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Der Meinhardshof ist eine breite kurze Strasse in der nordlichen Innenstadt von Braunschweig am Ubergang der Weichbilde Sack und Neustadt Er verlauft senkrecht von Norden nach Suden Entstanden im 14 Jahrhundert wurde die gesamte Fachwerkbebauung durch die Bombenangriffe des Zweiten Weltkrieges insbesondere durch den Bombenangriff am 15 Oktober 1944 vollstandig zerstort Die Brachen rechts und links der einst schmalen Gasse dienten westlich bereits bald nach Kriegsende als Betriebsgelande und ostlich bis in die 1970er Jahre hinein unter anderem als Parkplatz bis auf der Bombenbrache auf der Ostseite des Meinhardshofs Anfang der 1980er Jahre der Welfenhof eine Kombination aus Ladengeschaften Wohn und Burogebauden und einem Hotel entstand MeinhardshofWappenStrasse in BraunschweigMeinhardshofBlick vom Sudturm der Andreaskirche auf den 7 spurigen Meinhardshof im Jahre 2005BasisdatenOrt BraunschweigOrtsteil InnenstadtAngelegt 15 JahrhundertNeugestaltet nach 1945Hist Namen Embernshof 1320 Membernshof 1331 Meimerhof 1606 Anschluss strassen Alte WaageQuerstrassen Hintern Brudern Schild Lange Strasse Kuchenstrasse JoddenstrasseNutzungNutzergruppen Fussverkehr AutoverkehrTechnische DatenStrassenlange 80 mHeute ist der Meinhardshof eine nur 80 m kurze und uber 30 m breite siebenspurige Strasse die fast ausschliesslich der Einfahrt in bzw der Ausfahrt aus der Tiefgarage der Ladenpassage Welfenhof dient Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Etymologie 1 2 Gestaltung und Bebauung 1 3 Stadtebauliche Umgebung 1 4 Impressionen 1 5 Zerstorung 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenEtymologie Bearbeiten Es wird vermutet dass sich in dem Bereich wo heute der Meinhardshof verlauft zu Beginn des 14 Jahrhunderts ein Gutshof befand Dessen Besitzer soll ein Mann namens Ember gewesen sein sodass der Hof 1320 als Hern Emberns Hof 1329 und 1338 Embernshof 1 bzw durch lautliche Verschleifung auch als Membernshof oder Memberns hove bezeichnet wurde Uber Ember ist sonst nichts ubermittelt In den darauf folgenden Jahrhunderten variierte die Benennung mehrfach Fur 1424 ist Memeringeshoff fur 1450 Meymeringshof und fur 1457 Meymershof belegt 2 1580 heisst es Meiboriushoff in Stadtplanen 1606 Meimerhof 1671 Meymersch Hoff und nach weiteren Varianten wurde das Grundstuck in den Grundbuchern schliesslich um 1700 als Meinhardshof bezeichnet In Friedrich Wilhelm Culemanns Stadtplan von 1798 taucht ebenfalls Meinhardshof auf wahrend in Albrecht Heinrich Carl Conradis Stadtplan von 1755 noch Der Meimers Hoff zu finden ist Hingegen fand eine Ableitung des Strassennamens von einem ausgestorbenen Geschlecht von Meiners wie es Anton August Beck 1758 oder Philip Christian Ribbentrop 1789 in Beschreibung der Stadt Braunschweig vermuteten oder im ausgehenden 19 Jahrhundert noch Friedrich Knoll erwahnte keine weitere Unterstutzung 3 Auch Karl Schellers Ableitung vom Verb meimern fur verruckte Streiche machen oder Tollhof von toll im Sinne von Wahnsinn 4 die Interpretation von Meinbornshof als Hinweis auf einen vorhandenen Gemeindebrunnenhof liessen sich nicht substantiieren 5 Gestaltung und Bebauung Bearbeiten