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Ein Stoma oder eine Spaltoffnung Plural Stomata altgriechisch stoma stoma deutsch Mund Mundung Offnung ist eine Pore in der Epidermis von Pflanzen Der Stoma wird normalerweise von zwei bohnenformigen Zellen den Schliesszellen gebildet Zahlt man die Zellen die um die Schliesszellen herumliegen Nebenzellen noch hinzu spricht man vom Spaltoffnungsapparat oder stomataren Komplex Wahrend die Epidermiszellen keine Chloroplasten enthalten befinden sich in den ausdifferenzierten Schliesszellen Chloroplasten 1 Stoma am Blatt einer TomatenpflanzeQuerschnitt durch eine Spaltoffnung von HelleborusDie Stomata regulieren den Gasaustausch der Pflanze mit der Umgebungsluft Im Allgemeinen handelt es sich dabei um die Abgabe von Sauerstoff und Wasser Transpiration sowie die Aufnahme von Kohlenstoffdioxid Unabhangig von Pflanzentyp und der Anpassung an besondere Standortbedingungen erfolgt das Offnen und Schliessen der Stomata nach dem gleichen Mechanismus Die Stomata befinden sich bei den meisten Pflanzen in der unteren Epidermis der Blatter bei Grasern auf beiden Blattseiten und bei Schwimmblattpflanzen nur auf der Blattoberseite Stomata sind auch in der Epidermis von Sprossachsen und Blutenblattern zu finden jedoch nie an Wurzeln Inhaltsverzeichnis 1 Bedeutung 2 Struktur des Spaltoffnungsapparates 3 Typen 4 Blatt Typen nach Lage der Stomata 5 Spaltoffnungsindex 6 Entstehung 7 Allgemeiner Mechanismus 8 Molekulare Mechanismen 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseBedeutung BearbeitenDer Gasaustausch mit der umgebenden Luft ist insbesondere fur die Versorgung mit CO2 wichtig Kohlenstoffdioxid wird von den Pflanzen durch physikalische Prozesse Gasaustausch aus der Luft aufgenommen Wurde die CO2 Aufnahme ausschliesslich uber die Zellwande erfolgen mussten diese extrem dunn sein um eine ausreichende Versorgung der Pflanze zu gewahrleisten Dies hatte allerdings eine verringerte Stabilitat sowie einen erhohten Wasserverlust zur Folge Uber die Trennung des Interzellularraums im Blatt von der trockenen Aussenluft durch die Stomata bekommt die Pflanze Kontrolle uber ihren Wasserhaushalt Zudem findet durch die Poren Verdunstung stomatare Transpiration statt die einen Transpirationssog erzeugt durch den Wasser von den Wurzeln bis in die Blatter transportiert wird Mit dem Wasser werden Mineralstoffe aus dem Boden aufgenommen und in der Pflanze verteilt Zusatzlich kuhlt die Verdunstung die Blatter diese uberhitzen bei starker Sonneneinstrahlung nicht und das spezifische Temperaturoptimum der Enzyme in den Blattgeweben wird nicht uberschritten Die Transpiration allein uber die Flache der Stomata die nur ein bis zwei Prozent der gesamten Blattoberflache ausmachen betragt bis zu zwei Drittel der Evaporation also der widerstandslosen Verdunstung einer gleich grossen Wasserflache Untersuchungen haben gezeigt dass an vielen kleinen Offnungen bei gleicher Oberflache mehr Wasser verdunstet Der Grund ist der so genannte Randeffekt Molekule am Rand eines Stomas konnen auch zur Seite diffundieren wahrend sich die Teilchen in der Mitte gegenseitig dabei behindern 2 Der Anteil der kutikularen Transpiration ist sehr gering bei Hygrophyten Pflanzen in feuchten Gebieten mit zarten Blattern sind es weniger als zehn Prozent der Evaporation einer freien Wasserflache bei Baumen weniger als 0 5 Prozent und bei Kakteen sogar nur 0 05 Prozent Struktur des Spaltoffnungsapparates BearbeitenDie ausserste Zellschicht eines Blattes die Epidermis ist eine meist einlagige Schicht die in der Regel aus chlorophyllfreien Zellen besteht Die Epidermis ist nach aussen durch die Cuticula eine nahezu wasserundurchlassige Schicht aus Cutin mit einer aufgelagerten Wachsschicht abgegrenzt Das zwischen den Epidermisschichten liegende Blattgewebe das