www.wikidata.de-de.nina.az
Radegundis ist eine Weiterleitung auf diesen Artikel Zu weiteren Personen dieses Namens siehe Radegundis Name Radegunde Radegund Radegundis frz Radegonde um 520 13 August 587 in Poitiers war die Grunderin der Abtei Ste Croix und wird in der romisch katholischen Kirche als Heilige verehrt Sie ist die Schutzpatronin der Weber und Topfer und der Stadt Poitiers Ihr katholischer und evangelischer Gedenktag ist der 13 August St Radegundis Handschrift des 11 Jh Stadtbibliothek PoitiersSie war die Ehefrau des frankischen Konigs Chlothar I Inhaltsverzeichnis 1 Die Thuringer Prinzessin Radegunde 2 Radegunde im Frankischen Reich 3 Konigin der Franken 4 Leben als Wohltaterin und Nonne 5 Verehrung 5 1 Siehe auch 6 Quellen 7 Literatur 8 Einzelnachweise 9 WeblinksDie Thuringer Prinzessin Radegunde BearbeitenRadegunde war Tochter Konig Berthachars von Thuringen Ihre Mutter ist nicht bekannt Ihre Eltern waren vor 531 verstorben Radegunde wurde daher mit mindestens zwei Brudern am Hof des Thuringer Konigs Herminafried ihres Onkels vaterlicherseits erzogen 1 Sie durfte am Konigshof eine standesgemasse Ausbildung erhalten haben Herminafried war mit Amalaberga der Nichte des Ostgotenherrschers Theoderichs des Grossen verheiratet die in ihrer Kindheit in Italien gelebt hatte Radegunde im Frankischen Reich Bearbeiten531 wurde die elfjahrige 2 Radegunde und ihr Bruder nach der Schlacht an der Unstrut die die Thuringer gegen die Frankenkonige Theuderich I 3 und Chlothar I verloren hatten ins Vermandois in die konigliche villa Athies bei Peronne an der Somme verschleppt Hier wurde Radegunde christlich erzogen lernte die lateinische Sprache Lesen und Schreiben und nahm sich der Pflege Ernahrung und Unterweisung armer Kinder an Konigin der Franken BearbeitenUm 540 erzwang Konig Chlothar die Heirat mit Radegunde Er hatte zuvor zwei der drei hinterlassenen minderjahrigen Sohne seines Bruders Chlodomer eigenhandig umgebracht auch hatte er bereits vier Frauen gehabt Radegunde floh wurde aber ergriffen und zuruckgebracht Die Hochzeit fand in Vitry Artois statt die Ehe blieb kinderlos Als Konigin lebte Radegunde am Hof in Soissons laut ihren Vitae sehr asketisch Sie beschenkte die Kirche bei Tisch liess sie die Fleischschusseln vorubergehen und sattigte sich mit Bohnen oder Linsen Die Hofleute spotteten der Konig habe eine Nonne zur Frau genommen Sie bat den Konig auch um Begnadigung fur zum Tode Verurteilte und widmete sich der Krankenpflege Um 550 liess Chlothar Radegundes Bruder ermorden Daraufhin trennte sich Radegunde von Chlothar Eine Scheidung der Ehe ist nicht belegt Leben als Wohltaterin und Nonne BearbeitenSie floh nach Noyon wo sie von Bischof Medardus von Noyon zur Diakonin geweiht wurde Sie uberliess ihr konigliches Gewand der Kirche zu Noyon und verschenkte weiteren Besitz an die Armen Anschliessend setzte sie ihre Flucht nach Saix fort Bereits hier versuchte Chlothar sie zuruckholen zu lassen Zwischen 552 und 558 grundete Radegunde in Poitiers das Kloster Sainte Marie deren Nonnen nach der Ordensregel lebten die der heilige Caesarius von Arles fur ein Nonnenkloster in Arles verfasst hatte Der Klosterbau erfolgte aufgrund