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Die von Schilling sind ein deutsches Adelsgeschlecht welches sich auf das uradelige Geschlecht der Schilling von Lahnstein zuruckfuhrt und spater auch in den Freiherren und Grafenstand erhoben wurde Wappen der Schilling von Lahnstein Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Ursprung 1 2 Tradition 1 3 Westlicher Stamm 1 4 Ostlicher Stamm 1 5 Rheinlandstamm 1 6 Sudlicher Stamm 2 Familienverband 3 Wappen 4 Personlichkeiten 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenUrsprung Bearbeiten Der erste bekannte Namenstrager war ein Ritter namens Wilhelm Schilling im Jahr 1173 1 Zu diesem Zeitpunkt war das Geschlecht welches auch unter den Namen Huneswin Bowe Broitsac oder von Lahnstein erscheint im Grossraum Andernach und im Gebiet Mittelrheintal bereits weit verbreitet 2 3 Aus Mangel an urkundlich uberlieferten Quellen lassen sich die genauen Verwandtschaftsverhaltnisse nicht mehr rekonstruieren Verbindliche Regeln der erst aufkommenden Heraldik entstanden weit spater weshalb ein gemeinsames Stammwappen nicht existiert 4 Die quellenmassig leider sehr unzureichend uberlieferte Familie der Vogte von Panau fuhrte dagegen gleichsam das Wappen der Schilling von Lahnstein und scheint zu diesen zu gehoren 5 Tradition Bearbeiten Gemass der eigenen Darstellung die sich seit dem 18 Jahrhundert sicher belegen lasst gingen verschiedene namenstragende Familien unabhangig voneinander von einer gemeinsamen Herkunft von dem Geschlecht der Baseler Patrizier Schilling aus was auf eine gewachsene Tradition schliessen lasst 6 7 8 9 Dabei wurden die am Mittel und Niederrhein vorkommenden Familien Schilling stets als von jener abstammend dargestellt Da jedoch der dafur veranschlagte Zeitraum vor den ersten Nennungen dieser Familie liegt lasst sich auch diese Tradition nicht beweisen nbsp Sagenhafte Stammtafel des Geschlechts nach einer Chronik des 16 JahrhundertsHeinrich III Schilling von Lahnstein 1166 1221 gen Huneswin gilt schliesslich als Stammvater des Geschlechts und soll bis zu seinem Tode als Ministeriale auf der Burg Lahneck gelebt haben die Kaiser Friedrich II 1220 an Kurmainz zu Lehen gab Laut einer Chronik die von seinem Leben berichtet war er jedoch allgemein im Raum der Schweiz in Lahnstein aber auch in Italien tatig 10 Die Nachkommen seines ersten Sohnes Johann I Schilling von Lahnstein 1208 1292 waren die Begrunder des Westlichen Stammes und des Ostlichen Stammes wahrend sein zweiter Sohn Konrad III Schilling von Lahnstein 1212 1296 der Begrunder des Rheinlandstammes und sein dritter Sohn Heinrich I Bowe von Lahnstein 1213 1284 der Begrunder des Sudlichen Stammes war aus dem die Schilling von Canstadt hervorgingen Westlicher Stamm Bearbeiten nbsp Stammwappen des Westlichen Stammes Schilling Wissembourg Breslau Sachsen Heinrich IV Schilling von Lahnstein 1237 1294 altester Sohn von Johann I Schilling von Lahnstein ist der Begrunder des Westlichen Stammes Sein erster Sohn Friedrich III Schilling von Lahnstein 1270 1301 starb kinderlos Nach einer sagenhaften Uberlieferung die vom Schriftsteller Heinar Schilling 1944 in einem Roman 11 literarisch verarbeitet wurde verlor der zweite Sohn Bernhard I Schilling von Lahnstein 1271 1308 bei der Verschworung gegen Konig Albrecht von Habsburg sein Leben Fur eine Beteiligung an der Ermordung des Konigs fehlen jedoch jegliche Belege lediglich die zeitgenossische Chronik des Ottokar aus der Gaal deutet in einigen Versen eine Verbindung der Verschworer zum Erzbischof von Mainz an in dessen Umfeld die Schilling sich belegen lassen Eine Linie wanderte schliesslich nach Schlesien aus und begrundete dort einen bis in das 18 Jahrhundert hinein bluhenden Zweig Zu den Nachfahren des Westlichen Stamms gehorte der Kleckewitzer Ast