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Die Pfarrkirche St Nikolaus ist eine romisch katholische Kirche in Altfraunhofen zehn Kilometer sudlich von Landshut Sie ist ein bedeutendes Beispiel des Fruhklassizismus in Deutschland hat aber auch Merkmale des ausklingenden Rokoko Die weithin sichtbare Kirche wird wegen ihrer Grosse auch Dom des Kleinen Vilstales genannt und ist Nikolaus von Myra geweiht 1 Aussenansicht der Pfarrkirche Altfraunhofen Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Architektur 3 Ausstattung 3 1 Fresken 3 2 Altare 3 3 Ubrige Ausstattung 3 4 Orgel 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie mittelalterliche Vorgangerkirche brannte nach einem Blitzschlag in der Nacht zum 2 Februar 1791 innerhalb 33 Stunden nahezu vollstandig ab In einer uberlieferten Rettungsaktion konnten Teile der Ausstattung in Sicherheit gebracht werden Vor allem aufgrund der Grosszugigkeit des Territorialherrn Adam Seifried Reichsfreiherrn von Fraunhofen wurde gleich mit dem Wiederaufbau begonnen Der Landshuter Stadtmaurermeister Johann Thaddaus Leitner und der Zimmerermeister Simon Kaltenbacher aus Geisenhausen stellten den Kirchenbau unter Einbeziehung des alteren Turms 1791 fertig In einer schwierigen Zeit zwei Jahre nach der Franzosischen Revolution ein Jahrzehnt vor der Sakularisation in Bayern und gegen das kurfurstliche Verbot von Kirchenerneuerungen und insbesondere barock prachtvoller Ausstattungen entstand eine grosse schlichte Saalkirche 2 In den folgenden Jahren wurde nach und nach die Ausstattung der Kirche erneuert Dafur konnte Freiherr von Fraunhofen unter anderem zwei bedeutende Munchner Kunstler gewinnen den kurfurstlichen Hofmaler und spateren Akademieprofessor Andreas Seidl fur die Deckenfresken und die Altarblatter sowie den Hofstuckateur Franz Xaver Feuchtmayer d J fur die Stuckmarmor und Bildhauerarbeiten an den funf Altaren Bis 1794 waren deren Arbeiten abgeschlossen Auch Werke des Landshuter Bildhauers Christian Jorhan d A finden sich in der Kirche 1799 wurde eine Orgel eingebaut die Kirchenportale im Jahr 1801 das Orgelgehause und die Kirchenturen bestehen noch heute 2 Eine erste grossere Aussen und Innenrenovierung wurde in den Jahren 1873 und 1874 durchgefuhrt Dabei setzte man Fenster aus farbigem Glas ein die 1947 wieder gegen klare Fenster ausgetauscht wurden Nachdem im Jahr 1900 ein neuer Tabernakel fur den Choraltar angeschafft wurde erfolgte zwischen 1901 und 1904 erneut eine umfassende Aussen und Innenrenovierung mit Ausmalung der Raumschale 1913 entstand das neobarocke Gemalde Maria mit Kind das sich aussen auf der Nordseite des Turmes befindet Ein Jahr spater wurde durch Leopold Nenninger in das Gehause von 1799 ein neues Orgelwerk eingebaut Nachdem 1958 ein erstes elektrisches Lautewerk installiert wurde das bereits zehn Jahre spater erneuert werden musste versteifte man 1959 den holzernen Glockenstuhl durch Stahleinbauten 1971 wurden die Aussenfassade erneuert und das Turmfundament verstarkt Bereits im Jahr 1988 war eine erneute Aussenrenovierung mit Entfeuchtung des Mauerwerks und statischer Sicherung des Chorbogens fallig Eine umfangreiche Inneninstandsetzung die den Auftakt einer Reihe an Massnahmen in den folgenden Jahren bilden soll wurde 2017 durchgefuhrt 3 4 Architektur Bearbeiten nbsp Innenansicht der Pfarrkirche Altfraunhofen nbsp Blick zur DoppelemporeDer monumentale Baukorper ist ausserlich schlicht und folgt damit den Vorstellungen des Klassizismus So geht das Langhaus direkt in den halbrund geschlossenen Chor uber Die Aussenseite des Kirchenbaues ist durch Doppellisenen und hohe Rundbogenfenster gegliedert uber denen sich dreipassformige Ochsenaugen befinden Die Umrissgestaltung der Fenster gehort formal noch dem Rokoko an und verweist auf die im benachbarten Erdinger Land tatigen Baumeister Anton Kogler und Johann Baptist Lethner Der sudwestliche Turm ist im Grundriss um wenige Grad zum Kirchenbaukorper gedreht weil der mittelalterliche Restbestand der ausgebrannten Kirche genutzt wurde Dieses quadratische Turmuntergeschoss das durch aufgemalte Ecklisenen