen Projekts der Welt Werner Schneidratus war zunachst Mitarbeiter dann Leiter dieses Architekturburos Dokument Privatarchiv Schneidratus Errichtet aus Anlass des 60 Jahrestags der Grundung der Verwaltung Stadtebau und Architektur der Gebietsverwaltung Tscherkassy 1954 bis 2014 Privatarchiv Schneidratus Urheber unbekannt Ubersetzung Oswald Schneidratus Kopie des Antrags von Werner Schneidratus an die Generalstaatsanwaltschaft der UdSSR zur Uberprufung seines Falls russ Tscherkassy 1953 Nachlass W Schneidratus In der Verbannung in Sibirien Nachlass W Schneidratus Urheber unbekannt Auszug Beschluss Nr N 30001 OS vom 19 September 1955 des Militartribunals des Moskauer Gebiets russ Nachlass W Schneidratus Werner Schneidratus Brief an Nikita Sergejewitsch Chruschtschow von 1964 Nachlass W Schneidratus Dipl Ing Arch BdA Werner Schneidratus Ubersicht der wichtigsten realisierten Entwurfe in der UdSSR nicht datiert Nachlass W Schneidratus Ubersetzung aus dem Russischen Beschluss des Militartribunals des Moskauer Militarbezirks vom 19 September 1955 in der Angelegenheit des Verurteilungen zu 10 Jahren Lagerhaft und zu einer Umsiedlungsverbannung verbussenden Werner Schneidratus Der Beschluss der Sonderversammlung des NKWD Volkskommissariat des Innern O S der UdSSR vom 26 Mai 1938 und der Beschluss der Sonderversammlung des MGB Ministerium fur Staatssicherheit O S der UdSSR vom 30 Juli 1949 bezuglich des Schneidratus Werner Oswaldowitsch sind aufzuheben und das Verfahren gegen ihn ist wegen fehlendem Tatbestand einzustellen Schneidratus ist aus der Verbannung in die Freiheit zu entlassen Kopie des Dokuments im Privatarchiv Schneidratus Ubersetzung Oswald Schneidratus Mitteilung seines Sohnes Oswald Schneidratus als E Mail vom 29 August 2021 Kommunistische Jugendinternationale das Exekutivkomitee Moskau 7 August 1928 Bescheinigung russ Nachlass W Schneidratus Kopie Wehrpass der UdSSR W Schneidratus Nr 965670 russ Nachlass W Schneidratus A V Slabucha Wie der Architekt Oswald Schneidratus den Bauhausstil in die UdSSR importierte russ Beitrag auf der Internationalen Wissenschaftlichen Konferenz 100 Jahre Bauhaus Moskau 17 bis 19 April 2019 Verein Memorial Erschiessungslisten Friedhof Donskoi Moskau 1935 1953 5065 unschuldig Exekutierte russ Verlag Prosveshenije Moskau 2005 ISBN 5 7870 0081 1 S 525 Normdaten Person VIAF 96317217 Wikipedia Personensuche Kein GND Personendatensatz Letzte Uberprufung 4 August 2021 PersonendatenNAME Schneidratus WernerKURZBESCHREIBUNG deutsch sowjetischer Bauingenieur Architekt und HochschullehrerGEBURTSDATUM 10 September 1908GEBURTSORT Berlin KarolinenhofSTERBEDATUM 6 Februar 2001STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Werner Schneidratus amp oldid 237833395