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Die romanische Pfarrkirche Ste Radegonde befindet sich auf einer Uferklippe des Mundungstrichters der Gironde am Rand der franzosischen Gemeinde Talmont sur Gironde im Departement Charente Maritime in der Region Nouvelle Aquitaine circa 30 Kilometer sudwestlich von Saintes und 12 Kilometer sudostlich von Royan Sie ist bekannt fur ihre spektakulare Lage und ihre Architektur im regionalen Stil der Saintonge Romanik Ste Radegonde de Talmont Chorhaupt mit Querhaus und Vierungsturm von Osten Talmont sur Gironde Luftaufnahme von NO ganz hinten die Kirche Ste RadegondeInhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Bauwerk 2 1 Aussere Erscheinung 2 1 1 Schiff 2 1 2 Westfassade 2 1 3 Vierungsturm 2 1 4 Querhaus 2 1 5 Chorhaupt 2 1 5 1 Grobgliederung 2 1 5 2 Feinstrukturen 2 1 6 Nordfassade 2 1 7 Grobgliederung 2 1 8 Feinstrukturen 2 2 Inneres 3 Einzelnachweise 4 Literatur 5 WeblinksGeschichte BearbeitenRomische Siedlungsspuren hat man ein bis zwei Kilometer landeinwarts gefunden Vermutlich handelt es sich dabei um eine Stadt mit Lagerhausern Thermen und einem Amphitheater Auf der am weitesten ins Meer hinausreichenden Felsklippe gab es in Nahe der heutigen Kirche bereits kurz nach karolingischer Zeit 8 bis 9 Jahrhundert eine Kapelle Ste Radegonde den Vorgangerbau der heutigen Kirche Sie blieb noch bis ins 15 Jahrhundert bestehen Die Kapelle war der Heiligen Radegundis frz Radegonde gewidmet einer frankischen Konigin koniglich thuringischer Herkunft geboren gegen 520 mit einem christlichen fur die damalige Zeit hervorragend dokumentierten Lebenswandel Sie lebte seit 558 in den Diensten des von ihr gegrundeten Klosters Sainte Croix in Poitiers als Nonne wo sie nach einem wohltatigen Leben und Wirken am 13 August 587 verstorben ist Vom 10 Jahrhundert bis zum 13 Jahrhundert unterhielten die Seigneurs de Talmont im Bereich der heutigen Siedlung einen befestigten militarischen Posten das castrum Talamo das von erheblicher militarstrategischer Bedeutung war Vom Ufer der kleinen Halbinsel aus liess sich der aussere Mundungstrichter der Gironde weitraumig uberblicken Der Meeresspiegel lag damals deutlich hoher als heute Im Jahr 1094 wurde die Kapelle an die Benediktiner der Abtei von Saint Jean d Angely verkauft Nicht lange danach und im fruhen 12 Jahrhundert nach anderen Quellen von 1140 bis 1170 entstand auf Veranlassung der Abtei von Saint Jean d Angely die heute noch weitgehend erhaltene Kirche im Stil der Hochromanik der Saintonge Sie wurde in zwei Bauabschnitten errichtet der erste Abschnitt besteht aus dem Querhaus dem Chor und den Querhauskapellen der zweite aus dem heute nur in Resten erhaltenen Schiff und der vermutlich uppig dekorierten Westfassade Nach dem Historiker Ch Dangibaud wurde Ste Radegonde von den gleichen Baumeistern errichtet die auch die Kirchen von Retaud Rioux Pont l Abbe und Arces bauten Es existieren entsprechende Ahnlichkeiten in den Bauformen Parallel zur Errichtung der Kirche entstanden auch die Bauten des zugehorigen Priorates von Talmont das in Abhangigkeit von der Abtei Saint Eutrope in Saintes gefuhrt wurde nbsp Jakobspilger Darstellung von 1568Die Wallfahrt nach Santiago de Compostela erfuhr im 12 Jahrhundert einen grossen Aufschwung Eine der vier Hauptrouten die Via Turonensis kam uber Saint Jean d Angely und Saintes und fuhrte in Verlangerung dieser Richtung direkt nach Talmont das damit fur viele Pilger eine wichtige Etappe nach Santiago wurde Von hier aus hatten sie die Wahl verschiedener Wegefuhrungen entweder direkt uber den breiten Mundungstrichter der Gironde uberzusetzen oder entlang des Girondeufers bis nach Blaye zu reisen und dort den Fluss Garonne zu uberqueren und weiter uber Bordeaux nach Suden zu reisen oder man benutzte den bequemeren Seeweg bis zum Golf von Biskaya die letzte Moglichkeit ist umstritten vermutlich eine sekundare Wegefuhrung