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Mit Big Week engl fur Grosse Woche Codebezeichnung Operation Argument wurde eine Reihe alliierter Luftangriffe wahrend des Zweiten Weltkrieges auf speziell ausgewahlte Ziele der deutschen Rustungsindustrie zwischen dem 20 und dem 25 Februar 1944 bezeichnet Dafur setzten die Amerikaner USAAF und die Briten RAF rund 6 000 Bomber und 3 670 Begleitjager ein Mit der Big Week begann der entscheidende Abschnitt des alliierten Luftkriegs gegen das Deutsche Reich Amerikaner und Briten beabsichtigten die deutsche Luftwaffe planmassig durch Zerstorung der Flugzeugwerke und durch eine Abnutzungsschlacht gegen die Jagdflugzeuge zu vernichten Emblem der Mighty Eighth Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Ziele 3 Ablauf 4 Ergebnis 5 Literatur 6 WeblinksVorgeschichte BearbeitenSeit den Luftkampfen uber dem Armelkanal und uber England im Sommer 1940 die spater als die Luftschlacht um England in die Geschichte eingegangen sind hatten pausenlose alliierte Operationen Krafte der deutschen Luftwaffe an der Westfront gebunden Zunachst fuhrte die RAF gemischte Verbande aus wenigen mittelschweren Bombern und bis zu 240 Jagdflugzeugen uber Ziele der deutschen Rustung in Frankreich Diese Formationen von den Englandern auch CIRCUS genannt hatten den Zweck die deutschen Abfangjager aufzubringen und in Luftkampfe zu verwickeln Die dahinterstehende Absicht war gleich wie in der Luftschlacht um England mit umgekehrten Vorzeichen die deutsche Luftverteidigung durch Abnutzung zu schwachen Durch den Kriegseintritt der USA im Dezember 1941 bekam die Materialschlacht in Europa neue Dimensionen Viermotorige Bomber mit starker Abwehrbewaffnung wurden unablassig von den USA uber Gronland und Island nach England eingeflogen um sie dort zu stationieren Flugzeugtrager England Wahrend die RAF die Nachtangriffe gegen Ziele in Deutschland intensivierte und die CIRCUS Operationen bei Tag fortsetzten bereiteten die Krafte der 8th Air Force Mighty Eighth Tagangriffe mit und ohne Begleitjager vor Die Konferenz von Casablanca 1943 fuhrte zu einem offenen Aufeinandertreffen zweier Auffassungen uber den zu fuhrenden Bombenkrieg gegen Deutschland Wahrend der Oberbefehlshaber des Bomber Command der RAF strikt Nachtangriffe forderte war der Kommandeur der 8th Air Force Major General Ira Eaker nicht von der Tagbomber Strategie abzubringen Letztendlich einigte man sich auf die Combined Bomber Offensive CBO dt Kombinierte Bomberoffensive die eine Aufteilung der Einsatze zwischen RAF Nacht und USAAF Tag festlegte Theoretiker des strategischen Bombenkrieges glaubten Deutschland allein aus der Luft zur Aufgabe zwingen zu konnen Verlustreiche Nachtangriffe vor allem gegen Berlin waren die Folge Auch die Tagangriffe der USAAF gegen Ziele der Rustungsindustrie im Ruhrgebiet verliefen wegen heftiger Gegenwehr der Luftwaffe ausserst verlustreich Nach der ausserst verlustreichen Operation Double Strike im August 1943 verzichtete die USAAF vorerst auf Einsatze tief im Feindesland Im Januar 1944 trat General Dwight D Eisenhower vom Kriegsschauplatz am Mittelmeer kommend sein Kommando uber die alliierten Streitkrafte in England an um die Operation Overlord die Invasion in der Normandie zu leiten Mit ihm kam als Mitglied des Air Teams Lt Gen James H Doolittle der die 8th Air Force von Lt Gen Eaker ubernahm Von nun an wurden die Prioritaten anders gesetzt Das Ziel der kommenden Angriffe war nun die Zerstorung der