Mesophyll besteht aus dem Palisadengewebe in dem hauptsachlich die Photosynthese stattfindet dem ebenfalls photosynthetisch aktiven Schwammgewebe und den Blattadern Das Schwammgewebe ist mit Wasserdampf gesattigt und erleichtert die Diffusion aufgrund seiner erhohten Oberflache Zwischen seinen Zellen befinden sich Interzellularraume auch Atemhohlen genannt mit deren Luft der Gasaustausch erfolgt Sie munden in die Stomata nbsp Konfokalmikroskopisches Bild von Schliesszellen bei Arabidopsis mit durch GFP markiertem Cytoplasma und durch Autofluoreszenz rot erscheinenden Chloroplasten Der Spaltoffnungsapparat besteht aus zwei Schliesszellen in der Regel bohnenformige Zellen die an beiden Enden aneinander haften Zwischen ihnen ist ein Interzellularspalt der Porus der die Verbindung zwischen Aussenluft und Atemhohle darstellt Bei manchen Pflanzen sind die beiden Schliesszellen von spezialisierten epidermalen Zellen den Nebenzellen in den Abbildungen hellblau umgeben die an Offnung und Verschluss der Spaltoffnung indirekt beteiligt sind In den Nebenzellen lassen sich oft Leukoplasten erkennen Die Schliesszellen enthalten Chloroplasten konnen also Photosynthese durchfuhren Die Offnungsweite des Porus ist variabel bei Sonnenlicht und genugender Wasserzufuhr sind sie in der Regel weit geoffnet bei Nacht oder bei Wassermangel geschlossen Typen Bearbeiten nbsp Diese Tabelle bedarf einer grundsatzlichen Uberarbeitung Die Tabelle hat keine sinnvolle Struktur Soll es einfach eine Galerie von Bildern sein oder entspricht eine Zeile einem Typ Mir wird es nicht klar Bitte hilf mit ihn zu verbessern und entferne anschliessend diese Markierung Von der Form der Schliesszellen kann man drei Haupttypen unterscheiden Zu dem hantelformigen Gramineen Typ bei Grasern und dem nierenformigen Helleborus Typ bei Ein und Zweikeimblattrigen gesellt sich noch der Mniumtyp der Moose bei dem die Schliesszellen unverdickt sind Zuweilen trennt man davon noch den Xerophytentyp der auf Nadelblattern zu finden ist und bei dem stark verdickte Schliesszellen vorzufinden sind Weiterhin gibt es einen einzelligen Spaltoffnungsapparat der bei wenigen Moosen und Farnen auftritt Zudem ist bei den Amaryllisgewachsen der Amaryllideen Typ vertreten bei dem die Ruckwand der Schliesszellen unverdickt ist wahrend die Bauchwand verdickt ist nbsp Entwicklung des Spaltoffnungsapparates bei Iris Amaryllidaceen Typ nbsp Spaltoffnungsapparat bei Kalanchoe Crassulaceen Typ nbsp Spaltoffnungsapparat bei Zea mays Poaceen oder Gramineentyp Ranunculaceen Typ nbsp Spaltoffnungsapparat bei Coffea arabica Rubiaceen Typ nbsp Entwicklungsschema des Spaltoffnungsapparates vom Brassicaceen Typ Cruciferen Typ Die Zahlen geben die Reihenfolge an in der Nebenzellen entstanden sind Caryophyllaceen Typ Rhoeo spathacea Tradescantia TypAbkurzungen E Epidermiszelle M epidermale Meristemoide SzMz Schliesszellen MutterzelleZuordnungskriterien sind Zahl und Anordnung der Nebenzellen Typ Beschreibung Abbildung gelb markiert Nebenzellen BeispielBrassicaceen Typ anisocytisch gr an nicht isos gleich meist 3 Nebenzellen von der eine deutlich kleiner ist als die anderen nbsp Brassicaceae Atropa nur Blattunterseite Loganiaceae UrticaceaeRanunculaceen Typ anomocytisch eine unbestimmte Anzahl an Nebenzellen oder keine deutlich erkennbaren Nebenzellen nbsp Ranunculaceae Huflattich Aceraceae Berberidaceae Curcurbitaceae Malvaceae Papaveraceae Primulaceae Rosaceae ScrophulariaceaeCelastraceen Typ cyclocytisch gr kyklos Kreis viele Nebenzellen liegen in mindestens einem Ring vor nbsp Celastraceae Pfeffer Buxaceae CitrusCaryophyllaceen Typ diacytisch gr dia zwischen 2 Nebenzellen um 90 versetzt zu den Schliesszellen nbsp Caryophyllaceae Acanthaceae Lamiaceae Solanaceae VerbenaceaeRubiaceen Typ paracytisch gr para neben 2 Nebenzellen parallel zu den