einer Stiftung Chlothars Radegunde stattete das Kloster mit dauerhaften Einkunften aus indem sie ihm mit Chlothars Erlaubnis alle die Guter ubereignete die ihr als Konigin gehort hatten 4 Zweihundert junge Madchen folgten Radegundes Aufforderung zum Eintritt Sie setzte ihre Ziehtochter und Freundin Agnes zur gewahlten Abtissin ein deren Weihe erfolgte durch Germanus von Paris Radegunde soll sich der Uberlieferung zufolge im Kloster oft die niedrigsten Dienste ausgesucht haben Sie ubernahm auch die Krankenpflege Sie versammelte Arme und Kranke im Badehaus des Klosters auch Aussatzige wusch sie selbst Radegunde gilt daher als Schutzheilige gegen die Kratze 5 Das Kloster war in dieser Zeit das bedeutendste Frauenkloster des Frankenreiches Radegunde stand unter anderem in Verbindung mit dem Bischof Gregor von Tours der auch ihre Beisetzung leitete Als Chlothar nochmals versuchte Radegunde zuruckzuholen bat sie Bischof Germanus von Paris um Vermittlung Mit dem Tod Chlothars um 561 wurde das Frankenreich unter seinen vier Sohnen aufgeteilt von denen sich Radegunde den weiteren Fortbestand des Klosters rechtlich absichern liess Schutz und Beistand fur ihr Lebenswerk erbat sie auch von den Bischofen Galliens die ihr diesen Schutz um 575 zusicherten 565 reiste der Schriftsteller Dichter und Priester Venantius Fortunatus nach Gallien und blieb in Poitiers Zehn Jahre lang lebte er hier als Radegundes vertrauter Freund Durch Briefe und Reisen nahm er gegenuber Konigen und Wurdentragern die Interessen des Klosters wahr 569 sandte der byzantinische Kaiser Justin II auf Radegundes Bitte einen Splitter vom Heiligen Kreuz an das Kloster Radegunde benannte hierauf das Kloster in Abtei vom Heiligen Kreuz um Venantius Fortunatus verfasste zum Dank ein langes Lobgedicht an das Kaiserpaar Am 13 August 587 starb Radegunde und wurde auf ihren Wunsch in der Grabkirche Sainte Marie hors les Murs des Heilig Kreuz Klosters bestattet die schon bald den Namen Sainte Radegonde trug Verehrung Bearbeiten nbsp Radegundiskapelle St Lukas in Muhlberg nbsp Gedenkstein fur Radegunde an der MuhlburgBald nach dem Tode Radegundes verfasste Venantius Fortunatus eine erste Lebensgeschichte die eine wichtige Quelle ist Eine weitere Vita entstand kurz nach 600 und wurde von der Nonne Baudonivia der Abtei vom Heiligen Kreuz verfasst Nach ihrem Tod verbreitete sich ihr Ruf als Heilige rasch im ganzen Reich In Frankreich wurden ihr etwa 150 Kirchen geweiht spater auch in England Osterreich Belgien Italien Kanada und im Kongo In ihrer Heimat gab es nur drei Kirchen oder Kapellen mit dem Patrozinium der hl Radegundis so z B bei der Muhlburg im thuringischen Muhlberg In Niedersachsen weihte im Jahre 1057 Adalbert von Bremen die Wiefelsteder Kirche Johannes dem Taufer sowie der Radegunde 6 Im Mai 1562 schandeten Hugenotten Radegundes Grab Sie sprengten den Sargdeckel und verbrannten einen Teil der Gebeine Ein Teil der Reliquien wurde gerettet und wieder in den Sarkophag eingeschlossen Bis heute ist ihre Grabstatte ein Wallfahrtsort Anlasslich des 1300 Todestages Radegundes im Jahre 1887 stiftete Papst Leo XIII eine goldene mit Edelsteinen geschmuckte Krone die der Statue der Heiligen