gegliedert wird ist die alteste noch erhaltene Bausubstanz der Kirche Oberhalb eines umlaufenden Gesimses geht es in den neueren Glockenstuhlbereich uber der an den Ecken mit Pilastern versehen ist Den oberen Abschluss bildet eine birnenformige Haube des Landshuter Hofzimmerermeisters Joseph Stuber die auf das ausklingende Rokoko verweist 5 Die nach Osten ausgerichtete Kirche besteht aus einem funfjochigen Langhaus wobei die Jochtrennung im Innenraum durch Doppel Pilaster erfolgt Wahrend der Chor ausserlich nicht vom Kirchenschiff abgesetzt ist ist im Innenraum eine U formige Mauer eingezogen dazwischen ist die Sakristei untergebracht Diese Konstruktion aus zwei U formigen Ringmauern ist im Kirchenbau einmalig und stellt den besonderen architektonischen Wert der Pfarrkirche heraus Oberhalb der Sakristei befindet sich ein Galerieumgang der auch den oberen Altar den sogenannten Bruderschaftsaltar Maria vom Trost beherbergt Im westlichen Eingangsbereich ist eine Doppelempore eingezogen die die gesamte zur Verfugung stehende Breite einnimmt und an den Turm angebaut ist der in das Kirchenschiff ragt 5 Bei der Deckenkonstruktion handelt es sich um ein flaches segmentbogiges Tonnengewolbe mit rund einschneidenden Stichkappen Das Gewolbe wird von einer Holzlattenkonstruktion getragen die an der Unterseite verputzt und am daruber liegenden Dachstuhl aufgehangt ist Diese wahlte man wohl aufgrund der kurzen Bauzeit und der geringen Stabilitat der hohen Aussenmauern die nur durch flache Wandpfeiler verstarkt werden 5 Ausstattung Bearbeiten nbsp Deckenfresko der Aufnahme des hl Nikolaus in den Himmel von Andreas Seidl im Langhaus um 1793 aussen Zwickelbilder mit Wundertaten des hl Nikolaus nbsp Blick in den Altarraum nbsp KanzelFresken Bearbeiten Die gesamte Ausmalung des Kirchenraumes wurde von dem Munchner Hofmaler Andreas Seidl in der Zeit um 1793 geschaffen Besonders eindrucksvoll sind die drei grossen Deckenfresken im Altarraum im Langhaus und oberhalb der Orgelempore Wahrend die Gemalde farbenprachtig aber zuruckhaltender als im Rokoko gestaltet sind verweisen die schlichten Rahmen aus Geraden und Kreissegmenten schon auf den Klassizismus Im Chorfresko sind zahlreiche Engel zu sehen die die Eucharistie verehren Dieses war ursprunglich als Monstranz mit Hostie versinnbildlicht wurde jedoch bei einer Renovierung um 1960 unerklarlicherweise mit einer braunen Wolke ubermalt An der Langhausdecke ist ein figurenreiches Fresko von der Aufnahme des Kirchenpatrons Nikolaus von Myra in den Himmel Am unteren Bildrand sieht man den Bischof der von Engeln in den Himmel geleitet wird Dort empfangt ihn die in der Bildmitte dargestellte Dreifaltigkeit In der oberen Bildhalfte sieht man Genien mit Lorbeer den Krummstab die Mitra und drei Goldapfel als typisches Attribut des Nikolaus von Myra Das dritte Deckenfresko oberhalb der Orgel welches von einem kreisrunden Rahmen umgeben ist stellt ein Engelskonzert dar Auch die als Grisaille auf grunem Hintergrund ausgefuhrten Zwickelbilder stammen von Andreas Seidl Hier sind etliche Wundertaten des Nikolaus von Myra dargestellt 6 Altare Bearbeiten Andreas Seidl schuf auch die Altarblatter der vier Nebenaltare Das grosse Gemalde am rechten Chorbogenaltar das die Anna mit Maria und Joachim darstellt tragt die Signatur A Seidl invenit et pinxit a 1793 Das Oberbild desselben Altares zeigt den Franz von Assisi Sein linkes Pendant enthalt ein kunstlerisch beeindruckendes Hauptbild vom Martyrium des Sebastian im Auszug ist der Antonius dargestellt Ausserdem befinden sich zwei Nebenaltare an den Seitenwanden des Langhauses Der Altar auf der sudlichen rechten Seite ist dem Nikolaus von Tolentino geweiht auf der nordlichen Seite sind im Hauptbild der Thomas von Villanova und im Auszug Klara von Assisi zu sehen Die Altaraufbauten fertigte der Munchner Hofstuckateur Franz Xaver Feuchtmayer Seine Stuckmarmor Altare zeigen lineare Formen und erinnern damit eher an fruhbarocke Werke als an den Rokokostil Sie werden von seitlichen Heiligenfiguren des beruhmten Landshuter Bildhauers Christian Jorhan d A belebt die zu den