Zur Einschiffung gab es hier einen kleinen Hafen Die Herrschaft von Talmont wurde 1284 von Edward I von England kauflich erworben der sie befestigte und daraus eine umschlossene Stadt Ville close machte vergleichbar mit den Bastiden im Sudwesten Frankreichs Im 13 Jahrhundert wurde auch die Kirche wehrtechnisch befestigt Wahrend des Hundertjahrigen Krieges 1339 1453 wurde Talmont immer wieder belagert und abwechselnd von Franzosen oder Englandern besetzt Die Talmontaiser blieben in der Zeit der Religionskriege 1562 1598 immer Katholiken Die Prioratsgebaude sind offensichtlich den Verwustungen des Hundertjahrigen Krieges und oder der Religionskriege vollstandig zum Opfer gefallen Im 14 Jahrhundert zerstorte ein verheerendes Hochwasser der Gironde grosse Teile des Kirchenschiffs vermutlich wurden zwei oder drei Joche mitsamt der romanischen Fassade niedergerissen Danach wurde die heutige Westfassade vor dem verbliebenen Teilstuck des Schiffs hoch gefuhrt von zwei Strebepfeilern flankiert und mit einem gotischen Portal versehen In den sudlichen Strebepfeiler der Apsis ist eine Sonnenuhr eingraviert Sie wird datiert auf das Jahr 1586 Wahrend der Fronde des Princes im Jahr 1652 besetzten spanischen Truppen im Bundnis mit den Frondeurs die Stadt zerstorten ihre Mauern und evakuierten sie Im spaten 19 Jahrhundert wurde unter dem Niveau des Vorplatzes eine kleine Krypta als Ossuarium Beinhaus angelegt Bereits im Jahre 1890 wurde Sainte Radegonde unter Denkmalschutz gestellt und als Monument historique 1 eingestuft Danach erfolgten zahlreiche Restaurierungen und Rekonstruktionen die wichtigsten im Jahr 1935 Querschiff und Kuppel des Vierungsturms Wahrend des Ersten Weltkriegs begannen die Amerikaner 1918 mit dem den Bau eines grossen Hafens um dort landen zu konnen Mit dem Eintritt des Waffenstillstandes am 11 November wurde der weitere Ausbau gestoppt Im Jahr 1970 und danach gab es weitere Restaurierungen unter anderen eine Verfestigung der Felsklippe und deren Abmauerung Die Restaurierungsarbeiten wurden im Jahr 2004 abgeschlossen Bauwerk Bearbeiten nbsp Ste Radegonde GrundrissAussere Erscheinung Bearbeiten nbsp Chorhaupt von OstenDie beiden Bauabschnitte des heutigen Baus entstanden gegen Ende des 11 Jahrhunderts und im beginnenden 12 Jahrhundert Im ersten Bauabschnitt wurden das vollstandig erhaltene Querhaus der Chor und seine Kapellen errichtet im zweiten das Schiff mit vermutlich zwei oder drei Jochen von denen aber nur das letzte noch existiert und vielleicht eine Schmuckfassade im Westen Durch das stark verkurzte Schiff ahnelt die Kirche heutzutage einem Zentralbau Das Mauerwerk besteht aus beigefarbenen bis gelblichen Naturwerksteinen die heute uberwiegend eine hell bis dunkelgraue Patina angesetzt haben Die Verwitterung unter unmittelbarem Einfluss der Meeresbrandung und der salzhaltigen Luft konnte an diesem Bauwerk stark schadigende Einflusse ausuben Die grossen Blocksteine sind von Steinmetzen exakt zugerichtet und geglattet und im Verband vermauert worden Alle Dachflachen sind mit rotlichen Hohlziegeln in romischer Form eingedeckt Schiff Bearbeiten nbsp Chorhaupt seitlich von NordostenDer Rest des Schiffs erstreckt sich uber das letzte Joch es ist kaum breiter als der Vierungsturm Die ehemals vorhandene Verlangerung um ein oder zwei Joche ware heute nicht moglich da fur sie nicht genugend Raum auf dem Felsen zur Verfugung stande kurz vor der heutigen Fassade geht es senkrecht abwarts da der Fels im Laufe der Zeit von der Wucht des Meeres weggespult worden ist Er wurde ersetzt durch eine Steinmauer mit Brustung welche auch noch weiter um die Sudseite herumreicht Die Traufhohe des Schiffs ist etwas grosser als diejenige des Querhauses Das flach geneigte Satteldach wird von der nach dem grossen Ungluck errichteten Fassadenwand geringfugig uberragt Auf den Seitenwanden gibt es noch je einen der ursprunglichen gering auftragenden