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Traditionsinsel 1 ist ein Begriff aus der Denkmalpflege und bezeichnet die punktuelle historische Rekonstruktion einzelner stadtebaulicher Ensembles bzw Platze nach den grossflachigen Zerstorungen des Zweiten Weltkrieges in Braunschweig Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Vorgeschichte 1 2 Das Konzept der Traditionsinseln 1 3 Kritik 2 Literatur 3 Einzelnachweise 4 AnmerkungenGeschichte BearbeitenVorgeschichte Bearbeiten nbsp Luftaufnahme der USAAF vom 12 Mai 1945 Blickrichtung Suden Auflistung markanter Orientierungspunkte unter Anmerkungen Anm 1 source source source source source source source source source source Ein US Flugzeug fliegt im Juni 1945 uber das zerstorte Braunschweig Fur die genauen Flugrouten siehe Anmerkungen Anm 2 Bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges war die seit dem Mittelalter uber Jahrhunderte gewachsene Stadtlandschaft mit ihren teils organisch entstandenen Strassenzugen und Bauwerken verschiedener Epochen und Baustile weitestgehend erhalten geblieben Braunschweig war vor allem im Stadtzentrum eine von hunderten Fachwerkhausern gepragte Stadt als die Zerstorungen durch alliierte Luftangriffe im Sommer 1941 begannen Der erste Luftangriff erfolgte am 17 August 1940 2 durch die Royal Air Force RAF Seit dem 27 Januar 1943 griffen Bomber der United States Army Air Forces USAAF deutsche Stadte auch bei Tage an Ab Februar 1944 Big Week 3 war der Industrie Forschungs und Rustungsstandort Braunschweig ein planmassiges Ziel amerikanischer und britischer Bomberstaffeln Bis Kriegsende folgten etwa 42 Luftangriffe alliierter Bomberverbande 4 In der Nacht des 15 Oktober 1944 fand der verheerendste Angriff durch die No 5 Bomber Group der RAF statt Der dadurch verursachte zweieinhalb Tage andauernde Feuersturm zerstorte 90 der Innenstadt 5 Der letzte Bombenangriff auf die Stadt erfolgte am 31 Marz 1945 durch die 392 US Bomber Group 6 Das Konzept der Traditionsinseln Bearbeiten nbsp Prospekt aus den 1970ernDer damalige Landeskonservator und oberste Denkmalschutzer des Landes Braunschweig Kurt Seeleke 7 entwarf angesichts der grossflachigen Zerstorungen zusammen mit dem in der Stadt tatigen Architekten Friedrich Wilhelm Kraemer das Konzept der Traditionsinsel 8 Sein Ziel war es erhaltene historische Bauwerke vor allem um funf Innenstadtkirchen der funf historischen Weichbilde Braunschweigs Altewiek Altstadt Hagen Neustadt und Sack herum zu sichern Nachfolgend die funf Traditionsinseln zuzuglich der mehr oder weniger weitlaufigen Umgebung in Abhangigkeit erhalten gebliebener bzw wieder aufgebauter historischer Bausubstanz Aegidienviertel rund um die Aegidienkirche Altstadtmarkt rund um die Martinikirche Burgplatz rund um den Braunschweiger Dom Magniviertel rund um die Magnikirche Michaelisviertel rund um die MichaeliskircheAufgrund der irreparablen Zerstorungen in den Weichbilden Neustadt rund um den Wollmarkt und die Andreaskirche und im Hagen mit dem Hagenmarkt und der angrenzenden Katharinenkirche mussten diese beiden Bereiche als zukunftige Traditionsinseln ausgeschlossen werden 9 da es dort ausser den beiden schwer beschadigten Kirchen und der Liberei keine andere erhaltene historische Bausubstanz mehr gab Ebenso ausgeschlossen wurde der Bereich des beschadigten Braunschweiger Schlosses am Bohlweg dessen dem Schloss gegenuber liegende