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Sturm auf den Spicherer Berg ist der Titel eines Historiengemaldes aus dem Saarbrucker Rathauszyklus von Anton von Werner Der Zyklus entstand bis 1880 als Auftragswerk fur einen neuen Ratssaal am damaligen Rathaus von Saarbrucken dem heutigen Alten Rathaus Das Gemalde zeigt eine Szene aus der Schlacht bei Spichern im Deutsch Franzosischen Krieg Dargestellt ist der preussische General Bruno von Francois wie er am 6 August 1870 Soldaten der 9 Kompanie des Niederrheinischen Fusilier Regiments Nr 39 einen Sturmangriff auf franzosische Artilleriestellungen auf dem Roten Berg bei Spichern befiehlt Die militarisch waghalsige Operation die nach einem franzosischen Angriff auf Saarbrucken den dortigen Ubergang Preussens in die Kriegsoffensive symbolisiert wurde von der Publizistik ihrer Zeit uberwiegend als Heldentat geruhmt Ihre realistische und momenthafte trotz Kolossalformats in den Augen von Zeitgenossen wenig erhabene Darstellung fand hingegen eine zuruckhaltende bis negative Aufnahme durch die Kunstkritik Sturm auf den Spicherer BergAnton von Werner 1880Ol und Wachsfarben auf Leinwand335 372 cmHistorisches Museum SaarVorlage Infobox Gemalde Wartung Museum Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung und Bedeutung 2 Militarhistorische Einordnung des Geschehens 3 Entstehung 4 Rezeption und kunsthistorische Beurteilung 5 Provenienz 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseBeschreibung und Bedeutung BearbeitenDas Gemalde zeigt eine Gruppe der 9 Kompanie des Niederrheinischen Fusilier Regiments Nr 39 beim Ansturm auf den Roten Berg in der Schlacht bei Spichern am 6 August 1870 Die Infanteristen stehen unter dem Beschuss von Einheiten der franzosischen Armee die unter dem Kommando von General Charles Frossard auf der Anhohe Stellung bezogen hatten Inmitten der Gruppe ist der preussische Bataillonskommandeur Bruno von Francois zu sehen wie er seiner Einheit durch einen Trompeter das Kommando zum Sturmangriff blasen lasst Wahrend sich am rechten Bildrand mit der Darstellung einer Fabrik eine Tiefenperspektive auf die Ebene vor Saarbrucken auftut zieht eine weitere Perspektive die durch den ausgestreckten Arm und gezogenen Sabel des Kommandeurs vorgegeben wird den Blick des Betrachters uber den steilen sparlich von einigem Gebusch bewachsenen Hang auf die Bergspitze wo Rauchwolken das Abwehrfeuer aus Stellungen der franzosischen Artillerie und Infanterie markieren Die Formation der Soldaten wirkt ungeordnet und gegenuber der doppelreihigen Formation der franzosischen Armee geradezu schwach Deutlich wird dass der Anstieg unter dem Feuer der Franzosen eine kuhne Operation ist deren Gelingen mehr als fraglich erscheint Soldaten straucheln Verwundete sind zu sehen es liegen bereits Tote im Gebusch Im Vordergrund kippt ein Soldat von einer Kugel todlich getroffen rucklings Die Farbe ist ihm aus dem Gesicht gewichen zum Ausdruck seiner Kampfmoral erhebt er noch seinen rechten Arm zur Faust Sein Korper ist Teil einer Bilddiagonalen die durch eine Linie mehrerer Gewehre gebildet wird und der Kampfrichtung entgegengesetzt ist General von Francois der im weiteren Verlauf der Operation fallen wird nimmt in ausgreifender Befehlshaberpose zusammen mit dem Trompeter den Mittelpunkt der Figurengruppe ein und wird im Dreiviertelprofil herrschaftlich portratiert In Kenntnis seines Todes und des siegreichen Ausgangs der Schlacht fuhrt ihn der Maler als Kriegshelden in Lebensgrosse vor Bei aller Heroisierung der Handlung im Kolossalformat 335 cm 372 cm kam es dem Kunstler jedoch auf einen realistischen Ausdruck