nbsp 1892 Blick Richtung Norden in den Meinhardshof mit seinen Fachwerkhausern Im Hintergrund Die Alte Waage und die Andreaskirche am Wollmarkt nbsp 1892 Blick Richtung Suden Der Meinhardshof hatte sich im Laufe der Jahrhunderte von einem Hof in eine kurze sich konisch nach Norden verengende Strasse bzw Gasse entwickelt Im Suden war die Strasse noch recht breit verjungte sich aber so stark nach Norden dass sich die Bewohner in den oberen Stockwerken der auskragenden Hauser durch die Fenster fast die Hande reichen konnten 6 Charakteristisch fur den Verlauf war ein S formiger Knick nach Westen im unteren Drittel Die Bebauung bestand bis 1944 ausschliesslich aus Fachwerkhausern die im Wesentlichen aus dem 16 Jahrhundert stammten Bereits zu Beginn des 20 Jahrhunderts galt der Meinhardshof als hochst malerisch 7 und als einer der letzten geschlossenen mittelalterlich anmutenden Strassenzuge der Braunschweiger Innenstadt 8 Archaologische Grabungen zwischen 1976 und 1992 ergaben dass in diesem Bereich zumeist kleinere Handwerksbetriebe 9 und Handler ansassig gewesen waren Im oberen Drittel mundete von Osten kommend die kleine Joddenstrasse Judenstrasse in den Meinhardshof Etwa seit dem 13 Jahrhundert siedelten dort die Juden der Braunschweiger Neustadt aber auch Christen lebten dort Da der Wohnraum in der Joddenstrasse sehr beschrankt war zog Anfang des 14 Jahrhunderts ein erster Jude in den Meinhardshof um 10 Einige der Hauser waren Meinhardshof 3 Assekuranznummer 2750 1531 erbaut 11 Wahrend der Zeit des Nationalsozialismus und des Holocausts bestimmten die Nationalsozialisten in Braunschweig wie auch in zahllosen anderen Orten des Deutschen Reiches spezielle Hauser zu so genannten Judenhausern wo Mitburger judischen Glaubens bis zu ihrer Deportation in Konzentrations und Vernichtungslager zwangsweise ihren Wohnsitz nehmen mussten Das vierstockige Fachwerkhaus Meinhardshof 3 war eines der Judenhauser in der Stadt Braunschweig 12 Im Erdgeschoss befand sich bis zur Arisierung das Kurz und Textilwarengeschaft der judischen Familie Kohn 13 Alle Bewohner des Hauses wurden im Fruhjahr 1943 in das KZ Theresienstadt deportiert 14 Meinhardshof 5 Hier soll von 1674 bis 1693 der Braunschweiger Holzschnitzer Hermann Scheller gelebt haben 15 Meinhardshof 9 ass 2756 wurde 1558 erbaut 16 nbsp 1890 Meinhardshof 11 aus der Joddenstrasse gesehenMeinhardshof 11 ass 1368 wurde 1543 errichtet 17 Das Haus hatte eine Frontlange von 12 Spann und war das grosste in der Strasse 18 eventuell handelte es sich um den Rest des einstigen Gutshofes des Herrn Ember 19 Als Hausmarke hatte es eine Forelle 3 20 Es stand direkt gegenuber der Einmundung in die Joddenstrasse und diente unter anderem als Ratsschmiede 3 Einer der Bewohner des Hauses war um 1880 ein Braunschweiger Original der Brunnenbauer Carl Verdriess 21 Meinhardshof 13 ass 2758 wurde 1543 erbaut 22 nach Fricke um 1490 19 Meinhardshof 17 ass 2762 wurde 1504 anno dom ini m vc un de iiii in die S ancti Gregorii erbaut 23 Vor dem Grundstuck Meinhardshof 18 19 befand sich ein 9 m grosser Platz mit einem Nachbarschaftsbrunnen der Gemeinschaftseigentum der Anwohner war Er wurde bis zur Zerstorung des Meinhardshofes 1944 genutzt 