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Die Kirche St Anna tschechisch Sv Anny ist ein barocker Kirchenbau im Zentrum der tschechischen Stadt Bozi Dar deutsch Gottesgab im bohmischen Teil des Erzgebirges Es ist der dritte Kirchenbau in der Geschichte der alten Bergstadt Aussenansicht von SudostenAussenansicht von SudwestenAufgrund ihres Standorts auf etwa 1020 m n m ist sie die hochstgelegene Kirche im gesamten Erzgebirge und daruber hinaus da Bozi Dar Stadtrechte besitzt eine der hochstgelegenen stadtischen Kirchen in Mitteleuropa Ferner ist sie nach St Stephan in der Gemeinde Kvilda deutsch Aussergefild im Bohmerwald die zweithochstgelegene der Tschechischen Republik Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Vorgangerbauten 1 2 Gegenwartiger Kirchenbau 1 3 Kirchliche Verwaltung 2 Architektur 2 1 Aussen 2 2 Innen 3 Ausstattung 3 1 Altare 3 2 Kanzel 3 3 Taufbecken 3 4 Orgel 3 5 Glocken 3 6 Sonstige Ausstattung 4 Personlichkeiten 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenVorgangerbauten Bearbeiten Der erste Kirchenbau war ein holzernes Kirchlein im Stil der Fruhrenaissance und entstand wahrscheinlich in den 1530er Jahren Dem rauen Klima auf dem Kamm und im hochsten Teil des Erzgebirges widerstand der Bau nur bedingt und verfiel zunehmend An gleicher Stelle des ersten verfallenen Kirchbaus wurde 1593 eine steinerne Kirche im Stil der Spatrenaissance errichtet deren Architekt unbekannt ist Im Jahr darauf schuf der St Joachimsthaler Zinngiesser Hans Wildt ein dreistimmiges Gelaut das spater in den gegenwartigen Bau ubernommen wurde und noch heute genutzt wird Zwischen 1605 und 1607 wurde ein neuer Glockenturm an die Kirche gebaut 1612 schuf der St Joachimsthaler Zinngiesser Leonhard Durr ein wertvolles zinnernes Taufbecken das gleichfalls noch erhalten ist Zu einem nicht eingrenzbaren Zeitpunkt Mitte des 18 Jahrhunderts brannte die Kirche bis auf die Grundmauern nieder Die Uberreste wurden spater abgebrochen Gegenwartiger Kirchenbau Bearbeiten nbsp Stadt und Kirche auf einer Farblithographie von 1906 nbsp ProjektschildDer gegenwartige Bau wurde 1771 am Ort des Vorgangerbaus errichtet Die spatbarocke Kirche erhielt ihre Gestalt nach Planen des Prager Architekten und Baumeisters Philipp Heger der unter anderem auch das Rathaus im nahen St Joachimsthal entwarf Am 3 Mai 1958 wurde der Kirchenbau in das Staatliche Verzeichnis der Kulturdenkmaler eingetragen 1 Ende der 1960er Jahre war der Zustand der ferner teilweise verwusteten Kirche so schlecht dass sie auf Grund von Baufalligkeit und Einsturzgefahr fur die Offentlichkeit gesperrt wurde Letztlich wurde ein Abriss wie bei den Kirchen in Ryzovna Seifen und Loucna pod Klinovcem Bohmisch Wiesenthal bereits geschehen angedacht Aufgrund des Widerstandes unter den Einwohnern von Bozi Dar wurde der geplante Abriss verhindert Spater versah Pater Frantisek Krasensky aus Jachymov das Dach der geschlossenen Kirche in Eigenleistung mit einem schutzenden Farbanstrich Im Jahr 1990 begann auf Initiative von Frantisek Krasensky und dank finanzieller Unterstutzung ehemaliger deutscher Bewohner von Gottesgab eine Rekonstruktion der verfallenen Kirche die anschliessend neu geweiht wurde Da das Bistum Pilsen nicht uber die finanziellen Mittel fur eine kontinuierliche Instandhaltung verfugt setzte neuerlich Verfall ein Dabei loste sich u a der Kirchturm um bis zu 25 Zentimeter vom Kirchenschiff Nach jahrelangen Verhandlungen ging die Kirche samt allen Inventars mit Wirkung zum 1 Januar 2013 in das Eigentum der Stadtverwaltung Bozi Dar uber Zugleich ubergab das Bistum der Stadt einen Betrag von 600 000 Kc aus dem Erbe eines ehemaligen deutschen Bewohners von Gottesgab Kirchliche Verwaltung Bearbeiten Nach