im Dom von Poitiers aufgesetzt wurde An der Kapelle an der Muhlburg wurde zu ihrem 1400 Todestag ein Gedenkstein errichtet Radegunde ist Patronin des Jesus College in Cambridge Siehe auch Bearbeiten Radegundiskirche Sankt Radegund Orte mit dem NamenQuellen BearbeitenVenantius Fortunatus Vita Sanctae Radegundis 1 27 In Bruno Krusch Hrsg Auctores antiquissimi 4 2 Venanti Honori Clementiani Fortunati presbyteri Italici Opera pedestria Berlin 1885 S 38 49 Monumenta Germaniae Historica Digitalisat Venantius Fortunatus De excidio Thoringiae In Friedrich Leo Hrsg Auctores antiquissimi 4 1 Venanti Honori Clementiani Fortunati presbyteri Italici Opera poetica Berlin 1881 S 271 275 Monumenta Germaniae Historica Digitalisat Venantius Fortunatus Vita sanctae Radegundis Das Leben der heiligen Radegunde Reclam Stuttgart 2008 ISBN 978 3 15 018559 9 Baudovinia Vita Sanctae Radegundis In Bruno Krusch Hrsg Scriptores rerum Merovingicarum 2 Fredegarii et aliorum Chronica Vitae sanctorum Hannover 1888 S 358 364 Monumenta Germaniae Historica Digitalisat Gregor von Tours Gregorii Episcopi Turonensis Historiarum libri decem Zehn Bucher Geschichten hrsg v Rudolph Buchner 2 Bde Darmstadt Bd 1 1977 ISBN 3 534 06809 2 Bd 2 1974 ISBN 3 534 06810 6 Venantius Fortunatus Gelegentlich Gedichte eingeleitet ubersetzt und kommentiert von Wolfgang Fels Heidelberg Stuttgart 2006 ISBN 3 7772 0603 2 Literatur BearbeitenLexikaStefan Krautschick Radegunde In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde RGA 2 Auflage Band 24 Walter de Gruyter Berlin New York 2003 ISBN 3 11 017575 4 S 61 63 Bruno W Hauptli Radegundis In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 22 Bautz Nordhausen 2003 ISBN 3 88309 133 2 Sp 1131 1135 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Monographien und FachartikelFranca Ela Consolino Due agiografi per una regina Radegonda di Turingia fra Fortunato e Baudovinia In Studi Storici Band 29 1988 S 143 159 Renate Dissertori Berichten Frauen anders Die heilige Radegunde von Poitiers in den Viten des Venantius Fortunatus und der Baudonivia Saarbrucken 2008 ISBN 978 3 8364 9139 6 Hardy Eidam Gudrun Noll Hrsg Radegunde ein Frauenschicksal zwischen Mord und Askese Ausstellungskatalog Erfurt 2006 ISBN 3 938381 08 6 Sabine Gabe Radegundis sancta regina ancilla Zum Heiligkeitsideal von Fortunat und Baudovinia In Francia Band 16 1989 S 1 30 Heike Grahn Hoek Gab es vor 531 ein linksrheinisches Thuringerreich In Zeitschrift des Vereins fur Thuringische Geschichte Band 55 2001 S 15 55 Gerlinde Huber Rebenich Die thuringische Prinzessin Radegunde in der zeitgenossischen Uberlieferung In Helmut Castritius Dieter Geuenich Matthias Werner Hrsg Die Fruhzeit der Thuringer Archaologie Sprache Geschichte Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Erganzungsband 63 Walter de Gruyter Berlin New York 2009 ISBN 978 3 11 021454 3 S 235 252 Michael Friese Hrsg Die heilige Radegunde von Thuringen Grune Reihe Thuringen Band 12 Verlagshaus Thuringen Erfurt 2001 ISBN 3 89683 164 X Jorg Jarnut Thuringer und Langobarden im 6 und beginnenden 7 Jahrhundert In Helmut Castritius Dieter Geuenich Matthias Werner Hrsg Die Fruhzeit der Thuringer Archaologie