Schliesszellen nbsp Rubiaceae Senna Convolvulaceae Hypericaceae Magnoliaceae tetracytisch gr tetra vier 4 Nebenzellen von denen 2 erkennbar kleiner sind nbsp haufig bei MonokotyledonenBlatt Typen nach Lage der Stomata BearbeitenJe nach Lage der Stomata kann man drei Blatt Typen unterscheiden Hypostomatisch Stomata liegen nur auf der Blattunterseite haufig Epistomatisch Stomata liegen nur auf der Blattoberseite selten z B bei Seerosen Amphistomatisch Stomata liegen auf der Blattoberseite und auf der Blattunterseite z B Graser NadelblatterSpaltoffnungsindex BearbeitenDer Spaltoffnungsindex kann zur Unterscheidung zwischen verschiedenen Pflanzen dienen Im Europaischen Arzneibuch kann hierbei zwischen Cassia senna und Cassia angustifolia unterschieden werden Der Wert ist das arithmetische Mittel aus mindestens 10 Bestimmungen pro Pflanze Bei Cassia senna ist ein Index von 10 12 5 15 und bei Cassia angustifolia 14 17 5 20 gefordert 3 S Anzahl der Spaltoffnungen einer bestimmten BlattoberflacheE Anzahl der Epidermiszellen einschliesslich Haare derselben BlattoberflacheI n d e x 100 S E S displaystyle Index frac 100 cdot S E S nbsp Entstehung BearbeitenNebenzellen entstehen aus epidermalen Meristemoiden embryonalen Zellen der Epidermis durch inaquale also ungleiche Zellteilungen deren Anzahl je nach Typ variiert Die Zellen des Spaltoffnungsapparates konnen auf zwei verschiedene Arten entstehen Fortlaufende Zellteilungen einer Meristemoide Die letzte Zellteilung ergibt die Schliesszellen Mutterzelle Beispiel Brassicaceen Typ Abgliederung der Nebenzellen von benachbarten Meristemoiden Beispiel Gramineen TypAls Letztes entstehen aus der Schliesszellen Mutterzelle die beiden Schliesszellen durch Einziehen von zwei Zellwanden in der Mitte aquale Teilung es entstehen also zwei gleich grosse Tochterzellen die durch Auflosen der Mittellamelle voneinander getrennt werden und damit die Spaltoffnung bilden Allgemeiner Mechanismus BearbeitenWasserverlust fuhrt zu einer Verringerung des Innendrucks Turgordruck der Schliesszellen Bei niedrigem Turgor stehen ihre Zellwande in direktem Kontakt miteinander wodurch der Zentralspalt geschlossen ist Eine Erhohung des Turgors durch Wasseraufnahme in die Zelle fuhrt aufgrund der speziellen Zellform und den ungleichmassig stark verdickten Zellwanden zu einer Verformung Die Zellen wolben sich im zentralen Kontaktbereich voneinander weg Der Spalt offnet sich Verbildlichen lasst sich dieses Prinzip anhand eines Fahrradschlauchs Halt man den luftleeren Schlauch in der Hand hangt er schlaff nach unten seine Innenflachen beruhren sich Wird er aufgepumpt lasst sich das Auseinanderbewegen beider Seiten erkennen Somit vergrossert sich der zentrale Raum der dem Zentralspalt des Stomas entspricht Molekulare Mechanismen BearbeitenDie Offnungsweite der Spaltoffnungen wird durch Lichtstarke Lichtqualitat Wasserversorgung und die CO2 Konzentration gesteuert Dabei spielen auch die Phytohormone Auxin und Abszisinsaure eine Rolle 4 Soll die Spaltoffnung erweitert werden fallt das Membranpotential ab und Kalium Ionen stromen ins Innere der Schliesszellen Als Ladungsausgleich stromen auch Anionen uberwiegend Chlorid nach innen und Malationen werden synthetisiert Aufgrund der erhohten Ionenkonzentration stromt nun Wasser uber Aquaporine zunachst ins Cytosol und dann in die Vakuole Osmose ein nbsp Membranpotential einer Schliesszelle bei Dunkelheit 55 mV bei Belichtung 110 mV Im Dunkeln weist die Schliesszelle ein negatives Membranpotential von 55 mV auf Bei einem Lichtreiz verstarkt sich diese negative Spannung auf 110 mV Hyperpolarisation Diese Hyperpolarisation erfolgt durch eine lichtgesteuerte ATPase die Protonen unter ATP Verbrauch von innen nach aussen pumpt Das dazu notwendige ATP konnte aus der Photosynthese der Schliesszellen stammen die in