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Schloss Ringenberg ist ein Wasserschloss auf dem Stadtgebiet von Hamminkeln in Nordrhein Westfalen Es steht im Sudosten des Stadtteils Ringenberg dem es seinen Namen gab Schloss Ringenberg Ansicht von NordwestenDas Schloss geht auf eine Burggrundung aus dem 13 Jahrhundert im strategisch wichtigen Grenzgebiet der Territorien der Grafschaft Kleve des Erzstifts Koln und des Furstbistums Munster zuruck Von niederlandischen Truppen zerstort kam die Anlage im 17 Jahrhundert an den Freiherrn Alexander von Spaen der sie wiederaufbaute Nachdem das Schloss 1984 unter Denkmalschutz gestellt worden war erfolgte drei Jahre spater die Eintragung des Gelandes als Bodendenkmal 1 Heute ist das Gebaude Eigentum der Stadt Hamminkeln die dort ihr Standesamt betreibt Ausserdem beheimatet das Gebaude ein Atelierzentrum der Derik Baegert Gesellschaft und ein Restaurant Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 1 1 Architektur 1 2 Innenausstattung 2 Geschichte 2 1 Die Anfange 2 2 Umbauten und Zerstorung 2 3 Wiederaufbau unter Alexander von Spaen 2 4 Das 20 Jahrhundert 2 5 Heutige Nutzung 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseBeschreibung BearbeitenArchitektur Bearbeiten nbsp Westflugel mit vorgeschobenem RisalitDas Schloss im Stil des niederlandischen klassizistischen Barocks ist eine dreiflugelige Anlage aus Backstein die von einem Wassergraben umgeben ist Seine Sud und seine Ostecke werden von machtigen runden Eckturmen gebildet Der sudliche von ihnen besitzt eine geschweifte laternenbekronte Haube Die zwei Geschosse des Schlosses werden von einem Walmdach abgeschlossen das mehrere eiserne Wetterfahnen mit der Jahreszahl 1661 tragt Uber den risalitartig vorgeschobenen Eingangen der beiden Seitenflugel finden sich klassizistische Dreiecksgiebel Zum ehemaligen Hauptportal im Mitteltrakt fuhrt heute noch eine zehnstufige Freitreppe wenngleich deren Ausfuhrung wesentlich schlichter als der Originalzustand ist Bei dem Gebaude handelt es sich um das einstige Hauptschloss Die westlich davon gelegene ehemalige Vorburg ist nicht mehr erhalten Innenausstattung Bearbeiten Im Erdgeschoss des sudwestlichen Seitenflugels besitzt das Gebaude eine bemalte Holzbalkendecke vom Ende des 17 Jahrhunderts Weil sie lange Zeit unter einer Abhangung verborgen war ist sie weitgehend noch im Originalzustand erhalten und somit nahezu einzigartig im Rheinland Neben ihren floralen Malereien im Stil des Hochbarocks zeigt sie die Wappen Alexander von Spaens und seiner ersten Ehefrau Henriette von Arnheim Geschichte BearbeitenDie Anfange Bearbeiten nbsp Rundturm an der sudlichen Ecke des Schlosses 2005 Eine Urkunde von 1229 2 nennt erstmals den Namen Ringenberg Zu jener Zeit war es im Besitz des Ritters und Freigrafen Sueder III von Dingden der es als festes Burghaus im sumpfigen Gebiet des Isselbruchs hatte errichten lassen Als die Adelsfamilie dann ihren Stammsitz dauerhaft dorthin verlegte nannte sie sich ab 1242 1 von Ringenberg Es heisst Sueder III habe sich der Lehnspflicht gegenuber dem Munsteraner Furstbischof entziehen wollen und deshalb fur einen moglichen Verteidigungsfall die Burg errichten lassen 3 Nur wenig spater im Jahr 1247 verpflichtet er sich bereits dem machtigsten Widersacher Munsters dem Kolner Erzbischof Konrad