des Kampfgeschehens an So stellte er die Soldaten in ihren verschiedenen Bewegungen und in den Einzelheiten ihrer Kampfausrustung Pickelhauben Gewehre mit Bajonette etc en detail dar und wahlte als sein Motiv bewusst einen kleinen Ausschnitt der Schlacht Auch durch Anschneiden der Figuren am rechten und unteren Bildrand unterstrich er das Moment und Ausschnitthafte der Bildhandlung Dadurch ahnelt die Komposition eher einem fotografischen Schnappschuss als einem traditionellen Schlachtengemalde Wie der Illustrator eines Unterhaltungsblatts vorgegangen zu sein war daher ein Vorwurf der Kunstkritik Militarhistorische Einordnung des Geschehens Bearbeiten nbsp Schlacht bei Spicheren am 6 August 1870 Stellungen um 6 Uhr abends 1890Die Schlacht bei Spichern fand am 6 August 1870 statt und bildete neben der gleichzeitigen Schlacht bei Worth sowie der zwei Tage zuvor beendeten Schlacht bei Weissenburg eine Eroffnungsschlacht des Deutsch Franzosischen Kriegs Kleinere Kriegshandlungen verubte Frankreich bereits am fruhen Morgen des 19 Juli 1870 auf preussisches Gebiet obwohl der franzosische Geschaftstrager die Kriegserklarung in Berlin noch nicht uberbracht hatte Am 2 August nahm Frankreich die Bellevue einen freien Hugel unmittelbar vor Alt Saarbrucken und St Johann ein und begann damit den Bahnhof St Johann Saarbrucken unter das Feuer von konventioneller Artillerie und Mitrailleusen zu nehmen Mittags erschien am Schauplatz Kaiser Napoleon III mit dem 14 jahrigen Kronprinzen Lulu der durch Abschuss einer Salve hier seine Feuertaufe erhielt Unter dem Eindruck der fur Frankreich verlustreichen Schlacht von Weissenburg bei der General Abel Douay gefallen war befahl der vor Saarbrucken kommandierende General Charles Frossard dem eine vor Ort angewachsene gegnerische Truppenstarke von 40 000 Mann gemeldet worden war und der von der schleppend verlaufenden Mobilmachung der eigenen Armee wusste am 4 August den Ruckzug Eine neue Aufstellung nahmen sein II Korps unter anderem auf dem Roten Berg bei Spicheren einem spornartigen Gebirgsauslaufer auf lothringischem Gebiet vor Saarbrucken Mittels Eisenbahntransporten war den deutschen Truppen unterdessen ein erfolgreicher Aufmarsch an der preussisch franzosischen Grenze gelungen Dort standen Einheiten der 1 und 2 Armee von Karl Friedrich von Steinmetz bzw Friedrich Karl von Preussen unter dem Divisionskommando von Georg von Kameke bzw Constantin von Alvensleben Am Morgen des 6 August trafen Meldungen der preussischen Kavallerie uber Ruckzugsbewegungen der Franzosen ein Obwohl aus dem Generalkommando bis zu diesem Tag noch kein Befehl erteilt worden war auf franzosisches Gebiet vorzurucken gab Kameke seinem Bataillonskommandeur Bruno von Francois der mit seinen Einheiten mittags durch Saarbrucken hindurch bis an die Staatsgrenze vorgeruckt war daraufhin den Auftrag die franzosischen Stellungen einzunehmen Zuvor liess er sich von General August Karl von Goeben die Unterstutzung des VIII Armee Korps zusichern nbsp Carl Rochling Ersturmung des Roten Berges Illustration 1890Da General von Francois ein direkter frontaler Angriff auf die gut ausgebauten franzosischen Artilleriestellungen am freiliegenden Bergsporn aussichtslos erschien liess er zwei Bataillone des 1 Hannoverschen Infanterie Regiments Nr 74 und sieben Kompanien des Niederrheinischen Fusilier Regiments Nr 39 zu einem Zangenangriff uber die bewaldeten Flanken des Hohenzugs am Drahtzug und am Giffertswald antreten Die beiden Gefechtsfelder lagen fast eine Meile voneinander entfernt Unterstutzt wurden die Fusstruppen durch sich in der Nahe formierende Batterien der