Hauserreihe vollstandig zerstort war 1963 wurden die Traditionsinseln in die Denkmalpflegesatzung der Stadt Braunschweig aufgenommen wodurch sie gesetzlichen Schutz erlangten Obwohl die meisten Gebaude rund um den unweit des Altstadtmarktes gelegenen Kohlmarkt den Krieg weitgehend unzerstort uberstanden hatten gehort dieser Bereich nicht zu den Traditionsinseln Kritik Bearbeiten Kritiker des Konzeptes fuhrten u a an dass es sich dabei um eine Art Freilichtmuseum handele da selbst diese Inseln kriegsbedingte Lucken aufwiesen die wiederum mit Gebauden geschlossen wurden die an deren ursprunglichen Standorten zunachst abgebaut werden mussten z B das Runinger Zollhaus um sie dann anschliessend in eine der Traditionsinseln einzupassen 10 Ein anderer Kritikpunkt war die kunstlich und nachtraglich wieder erzeugte scheinbare historische Authentizitat die jedoch nicht den historischen Tatsachen entspreche Vorrangiger Zweck des Konzeptes Traditionsinsel war es wie Goderitz es formulierte spateren Generationen ein Bild des alten im Bombenkrieg untergegangenen Braunschweig zu vermitteln Goderitz Verstandnis war die Architektur als Mittel zur Veranschaulichung von Stadtebau Geschichte einzusetzen dazu sollten diese steinernen aber nicht stummen Zeugen beitragen Kurt Seeleke hatte das Konzept in seinen Grundzugen bereits 1943 nach den ersten Bombenangriffen auf Braunschweig entworfen und bis 1955 in Zusammenarbeit mit Kraemer weiter entwickelt Seeleke war ein bestandiger und scharfer Kritiker des wie er fand anonymen oder belanglosen Architektur Breis der als Wiederaufbau in die zerstorten deutschen Stadte Einzug hielt und in dem verstreut wie Rosinen diese historischen Reservate verteilt seien Wilhelm Westecker ein Kritiker der Traditionsinsel meinte Im Burghof Burgplatz spiegeln sich die Geschichte der Fruhzeit und die Baugeschichte von Jahrhunderten noch immer sehr eindrucksvoll Nur wurde die Krone der alten Stadt 1945 gleichsam zum isolierten Freilichtmuseum degradiert 11 Die leidenschaftlich gefuhrten Diskussionen uber die Rekonstruktion von Ensembles haben sich spater bei ahnlichen Projekten wie der Neuen Frankfurter Altstadt oder dem Alten Markt in Potsdam wiederholt Impressionen von den funf Traditionsinseln nbsp Aegidienviertel mit Ottilienteil und Aegidienkirche im Hintergrund nbsp Altstadtmarkt mit Altstadtrathaus Altstadtmarktbrunnen dahinter das Stechinelli Haus nbsp Burgplatz mit dem Braunschweiger Lowen im Zentrum links Dom Landesmuseum Veltheimsches Haus Huneborstelsches Haus und Burg Dankwarderode rechts nbsp Magniviertel mit Magnikirche nbsp Michaelisviertel mit PrinzenwegLiteratur BearbeitenUdo Gebauhr Traditionsinseln In Luitgard Camerer Manfred Garzmann Wolf Dieter Schuegraf Hrsg Braunschweiger Stadtlexikon Joh Heinr Meyer Verlag Braunschweig 1992 ISBN 3 926701 14 5 S 230 Johannes Goderitz Braunschweig Zerstorung und Aufbau In Kommunalpolitische Schriften der Stadt Braunschweig Heft 4 Mai 1949 Kurt Seeleke Der Wiederaufbau der Braunschweiger Altstadt In Bewahren und gestalten Hamburg 1962 S 115 118 Einzelnachweise Bearbeiten Johannes Goderitz Braunschweig Zerstorung und Aufbau S 33 Eckart Grote Target Brunswick 1943 1945 Luftangriffsziel Braunschweig Dokumente der Zerstorung Braunschweig 1994 S 11 Werner Girbig 1000 Tage uber Deutschland Die 8 amerikanische Luftflotte im 2 Weltkrieg Munchen 1964 S 198 ff Rudolf Prescher Der