von Hochstaden 1 In den Folgejahren verstand es der Burgherr geschickt zwischen den Machtigen des Landes zu taktieren und seine Burg mal dem Bischof von Munster mal dem Kolner Kurfursten zu Lehen aufzutragen Im selben Jahr in dem Sueder III von Munsteraner Seite 270 Mark fur seinen Besitz erhalten hatte verlobte er seine Tochter Beatrix mit Dietrich Luf I dem Bruder des Grafen Dietrich VII von Kleve und gab die Zusicherung dem Paar nach vollzogener Ehe die Halfte seines Besitzes und die Halfte der Burg Ringenberg zu uberschreiben 1 Der Besitz kam nach dem Tod Sueders III 1265 uber seine Tochter an die Klever Grafen die dort ab 1359 einen Amtmann einsetzten Graf Dietrich IX von Kleve liess Ringenberg 1329 zu einer Residenz erweitern Dazu liess er vier niederlandische Familien als Fachleute kommen um die Sumpflandschaft rund um Ringenberg trockenlegen zu lassen und urbar zu machen Aus dem 14 Jahrhundert stammen auch die beiden dreigeschossigen Rundturme an der Sud und Ostecke der Anlage Umbauten und Zerstorung Bearbeiten Es folgten mehrere Umbauten im 15 Jahrhundert Unter anderem wurde dem vermehrten Einsatz von Feuerwaffen durch Einbau von hakenbuchsentauglichen Schlusselscharten im Kellergeschoss des Ostturms Rechnung getragen Zeitweise war die Burg in jener Zeit mit einer grossen Anzahl Burgmannen belegt Ein Amtsbrief vom 14 Oktober 1437 nennt zum Beispiel neben dem zustandigen Amtmann noch weitere zehn Personen darunter einen Pfortner einen Torhuter und zwei Turmer 1 Im Zuge der Soester Fehde von 1444 bis 1449 drohte auch Ringenberg zum Schauplatz kriegerischer Auseinandersetzungen zu werden und so liess Herzog Adolf von Kleve seine Amtsburg starker befestigen indem er sie mit einer Wehrmauer umgeben und den Zingelgraben verbreitern liess 1 In der zweiten Halfte des 15 Jahrhunderts sahen sich die Klever Herzoge wegen akuter Verschuldung dazu gezwungen Ringenberg des Ofteren zu verpachten Wahrend des Niederlandisch Spanischen Krieges wurde die Wehrburg von spanischen Soldaten schwer in Mitleidenschaft gezogen Es existierten zwar Plane die Anlage in eine reine Festung umzuwandeln doch diese wurden nie verwirklicht 1 Wahrend des Dreissigjahrigen Krieges im Jahr 1629 von niederlandischen Truppen eingenommen und 1635 endgultig zerstort heisst es von der Burg in einem zeitgenossischen Bericht aus dem Jahr 1648 gantzlich ruinirt und demolirt auch gantz und gar zum Steinhauffen verfallen 4 Wiederaufbau unter Alexander von Spaen Bearbeiten nbsp Schloss Ringenberg Ende des 17 JahrhundertsIm gleichen Jahr erhielt der niederlandische Oberst und Landdroste Jakob von Spaen die unbewohnte Ruine gemeinsam mit seinem Bruder dem brandenburgischen Generalfeldmarschall Alexander von Spaen vom Kurfursten Friedrich Wilhelm fur seine Verdienste als Mannlehen Die von Spaens hatten ihn im Kampf in den Generalstaaten tatkraftig unterstutzt Die Bruder bauten ab 1648 auf den Ruinen der mittelalterlichen Burg das heutige Schloss Dabei wurden noch erhaltene Reste des Wehrbaus in die neuen Gebaude einbezogen so zum Beispiel die grabenseitigen zwei Meter dicken Aussenwande der Anlage Die Wetterfahne auf dem Schlossdach nennt das Jahr 1661 als Enddatum der Bauarbeiten Mit diesen beauftragte Alexander von Spaen denselben Baumeister den er auch fur den Umbau des niederlandischen Schlosses Biljoen