24 An der Ecke Hinter Brudern 27 30 und Meinhardshof siedelte sich 1965 das 1865 gegrundete Braunschweiger Handelshaus C W Bottger Gruner Lowe an das dort bis zu seiner Schliessung 1982 bestand 25 Stadtebauliche Umgebung Bearbeiten In der unmittelbaren Umgebung des Meinhardshofs befanden bzw befinden sich unter anderem nordlich Wollmarkt Alte Waage Andreaskirche und Liberei ostlich Neustadtrathaus und Packhof westlich Brudernkirche mit Kloster sudlich Kannengiesserstrasse und Alter ZeughofImpressionen Bearbeiten Von 1755 bis 1900 nbsp Ausschnitt aus dem Stadtplan von A H C Conradi um 1755 Im Zentrum das Pack Hauss nordlich davon der Der Meimers Hoff in diesen einmundend die Jodden Strasse nbsp Ausschnitt aus dem Stadtplan von F W Culemann von 1798 Im Zentrum der Packhof nordlich der Meinhards Hof Rechts die Strasse vor der Zollbude heute Kuchenstrasse nbsp 1879 Gemalde von Franz Alt Blick durch eine Braunschweiger Gasse mit der St Andreaskirche und der Alten Waage nbsp Um 1880 Gemalde von Carl Josef Alois Bourdet Meinhardshof von Norden nbsp Um 1900 Blick von Norden in den Meinhardshof Rechts oben ist das Strassenschild Lange Strasse zu lesen Zerstorung Bearbeiten Der gesamte Bebauung des Meinhardshofs ging wie der grosste Teil der Braunschweiger Innenstadt in den Bombennachten des Zweiten Weltkriegs unter 26 Bei Kriegsende lag der Zerstorungsgrad innerhalb des Okerringes wo auch der Meinhardshof lag bei 90 27 Braunschweig gehort damit zu den zwolf am starksten kriegszerstorten deutschen Stadten 28 Literatur BearbeitenJohannes Angel Meinhardshof In Luitgard Camerer Manfred Garzmann Wolf Dieter Schuegraf Hrsg Braunschweiger Stadtlexikon Joh Heinr Meyer Verlag Braunschweig 1992 ISBN 3 926701 14 5 S 156 H Edel Die Fachwerkhauser der Stadt Braunschweig Ein kunst und kulturgeschichtliches Bild Appelhans Verlag Braunschweig 1928 S 36 39 Rudolf Fricke Das Burgerhaus in Braunschweig In Das deutsche Burgerhaus Band 20 Ernst Wasmuth Tubingen 1975 ISBN 3 8030 0022 X Dieter Heitefuss Aus Trummern auferstanden Braunschweig und sein Wiederaufbau nach 1945 Eine Bilddokumentation Braunschweig 2005 ISBN 3 9803243 5 4 Jurgen Hodemacher Braunschweigs Strassen ihre Namen und ihre Geschichten Band 1 Innenstadt Cremlingen 1995 ISBN 3 927060 11 9 S 218 219 Heinrich Meier Die Strassennamen der Stadt Braunschweig In Quellen und Forschungen zur Braunschweigischen Geschichte Band 1 Wolfenbuttel 1904 S 74 75 Paul Jonas Meier Karl Steinacker Die Bau und Kunstdenkmaler der Stadt Braunschweig 2 erweiterte Auflage Braunschweig 1926 S 90 91 Norman Mathias Pingel Alltag im Meinhardshof Zur Erinnerung an einen der bekanntesten Strassenzuge im alten Braunschweig In Braunschweigischer Kalender 2006 Braunschweig 2005 S 77 80 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Meinhardshof Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Paul Jonas Meier Untersuchungen uber die Anfange der Stadt Braunschweig In Paul Zimmermann Hrsg Jahrbuch des Geschichtsvereins fur das Herzogtum Braunschweig Band 11 1912 Zwissler Wolfenbuttel S 11 Heinrich Meier Die Strassennamen der Stadt Braunschweig S 74 a b c Friedrich Knoll Braunschweig und Umgebung historisch topographisches Handbuch und