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Josef Semmler 22 August 1928 in Geisenheim 23 Oktober 2011 in Ludwigshafen am Rhein war ein deutscher Historiker Er lehrte von 1972 bis zu seiner Emeritierung 1993 mittelalterliche Geschichte an der Heinrich Heine Universitat Dusseldorf Sein Schwerpunkt war die Erforschung der grossen karolingischen Bildungs und Klosterreform Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 Schriften Auswahl 3 Literatur 4 Weblinks 5 AnmerkungenLeben und Wirken BearbeitenJosef Semmler wurde als Sohn eines Bahnbeamten geboren Er studierte seit dem Wintersemester 1948 49 an der Universitat Mainz und spater in Bonn Geschichte Latein und Musik Semmler war Schuler von Theodor Schieffer und Eugen Ewig Er wurde 1956 in Mainz bei Ewig promoviert mit der Arbeit Die Klosterreform von Siegburg Anschliessend war er fur ein Jahr Assistent in Mainz Von 1957 bis 1961 war er am Deutschen Historischen Institut in Rom tatig Im Herbst 1961 wurde er Mitarbeiter am Romischen Institut der Gorres Gesellschaft In Rom arbeitete er zunachst an den vatikanischen Akten und dann als Stipendiat der Deutschen Forschungsgemeinschaft an der Edition des Corpus Consuetudinum monasticarum Seine Habilitation erfolgte 1971 in Mannheim uber Ludwig den Frommen Die Arbeit blieb ungedruckt Von 1972 bis zu seiner Emeritierung 1993 lehrte er als C3 Professor fur Mittelalterliche Geschichte an der Heinrich Heine Universitat Dusseldorf In den 1980er Jahren war er Mitbegrunder des Forschungsinstituts fur Mittelalter und Renaissance FIMUR Zu Semmlers akademischen Schulern gehorten die spateren Lehrstuhlinhaber Brigitte Kasten und Sonke Lorenz Semmler galt als Nestor fur die Erforschung der Karolingerzeit 1 Dabei untersuchte er insbesondere die Geschichte der karolingischen Bildungs und Klerusreform des Benediktinerordens der christlichen Mission sowie der Konigsherrschaft in der fruhmerowingischen bis spatkarolingischen Zeit Neben der Karolingerzeit wird Semmler als einer der bedeutendsten Experten der mittelalterlichen Kirchengeschichte uberhaupt angesehen 2 Die klosterliche Reformaktivitat Benedikts von Aniane zu Beginn des 9 Jahrhunderts unterzog Semmler 1983 einer Neubewertung So habe der zweite Benedikt die Befolgung der Regula Benedicti mit der Unterstutzung Karls des Grossen und Ludwigs des Frommen als allein gultige Richtschnur in den Klostern des Frankreich flachendeckend durchsetzen konnen Dadurch sei es erklarlich dass es in der gesamten westlichen Kirche bis ins 12 Jahrhundert hinein zu keiner Grundung neuer Monchsorden abseits benediktinischer Regelobservanz gekommen und die Regula Benedicti zum Grundgesetz des abendlandischen Monchtums 3 geworden sei Im Umkehrschluss habe Benedikt von Aniane jedoch bewirkt dass zahlreiche monastische Gemeinschaften zumindest pro forma dem Kanonikertum zugeordnet worden seien Die Bezeichnung Benedikts als Reichsabt oder Oberabt lehnte Semmler mit der Begrundung ab dass dieser weder die Position noch die Befugnisse eines solchen innehatte 4 Dies zeige sich unter anderem darin dass Benedikt mit der Einfuhrung einer allgemein gultigen Rechtspraxis qua Gewohnheit consuetudo letztlich scheiterte Semmlers Thesen und Ergebnisse bezuglich der anianischen Klosterreform wurde von der Wissenschaft grosstenteils adaptiert Im Jahre 2003 unterzog Semmler die historiographischen und dokumentarischen Quellen des Dynastiewechsels von 751 und der frankischen Konigssalbung einer Neubewertung 5 Dabei verneinte Semmler eine Konigssalbung Pippins im Jahre 751 da nach seiner Analyse weder zeitgenossische noch vertrauenswurdige spatere Quellen dafur existieren wurden 6 Bei der Salbung durch Papst Stephan II im Jahr 754 ging Semmler ebenso wenig von einer erneuten Konigssalbung aus sondern betrachtete diese als eigens adaptierte postbaptismale Taufsalbung 7 die aber