www.wikidata.de-de.nina.az
Die evangelisch lutherische St Johannes Kirche in Wiefelstede im Landkreis Ammerland geht auf den altesten Kirchenbau des Ammerlandes zuruck Der Kirchenbau wurde um 1200 begonnen und bis ins 15 Jahrhundert stetig verandert Das Gotteshaus enthalt bemerkenswerte Ausstattungsstucke aus mittelalterlicher und barocker Zeit St Johannes Kirche zu WiefelstedeAufriss und Grundriss der Kirche 1907 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Baugeschichte 2 1 Erstes fruhmittelalterliches Gotteshaus 2 2 Erweiterungsbauten 2 3 Glockenturm 3 Ausstattung 3 1 Wandmalerei 3 2 Altar 3 3 Abendmahlsbild 3 4 Kanzel 3 5 Gestuhl 3 6 Taufe 3 7 Orgel 3 8 Weitere Ausstattungsstucke 4 Grabsteine und Gedenkstatten auf dem Kirchhof 5 Verwaltung 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenIm Jahre 1057 weihte Erzbischof Adalbert von Bremen wohl an der heutigen Stelle eine erste Kirche Sie gilt als Mittelpunkt eines ersten Grosskirchspiels im damaligen Ammergau 1 Eventuell gab es zuvor eine altere Holzkirche wie an anderen Orten Adalbert unterstellte die Kirche dem Schutz Johannes des Taufers und der heiligen Radegundis deren Erwahnung in diesem Gebiet einmalig ist Baugeschichte BearbeitenErstes fruhmittelalterliches Gotteshaus Bearbeiten Der alteste Teil der um 1200 errichteten Saalkirche ist das eingezogene d h gegenuber dem Schiff weniger breite Chorquadrat mit Kreuzgratgewolbe und halbrunder niedriger Apsis Sie hat die fur die Fruhzeit typischen kleinen Rundbogenfenster mit weit sich offnenden Laibungen Erweiterungsbauten Bearbeiten Im spaten 13 Jahrhundert wurde das Schiff nach Westen auf drei Joche erweitert am Aussenbau ist deutlich ein entsprechender Wechsel von kaum bearbeiteten Findlingen zu rechteckig behauenen und sorgfaltiger gesetzten Quadern zu erkennen Auch die Einwolbung des gesamten Schiffs fallt in diese Bauphase ebenso wie der Westturm mit seinen im unteren Viertel fast drei Meter starken Mauern Die in Backstein ausgefuhrte Erhohung des Chorquadrats mit funf Blendnischen aussen an der Ostwand und die Aufstockung des Westturms mit seinem Pultdach wurden im 15 Jahrhundert ausgefuhrt Eiserne Anker in Nord und Sudmauern von Chor und Schiff dienen der Stutzung des Mauerwerkes Glockenturm Bearbeiten nbsp Glockenturm der St Johannes KircheDer Glockenturm wie andere Ammerlander Durchgangsturme auch von der Kirche getrennt stehend wurde fruhestens gegen Ende des 15 Jahrhunderts 2 aus Backsteinen gebaut Im oberen Teil ist er ebenso wie die Mauer uber der Apsis durch Blendnischen gegliedert Hier hangen die beiden Glocken die Johann Frese aus Osnabruck 1503 und 1507 gegossen hat Ausstattung BearbeitenWandmalerei Bearbeiten Bei der Renovierung um 1980 wurden Bemalungen verschiedener Perioden festgestellt Eine blaue Bemalung der Gewolberippen vermutlich aus dem ersten Drittel des 19 Jahrhunderts wurde wiederhergestellt und mit einem roten Bogenmuster begleitet In der Nordwand des Bogens vor dem Chor befinden sich gotische Wandmalereien vom Ende des 14 Jahrhunderts Sie wurden 1957 von Hermann Oetken mit Veranderungen erneuert Jesus hangt mit geneigtem Kopf uberstreckten Armen und von Blut spritzenden Wunden an einem Kreuz dessen Balken gleich lang sind Darunter stehen Maria und Johannes aussen Petrus mit Schlussel und Paulus mit Schwert und Buch Die Wandnische darunter die durch ein Gitter aus schmiedeeisernen mit Bluten besetzten Bandern geschlossen wird diente vermutlich der Aufbewahrung von Altargerat Uber dem Chorbogen findet sich umkranzt und bekront mit einer Ehrenkrone Off 2 10 EU der Name des Pastors Ernst Wilhelm Baars Er wirkte hier von 1820 bis 1837 vielgeruhmt als Vorstand der landwirtschaftlichen Gesellschaft Altar Bearbeiten nbsp AltarDer Mittelschrein des grossen fast vier Meter breiten Flugelretabels enthalt einen vielfigurigen Kalvarienberg flankiert von vier Passionsszenen und acht weiteren auf den Flugeln Sie erzahlen die Leidensgeschichte Christi von der