Strebepfeiler der dem letzten noch erhaltenen inneren Gurtbogen gegenuber angeordnet ist Etwa in der Jochmitte ist auf beiden Seiten je ein schlitzartiges Fenster mit einem kleinen Rundbogen ausgespart ahnlich einer Schiessscharte Die Traufausbildung mit verdeckter Regenrinne und Wasserspeiern entspricht derjenigen an den Querhausarmen siehe Abschnitt Querhaus Westfassade Bearbeiten nbsp Traufgesimse an Chor und Kapelle mit KragsteinskulpturDie Fassade wird dominiert von den uberdimensional und gewaltig wirkenden diagonal an ihren Wandecken angeordneten Strebepfeilern Sie reichen mit den Firsten ihrer steilen Satteldacher bis knapp unter die Dachtraufen Einziger Schmuck der Fassade bildet das Hauptportal in gotischem Stil es ist mit einem Spitzbogen uberdeckt Die Gewande und Archivoltenbogen sind vierfach abgestuft Die Seiten werden flankiert von schlanken im Querschnitt rechtwinkligen Pfeilervorlagen auf denen der aussere Bogen ruht Die Vorlagen verlangern sich aufwarts mit verjungtem und um 45 Grad gedrehten Querschnitt um mit ornamentierten Fialen in Hohe des Bogenscheitels zu enden Die ausseren Bogenhalften wurden mit Krabben verziert und sind in der Mitte bevor sie zusammentreffen nach oben gebogen Die so entstehende Spitze tragt eine Art Kreuzblume Uber dem Portal ist ein spitzbogiges Fenster ausgespart ohne jegliche schmuckende Ausstattung Vierungsturm Bearbeiten nbsp Traufgesims am Chor Detail KragsteinskulpturIn Verlangerung des Schiffs schliesst sich der quadratische gedrungen wirkende Vierungsturm an An seinen ubrigen drei Seiten sind die beiden Querhausarme und der Chor angebaut untereinander gleich breit und hoch und mit flach geneigten Satteldachern uberdeckt Der Vierungsturm weist eine ungewohnlich geringe Hohe uber den ihn umgebenden Bauteilen auf er birgt keine Glocken Seine glatten Aussenwandflachen weisen abgesehen von kleineren Luftungslochern keine Offnungen oder sonstige gestaltende Strukturen auf Es gibt aber etwa einen Meter unter der Traufe einen umlaufenden Ruckversatz der Wande in dessen Hohe auf jeder Seite zwei Wasserspeier hinausragen Welche Aufgabe sollten diese erfullen bei einem allseits geschlossenen und uberdachten Turm bei dem das Regenwasser uber die Traufen abfliesst Es gibt dort auch keine verdeckte Dachrinne wie am Querhaus siehe dort Es ware aber folgendes denkbar In Zeiten notwendiger Verteidigung entfernte man den Dachstuhl des Turms und schuf eine begehbare Dachflache in Hohe des Ruckversatzes die uber die heute noch vorhandenen Wasserspeier nach aussen hin entwassert wurden Bei dem Vierungsturm handelte es sich dementsprechend um einen Wachturm auf dem sich die Wachen oder Verteidiger hinter den Brustungsmauern schutzen konnten Vermutlich ist das eine der im Abschnitt Geschichtliches aufgefuhrten Befestigungsausstattungen der Kirche im 13 Jahrhundert In einer anderen Quelle ist die Rede von einem fruheren Glockenturm uber der Vierung allerdings auch von seiner militarischen Bedeutung als befestigter Wachturm Dort wird auch festgestellt dass der Turm seine heutige Form zu Beginn des 20 Jahrhunderts erhalten hat Der Turm ist heute mit einem flach geneigten Pyramidendach uberdeckt Die Traufen bestehen aus einem im Querschnitt rechtwinkligen steinernen Kraggesims daruber sind die Sparrenkopfe mit einem schragen rot gefarbten Brett abgedeckt das von der ersten Dachziegelreihe geringfugig uberragt wird Querhaus Bearbeiten Der zur Gironde weisende sudliche Querhausarm tragt ausser den lisenenartigen Pfeilervorlagen auf den Gebaudeecken einem einfachen Fries auf der Stirnwand in Hohe der Traufen und einem kleinen Fenster knapp darunter keine Schmuckelemente oder Strukturen Er ragt bedrohlich nahe der senkrecht zur Wasseroberflache absteigenden Felsklippe auf Bei der Stirnwand oder Fassade des nordlichen Querhausarms sieht das ganz anders aus Sie ist seit dem Verschwinden der alten Westfassade die eigentliche