deutschen Jagdflugzeuge da die Luftherrschaft uber den Operationsgebieten der Invasion unbedingt erforderlich war Doolittle gab in diesem Sinne den Befehl an die Begleitjager nach abgeschlossenem Begleiteinsatz den deutschen Jagdflugzeugen bis zu ihren Stutzpunkten zu folgen und sie bei Start und Landung anzugreifen Die Vorbereitungen fur Big Week begannen bereits Ende 1943 unter dem Codenamen Argument Die Operation sollte anlaufen sobald das Wetter es zuliess Ziele BearbeitenHauptziel dieses grossangelegten Bombardements war die dauerhafte Zerschlagung der deutschen Flugzeugproduktion durch Zerstorung insbesondere der Endmontagewerke Man erwartete massive Gegenwehr seitens der deutschen Jagdwaffe vor allem der erfahrenen Piloten der an der Kanalkuste stationierten Jagdgeschwader 2 und Jagdgeschwader 26 Durch Verwicklung in Luftkampfe mit den nun zur Verfugung stehenden Langstreckenjagern des Typs P 51 Mustang unterstutzt von anderen Kurz und Mittelstreckenjagern erhoffte man sich die Niederringung der deutschen Jagdwaffe in einer einzigen Woche Weiteres Ziel der intensivierten Angriffe im Rahmen des strategischen Luftkrieges war die Brechung von Moral und Kriegswillen der deutschen Bevolkerung und hier im Wesentlichen der Zivilbevolkerung Die in Grossbritannien stationierte 8th Air Force die in Italien stationierte 15th Air Force sowie die RAF sollten Prazisionsangriffe durchfuhren um entsprechende Angriffe taglich uber eine ganze Woche hinweg auch bei grossten Risiken und zu erwartenden schwersten Verlusten an Mensch und Material auszufuhren Ablauf Bearbeiten nbsp B 17 Flying Fortress nbsp B 24 Liberator nbsp P 51 MustangDer 20 Februar 1944 ein Sonntag wurde wegen der prognostizierten gunstigen Grosswetterlage als Startdatum gewahlt Major General Anderson im Hauptquartier United States Strategic Air Forces in Europe USSTAF gab den Angriffsbefehl Der zu diesem Zeitpunkt bereits beruhmte US General Doolittle sandte 1 003 schwere US Bomber vom Typ B 17 und B 24 geschutzt von Hunderten Begleitjagern hauptsachlich P 47 Thunderbolt gegen zwolf Ziele in Deutschland und besetzten Gebieten Am ersten Tag der Grossen Woche griffen die Bomber und Jagdflugzeuge zunachst Flugzeugfabriken und Eisenbahnanlagen in Braunschweig Oschersleben AGO Helmstedt Ausweichziel an Stelle des Junkers Werkes Halberstadt das unter dichten Wolken lag und Leipzig Erla Werke an ausserdem den Flugplatz Tutow mit dem Arado Montagewerk sowie im besetzten Polen das Focke Wulf Werk in Posen Reichsgau Wartheland Die Einsatze vom 20 Februar 1944 waren die bis dahin grosste strategische Angriffsoperation der USAAF in Europa gewesen Vorher waren bereits Magdeburg Berlin Dresden und Hamburg zum Ziel geworden Die Ziele in Braunschweig waren zwei Fabriken der MIAG in denen Teile fur die Messerschmitt Bf 110 produziert wurden 76 US Maschinen vom Typ B 24 Liberator sollten dieses Ziel angreifen Gegen 13 30 Uhr waren sie uber Braunschweig allerdings war die Wolkendecke uber der Stadt zu tief sodass der grosste Teil der Bombenlast auf Wohngebiete in der Stadt die Wilke und Luther Werke sowie die Maschinenfabrik Karges Hammer aber fast gar nichts auf die MIAG Werke niederging 110 Menschen in Braunschweig starben und 2 000 wurden obdachlos Zum ersten Mal im Luftkrieg meldeten dabei die Piloten der P 51 Begleitjager sie seien von deutschen Me 262 Dusenjagern angegriffen worden Ob diese Sichtung den Tatsachen entsprach ist zweifelhaft es konnten Ubungsfluge der als