www.wikidata.de-de.nina.az
Dieser Artikel beschaftigt sich mit allen slawischen Muslimen des Balkans Zu den Bosniaken siehe den entsprechenden Artikel Als slawische Muslime bosnisch kroatisch Slavenski muslimani serbisch Slovenski muslimani Slovenski muslimani mazedonisch kyrillisch Slovenski muslimani werden Bevolkerungsgruppen oder Sub Bevolkerungsgruppen von Slawen bezeichnet die in mehreren Landern Sudosteuropas Balkanhalbinsel leben und einer muslimisch gepragten kulturellen Gruppe angehoren Die Verbreitung des Islams in diesem Gebiet geht auf die Zeit des Osmanischen Reiches zuruck siehe auch Geschichte von Bosnien und Herzegowina Hussein Pascha Moschee mit dem Uhrturm im Zentrum von Pljevlja Montenegro Inhaltsverzeichnis 1 Muslimische Slawen im Osmanischen Reich 2 Ethnische Muslime im Kontext der Nationalitatenpolitik Jugoslawiens 3 Wichtigste Gruppen slawischer Muslime im heutigen Sudosteuropa 4 Weitere Verwendung 5 Literatur 6 EinzelnachweiseMuslimische Slawen im Osmanischen Reich BearbeitenSlawischsprachige Muslime gab es zur Zeit des Osmanischen Reiches in fast allen Gebieten in denen slawischsprachige Bevolkerungsgruppen dauerhaft unter osmanische Herrschaft gerieten Die Grunde fur den Ubertritt zum Islam waren verschiedene Die Annahme der Religion der herrschenden Schicht eroffnete die Moglichkeit zu gesellschaftlichem Aufstieg und einer Karriere im Staatsdienst sie ermoglichte es die Zahlung der nur von Nichtmuslimen erhobenen Steuerarten zu vermeiden besonders in Zeiten militarischer Konflikte kam es in einzelnen Regionen auch zu systematischen Verfolgungen bestimmter christlicher Gruppen die der Sympathie mit dem jeweiligen Kriegsgegner verdachtigt wurden in manchen Gebieten kam es zeitweise zu einem akuten Mangel an Priestern Kirchen und kirchlichen Strukturen sodass die Kirchenbindung so sie denn uberhaupt vorhanden gewesen war geschwacht und die Bereitschaft zur Annahme eines neuen Glaubens gestarkt wurde schliesslich war der Islam Bestandteil der orientalischen turkisch persisch arabischen Kultur und Zivilisation des Osmanischen Reiches deren Verbreitung unter den Bedingungen des damaligen Sudosteuropa in mancher Hinsicht als zivilisatorischer Fortschritt erscheinen konnte was der neuen Religion zusatzliches Prestige verlieh In den meisten Gebieten die zwischen dem 16 und der ersten Halfte des 19 Jahrhunderts wieder unter die Herrschaft christlicher Machte Osterreichs Venedigs und der ersten neu entstandenen unabhangigen Balkanstaaten kamen wurden muslimische Bevolkerungsgruppen damals nicht toleriert sondern nach der Ruckeroberung gezwungen entweder eine christliche Konfession anzunehmen oder in das verbliebene Territorium des Osmanischen Reiches zu emigrieren Infolgedessen konzentrierte sich die slawischsprachige muslimische Bevolkerung in denjenigen ganz oder teilweise slawischsprachigen Gebieten die am langsten unter osmanischer Herrschaft blieben Bosnien und Herzegowina Sandschak Kosovo Nordmazedonien sudliches Bulgarien und nordliches Griechenland In diesen Gebieten kam es nach dem Ende der osmanischen Herrschaft infolge der osterreichischen Okkupation Bosnien und Herzegowinas im Jahre 1878 und der Aufteilung der meisten verbliebenen osmanischen Besitzungen in Europa nach den Balkankriegen zu Beginn des 20 Jahrhunderts nicht zu systematischen religios motivierten Verfolgungen der