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Das Benediktinerinnenkloster Herzebrock in Herzebrock Clarholz Kreis Gutersloh Nordrhein Westfalen wurde um 860 als Kanonissenstift gegrundet Im Jahr 1208 wurde es in eine Benediktinerinnen Abtei umgewandelt Es bestand bis zur Sakularisation 1803 Noch heute befindet es sich im Besitz des Furstenhauses zu Bentheim Tecklenburg 1 Konventshaus und DormitoriumInhaltsverzeichnis 1 Grundung 2 Kanonissenstift 3 Umwandlung in ein Benediktinerinnenkloster 4 Krise im Spatmittelalter 5 Klosterreform 6 Zeit der Reformation 7 17 und 18 Jahrhundert 8 Baulichkeiten und Ausstattung 9 Abtissinnen 10 Literatur 11 Weblinks 12 EinzelnachweiseGrundung BearbeitenGrunderin des Kanonissenstift war eine Walburga Witwe eines Eckhardus der wahrscheinlich aus der sachsischen Familie der Ekbertiner stammte Das Stift entstand auf Eigenbesitz der Familie und stand unter dem Schutz des Bischofs von Osnabruck dem dafur Naturalabgaben zustanden Materiell ausgestattet war das Stift zu Beginn mit 20 Meierhofen Ein Sohn Walburgas ubergab ihm seinen gesamten Besitz mit der Verpflichtung einer lebenslangen Versorgung Ein weiterer Sohn ubernahm die Vogtrechte Erste Abtissin wurde Duda eine Tochter von Walburga die im Kloster Liesborn erzogen worden war Anfangs war das Stift Maria geweiht Die Grundungsurkunde hat die Forschung indes als Falschung aus dem 11 Jahrhundert erkannt Allerdings scheint gesichert dass ein adeliger Frauenkonvent noch im 9 Jahrhundert entstand der damit der alteste im Bistum Osnabruck war Kanonissenstift BearbeitenDie Grundung als Kanonissenstift um 860 geht von der Anwendung der Aachener Regel von 816 den Institutiones Aquisgranenses aus Um das Jahr 900 erhielt die Einrichtung durch Bischof Egilmar von Osnabruck eine Reliquie der Heiligen Christina Daher ist die Kirche St Christina geweiht Etwa hundert Jahre spater erhielt es von Kaiser Otto II auf Bitten seiner Frau Theophanu um 976 Immunitat und Gerichtshoheit Der Konvent konnte danach die Abtissin frei wahlen und hatte auch das Recht den Vogt zu bestimmen Im Jahr 1096 wurde ein Herimanus als Vogt genannt der wohl aus der Familie der Grafen von Werl stammte Spater ging das Recht der freien Vogtswahl in der Praxis verloren Lange Zeit war das Amt in der Hand der Herren zur Lippe Seit 1465 lagen die Vogteirechte schliesslich in den Handen des Hauses Bentheim Tecklenburg Rheda 2 Im Jahr 1069 hat Benno II versucht wegen eines angeblichen Verfalls der Sitten das Stift nach Osnabruck zu verlegen und die Einrichtung in ein Kloster umzuwandeln Dieses scheiterte Dem Konvent gelang es eine weitgehende Unabhangigkeit vom Bischof zu bewahren Umwandlung in ein Benediktinerinnenkloster Bearbeiten nbsp Kirche St Christina nbsp Innenraum von St Christina Herzebrock nbsp Blick in den Chorraum nbsp InnenraumIm Inneren hielt sie an den kanonischen Lebensformen fest Dies wurde von den regulierten Orden als Regellosigkeit und Disziplinlosigkeit kritisiert Dies fuhrte nach 1208 zusammen mit der an Scharfe zunehmende Konflikte mit dem Bistum dazu dass der Bischof von Osnabruck Gerhard von Oldenburg ungeachtet der kaiserlichen Privilegien das Stift in ein Benediktinerinnenkloster umwandelte Die Kanonissinnen traf dies nicht unvorbereitet einige hatten sich schon materiell auf den Austritt aus der Gemeinschaft vorbereitet Erste Abtissin wurde die Schwester des Bischofs Beatrix von Oldenburg Zu dieser Zeit erhielt die Abtissin auch die geistliche Gerichtsbarkeit die zuvor beim Archidiakon in Wiedenbruck gelegen hatte Dennoch insgesamt war damit die Selbstandigkeit Herzebrocks beendet an die Stelle trat eine starke Abhangigkeit vom Bistum In der Gemeinschaft selbst wurde die Stellung der Abtissin gegenuber den ubrigen Konventsangehorigen gestarkt Der tiefgreifende Eingriff entgegen allen Rechten war nicht zuletzt deswegen moglich weil die Vogte aus dem Haus der Herren zur Lippe dem Schritt keinen Widerstand entgegensetzten sondern darin sogar Vorteile sahen Krise im Spatmittelalter BearbeitenDie Gemeinschaft wurde 1313 durch eine Brandkatastrophe stark