deutschen Artillerie die die franzosischen Stellungen unter Beschuss nahmen Mit dieser Schutzenhilfe gelang es dem Infanterie Regiment Nr 74 unter erheblichen Verlusten bis an den Rand des Roten Berges vorzurucken Hier erschien bald General von Francois um seinen Leuten zum Erfolg zu gratulieren als ihm gemeldet wurde dass der Angriff am Giffertswald der von dem Regimentskommandeur Gustav Eskens mit sieben Kompanien des Infanterie Regiments Nr 39 vorgetragen werden sollte zuruckgeworfen worden war Mit der von dort soeben eingetroffenen 9 Kompanie des Infanterie Regiments Nr 39 entschloss sich der General spontan zum Frontalangriff auf die Bergspitze Er kostete nicht nur vielen seiner Soldaten das Leben im Verlauf fiel auch Francois durch funf gegnerische Kugeln Das kuhne Vorhaben das angesichts der ortlichen Uberlegenheit der franzosischen Artillerie und anruckenden franzosischen Bataillonen gescheitert ware fuhrte bis zum Abend dennoch zu einem preussischen Sieg weil am Schauplatz eingetroffene Einheiten unter dem Befehl von Alvensleben unter hohem Personal und Artillerieeinsatz dem franzosischen General Frossard eine ungebrochene preussische Kampfstarke signalisierten und damit begannen westlich bei Stiring Wendel in Richtung auf Forbach einen weiteren Zangenangriff zu starten Hierdurch im Glauben vom Nachschub und einem Ruckweg abgeschnitten zu werden befahl Frossard den Ruckzug nach Saargemund so dass deutsche Infanterie den Roten Berg bis zur eintretenden Dammerung vollstandig einnehmen konnte Die Gelegenheit franzosische Truppen bei ihrem Ruckzug mit bereitstehender preussischer Kavallerie zu schlagen wurde nicht ergriffen Als Schlacht bei Spichern ging die Operation in die Geschichte ein Wie deutsche Militarhistoriker bald einraumten 1 2 waren ihr strategischer Nutzen gering und die Verluste hoch Allerdings hatten die deutschen Siege in den Schlachten von Weissenburg Spichern und Worth einen bedeutenden Effekt auf die deutsche Kampfmoral und die patriotische Berichterstattung der Presse die damit begann um die Schlacht bei Spichern einen Geschichtsmythos zu kreieren Entstehung BearbeitenEnde 1870 erhielt der junge in Karlsruhe bei Carl Friedrich Lessing geschulte Maler Anton von Werner vom preussischen Kultusminister Heinrich von Muhler ein Schreiben worin ihm dieser die Idee darlegte das im Krieg zerstorte zum Wiederaufbau vorgesehene Bahnhofsgebaude von St Johann Saarbrucken mit Darstellungen aus den Kriegsereignissen um Saarbrucken zu schmucken Der Kunstler war bereits im Begriff dazu nach Saarbrucken zu reisen um sich mit den Ortlichkeiten vertraut zu machen als ihn im Januar 1871 der deutsche Kronprinz Friedrich Wilhelm zu sich nach Versailles einlud Dort erhielt er den Auftrag fur das Staatsgemalde Die Proklamierung des deutschen Kaiserreiches dessen Entwurfe und Fassungen ihn in den 1870er Jahren weitgehend beschaftigen und seine Karriere bis zum Direktorat der Berliner Kunstakademie bahnen sollten nbsp Anton von Werner Entwurf zur Wanddekoration im Rathausfestsaal Victoria Aquarell auf Pappe 1875 nbsp Studie eines sterbenden SoldatenErste Entwurfe fur die Ausmalung des Saarbrucker Bahnhofes fertigte Werner bis zum Jahr 1872 Schon damals hatte er neben der Darstellung einer Ankunft Konig Wilhelms I in Saarbrucken einem genrehaften primar an das ortliche Publikum gerichteten Erinnerungsbild die Ersturmung der Spicherer Hohen als Hauptmotiv festgelegt Dieses Bild sollte dem Eintretenden als erstes ins Auge fallen 1874 schlug die Stadt Saarbrucken dem mittlerweile von Adalbert Falk gefuhrten Berliner Ministerium vor die zuvor fur den Bahnhof in Erwagung