Blitzbomber vorgesehenen Maschinen gewesen sein Keines der im Einsatz stehenden Jagdgeschwader war damals mit Me 262 ausgerustet Am 21 Februar waren neben verschiedenen Flugplatzen in Norddeutschland Hauptangriffsziel die Niedersachsischen Motorenwerke NIEMO in Querum ein Vorort Braunschweigs Die NIEMO bauten Flugmotoren von Daimler Benz und BMW in Lizenz 1944 allein 6 000 Stuck Gegen 15 30 Uhr wurden sie von 81 Bombern angegriffen die ca 500 Sprengbomben mittleren Kalibers abwarfen Auch hier verhinderte die Bewolkung wieder eine genaue Zielbestimmung was dazu fuhrte dass das NIEMO Werk kaum dafur aber Wohngebiete und Acker getroffen wurden An diesem Tage wurden 26 Tote in Braunschweig registriert Am 22 Februar wurden 289 B 17 Bomber gegen Ziele der Luftfahrtindustrie geschickt Die Junkers Werke in Aschersleben 34 Maschinen Bernburg Strenzfeld 47 Flugzeuge und Halberstadt 18 Maschinen 15 Flugzeuge griffen das BRABAG Hydrierwerk und Krupp Gruson in Magdeburg an Als Target of opportunity Gelegenheitsziele wurden bombardiert Bunde 32 Maschinen sowie Wernigerode 19 und Marburg 9 Maschinen Die 15th Air Force aus Foggia Italien bombardierte die Messerschmitt Werke in Regensburg Prufening und Obertraubling sowie die zu den Reichswerken Hermann Goring gehorenden Fabriken von Steyr Daimler Puch in Steyr Oberosterreich Am 24 Februar waren Tagziele der Amerikaner die Gothaer Waggonfabrik Gotha und erneut das Focke Wulf Werk in Posen Kreising Die Briten bombardierten in der Nacht Kugellagerfabriken in Schweinfurt Am nachsten Tag folgten zwei weitere Angriffe auf Schweinfurt Die Amerikaner am Tage die Briten wieder nachts Diese Taktik wurde von den Alliierten als Double blow dt Doppelschlag bezeichnet und erwies sich als recht wirkungsvoll Ebenfalls am 25 wurde bei einem Angriff auf Furth das Flugzeug Reparaturwerk Bachmann von Blumenthal amp Co KG zum Ziel Das gleiche Schicksal teilte Augsburg wo das Messerschmitt Werk durch einen Angriff von ca 600 Bombern zerstort werden sollte siehe dazu den Beitrag Luftangriffe auf Augsburg Ergebnis BearbeitenInsgesamt flog die Mighty Eighth wahrend der Big Week 3 300 Kampfeinsatze die 15th Air Force 500 und die RAF unterstutzte durch funf Nachtangriffe Die 8th und die 15th Air Force verloren in dieser einen Woche 226 Bomber und 28 Jager mit zusammen 2 600 Mann Besatzung Die britischen Verluste beliefen sich auf 157 Flugzeuge Vor allem am letzten Tag und bei den Angriffen auf Augsburg USAAF bei Tag und auf Nurnberg RAF bei Nacht waren die Verluste der Alliierten gross grosser als zu erwarten und zu verkraften war So verlor die 15 US Luftflotte die aus Italien anflog 19 ihrer Flugzeuge und die RAF uber Nurnberg 6 6 bei Nacht Das Ergebnis war dass auf die deutsche Flugzeugindustrie bis auf weiteres keine Angriffe mehr geflogen wurden Die deutsche Luftwaffe verlor im Februar 1944 insgesamt 225 Piloten durch Tod und 141 durch Verwundung Insgesamt gingen auf deutscher Seite 258 Jagdmaschinen wahrend der Big Week verloren Uber exakte Verluste der deutschen Zivilbevolkerung gibt es auch kaum verlassliches Material da von deutscher Seite kein direkter Zusammenhang mit der Big Week hergestellt werden konnte Verluste unter Kriegsgefangenen Zwangsarbeitern und KZ Haftlingen liegen uberhaupt nicht vor da uber sie so gut wie nie Statistiken gefuhrt wurden Die deutsche Flugzeugproduktion wurde zwar durch die Angriffe um etwa zwei Monate zuruckgeworfen sie sank von 2 077 Januar 1944 auf 1 671 im Februar