betroffen und die Gebaude mussten fast ganzlich neu errichtet werden Im Jahr 1419 wurde der Ablass fur Wallfahrten zur Christinareliquie gewahrt Die Glaubigen die am Fest der heiligen Christina nach Herzebrock wallfahrten der Kirche ein Geschenk machten und zum Unterhalt des Konvents beitrugen erhielten einen Ablass fur hundert Tage Im 15 Jahrhundert litt die Gemeinschaft unter den Kriegen zwischen den Herren zur Lippe und den Grafen von Tecklenburg Dabei fielen Teile des Klosterbesitzes wust Durch die Schutzlosigkeit gingen dem Kloster zahlreiche Guter verloren Dem unrechtmassigen Aneignen von Klostergut konnte auch durch eine Anweisung von Papst Nikolaus V kein Ende gemacht werden In dieser Zeit lebte die Gemeinschaft in grosser Armut Aber auch in geistlicher Hinsicht verfiel das Leben in Herzebrock Die klosterliche Armut war der individuellen Eigentumsbildung gewichen Klosterreform BearbeitenNach 1459 begann unter der Abtissin Sophia von Stromberg 1426 1463 eine Reform des Klosterlebens Sie stiess dabei auf erhebliche Widerstande im Konvent Hilfe fur eine Reform kam dabei auch von aussen Sophia von Munster 1463 1500 die auch aus einem anderen Konvent gekommen war setzte die Reformen fort Eine Voraussetzung war die Uberwindung der materiellen Krise Es gelang insbesondere durch den Prokurator des Klosters Johann von Hamm die wirtschaftlichen Verhaltnisse zu ordnen Die Gemeinschaft schloss sich 1467 der Reformbewegung der Bursfelder Kongregation an Wahrend die meisten ubrigen Frauenkloster nur durch die Unterwerfung unter die Aufsicht eines Mannerklosters Teil der Kongregation wurden gelang Herzebrock die Aufnahme als selbstandiges Mitglied Im Jahr 1475 wurde die Pfarrei Herzebrock dem Kloster unterstellt Damit kamen auch die Einnahmen der Kirche dem Kloster zugute Der Aufschwung der mit der Reform verbunden war zeigt sich unter anderem in den im Kloster entstandenen Handschriften an der Wende vom 15 zum 16 Jahrhundert Es entstanden mystische Texte Gebete und Andachten in niederdeutscher Sprache Herzebrock wurde ein Mittelpunkt der benediktinischen Reform Von hier aus wurden weitere Kloster reformiert In geistlicher und wirtschaftlicher Hinsicht war diese Zeit der letzte Hohepunkt der Klostergeschichte Zeit der Reformation Bearbeiten nbsp Rekonstruierter KlostergartenIm Jahr 1543 wurde die Reformation in der Gemeinde durch Vogt Cord von Tecklenburg eingefugt Auch Franz von Waldeck als Bischof von Osnabruck hat eine proreformatorische Politik betrieben Es gelang der Abtissin Anna von Ascheberg 1533 bis 1564 mit Geschick und Diplomatie dem Konvent die Beibehaltung des bisherigen Ritus zu ermoglichen Nach der Niederlage der Protestanten im Schmalkaldischen Krieg war Franz von Waldeck zur Ruckkehr zur alten Kirche gezwungen Bereits 1547 folgte die Ruckkehr auch der Gemeinde zum Katholizismus Die Unstimmigkeiten mit den Grafen von Tecklenburg wurden im Bielefelder Vergleich von 1565 beendet Das Kloster bezahlte dafur einen hohen Preis musste es doch die Landesherrschaft der Tecklenburger anerkennen Im Vergleich mit anderen Frauenklostern der Zeit waren die religiosen und sittlichen Verhaltnisse in Herzebrock nur in geringen Masse von Verfallserscheinungen gepragt 17 und 18 Jahrhundert BearbeitenWahrend des Dreissigjahrigen Krieges wurde das Kloster mehrfach geplundert und ausgeraubt In Gefahrenzeiten floh die Gemeinschaft nach Wiedenbruck wo der Konvent ein Haus besass Nach dem Ende des Krieges verbesserte sich die wirtschaftliche Lage wieder und unter Abtissin Anna Magdalena von Schuren 1695 bis 1723 wurden neue Gebaude errichtet Auch im 17 Jahrhundert haben Visitatoren zwar gewisse Punkte an der Lebensfuhrung der Nonnen geaussert diese gingen aber nicht so weit wie in vergleichbaren Klostern Im 18 Jahrhundert verstarkte sich das Interesse an der eigenen Vergangenheit So schrieb der Prokurator Matthias Becker eine Geschichte des Klosters Es entstand auch ein Gemaldezyklus zur Klostergeschichte Im Jahr 1803 folgte die Sakularisation die Ordensgemeinschaft wurde im Haus Bosfeld bei Rheda Wiedenbruck einquartiert Noch heute