Rittergut Kleckewitz bei Raguhn Sachsen Anhalt der im Raum Anhalt verschiedene Guter besass und offentliche Amter bekleidete So war Jobst Anfang des 17 Jahrhunderts Furstlicher Hof und Landrat zu Kothen und selbigen Landes Oberhauptmann Diese Linie ist nachdem sie nach 1736 zum Verkauf ihrer Guter an Furst Leopold I genotigt wurde im Mannesstamm erloschen An diese Familie erinnert der Name der Siedlung Schillingsbusch bei Dessau Rosslau Auch andere Linien dieses Stammes siedelten sich im Zuge der Ostkolonisation im mitteldeutschen Raum an Einer dieser Nachkommen war der bekannte Bildhauer und Erzgiesser Johannes Schilling der unter anderem das Niederwalddenkmal und das Panther Gespann auf der Semper Oper in Dresden schuf Ostlicher Stamm Bearbeiten nbsp Stammwappen des Ostlichen Stammes Schilling Baltikum Ein spaterer Nachfahre der rheinischen Schilling Karl Gebhard v Schilling ist der Stammvater des einzigen noch bluhenden estnischen Astes des ostlichen Stammes Karl Gebhard schied 1768 aus dem Militardienst aus und widmete sich der Bewirtschaftung seiner Guter zunachst in Seinigal und Orgena Die Familie hatte schliesslich den zweitgrossten Grundbesitz Estlands und wurde 1919 20 enteignet 1834 bzw 1855 war dem estnischen Ast vom Kaiserlich Russischen Dirigierenden Senat das Recht auf Fuhrung des Baronstitels wieder zuerkannt worden Infolge der Unruhen in den baltischen Provinzen 1906 und der Revolution 1917 waren bereits mehrere Familienmitglieder aus dem Baltikum ausgewandert 1939 wurden dann infolge des Hitler Stalin Pakts die ubrigen Mitglieder vollstandig nach Deutschland umgesiedelt Viele wanderten auch in andere Lander aus Rheinlandstamm Bearbeiten Mit Johann II Schilling von Lahnstein 1347 der zweite Sohn von Friedrich I Schilling von Lahnstein beginnt die gesicherte urkundliche Uberlieferung der Rheinlandstamme 1312 wurde er zudem Burgmann auf der Burg Lahneck 12 Der Stammsitz der Familie befand sich jedoch in Niederlahnstein wo die Familie einen Adelshof besass 13 Einer seiner Nachkommen ist Daniel Schilling von Lahnstein 1541 der mit Margarethe von Kottenheim 1546 verheiratet war Sein Epitaph befindet sich in der Pfarrkirche Maria Himmelfahrt in Andernach Vor einem angedeuteten und den Eingang zum Tod darstellenden Tor geschmuckt mit Pflanzenwerk und Blattkapitellen steht die von Kopf bis Fuss gepanzerte etwas nach vorne gebeugte und betende Rittergestalt In den Ecken befinden sich die Ahnenwappen derer Schilling von Lahnstein links oben von der Leyen rechts oben von Kray unten links und von Eltz unten rechts Die Inschrift lautet AN N O D OMI NI 1541 VFF DEN 28 JVLII IST GESTORBEN DER ERENVEST DANIEL SCHILLING VON LANSTEN DEN GOT G S A 14 Von seinem Sohn Konrad Schilling von Lahnstein 1539 verheiratet mit Otta von Liebenstein 1556 ist ein Epitaph in der Pfarrkirche St Nikolaus in Kottenheim erhalten geblieben Es besteht aus Tuffstein und stellt in Lebensgrosse gepanzert und mit Helm auf dem Kopf den Junker dar der in den Handen einen Rosenkranz halt In den Ecken befinden sich die Ahnenwappen derer Schilling von Lahnstein oben links von Kottenheim oben rechts von der Leyen unten links und von Riedt unten rechts Die Inschrift lautet IM IAER VNS HEREN 1539 OF DEN ACHTEN DAG MARTII STARB DER EDEL VND GESTRENGE IONKER IONKER CONRAD SCHILLINCK VAN LAINSTEIN DEM GOT GNAIT AMEN Das Epitaph wurde 2009 2013 aufwendig restauriert 15 Diese Linie ist mit seinem Enkel Johann Konrad Schilling von Lahnstein der 1608 in Rom verstarb erloschen Sudlicher Stamm Bearbeiten Heinrich I Bowe von Lahnstein gilt als der Stammvater des sudlichen Stammes aus dem die Schilling von Canstatt hervorgingen Familienverband Bearbeiten1556 verbruderten sich sechs namenstragende Familien Schilling mit unterschiedlichen Wappen zu einem Geschlecht