bei Velp einem Ortsteil von Rheden in der Nahe von Arnheim engagierte und der wohl im Umfeld des niederlandischen Architekten Pieter Post zu suchen ist 5 1 Sein Name ist bis heute unbekannt Nach dem vermutlich kinderlosen Tod Jakob von Spaens wurde sein Bruder Alexander alleiniger Lehnsnehmer 1 Beim Tod des Generalfeldmarschalls erbte eines seiner zwolf Kinder die Schlossanlage sein Sohn Alexander Bernhard der sie 1696 an seinen alteren Bruder Friedrich Wilhelm verkaufte Der letzte direkter Nachkomme Alexander von Spaens war Alexander Sueder von Spaen 1703 1768 Er musste das Schloss wegen massiver finanzieller Schwierigkeiten 1737 an seinen Neffen Alexander Dietrich aus dem niederlandischen Familienzweig verkaufen 1 Er blieb jedoch bis zu seinem Tod im Jahr 1768 auf Ringenberg wohnen Auch seine Witwe Agnes Jacoba von Nassau Lalecq konnte das Schloss zeit ihres Lebens unentgeltlich nutzen Ende des 18 Jahrhunderts war Schloss Ringenberg meist verwaist und stand unter Verwaltung eines Rentmeisters Unter seiner Agide ist wohl der Abbruch der beiden quadratischen Eckturme im Osten und Norden des Areals sowie des einstigen Torhauschens zu datieren die zwischen 1733 und 1823 abgerissen wurden 6 Der Besucher musste Letzteres einst passieren um das an allen vier Seiten von Wassergraben umgebene Schloss uber eine Zugbrucke zu erreichen Im Siebenjahrigen Krieg diente das Schloss als Quartier fur Offiziere und zur Unterbringung von Verwundeten 1 Wahrend der Franzosischen Revolution fanden aus Frankreich emigrierte Adelige dort Zuflucht 1 Das 20 Jahrhundert Bearbeiten Nach 1848 erfolgten mehrere Besitzerwechsel Eigentumer wurden unter anderem Mitglieder der Familien von Salm Hoogstraeten und Salm Horstmar Da es in der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts von diesen nicht selbst bewohnt sondern vermietet und nur sehr notdurftig instand gehalten wurde verfiel es zusehends bis 1924 Clemens Graf von Plettenberg 1871 1957 die baufallige Schlossanlage erwarb Sofort nach dem Kauf begann er mit der Restaurierung des stark verwahrlosten Gebaudes Seine Bemuhungen wurden aber durch den Zweiten Weltkrieg jah zunichtegemacht Durch Artillerie und Fliegerbomben wurde der nordostliche Gebaudeflugel 1945 schwer beschadigt Die Ortschaft Ringenberg war zu 40 Prozent zerstort Nach Kriegsende erfolgten eine behelfsmassige Wiederherstellung und eine anschliessende Nutzung des Schlosses als Kirche und Schule Der Sohn Clemens von Plettenbergs Maximilian 1913 1989 liess weitlaufige Gartnereien rund um das Schloss anlegen und vermietete einen Teil des Gebaudes an den Kunstverlag Der Kreis dessen Inhaber Bodo Bratke der spater die Derik Baegert Gesellschaft grundete dort eine Galerie mit wechselnden Kunstausstellungen eroffnete Der Familie von Plettenberg war trotz der Mieteinnahmen schliesslich nicht mehr moglich den verbliebenen Baubestand angemessen zu unterhalten der Westflugel des Schlosses verfiel allmahlich Nach dem Tod Maximilian von Plettenbergs erwarb die damalige Gemeinde Hamminkeln die Anlage im Jahr 1989 und liess sie von 1990 bis 1994 unter den Massgaben des Denkmalschutzes aufwandig sanieren und restaurieren Ziel war die originalgetreue Wiederherstellung der Anlage des 17 Jahrhunderts In diesem Zuge wurden von Dezember 1990 bis August 1991 auch archaologische