Unterlagen des Staatlichen Gebietsarchivs in Pilsen gehorte Gottesgab anfanglich zur Pfarrei St Joachimsthal 2 Nach der Schlacht am Weissen Berg am 8 November 1620 wurde die Rekatholisierung Bohmens durch und eine katholische geistliche Verwaltung eingesetzt Vordem wirkten in Gottesgab das als Ergebnis des Prager Vertrages von 1546 an das Konigreich Bohmen abgetreten wurde ausschliesslich protestantische Geistliche darunter u a der sachsische Reformator Kaspar Eberhard Im Jahr 1737 wurde Gottesgab ein eigenstandiger Pfarrbezirk und umfasste seinerzeit die Orte bzw Einschichten Gottesgab Forsterhauser Goldenhohe mit Bohmische Muhle Halbmeil Spitzberg Sonnenwirbel Unruh Seifen bis 1786 Hengsterseifen Kalter Winter Steinhohe bis 1786 Forstergrund Plessberg Kaff Muckenberg Neumuhle und Zwittermuhl nur teilweise Im Jahr 1938 umfasste er die Orte Gottesgab Forsterhauser Goldenhohe Halbmeil und Spitzberg sowie die Einschichten Sonnenwirbel und Unruh Letzter Pfarrer der eigenstandigen Pfarrei war ab 1935 Josef Durmuth 2 Nach Ende des Zweiten Weltkrieges und der Vertreibung der deutschbohmischen Bevolkerung wurde die Pfarrei aufgelost und die Verwaltung fortan von Jachymov ausgeubt Das Pfarrhaus wurde in ein Erholungszentrum des Konzerns Vystavba dolu uranoveho prumyslu VDUP deutsch Aufbau von Bergwerken der Uranindustrie umgewandelt Architektur Bearbeiten nbsp PanoramaAussen Bearbeiten Der spatbarocke Kirchenbau besitzt einen rechteckigen an den Ecken abgerundeten Grundriss mit nach Osten gerichtetem Altarraum An der Sudseite schliesst sich in der Ecke zwischen Kirchenschiff und Altarraum ebenerdig die rechteckige Sakristei an Das Mauerwerk besteht aus Bruchsteinen die Dacher sind als Walmdacher ausgefuhrt und mit blecherner Dachhaut bekleidet Am Ende des Dachfirstes befindet sich ein zweiarmiges Kreuz Der Glockenturm mit quadratischem Grundriss ist mittig an der Westseite des Kirchenschiffs vorgebaut Gekront wird er von einem blechverkleideten pyramidenformigen Helm mit Kreuz auf der Spitze Das steinerne Eingangsportal mit geohrtem Rahmen tragt im Schlussstein die eingemeisselte Jahreszahl 1771 In der Ebene uber dem Eingang befindet sich ein grosses rechteckiges Fenster mit halbkreisformigem Abschluss durch das die Empore belichtet wird Der Glockenboden besitzt auf drei Seiten geoffnete rechteckige Fenster mit halbkreisformigem Abschluss und holzernen Luftungsjalousien Innen Bearbeiten Das Innere des Kirchenschiffs ist mit einer Bohmischen Kappe uberwolbt Die glatt verputzte und um einem Deckenspiegel erganzte Decke zeigt ein Gemalde mit Adler samt Bohmischen Wappen sowie darunter im Schild zwei Schlagel Die Wande werden durch flache korinthische Pilaster mit reich verzierten Kapitellen zwischen den Fenstern geteilt Die Offnung zum zwei Stufen erhoht liegenden Altarraum ist mit einem halbkreisformigen Bogen abgeschlossen Im niedrigen Tonnengewolbe des Altarraums befindet sich ein Deckengemalde aus dem fruhen 19 Jahrhundert das die Jungfrau Maria mit Jesuskind sowie Heiligen zeigt Den Zugang zur Sakristei gewahrt ein rechteckiges Sandsteinportal mit Ohren Die Sakristei ist mit einem Tonnengewolbe samt Stuckrosette in der Mitte uberwolbt Im westlichen Teil des Kirchenschiffs befindet sich die von Saulen getragene Empore die an der sudostlichen Ecke uber eine 4 2 Meter hohe holzerne Wendeltreppe mit Steinmantel zuganglich ist Zwischen den Saulen spannen sich drei Rundbogen Ausstattung Bearbeiten nbsp Innenraum nbsp EmporeAltare Bearbeiten nbsp HauptaltarAm Abschluss das Chores befindet sich der Hauptaltar Er ist aus Holz geschnitzt und grau bzw braunmarmoriert 1912 wurde er letztmals neu bemalt In der Mitte des Altars hangt auf Leinwand ein neuzeitliches Bildnis der Heiligen Familie