Schauwand und der Hauptzugang der Kirche Es ist sogar wahrscheinlich dass sie das schon immer war da die Besucher oder Pilger stets von der Dorfseite zur Kirche gelangten und das war und ist heute immer noch die Nordseite siehe Abschnitt Die Nordfassade Die Langswande des Querhauses weisen ein interessantes Architekturdetail auf Etwa 20 cm unter den Traufziegeln kragen vier am Nordarm bzw drei am Sudarm steinerne Wasserspeier weit aus Bei naherem Hinsehen entdeckt man hinter der ersten oder zweiten Reihe der Dachziegel eine von ihnen verdeckte Regenrinne aus Stein Das vom Dach uber die Ziegel ablaufende Regenwasser kann nicht bis auf die unterste Reihe der Ziegel gelangen weil es kurz davor in die vorgenannte Rinne abtropft und dann uber sie in die Wasserspeier gelangt und von da aus konzentriert abfliessen kann Am nordlichen Querhausarm werden die Wasserspeier von einem ornamentierten Gesimsband auf skulptierten Kragsteinen unterstutzt Das Schiff weist das gleiche Traufdetail auf Chorhaupt Bearbeiten Die Ostseite der Kirche wird dominiert von den Apsiden des Chors und den ihn flankierenden Querhauskapellen Sie unterscheiden sich im Wesentlichen durch ihre verschiedenen Grossen Der Grundriss des Chor weist zunachst etwa die Dimension eines der Querhausarme auf wird aber um die halbkreisformige Apsis verlangert Das flach geneigte Satteldach des Chors schliesst mit gleicher Neigung in Form eines halben Kegels ab Etwas mehr als die halbe Breite der Chorapsis weist die Breite der Kapellenapsiden auf Die Formen von Grundriss und Querschnitt entsprechen denen des Chors sind nur deutlich kleiner Die Hohe ihrer Dachfirste endet gut einen Meter unter der Traufhohe des Querhauses Grobgliederung Bearbeiten nbsp NordfassadeDie horizontale Gliederung des Chors und seiner Apsis in drei Geschosse deren Hohen nach oben hin abnehmen erfolgt mit Hilfe von zwei auskragenden Gesimsbandern Ihre Sichtseiten sind beim unteren und breiteren mit uppigem pflanzlichen Dekor und beim oberen und schmaleren mit geometrischem Dekor geschmuckt Die Bander verlaufen uber die Wande und um alle durchgehenden Saulen herum Den oberen Abschluss bildet das stark dimensionierte Traufgesims im Querschnitt fast quadratisch in Abschnitten mit einer Hohlkehle auf der Sichtkante Seine senkrechte Sichtflache ist schachbrettartig ornamentiert Das Gesims wird gestutzt durch sechs Saulen und dazwischen von Kragsteinen Der untere Abschluss der Wande wie auch derjenige der ubrigen Gebaudeteile bildet ein etwas uber Kniehohe reichender vortretender Sockel der oberseitig mehrfach profiliert ist Die Chorapsis wird vertikal gegliedert durch sechs kraftige Rundstutzen die deutlich mehr als ihre Querschnittshalfte aus den Wanden vorstehen Sie reichen bis unter das Traufgesims ihr Durchmesser ist allerdings im obersten Geschoss nur noch halb so gross wie an der Basis Im Bereich der Kapellenanbauten gibt es diese Saulen nicht Das mittlere Feld ist etwas breiter als die ubrigen Die Kapellen besitzen keine waagerechte Unterteilungen in Geschosse Die Kapellenwande sind nur vertikal mit Halbrundstutzen unterteilt die sudliche mit drei und die nordliche mit zwei die aber deutlich schlankere sind als beim Chor Ahnlich wie bei den Chorsaulen ist das obere hier knapp einen Meter lange Teilstuck dunner als das untere Bei der nordlichen Kapelle werden etwas dickere Saulen von je zwei dunneren begleitet Das kantige Kraggesims unter den Traufen ist auf den senkrechten Sichtflachen pflanzlich dekoriert und wird von aufwandig skulptierten Kragsteinen unterstutzt Feinstrukturen Bearbeiten nbsp Nordfassade Erdgeschoss ArchivoltenportaleDie sechs hohen Saulen werden durch die geschoss teilenden Bander umschlossen Im ersten Obergeschoss gibt es auf dessen halber Hohe noch ein solches Schmuckband Die dunnere Saulenverlangerung im zweiten Obergeschoss besitzt eine Basis die vom grosseren Durchmesser des unteren