Der Schillingische Stamm der Lahnstein besass erlosch 1608 1924 wurde der Verband des Hauses Schilling e V gegrundet und in Breslau und Dresden eingetragen 1954 bei einer Neugrundung eingetragen beim Amtsgericht Niederlahnstein Diesem Verband gehoren alle drei verbliebenen Stamme an Wappen BearbeitenBei der Wappenfuhrung besitzt das Geschlecht keine gemeinsame Kontinuitat was einerseits in der Datierung der Ahnengemeinschaft in die Anfangszeit der Heraldik begrundet liegt andererseits in regional sehr unterschiedlichen Gebrauchen 16 17 Wahrend der Stamm Sud bereits seit dem 14 Jahrhundert durchgehend das gleiche Wappen fuhrt ist das Familienwappen des Stammes Ost neuzeitlich und wurde wenigstens einmal grundlegend geandert und lasst daher keine Ruckschlusse auf die Herkunft der Familie zu Die Familie der Schilling von Lahnstein fuhrte wie auch die Bowe Huneswin oder die Vogte von Panau drei bekronte Adlerkopfe im Schild meistens rot auf weissem Grund es ist jedoch auch die Variante weiss auf blauem Grund uberliefert Das uberlieferte Wappen der Schilling auf Kleckewitz zeigte im roten Schild einen schwarzen mit 12 silbernen Kugeln belegten Balken Die Zahl 12 steht dabei fur das Wort Schilling da ein Schilling den Wert von 12 Silberpfennigen hatte Auf dem Helm mit rot schwarzen Decken ist ein offener roter Flug beidseits mit schwarzem drei silberne Schillinge tragenden Balken belegt Das in die Zeit des Fruhbarock datierende Wappen der Freiherren und Grafen von Schilling im Baltikum zeigt auf Gold einen roten Balken der mit drei silbernen Bugelhelmen belegt ist Auf dem Helm bzw drei Helme mit rot goldenen Decken stehen drei rot gold rot Straussenfedern Personlichkeiten BearbeitenFriedrich von Schilling 1584 1637 deutscher Gelehrter Friedrich Gustav Schilling 1766 1839 Dichter und Schriftsteller Bruno Schilling 1798 1871 deutscher Rechtswissenschaftler Johannes Schilling 1828 1910 Bildhauer und Erzgiesser Ehrenburger von Mittweida und Dresden Lothar Schilling 1834 1879 Richter am Reichsoberhandelsgericht Rudolf Schilling 1859 1933 Architekt Heinar Schilling 1894 1955 Dichter und Verleger Jurgen von Schilling 1909 2008 Arzt Ehrenburger von LangeoogSiehe auch BearbeitenSchilling von Cannstatt Schilling sachsische Familie Hauptlinie des westlichen Stammes Schilling schlesisches Adelsgeschlecht Literatur BearbeitenSchilling Geschlecht In Johann Heinrich Zedler Grosses vollstandiges Universal Lexicon Aller Wissenschafften und Kunste Band 34 Leipzig 1742 Sp 1566 1574 Ernst Heinrich Kneschke Neues allgemeines deutsches Adels Lexicon Band 8 Friedrich Voigt s Buchhandlung Leipzig 1868 C von Ledebur Urkundliche Nachrichten uber die Familien von Lahnstein In Rhenus Beitrage zur Geschichte des Mittelrheins Commissions Verlag von M J Mentges Oberlahnstein 1883 1884 Heinar Schilling Die Stammfolge des Eriksgeschlechtes I Teil Der Westliche Stamm 1198 1948 Glucksburg 1948 Walter Schilling Die Stammfolge des Eriksgeschlechtes II Teil Die Lilianiden 1556 1957 Trier 1957 Genealogisches Handbuch des Adels Adelslexikon Band XII Band 125 der Gesamtreihe C A Starke Verlag Limburg Lahn 2001 ISSN 0435 2408 Michael Garleff Schilling Barone von In Neue Deutsche Biographie NDB Band 22 Duncker amp Humblot Berlin 2005 ISBN 3 428 11203 2 S 765 767 Digitalisat Wolfgang Schmid Das Epitaph des Junkers Konrad Schilling von Lahnstein in Kottenheim und die Grabmalskunst der Gotik und der Renaissance im Raum Mayen Koblenz Hrsg Geschichts amp Altertumsverein fur Mayen und Umgebung e V Vulkan Druckerei Kottenheim 2017 ISBN 978 3 930821 27 3 Claudius Engelhardt Die Schilling von Lahnstein und die Kottenheimer Muhle In Kreisverwaltung Mayen Koblenz Hrsg Heimatbuch 2020 Weiss Druck Monschau 2019 ISSN 0944 1247 S 274 279 Wolfgang Schmid Das Epitaph fur Daniel