Zu beiden Seiten befinden sich Saulen mit vergoldeten korinthischen Kapitellen Beiderseits dieser Saulen befinden sich spatbarocke geschnitzte Statuen der Heiligen Wenzel Florian Barbara und Katharina In der sich zur Decke anschliessenden Fortsetzung des Altars befindet sich eine Statuengruppe der Heiligen Dreifaltigkeit mit einer Erdkugel links Jesus Christus rechts Gott der Vater daruber eine Taube als Symbol des Heiligen Geistes begleitet von einer Engelschar In den zum Altarraum hin abgeschragten Ecken des Kirchenschiffs befinden sich beidseitig geschnitzte spatbarocke Seitenaltare mit vergoldeten Verzierungen Auf der vom Kirchenschiff aus gesehen linken Seite befindet sich der Altar des Johannes Nepomuk mit einer neuzeitlichen Statue der Jungfrau Maria und daruber einem Gemalde des Johannes Nepomuk Auf der rechten Seite befindet sich der architektonisch identische Altar der heiligen Cacilia Auf ihm befindet sich eine Statue mit dem Motiv Heiligstes Herz Jesu Daruber ein Olgemalde welches die heilige Cacilia an der Orgel darstellt Kanzel Bearbeiten Auf der Sudseite befindet sich erhoht in der Stelze des Bogens zum Altarraum die aus Holz geschnitzte Kanzel im Rokokostil Auf den unteren Ecken der Kanzel befinden sich Statuen der vier Evangelisten Auf der Kanzelhaube bilden Wolken mit Engelskopfen eine figurliche Gloriendarstellung des Lammes Gottes mit Heiligenschein davor eine Taube und zu beiden Seiten Engel Taufbecken Bearbeiten Das oktogonale zinnerne Taufbecken aus dem Jahr 1612 ist ein Werk des St Joachimsthaler Zinngiessers Leonhard Durr und hat sich aus dem abgebrannten Vorgangerbau erhalten Der Beckenrand liegt etwa 1 Meter hoch samt Haube misst die Hohe des Beckens ca 1 55 Meter Es besitzt einen aus Holz geschnitzten Fuss der Beckenmantel besteht aus etwa 5 Millimeter starkem Zinnblech An den Randern befindet sich ein umlaufender Relieffries der Sieben Freien Kunste der sich in Renaissancearkaden mehrmals wiederholt Darunter ist eine Inschrift in deutscher Sprache eingraviert Um das eingelassene Becken mit einem Durchmesser von 35 Zentimetern befindet sich ein in funf ringformige Felder unterteilter Zinngusskranz mit einer durchschnittlichen Breite von 28 5 Zentimetern Das Feld im inneren und ausseren Bereich ist glatt Von den sich an das mittlere anschliessenden Feldern ist das aussere u a mit Akanthusverzierungen und Arabesken dekoriert das Innere mit Hermen Fruchtgirlanden Bandern sowie floralen Verzierungen mit musizierenden Engeln Auf dem mittleren Ring ist die gravierte Inschrift LASSET DIE KINDLEIN ZV MIR KOMMEN VND WERET IHNEN NICHT DEN SOLCHER IST DAS REICH GOTTES WEHR DA GLAVBT VND GETAVFT WIRT DER WIRT SELIG WERTEN J 6 J Z DEN J IANV ARI zu lesen Unterbrochen wird diese Inschrift von acht Medaillons mit den Kopfen der vier Evangelisten sowie viermal dem St Joachimsthaler Siegel mit Darstellung der Taufe Jesu am Jordan Auf der abgestuften oktogonalen Haube in Helmform befindet sich im unteren Bereich ein umlaufender Relieffries mit dem wiederkehrenden Motiv Moses schlagt Wasser aus dem Felsen Auf dem daruber verlaufenden Fries befindet sich eine Gruppe von drei Reliefs Mittig zwischen Blumenmotiven sieht man Kinder die aus Schalen Wasser trinken rechts ein ritterliches Kampfspiel sowie links einen Festzug An den Kanten der oktogonalen Haube befinden sich in drei Ebenen verbundene Rosetten und dazwischen geflugelte Engelskopfe Die Spitze der Haube tragt ein neuzeitliches zinnernes Kruzifix als Ersatz fur die ursprungliche Figurengruppe mit dem Motiv der Taufe Jesu Orgel Bearbeiten Die Orgel auf der Empore datiert aus dem Jahr 1892 und wurde von Rieger Orgelbau aus Jagerndorf gebaut Das Instrument verfugt uber zwei Manuale und 14 Register Der