Fuhrer durch die Baudenkmaler und Kunstschatze der Stadt Braunschweig 1881 S 96 Karl F A Scheller Bucherkunde der Sassisch Niederdeutschen Sprache hauptsachlich nach den Schriftdenkmalern der Herzogl Bibliothek zu Wolfenbuttel entworfen Braunschweig 1826 S 462 Heinrich Meier Die Strassennamen der Stadt Braunschweig S 75 Dieter Heitefuss Braunschweig Gestern und Heute Braunschweig 1993 ISBN 3 9803243 1 1 S 66 H Edel Die Fachwerkhauser der Stadt Braunschweig S 38 Gerd Spies Altes Braunschweig Grafische und malerische Darstellungen aus funf Jahrhunderten Weidlich Frankfurt am Main 1977 S 58 Ingolf Ericsson Hans Losert Walter Sage Aspekte der Archaologie des Mittelalters und der Neuzeit Festschrift fur Walter Sage R Habelt 2003 S 212 Hans Heinrich Ebeling Die Juden in Braunschweig Rechts Sozial und Wirtschaftsgeschichte von den Anfangen der Judischen Gemeinde bis zur Emanzipation 1282 1848 In Braunschweiger Werkstucke Band 65 Braunschweig 1987 ISBN 3 87884 034 9 S 78 Sabine Wehking DI 56 Stadt Braunschweig II A1 Nr 3 auf inschriften net Bert Bilzer Richard Moderhack Hrsg Brunsvicensia Judaica Gedenkbuch fur die judischen Mitburger der Stadt Braunschweig 1933 1945 In Braunschweiger Werkstucke Band 35 Braunschweig 1966 S 183 B Bilzer R Moderhack Hrsg Brunsvicensia Judaica Gedenkbuch fur die judischen Mitburger der Stadt Braunschweig 1933 1945 S 183 B Bilzer R Moderhack Hrsg Brunsvicensia Judaica Gedenkbuch fur die judischen Mitburger der Stadt Braunschweig 1933 1945 S 161 Susanne Konig Lein Scheller Hermann In Horst Rudiger Jarck Dieter Lent u a Hrsg Braunschweigisches Biographisches Lexikon 8 bis 18 Jahrhundert Appelhans Verlag Braunschweig 2006 ISBN 3 937664 46 7 S 616 617 Sabine Wehking DI 56 Stadt Braunschweig II A1 Nr 77 auf inschriften net Carl Lachner Der norddeutsche Holzbau in seiner historischen Entwickelung Seemann Leipzig 1885 S 72 Steinacker Meier Die Bau und Kunstdenkmaler der Stadt Braunschweig S 91 a b Rudolf Fricke Das Burgerhaus in Braunschweig In Das deutsche Burgerhaus S 160 Sabine Wehking DI 56 Stadt Braunschweig II A1 Nr 32 auf inschriften net H Edel Die Fachwerkhauser der Stadt Braunschweig S 39 Sabine Wehking DI 56 Stadt Braunschweig II A1 Nr 33 auf inschriften net Andrea Boockmann DI 35 Stadt Braunschweig I Nr 315 auf inschriften net Wilhelm Appelt Theodor Muller Wasserkunste und Wasserwerke der Stadt Braunschweig In Braunschweiger Werkstucke Band 33 Waisenhaus Buchdruckerei und Verlag Braunschweig 1964 OCLC 5037379 S 36 Britta Berg Bottger C W In Luitgard Camerer Manfred Garzmann Wolf Dieter Schuegraf Hrsg Braunschweiger Stadtlexikon Joh Heinr Meyer Verlag Braunschweig 1992 ISBN 3 926701 14 5 S 37 Jorg Friedrich Der Brand Deutschland im Bombenkrieg 1940 1945 Propylaen Verlag Munchen 2002 ISBN 3 549 07165 5 S 235 Rudolf Prescher Der rote Hahn uber Braunschweig Luftschutzmassnahmen und Luftkriegsereignisse in der Stadt Braunschweig 1927 bis 1945 S 112 Helmut Weihsmann Bauen unterm Hakenkreuz Architektur des Untergangs Promedia Druck und Verlagsgesellschaft Wien 1998 ISBN 3 85371 113 8 S 306 52 266094 10 51997 Koordinaten 52 15 57 9 N 10 31 11 9 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Meinhardshof amp oldid 209577118