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Das Stift Clarholz meist Kloster Clarholz genannt liegt in der Gemeinde Herzebrock Clarholz im Kreis Gutersloh in Nordrhein Westfalen Clarholz Luftaufnahme des KlostergelandesLageplan der KlosteranlagePfarrkirche St Laurentius fruher auch Stiftskirche Stift Clarholz war zwischen 1133 und der Sakularisation im Jahr 1803 eine Propstei der Pramonstratenser 670 Jahre lang war es im Grenzland der Bistumer Munster Osnabruck und Paderborn ein religioses Zentrum ein Ort der Kultur und ein nicht unbedeutender Wirtschaftsfaktor Im Mittelalter pflegte es okonomische und geistliche Beziehungen in das Land von Vollenhove an der Zuiderzee Bistum Utrecht bis zum Verkauf seiner dortigen Guter im Jahr 1549 Im 19 Jahrhundert wurde es Schloss der Fursten zu Bentheim Tecklenburg 1 Inhaltsverzeichnis 1 Grundung 2 Mittelalter 3 Fruhe Neuzeit 4 Die Sakularisation und ihre Folgen 5 Literatur 6 Weblinks 7 FussnotenGrundung Bearbeiten1133 schenkte der Edle Rudolf von Steinfurt seine in Clarholz und dem benachbarten Lette gelegenen Guter zu denen auch je eine Kapelle gehorte zu seinem und seiner Eltern ewigem Gedachtnis dem Pramonstratenserorden Die Stiftung wurde im Januar 1134 durch Lothar III unter Mitwirkung des Ordensgrunders des hl Norbert von Xanten damals Erzbischof von Magdeburg bestatigt Sie wurde vom Kloster Cappenberg aus der ersten Niederlassung der Pramonstratenser in Deutschland besiedelt und zwar in der fur die Anfange des Ordens typischen Form eines Doppelklosters mit mannlichem Konvent in Clarholz und Frauenkonvent in Lette Bischof Werner von Munster vermehrte noch 1134 die Grundausstattung und ubertrug dem Stift die Seelsorge in der nordwestlich gelegenen Nachbargemeinde Beelen 1146 nahm Papst Eugen III das junge Stift unter seinen Schutz namentlich erwahnte er dabei den ersten Propst Ermward der bis 1184 im Amt blieb Mittelalter Bearbeiten nbsp Schauseite des Propsteigebaudes mit dem Kellnereiflugel nbsp Clarholz Kirche des ehemaligen Klosters1175 wurde die fertiggestellte Stiftskirche eine flachgedeckte Basilika im romanischen Stil mit Westriegel Querhaus und drei Apsiden durch Bischof Arnold von Osnabruck geweiht Er verlieh ihr auch Pfarrrechte und errichtete das Kirchspiel Clarholz mit der Bauerschaft Heerde das fortan zum Bistum Osnabruck gehorte wahrend Lette und Beelen im Bistum Munster verblieben Die Stiftskirche erhielt eine Reliquie des 1170 in Canterbury ermordeten Erzbischofs Thomas Becket der dem Reformorden verbunden gewesen war das Reliquiar eine Arbeit aus Limoges ist erhalten Der zweite Propst Friedrich von Tecklenburg 1187 1216 entfaltete rege wirtschaftliche Aktivitaten scheiterte aber mit seinen Bewerbungen um das Bischofsamt in Munster und die Abtswurde in Corvey er wurde schliesslich abgesetzt und war zuletzt Abt im Kloster Knechtsteden Sein Nachfolger Ludger 1217 1234 der dem Kolner Erzbischof Engelbert von Berg 1216 1225 nahestand erhielt 1231 von Papst Gregor IX eine Schutzerklarung fur das Stift darin wurden als dessen Eigentum aufgezahlt 20 Meierhofe 45 Erben zwei Muhlen die Fischereirechte auf der Ems von Huttinghausen bis Warendorf Einkunfte aus der Saline in Werl und manches mehr Anfangs nahmen die Nachfahren des Stifters die Vogtei uber das Stift wahr 1275 wurde der Bischof von Munster Everhard von Diest zum Vogt gewahlt 2 1296 erhielt Graf Simon von Lippe die Vogtei uber das Stift Clarholz lag am Schnittpunkt der Strasse von Munster nach Paderborn mit einer Strasse von Bielefeld nach Hamm Der Aufnahme von Reisenden Pilgern und Kranken diente das im Jahre 1300 erwahnte Klosterhospital einer der Konventualen fungierte als Siechenmeister Ab etwa 1320 wurde die Stiftskirche zur gotischen Hallenkirche umgebaut die aus dieser Zeit stammenden von symboltrachtigen Tier und Pflanzenmotiven gepragten Gewolbemalereien wurden von Hilde Claussen 1919 2009 freigelegt Im 14 Jahrhundert fuhrte der Ruckgang der Zahl der Laienbruder zur Umstellung der Landwirtschaft auf Verpachtung und bezahlte Krafte Wahrend der