Saulenabschnitts zu dem wesentlich kleineren des oberen Abschnitts uberleitet sie ahnelt einem umgedrehten Kapitell mit geometrischer Plastik Die Saulen enden mit pflanzlich dekorierten Kapitellen nbsp ArchivoltenhauptportalDie funf Flachen zwischen den Saulen sind untereinander gleich strukturiert bis auf die Fensteroffnungen die es nur in drei Feldern gibt Uber die beiden ersten Geschosse erstreckt sich eine Blendarkade aus schlanken Halbsaulen die neben den dicken fassadeteilenden Saulen als Begleiter gestellt sind und aus einem halbkreisformigen Bogen Die Saulen werden durch das geschossteilende Band in einen dickeren unteren und einen dunneren oberen Abschnitt geteilt auf dem pflanzlich geschmuckte Kapitelle zum Bogen uberleiten Der Bogen besitzt einen rechteckigen Querschnitt mit frontseitiger geometrischer Struktur Er wird uberfangen von einem schmalen auskragenden und geometrisch gestalteten Band Da das mittlere Feld etwas breiter ist als die anderen reicht sein Bogen etwas hoher hinauf fast bis zum Unterteilungsband Im mittleren Feld und den beiden ausseren der Chorapsis ist im ersten Obergeschoss je ein schlankes Fenster mit Halbkreisrundbogen ausgespart die uber dem geschossteilenden Band beginnen Ihre Gestaltung besteht aus einem Archivoltenbogen aus glatten Keilsteinen der auf zwei schlanken Rundsaulen mit schlicht geformten Kapitellen und Basen ruht Im dritten Geschoss sind die Felder mit je drei im mittleren mit vier Blendarkadennischen bestuckt Die Arkadenbogen bestehen aus Keilsteinen die fast modern anmutende geometrische Ornamente tragen Sie ruhen auf vier in einem Fall auf funf schlanken Rundsaulen deren profilierte Basen auf dem geschossteilenden Band stehen Die Kapitelle der Arkaden sind aufwandig pflanzlich skulptiert und tragen dicke profilierte Kampferplatten Auf den Seitenwanden des Chors gibt es oberhalb der Dacher der Kapellen jeweils einen Arkadenfries von funf Bogen mit sechs Saulen in der wie vor beschriebenen Ausfuhrung nbsp Archivoltenhauptportal Zugtier Lowe Die Kragsteinmodellierungen der Chor und Kapellenapsiden sind fast alle moderne Nachbildungen der verwitterten Steine Die Darstellungen stammen uberwiegend aus der Fantasie und Mythenwelt des Mittelalters wie Portrats von Monstern Teufeln Menschen und Tieren Ganzkorperdarstellungen von Akrobaten und Paaren und vieles andere Die Fenster der Kapellen sind schlitzartig kaum handbreit und mit einem kleinen Rundbogen ausgestattet Das einzige Fenster in der Apsismitte der Sudkapelle ist vollig schmucklos Ihre zur Gironde weisende Wand ist ganzlich geschlossen Die beiden Fenster der Nordkapelle sind mit einem Archivoltenbogen und zwei Rundsaulen versehen ahnlich denen der Chorapsis Sie werden mit etwas Abstand uberdeckt von halbkreisformigen Bogen aus je einem schmalen geometrisch dekorierten Band Nordfassade Bearbeiten Die Stirnwand des nordlichen Querhausarms tragt die eigentliche Schaufassade von Sainte Radegonde gestaltet in der Tradition der romanischen Baukunst der Saintonge Sie weist in Richtung Friedhof und Dorf Von dort kamen die Jakobspilger sie betraten die Kirche durch das Nordportal Im Gegensatz zu den eher heiteren fast parodistischen Skulpturen der Romanik im sudlichen Poitou uberwiegen hier duster wirkende Skulpturen von Fabeltieren und Damonen Grobgliederung Bearbeiten Das hoch gestellte Rechteck der Fassade wird seitlich in ganzer Hohe begrenzt durch je eine Lisene oder Pfeilervorlage die kaum handbreit von der Gebaudeecke eingeruckt ist Sie reicht ohne Unterbrechung hinauf bis unter ein die Fassade gegenuber dem Giebelfeld trennendes auskragendes Gesimsband das von Kragsteinen unterstutzt wird nbsp linkes ScheinportalDas Fassadenfeld darunter zwischen den Sockeln und den Lisenen ist horizontal in zwei nahezu gleich hohe Geschosse unterteilt die durch ein pflanzlich dekoriertes Band getrennt werden bundig abschliessend mit dem darunter