rote Hahn uber Braunschweig Luftschutzmassnahmen und Luftkriegsereignisse in der Stadt Braunschweig 1927 bis 1945 Braunschweig 1955 S 111 Braunschweiger Zeitung Hrsg Die Bomben Nacht Der Luftkrieg vor 60 Jahren Braunschweig 2004 S 8 Eckart Grote Target Brunswick 1943 1945 Luftangriffsziel Braunschweig Dokumente der Zerstorung Braunschweig 1994 S 151 Bernd Wedemeyer Das ehemalige Residenzschloss zu Braunschweig Eine Dokumentation uber das Gebaude und seinen Abbruch im Jahre 1960 2 Auflage Braunschweig 1993 S 155 Gudrun Fiedler Nicht mehr Land und doch Region In Horst Rudiger Jarck Gerhard Schildt Hrsg Die Braunschweigische Landesgeschichte Jahrtausendruckblick einer Region 2 Auflage Appelhans Verlag Braunschweig 2001 ISBN 3 930292 28 9 S 1141 Gudrun Fiedler Nicht mehr Land und doch Region S 1142 Friedrich Mielke Die Zukunft der Vergangenheit Grundsatze Probleme und Moglichkeiten der Denkmalpflege DVA Stuttgart 1975 ISBN 3 421 02456 1 S 140 zitiert nach Uwe Beitz Zur Zierde der Stadt Baugeschichte des Braunschweiger Burgplatzes seit 1750 Friedrich Vieweg amp Sohn Braunschweig Wiesbaden 1989 ISBN 3 528 08732 3 S 150 Anmerkungen Bearbeiten Im Streiflicht Sonne steht im Westen gut erkennbar Die helle breite Strasse von unten schrag nach rechts laufend ist die Fallersleber Strasse die in den Hagenmarkt mundet Gut sichtbar die stark beschadigte Katharinenkirche An den Hagenmarkt nach rechts hin anschliessend vollstandig zerstorte Bereiche der Innenstadt Die von der Fallersleber Strasse abzweigenden drei Strassen mit grossflachigen Bombenbrachen Richtung Steinweg sind v l n r Mauernstrasse Schoppenstedter Strasse und Wilhelmstrasse Der Steinweg verlauft Richtung Burgplatz Hier ist das Staatsministerium in der Dankwardstrasse erkennbar dem gegenuber das Rathaus Auf dem Burgplatz sind die Burg Dankwarderode und der Dom sichtbar Etwas oberhalb der Bildmitte liegt das stark beschadigte Braunschweiger Schloss am Bohlweg Dahinter Richtung Suden zerstorte Strassenzuge in der Umgebung der Aegidienkirche unter anderem Aegidienmarkt Kuhstrasse Stobenstrasse und Auguststrasse In der rechten oberen Ecke ist der alte Bahnhof erkennbar Am linken Bildrand ist in der Mitte das Staatstheater etwas daruber das Herzog Anton Ulrich Museum In der linken oberen Ecke ist das Magniviertel mit zahlreichen zerstorten und beschadigten Gebauden Zum Beispiel die schwer beschadigte Magnikirche sowie grossflachig zerstorte Strassenzuge rund um den Ackerhof Des Weiteren sind das Stadtische Museum der Lowenwall und die Gaussschule erkennbar 1 Flugroute von Norden nach Suden Andreasfriedhof Hamburger Strasse Gaussbrucke Bammelsburg Lobbeckes Insel Inselwall Rehnstoben Bunker Nickelnkulk Kaiserstrasse Wollmarkt Andreaskirche Liberei Kroppelstrasse Alte Waage Lange Strasse Neustadtrathaus Packhof Meinhardshof Brudernkirche Kannengiesserstrasse Schuhstrasse Kohlmarkt Haus zur Sonne Haus zur Rose Haus zum Goldenen Stern Ziegenmarkt Bankplatz Oberpostdirektion Friedrich Wilhelm Platz2 Flugroute von Osten nach Suden Wasserturm auf dem Giersberg Parkstrasse Museumpark Herzog Anton Ulrich Museum Magniviertel Magnikirche Stadtisches Museum Gaussschule Bunker Ritterstrasse Ackerhof Olschlagern Klint Kuhstrasse Auguststrasse Aegidienmarkt Aegidienkirche Aegidienkloster Garnison Schule Lessingplatz Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Traditionsinsel amp oldid 228029133