gezogenen Bilder fur einen neuen Ratssaal auszufuhren den sie in einem Anbau des Rathauses zu errichten gedachte Nach einer Zustimmung aus Berlin erstellte Werner 1875 einen Vorentwurf mit aquarellierten Ansichten fur die gesamte Innenausstattung an deren Entwicklung im Stil der Neorenaissance das Berliner Architekturburo von Heinrich Joseph Kayser und Karl von Grossheim beteiligt war Nach erneuter Zustimmung des Kultusministeriums erhielt Werner einen Auftrag fur weitere Ausarbeitungen die er auf der Grundlage einer Besichtigung der Ortlichkeiten im Jahr 1876 vornahm Auf seiner Reise nach Saarbrucken und an die Kriegsschauplatze entstanden vor Ort zahlreiche Skizzen auch von einfachen Saarbrucker Burgern und ortlicher Prominenz 1877 hatte er sein Bildprogramm zu dem heute als Saarbrucker Rathauszyklus bekannten Werkzyklus komplettiert Neben den bereits erwahnten Hauptbildern die von Portrats des Generalfeldmarschalls Helmuth von Moltke des Reichskanzlers Otto von Bismarck des Kronprinzen Friedrich Wilhelm und des Prinzen Friedrich Karl flankiert werden zeigt der Zyklus die Allegorie Victoria eine Glorifizierung der Waffenbruderschaft zweier Germanenkrieger die unter Anspielung auf die Schutz und Trutzbundnisse 1866 durch ihre Fahnen das Konigreich Bayern als Hauptmacht der suddeutschen Staaten und den von Preussen angefuhrten Norddeutschen Bund reprasentieren Im Laufe der weiteren Ausarbeitung hatte Werner sich mit Anregungen aus der preussischen Landeskunstkommission auseinanderzusetzen Von ihr wurde er dazu gedrangt seinen Entwurfen einen ernsteren Charakter welche die Darstellung dieser vaterlandischen Stoffe und historischen Personlichkeiten besonders an einer geschichtlich so bedeutsamen Statte forderten zu verleihen 3 Auch sein Hauptbild des Sturms des Spicherer Berges erfuhr daraufhin eine Uberarbeitung indem durch er durch die Darstellung eines sterbenden Soldaten mit kampferisch erhobener Faust den Gedanken der Opferbereitschaft und Siegesentschlossenheit starker betonte Rezeption und kunsthistorische Beurteilung BearbeitenMit der Berliner akademischen Kunstausstellung die die Entwurfe fur den Saarbrucker Rathauszyklus im November 1877 prasentierte erhielt die Kunstoffentlichkeit Gelegenheit zu dem Projekt Stellung zu nehmen Zu den Feuilletonisten die sich uber die Bilder ausserten gehorte der fur die Zeitschrift fur bildende Kunst tatige Kunsthistoriker Adolf Rosenberg Ihm fehlte in den Skizzen die monumentale Wurde in ihnen sei das Vornehme von dem Markigen Derben verdrangt worden vergebens suche man nach dem genialen Wurf und dem poetischen Schwung 4 Als derselbe Kritiker auf der Berliner akademischen Kunstausstellung des Jahres 1880 die fertigen Gemalde auf Leinwand erblickte fiel das Kunsturteil in der Zeitschrift Die Grenzboten noch negativer aus Anders als beim Historienbild Luther auf dem Reichstag zu Worms 1870 habe der Kunstler hier nicht der Zensur einer hoheren Instanz unterlegen die daruber wacht dass die Wurde des monumentalen Stil gewahrt und dessen Gesetze respektiert werden vermutete Rosenberg und ging mit dem Werk und seinem Schopfer hart ins Gericht 5 Der Direktor unserer Kunstakademie Anton von Werner hat auch auf der gegenwartigen Kunstausstellung ein umfassendes Zeugniss fur die leidige schon oft genug beklagte Thatsache abgelegt dass ihm das Gefuhl fur den monumentalen Stil ja sogar das Verstandnis fur die einfachsten Forderungen desselben vollkommen abgeht Der Maler ist seinem eigenen Impuls gefolgt und hat statt eines Monumentalgemaldes eine colossale mattgefarbte Illustration zu Stande gebracht welche einen Moment aus