Muslime auch wenn einzelne muslimische Gruppen unter den folgenden Nationalitatenkonflikten zu leiden hatten Der teilweise radikale Wechsel der Macht und Besitzverhaltnisse veranlasste jedoch auch in diesen Gebieten Teile nicht nur der turkischsprachigen sondern auch der slawischsprachigen Muslime in das Osmanische Reich bzw in die Turkei zu emigrieren wo sie bis heute eine zahlenmassig schwer bezifferbare slawischsprachige Bevolkerungsgruppe bilden Die Frage welcher Nationalitat die slawischsprachigen Muslime Sudosteuropas eigentlich angehoren war lange Zeit und ist teilweise bis heute umstritten In der Gesellschaftsordnung des Osmanischen Reiches hatten die slawischsprachigen Muslime denselben gesellschaftlichen Status wie turkischsprachige Muslime die die ursprunglichen Begrunder des Reiches gewesen waren Daher wurden sie oft einfach als Turken bezeichnet und betrachteten sich oft auch selbst als solche Solange sich die Unabhangigkeitsbewegungen der uberwiegend christlichen sudslawischen Volker ideologisch primar auf den konfessionellen Gegensatz zum Osmanischen Reich stutzten wurde diese Bezeichnung auch von diesen als Fremdstereotyp ubernommen Mit dem Aufkommen neuer primar mit Sprache Territorium oder Abstammung argumentierender nationaler Ideologien anderte sich dies Jetzt wurden die slawischsprachigen Muslime von den neu entstehenden Nationalbewegungen als Angehorige des jeweils eigenen Volkes in Anspruch genommen deren Konfessionszugehorigkeit zweitrangig sei Dabei kam es teilweise zu konkurrierenden Anspruchen rivalisierender Nationalbewegungen auf ein und dieselbe Bevolkerungsgruppe Die Mehrzahl der slawischen Muslime selbst blieb in diesen Auseinandersetzungen passiv lediglich Teile der Eliten identifizierten sich mit den neuen Nationalbewegungen Ethnische Muslime im Kontext der Nationalitatenpolitik Jugoslawiens BearbeitenGegenstand einer besonders langandauernden solchen nationalpolitischen Auseinandersetzung waren die Muslime Bosnien Herzegowinas die von serbischer Seite als Serben von kroatischer Seite hingegen als Kroaten betrachtet wurden wobei aufgrund der demografischen Struktur des Landes die nationale Zuordnung der muslimischen Bevolkerung dafur ausschlaggebend gewesen ware welches dieser zwei Volker die Mehrheit der Bevolkerung dieses Landes gestellt hatte Um diesen Konflikt beizulegen und gleichzeitig dem unter den Muslimen Bosnien Herzegowinas zunehmenden Bewusstsein einer kulturellen Eigenstandigkeit entgegenzukommen erkannte die kommunistische Regierung Jugoslawiens nach dem Zweiten Weltkrieg die Muslime Bosnien Herzegowinas unter der Bezeichnung Muslime Muslimani als eigenstandige Nation nacija an Spater wurde dieser Begriff auch in den anderen Teilrepubliken des damaligen Jugoslawien eingefuhrt Dabei wurde das Wort Muslime wenn es die Nationalitat bezeichnete mit grossem Anfangsbuchstaben geschrieben Muslimani wenn es die Religion bezeichnete die auch Menschen anderer Muttersprachen wie etwa Albaner oder Turken umfasste hingegen mit kleinem Anfangsbuchstaben muslimani Im unabhangigen Bosnien und Herzegowina wurde der Begriff Muslime im nationalen Sinne in der ersten Halfte der 1990er Jahre weitgehend durch den Begriff Bosniaken ersetzt der zum Ausdruck bringen soll dass die nationale Identitat der Muslime Bosnien und Herzegowinas nicht primar auf ihrer Religion sondern vor