Schilling von Lahnstein In 800 Jahre Mariendom zu Andernach am Rhein Andernacher Beitrage 35 Kunster Druck Andernach 2020 ISBN 978 3 947987 01 6 S 167 212 Claudius Engelhardt Die Schilling von Lahnstein und die Burg in Nickenich In Anzeiger des Geschichtsverein Nickenich Selbstverlag Nickenich 2023 S 4 8 Weblinks BearbeitenWebsite des Verbandes des Hauses Schilling e V Genealogisches Handbuch der baltischen Ritterschaften Teil 2 Band 3 Estland Gorlitz 1930 Die Schilling von Canstadt im Schlossarchiv WildenfelsEinzelnachweise Bearbeiten Richard Knipping Die Regesten der Erzbischofe von Koln im Mittelalter Band 2 Bonn 1901 Nr 984 1051 1190 1237 1250 1522 Google Bucher Fritz Michel Geschichte der Stadt Lahnstein Selbstverlag Lahnstein 1982 W Frese Fr Schaback Die Geschichte des Dorfes Frucht H Chr Sommer KG Bad Ems Dietz Limburg 1952 Seite 14 Rolf Zobel Wappen an Mittelrhein und Mosel Verlag Books on Demand 2013 ISBN 3 8482 9751 5 Tafel 25 Tafel 109 Tafel 175 u a Bertram Resmini Die Bistumer der Kirchenprovinz Trier Das Erzbistum Trier 7 Die Benediktinerabtei Laach Schriftenreihe der Germania Sacra De Gruyter 1993 Seite 268 Digitalisat Das Fragment einer Chronik von 1774 wurde von Heinar Schilling in Quellen zur Geschichte der Familie Friedrich Schilling 1373 Ludwig Schillings Ubersetzungen von 1774 herausgegeben Selbstverlag Riesa 1917 Eine umfangreiche Darstellung dieser Abstammungstradition erstellt 1781 im Auftrag von Raphael Graf von Schilling befindet sich im Adelsarchiv Wien unter der Signatur AT OeStA AVA Adel RAA 370 14 Auch Carl Friedrich Schilling von Canstatt geht 1807 in seiner Geschlechts Beschreibung derer Familien von Schilling Digitalisat auf diese Tradition ein die er fur die Familie Schilling von Buxfort uberliefert Bereits 1729 behauptet die aus Mittelsachsen stammende Familie um den Dresdner Beamten Dr Jacob Friedrich Schilling eine Abkunft von der 1507 geadelten Patrizierfamilie Schilling aus Wissembourg im Elsass die sich uber die Schilling von Surburg ebenfalls von denen aus Basel herleiten soll Der Sohn Jacob Friedrichs stellte hierzu ein Gesuch an den Kaiser welches im Adelsarchiv Wien unter der Signatur AT OeStA AVA Adel RAA 370 11 erhalten ist Heinar Schilling Hrsg Quellen zur Geschichte der Familie Friedrich Schilling 1373 Ludwig Schillings Ubersetzungen von 1774 herausgegeben Selbstverlag Riesa 1917 Heinar Schilling Ein aufrechter Mann Vier Tannen Verlag und Co Berlin Leipzig 1944 Nassauer Annalen Verein fur Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung Wiesbaden 1830 Band 1 Seite 132 Fritz Michel Geschichte der Stadt Lahnstein Selbstverlag Lahnstein 1982 Dr Helmut Weinand Illustrierter Domfuhrer durch die katholische Kirche Maria Himmelfahrt in Andernach Gorres Druckerei und Verlag Koblenz 3 Auflage 2012 Claudius Engelhardt Die Pfarrkirche in Kottenheim Ein Rundgang durch die Kirche und ihre Geschichte BoD Books on Demand Norderstedt 2014 ISBN 978 3 7322 9829 7 Heinar Schilling Schillingisches Wappenbuch Eigenverlag Glucksburg 1946 Schilling gibt hier einen wesentlichen Teil der gefuhrten Wappen und Belege dafur wieder allerdings ist diese Publikation teils sehr unwissenschaftlich und spekulativ so konstruiert er Entwicklungen und Begrundungen in der Wappenfuhrung um die Differenz der Wappen die auch als Kritik einer gemeinsamen Herkunft genutzt wurde zu rechtfertigen Rolf Zobel Wappen an Mittelrhein und Mosel Verlag Books on Demand 2013 ISBN 3 8482 9751 5 gibt dagegen einen wissenschaftlich belegbaren Uberblick in die teils sehr flexiblen Gewohnheiten der Heraldik an Mittelrhein und Mosel Normdaten Person GND 140058648 lobid OGND AKS VIAF 103368881 Wikipedia Personensuche Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schilling rheinlandisches Adelsgeschlecht amp oldid 237614376