dem Sturm auf den Spicherer Berg festhalt ungefahr wie es wahrend des Krieges die Zeichner fur die illustrirten Blatter zu thun pflegten Ein derartige Gemalde welches zum ewigen Gedachtniss an eine kuhne Heldenthat des Krieges dienen soll hatte unter allen Umstanden an die Wand gemalt werden mussen statt auf Leinwand die in ein Rahmenwerk eingelassen wird Ein Blick auf die grosse Leinwand fur Saarbrucken zeigt uns dass die coloristische Frische welche uns vor zehn Jahren fur den mit jugendlicher Kraft aufstrebenden Kunstler lebhaft eingenommen hat einer nuchternen ich mochte fast sagen griesgramlichen Farbenstimmung gewichen ist Werner fuhrt uns den Moment vor wie General von Francois der bekanntlich wahrend des Sturmes fiel ein ihm folgendes Hauflein Soldaten die 9 Compagnie des 39 Infanterie Regiments gegen den Feind fuhrt also einen verhaltnissmassig kleinen Ausschnitt aus dem grossen Drama der wie leicht begreiflich die Bedeutsamkeit der ganzen Action nicht einmal andeuten geschweige denn erschopfen kann Es ist eine Gefechtsscene wie tausend andere welche kaum ein individuelles Geprage hat An eine nach irgend welcher Richtung abgerundete und abgeschlossene Composition hat Werner auch nicht gedacht Man konnte beliebig rechts und links ein Stuck ansetzen ohne dass der Schwerpunkt der Composition irgendwie verschoben wurde Der Ernst des Moments hatte selbst bei einer so specifisch realistischen Scene starker betont werden konnen als es geschehen ist Im Jahr 1895 legte Rosenberg seine Biografie uber Anton von Werner vor Dort bemuhte er sich das dem Spichern Gemalde zugrundeliegende Geschehen aus der mittlerweile vorliegenden Publizistik nachzuzeichnen ging aber wenig auf die Qualitat des Gemaldes selbst ein Er stellte fest dass sich der Kunstler eng an die Darstellung der Ereignisse durch die Augenzeugen gehalten habe wiederholte seine fruher harsch formulierte Kritik jedoch nicht 6 nbsp Wilhelm Camphausen Die Ersturmung der Insel Alsen durch die Preussen 1866 Deutsches Historisches Museum nbsp American Panorama Company Battle of Atlanta 1885 86 heutige Prasentation Die vergleichsweise moderne naturalistische vor allem Realismus anstrebende Ereignisdarstellung die Anton von Werner wohl angeregt durch die Illustrationsgrafik seiner Zeit in seiner Malerei uber den Krieg 1870 71 entwickelte wurde auch in den in Deutschland fuhrenden Kunstzentren in Dusseldorf und Munchen aus akademischer Perspektive zunachst kritisch gesehen Sie gefiel aber dem breiteren Publikum Einen Vorlaufer und Mitstreiter hatte Werners neuer kunstlerischer Ansatz in der Schlachtenmalerei Wilhelm Camphausens der in den Kriegen 1864 1866 und 1870 71 als Armeemaler bzw Bildreporter tatig gewesen war 7 In dem 1866 entstandenen Gemalde Die Ersturmung der Insel Alsen einem Historien und Ereignisbild aus dem Deutsch Danischen Krieg lasst Camphausen als Pionier dieser Kunstform den Betrachter in monumentalem Format an einer spektakularen Kriegsszene teilhaben Mit dem Erfolg dieses Konzepts das imstande war das Publikum in die Szene gleichsam hineinzuversetzen kam es durch Louis Braun William Wehner und andere zu einer Welle von Schlachtenbildern in immer grosseren Panoramen die als Vorlaufer des Kinos und des Kriegsfilm Genres zu betrachten sind Mit diesem Massenmedium neigte sich gleichzeitig die Ara der eigentlichen Geschichtsmalerei ihrem Ende zu 8 Der Kunsthistoriker Richard Muther schrieb uber diese Entwicklung 9 So verfiel die zunftige Historienmalerei dem unabwendbaren Loose der gespreizten Nichtigkeit Nur Werke in denen die Leidenschaft des Temperaments durch die Konvention hindurchflammte