jahrzehntelang dauernden lippisch tecklenburgischen Fehde wurde das Stift 1437 gebrandschatzt Auch innerlich befand sich der Konvent damals in einer Krise Auf Intervention des Basler Konzils ubernahmen 1439 zwei Marienfelder Zisterzienser die leitenden Amter des Propstes und Priors Sie luden mehrmals die Pramonstratenserabte von Steinfeld Eifel und Wittewierum Friesland zu Visitationen ein um ihren Reformen im Clarholzer Konvent Nachdruck zu verleihen Wittewierum stand unter dem Einfluss der Devotio moderna und der Windesheimer Kongregation Unter Propst Johannes Hundebeke 1456 1487 kam es zu zahlreichen Neueintritten in das Stift der Einrichtung einer Schule 1463 dem Bau eines Lettners in der Kirche und der Reorganisation der Verwaltung der niederlandischen Guter um Vollenhove 1496 schlossen die Zisterzienserabtei Marienfeld das Pramonstratenserstift Clarholz und das seit 1467 zur Bursfelder Kongregation gehorende Benediktinerinnenkloster Herzebrock einen Freundschaftsbund Fruhe Neuzeit Bearbeiten nbsp Sandsteinlowen mit Schild bewachen die ZufahrtenGegen landesherrliche und reformatorische Ubergriffe des Herrn von Rheda Graf Konrad von Tecklenburg 1530 1557 suchten die Kloster Marienfeld Clarholz und Herzebrock den Schutz Kaiser Karls V Nach zahen Verhandlungen am Reichskammergericht gelang es ihnen das katholische Bekenntnis in den Kirchspielen Lette Clarholz und Herzebrock zu erhalten und sich als Landstande der Herrschaft Rheda zu positionieren Im letzten Drittel des 16 Jahrhunderts glich sich der Clarholzer Konvent den Lebensformen des Landadels an und verwahrloste Das weibliche Klosterleben in Lette loste sich ganz auf Erst seit etwa 1625 konnten die Westfalische Zirkarie des Pramonstratenserordens und ihre herausragenden Abteien Knechtsteden und Steinfeld allmahlich die Reformen des Trienter Konzils in Clarholz durchsetzen Unter Propst Bernhard von Kerckering 1666 1693 fand der Konvent zu neuer Stabilitat 1679 wurde an der Clarholzer Kirche die Erzbruderschaft Unserer Lieben Frau vom Berge Carmel konstituiert Von 1680 bis 1685 wirkte der Steinfelder Pramonstratenser Leonhard Goffine als Seelsorger in Clarholz er begann hier mit den Arbeiten an der Handpostille seinem bis ins 20 Jahrhundert immer wieder aufgelegten in viele Sprachen ubersetzten Haus und Andachtsbuch fur katholische Familien Der 1693 als 34 Jahriger zum Propst gewahlte Elbert von Kuckelsheim entfaltete in seiner langen Amtszeit er starb am 10 Mai 1750 im Alter von 91 Jahren eine rege Bau und Kunsttatigkeit Auf ihn gehen die barocke Innenausstattung der Stiftskirche Altare Kanzel Orgel die nach Planen von Gottfried Laurenz Pictorius von dem Lippstadter Baumeister Nikolaus Wurmstich 1705 07 errichtete Propstei der Wirtschaftshof und die Klosterpforte 1725 28 zuruck Die inkorporierten Pfarreien St Vitus in Lette und St Johannes Baptist in Beelen erhielten 1709 bzw 1746 neue Pfarrhofe und neue Orgeln von dem Beckumer Orgelbauer Heinrich Menke 1716 Beelen schon 1713 Kuckelsheims Nachfolger Leopold von Rubel 1750 1763 baute 1759 die Zehntscheune Clarholz und das Gartnerhaus in Lette Der vorletzte Propst Franz Philipp von Meuseren 1765 1794 stand der katholischen Aufklarung nahe Er richtete im Stift ein Hausstudium mit Bibliothek ein Sein Cellerar Clemens August von Ducker modernisierte Landwirtschaft Muhlen und Ziegelei Der letzte Propst Jodokus van Oldeneel der aus einer katholischen Adelsfamilie in Overijssel stammte nahm ab 1794 zahlreiche aus Frankreich vor dem Terror der Revolution geflohene Pramonstratenser und andere Geistliche dauerhaft im Stift auf bis sie 1802 in ihr Heimatland zuruckkehren konnten 1798 ubernahm er das Patenamt fur den altesten Sohn seines Sekretars und Justitiars Carl Bernhard Temme Jodokus Temme der in den Revolutionsjahren von 1848 49 als geradliniger Vorkampfer der Demokratie in Deutschland bekannt wurde und 1881 im Schweizer Exil verstarb Die Sakularisation und ihre Folgen Bearbeiten nbsp Propsteigebaude vom Klostergarten aus gesehenGegen die drohende Sakularisation ersuchte