Olbergszene bis zur Auferstehung Die farbige Fassung ist nicht mehr ursprunglich wie auch die Gemalde auf den Aussenseiten der Flugel verloren sind Als Vorlage diente dem Schnitzer Durers Kleine Kupferstichpassion von 1508 1512 was eine Entstehung um 1520 wahrscheinlich macht denn mit dem Einsetzen der Reformation wurden sicher keine neuen Bildaltare dieser Art mehr angeschafft Den Altar uberragt um 120 Zentimeter ein Kruzifix mit Kleeblattformen an den Balkenenden Es durfte als Vortragekreuz bei Prozessionen gedient haben und bereits aus dem fruhen 14 Jahrhundert stammen Abendmahlsbild Bearbeiten Aus dem 17 Jahrhundert wohl aus dem Zusammenhang einer Restaurierung von 1669 stammt das Abendmahlsbild das an der Sudseite des Chorraums hangt und seinen Platz zeitweise in der Predella des gotischen Retabels hatte Vorlage war ein Stich von Jan Sadeler 1550 1600 Kanzel Bearbeiten nbsp KanzelDie Kanzel wurde laut Kirchenrechnung 1644 von Meister Gert Borkemann aus Oldenburg angefertigt In flachen Bogennischen stehen die Figuren der vier Evangelisten mit ihren Attributen Mensch Lowe Stier Adler Das Innere des Schalldeckels hat an den Ecken plastische Blutenformen Arabesken und einen Stern in der Mitte Den Aufbau bilden Engelskopfe wie auch an den Aussenseiten des Kanzelbodens Auf der Randleiste ist zu lesen HERR TUE MEINE LIPPEN AUF DAS MEIN MUNDT DEINEN RUHM VERKUNDIGE Ps 51 17 Uber dem von einem Engelskopf gekronten Aufgang steht wohl einzigartig das Stossgebet des Predigers O HERR LAS WOL GELINGEN Ps 118 25 Gestuhl Bearbeiten An der Nordwand des Chores steht der Stuhl der Landesherrschaft Das Wappen mit zwei Schwanen als Wappenhalter sowie das Monogramm Christian VI 1730 1746 zeigen seine Herkunftszeit an Aber auch lokale Herrschaften Amtsleiter oder 1870 noch ein Gutsbesitzer hatten diesen Stuhl inne Gegenuber steht ein entsprechender Stuhl mit der Jahreszahl 1732 im Gitterwerk der den Kirchenjuraten vorbehalten war Die Monogramme weisen auf die Juraten Frerichs und Mienen Taufe Bearbeiten nbsp TaufsteinDer balusterformige Unterbau des Taufbeckens ist aus Eichenholz geschnitzt Die Inschrift weist auf 1637 Die Kirchenrechnung ist erhalten und bemerkt Der Block dazu hat ein Reichstaler gekostet Meister Johann Ludewig in Oldenburg hat ihn gearbeitet fur sechs Reichstaler und zwei Bundel Flachs fur die Frau Neben barockem Dekor sind vier geflugelte Engelskopfe eingeschnitzt In Wiefelstede gibt es im Jahr ungefahr 90 Taufen Orgel Bearbeiten nbsp Barockorgel von Christian VaterDie Orgel aus der Werkstatt Christian Vaters eines Schulers von Arp Schnitger wurde 1731 fertiggestellt und enthalt noch neun originale Register Ihr Bau ab 1729 wurde ermoglicht durch eine 1727 verfugte Schenkung des Majors Wolf von Boselager zu Lehe Er erhielt dafur das standesgemasse Begrabnis in der Kirche Sein Wappen hat seinen Platz an der Sudwand Die Orgel hatte damals 18 Register und eigenstandiges Pedal Im Jahre 1862 fand ein grosser Umbau durch den Orgelbauer Johann Claussen Schmid aus Oldenburg statt Er entfernte die Halfte der Register und anderte die Disposition grundlegend 1935 erfolgte eine erste Restaurierung durch den Orgelbauer Alfred Fuhrer aus Wilhelmshaven 1982 wurde die wertvolle Orgel von derselben Firma restauriert und dem ursprunglichen Bestand weitgehend angenahert 3 Eine grundlegende Restaurierung erfolgte in den Jahren 2011 bis 2014 durch den niederlandischen Orgelbauer Henk van Eeken der alle spater ersetzten Teile konsequent rekonstruierte Die Disposition lautet seitdem wieder wie im Jahr 1731 I Hauptwerk CDE c3Principal 8 VRohrfloit 8 VOctav 4 VQuinta 3 EOctav 2 VMixtur IV ETrompet 8 EVox humana 8 E II Brustwerk CDE c3Liebl Gedackt 8 VFloit 4 VWaldfloit 2 V ESesquialt II EDulcian 8 E Pedal CDE d1Principal 8 VOktave 4 VPosaun 16 V ETrompet 8 ETrompet 4 EV Christian Vater 1731 E Henk van Eeken 2011 2014 Koppeln I P I II Schiebekoppel Tremulant Bocktremulant Windversorgung 4 Keilbalge Winddruck 69 mmWS