befindlichen Mauerwerk Der mehrfach profilierte Sockel unter dem Erdgeschoss ist etwas hoher als bei den anderen Gebaudeteilen Auf dem Niveau des Kirchenbodens gibt es eine Abstufung des Sockels und im Offnungsbereich des Portals die dritte Stufe der Eingangstreppe Das Erdgeschoss wird dominiert durch die Archivolten Portalgruppe Sie besteht aus dem Hauptportal und den beiden flankierenden etwa halb so breiten Scheinportalen Die Wandoberflache des Obergeschosses tritt um eine Saulendicke hinter die des Erdgeschosses zuruck Daruber ist eine Gruppe von sieben Blendarkaden angeordnet deren Bogenscheitel sich auf etwa zwei Drittel der Hohe des Obergeschosses befinden Die Wandoberflache daruber ist waagerecht etwa halftig mit einem einfachen Band aus zwei schmalen Stabprofilen unterteilt nbsp linkes Scheinportal zwei DrachenUber dem das Obergeschoss oberseitig begrenzenden Gesims ragt ein glattes Giebelfeld auf dessen Ortgange genau auf Hohe und im Verlauf der Ziegeleindeckung abschliessen In das Gesims ragt teilweise die Keilsteineinfassung eines kreisrunden Ochsenauges hinein Feinstrukturen Bearbeiten Das Hauptportal ist ein dreistufige Archivoltenportal mit unterschiedlich breiten Stirnseiten der Archivoltenbogen Es ist in grossen Teilen stark verwittert andere Bereiche sind neuzeitlicher Ersatz erkennbar an dem hellen noch nicht patinierten Stein nbsp rechtes Scheinportal Christus mit KreuznimbusEs gibt altere Fotografien und Postkarten auf denen die heute wieder plastisch gestalteten Teile glatte unstrukturierte Oberflachen aufweisen Die Nachbildungen wirken sehr authentisch da die dargestellten Szenen symmetrisch auf jeder Seite des Portals nahezu identisch geformt sind Die Figuren auf den beiden inneren Archivoltenbogen sind tangential angeordnet die auf dem ausseren hingegen radial angeordnet bis auf die beiden grossen Tiere an den Bogenenden Der innere Archivoltenbogen Nr 1 zeigt in seinem Scheitel einen Kreisring um das Lamm Gottes Ihm streben auf jeder Seite zwei Engelgestalten zu erkennbar an den Flugeln Der obere steht auf einer Platte die vom unteren Engel emporgehoben wird Der dem Lamm Gottes nahere Engel schwenkt mit seiner Rechten einen pendelnden Gegenstand Er konnte ein Raucherfass darstellen Die rechten Engel sind stark verwittert Ihre Haltung die der anderen Seite genau entspricht ist aber noch nachvollziehbar Der innere Bogen wird auf der gleichen Stufe von einem deutlich schmaleren Band begleitet das pflanzliche Ornamente prasentiert Der mittlere Archivoltenbogen Nr 2 zeigt in seinem Scheitel ein stark verwittertes und deshalb kaum zu erkennendes Motiv Mit etwas Fantasie konnte man in Frontalansicht ein Gesicht eines Greifvogelmonsters erblicken mit weit aufgerissenen Augen Auf den weiterfuhrenden Bogen sind auf jeder Seite drei Akrobaten dargestellt Die unteren knien auf dem Boden und halten mit den Handen ihre nach oben abgewinkelten Unterschenkel fest anatomisch nicht ganz richtig dargestellt Auf ihren Schultern steht ein weiterer Akrobat Er halt mit abgewinkelten Armen die Hande empor und ergreift die ausgestreckten Arme des dritten Akrobaten der mit seinen ausgestreckten Beinen gegen den Monsterkopf reicht Darstellungen von Akrobaten findet man immer wieder an den Portalen mittelalterlicher Pilgerkirchen Die der Geistlichkeit wegen ihrer bedenklichen Sitten verdachtigen Fahrenden weisen im Zusammenhang der Bauskulptur auf damonische Krafte insbesondere auf das Laster der Wollust luxuria und der ungezugelten Sinnlichkeit 2 Auch dieser Archivoltenbogen wird vom nachsten mit einem oberflachenbundigen schmalen Band mit pflanzlichen Strukturen in denen man sogar Weinblatter identifizieren konnte getrennt nbsp Kapitelle Hauptportal rechtsDer aussere Archivoltenbogen Nr 3 ist anderthalbfach breiter als die beiden anderen Im Bogenscheitel hockt eine Person in Frontalansicht auf seinen angewinkelten Unterschenkeln Sie empfangt