mit Rokokoschnitzwerk verzierte Spieltisch liegt vertieft am Gelander der Empore Glocken Bearbeiten Das Gelaut besteht aus vier Glocken wovon drei aus dem Vorgangerbau von 1593 stammen Die grosste der Glocken misst in der Hohe 80 Zentimeter hat einen Scharfendurchmesser von 1 Meter Im oberen Teil befinden sich drei Ornamentfriese Die beiden oberen zeigen geflugelte Engelskopfe unter Baldachinen sowie Pflanzenornamente und Draperie Der dritte darunter angeordnete Fries besteht aus Fruchtkorben zwischen Pflanzenornamenten Auf dem Mantel befindet sich der Stadtname GOTTES GAB eingebettet zwischen dem Stadtwappen Darunter befindet sich die gerahmte Inschrift D VIGILY BATOG DECHANT ZV S ICCH TA IOHAN JAGOB KVT TNER ROM KEY MAY OB AMPTS VERWALTER ANNO M D C XXXIX Auf der gegenuberliegenden Seite befindet sich ein Kruzifixrelief mit Initialen zu beiden Seiten links I C rechts I C C sowie auf dem Kranz ANTONI ARNOLT F M Die Kronenhenkel sind glatt gearbeitet Die zweite grosse Glocke misst 65 Zentimeter in der Hohe und 80 Zentimeter an der Scharfe Im oberen Teil befindet sich die lateinische Inschrift VERBVM DOMINI MANET INAETERNVM AMEN IM J 1 5 9 4 und der Abdruck eines Medaillons Kaiser Maximilians II Darunter befindet sich unter hangenden Akanthusblattern die deutsche Inschrift EIN GANTZES KIRCHSPIL VND GEMEIN AVFF DER GOTZGAW LISSEN MICH GISSEN HANS WILDT IN S IOACHIMSTAL LIS MICH FLISSEN DEN 3 DEGEMBER 1 5 9 4 Auf der gegenuberliegenden Seite ist eine Kreuzigungsgruppe dargestellt weitere Inschriften befinden sich zu beiden Seiten Die Kronenhenkel sind profiliert Die ebenfalls 1594 gegossene Totenglocke wurde 1865 durch den Komotauer Glockengiesser Karl Herold umgegossen Im Jahr 1869 wurde eine neue Messglocke beim Egerer Glockengiesser Anton Pistorius hergestellt Sonstige Ausstattung Bearbeiten Im Raum unter der Empore befindet sich der dreiteilige Beichtstuhl aus der Zeit um 1770 Er besteht aus Eichenholz mit Schnitzwerk auf den Gesimsen In der Sakristei steht ein aus Eichenholz gefertigter Kredenzschrank aus der zweiten Halfte des 18 Jahrhunderts Auf ihm werden Kelch und Patene fur die Feier der Eucharistie am Altar vorbereitet Die aus Weichholz mit geschnitzter Ruckenlehne gebauten Kirchenbanke stammen aus dem 18 Jahrhundert Drei Banke sind aus Eichenholz mit teilweiser Vergoldung sie datieren aus der Zeit um 1740 Der im Kirchenschiff aufgehangte glaserne Kronleuchter stammt aus der ersten Halfte des 19 Jahrhunderts Ausserdem befinden sich dort ein holzernes bunt bemaltes Vortragekreuz aus dem fruhen 19 Jahrhundert sowie die in jungster Vergangenheit neu bemalten 1 5 Meter hohen Holzstatuen der heiligen Anna und des heiligen Joachim aus der ersten Halfte des 19 Jahrhunderts Zu den liturgischen Gegenstanden der Kirche gehort eine 66 Zentimeter hohe Monstranz aus Gold Silber und Kupfer Auf dem Hauptaltar stehen Kelche und zinnerne Leuchter Personlichkeiten BearbeitenFolgende Personen wurden in der Kirche begraben 1743 Paul Fischer Bergmeister beim Altar des Johannes Nepomuk 3 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons St Anna Bozi Dar Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Jaroslav Vycichlo Bozi Dar kostel sv Anny tschechisch Einzelnachweise Bearbeiten kostel sv Anny USKP 46489 4 767 In pamatkovykatalog cz Narodni pamatkovy ustav abgerufen am 1 Januar 1900 tschechisch a b Dorothea Selig Kirchenbuchverzeichnis des r k Pfarrbezirks Gottesgab c Bozi Dar Vereinigung Sudetendeutscher Familienforscher e V 14 April 2008 abgerufen am 21 Juli 2015 Bozi Dar 05 Porta fontium Abgerufen am 12 August 2021 50 409634722222 12 924574722222 Koordinaten 50 24 34 7 N 12 55 28 5 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Anna Bozi Dar amp oldid 218212343