Stimmung Hohe 1 2 Ton uber a1 440 Hz Wohltemperierte Stimmung Kellner Bach Weitere Ausstattungsstucke Bearbeiten nbsp Johannes der TauferDer aus einem Eichenstamm gefertigte mit schmiedeeisernen Bandern und einem Bugelschloss das spater aufgebrochen wurde versehene Opferstock steht heute hinter dem Altar Zum 900 Jahrestag der Kirchweihe 1957 schenkte der Gemeindekirchenrat eine Statue die in der Nordostecke des Schiffes auf einer Konsole steht Johannes der Taufer zeigt auf das Gotteslamm Christus Joh 1 29 EU Die trapezformige Grabplatte an der nordwestlichen Wand vor dem Chor besteht aus rotlichem Sandstein von der Oberweser Entstanden wohl zu Beginn des 12 Jahrhunderts lag sie ursprunglich vor dem Altar und ist das alteste Werkstuck in der Kirche Grabsteine und Gedenkstatten auf dem Kirchhof BearbeitenBesonders die sieben Grabstelen aus Oberkirchner Sandstein aus dem 17 und 18 Jahrhundert von denen einige links von der Kirchentur aufgestellt sind fallen ins Auge Nahe der Kirchentur steht ein unten abgebrochener Grabstein dessen Inschrift als einzige der uber 440 Stelen dieses Zeitraums im Oldenburger Land vollstandig in Plattdeutsch ausgefuhrt ist Die Familie des Verstorbenen GERDT HENNINGES aus Mansholt gekennzeichnet durch ein kleines Kreuz ist unter dem gekreuzigten Christus kniend dargestellt Er verungluckte am 20 Juni 1634 Bi INFALING UNSES NIE UPGERICHTETEN SIELES BI DER WAPEL DERMATE BESCHEDIGET DAT HE SINEN GEIST UPGEF Besondere Grab und Gedenkstatten finden sich vor dem Friedhof fur Soldaten der Kriege 1870 1871 1914 1918 1939 1945 und auf dem nordwestlichen Friedhofsteil ein Grab fur elf russische und polnische sowie nordostlich 13 Graber fur deutsche Kriegstote Verwaltung BearbeitenDie St Johannes Kirche unterhalt fur den unmittelbaren ortlichen Kontakt ein Kirchenburo in der Kirchstrasse 4 Fur weitere Aufgaben der Kirchengemeinde ist die Regionale Dienststelle Ammerland in Westerstede Kirchenstrasse 20 zustandig 4 Siehe auch Liste der Kirchen in der Landeskirche OldenburgLiteratur BearbeitenDie Bau und Kunstdenkmaler des Herzogtums Oldenburg IV Heft Oldenburg 1907 S 80 ff Wolfgang Runge Kirchen im Oldenburger Land Band 2 Holzberg Oldenburg 1985 S 99 122 ISBN 3 87358 167 1 Georg Dehio Handbuch der deutschen Kunstdenkmaler Bremen Niedersachsen Munchen 1992 S 1357 Wilhelm Gilly Mittelalterliche Kirchen und Kapellen im Oldenburger Land Baugeschichte und Bestandsaufnahme Isensee Verlag Oldenburg 1992 ISBN 3 89442 126 6 S 176 ff Ernst Andreas Friedrich Die Johanneskirche in Wiefelstede In Wenn Steine reden konnten Band 3 Landbuch Verlag Hannover 1995 ISBN 3 7842 0515 1 S 88 90 Der Wiefelsteder Kirchenfuhrer uberarbeitet von Pfarrer Jan Janssen 1996 und Pfarrer Fritz Pinne 2002 Fotos Tjark Pinne und Fritz Pinne Fritz Schild Orgelatlas der historischen und modernen Orgeln der Evangelisch Lutherischen Kirche in Oldenburg Noetzel Wilhelmshaven 2008 ISBN 3 7959 0894 9 S 254 255 Hermann Haiduck Die Architektur der mittelalterlichen Kirchen im ostfriesischen Kustenraum 2 Auflage Ostfriesische Landschaftliche Verlags und Vertriebs GmbH Aurich 2009 ISBN 978 3 940601 05 6 S 37 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons St Johannes Kirche Wiefelstede Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Zu der Kirche gehorten bis ca 1200 auch die Dorfer Hatten und umzu Siehe Georg Bredehorn Eversten Von 1200 bis ins 20 Jahrhundert Isensee Verlag Oldenburg 2001 ISBN 3 89598 750 6 Seiten 282 283 Dehio S 1357 15 Jhdt Gerhard Wietek Oldenburger Land Munchen 1956 S 39 Anfang 17 Jhdt Siehe den Restaurierungsbericht von Fritz Schild Orgelatlas der historischen und modernen Orgeln der Evangelisch Lutherischen Kirche in Oldenburg Florian Noetzel Wilhelmshaven 2008 ISBN 3 7959 0894 9 S 853 875 Regionale Dienststellen der Kirche Oldenburg53 256791666667 8 1145472222222 Koordinaten 53 15 24 5 N 8 6 52 4 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Johannes Kirche Wiefelstede amp oldid 238248569