offensichtlich die zu beiden Seiten emporstrebenden Personengruppen Es handelt sich um jeweils funf an einem dicken Seil ziehenden Menschen Ihre Korperneigung und die ubrige Gestik zeigen dass sie sich dabei ziemlich anstrengen Am Ende des Seils ist grosses Tier angebunden vermutlich ein Lowe der sich mit riesigen Krallen in den Untergrund verhakt und sich damit gegen ein Vorankommen straubt Der Bogen Nr 3 wird wieder umschlossen von einem schmaleren mit pflanzlichen Ornamenten aufwandig skulptierten Band nbsp Kapitelle Hauptportal linksDie drei Archivoltenbogen mit ihren beiden Begleitern stehen auf funf Rundsaulen an die sich noch eine sechste fur das flankierende Scheinportal anschliesst Die Saulengruppe wird gekront von sechs Kapitellen alle unterschiedlich figural skulptiert mit breiten Kampferplatten die Mit Pflanzen gestaltet sind Die Figuren sind uberwiegend tierischer Gestalt vierbeinige Monster im Wechsel mit Vogeln oder auch menschlichen Gestalten Auch hier hat die Verwitterung erhebliche Verstummelungen hinterlassen Die das Hauptportal flankierenden einstufigen Archivolten Scheinportale weisen unterschiedliche Gestaltungen auf Der Archivoltenbogen des linken Portals zeigt zwei sich gegenuber stehende und sich bedrohende echsenartige Drachen mit mehrfach gewundenem Schwanz weit aufgerissenem Rachen und gefletschten Zahnen Seit den Kirchenvatern verkorpert der Drache in der mittelalterlichen Symbolik das Prinzip des Bosen Der Drache ist als Symbol ist wie auch viele andere ambivalent In Sudfrankreich scheint sich die Drachensymbolik mit nordischen Einflussen zu mischen und eine insgesamt negative Bedeutung anzunehmen Moglicherweise klingen hier noch Vorstellungen der die Welt umschlingenden monstrosen und giftigen Midgardschlange nach d h der Drache verkorpert das Bose den Teufel den der Mensch zu besiegen hat um nach dem Jungsten Gericht ins Paradies aufgenommen zu werden 3 nbsp ChorraumDer Archivoltenbogen steht jeweils auf einer Rundsaule mit Kapitell und Kampfer wie beim Hauptportal In Hohe der Kapitelle gibt es ein breites Band auf dem links vermutlich ein Drache das Maul aufreisst Auf der rechten Seite befindet sich in liegender Haltung eine vielleicht weibliche Person mit dem Kopf unmittelbar gegenuber dem Maul des Drachen Vielleicht handelt es sich um den Drachen und die Prinzessin St Georgs Legende Daruber setzt sich die Kampfer Ornamentik in einem gleich breiten Band fort Im Bogenfeld erkennt man muhsam die Reste einer sitzenden Person ohne Kopf aber an dessen Stelle auf dem Hintergrund ein gleichschenkliges Kreuz ein Uberbleibsel eines Kreuznimbus der in der romanischen Ikonographie stets den drei gottlichen Personen vorbehalten blieb Auf dem Archivoltenbogen des rechten Scheinportals ist das Gebilde in seinem Scheitel so gut wie nicht zu identifizieren Beidseitig davon wachst eine pflanzliche Ranke mit Blattern und Bluten oder Fruchten bis zum Bogenende abwarts Auch die Struktur auf dem Band zwischen den Kampfern ist stark verwittert Es konnte aber eine weibliche Person dargestellt sein mit den Beinen am rechten Ende des Bandes und dem Kopf am linken Ende Die im Bogenfeld sitzende mannliche Person ist wesentlich besser erhalten oder nachgebildet als im linken Hier tragt der Kopf einen Kreuznimbus Die einzig erhaltene linke Hand erweist dem Betrachter den Segensgestus Es handelt sich eindeutig um Jesus Christus Inneres Bearbeiten nbsp Vierung mit PendentifkuppelnDie Gewolbehohe die man der Kirche von aussen nicht ansieht uberrascht zunachst Die Vierung ist von einer halbkugelformigen Kuppel auf vier Pendentifs Hangezwickel uberwolbt Angespitzte Rundbogen im Querschnitt abgestuft leiten die Lasten der Kuppel und des Vierungsturms in die Vierungspfeiler Bundel die sich auf jeder Seite aus einer dicken Halbrundsaule und sie flankierenden schlankeren Begleitsaulen zusammensetzen Ahnlich aber nur kleiner sind die Bogendurchlasse