oder eine Erneuerung der Formen nach der Seite des Naturalismus erstrebt war durfte fortan auf Erfolg noch rechnen Provenienz BearbeitenDer Saarbrucker Ratssaal mit den fertigen Gemalden wurde am 8 August 1880 vom rheinischen Oberprasidenten Moritz von Bardeleben in Anwesenheit von Vertretern der Zivil und Militarbehorden feierlich eingeweiht Der Ratssaal der bei der Vereinigung Alt Saarbruckens mit St Johann Malstatt und Burbach zur Grossstadt Saarbrucken im Jahr 1909 seine Funktion an das Rathaus St Johann abgegeben hatte wurde 1936 mit einem angrenzenden Raum als Spichern Museum in ein nationalsozialistisch inspiriertes Ausstellungskonzept eingebunden und am 5 Oktober 1944 durch einen Luftangriff zerstort Die Gemalde konnten zuvor in Sicherheit gebracht werden und kamen nach Einlagerung im Rathaus St Johann nach dem Zweiten Weltkrieg auf einer Ausstellung des Saarlandmuseums wieder zum Vorschein In den 1950er Jahren beschloss der Stadtrat eine Restaurierung der Gemalde die jedoch nicht ausgefuhrt wurde Als Schenkung gelangten die Bilder 1994 unter der Auflage sie fachgerecht zu restaurieren an zwei Privatpersonen 1998 und 2001 wurden funf der sieben Werke des Zyklus restauriert darunter auch das Gemalde Sturm auf den Spicherer Berg Nach einer Einlagerung in der Alten Baumwollspinnerei von St Ingbert ubernahm und erwarb das Historische Museum Saar die Bilder und prasentierte sie ab 2021 im Rahmen der Ausstellung Monumente des Krieges Literatur BearbeitenWerner Anton Alexander von In Friedrich von Boetticher Malerwerke des neunzehnten Jahrhunderts Beitrag zur Kunstgeschichte Fr v Boetticher s Verlag Dresden 1898 Band 2 S 1001 Nr 33 39 Digitalisat Dominik Bartmann Hrsg Anton von Werner Geschichte in Bildern Hirmer Verlag Munchen 1993 Katalog S 87 170 252 Abb 253 256 440 Weblinks BearbeitenAnton von Werner Sturm auf den Spicherer Berg 6 August 1870 Wandbild im Rathaussaal zu Saarbrucken 1880 Webseite im Portal antonvonwerner de Monumente des Krieges virtuelle Ausstellung des Historischen Museums SaarEinzelnachweise Bearbeiten Eduard von Schmid Das franzosische Generalstabswerk uber den Krieg 1870 71 Wahres und Falsches Heft 3 Die Schlacht bei Spichern F Luckhardt Berlin 1903 Wilhelm Rintelen Geschichte des Niederrheinischen Fusilier Regiments Nr 39 wahrend der ersten funfundsiebenzig Jahre seines Bestehens 1818 bis 1893 Ernst Siegfried Mittler amp Sohn Berlin 1893 S 266 ff Digitalisat Anton von Werner Erlebnisse und Eindrucke 1870 1890 Ernst Siegfried Mittler amp Sohn Berlin 1913 S 198 A R Die akademische Kunstausstellung zu Berlin In Beiblatt zur Zeitschrift fur bildende Kunst 13 Jahrgang Ausgabe Nr 4 vom 8 November 1877 Google Books A R Die akademische Kunstausstellung in Berlin In Die Grenzboten Zeitschrift fur Politik Literatur und Kunst 39 Jahrgang III Quartal Verlag von Friedrich Ludwig Herbig Fr Wilh Grunow Leipzig 1880 S 536 ff Google Books Adolf Rosenberg A von Werner 2 Auflage Velhagen amp Klasing Bielefeld 1900 S 65 Digitalisat Wilhelm Camphausen In Wend von Kalnein Die Dusseldorfer Malerschule Verlag Philipp von Zabern Mainz 1979 ISBN 3 8053 0409 9 S 278 Frank Buttner Historische Wahrheit und der Wahrheitsanspruch der Kunst Dusseldorf und Munchen in den Auseinandersetzungen um die Geschichtsmalerei im 19 Jahrhundert In Bettina Baumgartel Hrsg Die Dusseldorfer Malerschule 1819 1918 Michael Imhof Verlag Petersberg 2011 ISBN 978 3 86568 702 9 Band 1 S 111 f Richard Muther Geschichte der Malerei im XIX Jahrhundert 3 Bande Munchen 1893 1894 S 518 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sturm auf den Spicherer Berg amp oldid 238485120