der Regel als einzige Epidermiszellen Chloroplasten aufweisen Die Hyperpolarisation ist notwendig da im Cytosol die K Konzentration hoher ca 100 mM als im Apoplasten ca 1 mM der Quelle der Kalium Ionen ist Die Kaliumkanale offnen sich ab 100 mV und die Kaliumionen konnen gegen ihr Konzentrationsgefalle aber mit dem Potentialgefalle von aussen nach innen diffundieren Ausloser fur das Offnen dieser Kaliumkanale ist eine erhohte Protonenkonzentration also eine pH Erniedrigung im Apoplasten Die Protonen losen aber nicht nur die Offnung aus sondern erleichtern sie auch indem sie das Schwellenpotential zur Offnung zu positiveren Werten verschieben Im Dunkeln stellt die ATPase ihre Tatigkeit ein das Membranpotential steigt wieder auf 55 mV und die Kaliumionen stromen wieder entsprechend ihrem Konzentrationsgefalle nach aussen Gleichzeitig wandern auch die Chloridionen nach aussen Wasser stromt jetzt wieder nach aussen der Turgordruck sinkt und die Spaltoffnung schliesst sich Bei KST1 Kalium Kanal von Solanum tuberosum liegt ein Einwartsgleichrichter mit pH Sensor vor Bei dem entsprechenden Kanal von Arabidopsis werden hohere Protonenkonzentration im Apoplasten zum Offnen des Kanals benotigt Beispiel C4 Pflanze Bei Sonneneinstrahlung wird in den Schliesszellen Kohlenstoffdioxid an Phosphoenolpyruvat PEP gebunden und wird zu Apfelsaure Diese dissoziiert zu Malat und es werden H Ionen freigesetzt Die H Ionen werden durch Ionenpumpen in der Membran mit Energieaufwand Aufspaltung von ATP in ADP und P in die Nachbarzellen befordert Dadurch entsteht eine negative Ladung in den Schliesszellen durch die positive K Ionen angezogen werden Sie diffundieren in das Zellinnere und erhohen so den osmotischen Wert Dadurch diffundiert Wasser aus den Nachbarzellen in die Schliesszellen diese erweitern sich bis zu ihrem doppelten Volumen und geben so die Spaltoffnungen frei Solange Sonne auf die Schliesszelle scheint wird durch diese Reaktionen das Stoma offengehalten je starker die Sonne desto praller sind die Schliesszellen und umso weiter ist die Spaltoffnung geoffnet Lasst die Lichtintensitat nach so finden alle Reaktionen nicht mehr in vollem Umfang statt der osmotische Wert Turgordruck der Schliesszellen nimmt ab und sie werden schlaff die Stomata schliessen sich Nimmt stattdessen die Wasserzufuhr der Pflanze ab verringert sich insgesamt der osmotische Druck Turgor der Pflanzenzellen weniger Wasser diffundiert in die Schliesszellen und die Stomata schliessen sich ebenfalls Durch die Verengung der Stomata transpiriert die Pflanze weniger sie trocknet langsamer aus Literatur BearbeitenBreckle Leistner Pharmazeutische Biologie kompakt Grundlagen Systematik Humanbiologie 8 uberarbeitete und erweiterte Auflage Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart 2014 S 258 260 Strasburger Lehrbuch der Botanik 29 Auflage neubearbeitet von v Denffer et al Gustav Fischer Stuttgart 1967 S 87 90 C 1 a Spaltoffnungsapparate S 217 218 S 244 S 361 G Czihak H Langer H Ziegler Hrsg Biologie Ein Lehrbuch 6 unveranderte Auflage Springer Berlin Heidelberg New York 1996 S 420 424 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Stoma Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Animation zur Funktion der SpaltoffnungEinzelnachweise Bearbeiten Ulrich Kutschera Kurzes Lehrbuch der Pflanzenphysiologie Quelle amp Meyer Wiesbaden 1995 S 383 Gerhard Richter Stoffwechselphysiologie der Pflanzen Georg Thieme Stuttgart 1976 S 295 Europaisches Arzneibuch 10 Auflage Band 2 Deutscher Apotheker Verlag Avoxa Mediengruppe Deutscher Apotheker Stuttgart Eschborn 2020 ISBN 978 3 7692 7515 5 S 2421 f Rainer Franz Hedrich Uber den Stoffwechsel von Schliesszellen im Licht und im Dunkeln Univ Diss Gottingen 1985 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Stoma Botanik amp oldid 235679295