befinden sich Kloster Herzebrock und Haus Bosfeld im Besitz des Furstenhauses zu Bentheim Tecklenburg Baulichkeiten und Ausstattung Bearbeiten nbsp Grundriss vor der Erweiterung 1900Eine erste Kirche war aus Holz Ein romanischer Nachfolgebau wurde in Stein errichtet Der Westturm der heutigen Kirche stammt noch aus romanischer Zeit um 1200 Um 1474 erfolgte ein Neubau des einschiffigen Langhauses und des Chores mit vier langsrechteckigen Jochen im spatgotischen Stil Die Joche sind mit einer farbigen Rankenmalerei ausgemalt Besonders uppig ist die Malerei in den drei westlichen Jochen In dieser Zeit entstand auch ein Kreuzgang Zur Innenausstattung gehorte der Rosenkranzaltar Teile des spater zerlegten Altars befinden sich im Kunstmuseum Munster und in der National Gallery in London sie werden einem unbekannten Meister zugeschrieben Zwischen 1696 und 1703 wurden Abtei und Konventsgebaude im barocken Stil neu errichtet Nach der Sakularisation kam es zum Abriss verschiedener Gebaude Im Jahr 1900 wurde der Kreuzgang abgerissen Ein Jahr spater erfolgte der Ausbau der Kirche zu einer dreischiffigen Basilika Dabei wurde in die Substanz des bestehenden Baues eingegriffen Im Jahr 1958 wurden Restaurierungsarbeiten ausgefuhrt Der Klostergarten wurde zu Beginn des 21 Jahrhunderts rekonstruiert Heute befindet sich in den Gebauden ein kleines Museum 3 Die Reste des Kreuzganges waren im August 2010 Denkmal des Monats in Westfalen Lippe Der Pralatenweg verbindet das Kloster Herzebrock mit den Klosteranlagen Clarholz und Marienfeld Abtissinnen Bearbeiten nbsp Grabplatte der Abtissin Anna von Ascheberg2 Halfte 9 Jh Duda 976 Sigiburg um 1080 um 1097 Fretherun Gerswith Eila um 1208 Goda 1208 1212 Beatrix von Oldenburg 1212 nach 1230 Floria um 1244 um 1246 48 Alheidis von Rudenberg um 1248 1270 80 Cunegundis um 1280 1283 Gertrudis um 1283 1329 Odradis 1329 1354 Mechthild von Solms 1355 1380 Elisabeth Wegansen 1380 1426 Elisabeth Korff 1422 1463 Sophia von Stromberg 1463 1500 Sophia von Munster 1500 1516 Sophia von Goes 1516 1533 Elisabeth von der Asseburg 1533 1564 Anna von Ascheberg 1564 1601 Anna von der Recke 1601 1615 Elisabeth Knipping 1615 1633 Margaretha Spyker 1634 1666 Maria von Amerungen 1666 1676 Theodora von Padevorth 1676 1695 Anna Catharina von Berswordt 1695 1723 Anna Magdalena von Schuren 1724 1729 Maria Felicitas von Alten 1729 1737 Maria Henrica von Plettenberg 1737 1741 Helena Dorothea von Donop 1741 1762 Maria Theresia von Wrede 1762 1789 Maria Barbara von Doetinchem 1789 1798 Josepha von Amelunxen 1798 1803 Eleonora von GrevingenLiteratur BearbeitenPaul Eickhoff Kurze Geschichte des Klosters Herzebrock Gutersloh 1876 Online ULB Munster Heiko K L Schulze Kloster und Stifte in Westfalen Geschichte Baugeschichte und beschreibung Eine Dokumentation In Geza Jaszai Hrsg Monastisches Westfalen Kloster und Stifte 800 1800 Westfalisches Landesmuseum fur Kunst und Kulturgeschichte Munster 1982 ISBN 3 88789 054 X S 365 366 Ausstellungskatalog Munster Westfalisches Landesmuseum fur Kunst und Kulturgeschichte 26 September 1982 21 November 1982 Edeltraud Klueting Die Bistumer der Kirchenprovinz Koln Das Bistum Osnabruck Band 1 Das Kanonissenstift und Benediktinerinnenkloster Herzebrock de Gruyter Berlin 1986 ISBN 3 11 010566 7 Germania Sacra NF 21 Teildigitalisat Weblinks BearbeitenFurstenhaus zu Bentheim Tecklenburg Kloster Herzebrock St Christina Herzebrock Klostergarten Herzebrock Landschaftsverband Westfalen Lippe LWL Klostergarten Herzebrock PDF Datei Urkundenregesten aus dem Furstlichen Archiv Rheda Digitale Westfalische Urkunden Datenbank DWUD Einzelnachweise Bearbeiten Klostergarten Herzebrock Landschaftsverband Westfalen Lippe LWL Munster 2005 Urkundenregesten aus dem Furstlichen Archiv Rheda Digitale Westfalische Urkunden Datenbank DWUD Herzebrock Urkunden Seite des Heimatmuseums im Kloster Herzebrock51 885035 8 245347 Koordinaten 51 53 6 1 N 8 14 43 2 O Normdaten Korperschaft GND 4031791 2 lobid OGND AKS VIAF 246076923 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Benediktinerinnenkloster Herzebrock amp oldid 225081448