Grabungen im Kellergeschoss durchgefuhrt 7 Interessante Fundstucke sowie die Ergebnisse dieser Grabung sind im Keller des Schlosses zu begutachten Bei den Wiederaufbauarbeiten im Sudwestflugel wurde zudem eine bemalte Balkendecke freigelegt die durch ihren ausserordentlich guten Erhaltungszustand kunsthistorisch sehr wertvoll ist Heutige Nutzung Bearbeiten War in den Schlossgebauden schon in den Jahren zwischen 1909 und 1911 das Burgermeisteramt untergebracht dient Ringenberg seit 1994 zum Teil wieder stadtischen Zwecken Seit diesem Jahr beherbergen die Erdgeschossraume des Mitteltrakts das Standesamt der Stadt Hamminkeln Im barocken Kellergewolbe des Schlosses ist seit 1998 ein Restaurant beheimatet Daneben werden einige Kellerraume als archaologisches Magazin genutzt 1 Die Raume des Nordflugels sowie einige des Mitteltrakts wurden bis zum Auslaufen eines Pachtvertrages mit der Stadt Hamminkeln Ende 2020 von der Derik Baegert Gesellschaft e V genutzt Sie unterhielt dort ein Atelier Zentrum mit elf Ateliers fur junge Kunstler und einer 320 m grossen Ausstellungsflache 8 Literatur BearbeitenPaul Clemen Hrsg Die Kunstdenkmaler des Kreises Rees Die Kunstdenkmaler der Rheinprovinz Band 2 Abt 1 Schwann Dusseldorf 1892 Seiten 103 105 online Ferdinand G B Fischer Ausflugsziele am Niederrhein Schone Burgen Schlosser und Motten Pomp Bottrop 2000 ISBN 3 89355 152 2 Seiten 30 33 Ludger Fischer Die schonsten Schlosser und Burgen am Niederrhein Wartberg Gudensberg Gleichen 2004 ISBN 3 8313 1326 1 Seiten 70 71 Harald Herzog Hamminkeln Eine bemalte Holzdecke des 17 Jahrhunderts In Denkmalpflege im Rheinland Jg 9 Nr 3 1992 ISSN 0177 2619 Seiten 114 117 Christoph Nitrowski Bearb Ringenberg Rheinischer Stadteatlas Nr 73 Bohlau Koln 1998 ISBN 3 7927 1734 4 Hulda Pankok Das Schicksal des Schlosses Ringenberg In Kreisverwaltung Rees Hrsg Heimatkalender 1963 Rheinberg 1962 Seiten 145 148 Heimerick M J Tromp Ein Geschlecht ohne Grenzen Alexander von Spaen und sein Nachlass In Niederrheinkammer Jg 47 1991 ISSN 0174 5700 Seiten 227 228 235 Jens Wroblewski Andre Wemmers Theiss Burgenfuhrer Niederrhein Konrad Theiss Stuttgart 2001 ISBN 3 8062 1612 6 S 122 123 Weblinks BearbeitenBurg und Schloss Ringenberg Objektdatenblatt im Portal kuladig deEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h i j k l m Schloss Ringenberg Chronik zu Bau Umgebung und Bewohnern seit 1229 o J o S Theodor Ilgen Westfalisches Urkundenbuch Band 7 Regensberg sche Buchhandlung Munster 1901 Nr 330 online H Pankok Das Schicksal des Schlosses Ringenberg 1962 S 146 Jens Wroblewski Andre Wemmers Theiss Burgenfuhrer Niederrhein Konrad Theiss Stuttgart 2001 ISBN 3 8062 1612 6 S 122 H M J Tromp Ein Geschlecht ohne Grenzen 1991 S 227 Jens Wroblewski Andre Wemmers Theiss Burgenfuhrer Niederrhein Konrad Theiss Stuttgart 2001 ISBN 3 8062 1612 6 S 123 Carmen Maurer Untersuchung des Kellers in Schloss Ringenberg In Harald Koschig Hrsg Archaologie im Rheinland 1991 Rheinland Verlag Koln 1992 ISBN 3 7927 1326 8 S 126 129 Gudrun Bott Schloss Ringenberg Junge Kunst in alten Gemauern In Burgen und Schlosser Jg 47 Nr 1 2006 ISSN 0007 6201 S 45 51 741944444444 6 6147222222222 Koordinaten 51 44 31 N 6 36 53 O Normdaten Geografikum GND 7532051 4 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schloss Ringenberg amp oldid 239179918