anschliessend vom Papst selbst als Konigssalbung umgedeutet wurde Semmlers Interpretation stellte damit ein bislang als unumstosslich geltendes Element der Forschungsmeinung in Frage 8 Die Diskussion dauert bis heute an Zum 80 Geburtstag wurde 2008 in der Erzbischoflichen Diozesan und Dombibliothek Koln ein Symposion veranstaltet Nach seinem Tod wurde ihm eine Gedenkschrift gewidmet die die ihm zu Ehren gehaltenen Vortrage der Kolner Tagung von 2008 beinhaltet Schriften Auswahl BearbeitenVollstandiges Schriftenverzeichnis Heinz Finger Rudolf Hiestand Hrsg Bischofe Kloster Universitaten und Rom Gedenkschrift fur Josef Semmler 1928 2011 Erzbischofliche Diozesan und Dombibliothek Koln 2012 S 371 388 Monografien Der Dynastiewechsel von 751 und die frankische Konigssalbung Studia humaniora series minor Band 6 Droste Dusseldorf 2003 ISBN 3 7700 0845 6 Die Klosterreform von Siegburg Ihre Ausbreitung und ihr Reformprogramm im 11 und 12 Jahrhundert Rheinisches Archiv Veroffentlichungen des Instituts fur Geschichtliche Landeskunde der Rheinlande an der Universitat Bonn Band 53 Rohrscheid Bonn 1959 Rezension Herausgeberschaften Der Wald in Mittelalter und Renaissance Studia humaniora series minor Band 17 Droste Dusseldorf 1991 ISBN 3 7700 0823 5 Rezension Literatur BearbeitenDieter R Bauer Rudolf Hiestand Brigitte Kasten und Sonke Lorenz Hrsg Monchtum Kirche Herrschaft 750 1000 Josef Semmler zum 65 Geburtstag Thorbecke Sigmaringen 1998 ISBN 3 7995 7140 X Rezension Heinz Finger Josef Semmler 1928 2011 In Francia Bd 40 2013 S 469 471 doi 10 11588 fr 2013 0 40984 Heinz Finger Rudolf Hiestand Hrsg Bischofe Kloster Universitaten und Rom Gedenkschrift fur Josef Semmler 1928 2011 Libelli Rhenani Schriften der Erzbischoflichen Diozesan und Dombibliothek zur rheinischen Kirchen und Landesgeschichte sowie zur Buch und Bibliotheksgeschichte Bd 41 Erzbischofliche Diozesan und Dombibliothek Koln 2012 ISBN 978 3 939160 35 9 Rezension Matthias Schror Nachruf auf Prof Dr Josef Semmler 1928 2011 In HHU Alumni 1 2012 S 49 Digitalisat Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Josef Semmler im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Regesta Imperii Opac Schriftenverzeichnis von Josef Semmler Abgerufen am 18 September 2020Anmerkungen Bearbeiten Matthias Schror Nachruf auf Prof Dr Josef Semmler 1928 2011 In HHU Alumni Nr 1 2012 S 49 Heinz Finger Josef Semmler 1928 2011 In Francia Bd 40 2013 S 469 471 hier S 471 Josef Semmler Benedictus II Una regula una consuetudo In Willem Lourdaux Daniel Verhelst Hrsg Benedictine Culture 750 1050 Leuven 1983 S 1 49 Zitat S 49 Josef Semmler Beneditinische Reform und kaiserliches Privileg Zur Frage des institutionellen Zusammenschlusses der Kloster um Benedikt von Aniane In Gert Melville Hrsg Institutionen und Geschichte Theoretische Aspekte und mittelalterliche Befunde Koln u a 1992 S 259 293 bes S 289 Anm 226 Vgl dazu die Besprechungen von Ulrich Nonn in Historische Zeitschrift 280 2005 S 159 160 Julian Fuhrer in H Soz Kult 9 Juni 2004 online Josef Semmler Der Dynastiewechsel von 751 und die frankische Konigssalbung Dusseldorf 2003 S 46 Josef Semmler Der Dynastiewechsel von 751 und die frankische Konigssalbung Dusseldorf 2003 S 50 Rudolf Schieffer Die folgenschwerste Tat des ganzen Mittelalters Aspekte des wissenschaftlichen Urteils uber den Dynastiewechsel von 751 In Matthias Becher Jorg Jarnut Hrsg Der Dynastiewechsel von 751 Vorgeschichte Legitimationsstrategien und Erinnerung Munster 2004 S 1 13 Normdaten Person GND 120132656 lobid OGND AKS LCCN n92048252 VIAF 40498300 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Semmler JosefKURZBESCHREIBUNG deutscher HistorikerGEBURTSDATUM 22 August 1928GEBURTSORT GeisenheimSTERBEDATUM 23 Oktober 2011STERBEORT Ludwigshafen am Rhein Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Josef Semmler amp oldid 236098759