allem auf ihrer Identifikation mit dem Land Bosnien und Herzegowina beruhe In Serbien und Montenegro sind hingegen heute die Kategorien Muslime im nationalen Sinne und Bosniaken in Volkszahlungen parallel im Gebrauch wobei der grossere Teil der betroffenen Bevolkerungsgruppe mittlerweile die Bezeichnung Bosniaken bevorzugt Wichtigste Gruppen slawischer Muslime im heutigen Sudosteuropa BearbeitenDie Bosniaken in Bosnien und Herzegowina sind mit einem Bevolkerungsanteil von knapp uber 50 Prozent 1 das grosste der drei konstitutiven Volker dieses Staates Sie pflegen die Bosnische Sprache die heute in Bosnien und Herzegowina offiziell den Status einer eigenstandigen Sprache hat und zusammen mit dem Serbischen und dem Kroatischen Amtssprache ist Die Muslime im Sandzak von Novi Pazar leben im Grenzgebiet zwischen Serbien und Montenegro Sie betrachten sich grosstenteils als Bosniaken teilweise auch als Muslime im nationalen Sinne teilweise als Serben oder Montenegriner islamischer Religionszugehorigkeit Die Bosniaken im Kosovo sind die zweitgrosste ethnische Minderheit und verwenden die bosnische Schriftsprache Die Goranen im Suden des Kosovo werden teilweise ebenso als Muslime im nationalen Sinne und teilweise als Serben muslimischer Konfession muslimische Serben inzwischen jedoch teilweise auch als eigenstandige Volksgruppe nichtalbanische Muslime betrachtet Die Torbeschen in Nordmazedonien werden in Volkszahlungen heute teilweise als Bosniaken und teilweise als Mazedonier muslimischen Glaubens klassifiziert Sie verwenden die mazedonische nicht die bosnische Schriftsprache Die Pomaken leben im Grenzgebiet zwischen Griechenland und Bulgarien In Griechenland werden sie aufgrund ihrer Konfession zusammen mit der turkischsprachigen Bevolkerung desselben Gebiets als Teil der offiziell anerkannten religios konfessionell definierten turkisch muslimischen Minderheit betrachtet in Bulgarien gelten sie als muslimische Bulgaren Die Citaci Tschitatsi zum Islam ubergetretene albanisierte bzw turkisierte Serben und Mazedonier leben in Sudserbien sowie Nordmazedonien und im Kosovo 2 Weitere Verwendung BearbeitenIm historischen Sinn werden z B auch Saqaliba und polnische Konvertiten in Andalusien und Agypten gelegentlich als slawische Muslime bezeichnet nbsp Die Moschee des Sisman Ibrahim Pasa in Pocitelj Bosnien und Herzegowina nbsp Moschee in Podgorica Montenegro nbsp Innenraum der Gazi Husrev Beg Moschee in Sarajevo Bosnien und Herzegowina Literatur BearbeitenBerna Pekesen Vertreibung und Abwanderung der Muslime vom Balkan In Europaische Geschichte Online Institut fur Europaische Geschichte Mainz 2011 abgerufen am 25 Marz 2021 d nb info PDF 220 kB Jordanka Telbizova Sack Eine Identitat mit vielen Gesichtern Die slawischen Muslime Makedoniens In Istvan Keul Hrsg Religion Ethnie Nation und die Aushandlung von Identitat en Regionale Religionsgeschichte in Ostmittel und Sudosteuropa Frank amp Timme 2005 ISBN 3 86596 009 X Srecko Matko Dzaja Die politische Realitat des Jugoslawismus 1918 1991 mit besonderer Berucksichtigung Bosnien Herzegowinas Oldenbourg Wissenschaftsverlag 2002 ISBN 978 3 486 56659 8Einzelnachweise Bearbeiten Popis 2013 u BiH In statistika ba Abgerufen am 24 September 2016 https www enciklopedija hr natuknica aspx id 13426 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Slawische Muslime amp oldid 229914807