was aber bei weitem nicht den Erwartungen der Alliierten entsprach Im Marz 1944 war sie bereits wieder bei 200 Maschinen mehr als im Januar und im Juni 1944 wurden doppelt so viele Kampfflugzeuge wie im Februar produziert Zudem fuhrte die Big Week dazu dass die deutsche Flugzeugproduktion noch mehr als bis dahin bereits geschehen dezentralisiert bzw ausgelagert wurde so dass 1944 auf deutscher Seite der hochste Ausstoss an Jagdflugzeugen wahrend des gesamten Krieges erreicht wurde Hermann Goring raumte nach dem Krieg ein dass die Qualitat unter der Massenproduktion litt vor allem unter der dezentralen Endfertigung Mitte 1944 hauften sich Beschwerden der deutschen Piloten uber mangelnde Qualitat der Jagdflugzeuge Auch waren nach den Aussagen Gorings die Verantwortlichen im Rustungsministerium das unmittelbar nach Big Week fur die Flugzeugproduktion zustandig gemacht wurde mehr an hohen Stuckzahlen von Jagdflugzeugen als an der Produktion von Ersatz und Verschleissteilen interessiert Die Einsatzbereitschaft der Einheiten fiel teilweise unter 50 1945 wurde die Endmontage wieder zentralisiert Die deutsche Jagdwaffe konnte also wahrend einer Woche nicht vollig zerstort werden der Verlust an kampferfahrenen Piloten der Tagjagd war aber verheerend In nur einem Monat busste die Luftwaffe 17 9 ihrer Jagerpiloten ein Die alliierten Luftstreitkrafte konnten daraus schliessen dass sie die Luftherrschaft erringen konnten wann und wo immer sie es anstrebten Die Erfolge der deutschen Nachtjagd waren allerdings alarmierend und hatten im Marz 1944 ihren Hohepunkt als in einer Nacht 95 Bomber der RAF bei einem der Luftangriffe auf Nurnberg abgeschossen wurden Dieses ungleiche Tag Nacht Verhaltnis zog sich durch bis nach der Invasion am 6 Juni 1944 Den Alliierten gehorte der Himmel uneingeschrankt am Tag der Luftwaffe zumindest teilweise in der Nacht Die angestrebte Demoralisierung der Zivilbevolkerung war zwar teilweise bemerkbar und druckte sich beispielsweise in der zunehmenden Verbreitung von politischen Witzen als bittere Kritik am Krieg fuhrenden Regime aus hatte aber daruber hinaus keine fur die Alliierten vorteilhafte Wirkung Die NS Propaganda nutzte die Verzweiflung der ausgebombten Bevolkerung fur die Umsetzung ihrer Parolen vom totalen Krieg Man erhoffte sich die schnelle Beendigung des Krieges und damit des Leidens grosstenteils vom Einsatz der lang versprochenen Wunderwaffen Literatur BearbeitenBundesminister fur Vertriebene Fluchtlinge und Kriegsgeschadigte Hrsg Der Luftkrieg uber Deutschland 1939 1945 Deutsche Berichte und Pressestimmen des neutralen Auslands dtv dokumente Munchen 1964 Roger Freeman The Mighty Eighthy War Diary London 1981 Werner Girbig 1000 Tage uber Deutschland Die 8 amerikanische Luftflotte im 2 Weltkrieg Munchen 1964 Eckart Grote Target Brunswick 1943 1945 Luftangriffsziel Braunschweig Dokumente der Zerstorung Heitefuss Braunschweig 1994 ISBN 3 9803243 2 X Martin Middlebrook Die Nacht in der die Bomber starben Der Angriff auf Nurnberg und seine Folgen fur den Luftkrieg Frankfurt Main Berlin Wien 1975 Markus Pohlmann Es war gerade als wurde alles bersten Augsburg im Bombenkrieg Munchen 2019 ISBN 978 3 86222 282 7 Rudolf Prescher Der rote Hahn uber Braunschweig Luftschutzmassnahmen und Luftkriegsereignisse in der Stadt Braunschweig 1927 bis 1945 Braunschweig 1955 Weblinks BearbeitenOffizielle Website der Mighty Eighth Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Big Week amp oldid 234452420