von den Querhausarmen zu den Kapellen ausgebildet Die Vierungspfeiler Bundel werden von figurlich reich dekorierten Kapitellgruppen gekront Von Bedeutung ist die Szene aus der Legende des heiligen Georg der die Prinzessin dem Maul des schrecklichen Ungeheuers entreisst An anderer Stelle finden sich groteske Masken die von Wolken begleitet werden ausserdem fantastische Tiergestalten die sich gegenseitig verschlingen Die fast quadratischen Querhausarme und der Chor sind gleich breit das ubrig gebliebene letzte Joch des Schiffs ist geringfugig breiter Die vorgenannten Raumteile sind mit einer angespitzten Tonne eingewolbt Das gilt auch fur die deutlich kleineren Kapellen Die Wolbungen von Chor und Kapellen werden in Form von Halbkuppelkalotten abgeschlossen Die Zuspitzung der Gewolbe und Bogen ist eine Erfindung der burgundischen Architektur Cluny was auf die Abhangigkeit der talmonter Prioratskirche von der Abtei Saint Eutrope in Saintes hinweist nbsp VierungskapitelleDas Gewolbe des Chors wird von der Apsis durch einen Gurtbogen getrennt der auf Halbrundsaulen mit schlankeren Begleitsaulen ruht Diese stehen etwa 2 50 m uber dem Boden mit ihren profilierten Basen auf kantigen Kragsteinen die raumseitig nach unten abgeschragt sind Um die gerundete Apsis herum verlauft ein Blendarkadenfries von funf Arkadenbogen dessen sechs Halbrundsaulen ebenfalls auf Kragsteinen stehen in gleicher Form und Hohe wie die beiden vorgenannten Sie werden von Kapitellen mit vegetabilischer Gestaltung gekront Die Arkadenbogen sind geometrisch strukturiert Der mittlere Bogen ist etwas breiter und damit auch hoher als die anderen In der mittleren und den beiden ausseren Arkadennischen sind schlanke Rundbogenfenster eingelassen mit Rundbogenpfeilern flankiert die in Kantenrucksprungen stehen Die Fensterlaibungen sind nach innen geweitet die untere Laibung ist steil abgeschragt Im Chor und dessen Apsis werden die Gewolbe von den Wandoberflachen durch ein geometrisch verziertes Kraggesims getrennt In den Kapellen ist dieses Band profiliert Auf Hohe der Kragsteinoberkante verlauft um den ganzen Chorraum und uber die Kragsteine hinweg ein gerilltes Band Die Fenster der Kapellen kommen ohne Schmuckelemente aus nbsp Arkadenkapitelle in ChorapsisDie Wande der Kirche bestehen auch innenseitig aus grossformatigen Blocksteinen im naturlichen hellbeigen Farbton Die Gewolbe sind teilweise weiss verputzt teils aber aus steinsichtigen Natursteinen in flachen Formaten In der nordlichen Kapelle hangt nach ihrer Restaurierung wieder die Fregatte der Kirche von Talmont ein weithin bekanntes Schiffsmodell in dessen Nahe man im 19 Jahrhundert Votivtafeln angebracht hatte im Gedenken an verungluckte und gerettete Seeleute Einzelnachweise Bearbeiten Eglise Sainte Radegonde Talmont in der Base Merimee des franzosischen Kulturministeriums franzosisch Gerd Heinz Mohr Lexikon der Symbole Diederichs Verlag Munchen 1996 S 29 ISBN 3 424 01420 6 Ingeborg Tetzlaff Romanische Kapitelle in Frankreich Lowe und Schlange Sirene und Engel Koln 1979 ISBN 3 7701 8892 6 Literatur BearbeitenThorsten Droste Poitou Westfrankreich zwischen Poitiers und Angouleme die Atlantikkuste von der Loire bis zur Gironde DuMont Koln 1999 ISBN 3 7701 4456 2 Julia Droste Hennings Frankreich Der Sudwesten Die Landschaft zwischen Zentralmassiv Atlantik und Pyrenaen DuMont Ostfildern 2007 ISBN 978 3 7701 6618 3 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Ste Radegonde Talmont Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Talmont Sainte Radegonde Fotos Kurzinfos Memento vom 17 Dezember 2012 im Webarchiv archive today franz Talmont Ort und Kirche Fotos Kurzinfos engl Talmont Sainte Radegonde Fotos Kurzinfos franz Talmont Sainte Radegonde Fotos Kurzinfos franz 45 534882 0 908968 Koordinaten 45 32 5 6 N 0 54 32 3 W Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ste Radegonde Talmont amp oldid 213348493