Sprache Geschichte Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Erganzungsband 63 Walter de Gruyter Berlin New York 2009 ISBN 978 3 11 021454 3 S 279 290 Sylvie Joye Basine Radegonde et la Thuringe chez Gregoire de Tours In Francia Band 32 2005 S 1 18 Dorothee Kleinmann Radegunde Eine europaische Heilige Verehrung und Verehrungsstatten im deutschsprachigen Raum Styria Graz Wien Koln 1998 ISBN 3 222 12639 9 Barbara Pischel Radegunde Zur europaischen Volkskunde Lang Frankfurt am Main 1997 ISBN 3 631 43603 3 Josef Semmler Mittelalterliche Klostervorsteherinnen Radegunde von Poitiers Gertrud von Nivelles Lioba von Tauberbischofsheim In Heinz Finger Hrsg Die Macht der Frauen Studia humaniora Bd 36 Dusseldorf 2004 ISBN 3 7700 0847 2 S 49 73 RezeptionReinhold Andert Venantius Fortunatus und Radegunde In Der Thuringer Konigshort Dingsda Verlag Querfurt 1995 ISBN 3 928498 45 2 Ida Friederike Gorres Die siebenfache Flucht der Radegundis Knecht Frankfurt 1949 Ingmar Werneburg Irings Falke Radegundes Klage um Thuringen Ein Trauerspiel in funf Aufzugen Scidinge Hall Verlag Zurich 2013 Einzelnachweise Bearbeiten Gregor von Tours Gregorii Episcopi Turonensis Historiarum libri decem Zehn Bucher Geschichten Hrsg Rudolph Buchner 5 durchgesehene und erganzte Auflage Band 1 Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt Darmstadt 1977 ISBN 3 534 06809 2 S 148 f Patrick Perin und Gaston Duchet Suchaux Clovis et les merovingiens Historia Sammlung Tallandier Ausgabe S 98 Durch das Los zwischen den beiden frankischen Konigen gezogen fiel sie mit ihrem Bruder Hermanafried an Chlothar und wurde in die konigliche Villa von Athies im Vermandois gebracht Gregor von Tours Gregorii Episcopi Turonensis Historiarum libri decem Zehn Bucher Geschichten Hrsg Rudolph Buchner 5 durchgesehene und erganzte Auflage 1 Band Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt Darmstadt 1977 ISBN 3 534 06809 2 S 153 Gregor von Tours Gregorii Episcopi Turonensis Historiarum libri decem Zehn Bucher Geschichten Hrsg Rudolph Buchner 6 unveranderte Auflage 2 Band Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt Darmstadt 1974 ISBN 3 534 06810 6 S 311 Wolfgang U Eckart Kratze lat scabies In Werner E Gerabek Bernhard D Haage Gundolf Keil Wolfgang Wegner Hrsg Enzyklopadie Medizingeschichte De Gruyter Berlin New York 2005 ISBN 3 11 015714 4 S 786 f hier S 786 Ev luth Kirchengemeinde Wiefelstede auf Ev luth Kirchengemeinde WiefelstedeWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Radegunde Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Radegunde im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Sonderausstellung im Stadtmuseum Erfurt Radegund von Thuringen im Okumenischen Heiligenlexikon mit teilweise unbelegten Behauptungen Normdaten Person GND 118743430 lobid OGND AKS LCCN nr91003463 VIAF 291355691 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME RadegundeALTERNATIVNAMEN Radegund Radegundis Radegonde franzosisch KURZBESCHREIBUNG Tochter Konig Berthachars und seiner Frau AmalbergaGEBURTSDATUM um 520GEBURTSORT ErfurtSTERBEDATUM 13 August 587STERBEORT Poitiers Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Radegunde amp oldid 233613206