Spitzenwerken des bayerischen Spatrokoko zahlen So finden sich am linken Chorbogenaltar Laurentius und Johannes der Martyrer am rechten Chorbogenaltar Leonhard und Franz Xaver am linken Langhausaltar Rochus und Florian sowie am rechten Langhausaltar Josef und Joachim Moglicherweise wurden jedoch die Figuren der beiden sudlichen rechten Altare vertauscht 6 Im Chorraum befinden sich zwei weitere Altare Der untere Choraltar enthalt den Tabernakel Darauf thront eine Barockfigur des Kirchenpatrons Nikolaus von Myra die 1727 von einem Landshuter Bildhauer aus der Familie Hiernle geschnitzt wurde Seitlich sind zwei weitere Figuren der Heiligen Magdalena und Katharina zu sehen die ebenfalls von Hiernle stammen durften Ausserdem sind Jorhan Figuren der vier Evangelisten zu sehen deren Torso aus einer machtigen Rocaille Konsole entwachst Der obere Choraltar der Bruderschaftsaltar enthalt ein spatgotisches Gnadenbild der Mutter Gottes mit dem Jesuskind das von einem Strahlenkranz umgeben ist Die Plastik wird von dem Apsisfenster beleuchtet Das Gnadenbild wird von zwei Saulenpaaren flankiert die den Altarauszug stutzen Hier ist in den 1960er Jahren anstelle eines Strahlenkranzes ein kleines Gemalde des auferstandenen Christus eingesetzt worden Des Weiteren sind hier Barockfiguren des Korbinian des Kirchenvaters Augustinus dessen Mutter Monika und des Bischofs Benno zu sehen 6 Ubrige Ausstattung Bearbeiten Die runde Kanzel aus Stuckmarmor stammt ebenfalls von Feuchtmayer und ist dem Rokoko zuzuordnen Sie ist mit Engelsfiguren und vergoldeten Gehangen reich geschmuckt Die klassizistischen Beichtstuhle mit strengen Dreiecksgiebeln des Landshuter Schreiners Johann Nepomuk Stocher sind erwahnenswert Er fertigte 1794 auch das Chorgestuhl Die ebenfalls klassizistischen Wangen des Laiengestuhls 1793 stammen von dem Veldener Schreiner Heinrich Hobmann der Kreuzwegzyklus 1797 von Johann Michael Weidinger aus Vagen die beiden Holzportale 1801 von dem Obergangkofener Schreiner Joseph Poldinger Im Innenraum befinden sich Grabdenkmaler des Adelsgeschlechts der Fraunhofer Neben den aufwandigen Gedenksteinen fur den Stifter und seine Gattin an den Seitenwanden des Langhauses gibt es ein spatgotisches Rotmarmor Epitaph fur Teseres Caspar Hans und Heinrich Fraunhofer sowie ein weiterer Familiengrabstein der Fraunhofer von Anfang des 16 Jahrhunderts 6 Orgel Bearbeiten Die auf der oberen Empore befindliche Orgel wurde 1914 von Leopold Nenninger und Albert Moser aus Munchen erbaut Es hat 21 Register auf zwei Manualen und Pedal Die Disposition lautet wie folgt 6 7 I Manual C g31 Bourdon 16 2 Principal 8 3 Soloflote 8 4 Dulciana 8 5 Gamba 8 6 Octav 4 7 Mixtur IV 2 II Manual C g38 Hornprincipal 8 9 Gedackt 8 10 Aeoline 8 11 Voix celeste 8 12 Orchesterflote 4 13 Piccolo 2 14 Quintflote 2 2 3 15 Terzflote 1 3 5 16 Septime 1 1 7 17 Trompete 8 Tremulant Pedal C f117 Violon 16 18 Subbass 16 19 Stillgedeckt 16 20 Octavbass 8 21 Posaune 16 Koppeln II I II P I P Super II I Sub II IDer funfteilige Prospekt stammt noch von einer einmanualigen Orgel mit zwolf Registern die Joseph Schweinacher im Jahr 1799 gebaut hatte und weist sowohl spatbarocke wie auch fruhklassizistische Merkmale auf 6 7 Literatur BearbeitenGeorg Brenninger Altfraunhofen als Beispiel einer seltenen klassizistischen Kirchenausstattung in Niederbayern 1993 Sixtus Lampl Altfraunhofen Kirchenfuhrer 2000Weblinks Bearbeiten nbsp Commons St Nikolaus Altfraunhofen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Webprasenz der Pfarrei Altfraunhofen Bilder von der Kirche und der UmgebungEinzelnachweise Bearbeiten Pfarrei Altfraunhofen Unsere Kirchen Online auf www erzbistum muenchen de Abgerufen am 18 Mai 2016 a b Lampl S 2 9 Lampl S 32f Pfarrverband Altfraunhofen Weihnachtspfarrbrief 2017 PDF 4 2 MB S 10f Online auf www erzbistum muenchen de abgerufen am 24 Dezember 2017 a b c Lampl S 14 16 a b c d e f Lampl S 16 24 a b Orgeldatenbank Bayern online48 449194076503 12 169021368027 Koordinaten 48 26 57 1 N 12 10 8 5 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Nikolaus Altfraunhofen amp oldid 236536134