das Stift um Rechtshilfe beim Reichshofrat in Wien und erreichte ein entsprechendes Mandat das aber nicht durchgesetzt werden konnte weil der Graf von Bentheim Tecklenburg am 27 Oktober 1803 mit preussischer Militarhilfe die Raumung des Klosters erzwang und den Konvent enteignete Zahlreiche Gebaude wie das Kapitelhaus die Kreuzgange sowie einige Wirtschaftsgebaude wurden abgerissen Die Propstei wurde im 19 Jahrhundert vom Konventshaus getrennt und zu einem Schloss umgestaltet Prominenter Bewohner war 1849 52 Prinz August Ludwig zu Sayn Wittgenstein Berleburg von 1852 bis 1866 letzter leitender Minister des Herzogtums Nassau Nach Auflosung des 1806 errichteten Patronats der Grafen von Bentheim Tecklenburg befinden sich Kirche und Konventshaus seit 1969 im Eigentum der Katholischen Kirchengemeinde St Laurentius Clarholz Propstei Wirtschaftsgebaude und Zehntscheune sind Eigentum der Fursten zu Bentheim Tecklenburg in Rheda Im Kapitelsaal der Propstei fuhrt der Freundeskreis Propstei Clarholz Konzerte und kulturelle Veranstaltungen durch in der Kellnerei betreibt er ein Klostermuseum Die Gemeinde Herzebrock Clarholz nutzt die Zehntscheune als Begegnungsstatte Die Klostergarten wurden 1999 2003 im Rahmen des Projektes Gartenlandschaft Ostwestfalen Lippe in Anlehnung an historische Vorgaben neu gestaltet Der Pralatenweg verbindet das Kloster Clarholz mit den Klosteranlagen Herzebrock und Marienfeld Der Kerkherrenweg verbindet das Kloster Clarholz mit Beelen und Lette den Orten der inkorporierten Pfarreien des Stifts 3 Literatur BearbeitenKarl Hengst Hrsg Westfalisches Klosterbuch Lexikon der vor 1815 errichteten Stifte und Kloster von ihrer Grundung bis zur Aufhebung Teil 1 Ahlen Mulheim Aschendorff Munster 1992 ISBN 3 402 06886 9 S 185 190 Quellen und Forschungen zur Kirchen und Religionsgeschichte 2 Veroffentlichungen der Historischen Kommission fur Westfalen 44 Inga Erika Kleinknecht Der barocke Klostergarten in der Gartenarchitektur des 18 Jahrhunderts am Beispiel des westfalischen Pramonstratenserklosters Clarholz Diss Universitat Koln 1999 Johannes Meier Kloster Clarholz und die Pfarrkirche in Lette Westfalische Kunststatten Heft 56 Munster 1990 Johannes Meier Das Kloster Clarholz mit den Pfarrkirchen von Lette und Beelen Ein geistlicher Kunst und Landschaftsfuhrer Kunstverlag Josef Fink Lindenberg 2005 ISBN 3 89870 235 9 Johannes Meier Spurensuche Die Bibliothek des Klosters Clarholz im Lichte ihrer individuellen Provenienzen In Reinhard Feldmann Hrsg Die Bibliothek des Praemonstratenserklosters Clarholz Bestandskatalog von Elke Pophanken Mit Beitragen von Johannes Meier und Ursula Olschewski Universitats und Landesbibliothek Munster Munster 1996 ISBN 3 931174 01 8 S 8 27 Schriften der Universitats und Landesbibliothek Munster 15 Josef Mense Zum Bildprogramm des gotischen Gewolbes der ehemaligen Pramonstratenserkirche in Clarholz In Jahrbuch bur Westfalische Kirchengeschichte Band 106 2010 S 47 63 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Stift Clarholz Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Furstenhaus zu Bentheim Tecklenburg Kloster Clarholz Klostergarten Clarholz Herzebrock Clarholz Landschaftsverband Westfalen Lippe LWL Klostergarten Schloss Clarholz PDF Datei Urkundenregesten aus dem Furstlichen Archiv Rheda mit Bestand zum Stift Clarholz Digitale Westfalische Urkunden Datenbank DWUD Geschichte der Propstei Clarholz Freundeskreises Propstei Clarholz e V Fussnoten Bearbeiten Klostergarten Clarholz Herzebrock Clarholz Landschaftsverband Westfalen Lippe LWL Munster 2005 Urkunden des Klosters Clarholz die Wahl von Kirchenvogten betreffend In Allgemeines Archiv fur die Geschichtskunde des preussischen Staates Bd 3 1830 S 31 39 hier S 32 Der Kerkherrenweg Auf den Spuren der Pramonstratenser In Heimat Westfalen Jg 34 2021 Heft 5 S 46 51 901653 8 191295 Koordinaten 51 54 6 N 8 11 28 7 O Normdaten Korperschaft GND 4266783 5 lobid OGND AKS LCCN n97072808 VIAF 137378400 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Stift Clarholz amp oldid 225081462